Ohne, dass ich es bemerkt hätte, habe ich den ganzen Weg im Büro durchgezählt. Eins-zwei-drei-vier-fünf-sechs braune Ratte! Eins-zwei-drei-vier-fünf-sechs braune Ratte! Wir sind hier ja schließlich in Hessen, alle sind verdächtig. Als ich im Büro ankam, traf mein mentales Durchzählen Kollegin S, die in meiner Tür stand und fragte „Haben Sie die AfD gewählt?“ „Sind Sie krank?“, fragte ich. Sie erwiderte nein, es gehe ihr zwar schlecht, aber nicht gesundheitlich. Sie könnte sich nur nicht vorstellen, wer diese Menschen sind und würde daher jetzt einfach alle Leute fragen. Bisher habe sich niemand offenbart. Wir kamen überein, dass wir unsicher sind, ob uns das erleichtert oder beunruhigt.
Ansonsten war der Tag verrückt. Morgens gingen unsere Wochenendaktivitäten durch die Presse, das war ein bisschen aufregend. Dann verbrachte ich längere Zeit damit, einem ausgebuchten Berliner Hotel ein Tageszimmer abzuschwatzen. „Sie haben fast 400 Zimmer und da wird doch wohl irgendwo eine frühe Abreise und eine späte Anreise dabei sein und dann können Sie das Zimmer quasi doppelt abrechnen, meine Güte, für 500 Euro würde ich das an Ihrer Stelle sogar selbst putzen und abgesehen davon hängt der Gast eh nur reglos in Videokonferenzen und macht keinen Dreck“, sagte ich. Welcher dieser Punkte der überzeugende war, weiß ich nicht, aber es ging dann.
Kurz darauf erhielt ich einen Anruf von Fragmente, der sehr geschäftsmäßig klang, sie informierte mich recht knapp, sie habe für uns einen Impftermin ausgemacht und teilte Datum und Uhrzeit mit. Mir war bis dahin nicht bewusst, dass ein Impftermin für mich ausgemacht würde, ich interessiere mich zwar für einen aber habe irgendwie bis in drei Jahren zu keinem Zeitpunkt Muße, mich nochmal zwei Tage mit impfkrank auf’s Sofa zu legen. Andererseits ist das natürlich besser, als mich nochmal eine Woche mit Corona ins Bett zu legen. Ich gehe also Freitag zur Coronaimpfung und Montag zur Grippeimpfung und am Wochenende dazwischen fahre ich zu den Geburtstagsfeierlichkeiten von Violinista und nehme vielleicht mit dem Auto eine Typen mit, den ich für so irre halte, dass ich nicht zu ihm ins Auto steige. Ob er ausreichend irre ist, zu mir ins Auto zu steigen, ist noch nicht ganz raus.
Abends war ich im Supermarkt, weil ich großen Appetit auf Frikadellen hatte. Ich mag überhaupt keine Frikadellen, weil mir Hackfleisch suspekt ist. Ich wäre aber ja eigentlich letztes Wochenende in München gewesen und wir wären im Spatenhaus eingekehrt, man hatte mir schon mitgeteilt, das Signature Dish des Spatenhauses seien die „Kalbsfleischpflanzerl“. Ich brauchte schon drei Anläufe, das zu tippen. Gruselig. Fleisch, das nicht in Urform daher kommt und dann noch von einem Kalb. Gleichzeitig habe ich immer heftige FOMO und natürlich muss ich das Signature Dish essen, es führt kein Weg daran vorbei, so dass ich jetzt schon seit etwa zwei Wochen komplett auf Kalbsfleischpflanzerl (Übung macht die Meisterin) ausgerichtet war und dann fiel der Besuch aus. Seitdem habe ich Appetit auf Frikadellen. Ich kaufe natürlich keine fertig abgepackten, Gipfel der Widerlichkeit und ich matsche natürlich auch nicht selbst in gehacktem Fleisch, um Frikadellen selbst herzustellen, K2 der Widerlichkeit. Ich kaufte also ein veganes Produkt, oder vegetarisch, keine Ahnung und nunja, ich wurde mitgerissen und was weiß ich, welches Ersatzprodukt da schmeckt, ich kaufte also alle verfügbaren veganen/vegetarischen Sorte. Fünf waren es. Zu Hause verspürte ich Erkärungsnot vor dem Kind, erläuterte also meine Gedankengänge, M fand alles absolut nachvollziehbar, sagte aber auch, wie immer sei „Mühlendings“ die Marke der Wahl. Das findet sie bei allen solchen Produkten. Auf dem Einkaufszettel steht daher häufig „Mühlendingszeugs“.
Die Mühlendingsfrikadellen waren als Trägersubstanz für Curryketchup und Senf geeignet, in der Textur auch sehr angenehm, im Geschmack ein solides „gut“, nur der Nachgeschmack ist mir etwas zu intensiv. Den werde ich gleich mit einem Apfel neutralisieren.
Frage in der Contenvorschlagliste heute: „Wer und/oder was (Mehrfachauswahl möglich) ist komplett wunderbar, perfekt, wie für Sie gemacht, einfach großartig?“ – Sie ahnen die Antwort vermutlich schon: kommt ganz drauf an, zu welchem Zeitpunkt Sie mich das fragen. Vorhin hätte ich gesagt „Mühlendingsfrikadellen“, jetzt wegen des Nachgeschmacks und weil ich ja schon satt bin nicht mehr. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre Mineralwasser mit viel Sprudel, Zimmertemperatur, große Glasflasche zweifellos das Beste auf der Welt für mich. Deshalb hole mich mir das jetzt.
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Es ist so viel besser für mich, morgens das Haus zu verlassen, der ganze Tag hat dann für mich einen besseren Rhythmus. Idealerweise verlasse ich das Haus aber nicht gegen 8 Uhr sondern gegen 10 Uhr, so wie heute, zum Frühstück mit Schanuf und Dackel. Und jederzeit ca. 50 Wespen. Die waren allerdings schon etwas dumm, sie umflogen die Speisen, landeten auch mal aber bekamen es nicht hin, davon zu fressen. Aggressiv waren sie auch nicht, eher etwas kuschlig aber wir mussten sehr aufpassen, nicht versehentlich eine mitzuessen.
Spaziergang in milder Luft zum Fahrrad, das ja noch an der S-Bahn stand, dann auch weitere Fuhrparklogistik, M hatte gestern Nacht nämlich im Hof geparkt, weil das Garagentor so laut ist. Das erste Mal kam sie um 2 Uhr nach Hause, allerdings nur zum Umziehen und Partywechsel, das zweite Mal dann gegen 6 Uhr. Ich bin schon vom Zusehen völlig erledigt. Das Auto konnte ich dann leider nicht umparken, M hatte so nah an der Wand geparkt, dass ich nicht durch den Türspalt passte. Meine Güte.
Nachmittags Kaffeeplausch ohne Kaffee mit Cucinacasalinga, ich habe schlimmen Entzug (nicht nach Kaffee) aber sie war wegen Corona die letzten Tage nicht verfügbar. Ich bin gespannt, was mich in Bezug auf Corona in der nächsten Woche erwartet, eben habe ich nämlich erfahren, dass ich seit letztem Donnerstag (also dem vor gut einer Woche) an jedem einzelnen Wochentag mit einer Person Essen oder Kaffee trinken war, die nun Corona hat. Immer unterschiedliche Personen, insgesamt also 7. Mein Test – gerade gemacht – ist negativ. Schauen wir mal, wie lange.
Über den Rest des Tages möchte ich jetzt nichts sagen. Wenn ich aus dem Fenster gucke, wenn ich auf die Straße gehe, ist jede*r sechste Wahlberechtigte offensichtlich eine braune Ratte. Es ekelt mich.
Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute – nein, erst kurz eine Zwischenbemerkung, es wird derzeit viel in die Liste eingetragen und, weil man auf meine Antwort wohl nicht bis nächstes Jahr warten möchte, andere Einträge überschrieben. Ich billige das. Schauen Sie also am besten selbst nochmal rein und schreiben Sie ihre eigenen Themen wieder an die Spitze, je wilder desto besser, party hard!
Wo war ich – Thema heute: „Ihr Job scheint Ihnen zu liegen. Was speziell befriedigt Sie daran?“ – Ja, das Geld natürlich, was sonst, es ist ja ein Job. Ich verdiene es auf eine Weise, die mir nicht sonderlich weh tut, bzw. nur sehr selten. Ich musste mich in dem Job noch nie verstellen, zunehmende muss ich mich zwar als eine besser Version der Person, die ich mit Bequemlichkeit sein kann, verhalten, das würde ich nicht „verstellen“ nennen, es verursacht nur manchmal Wachstumsschmerzen. Was mir auch gefällt ist, dass mein Job sehr undefiniert ist. Dadurch ist er abwechslungsreich, ich habe ständig wieder Themen, mit denen ich noch nie zuvor zu tun hatte, also wird mir nicht langweilig, und wie ich diese Themen angehe, ist auch mir überlassen, also wird mir noch weniger langweilig.
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Was für ein wahnsinnig zerfranster Tag! Ich wollte tausend Dinge tun, habe tausend Dinge begonnen und bin dann zu einer anderen Tätigkeit gesprungen, zu einer weiteren, wieder auf Begonnenes gestoßen und ein bisschen weitergemacht. Gleich morgens das Bett abgezogen, dann erst einmal gefrühstückt, zwischendrin 5 kg Zitronen heiß abgewaschen, dann Gesangsstunde, neue Bettwäsche ausgesucht, Wäsche sortiert, eine Waschladung angeschaltet, zum Einkauf aufgebrochen aber ein Auto mit zig Kästen Leergut vorgefunden, Leergut weggefahren, das ganze Auto aufgeräumt, spontan zu Mr. Wash gefahren, dann einkaufen, dann Teig für die Tarte gemacht und Zutaten für Risotto rausgelegt, dann ein Bett wieder frisch bezogen und einen Wäscheständer mit trockener Wäsche abgeräumt, eine neue Waschladung angestellt, Kühlschrankeinkäufe verräumt, zwischendrin Katzen gebürstet und kurz staubgesaugt und mit M ein Partyoutfit ausgesucht, kandierte Zitronen gemacht, Spülmaschine aus- und wieder eingeräumt, Getränke verräumt, ein weiteres Kopfkissen frisch bezogen, Zitronencreme für die Tarte gemacht, mittlerweile zu viel Chaos, um noch Risotto zu machen, daher Aufbackbaguette gegessen, Tarte fertiggebacken, restliche Zitronen geschnitten und eingefroren. Jetzt sind noch eine Bettdecke und ein paar Kissen zu beziehen, restliche Einkäufe wegzuräumen, die nasse Wäsche aufzuhängen (und dafür wohl noch ein Wäscheständer freizuräumen) und dann sollte alles wieder so wie vorher, besser als vorher, sein.
Der Mensch, bei dem ich das Leergut abgab, war wehleidig. Die Kästen waren nicht alle voll und ganze 5 Flaschen waren einzeln nicht in einem Kasten. „Das ist ja alles durcheinander!“, sagte er vorwurfsvoll und ich fragte „Was meinen Sie genau damit?“. „Ja hier halt“, deutete er auf die Kästen und ich deutete auf Kasten 1 und fragte „Ist der durcheinander?“ Nein, war er nicht. Kasten zwei auch nicht. Die übrigen Kästen auch alle nicht, ich habe es einzeln abgefragt. „Ist schon gut“, sagte der Leergutmann. Ich habe die Fähigkeit verloren, unsinnige Bemerkungen stehenzulassen. Diese Großzügigkeit ist mir verloren gegangen. Das habe ich auch schon bei Online-Konversationen an mir festgestellt.
Im Supermarkt war ein älterer Mann, ich fuhr mit dem Einkaufswagen an ihm vorbei, er sagte „Entschuldigung“. Ich fuhr zurück und sagte „Ja? Kann ich helfen?“ und er antwortete „Nein, ich habe mich nur entschuldigt, weil ich hier stehe, das stört ja!“. „Sie stören überhaupt kein bisschen“, sagte ich. „Das hat lange niemand mehr zu mir gesagt“, sagte der ältere Mann. Dann gab es noch einen Polizeieinsatz im Supermarkt, ein Mensch, der unsere Sprache nicht sprach und „under influence“ war, konnte nicht zahlen bzw. wollte nicht zahlen, als die Polizei kam, ging es dann doch.
Heutige Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Nature or Nurture?“ Wir haben hier jetzt schon ein paar Mal darüber gesprochen, dass die Welt sehr komplex ist und in den seltensten Fällen nach einem Entweder-Oder-Schema funktioniert. Warum sollte das hier so sein? Glauben Sie nicht auch, dass jede inhärente Veranlagung auch gewisse Rahmenbedingungen braucht, um sich ausprägen zu können? Und glauben Sie nicht gleichermaßen, dass identische Rahmenbedingungen unterschiedliche Personen nicht zu gleichen Personen machen? Und dann haben wir auch noch freien Willen, wobei, wenn wir freien Willen als „frei von Kausalitäten“ definieren, dann haben wir keinen freien Willen. Oder wenn Sie Anhänger*in des Prädeterminismus sind, dann auch nicht, und dann wackeln sowieso die Grundlagen unserer Gesellschaft, wir tun dann gut daran, die Frage gar nicht zu beantworten und sie ist somit irrelevant.
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Als ich neulich darüber schrieb, dass es mir manchmal irrational leicht fällt, mich zu entscheiden, habe ich nicht dazu gesagt, dass es mir auch sehr leicht fällt, mich immer mal wieder umzuentscheiden.
Heute zum Beispiel. Für den Chor heute Abend war ich schon abgemeldet, weil ich ja eigentlich mittags nach München gereist wäre. Diese Reise findet nun nicht statt und als ich heute Morgen aufwachte, freute ich mich sehr auf den Chor am Abend und beschloss, hinzugehen. Auf dem Weg ins Büro bemerkte ich, dass ich die Chornoten nicht dabei hatte und bekam sofort keine Lust mehr, weil ich so nochmal einen Zwischenstopp für eine halbe Stunde oder so zu Hause einlegen müsste, das ist lästig. Den ganzen Tag über im Büro bis etwa Nachmittags steigerte sich die Lust aber wieder, so dass ich die Chorpläne wieder fasste, ich würde einfach etwas früher von der Arbeit aufbrechen. Bis es dann um 17 Uhr noch ein Ereignis gab, dass zu einem deutlich späteren Aufbruch führte und ich verwarf den Chor. Auf dem Weg zur S-Bahn lief ich dann quasi Frau Fragmente vors Auto und sie fragte, ob sie mich nach Hause fahren solle. Was für eine Gelegenheit! Ich war begeistert. Ich würde nun auch früher ankommen und tiefenentspannt sein, also dann wohl doch Chor, Fragmente bestärkte mich in diesem Plan. Zu Hause fiel mir dann ein, dass das Fahrrad, mit dem ich üblicherweise zum Chor fahre, aber noch an der S-Bahn-Station stand, nunja, es war noch ausreichend Zeit, zu Fuß zu gehen. In diesem Moment kam aber M nach Hause, wir verquatschten uns, ich strich den Chorplan, eine halbe Stunde, nachdem ich losgemusst hätte, fragte M dann, ob ich eigentlich nicht zum Chor gehen wolle, sie würde Besuch erwarten und hätte mit meiner Abwesenheit gerechnet. Ich könnte aber natürlich auch hierbleiben, es würde keinesfalls stören, sei nur bisher nicht so gedacht gewesen. Ich schilderte mein Dilemma, das kluge Kind warf eine Münze und ich blieb im Sessel sitzen (nur figurativ, in Wirklichkeit stand ich auf und machte uns einen Drink mit den frischen Crowdfarming-Zitronen).
Heute in der täglichen Content-Vorschlagliste die Frage: was ist besser, ein Aquarium oder ein Bild eines Aquariums. Man könnte fragen „für wen?“, das tue ich nicht, ich bin der Nabel meiner Welt. Ich habe schon viele Aquarien gepflegt, welche mit Fischen drin und welche mit Fröschen drin und so weiter, es ist immer ganz nett, auch wenn ich Maden auftauen nicht zu den Abendbeschäftigungen zähle, auf dich ich ähnlich hinfiebere, wie eigentlich auf den Chor. Aber wie die Tiere dann – in meiner Interpretation dankbar und begeistert – fressen, ist nett. Darüber hinausgehende Aquariumspflege kann ich mir für mich nicht vorstellen. Mit den Händen in einer Wohnung in Wasser hantieren, es tropft, passt man nicht richtig auf, könnten Tiere an der Luft verenden, Pflanzen schneiden, Beschäftigung mit Pumpen, Licht, Wassertemperatur, das finde ich alles beschwerlich. Ich schaue Aquarien gerne an, wenn andere Menschen sie haben. Deshalb ist das Bild eines Aquariums besser, das kann ich ja auch anschauen, vielleicht sogar ein Lifestream, es gibt doch diesen Stream, wo man Fischen irgendwie eine Tür aufmachen kann. Das finde ich gut. Für mich gerne ohne Tür aufmachen, sonst ist es schon wieder eine Aufgabe, ich überlege derzeit im Privaten sehr genau, welche weiteren Aufgaben ich überhaupt für mich annehme und Fischen die Tür öffnen fällt bei meiner inneren Abwägung leider heraus, herunter, irgendwohin, ich gucke noch nicht einmal, wohin.
Bitte keine Aquarienbilder zum Geburtstag schenken. Ich mag keine Bilder, das Aquariumsbild ist lediglich das kleinere Übel, also sollte sie mit vorgehaltener Pistole bei Leib und Leben jemand verpflichten, mir ein Aquarium ODER ein Aquariumsbild zu schenken, dann gerne das Bild, in allen anderen Situationen schenken Sie mir bitte Verbrauchsgüter, gute Unterhaltung oder einfach gar nichts.
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Alles zu WmdedgT wie immer hier bei Frau Brüllen.
Seit einiger Zeit teilt M die Zeit eigenartig mit. Heute wollte sie um „15 vor 7“ geweckt werden. Ich bin nicht gut in Uhrzeiten, analoge Uhren kann ich nur mit Konzentration lesen (und mit Migräne gar nicht) und 15 vor 6 hat mich ab 6:39 Uhr beschäftigt, da wurde ich nämlich das erste Mal von selbst wach und überlegte, ob es sich lohnt nochmal einzuschlafen.
Lohnte nicht, ich stand auf, fütterte die Katzen, weckte dann wunschgemäß das Kind und huschte noch unter die Dusche, während sie sich in den Tag sammelte. Um 7:20 verließ sie das Haus, um 7:45 Uhr ich, ich überlegte kurz, mit dem Rad zu fahren, dann fuhr ich aber erst einmal zum Briefkasten, um die Briefwahlbriefe einzuwerfen und danach hatte ich meinen Radfahrplan vergessen und stieg in die S-Bahn.
Ankunft im Büro daher für meine Verhältnisse, für unsere Büroverhältnisse, sehr früh, nämlich vor 9 Uhr. Die Zeitungen lagen noch vor der Tür und die Kaffemaschine wurde noch gereinigt. Ich hatte in den letzten Tagen große Themenbrocken auf dem Tisch und war deshalb nicht zu alltäglichen Dingen gekommen. Es ist nicht so, dass diese Themenbrocken jetzt gelöst wären, doch wenn man den Alltag länger liegen lässt, wird der irgendwann auch sehr dringlich, man kennt das von zu Hause. Dieser Zeitpunkt war für mich im Büro gekommen, die Themenbrocken mussten einen Tag Pause machen und statt dessen hundert Kleinigkeiten getan werden, damit auch andere Leute, die auf meine Rückmeldung warten, mit ihren Sachen mal wieder weiterkommen. Das Alltagszeug war entpannt und gleichzeitig ein bisschen langweilig und unbefriedigend, weil halt so Minimaltätigkeiten wie „ich habe eine Briefmarke aufgeklebt“ (habe ich nicht, das ist nur ein Beispiel). Gegen 13 Uh war ich damit soweit durch, dass ich wieder wusste, was sich alles für Vorgänge bei mir befinden, was davon dringend ist und dass bei Kleinigkeiten niemand mehr auf meine Entscheidung wartet.
Am Vormittag war eine Mail gekommen, dass es in der Kantine wegen technischer Vorfälle ein NOTVERSORGUNG gäbe. Mit Großbuchstaben, rot und Ausrufungszeichen. Normal esse ich mittags nichts und wenn, dann eher nicht in der Kantine, aber Notversorgung, wie spannend! Ich ging hin und nahm zwei Kolleginnen mit. Wir erfuhren, dass die Kühlung ausgefallen war und es gab nur Chili con Carne oder Nudeln mit Tomatensoße. Der Zusammenhang erschloss sich mir nicht, also zwischen „Kühlung ausgefallen“ und „Chili con Carne“ vielleicht noch, das Rindfleisch muss weg, aber „Nudeln mit Tomatensoße“ ist etwas, das ich aus Dauervorräten zubereite. Ich entschied mich für das einzige Dessert, Streuselkuchen mit Birnen. Auch hier konnte ich die Verbindung zu „Kühlung ausgefallen“ nicht ziehen.
Den Nachmittag über vergrub ich mich in die Vorbereitungen für die zweite Budgetrunde, die ist am 13.10. Bei der ersten war ich gänzlich unvorbereitet, ich habe also einiges aufzuholen. Das sollte bis dahin aber klappen. Danach gingen wir den Plan für das Wochenende durch, wir haben von Freitagabend bis Montagmorgen durchgehend Besuch und Konferenzen, auch noch mit einer – im Verhältnis zu den Dingen, die wir so allgemein macheń – sehr großen Relevanz. Als die Ankündigung kam, wusste ich schon, dass ich selbst am Wochenende verreist sein werde und plante entsprechend. Nun ist meine Reise Corona zum Opfer gefallen, ich werde aber trotzdem nicht arbeiten, es ist ja schließlich alles schon ohne mich geplant. Ich mache mir also ein sehr gemütliches Wochenende und stehe nur im Hintergrund für Notfälle bereit. Die aber sicher nicht eintreten werden.
Am Morgen hatte ich noch Fragmente geschrieben und wir hatten gemeinsam einen Kaffee gegen 16 Uhr ins Auge gefasst. Dazu kam es aber nicht, wie gesagt, ich war in das Budget vergraben und sie wohl auch sehr beschäftigt, so dass keine von uns mehr nachfragte, um die Zeit zu konkretisieren – bis 18 Uhr aber da hatte ich gerade beschlossen, dass ich mich nach dem nächsten Sinnabschnitt unbedingt auf den Heimweg machen muss, M hatte sich nämlich Lieblingsessen gewünscht.
Um 19 Uhr war ich zu Hause, ging noch mit Herrn N eine kurze Runde spazieren und die Hühner in der Straße besuchen. Ich kann unglaublich gut Hühnergeräusche nachmachen, die Hühner schauen dann immer ganz interessiert und fühle mich Hühnern irgendwie verwandt. Vielleicht war ich in einem anderen Leben mal ein Vogel. Allerdings eher kein Huhn, die können ja nicht so gut fliegen, ich könnte als Vogel hervorragend fliegen, kann ich im Traum ja auch immer. Ich kann auch gut Krähengeräusche, vielleicht war ich eine Krähe. Ich teilte diese Annahme mit Herrn N., er war nicht überzeugt.
Zu Hause Vorbereitung des Lieblingsessens und für mich Käsebrot, ich hatte genau darauf großen Appetit. Als ich mich dann gemütlich in den Sessel setzen wollte, begann Herr N mit dem Zusammenbau eines Möbels, sehr unangenehm für mich, ich mag die Geräusche nicht und ich zweifle die Sinnaftigkeit des Möbels sowieso an, drittens gelang es dann nicht gut, ich verließ also den Raum und legte mich ein wenig auf’s Bett. Schlagen Sie nicht vor, ich hätte ja helfen können, das funktioniert nicht, ich bin nicht gut in Teamarbeit, das gibt nur Streit.
Wenn dann jetzt irgendwann das Möbelklappern aufhört werde ich, wie geplant, in den Sessel umziehen.
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Meine Güte, ich habe es nicht leicht. Im Büro beschäftigt mich weiterhin der Compliance-Fall, bei dem wir mittlerweile drei Interessengruppen haben, die alle nicht in der Lage oder nicht gewillt sind, ihre Arbeit vernünftig zu machen. Ich sitze in der Mitte, weiß alles besser und sehe es schon kommen, dass ich am Ende die einzige bin, die mit einem Reputationsschaden aus der Sache hervorgeht. Immerhin, das ist dann wieder das Lustige, kann ich es mir auch von allen am besten leisten.
Hier habe ich es auch schwer, in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste wird gewünscht, dass ich etwas zum „Manifest für den Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer sage. Wollen Sie mich fertigmachen? Ich verlinke das Manifest hier nicht, man kann das ja sehr einfach googeln. Mein Gesamturteil lautet: es ist unterkomplex.
Ich hole aus: ich war früher, so zu Schulzeiten, davon überzeugt, dass Militär scheiße ist. Dass man zu Kriegen definitiv nicht hingeht. Dass man alle retten kann. Dass es immer eine richtige Lösung gibt und dass alle die verstehen, wenn man mal vernünftig mit ihnen redet. Dass es immer eine gute Entscheidung gibt.
Das war der Luxus eines noch nicht so viel gelebten Lebens und eines relativ geringen Erfahrungsschatzes und dieser Luxus steht mir heute nicht mehr zur Verfügung. Ich habe heute gelernt, dass es oft nur beschissene Entscheidungsvarianten gibt und dennoch ist eine davon auszuwählen und das wird nicht etwa am Ende belohnt, weil sich herausstellt, dass es halt im ganzen Dreck dann doch das richtige war – nein, so ist das nicht. Es wird immer offen bleiben, ob nicht eine andere miese Variante doch ein klein wenig besser gewesen wäre, es wird immer eine mistige Entscheidung bleiben, die man dann halt getroffen hat und für die man verantwortlich ist, ganz ohne Happy End. Und wir können uns nicht mit allen einigen, die Varianten der Realität, in der wir uns befinden, sind oft zu unterschiedlich, um in der Zeit, die wir haben, eine Schnittmenge aufzutun und um irgendwas verhandeln zu können, braucht man eine wie auch immer geartete Basis und Verhandlungsmasse. Alle retten kann man schon gar nicht, noch nichtmals alle die, die sich überhaupt retten lassen wollen.
In Bezug auf die von Russland überfallene Ukraine sehe ich auch keine einfache, klare und definitiv gute Entscheidung. Ich habe keine Vorstellung davon, wie Verhandlungen sinnvoll ablaufen könnten. Ich habe keine Vorstellung davon, wie der Krieg jemals wieder aufhören kann. Ich bin sicher, es wird noch viele Tote und viel Zerstörung geben. Ich habe keine Ahnung, was die am wenigsten dreckige Variante unter allen möglichen dreckigen Entscheidungen sein könnte und ich leiste mir hier den Luxus, zu sagen: das sollen für Deutschland Personen entscheiden, die eine bessere Informationsbasis haben als ich, die kompetentere Fachpersonen haben, als ich es bin, sprich: die Bundesregierung.
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Ich bin ein wenig scharfgestellt. Vermutlich liegt das nicht an irgendeiner Charaktereigenschaft sondern an der zweiten Nacht mit etwa 3 Stunden Schlaf. Die vorletzte, bei Frau Herzbruch, war wegen Amüsements kurz und dann, weil ich wach lag, da eine Mücke um mich herumflog und ich mich sorgte, sie würde mich stechen und alles jucken und dann müsste ich möglichst lautlos in der Wohnung von Frau Herzbruch Fenistil suchen, normale Leute haben das im Badezimmerschränkchen aber Frau Herzbruch hat kein Badezimmerschränkchen, sie hat eine Badezimmerschublade mit unfassbar viel Zeug in ihrem Schlafzimmer und diesen Riesensetzkasten, sie berichtete, der eine gesamte Wand im Wohnzimmer einnimmt. In diesem Riesenschrank mit einer Milliarde kleiner Türen vermutete ich das Fenistil. Letztendlich schlief ich darüber ein, mir auszumalen, wie viele dieser Türen ich öffnen muss, bis ich die Tube finde. Türchen zählen zum Einschlafen sozusagen.
Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass Frau Herzbruch aus dem fast gleichen Grund wach lag, sie war nämlich bereits gestochen worden und ihre Füße juckten und sie wusste, dass das Fenistil genau in diesem Setzkastenschrank ist, vor dem ich aber ja (vermeintlich) schlief, so dass sie nicht wagte, es herauszusuchen.
Was lernen wir daraus? Die Dinge, die man unterlässt wiegen oft schwerer als die, die man tut. Und außerdem lernen wir, dass bei mir Mückenstiche erst in Nacht 2 jucken und das war diese Nacht. Ich behandelte sie mit diesem Elektrodings, mit dem man sich Verbrennungen zufügt UND mit Fenistil aber genützt hat es nichts.
Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute nach „Strategien für die Berufswahl“. Da kann ich nicht weiterhelfen, ich hatte nie welche, außer dass Berufstätigkeit eben notwendig ist zur Finanzierung des Lebensunterhaltes – meine Eltern hätten mich zwar jederzeit wieder zu Hause aufgenommen und verpflegt aber nie die Möglichkeit gehabt, mir eine eigene Wohnung etc. zu finanzieren, auch nicht vorübergehend. Mein Ansatz war daher primär, keine Finanzierungslücke entstehen zu lassen.
Ich habe schon alles Mögliche gearbeitet. Im Nachhinein kann ich all diese Jobs zu einer überzeugenden Geschichte zusammenfügen in der alles Sinn ergibt und die gar keinen anderen Schluss zulässt, als dass ich meine jetzige Stelle habe. In Wirklichkeit ist das aber Quatsch, es war eine Aneinanderreihung von Zufällen und genutzten Gelegenheiten ohne jede Strategie. Ich wusste gar nicht, dass es Arbeitsplätze wie meinen jetzigen gibt; meine Eltern, Tanten, Onkel, Großeltern haben nie in einem Büro gearbeitet.
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Manchmal bin ich erstaunt, was ich alles noch nicht begriffen habe. Auch aus Schaden nicht klug geworden bin. Und so fuhr ich heute zum zweiten Mal sehr auf Kante morgens mit dem Zug aus Düsseldorf nach Frankfurt zu einer wichtigen Veranstaltung im Büro und hatte ca. 3 Stunden geschlafen und bis dahin Sekt getrunken. In etwa dasselbe habe ich ja im April schonmal gemacht, viel selbstgewähltes Leid am nächsten Tag verspürt und heute gleich nochmal. Es ging aber gerade so noch auf, zeitlich. Mal sehen, wie oft ich noch denke, das könnte eine gute Idee sein.
Von Frau Herzbruch habe ich heute online noch nirgendwo etwas gelesen, ob sie noch lebt? Sie hat ja – im Gegensatz zu mir – beim Krimidinner auch noch Wein getrunken. Ich mag ja keinen Wein, bat daher um Bier, das gab es in 0,2er Gläsern, ich fragte, ob es wohl auch größere Gläser gebe, aber größere Gläser als 0,2 hatte das Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf nicht. „Dann sehen wir uns heute Abend öfter“, sagte ich zur freundlichen Bedienung. Frau Herzbruch verkündete indes fröhlich der fremden Tischrunde, sie tränke sehr viel Alkohol, also eigentlich täglich, außer an ein paar Tagen im Jahr, an denen sie ausprobiere, ob es noch ohne ginge. Wir waren aus den Gespräche dann ein bisschen raus, was aber auch daran lag, dass es sich um zwei frische Pärchen im 2. Frühling handelte, mit viel Körperlichkeit unter dem Tisch und hinter dem großen Kandelaber. Ich hätte gern das große Bierglas gehabt.
Was ich auch gerade vorhin zu meiner Überraschung feststellte ist, dass wenn ich morgen 3 Verabredungen haben möchte (ein Abendessen, eine mit Schanuf und eine mit den Schreibtischangelegenheiten), es womöglich unabdingbar ist, dass ich nicht bis Mittag schlafe. Das geht sich sonst nicht aus. Als ich das einmal klar im Kopf hatte, konnte ich viel sinnvoller Entscheiden, was wann stattfinden soll aber bis zur dieser Klarheit und Akzeptanz des Sachverhalts vergingen etwa 15 Minuten scharfen Nachdenkens, ob es nicht doch einen Ausweg gibt. Ich suche immer gerne Auswege. Auch für andere. Und das ist eine weitere Sache, an der ich heute gescheitert bin. Auch da etwas gelernt, aber ob diese Lehre nachhaltig ist, ist auch da noch offen.
Vielleicht ist es eine Charakterfrage. Ich bin kein Prinzipienmensch.
Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute, wie viele Covid-Spritzen ich hatte. Ich hatte bisher 5 Impfungen. Bei der ersten war ich – durch die Pflege von Mama N. – sehr früh dran, die ersten beiden im Impfzentrum waren deshalb im 1. Halbjahr 2021. Den Booster hatte ich im November 2021 mitten in der letzten Budgetrunde, was erforderlich machte, dass ich 4 Tage durchgehend Ibuprofen nahm (weil ich fieberte aber halt eine harte Deadline hatte) und dadurch merkte ich nicht, dass ich eine Entzündung an einem Zahn hatte, das war ein ziemliches Debakel, das mit einem aufgeschnittenen Gaumen endete. Egal. Die waren alle drei Cominarty, im Februar 22 kam der zweite Booster mit Moderna, dann hatte ich im August 22 eine Covid-Infektion (sehr mild) und im Februar 23 nochmal einen Moderna-Booster. Jetzt schaue ich, dass ich demnächst noch den XBB-Impfstoff in mein Sammelalbum kleben kann.
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Wenn der Vorsatz ist, täglich etwas zu schreiben kommt es zu der Situation, dass ich Frau Herzbruch mitten im Satz unterbreche mit „hast du heute eigentlich schon gebloggt? Wir haben noch 18 Minuten!“. Sie antwortet dann „Unter Druck sind wir doch am Besten“.
Ich bin froh, dass das so entspannt ist. Vor längerem Zusammensein mit Personen, mit denen das nicht so vertraut ist, spreche ich immer ganz formal die Social Media Policy für den Zeitraum des Zusammenseins ab.
Heute waren wir, also Frau Herzbruch und ich, gemeinsam beim Krimi-Dinner. Wir waren ja vor 10 Jahren schon einmal, davon dann schwer mitgenommen, weil es eins der schlechtesten Events für uns jemals war. 10 Jahre später kann man das natürlich noch einmal ausprobieren. Es war dieses Mal besser, allein schon das Essen und das, obwohl es lauter Dinge gab, die ich normal nicht esse.
Darauf kamen wir dann auch zu sprechen: ich esse „normal“ eigentlich nur Erbsen aus der Dose, Nudeln mit Tomatensoße, Käsebrot und Pfannkuchen. Ich bin auf dem kulinarischen Niveau eines Kleinkindes, andere Speisen brauche ich für mein Glück überhaupt nicht. Allerdings esse ich dann wieder, wenn man es mir gibt, einfach alles. Manches mit einem Gefühl und der mentalen Anstrengung, als sei ich im Dschungelcamp, aber das hält mich nicht davon ab. Allein schon aus Neugier und der Sorge, etwas zu verpassen, das mir doch noch besser schmecken könnte als Erbsen aus der Dose.
Deshalb, wenn man mir die Frage stellt, ob ich Buffet oder Service am Platz bevorzuge, wie es die tägliche Contentliste heute tut, sage ich ganz definitiv „Service am Platz“. Da esse ich dann nämlich, was man mir bringt und suche nicht aus dem Buffet das immer gleich aus. Sagen Sie nicht, ich könnte ja auch etwas anderes nehmen, das funktioniert nur in der Theorie. In der Praxis ist das dann doppelt mental anstrengend, mir erst Austern oder was weiß ich auf den Teller zu packen und dann auch noch zu essen. So leidensfähig bin ich nicht.
Heute beim Krimidinner gab es:
Rindercarpaccio (esse ich eigentlich nicht), Blumenkohlsuppe mit Paprikaöl (Paprika mag ich nicht so), Maispoularde (esse ich eigentlich nicht nicht), Rahmspitzkohl (lecker!), Polentaecken mit Trüffeln (Trüffel mag ich nicht) und zum Dessert etwas, das wie Gü schmeckte. Ich habe alles aufgegessen und mich darüber gefreut. Und nichts davon hätte ich mir an einem Buffet ausgesucht, sondern wäre vermutlich bei Butter, Brot, Käse geblieben.
Daher immer gern Service am Platz mit Speisen, die jemand anders für mich ausgesucht hat.
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Ich freue mich auf dieses Wochenende enorm. Heute gab es keine fixen Pläne für den Tag, nur einen Termin um 17 Uhr (Kind zur Party fahren), alles andere war beliebig, so dass ich ausschlafen konnte und dann dies und das machen, sehr entspannt. Und morgen bin ich den gesamten Tag unterwegs, erst Papa N besuchen und am Abend – vor Vorfreude und Spannung kann ich kaum still im Sessel sitzen bleiben – erlebe ich mit Frau Herzbruch unser Krimidinner-Revival. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann unser erstes Krimidinner war. Vielleicht haben wir 10-jähriges? Ich kann es weder Twitter noch GoogleMaps entnehmen. Jedenfalls bin ich sicher, dass es diese Mal ein total gutes Erlebnis wird. Das Packen für dieses Event war eine Herausforderung, ich werde nämlich in 36 Stunden die Stationen Zug, Friedhof, gutbürgerliches Lokal, Sofa bei Papa N., Krimidinner, Bett, Zugfahrt, Riesenevent im Büro absolvieren und möchte keinesfalls mehr Gepäck mitnehmen, als in einen kleinen Handgepäckskoffer passt. Eine Herausforderung an die Capsule Wardrobe! Ich bin von der Hose ausgegangen (schwarz). Dazu einmal bequeme quetschfähige Schuhe (Chucks), einmal Schuhe, die sowohl im Büro als auch am Abend gehen (goldene Oxfords), 3 schwarze Oberteile, ein quetschfähiger grüner (passend zum Gold) Blazer fürs Büro, ein goldes Glitzerjäckchen für den Abend und bei Papa N und im gutbürgerlichen Lokal brauche ich nix drüber, da ist es eh immer zu warm.
Jedenfalls, die Contentvorschlagliste stellt heute die Frage: „Gibt es Entscheidungen in Ihrem Leben, die Ihnen irrational schwer fallen?“
Ähm, nein. Mir fallen Entscheidungen eher irrational leicht, ich entscheide die meisten kleinen Dinge (was es zu essen geben soll, welche Waschmaschine ich kaufe) und mittleren Dinge (wohin ich in Urlaub fahre, wen ich zu einer Feier einlade) sofort.
Bei großen Dingen – Entscheidungen, die mein Leben oder das anderer längerfristig beeinflussen, dauert es etwas länger, aber ich weiß generell, wann für mich der richtige Zeitpunkt gekommen ist, zu entscheiden. Der ist dann, wenn ich mich mit der Entscheidung wohl fühle und sie gut vertreten kann, auch wenn sich herausstellt, dass sie falsch war, wenn Sachen im Verlauf wegen meiner Entscheidung schief gehen. Bei komplexeren Entscheidungen muss ich dafür meist ein paar Schichten abschälen, um zum Kern der Sache zu kommen. Was finde ich allgemein betrachtet richtig. In welchem Verhältnis steht das zu dem, das ich mir subjektiv wünsche. Wie ist das zu gewichten. Was sind Schmerzpunkte. Was muss in jedem Fall vermieden werden. Was kann schlimmstenfalls passieren.
Wenn ich für mich zu einem Ergebnis gekommen bin, hole ich mir gerne eine Rückmeldung von einer (nicht mitbetroffenen) Person ein, die ich schätze. Manchmal bis häufig kommen diese Personen zu anderen Ergebnissen als ich. Das hilft mir, mir meiner Position noch einmal bewusster zu werden und zu spüren ob sie wackelt oder nicht. Meistens nicht, manchmal ja, dann überlege ich, warum und bessere innerlich nochmal nach. Dass ich genau das Gegenteil meiner bisherigen Position nach einem Gespräch mit anderen entschieden habe, kam auch schon vor. Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, vor ein paar Jahren, und es war gut, dass ich mich da nochmal gedreht habe.
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