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    Dienstag, 3. Oktober 2023
    3. Oktober 2023


    Ich bin ein wenig scharfgestellt. Vermutlich liegt das nicht an irgendeiner Charaktereigenschaft sondern an der zweiten Nacht mit etwa 3 Stunden Schlaf. Die vorletzte, bei Frau Herzbruch, war wegen Amüsements kurz und dann, weil ich wach lag, da eine Mücke um mich herumflog und ich mich sorgte, sie würde mich stechen und alles jucken und dann müsste ich möglichst lautlos in der Wohnung von Frau Herzbruch Fenistil suchen, normale Leute haben das im Badezimmerschränkchen aber Frau Herzbruch hat kein Badezimmerschränkchen, sie hat eine Badezimmerschublade mit unfassbar viel Zeug in ihrem Schlafzimmer und diesen Riesensetzkasten, sie berichtete, der eine gesamte Wand im Wohnzimmer einnimmt. In diesem Riesenschrank mit einer Milliarde kleiner Türen vermutete ich das Fenistil. Letztendlich schlief ich darüber ein, mir auszumalen, wie viele dieser Türen ich öffnen muss, bis ich die Tube finde. Türchen zählen zum Einschlafen sozusagen.

    Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass Frau Herzbruch aus dem fast gleichen Grund wach lag, sie war nämlich bereits gestochen worden und ihre Füße juckten und sie wusste, dass das Fenistil genau in diesem Setzkastenschrank ist, vor dem ich aber ja (vermeintlich) schlief, so dass sie nicht wagte, es herauszusuchen.

    Was lernen wir daraus? Die Dinge, die man unterlässt wiegen oft schwerer als die, die man tut. Und außerdem lernen wir, dass bei mir Mückenstiche erst in Nacht 2 jucken und das war diese Nacht. Ich behandelte sie mit diesem Elektrodings, mit dem man sich Verbrennungen zufügt UND mit Fenistil aber genützt hat es nichts.

    Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute nach „Strategien für die Berufswahl“. Da kann ich nicht weiterhelfen, ich hatte nie welche, außer dass Berufstätigkeit eben notwendig ist zur Finanzierung des Lebensunterhaltes – meine Eltern hätten mich zwar jederzeit wieder zu Hause aufgenommen und verpflegt aber nie die Möglichkeit gehabt, mir eine eigene Wohnung etc. zu finanzieren, auch nicht vorübergehend. Mein Ansatz war daher primär, keine Finanzierungslücke entstehen zu lassen.

    Ich habe schon alles Mögliche gearbeitet. Im Nachhinein kann ich all diese Jobs zu einer überzeugenden Geschichte zusammenfügen in der alles Sinn ergibt und die gar keinen anderen Schluss zulässt, als dass ich meine jetzige Stelle habe. In Wirklichkeit ist das aber Quatsch, es war eine Aneinanderreihung von Zufällen und genutzten Gelegenheiten ohne jede Strategie. Ich wusste gar nicht, dass es Arbeitsplätze wie meinen jetzigen gibt; meine Eltern, Tanten, Onkel, Großeltern haben nie in einem Büro gearbeitet.

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