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    Mittwoch, 13. Mai 2020

    Frau Fragmente sitzt an ihrem Schreibtisch und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente. Wir sind wieder in ihrem Schlafzimmer, darüber habe ich beim letzten Mal bereits berichtet. Heute steht die Kamera aber andersherum, ich sehe eine Ecke von einem Bild, das glaub ich eine Wüste abbildet, ich sehe eine Lampe und dahinter eine Art Plastikbehälter, vielleicht Wäschekorb aber vielleicht auch tragbare Kühltruhe und vorhin sah ich ein Whiteboard.

    Ja, Frau Fragmente hat ein Whiteboard in ihrem Schlafzimmer. Darauf ist eine Liste der Dinge, die sie tun möchte, unter anderem ist ein Listenpunkt, dass sie eine Liste machen möchte, was sie putzen möchte. Ich frage mich, ob es irgendwo noch eine Liste gibt mit den Dingen, die sie auf das Whiteboard schreiben möchte aber ich traue mich nicht zu fragen. Auf dem Whiteboard steht jedenfalls auch "how to be more fun". Ich denke mir das nicht aus.

    Jetzt steht Frau Fragmente gerade auf und die Wäschekorbkühltruhe ist möglicherweise auch nur eine Art Kissen? Danaben jedenfalls ein Korbsessel, sieht gemütlich aus und nun hat sie eine Lichterkette eingeschaltet und "Stimmuuung!" gerufen. Neben ihr steht ein neues Musikinstrument, das sie seit heute besitzt. Habe vergessen, wie es heißt, es ist ein Resonanzkörper mit Schallloch und darauf befestigt sind Metallstäbe, die man mit dem Finger bedienen kann. Ab und an erzeugt Frau Fragmente damit einen Ton. Ich konnte noch keine Regelmäßigkeit herausfinden, außer, dass sie darauf klimperte, als ich noch kurz in die Küche musste, den Hefezopf in den Ofen schieben. Vorher musste ich noch kurz meiner Mutter erklären, wie sie den NDR Podcastmit Herrn Drosten hören kann und wie sie in der WDR Mediathek eine Sendung findet, auch da spielte Frau Fragmente auf dem Instrument, aber ich hatte sie stummgeschaltet.

    Meine Planung war heute für unseren Termin nicht ganz optimal. Das lag daran, dass ich bis etwa 3 Minuten vorher nicht wusste, dass es einen Termin gab. Denn eigentlich wäre Frau Fragmente jetzt auf einer Expeditionsreise. Aufgrundderaktuellensituation ist sie dort nicht, sondern mit mir hier am Computer, ich sagte, das sei ja auch ein [längere Denkpause] Ersatz, daraufhin schwiegen wir bis Frau Fragmente sagte "dann fangen wir mal an".

    Frau Fragmente hat auch schon wieder ein Thema. Meint: sie hatte schon, bevor sie anfing, zu schreiben, ein Thema. Es gehört aber zu unsere Routine, dass ich nicht frage, um welches es sich handelt und ich bin sehr häufig später, wenn ich ihren Text sehe, überrascht, dass wir ganz ähnliche Themen angeschnitten haben.

    Ok, sie spielt auf dem Instrument, wenn ich mich kurz vom Platz entferne. Ob es eine Art Selbstberuhigung ist oder eine Art Diss kann ich noch nicht einschätzen, vielleicht erfahren wir darüber in den nächsten Wochen mehr.

    Gerade sprachen wir noch kurz über Home Office. Für mich hat sich in den letzten Wochen herausgestellt, dass ich kein Home-Office-Typ bin. Mir geht daran so gut wie alles auf die Nerven, die ganzen kleinen Störungen, nicht nur durch andere (Müllabfuhr, Post etc.) zu Hause sondern auch die selbst zugefügten (wenn man die Waschmaschine angestellt hat und die dann fertig ist etc.), gleichzeitig will ich raus gehen und einen richtigen Arbeitsplatz haben, der sich nicht bei mir zu Hause in einem Zimmer befindet, das an sich überhaupt nicht für die Arbeit vorgesehen ist und das - obwohl es jetzt zum Arbeitszimmer umgewidmet wurde - immer noch eine schlechtere Infrastruktur aufweist als ein Büro. Frau Fragmente hingegen bezeichnet sich also totalen Home Office Typ, kurz überlegt sie, ob es daran liegt, dass sie ja allein zu Hause ist. Aber das tut es ganz sicher nicht, ich wäre allein zu Hause noch viel weniger Home Office Typ als sowieso schon, ich müsste dann den ganzen Tag die Wohnungstür auflassen und hoffen, dass irgenwelche Leute von draußen reinlatschen, mit denen man mal sprechen kann.

    Was in diesem Zusammenhang lustig ist: ich hielt mich lange Zeit für einen eher introvertierten Menschen, der gut auf Gesellschaft verzichten kann. Mir ist erst vor ein paar Jahren klar geworden, dass das absoluter Unsinn ist, ich komme zwar allein gut zurecht und langweile mich so gut wie nie, aber ich ziehe Energie aus den Begegnungen mit anderen Menschen, aus dem Draußen, aus dem Input. Wenn ich zu lange im eigenen Saft sitze, keine Reibung habe, keinen Abgleich, keine Sozialkontrolle durch andere, kein äußeres Gerüst, muss ich enorm viel Energie aufwenden, um mich selbst zu regulieren. Es geht, aber auf Dauer laugt mich das peu à peu aus. Und deshalb gehe ich ab Montag wieder ins Büro.

    Mittwoch, 13. Mai 2020

    Ein Tag wie kalter Stahl, viel zu wenig geschlafen (4 Stunden?), komplett verspannt aufgewacht, alles Muskeln kalt und hart und dann den Vormittag in einer Wohnung mit aufgerissenen Fenstern neben der offenen Balkontür am Schreibtisch verbracht denn: die Putzfrau war da.

    Wir erzählten bei ihrer Zigarettenpause auf dem Balkon, sie hat zwei Kinder, eins ist gerade in der Vorklasse (zum Deutsch lernen vor der 1. Klasse) und es sieht so aus, als ob der Schuleinstieg nicht klappen wird, weil nun einfach ein halbes Jahr Spracherwerb fehlt. Die Mutter spricht nur wenig Deutsch, versucht im Moment, vorzulesen, in dem sie die Sätze aus dem Kinderbuch bei Google Translate eintippt und vorlesen lässt und sie sprechen sie dann gemeinsam nach. Hatte kurz den Impuls, mich als Vorlesetante anzubieten, das geht ja auch per Videochat, aber nur in der Theorie, praktisch geht bei mir nichts zusätzliches mehr und ich vermute, nicht nur kurzfristig nicht. Immerhin kann ich kurz drauf der Kollegin, die bis mindestens nach den Sommerferien nicht ins Büro kommen können wird (weil: wohin mit den Kindern?) die Sorge um ihren Arbeitsplatz nehmen.

    Zwischendurch hielt ich kurz zwei Vodafone-Techniker in meinem Keller gefangen, das war ein spaßiger Moment.

    Nach Verabschiedung der Putzfrau schloss ich alle Fenster und Türen aber warm wurde mir nicht mehr. Kennen sie das, wenn die Finger so kalt sind, dass sie schmerzen, wenn man mit ihnen etwas berührt oder gegen etwas stößt? Sagen Sie nichts von Heizung, es waren gut 23 Grad in der Wohnung und auch die Sitzheizung im Auto konnte nichts ausrichten. Die Kälte kam durch Schlafmangel und allgemeines "durch" sein.

    Arbeit lief nur mittel, zwar alles erledigt aber nichts davon mit Esprit, dazu zu müde, zu kalt, zu viele Unterbrechungen, kein Flow. Die Arbeit war, sozusagen, Arbeit. Selbes galt für die weitere Bearbeitung des Stapels des Grauens. Zäh.

    Immerhin aus den Kühlschrankresten ein vorzügliches Essen gemacht.

    Dienstag, 12. Mai 2020

    Das war eine Nacht mit sehr wenig Schlaf und ihr folgte ein Tag mit sehr viel Handlung. Jetzt aktuell werden von M in der Küche drei verschiedene Sorte Gebäck produziert, es sieht nicht danach aus, als wäre diese Aktion vor 2 Uhr nachts abgeschlossen. Dafür hat eben die Schule angekündigt, dass es bis zu den Sommerferien auf jeden Fall noch 7 Tage mit Unterricht (à 3 Stunden pro Tag) geben wird und damit die Anforderungen des Kultusministeriums vollumfänglich erfüllt sind - verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin in Bezug auf Schule relativ leidenschaftslos aber mich würde schon interessieren, wo diese magische Zahl von "7 Unterrichtstagen" herkommt. Warum 7, warum nicht 6 oder 8? Hat das irgendwas mit den Tagen zu tun, die schon stattfanden, muss man eine einfache Mehrheit an Tagen im Halbjahr erreichen oder so etwas? Ich möchte das recherchieren, aber nicht mehr heute. Falls sie es wissen, verraten Sie es mir gern!

    Und ich sorge mich ein wenig um das geistige Wohl der Kollegin, die mir am Freitag voller Freude verkündete, dass die Schule wieder beginnt und sie dann auf jeden Fall, während die Kinder weg sind, selbst wenn die Zeiten etwas verkürzt sind, ins Büro kommen will, weil es zu Hause mit der Brut absolut unerträglich sei und sie raus, raus, raus will. Ich glaube, die hatte nicht 7 Tage à drei Stunden bis zum Sommer im Kopf. Nunja.

    Montag, 11. Mai 2020

    Wie Sie wissen, bin ich eine begeisterte und routinierte Aussortiererin, aber genau als solche weiß ich auch: manches braucht Abstand durch Zeit.

    So hatte ich noch einen ganzen Schrank von mit Kunstwerken (Gemälde und Gebasteltes) von Mademosielle, entstanden in den Lebensjahren 1-10. Und mir war schon seit ungefähr Lebensjahr 3 klar, dass ich nicht alles aus diesem Schrank für immer brauchen würde, aber wie viel Darstellungen von Kopffüsslern ich genau benötige und auf welche Weise eine Auswahl zwischen den vorhandenen Exemplaren zu treffen sei, konnte ich nicht entscheiden. Also ließ ich alles ein paar Jahre reifen.

    Heute war es dann so weit. Ich sichtete - in mehreren Etappen - schätzungsweise gestapelt 1,50 Meter Material. Davon übrig blieb etwa so viel, wie locker in einen (etwas breiteren) Schuhkarton passt. Und es war ganz einfach zu entscheiden.

    Sonntag, 10. Mai 2020

    Zwei Umzugskartons an Zeug haben meine Wohnung heute verschenkt verlassen, darunter mehrere Brettspiele, eine Digitalkamera, ein Basketball, viel Bastelzeug, DVDs, Fotoalben (leer natürlich), kleine technische Geräte, Kosmetik etc. Ich wollte es eigentlich am frühen Nachmittag nur kurz online stellen und hatte dabei vergessen wie schnell das alles geht - noch bevor alles online war, hatte ich schon über 20 Nachrichten, also setzte ich gleich alles wieder offline und war dann den Rest des Nachmittags mit der Verteilung beschäftigt.

    Nunja. Jetzt ist das alles weg, eine ganze Ecke in der Wohnung ist nun frei und viele andere haben hoffentlich eine schöne zeit damit.

    Freitag, 8. Mai 2020

    Heute Auszüge aus der Korrespondenz - für mich mittelmäßig erheiternd, für Sie aber vielleicht etwas mehr.


    Thema 1, Mahnung Versandhändler

    Frau N: Ihrer Mahnung vom xx widerspreche ich, da ich die Ware retourniert habe. Im Anhang finden Sie eine Kopie des Retourenlabels und einen Screenshot der Sendungsverfolgung: die Sendung wurde Ihnen am 20.3. zugestellt. Bitte klären Sie den Vorgang intern.

    Versandhändler: Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass laut unseren Beständen keine Retoure von Ihnen vermerkt ist. Bitte überweisen Sie den ausstehenden Betrag.

    Frau N: Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre internen Abläufe für mich irrelevant sind. Bitte klären Sie den Vorgang mit den zuständigen Personen in Ihrem Haus.

    Versandhändler: Leider können wir den Vorgang nicht nachvollziehen und die Sendungsnummer ist im Screenhot nicht gut lesbar. Bitte teilen Sie uns die Sendungsnummer mit.

    Frau N: Die Sendungsnummer entnehmen Sie bitte dem Retourenlabel, das ich bereits meiner ersten Mail beigefügt hatte.

    Versandhändler: Sie würden gut daran tun, bei der Aufklärung dieses Vorgangs behilflich zu sein!

    Frau N: Der Vorgang ist für mich hinreichend aufgeklärt: ich habe die Sendung verschickt und sie ist Ihnen ausgeliefert worden. Im Weiteren kann ich mich nur wiederholen: Bitte klären Sie den Vorgang intern.

    (Weiteres vermutlich nächste Woche)


    Thema 2: Kündigung Probeabo Zeitung

    Frau N: blabla kündige ich hiermit mein Probeabonnement fristgerecht zum xxx. Bitte bestätigen Sie den Eingang meiner Kündigung.

    Zeitung: blabla bitte bestätigen Sie Ihre Kündigung telefonisch.

    Frau N: Ich möchte Sie nicht anrufen. Bitte bestätigen Sie meine Kündigung.

    Zeitung: blabla es ist bei uns üblich, die Kündigung telefonisch zu bestätigen und Sie haben keine Telefonnummer angegeben, deshalb bitten wir Sie, uns anzurufen.

    Frau N: Ihren Nutzungs- und Geschäftsbedingungen, § 5.1 entnehme ich, dass die Kündigung "schriftlich oder in Textform (z. B. E-Mail) erklärt werden" muss. Das habe ich getan. Dass es darüber hinaus üblich ist, die Kündigung telefonisch zu bestätigen, entnehme ich Ihren Nutzungs- und Geschäftsbedingungen nicht. Sollte ich diese Passage übersehen haben, senden Sie sie mir gerne zu und ich rufe Sie an. Andernfalls bestätigen Sie meine Kündigung bitte umgehend.


    (Weiteres vermutlich nächste Woche)

    Freitag, 8. Mai 2020

    Wie komisch es ist, nach 7 Wochen mal wieder einen relativ normalen Tagesablauf zu haben.

    Mittwoch, 6. Mai 2020

    Frau Fragmente sitzt in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch und bloggt (sie hat ja in jedem Zimmer einen Schreibtisch) und ich sitze da, wo ich halt dauernd sitze, langsam wird das ein wenig langweilig. Also wo ich sitze. Wo Frau Fragmente sitzt, wird es langsam etwas empörend, vorhin als allererstes eröffnete sich mir der Anblick auf Putzeimer und ein Mineralwasserlager, so dass ich annahm wir seien in einer Abstellkammer oder der Garage. Es war aber anders: Frau Fragmente hatte ihr Regal aufgeräumt und wollte das unauffällig-aber-doch-auffällig-genug-zur-Kenntnisnahme vorzeigen, zwecks Lob. Nachdem ich lobte, wurde der Vorhang wieder vor das Regal gezogen, halleluja.

    Im Arbeitszimmer sind auch zwei Wäscheständer, jetzt nicht mehr im Bild und ein Schränkchen mit einem lustigen kleinen weißen Plastikhocker darauf, von dem ich erst befürchtete, er könnte für Blumentöpfe sein aber Frau Fragmente beschwört, sie hält ihn für Kleinkinderbesuche vorrätig. Diese Behauptung wird auch durch eine Bauklotztrommel im Regel gestützt, das erkenne ich an. Über dem Blumen- sorry, Kleinkindhocker ist ein Bild mit einem weißen Pferd, darauf zwei Personen: Fragmente und ihre Mutter. Ich kenne das Bild "live" und mag es sehr.

    Außerdem im Raum: eine kleine Schachtelansammlung, von der Frau Fragmente sich trennen wird. Wir sprachen vorhin darüber, denn ich neige auch zu Schachtelansammlungen. Zugegeben, nicht so dezenten wie Frau Fragmente, bei der die Schachteln eben in einer Art Schuhkarton auf einem Schränkchen sind. Bei mir nehmen die Schachteln eher 3qm Bodenfläche ein und stapeln sich überkopfhoch, das ist mir schon einmal passiert, als ich eine Ebay-Verkaufsphase hatte, nun ist es mir passiert, weil ich dachte, ich müsse sie alle auseinanderschneiden um damit einen Rollstuhl transportgerecht zu verpacken. Das ist aber eine ganz andere Geschichte und hat sich auch anders gelöst, weshalb ich heute schon mit der Beseitigung der Schachtelsammlung begann und sie morgen wohl beenden werde, spätestens übermorgen.

    Sammlungen von gleichartigen nützlichen Gegenständen sind ein wenig meine Marotte. Ich erinnere hier an den Vorfall mit den Gü-Gläschen: das war zu Zeiten, als Frau Herzbruch hier noch regelmäßig wohnte und wir regelmäßig Gü aßen, Gü kommt in Glasschälchen daher, die man weiterverwenden kann: zum Mischen von Fingerfarbe, zum Hinstellen von kleinen Mengen Süßigkeiten, zur Zubereitung von Soufflé oder Käsekuchen im Glas oder Schokoladenfondue mit drei Sorten Schokoade für jeden. Also warf ich die Gläschen erstmal nicht weg, bis Frau Herzbruch mich eines Abends beiseite nahm und sagte: "es gibt ein Gläschen-Problem". Sie öffnete die Türen aller Küchenschränke und hinter jeder Tür waren Gläschen, Gläschen, Gläschen. Fast schon wie einem Horrorfim. War mir ehrlich nicht aufgefallen vorher. Ich packte die Gläschen in Umzugskartons (Plural!), einen stellte ich in den Keller, den Rest transportierte ich zum Glascontainer. 12 Gläschen verbleiben in der Wohnung und erwiesen sich in den folgenden Jahren als absolut ausreichend für alle Zwecke.

    Nun gab es hier neulich eine Crème brûlée-Phase, und die kommt in ganz ähnlichen Gläschen. Aber ich bin lernfähig, die allermeisten Fehler mache ich nicht mehrfach in ähnlicher Form. Als der eine Schrank vor Gläschen nicht mehr zuging, machte ich ein Foto, stellte es auf Ebay-Kleinanzeigen und gestern wurden zwei Stoffbeutel voller Gläschen von einem freudlichen jungen Mann - der wie alle Abholer von verschenktem Zeugs in den letzten Tagen eine Mundnasenmaske trug - abgeholt. Die Übergabe findet übrigens mit einem halben Stockwerk Abstand statt, dort ist eine Fensterbank, auf die ich die Sachen lege und wenn die Person kommt, nimmt sie sie von dort mit und wir winken uns freundlich zu. Klappt perfekt und hat glaube ich einen unerwarteten, aber sehr erwünschten Nebenaspekt: es unterbleiben Gegengeschenke! Bei der letzten Geschenkerunde kam es dazu, dass eine überdimensionale Muschel in meinen Haushalt einzog und ich bringe es nicht übers Herz, sie auszusortieren, weil sie mit so viel Freude übergeben wurde. Das ist ein noch größeres Problem als die Geschenke von Chipstüten, Schokoadentafeln und versteinerten Marzipanrosen.

    Geschenke finde ich sowieso am besten, wenn sie nicht in materieller Form daher kommen oder sich zumindest verbrauchen. Ich kaufe seit etwa zwei Jahren keine Gegenstände mehr, außer es ist unvermeidbar: einen neuen Schneebesen brauchte ich irgendwann letzten Januar, diesen Januar war ein neues Sofa und ein Sessel notwendig, jetzt ist der Milchtopf kaputt gegangen. Aber ansonsten: keine Gegenstände für mich bitte, ich habe mehr als genug. Essen, Trinken, tolle Duschgels oder Lotions und Bücher in elektronischer Form jederzeit gerne, aber nichts, das bleibt. Außer, in der Erinnerung: meine liebsten Geschenke sind Erlebnisgeschenke. Ich hoffe sehr, der Workshop mit abschließendem Jodeldiplom, den mir Frau Violinista zum Geburtstag geschenkt hat und der im September geplant ist, kann stattfinden.

    Ich habe noch gar nicht viel zu Frau Fragmente heute geschrieben. Vielleicht bin ich etwas unaufmerksam, ich habe mich heute aber schon so viel über Menschen gewundert, dass mein sonst sehr ausgeprägtes menschliches Interesse für den Rest des Abends etwas erlahmt ist. Es war ein Tag voller menschlicher Komplikationen ohne jede sachliche Grundlage, die allermeisten enstanden nur, weil meine Lebensregel (oder man mag es auch Glaubenssatz nennen) Nr. 7 ("Entscheide dich!") sich noch nicht wie es ihr gebührt durchgesetzt hat. Frau Fragmente tippt halt vor sich hin mit ihren Mittelfingern, sie trägt zu meiner Beruhigung eine ihrer Ketten (wenn sie keine trägt bin ich immer ganz irrtiert, denn ich lernte sie mit Kette kennen, mit einer mit einem dunklen, tropfenförmigen Stein, in dem ein wenig ihr bordeauxroter Blazer widerschimmerte), neben hier liegt ein blauer Kopfhörer, den ich auch schonmal in echt gesehen habe, auch wenn ich den Zusammenhang nicht mehr erinnere und links von ihr liegt Papier, ob sie sich etwa schon wieder Notizen gemacht hat?

    ich bin recht dankbar, dass mein eigener Hintergrund gerade in Dunkelheit versinkt, hier ist es nämlich unordentlich, eben wegen der Aussortieraktion aber auch, weil auf dem Sofa ein Haufen frischer Wäsche liegt und in diesem liegen seit heute morgen sehr glücklich die Katzen. Immer mindestens eine, so dass ich den Berg nicht wegräumen kann. Ich glaube, die haben sich abgesprochen.

    So, alles erledigt. Jetzt ein Bier.

    Mittwoch, 6. Mai 2020
    WmdedgT 5/2020

    Musste kurz überlegen, welches Jahr wir haben. Ach ja, evil 2020.

    WmdedgT also, alles dazu, wie üblich, bei Frau Brüllen.

    Ob Frau Fragmente es bewusst so gelegt hat, dass wir uns nicht an einem 5. treffen? Zuzutrauen ist ihr diese Weitsicht.

    Jedenfalls, ich wachte um 6 Uhr auf mit Ganzkörperschmerzen, verklebten Augen, trockenem Hals und wehgeknirschten Zähnen. Also stellte ich mich tot. Um 7:30 Uhr klappt das nicht länger, also stand ich auf, trank eine Flasche Wasser, duschte und kaute Kaugummi (ich hasse Kaugummi). Morgenrunde durch die Wohnung, was man halt alles so macht: Spülmaschine, Waschmaschine, Katzenklos, Blumen gießen, Katzen füttern, Vögel füttern. Dann sichtete ich die über Nacht eingegangenen Nachrichten zur Abholung von Sachen, machte Termine, machte mir einen Terminplan, um den Überblick nicht zu verlieren.

    9 Uhr am Schreibtisch. Neben dem Alltäglichen befasse ich mich momentan hauptsächlich mit drei Dingen: Verringerung von Kosten, SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard und eine Baustelle (im tatsächlichen Sinn, nicht im übertragenen). Neben der Arbeit klingelte es etwa jede Stunde und es kam jemand vorbei, um Dinge abzuholen. Gegen 12 Uhr machte ich eine frühe Mittagspause, damit das Kind Pancakes zum Frühstück bekam, mit der anderen Hand rührte ich einen Teig für Brioche zusammen, dann wieder Arbeit und Sachenabholer.

    Weitergearbeitet, der Nachmittag eher gesprächslastig, ein spaßiges Telefonat mit Frau Fragmente.

    Feierabend um 18:30 und ich startete eine Bolognese, die konnte ordentlich durchziehen, denn um 19 Uhr war Stapel-des-Grauens-Termin. Ein wenig Korrespondenz und, tadaaa, die Steuererklärung 2018 ist fertig und abgeschickt. Jetzt bin ich mit den Steuererklärungen ja ziemlich up to date. Habe dafür aber schon neue Betätigungsfelder aufgetan: die KFZ-Haftpflicht ist zu teuer, die Deckungssumme der Hausrat- und Privathaftpflichtverischerung nicht hoch genug und so weiter und so weiter. Irgendwas ist ja immer. Nächster Termin am Donnerstag.

    Es war nun 21:30 Uhr. Während ich die Nudeln zur Bolognese kochte und ich mit meiner Mutter telefonioerte putzte ich das Bad (noch nicht mit der Zahnbürste) und und es gelang mir, zwei Stockflecken zu entfernen, die die Putzfrau nicht wegbekommen hatte. Die Weltherrschaft ist ganz, ganz nah. Abendessen, dann noch den Boden vom Bad, nun war es 22:30 Uhr und das Kind wollte aufgesammelt werden, ich fuhr kurz die Runde und sortierte dann noch den Kofferraum des Autos und ein Stück vom Keller. 23:30 Uhr Feierabend.

    Dienstag, 5. Mai 2020

    Der Tag heute lässt mich etwas ermattet zurück. Er begann harmlos, aber dann begann Gerumpel in der Wohnung und auf Nachfrage teilte M mir mit, sie würde aussortieren. Das finde ich generell gut. Weniger gut fand ich aber, dass sie eigentlich alles aussortierte, inklusive zwei Schränken und dass das dann alles plötzlich irgendwo anders in der Wohnung stand. Ich beobachte schon länger mit wachsender Unzufriedenheit, dass Ms Zimmer immer wunderschöner wird, der Rest der Wohnung aber zusehends vermüllt, weil die Entsorgung der Gegenstände aus dem Haushalt eben nicht so rasch voranschreitet, wie aus ihrem Zimmer.

    Es gab eine kleine Situation mit viel beiderseitigem Geschrei und Toben, dann begaben wir uns in separate Räumlichkeiten.

    Später am Tag beschlossen wir, am besten die Situation zu beheben, brachten drei große Müllsäcke weg und stellten in einervHauruck-Aktion zwischen 21 und 23 Uhr 40 Artikel auf Ebay Kleinanzeigen ein, von denen 30 morgen und übermorgen abgeholt werden. Es sind zwar jetzt noch vier Wäschekörbe an Zeug übrig, das ist aber nicht so schlimm, bisher standen nämlich fünf Körbe in verschiedenen Ecken der Wohnung, heute kamen dann sieben dazu, nun sind es nur noch vier, es gab also insgesamt nach einer Erstverschlimmerung eine leichte Verbesserung, und da wir jetzt ja immer zu Hause sind und Dinge abholen lassen können, sehe ich eine glorreiche gerümpelfreie Zukunft vor mir!

    November seit 6610 Tagen

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