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    Donnerstag, 2. Juli 2009

    Gestern stieg ich aus der S-Bahn um sogleich beschwingt auf dem Fahrrad den Restheimweg anzutreten - allein, das Rad war nicht da.

    In solchen Momenten ist meine erste Reaktion Zweifel - nicht an der Welt, sondern an mir. Ob ich überhaupt mit dem Rad gekommen bin. Ob ich es tatsächlich an dieser Stelle abgestellt hatte. Ob es wirklich der richtige Wochentag, das richtige Jahr, das richtige Leben ist. Insofern war ich ausgesprochen dankbar, am vermuteten (Ex-)Fahrradparkplatz das aufgebrochene Schloss und damit Klarheit zu finden.

    Der nächste Gang führte mich (auf dem wenige Minuten zuvor auf der Rolltreppe abgebrochenen Absatz) zum Kindergarten und, weil das nicht wirklich gut ging, von dort dann barfuß nach Hause. Mannomann, kann so Asphalt im Sommer heiß werden, das hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung! Wir waren daher recht flott-tänzelnd unterwegs.

    Recht flott war auch das Gesummsel für Polizei und Versicherung zusammengerafft und nebenher noch ein neuer-gebrauchter Fahrradkindersitz erklickt schließlich hatten wir dieses Schauspiel vor weniger als einem Jahr schon einmal. Den Fahrradhändler meines Vertrauens aufgesucht, dort den für demnächst vereinbarten Reparaturtermin für das nunmehr Ex-Fahrrad storniert und nach einem neuen-alten Rad gefragt. Der gute Mann konnte damit nicht dienen, wohl aber an die Konkurrenz verweisen die gerade am Morgen noch ein passendes Schnäppchen im Hof gehabt hätte.

    Die Konkurrenz aufgesucht, das Schnäppchen als doppelt so teuer wie das Ex-Fahrrad aber dennoch im Rahmen des mitgeführten Bargeldes ausgemacht und von Mademoiselle noch etwas runterhandeln lassen ("Das können wir nicht kaufen, die Farbe ist voll doof!". "Wir brauchen aber eine blaue Klingel dazu!")

    Im Stadtteilrevier die "immer da, immer nah"-Plakate im unbesetzten, kamerabweachten Eingangsraum studiert während der Freund und Helfer uns drei gut gesichterte Türen und Flure weiter ein klein wenig warten ließ. Geht halt alles nicht so schnell. Auch später immer ganz kurz davor gewesen, dem guten Mann zwecks Beschleunigung der Angelegenheit die Tastatur zu entreißen und die Eingaben mal rasch für ihn zu erledigen. Erfahren, dass die Spuren am Schloss auf ein sehr kleines Werkzeug und einen sehr langwierigen Prozess hinweisen. Möglicherweise wird die hartnäckige Person mit dem kleinem Werkzeug dann doch etwas enttäuscht sein, solche Mühe auf sich genommen zu haben für ein uralt-Fahrrad an dem ein Bremsklötzchen fehlt, beide Mäntel porös sind sowie das Licht kaputt und die Kette beim Schalten abspringt. Und möglicherweise entdeckt diese Person das erst bei hoher Geschwindigkeit auf einem Schotterweg. Das wäre fein!

    Das neue-alte Fahrrad ist jedenfalls top und ich konnte mir heute morgen auf dem Arbeitsweg eine ganz neue Position unter den Berufs-Fahrradpendlern sichern. Wäre schön, wenn ich das etwas länger als ein Jahr behalten darf.

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