Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste (die übrigens oben verlinkt ist, Sie können sie gern weiter befüllen, von mir aus auch vorhandene Themen überschreiben, Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft) legt mir heute nah, über „grüner Daumen“ zu schreiben.
Ich erzähle Ihnen von meinen Orchideen.
Ich habe acht Orchideen. Aus Versehen, ich mochte Orchideen nie besonders. Es begann ungefähr 2010, da schrieb mich eine Bekannte an, ob ich hier in der Gegend jemanden mit Rollator kennen würde, denn eine dritte Person (die ich nicht kannte) sei gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und noch kein bisschen fit, die Genehmigung der Krankenkasse für Hilfsmittel ließe aber auf sich warten, was auch immer, es war eine verworrene Geschichte, die ich auch nicht durchschaute aber zufällig stand in meinem Keller ein Rollator für die Besuche von Papa N.
Ich sagte also, ich könne der fremden Person mit einem Rollator aushelfen, Telefonnummern wurden ausgetauscht und ich brachte den Rollator natürlich bei ihr vorbei, wenn man kaum laufen kann, kann man ja keine Rollator irgendwo abholen. Die Frau bat mich noch hinein zu einem Getränk, dabei erzählte sie mir von ihrer Krankheit, dass sie die Wohnung aufgeben müssen, was alles zu erledigen sei und, sie fände es selbst absurd, es wäre fast das schlimmste für sie, dass ihre Orchideen wohl im Müll landen.
Die Frau hatte überall Orchideen, also wirklich überall, sie waren alle perfekt gepflegt. Und zum Abschied bot sie mir zwei davon an, für jede Hand eine, ich lehnte erst einmal ab (wie gesagt, ich mochte gar keine Orchideen), sie insistierte, damit wenigstens zwei nicht im Müll landen, die schönsten, naja, also nahm ich sie mit.
Ab da hatte ich zwei prachtvolle Orchideen auf der Fensterbank, es war Herbst, ich bekam schon zu Weihnachten eine dritte von der Putzfrau geschenkt (weil ich ja Orchideen so mag und sie so toll pflege), die nächste brachte kurz darauf eine Freundin als Aufmerksamkeit mit, als Papa N bei mir wohnte, kaufte er mir bei drei Supermarktbesuchen jeweils eine Orchidee, woher die anderen kommen, habe ich vergessen.
All diese Orchideen stehen auf der Fensterbank im Wohnzimmer, sie waren erst in zig unterschiedlichen Gefäßen und ich konnte sie leidlich ignorieren (gießen macht die Putzfrau) aber als dann Corona kam und wir unmäßig viel Zeit zu Hause verbrachten, war mein Blick davon gestresst und ich kaufte für alle die gleichen Übertöpfe. Dann kam wegen Corona ja auch keine Putzfrau und ich goß sie selbst, meine Schwester brachte irgendwann Orchideendünger und Blattreiniger mit, weil ich ja eben offensichtlich Orchideen mag und ja, mittlerweile ist es so, dass ich sie vor dem Schlafengehen mit dem Rest aus meiner Wasserflasche gieße und ab und an Dünge und mich sogar schon vor dem Fenster wiedergefunden habe, als ich Orchideenblätter mit Blattreiniger und einem weichen Tuch behandelte.
Ich habe beschlossen, jetzt einfach Orchideen zu mögen. Warum auch nicht, es sind schöne Pflanzen. Ich enttäusche oft genug ganz absichtlich Erwartungen, es kostet mich wenig, auch mal ganz absichtlich welche zu erfüllen, vielleicht wird man über mich sagen „Sie ist nicht ganz einfach aber sie mag Orchideen“ und ich werde ausnahmsweise einmal nicht widersprechen. Schenken Sie mir Orchideen, es ist völlig okay. Man kann sich mit dem richtigen Rezept zu allem möglichen machen machen, this is ten percent luck, twenty percent skill, fifteen percent concentrated power of will, five percent pleasure, fifty percent pain and a hundred percent reason to remember the name, ich habe mich zu einer Orchideenfreundin gemacht.
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Schon wieder war heute Sonne, ich kann das langsam nicht mehr ernst nehmen. Das Jahr ist fast rum, ich habe schon einen Adventskalender! Ich habe eine Milliarde Verabredungen und Pläne, weil ich dachte, jetzt bin ich langsam mal auf der sicheren Seite mit dem Wetter. Und dann das!
Frage in der unverbindlichen täglichen Contentvorschagliste heute: „Ich nehme an, die wichtigen Leute in deiner Firma verdienen sehr gut/sind reich. Merkt man das an deren Verhalten, halten die anderen Dinge für normal als Du?“
Erst einmal eine Gegenfrage: warum wird hier angenommen, dass ich nicht zu den wichtigen Leuten gehöre?
Dann zum Thema. Viele Menschen an meinem Arbeitsplatz verdienen sehr gut. Alle gehen aber für ihr Geld einer Berufstätigkeit nach, sind also nicht in dem Maße reich, dass sie als Privatier/Privatière durchs Leben gehen. Sie verkaufen also ihre Zeit gegen Geld und unterwerfen sich dabei Regeln, die sie sich nicht selbst ausgedacht haben. Gleichzeitig verdienen alle so gut, dass sie nicht ab Monatsmitte rechnen müssen, was sie noch essen können und dass es egal ist, ob das Deutschlandticket jetzt 49 oder 59 Euro kostet. Damit sitzen wir schon einmal alle im selben Boot.
Spezielle Verhaltensweisen, die ich auf das aktuelle Einkommen zurückführen würde, stelle ich nicht fest. Man erkennt natürlich oft an Äußerlichkeiten, wenn Personen keine finanziellen Sogen haben: an Kleidung, Haarschnitt, Zähnen, Accessoires. Aber dass sie sich en gros irgendwie anders verhalten, kann ich so nicht sagen. Generell bestimmt das Umfeld ja sehr stark die Verhaltensweisen, Sozialkontrolle sozusagen und natürlich gibt es immer Personen mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Regelverletzungskompetenz.
Normalität ist ein sehr subjektiver Begriff und ich glaube, ganz ohne zu wissen, wer diese Frage gestellt hat, dass meine Normalität mehr Schnittmenge mit der der Personen an meinem Arbeitsplatz hat als mit der der Person, von der die Frage kommt. Ich schätze Normalität allerdings gar nicht so sehr, ich schätze eher Exzellenz, aber das nur nebenbei.
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Weiter geht es. Täglich bloggen. Heute etwas früher, ich möchte heute nämlich noch die zweite Hälfte eines Buches lesen, über das ich morgen mir Freundinnen sprechen will, ich bin knapp dran, das Thema ist „Zeit“, oh the irony, ich denke mir das nicht aus.
Heute wird in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste gefragt: „Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie selbst übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: wofür bitten Sie eher um Verzeihung?“
Eine dreiteilige Frage. Teil 1, was meine ich nimmt man mir übel – ich denke darüber nicht sonderlich viel nach, ich verlasse mich darauf, dass man mir sagt, was man mir übel nimmt. Mache ich bei anderen ja auch. Mir zu überlegen, was mir jemand übel nehmen könnte, vielleicht aber auch nicht, wer weiß das schon, wie käme ich überhaupt darauf, möglicherweise würde ich Verstimmung wahrnehmen und wenn ich Dinge dann häufig auf mich beziehe könnte ich annehmen, ich hätte etwas getan, dass diese Stimmung in der anderen Person auslöst. Ganz schön vermessen eigentlich, zu meinen, man selbst wäre irgendwie maßgeblich für die Stimmung anderer, oder? Ich befasse mich mit solchen hypothetischen Fragen nicht. Wenn ich natürlich bemerke, dass ich etwas falsch gemacht, einer anderen Person Unrecht getan habe, spreche ich das aus oder an oder was auch immer gerade möglich ist. Wenn ich es nicht selbst bemerke, sagen Sie es mir einfach.
Teil 2, was nehme ich mir selbst übel? Nichts. Ich habe großes Vertrauen zu mir.
Ich vertraue nicht darauf, dass ich alles genau richtig mache aber ich vertraue darauf, dass ich es im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten so gut mache, wie ich es gerade vermag. Ich kann es nicht besser. Ich bin kein gemeiner, gleichgültiger oder grundfauler Mensch der andere ausnutzt und wenn es geht, mache ich Sachen gerne richtig. Dafür habe ich eine gewisse mentale und kognitive Kapazität, manchmal ist sie ausgereizt, ich habe Leben im Gepäck und manchmal bin ich müde. Wenn ich Zeit, in der ich eigentlich tausend Dinge tun wollte, vertrödele, vertraue ich darauf, dass es einen guten Grund hat, der irgendwo in mir liegt – ich brauche das Trödeln offensichtlich gerade. Sonst würde ich es ja nicht machen. Mir selbst das übel zu nehmen ist Unfug, bindet noch mehr mentale und kognitive Kapazität und bringt daher noch weniger Gutes hervor.
Es gibt viele Dinge, die ich sehr gern tun würde aber über Jahre nicht schaffe. Ein Thema kommt jetzt bald wieder hoch: Weihnachtskarten schreiben. In meinem Kopf bin ich ein Mensch, der Weihnachtskarten schreibt, besonders schöne, mit Gebäck und Heißgetränk am Küchentisch, draußen knackige Kälte, die Katzen liegen im Flur, das Kind liest auf seinem Bett, Herr N schaut Fernsehen. Ich habe viele Weihnachtskarten gekauft in den letzten Jahren, geschrieben habe ich seit ungefähr 20 Jahren keine einzige. Kriege ich einfach nicht hin, ich mache immer andere Sachen in der Adventszeit und mit der Hand schreiben kann ich sowieso kaum noch (knackig kalt ist es auch nie, aber das nur nebenbei) und Texte für unabdingbare Karten (im beruflichen Kontext) google ich (bzw. nutze jetzt ChatGPT, weil mir nichts einfällt, wenn ich vor so einer Karte sitze. Das alles nehme ich mir nicht übel. Andere Leute schreiben Weihnachtskarten, manchmal schicken sie mir welche, ich freue mich dann.
Mich selbst muss ich also nie um Verzeihung bitten. Ich bin generell sehr versöhnlich, weil ich ja davon ausgehe, dass andere – genau wie ich – im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihrer Wirklichkeit ihr bestes tun. Ich nehme Entschuldigungen gern entgegen als Gesprächseröffnung darüber, wie es zu einer Situation gekommen ist, in der mir Unrecht getan wurde. Die Leben anderer interessieren mich, die Gründe für das Scheitern im Zwischenmenschlichen auch, eine Entschuldigung löscht nichts Vorgefallenes, (außer in der katholischen Kirche natürlich, aber da bin ich kein Mitglied mehr). Die Gründe sind für mich interessant und wichtig, um die notwendigen Folgen einschätzen zu können, um abwägen zu können, ob das mentale Gepäck einer Person, die mir Unrecht getan hat, vielleicht gerade mehr wiegt als meines und ich ein Stück der Last mittragen kann, indem ich nicht auf Korrektheit bestehe.
Mir fällt nur eine einzige Person ein, gegen die ich seit längerem einen Groll hege und deren Namen habe ich vergessen, irgendsoein SPD-Politiker, der gesagt hat, es gibt keine große Koalition und dann gab es doch eine. Name mit „u“. Schulte, Schuster, Schulze, irgendwie sowas, egal. Daran denke ich aber immer nur, wenn ich wähle (so wie gerade eben Briefwahl) und dann steht das SPD und ich denke „ah, nein, sicherlich nicht“. Würde ich ohne diesen Zwischenfall vermutlich auch denken.
Zurück zur eigentlichen Frage, Teil 3: wofür bitte ich eher um Verzeihung? Da sind wir dann natürlich bei den Dingen, die mir andere übel nehmen. Wie gesagt, die anderweitige Vorgehensweise halt ich für etwas größenwahnsinnig, nur weil ich denke, ich hätte jemanden gekränkt muss sich diese Person ja noch lange nicht gekränkt fühlen, geschweige denn die zeitliche Investition einer Aufarbeitung des Themas über sich ergehen lassen, nur weil ich einen übersteigertes Selbstwirksamkeitsgefühl habe, meine Güte, was für ein Mindfuck das wäre, das muss man schon in seinem eigenen Kopf mit sich ausmachen, ohne andere zu belästigen.
Ich bitte um Verzeihung bei Dingen, die andere mir übel nehmen (wenn ich davon erfahre) und stelle mich zur Verfügung für was auch immer dann notwendig ist, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen.
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Täglich schreiben, das war der Plan. Danke für die Vorschläge in der unverbindlichen täglichen Contentvorschlagliste (oben verlinkt), ohne die wäre ich jetzt aufgeschmissen. Thema heute: „Inwiefern ist die Berufs-Frau N. anders als die Privat-Frau N.?“
Meine erste spontane Reaktion war: beides ist genau gleich, denn ich habe nie das Gefühl, dass ich an meinem Arbeitsplatz andere Gefühle oder Haltungen vertrete (oder vertreten muss) als privat. Gleichzeitig setzt mir meine Rolle am Arbeitsplatz einerseits manchmal Grenzen und spannt andererseits manchmal die Komplexität viel weiter auf.
Ich versuche, ins Detail zu gehen, um das Verständlicher zu machen: Im Job laufen die Fäden zwischen sehr viele Bereichen und Prozessen bei mir zusammen, ich würde grob sagen, 95% aller Themen, die meinen Standort betreffen, gehen in irgendeiner Weise über meinen Tisch, so dass ich von allen Personen dort vermutlich den umfassendsten Blick über den Gesamtzusammenhang habe. Mein Job hat sich in den letzten Jahren dahin entwickelt, dass es in weiten Teilen meine Aufgabe ist, eine gemeinsame Wirklichkeit herzustellen. Durch Abläufe und Vorgehensweisen und auch durch Formung von unausgesprochenen Werten und Haltungen. Unterschiedliche Menschen haben natürlich unterschiedliche Herangehensweise, Vorstellungen und Wünsche und es gehört zu meinem Job, all das zu einem funktionierenden Gebilde zusammenzufügen und zusammenzuhalten.
Dieses Gebilde ist komplex und in unablässiger Bewegung und meine Aufgabe ist es, mit meinem Wissen über die Organisation ständig Entscheidungen zu treffen und damit die Komplexität für andere zu reduzieren. Diese anderen sind mit den Entscheidungen nicht immer zufrieden. Oft sind meine Entscheidungen vom Standpunkt einer einzelnen Person oder Einheit aus betrachtet dumm, ergeben im Gesamtzusammenhang erst Sinn. Oft sind meine Entscheidungen im bekannten Gesamtzusammenhang dumm und ergibt nur Sinn, wenn man über zusätzliche Informationen verfügt, die ich aber nicht teilen kann, weil sie einer Vertraulichkeit unterliegen. Oft sind meine Entscheidungen für Personen, die die Haltung und Werte, die ich vorausgesetzt hatte, nicht teilen dumm, dann habe ich vorher nicht die richtige Basis dafür geschaffen. Oft liege ich auch einfach ganz generell falsch. Das alles ist nicht messbar, denn wenn wir den einen Weg einschlagen, erfahren wir nicht, wie der andere Weg verlaufen wäre, dazu sind die Dinge zu komplex.
Meine Währung ist dabei meine Glaubwürdigkeit. Ich kann Fehler machen, ich kann mich irren. Aber ich kann nichts unter den Tisch kehren und ich kann mich nie verstecken, ich muss mich immer positionieren und ich muss immer klar kommunizieren.
Privat habe ich den Luxus, dass ich mich auch mal zurücknehmen kann, weggucken, mich nicht befassen muss. Ich kann privat andere gut sein lassen, wenn andere Dinge anders handhaben als ich, ist mir das sehr egal, im Zweifel treffe ich mich einfach nicht mehr mit denen. Ich kann mir auch mal die Decke über den Kopf ziehen, mich wegducken und wen anders machen lassen, ich kann auch mal ausrasten und es wird mir verziehen. Gleichzeitig ist mein Blick privat viel enger, ich muss mir vertrauensvolle Informationen viel härter erarbeiten, sie werden nicht wegen meiner Rolle mit mir geteilt. Gleichzeitig ist mein Blick privat einerseits viel enger, ich muss mir vertrauensvolle Informationen viel härter erarbeiten, sie werden nicht wegen meiner Rolle mit mir geteilt. Andererseits habe ich privat die Chance, völlig transparent zu sein, Hintergründe ohne Rückbehalte auszutauschen und das ist ein riesiger Gewinn.
Es ist klar, dass ich diesen Job nicht machen könnte, wenn sich nicht eine gewisse Disposition aus meiner Persönlichkeit in den Beruf transportieren würde. Gleichzeitig übertragen sich aber natürlich auch Teile der Haltung, der Attitüde, die mein Job von mir erfordert, ins Privatleben.
Insofern würde ich sagen, bei Berufs-Frau N und Privat-Frau N ist der Kern gleich. Die Verpflichtungen und Freiheiten sind aber unterschiedlich und stellen deshalb unterschiedliche Persönlichkeitsanteile in den Vordergrund.
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Fragmente sagte am Wochenende auch, dass ich dem Wahnsinn etwas näher bin als sie und meine Güte, hat sie Recht.
Allein wenn ich über die drei nächsten Tage nachdenke, bin ich nicht sicher, ob sich darüber hinaus ein gesunder Geisteszustand für mich erhalten lässt. Ich habe heute das Auto zur Werkstatt gebracht wegen TÜV, das geht aus Gründen, die ich mir nicht erklären lassen wollte, nur montags und mittwochs zwischen 8 und 10 Uhr und Montage und Mittwoche sind die einzigen Tage, an denen M morgens noch Schule hat, woraus folgt, dass ich das Auto dort hinbringe.
Heute Mittag kam der Anruf, dass das Auto wieder abgeholt werden solle. Wie von so einer Kita. Ich konnte aushandeln, dass es da noch bis morgen früh bleiben darf, dann muss es aber geholt werden und zahlen kann man nur mit EC-Karte (oder wie auch immer diese Karte mittlerweile heißt). Nicht per Kreditkarte, PayPal, GooglePay, auf Rechnung, per Sofortüberweisung. Nur mit diesem einen Zahlungsmittel, das M nicht hat. Also werde ich das Auto morgen früh wieder abholen und dann damit ins Büro fahren, weil sonst alles zu lang dauert. Immerhin muss ich es da nicht noch irgendwie betreuen sondern stelle es im Parkhaus ab, abends fahre ich es zurück nach Hause und werde keinen Parkplatz finden, so dass ich es nach drei Runden durch das Viertel im Hof abstellen werde, wo es bis zum nächsten Morgen um 8 stehenbleiben kann. Dann fahre ich (denn es ist Mittwoch und M hat Schule) wieder los und parke es auf der Straße, morgens ist dort immer etwas frei. Ich werde mich also dreimal morgens mit einer Angelegenheit befassen, die mich null interessiert, sogar abstößt und das alles wegen irgendwelcher organisatorischer Befindlichkeiten, ich hasse alles daran.
Ich könnte WAHNSINNIG werden, werde es aber vermutlich nicht, denn neulich war es noch schlimmer, ich bin einigermaßen trainiert im Nicht-Wahnsinnig-Werden, obwohl es die naheliegendste Option wäre. Neulich nämlich – ich habe momentan wieder jegliches Zeitgefühl verloren, erinnere mich immerhin kalenderbildlich, dass es in den 10ern dieses Monats war, da hatte Herr N einen Tattoo-Termin vereinbart, der begann am späten Vormittag und sollte gegen 17 Uhr fertig sein. Vormittags war Her N also ins Parkhaus gefahren. Das Parkhaus schließt um 21 Uhr, das steht beim Reinfahren dran, wir hatten es zur Kenntnis genommen und dachten 17 bis 21 Uhr, das ist Puffer genug. Das war falsch gedacht.
Um 20:15 Uhr rief Herr N mich an, dass es länger dauern würde als bis 21 Uhr und ob ich eine Idee hätte. Ich habe ja immer Ideen, das möchte ich ganz wertfrei gelesen wissen. Der Tattoo-Termin war in Bad Vilbel, ich war in Offenbach. Das zweite Fahrzeug war irgendwo im Stadtgebiet Offenbach. Ich nahm also zwei Autoschlüssel, rief M an, um zu erfragen, wo das zweite Fahrzeug sei, ließ mich joggend dorthin lotsen, stieg ein (Schaltwagen), fuhr nach Bad Vilbel, parkte das Auto semilegal auf der Straße (nun 20:50), rannte zum Tattoo-Laden, zog das Parkticket aus Herrn Ns Hosentasche, rannte zum Parkhaus, löste den Wagen (Automatik, heftiges Umdenken erforderlich) aus, fuhr den Wagen um 20:59 aus dem Parkhaus, an der Schranke prangte ein Schild „JETZT NEU 24 h GEÖFFNET“, sortierte das Schild mit Gewalt kognitiv unbearbeitet umgehend in meinem Kopf „auf Wiedervorlage“ ein, parkte den Automatikwagen außerhalb des Parkhauses an einer anderen Straße, rannte zurück zum Schaltwagen, wieder heftiges Umdenken erforderlich, fuhr zurück nach Offenbach, fand keinen Parkplatz und parkte im Hof, nahm einen Termin um 22 Uhr wahr, holte das Schild an der Schranke aus meiner mentalen Ablage und REGTE MICH UNGLALUBLICH AUF und fuhr am nächsten morgen das Auto wieder um den Häuserblock, bis sich ein Parkplatz fand und schwor mir, nie wieder Auto zu fahren, ich hasse alles daran.
Ich habe keine Ahnung, worauf ich hinauswollte. Das gehört vielleicht zur Symptomatik.
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Es ist Sonntag, das ist schlecht, da ich nun das Gefühl habe, zur Sonntagsbloggerin zu verkommen. Bekanntlich ist nicht bloggen aber auch keine Lösung. Ich weiß selbst nicht, was hier los ist. Ich glaube, wenn ich nicht täglich schreibe, muss ich zu sehr überlegen, ob ja oder nein. Das ist mir pro Tag eine Entscheidung zu viel.
Das Wochenende habe ich mit Fragmente verbracht, darüber werde ich noch separat berichten, oder vielleicht auch nicht, wer weiß das schon. Derzeit fehlt mir noch der Abstand, es war alles unglaublich schön und ist in meinem Kopf noch, möglicherweise dauerhaft, unsortiert.
Für heute habe ich mein vorläufiges Fazit zu BlueSky versprochen. Um das liefern zu können, habe ich die App erst einmal ausgiebig nutzen müssen und ungefähr drei Wochen lang eine „complete BlueSky immersion“ betrieben, sprich: weder Twitter noch Tröt genutzt. Drei Wochen lang. Ächz. Vier Ausnahmen gab es. Dreimal habe ich mich verklickt, es sieht einfach auch alles sehr gleich aus. Beim vierten Mal war es Absicht, ich habe Geburtstagsgrüße gesendet.
Wie hat sich das also angefühlt… ich beschränke mich auf die Aspekte, die mich interessieren und will hier kein Gesamtbild geben, bin ja keine Computerzeitschrift: Zunächst war es sehr leer und langweilig. Ich habe mich dann hineingeworfen, es ist, wie Fragmente am Wochenende in einem Nebensatz bemerkte, meine (gar nicht so) geheime Superkraft, Beziehung zu schaffen, so dass zwei oder drei Tage später ausreichend los war, um mir angenehme Feierabendunterhaltung zu bieten.
Was mir ganz zentral nicht gefällt, ist, dass man an BlueSky derzeit nur mit Einladung teilnehmen kann. Manche sagen, es liegt daran, dass das alle noch im Beta-Stadium ist, manche sagen, es ist, damit keine Spammer etc. hineinkommen – was der Grund ist, ist mir vollkommen egal, ich möchte nicht dauerhaft Teil einer Gated Community sein.
Die zweite Sache, die mir fehlt, ist die Möglichkeit private Nachrichten zu schicken – ob die jetzt speziell geschützt sind oder nicht, ist mir dabei egal, sie sollten nur nicht in der öffentlichen Timeline stehen. Ich hatte z.B. innerhalb der Plattform keine Möglichkeit, Cucinacasalinga den täglichen Videokonferenzlink zu schicken, ohne dass alle mitlesen. Das finde ich lästig, weil ich sowohl Twitter als auch Tröt für kurze Absprachen verwende: Kaffee heute nachmittag, wann/wo? Willst du kurz anrufen, Nummer ist xxx? Ich zeig es dir kurz am Bildschirm, wähl dich mal bei xxx ein. Solche Dinge. Das war lästig.
Sehr gut gefallen hat mir die Zeichenbegrenzung. 300 sind es, das ist für mich noch angemessen knapp, so dass es zu präzisem Schreiben auffordert. Für mich auch schön ist, dass die Funktionen (bisher) sehr reduziert und damit simpel und intuitiv sind, denn ich bin überzeugte Anwenderin und habe keine Lust, mich mit Funktionsweisen auseinanderzusetzen.
Viel diskutiert wird ja auch immer der „Charakter“ einer Plattform. Da kann ich selbst nicht mitgehen, für mich sind es technische Möglichkeiten und wer sich wie ein Idiot verhalten möchte, wird immer einen weg finden. Ich habe Twitter gern genutzt, bis dort keine für mich sinnvollen Gespräche mehr stattfanden. Ich habe in Tröt viele Leute wiedergefunden, neue nette hinzugewonnen und mich vielleicht – damit setze ich mich noch weiter auseinander – ein bisschen falsch aufgestellt, so dass ich zu vieles, das mich enorm desinteressiert, lese. Das kann (und muss) ich natürlich selbst steuern.
Gut gefallen hat mir, dass die Plattform für alle relativ neu ist. Die Karten werden (ein bisschen) neu gemischt, die Bubbles sind noch nicht so verfestigt, auch wenn sich natürlich viele wiederfinden. Es ist ein kollektives Ausprobieren ohne Deutungshoheit, das gefällt mir, genauso klar ist, dass es mit der Zeit ganz naturgemäß verfliegen wird.
Was ich mit meinen Erkenntnissen mache, weiß ich noch nicht – bewusst qua Entscheidung vermutlich gar nichts, ich werde nutzen, was gerade Spaß macht, meine Timeline bei Tröt noch etwas geradeziehen, so dass mich weniger nervt und dann sehen, was passiert.
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17. September und der Sommer tritt nach, es ist noch immer zu warm für alles und gleißendes Licht und ich bin heute nur kurz rausgegangen zum Wählen, also mal eben 10 Minuten auf der Straße und ja, Sonnenschutz vergessen, weil ich eigentlich ja gar nicht raus will bei Sonne und schon jucken jetzt die Arme. Ich hasse alles. Den Laptop auf den Beinen zu haben ist schon zu warm, obwohl der gar nicht warm wird, weil es ja ein Chromebook ist, die fehlende Luftzirkulation reichet schon aus, um alles unangenehm zu machen. Andere Dinge tun kommt noch weniger in Frage, die Wohnungshälfte südlich vom Flur ist sowieso nicht nutzbar wegen warmer Wände, warme Wände finde ich fast so ekelhaft wie Fußbodenheizung.
Da ich bei Hitze bekanntlich auch nicht denken will (warum sollte ich? Andere können ruhig auch leiden!) arbeite ich stumpf Fragen ab, nämlich heute aus der neuerdings oben verlinkten unverbindlichen Contentvorschlagliste, die ich also jetzt nicht mehr manuell verlinken muss, sonst wäre mir heute der Eintrag auch zu lästig gewesen, die Frage: „Wie lange ging das Meditations-Experiment? Lessons learned?“
Sie können das von mir aus gerne Meditations-Experiment nennen, ich selbst habe ja generell nie Interesse an theoretischem Überbau (was, nur ganz nebenbei bemerkt, auch den Großteil meines Leidens an der aktuellen Social Media Dreifaltigkeit Twitter-Tröt-Bluesky ausmacht, auch da interessiert mich der theoretische Überbau nicht sondern nur die Funktionalität, so dass mich die ständigen Gesprächen über die vermeintliche „Haltung“ einer Plattform enorm langweilen). Was ich eine Zeit lang – ich erinnere mich schon kaum noch, wann war das eigentlich? – betrieben habe war, mich mehrmals täglich von einem Handyalarm erinnern zu lassen, dass ich mal ein paar Minuten gar nichts mache sondern mich besinne, wo ich eigentlich gerade bin und möglicherweise, in welchem Zustand ich bin. Zweimal täglich, vielleicht dreimal, ich weiß es nicht mehr. Es tat mir gut, wenn es dazu kam, allerdings kam es nicht länger als maximal eine Woche überhaupt dazu.
Die Gründe, ich weiß noch nicht, wie viele es werden:
Ich bin meistens sehr im Moment. Wenn ich A mache, denke ich nicht daran, dass ich auch B mache könnte, B fällt mir erst wieder ein, wenn A beendet ist. Also denke ich im Regelfall nicht an diese Übung, außer ich lasse mich daran erinnern.
Wenn ich mich erinnern lasse, tut das ein Handyalarm. Eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein. Es wäre schön, wenn ich immer eine Person neben mir hätte, die sich komplett unauffällig verhält und mich nur immer, wenn der Moment gerade günstig ist (weil die Störung nicht allzu massiv) an Dinge erinnert, die ich gut einschieben könnte. Diese Person könnte sich auch merken, wo ich Dinge ablege oder wen ich noch alles anrufen muss, dann müsste ich keine Zettel schreiben. Sie könnte mir auch beim Einkaufen zuflüstern, was ich alles kaufen wollte, dann müsste ich nicht eine Hand am Einkaufswagen haben und eine am Handy und wenn ich dann zwei Hände brauche, um etwas aus dem Regal zu nehmen, müsste ich nicht das Handy irgendwo im Regal ablegen und an den Verbleib des Handys müsste mich dann diese Person auch gar nicht wieder erinnern. Sie könnte mich erinnern, die Bürotür nach dem Telefonieren wieder zu öffnen und die Jalousie runterzulassen, bevor (!) die Sonne kommt und die Schuhe wieder anzuziehen, bevor ich zum Kopierer gehe und da meinem Chef begegne. Ab und an könnte sie von meiner Seite weichen, z.B. jetzt, und mir den Obstsalat aus dem Kühlschrank holen oder das Auto zum TÜV fahren. Das wäre eine total sinnvolle Ergänzung in meinem Leben. Leider weiß ich nicht, wie ich das realisieren soll. Deshalb der Handyalarm.
Jetzt ist es so, dass ich – eben weil ich diese gerade beschriebene Person nicht habe – mich sehr, sehr häufig mit Hilfsmitteln an etwas erinnere und den Handyalarm muss ich sparsam dosieren, weil er mich immer irgendwo rausreißt. Sie wissen alle, ich bin eine riesige Freundin, Fanatikerin schon, des Energiemanagements. Es zieht mir Energie, von einem Handyalarm unterbrochen zu werden, wenn ich die Lösung für ein kniffliges Problem gerade fast gegriffen habe und dann hab ich verdammt nochmal keinen Bock zu meditieren oder wie Sie das nennen wollen, und ich welchem Zustand ich mich befinde muss ich dann auch nicht erst ergründen, ich weiß es ganz genau: ich bin unfassbar genervt.
Ein weiterer Grund ist, dass ich dafür tagsüber schlicht nicht bezahlt werden, die Tür zu schließen und die Augen und mich mal eben kurz zu ergründen…
… und nach Feierabend habe ich echt andere Interessen als mich selbst und dazu keine Lust.
Das Meditationsexperiment ging also, das ist Teil I der Antwort, ca. 1 Woche. Lessons learnt (meine bevorzugte Schreibweise) als Teil II sind, dass es mir definitiv gut tut, mich ab und an mit mir selbst rückzuvergewissern, das definitiv. Die Frage ist das Timing, ein willkürlicher Termin irgendwann am Tag passt mir dafür nicht. Eher nützlich ist es mir als verstärkt eingesetzter Part bei allgemeinen Überlegungen, wie ich an eine konkrete Sache herangehen könnte, warum irgendetwas gerade hakt, warum sich anderes nicht gut anfühlt. Da ist es sehr nützlich, mich zu Beginn der Überlegungen kurz in mir zu finden, zu positionieren und dann besser einschätzen zu können, welcher Haltung meine Urteile gerade entspringen und ob ich zu Dingen, die ich tun möchte, gerade gut aufgestellt bin oder sie lieber auf einen anderen Moment verschiebe.
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(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.)
Es ist September, meine Güte, ich kann mein Glück kaum fassen. Und dass der 5. ist kommt mir auch sehr gelegen, dass ist ein angenehm niedrigschwelliges Angebot nach dem letzten eher schwermütigen Text.
Hier in Hessen hat gestern die Schule wieder angefangen aber das Kind ist nicht da – sie ist in einer anderen Stadt, nimmt dort an der Summer School einer Uni teil, dort wohnt sie in einer WG und ist mit dem Auto hingefahren. Ich habe einen Proviantkorb mit Kuchen mitgegeben. Meine Güte, sie ist erwachsen.
Dementsprechend muss ich mir momentan keinen Wecker stellen, ich kann ja arbeiten gehen, wann ich will. Ich wurde gegen halb 8 ausgeschlafen wach, trank noch Tee auf dem Balkon und fuhr die halbe Strecke mit dem Rad – dann war es mir zu sonnig und ich ließ das Rad stehen und stieg in die klimatisierte S-Bahn. Die ja um halb 10 auch angenehm leer ist.
Im Büro wartete eine Adressauskunft auf mich, was mich gleichzeitig faszinierte aber auch erschreckte. Es ist wirklich möglich, mit ein paar Klicks und ein paar Euro eine Adresse aus den Datenbanken der Meldebehörden ermitteln zu lassen, wenn man nur Vornamen, Nachnamen und die Stadt eingibt, wenn man also jemanden so einigermaßen googeln kann und dabei öfters auf Berlin stößt, kann man das einfach probehalber mal eingeben und zapp, gibt es die genaue Anschrift. In der Theorie wusste ich das, in der Praxis erschreckt es mich. Solle man also zu Personen aus der Vergangenheit, sei es Familie, Ex-Partner*in, was auch immer, wirklich keinen Kontakt wünschen, ist es absolut notwendig, der Weitergabe von Meldedaten zu widersprechen. Einfach kurz googeln, das geht ganz einfach. Meine Auskunftsanfrage hatte natürlich einen legitimen Hintergrund, ich bin keine Stalkerin.
Weiter habe ich momentan ein Projekt. Und zwar habe ich jemanden in den letzten Monaten vergessen, dadurch vernachlässigt, was mir aber erst jetzt aufgefallen ist, also neulich, weil ich die Person jetzt nämlich bei einer Sache im Boot brauche aber ja eben leider, leider versäumt habe, ein belastbares Verhältnis aufzubauen, obwohl das verdammt noch mal mein Job gewesen wäre. Ich hole das also jetzt nach, mache mich präsent und vertraut und stelle mich zur Verfügung, es schreitet zäh voran aber dann doch schneller als gedacht. Schauen wir mal. Dafür habe ich heute insgesamt über den Tag zusammengerechnet ca. 1 Stunde aufgewendet.
Über Mittag war ich mit der Recruiterin verabredet, ich sage immer Headhunterin, aber das mag sie nicht. Das ist eine Person, die mich damals schon zu meinem jetzigen Arbeitgeber gebracht hat, damals, also vor vielen Jahren, sah sie aus wie Mitte 60 und genau so sieht sie immer noch aus. Absolut faszinierend und auch ein bisschen unheimlich. Momentan soll sie mir 4 Stellen in 2 Ländern besetzen, davon alle bis auf eine mehr aus psychologischen Gründen als wegen tatsächlicher Auslastung, so verrückt das klingt, so dankbar bin ich, dass ich auch Budget für rein psychologische Bedarfe habe.
Direkt im Anschluss kam der Chef aus einem der Länder, für die ich suche, spontan vorbei, um sich auf den aktuellen Strand bringen zu lassen und Zwischenlösungen zu besprechen. Wir waren uns bei allem aber sowieso einig und schauten statt dessen die neu eingerichteten Büroflächen an und die aktuelle Baustelle, er hatte seinen Standort kürzlich mit neuen Konferenztischen ausstatten lassen, zeigte mir Fotos davon und gab ein paar Tipps. Das war sehr nett, besonders auch, weil mir der Besuch eine eher unerfreuliche Besprechung zu Compliance-Themen ersparte, also nicht für immer aber für die nächsten zwei Tage und wer weiß schon, was in zwei Tagen ist. Unerfreulich ist das Thema, weil der deutsche Standort ständig wächst und daher das Mutterhaus immer weniger Lust hat, Compliance-Themen für uns mitzuerledigen, weil es ja immer mehr Arbeit wird, zudem noch fremdsprachlich. Verstehe ich total, hier hat aber auch niemand Lust auf Compliance, das ist jetzt ausnahmsweise mal ein Bereich, den ich nicht unbedingt will, also verzögern wir.
Dazwischen und danach viel Kleinkram. Rechnungen freigeben, Urlaub freigeben, Aufgaben verteilen, Streitthemen durchsortieren, Abläufe geradeziehen und so weiter.
Gegen 18:45 Uhr machte ich mich auf den Heimweg und schaute im Augenbrauenzupfsalon vorbei – ich war unsicher, wie lange die aufhaben und steckte um 1 Minute vor 7 den Kopf durch die Tür. Die Zupffrau bestand darauf, dass ich noch hereinkomme, obwohl um eigentlich um 7 Uhr geschlossen wird, das war mir unangenehm aber das „nein wirklich nicht“-„doch unbedingt“-Feilschen in der Tür war mir dann noch unangenehmer, es ist ja auch anzunehmen, dass so eine erwachsene Frau weiß, was sie will und nicht auf Hereinkommen bestehen würde, wenn ihr gerade an pünktlichem Feierabend gelegen ist. Im Verlauf kamen später noch zwei weitere Kundinnen, auch sie wurden noch zum Bleiben genötigt, vielleicht sind die Öffnungszeiten nur ein Richtwert.
Beim Zupfen gab es noch eine lustige Situation. Die Zupffrau beschwerte sich, ich sei immer so angespannt, wie ein Gummiband auf Spannung, und solle doch mal locker lassen und entspannen. Ich tat wie geheißen. Ich kann das auf Anhieb, so schlafe ich abends (oder auch zu anderen beliebigen Zeitpunkten) ein, ich lege mich ins Bett, entspanne komplett den ganzen Körper und wenige Sekunden später bin ich eingeschlafen. Ich entspannte also und die Zupffrau bekam einen richtigen schreck und hüpfte ein Stück zur Seite, weil sie dachte, ich sei bewusstlos geworden oder Schlimmeres.
Um halb 8 war ich zu Hause, um 20 Uhr ist zweiwöchentlich „Event“ mit Frau Herzbruch aber wir hatten uns am Sonntag schon gesehen und daher für diese Woche genug voneinander.
Zum Abendessen Linsenbolognese (eine halbe abgelaufene Packung Berglinsen und eine abgelaufene Tube Tomatenmark wurden damit vernichtet), jetzt gemütlicher Abend im Sessel. Und die kleine Katze hat Geburtstag, aber das feiern wir nach, wenn das Kind zurück ist.
(Kommentare)
Ich sortiere gern und räume gerne auf, ordne Schränke, dergleichen, das ist bekannt. Ich bin eine Person, die man zu sowas einladen kann oder auch auf einer Party spontan in eine Kammer zum Durchsortieren führen kann, wenn man das will, und eine Stunde später komme ich wieder raus und alles ist schick. Mir macht das Spaß, ich mache das auch zu Hause ständig, zur Entspannung. Normalerweise.
Hier wurde jetzt aber länger nichts aussortiert, gut, der Badezimmerschrank mal kurz, nachdem mir etwas auf den Kopf fiel, aber eher huschhusch nebenher, ohne Konzentration und ohne die übliche Freude daran. Ich hatte viel um die Ohren, ich war viel unterwegs, es war zu warm, es waren dringlichere Sachen, das alles ist zutreffend, aber nicht der Grund. Das habe ich gerade festgestellt, als ich – nachdem Frau Herzbruch mir von Mottenbefall in ihrer Küche berichtet hatte und ich gestern dann auch eine vereinzelte Motte bei mir durch die Wohnung fliegen sah – heute anlassbezogen die Küchenschränke mit dem „Trockenzeugs“ drin, also Mehle, Nüsse, Saaten, Flocken, Gewürze, in einem Rutsch ausräumte, zum Sortieren.
Der Grund ist, dass noch so viel dranhängt. Die griechische Kräutermischung für Grillkäse? Im Sommer gekauft kurz bevor Mama N. ins Krankenhaus kam, dann nicht mehr zum Grillen gekommen. Die Mandeln und Nelken? Zum Backen für Lebkuchen gekauft vor Weihnachten, aber dann kam Mama N. wieder ins Krankenhaus und niemand wollte mehr Lebkuchen backen. Die Walnusspaste? War für eine Torte gedacht, als Papa N. hier wohnte aber dann mussten wir Hals über Kopf zurück wegen Notfall. Und so weiter. Meine ganze Küche, vermutlich meine ganze Wohnung (weiter habe ich jetzt erstmal noch nicht gedacht, sonst platzt mir noch der Kopf) ist voll mit schönen Plänen und Ideen und Hoffnungen, die gescheitert sind. Das ist doch scheiße. Ich bin beschädigter, als ich dachte.
Also habe ich gleich noch mit ein paar anderen Schränken weitergemacht und so gab es heute zum Abendessen Rotkohl und Klöße ganz kurz nach Ablaufdatum (8/2023), war eigentlich als Weihnachtsessen geplant aber Weihnachtsessen fiel ja aus. Mal gut, dass wir keine Würstchenkartoffelsalatweihnachtstradition haben, das hätte sich schlechter gehalten.
Alles, was man essen kann, ist jetzt sortiert. Ich habe keine Motten oder Vorstufen davon gefunden, die vereinzelte kam wohl von draußen. Auf der Küchenarbeitsplatte steht jetzt ein Korb mit allem, was in den nächsten 2 Monaten abläuft eine vereinzelte ältere Tomatenmarktube oder Kokosmilchdose, die sich widerspenstig hinter den neueren versteckt hatten und dergleichen, das können wir locker rechtzeitig wegessen. Wenn ich Schränke öffne, sieht es sehr schön aus und ich freue mich sehr und ich bin sehr traurig.
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Gerade habe ich nochmal den Gartenschlauch angeschlossen und die Pflanzen auf dem Balkon gewässert. Ich gehe davon aus, es war das letzte Mal diese Saison. Am Donnerstag kommt Regen, ab Samstag gehen die Temperaturen runter und dann ist der Scheiß für dieses Jahr durch. Ich werde ab dem 1. September unfassbar gute Laune haben, 9 Monate lang, die gute Laune wird noch viel unerträglicher sein als meine 3-Monate-Sommerlaune.
Kurz dachte ich, ich würde das Gießen heute schon einstellen. Der Adapter für den Schlauch war nämlich verschwunden, ich hatte den Schlauch für die Katzensitterin angeschossen gelassen – er wird statt des Duschschlauchs montiert – bei Rückkehr aus dem Urlaub mussten wir aber alle sofort noch nachts duschen und da habe ich den Adapter eben irgendwo hingelegt. Länger vor dem Urlaub lag es immer in einer kleinen Schildkrötenschale, zusammen mit tausend Krempelitems von M, kurz vor dem Urlaub, sehr kurz vorher, hatte ich aber angekündigt, dass ich diese Schale jetzt wieder für mich haben möchte. Also wurde sie ausgeräumt und lief einmal durch die Spülmaschine, der Adapter war zu dem Zeitpunkt noch mit Schlauch an der Duscharmatur und nach dem Urlaub, nachts irgendwann, habe ich ihn abgedreht und, tja. Weil ich logisch denke, habe ich ihn natürlich auch in dieser Ausnahmesituation nach hundert Stunden Tourbusfahrt mit Frau Herzbruch auf dem Bock genau in das Kästchen gelegt, wo ich, ok, ich gebe es zu, intuitiv nicht als erstes aber als zweites nachschauen würde. Ein bisschen Spannung muss ja sein.
Also jetzt zum letzten Mal dieses Saison die Blumen gewässert. Der Schlauch ist jetzt im 6. Jahr, er hatte 3 Jahre Garantie, an dem Teil, so man ihn hält und, meine Güte, mir fehlt das gesamte Gartenschlauchvokabular, also da, wo man ein Plastikteil an den Griff drückt, damit das Wasser kommt, hat sich ein Plastikteil vom Schlauch gelöst, das die Stelle verdeckte, wo der flexible Schlauchteil in den metallenen Griff übergeht. Die Funktion beeinträchtigt das derzeit nicht. Aber was ist nächstes Jahr? Sollte ich vorsorglich und antizyklisch jetzt schon einmal einen neuen Schlauch kaufen, für den Fall, dass der jetzige bis nächstes Jahr weiter auseinandergefallen ist?
Ich glaube nicht. Bis nächstes Jahr kann viel passieren, vielleicht gießt man dann gar keine Pflanzen mehr mit Trinkwasser, was weiß ich.
Gerade in diesem Moment erinnere ich mich daran, dass ich diese tägliche Contentvorschlagliste habe. Heute steht da als Themenvorschlag: „Was tun gegen übergriffige Kolleginnen, die ungefragt den Schreibtisch aufräumen und Deko entsorgen?“
Ich sehe diese Situation nicht so richtig vor meinem inneren Auge. Wie kann sie überhaupt entstehen? Ich bin bekanntlich keine Freundin von Deko aber noch weniger bin ich Freundin von übergriffigen Menschen. Ich gehe davon aus, die entsprechenden Kolleginnen sind bekannt, sonst wüsste man ja nicht, dass es Kolleginnen sind. Ich würde sie vermutlich eingeleitet von der Frage „Was IST mit euch??“ anbrüllen, die meisten Leute haben dann keinen Bock auf Wiederholung des Ablaufs. Falls doch, wird man sie mittelfristig durch kluge Taktik vom Arbeitsplatz entfernen müssen, mit so Leuten kann man ja nicht zusammenarbeiten. Alternative Möglichkeit, man selbst ist irgendwie Messie, hat ein schlimmes Ordnungsproblem, der Schreibtisch behindert andere in Bezug auf Arbeit oder Einhaltung von Hygienestandards. Dann freundlich bedanken und Hilfe suchen. Oder, sollte die Deko fragwürdigen Geschmack demonstrieren, lieber zu Hause aufstellen. Aufgabe am Arbeitsplatz auch, zu anderen ein Verhältnis aufrechtzuerhalten, das Zusammenarbeit ermöglicht. Da ist es einfacher, nicht jede edgy Meinung zwingend genau in diesen 8 Stunden des Tages vor sich hertragen, man hat ja noch andere 16 Stunden dafür Zeit.
Wie gesagt, die genaue Situation entzieht sich meiner inneren Vorstellungskraft und auch meiner Kenntnis, ich hatte in der Liste zwar schon vor Monaten nachgefragt aber keine Antwort bekommen. 1:0 für mich also würde ich sagen.
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