Donnerstag, 3. Juli 2008
novemberregen, 22:34 Uhr
And that has made all the difference.
Unzählige Entscheidungen treffen wir täglich, die meisten davon nebenher und unbemerkt. Von den bewussten wiegen manche mehr und manche weniger schwer - oft ist das auch stimmungsabhängig und so steht mein grandioser Songtext "Das Bier, das ich nicht trank" auch noch immer aus.Manchmal gibt es aber auch Momente, in denen man die Schnittpunkte zwischen den möglichen Handlungssträngen besonders stark spürt. So sehr spürt, dass einem flau wird.
Ich erinnere mich z.B. an die Situation, ein Messer 3cm tief in meinem Oberschenkel stecken zu sehen. Oder auf offener Straße in einen Polizeiwagen verladen zu werden. Oder die Worte "tut mir leid, ich will nicht mehr" auszusprechen, ein Stück Schneidezahn in der Hand zu halten, eine Faxe-Dose in gezieltem Bogen durch die Luft fliegen zu lassen, morgens im Bett meine Beine nicht mehr zu spüren oder mit blutverschmierten Schuhen an der S-Bahn-Station zu stehen.
Diesen Situationen gemeinsam ist eine innere Ruhe wie im Auge des Sturms; dafür absolute Ungläubigkeit wie Fassungslosigkeit ob der eigenen Dummheit, da überhaupt hineingeraten zu sein. Vor einem Blick, der plötzlich sehr, sehr klar ist, sehe ich den einen Handlungsstrang, in der Ferne abbiegen und in dichtem Nebel versinken und erlebe einen dieser wenigen Momente absoluter Überzeugung, dass dies nämlich eigentlich der vorzuziehende gewesen wäre. Der nun aber leider unerreichbar ist. Dazu gesellt sich das Gefühl, um eine bessere Geschichte als die, deren Beginn ich gerade erlebe, betrogen worden zu sein.
Dieses Gefühl hatte ich heute auch. Im beruflichen Kontext, indem eine kleine Unachtsamkeit beinah den absoluten SuperGAU auslöste, mit langfristigen, weitreichenden und kaum abschätzbaren Folgen. Mein Fehler, meine Unachtsamkeit, war es nicht - in letzter Konsequenz aber meine Verantwortung.
Wie gesagt, beinahe. Letzendlich war es so eine kleine Banalität wie ein klemmendes Schloss, das die Handlungsstränge wieder zusammenschnappen ließ.
Zurück bleibt ein neuerliches - erfahrungsgemäß schnell verdrängtes - Erstaunen, wie fragil unser Alltag letztendlich doch ist.