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    Samstag, 6. März 2021
    06032021

    will schwimmen gehen.

    Freitag, 5. März 2021
    WmdedgT 3/2021

    (Alles zu WmdedgT bei Frau Brüllen.)


    Ich habe kaum geschlafen nachts, weil ich ständig wach war und aufgestanden bin aufgrund wechselnder Bedürfnisse. 7x Aufstehen habe ich gezählt, die Schlafuhr zählt nur 5x und gibt mir für meine Schlafleistung 83 Punkte, das ist alles sehr supekt. Habe ich das übrige Aufstehen nur geträumt?

    Jedenfalls ist alles sehr wenig ereignisreich. Duschen, anziehen, in die TARDIS zum Arbeiten. Am Vormittag geschah etwas Ungewöhnliches und zwar bildete ich plötzlich ein virtuelles Büro mit jemandem, mit dem ich auch ganz in echt zusammenarbeite. Das kam so: er rief mich (über Zoom) an, das Gespräch wurde komplex und dauerte länger, es wurde dabei sinnvoll, die Zahlen, über die gesprochen wurde, gleich in einer Tabelle festzuhalten, also teilte ich meinen Bildschirm, damit wir das gleich zusammen erarbeiten konnten, das dauerte so ca. eine Dreiviertelstunde und ich glaube, dann verabschiedeten wir uns eigentlich auch aber ich habe jedenfalls mein Videofenster nicht geschlossen und er auch nicht, während wir längst ganz andere Sachen machten (also ich jedenfalls, was er gemacht hat, weiß ich ja nicht). Dass mir das passiert ist nicht so verwunderlich, ich halte mich ja seit einem Jahr nonstop in einem virtuellen Büro auf und beachte nicht mehr, ob die Kamera an oder aus ist. Als ich aber nach einer weiteren halben Stunde plötzlich merkte, dass der Call noch lief, war ich schon erstaunt, dass der andere ihn nicht verlassen hatte. Bevor ich nachfragen konnte, sagte er aber auch schon, er müsse jetzt leider in eine andere Konferenz (Anfänger - ich war die ganze Zeit nebenher noch in einer anderen!).

    Generell: wenn ich auf Twitter das virtuelle Büro erwähne, fragen manchmal Personen ganz entsetzt, ob ich etwa von zu Hause aus ständig mit meinen Kolleg:innen in einer Videokonferenz verbunden sein müsste. So ist es ja gar nicht, wobei ich das aber total super fände. Ich kann das aber nicht vorschlagen, das käme aus der falschen Richtung, und offenbar will es auch niemand sonst, sonst hätte ja wer was gesagt.

    Der Arbeitstag lief so vor sich hin, ich telefonierte enorm viel, zwischendurch fröhnte ich weiter meiner aktuellen Hüttenkäseobsession und aß zum Frühstück Porridge mit Hüttenkäse, zum Mittagessen Kartoffelsalat mit Hüttenkäse, am Nachmittag Hüttenkäse mit Erdbeermarmelade und am Abend gab es Fischcurry, das war ohne Hüttenkäse und hat mir dann auch gleich nicht geschmeckt. Tja.

    Pünktlich zum Feierabend wurde mir noch ein neuer Schreibtischstuhl geliefert, eine absolute Zumutung, ich wollte nie einen Schreibtischstuhl kaufen aber sah mich dazu gezwungen, weil an dem, den ich bisher in Gebrauch hatte (vor ca. 15 Jahren von meiner Schwester übernommen) gingen die Rollen kaputt und ein Austausch erschien mir (aus allen Gründen) übermäßig aufwändig. So hatte ich also neulich irgendwann einen Stuhl bestellt, natürlich den, den Frau CucinaCasalinga mir verlinkt hatte (andere Menschen bezahlen Geld dafür!), nach dem ich erst zickig war und einen Schreibtischstuhl wollte, der keinesfalls nach Schreibtischstuhl aussieht (weil ich ja eigentlich gar keinen will) und dann war ich zickig und wollte nicht dafür bezahlen, allerhöchstens ganz wenig. Pandemie ist scheiße und ich hasse die Arbeit von zu Hause, das möchte ich hier nur nochmal festhalten.

    Jedenfalls kam dieser Stuhl, jetzt müssen wir alle hoffen, dass den mit den kaputten Rollen sehr, sehr bald jemand abholt denn jeden Tag, den hier zwei Schreibtischstühle stehen, verschlechtert sich meine Laune hoch 2.

    Nachdem ich zum Arbeitsende die TARDIS verlassen hatte, gab es, wie gesagt, das Fischcurry, das mir nicht schmeckte und das ich deshalb auch nicht aufgegessen habe. Ich überlege noch, ob ich statt dessen auf Nummer sicher gehe und auf Hüttenkäse zurückgreife oder ob ich evtl. ein Stückchen Käsekuchen esse. Dazu werde ich ein Buch lesen.

    Donnerstag, 4. März 2021
    04032021

    Hier war heute richtig heftiger Regen - die Katzen konnten sich an das Geräusch nicht mehr erinnern und waren aufgeregt, ich selbst konnte mich ehrlich gesagt auch kaum an das Geräusch erinnern und war auch ein wenig aufgeregt.

    Mittwoch, 3. März 2021
    03032021

    Frau Fragmente sitzt in ihrem sehr unordentlichen Arbeitszimmer und bloggt, ich sitze in meiner komplett im- und explodierten TARDIS und blogge über Frau Fragmente.

    Nebenher warten wir auf die Pressekonferenz mit Frau Dr. Merkel nach den Beratungen mit den Ministerpräsident:innen. Das kann aber ja noch dauern. Außerdem warten wir - auch nebenher - auf unsere Impftermine. Auch das kann natürlich noch dauern. Heute gab es eine KatWarn-Meldung, dass in Hessen nun sehr kurzfristig viele Impftermine für die Prioritätsgruppe 2 unter 65 Jahren zur Verfügung stünden. Ich rief daraufhin die Impfservice-Nummer an um zu erfragen, wie das kommt, dass es diese Meldung über KatWarn gibt aber gleichzeitig Personen (wie Frau Fragmente und ich), die schon seit letzter Woche registriert sind, keinen haben. Das konnte mir der Impfservice nicht sagen, denn er war "von der KatWarn-Meldung sehr überrascht". So viel dazu.

    "Du wirst nie erraten, worüber ich heute schreibe", sagt Fragmente. "Über was Lustiges!" sage ich mehr hoffend als glaubend. "Weil ich ja auch so lustig bin", sagt Fragmente, "das ist ja meine Kernkompetenz". Wir werden sehen. Ich erinnere mich an keine Situation, in der in unserer Beziehung nicht ich die Rolle des Kasperls belegt hätte.

    Ich habe heute meine Twitter-Freundschaft mit DPD beendet. Also: dem Paketdienst. Wir haben viel miteinander geschrieben in den letzten Wochen, ich glaube, ich habe mehr mit DPD geschrieben als mit Frau Herzbruch. Anders als bei Kommunikation mit Frau Herzbruch führte das Geschriebene aber zu nichts. Das ist mit Frau Herzbruch eher umgekehrt, da führt eins zum anderen und man muss dann schreibend manchmal kurz ein wenig abbremsen. Wie auch immer, DPD und ich sind jetzt keine Freund:innen mehr.

    Gerüchteweise berät Frau Dr. Merkel mit den Ministerpräsident:innen unter anderem darüber, ob Personen, die in Präsenz am Arbeitsplatz sind, einmal wöchentlich (am Arbeitsplatz? von ihrem Arbeitgeber?) coronagetestet werden sollen. Ich bin ja generell schon pandemiegenervt und muss hier ganz deutlich sagen: da bin ich raus. Meine Technikerin sagt mir heute morgen, sie würde ganz gern ein paar Leuten was ins Gehirn rammen, aber ich selbst schiebe sicher niemandem ein Stäbchen in Nase oder Mund. Ich glaube sehr an die 1,5 Meter Abstand, gerade auch beruflich, ich möchte beruflich niemanden berühren, ganz große Ausnahme: zum Zwecke der Wiederbelebung, aber auch das möchte ich nicht, sähe hier aber die ethische Verpflichtung, mich über meine persönliche Präferenz hinwegzusetzen. Für Frau Dr. Merkel und die Ministerpräsident:innen mache ich das nicht.

    Fragmente schlägt jetzt irgendwas nach. "So ein Blogeintrag wird das, so einer, bei dem man Dinge nachschlagen muss!". Vielleicht ist sie doch heute das Kasperl unter uns.

    Sonst habe ich gar nicht viel zu erzählen, ich habe heute von früh bis ziemlich spät gearbeitet, weil einfach so vieles sehr dringend war. Fertig wird man bei der Arbeit, die ich mache, ja nie, das ist normal und damit muss man sich arrangieren. Aber in einem gewissen Zeitrahmen sollte sich alles bewegen und da wurde es langsam knapp. Morgen noch ein langer Tag, dann sollte ich mich wieder in einem komfortablen Mittel zwischen den Terminen befinden, muss nicht mehr kurz angebunden am Telefon sein und kann ganz allgemein wieder projizieren, dass alles komplett unter Kontrolle ist und quasi mit links passiert während rechts im Milchkaffee rührt.

    Zwei sehr schöne Gespräche hatte ich heute auch - wegen internen Verwirrungen und später Lockdown konnte ich keine Jahresendgespräche machen, jetzt ist es auch etwas spät, sie als Jahresanfangsgespräche zu titulieren aber sprechen möchte ich schon. Ich mag das sehr, wenn mal wirklich Zeit zum sprechen ist, nicht eine Information, die man mitteilt, schon vorher im Kopf ist sondern ein Bild beim Sprechen entsteht, ein Netz an Informationen, in dem sich beide dann bewegen, die eine Ecke noch beleuchten, einen weiteren Aspekt hervorziehen und so weiter. Dass mir das Spaß macht, liegt vielleicht daran, dass ich alle, mit denen ich arbeiten, wirklich gern mag. Also: als Menschen. Bei der Arbeitsweise, der Priorisierung, der Sichtweise von Abläufen gibt es natürlich immer auch Differenzen, aber die anderen Meinungen interessieren mich, vieles weiß ich selbst einfach nicht, weil es nicht so richtig meinen Radarbereich kreuzt und vieles wirkt auf mich aus meiner Perspektive anders als aus der Perspektive der Mitarbeiter:innen. Ich habe danach meistens viel zum Nachdenken und viele neue Puzzleteile, mit denen ich spielen kann. Ob das umgekehrt genauso ist?

    Fragmente ist halb fertig, sagt sie, sie atmet sehr schwer, es scheint echt ein höchst anstrengender Text zu sein. Oder sie verarscht mich gerade von vorn bis hinten, natürlich. Ich bin echt gespannt!

    Außerdem bin ich überfressen. Ich habe eine Gemüsephase derzeit, vielleicht liegt es am nahenden Frühling? Kennen Sie das, wenn Sie Unmengen an Gemüse essen und dann wirklich unglaublich satt, schon voll sind - aber irgenwie auch hohl? So, als wären zwischen den verzehrten Karotten, Kohlrabi, Äpfeln und Sellerie noch Hohlräume, die dringend mit Schokolade aufgefüllt werden müssten.

    Dieser veranwortungsvollen Tätigkeit gehe ich nun nach. Und dann lerne ich, bis Fragmente fertig ist - und die Ministerpräsident:innen und Frau Dr. Merkel, noch ein paar Runden Türkisch.

    Dienstag, 2. März 2021
    02032021

    Heute war ich in einem Parkhaus eingesperrt. Naja, eigentlich nicht, das Parkhaus ist ganz offen gestaltet, ich hätte jederzeit rausgehen können. Aber das Auto konnte nicht raus, weil die Schranke nicht hochging, kein Auto konnte raus und drei Menschen waren anwesend fanden das blöd. Ich hätte das Auto zurücklassen können, aber das wollte ich auch nicht, weil ich hohe Schuhe anhatte und der Heimweg 15 km betrug. Und hohe Schuhe, weil ich bei der Friseurin war. Das hängt alles zusammen, natürlich, denn ich bin der festen Überzeugung dass man in einen Frisiersalon so gekleidet gehen muss, dass die erhoffte zukünftige Frisur zur Kleidung passt. Um es den Friseur:innen einfacher zu machen und weniger erklären zu müssen - ich ziehe es ja sowieso vor, gar nichts zu erklären und deshalb ist es umso wichtiger, dass ich durch Äußeres abseits der Haare und durch Habitus darstelle, wie die Frisur bitte aussehen soll. Wenn es schon Schubladen gibt, kann man sich ihrer ja auch bedienen. Ich trug also hohe Schuhe, genau: hohe Stiefel mit Absatz, ein schwarzes Kleid und eine flaschengrün karierte Strumpfhose aus meinem 300-Strumpfhosen-Fundus. Achja, eine Jacke hatte ich sowieso auch nicht.

    Dann ging im Parkhaus die Schranke nicht hoch, die zwei anwesenden Herren, auf die dieses Problem auch zutraf, entschieden, die Schranke manuell zu öffnen, die Schranke bewegte sich nur ganz wenig und machte dann laute Alarmtöne und ich sagte "Ganz hervorragend, dann kommt jetzt gleich ja jemand und regelt das."

    So war es dann aber nicht, es kam trotz Alarm einfach niemand, das war sehr enttäuschend. Das Parkhaus gehört zu einer Klinik, die wollte ich dann betreten, um an einem Empfang oder so die Situation zu schildern, man durfte die Klinik aber nicht ohne Coronatest betreten, sagte der Security-Mensch, der mich am Eingang aufhielt. Zuständig für das Parkhaus und/oder die Schranke war er aber nicht, darüber wüsste er nichts und in die Klinik hineingehen und fragen, ob es eine Art Facility Manager:in oder Parkhauswächter:in oder Security mit Zuständigkeitsbereich Parkhaus gibt konnte oder wollte er auch nicht.

    Die Besitzer der mitgefangenen Fahrzeuge hatten in in der Zeit ein paar andere umliegende Läden abgeklappert aber die wussten alle auch nichts. Also sagte ich zu einem der Herren "Rufen Sie doch bitte die Polizei" (ich hatte selbst keine Lust) und er tat das, die Polizei kam, öffnete die Schranke mit Gewalt, sie knackte komisch, dann wurden wir aber durchgewunken und ich gehe mal davon aus, die Polizei hat im Nachgang dann in Ruhe alles geregelt. Ist mir ehrlich gesagt sonst aber auch egal, Hauptsache das Parkhaus funktioniert in 3 Wochen wieder, da hat M nämlich dann ihren Frisiertermin.

    Montag, 1. März 2021
    01032021

    Quasi gerade gestern haben wir mit M im Auto noch Bibi und Tina in Dauerschleife gehört und heute sprachen wir 2,5 Stunden lang über Inflation und Gender als Konzept. Die Jahre dazwischen, glaube ich, saß sie da ohne zu sprechen und hat statt dessen Bücher oder im Handy gelesen. Wie so eine kleine Raupe, die sich mit Informationen verpuppt, dann plötzlich aus ihrem Kokon herauskommt und dann wundert man sich sehr.

    Montag, 1. März 2021
    280022021

    Kann nicht schreiben, teile das Zimmer mit Kind und sie findet, es sei Schlafenszeit.

    Samstag, 27. Februar 2021
    27012021

    Heute zum ersten Mal im Leben gemacht: Corona-Test.

    War nicht schlimm und das Ergebnis war negativ.

    Freitag, 26. Februar 2021
    26022021

    Jetzt geht es wirklich nicht mehr mit den Haaren, alles ganz schrecklich, ich kann auf keinen Fall mehr unter Leute gehen - was man ja auch eh nicht soll, also egal, aber ich kann auch nichts mehr mit Video machen. Keinesfalls.

    Aber nur noch bis Dienstag!

    Donnerstag, 25. Februar 2021
    25022021

    Frau Fragmente sitzt in ihrem Arbeitszimmer und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch in der TARDIS und blogge über Frau Fragmente.

    Himmelherrje ich habe einen krassen Energieschub, sowas läutet immer eine sehr anstrengende Phase ein, also für mich und für andere. Meine schlecht gelaunten Phasen sind ja immer nur für andere anstrengend, meine gut gelaunten für die ganze Welt, ich bin also mitbetroffen, deshalb bin ich eigentlich lieber schlecht gelaunt.

    Es gibt Neuigkeiten bei Frau Fragmente. a) sie hat noch die Weihnachtspyramide im Wohnzimmer stehen, b) sie ist jetzt Prepperin und c) sie räumt das Regal im Arbeitszimmer auf. Wie letzteres kommt ist mir fast ganz unerklärlich aber egal, man soll die Feste feiern wie sie fallen (gerne ersetzen durch passendere Redensart).

    Ich habe Milliarden Gedanken im Kopf, damit sie da raus gehen schreibe ich sie jetzt einfach auf. Ich schaffe es nicht, meine Abendessenportion Tabbouleh mit Halloumi aufzuessen, vermutlich, weil ich so viel geredet habe beim Essen. Ich finde das Mundgefühl von Halloumi eine Zumutung und der Geschmack ergibt sich eigentlich nur aus der Würzung, da ich selbst die Würzung vorgenommen habe, ist sie hervorragend, ich bin also in einem Bewertungszwiespalt. Ich habe am Dienstag einen Friseurtermin. Ich gehe morgen ins ganz echte Büro. Die Waschmaschine läuft schon wieder, weil die Katze auf Ms Jacke gekotzt hat. Ich muss eine ganz dringende Angelegenheit regeln und kann mich nicht dazu aufraffen (Hilfe, Frau CucinaCasalinga!!).

    Heute im virtuellen Büro hatten wir einen Lachanfall, den schlimmsten seit ich mich erinnern kann, naja, einen ähnlich schlimmen hatte ich schonmal mit ungefähr 18 aber da waren Substanzen mit im Spiel. Beim Erzählen ist es natürlich nicht so lustig, ich erzähle es aber trotzdem, weil ich ja weiß, wie lustig es war und wenn ich dann mal wieder erheitert sein möchte, kann ich es hier nachlesen. Ich muss schon wieder lachen.

    Also es war so: wir sind im virtuellen Büro ja immer stummgeschaltet, wegen der Vertraulichkeit. Aber wenn dann eine mal Zeit hat oder was zu erzählen winken wir in die Kamera und wenn das dann wer sieht und auch gerade Zeit hat unmuten wir uns und quatschen kurz. Also im Grunde wie in einem normalen Büro auch. Heute war es so, dass Frau Herzbruch etwas erzählen wollte, ich hatte auch gerade Zeit aber eigentlich wollte sie es lieber Frau CucinaCasalinga erzählen. Die schaute auch in den Bildschirm und bewegte den Mund aber wir hörten sie nicht. Nach ein paar Gesprächsversuchen vermutete ich, dass sie sich in Wirklichkeit in einem Telefonat oder Videocall befindet und nur in unsere Richtung schaut, weil unser Videocallfenster sich hinter ihrem anderen Fenster, mit dem sie sich befasst, befindet. Trotzdem passten ihre Reaktionen erstaunlich gut zu dem, was Frau Herzbruch und ich sagten, also so weit man das Mimik und Gestik entnehmen konnte. Sie blieb aber stumm und unternahm keine Versuche, das zu ändern, obwohl wir sie darauf hinwiesen. Das war nun wieder ungewöhnlich.

    Bis dahin war es leicht amüsant aber natürlich noch nicht lustig. Lustig wurde es, als Frau Herzbruch sagte "da können wir sie jetzt beobachten wie so ein Tier im Zoo" und dann sagte ich "ich klopfe mal an die Scheibe!" und da mussten wir schon sehr lachen. Und dann klopfte ich an das Handy und zapp, in diesem Moment verschwand Frau CucinaCasalinga, wie eben zum Beispiel ein Heupferdchen in einem Terrarium, das sich erschreckt hinter die Pflanzen zurückzieht, wenn die blöden Besucher an die Scheibe tippen. Genau so war es. Da waren Frau Herzbruch und ich verloren, mussten weinen vor lachen und konnten nicht mehr atmen, Brillen wurden abgeworfen, nach Papiertüchern gegriffen, es war unglaublich lustig. Ich muss schon wieder lachen!

    Im Anschluss musste ich dann an ein Gespräch denken, das ich gestern hatte, unter den Lesefreundinnen. Da sagte die eine, sie würde nun wieder daten und es sei aber so schwierig, jemanden kennenzulernen, weil die bisher getroffenen Herren einfach nichts zu sagen hätten, nicht unterhaltsam wären. Mir kam dann in den Kopf, dass wir vielleicht von den virtuellen Möglichkeiten verwöhnt sind. Ich habe ja viele Freundinnen, die sich zwar nicht in räumlicher Nähe zu mir befinden, also auch extrapandemisch nicht, aber mit denen ich mich jederzeit ganz wunderbar amüsieren kann und die dabei unglaublich schlau sind. Die Bereitschaft, sich seichte Witze anzuhören oder Gespräche über das Wetter zu führen sinkt natürlich ganz enorm, wenn wirklich gute Unterhaltung nur einen Griff zum Handy weit entfernt ist. Ich möchte das nicht bewerten, denke auch, das Problem ist nicht neu, nur verbreiteter als früher: ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Schwester als Kind immer mit einem Buch in der Hand da saß, auch auf Familienfeiern und auf die Frage, warum sie denn nun gerade lese, sagte, das interessiere sie gerade stärker als die Gespräche der anwesenden Gesellschaft (Sie sehen, ich war also durchaus auch schon am "receiving end" einer solchen Haltung).

    So, dann wollte ich auch noch über die Hello Fresh Box schreiben und natürlich auch noch, wie oben angekündigt, über Frau Fragmente, hoffentlich schaffe ich das noch, bevor Frau Fragmente selbst fertig wird, ich hasse es, nicht erste zu sein. Ich tippe jetzt extra schnell:

    Die Hello Fresh Box kam jetzt dreimal und ich glaube, öfter wird sie auch nicht kommen. Zum einen kriegt DPD es nach wie vor nicht hin, die Box an die Wohnungstür zu liefern und ich habe keine Lust mehr, mich jeden Mittwoch zu beschweren und mir Entschuldigungen anzuhören. Weitere Gründe: das Konzept der Box ist ja, dass man alles geliefert bekommt und nicht einkaufen muss (bis auf so ganz basic Dinge wie Salz und Öl). Das führt dazu, dass ich dann z.B. auch 6 Gramm Gemüsebrühe geliefert bekomme, obwohl ich ja ein Glas im Schrank stehen habe, was natürlich nicht das Problem von Hello Fresh ist sondern mein ganz eigenes, aber das Glas wird dann nicht mehr regelmäßig leer und das bringt mein Vorratskonzept durcheinander. Zweitens, da ja alles in exakten Mengen geliefert wird, ist das Essen standardisiert. Ich würde bei verschiedenen Gerichten vielleicht etwas mehr Currypaste/Harissa/Sesammus/etc. nehmen, das geht dann aber nicht, ich kann da nicht mitbestimmen und abschmecken und nachbessern und das fehlt mir. Drittens: das Verhältnis Gemüse zu anderem stimmt für mich nicht. Ich esse immer viel mehr Gemüse als anderes, die Box geht eher von Restaurantzusammensetzungen aus, gestern z.B. pro Person 125 g Schweinefilet und 50 g Bohnen, das passt so für mich nicht, das müsste eher umgekehrt sein. Toll an der Box aber: ganz viele Ideen, wie man sich das Leben vereinfachen kann beim Kochen, ich habe wirklich in den drei Wochen schon einiges gelernt (und ich koche seit 21 Jahren quasi täglich). Und auch toll: heute zum Beispiel, beim Tabbouleh, waren genau 200g Bulgur in der Kiste, ich habe nun also nicht einmal Tabbouleh gemach und noch 300 g Bulgur bis in alle Ewigkeiten im Schrank und die Lebensmittelmotten reiben sich schon die Hände. Also: schwarz-weiß ist die Situation nicht, aber im Moment komme ich mit meiner Gemüsekiste und der normalen Vorratshaltung besser klar.

    So, nun Frau Fragmente. Ich bin neidisch auf ihre Frisur. Genererell bin ich ja mit meiner Frisur am zufriedensten auf der Welt, aber nach 3 Monaten ohne Friseur ist so ein Pagenschnitt, den man zu einem Zopf machen kann, doch die deutlich bessere Wahl als ein Kurzhaarschnitt der von exakt geschnittenen Partien lebt. So ein kleines dezentes Zöpfchen im Nacken hätte ich auch gern, ich bin momentan, wenn ich die Haare gar nicht mehr aushalten kann, eher bei Mallorca-Palme mitten auf dem Kopf und Katzenfell (auf dem Weg zur Langhaarkatze) an den Seiten und im Nacken. Über das Arbeitszimmer von Frau Fragmente sage ich heute nichts, das befindet sich ja gerade im Schnittpunkt zwischen zwei Projekten (aufräumen und preppen) und es entspricht meiner Persönlichkeit nicht, unfair zu sein. Frau Fragmente tippt und tippt und hat das Headset abgesetzt, ob sie mich wegen der (natürlich) laufenden Waschmaschine nicht hören will oder weil der Halloumi in meinem Mund so quietscht, weiß ich nicht. Vielleicht tippe ich auch wieder zu laut. Frau Fragmente ist ja sehr geräuschempfindlich. Jetzt ist sie weggegangen, hmhm. Vielleicht holt sie sich ein Getränk.

    Eine letzte Sache noch: neben dem Schreibtisch hat Fragmente ein Bild mit einer Filmszene aus Totoro. Danach hatte ich sie neulich gefragt, ich konnte mir nicht erklären warum sie dieses Bild hat. Totoro kannte ich nicht. Fragmente erklärte und ich wandte mich an meine Beauftragte für Popkultur, also meine Tochter, die mit mir gemeinsam dann neulich den Film auf irgendeinem Streamingdienst ansah und aufpasste, dass ich nicht einschlief. Ja, ich habe einen Film gesehen, von Anfang bis Ende! So weit hat die Pandemie es schon gebracht.

    Ha, Erste!

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