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    Freitag, 17. April 2020

    Der Tag heute ist mir nicht gut gelungen.

    Das fing schon morgens an, ich wachte mit eingeschlafenen Händen auf - manchmal schlafe ich mit einer Armhaltung wie ein Tyrannosaurus Rex, nur eben auf dem Bauch liegend. Ich hasse es, mit eingeschlafenen Händen aufzuwachen. Kopfschmerzen hatte ich auch und ich hatte von schweren Krankheiten geträumt und konnte das Gefühl, sie zu haben, nur schlecht abschütteln. Also setzte ich mich ein Weilchen in den Sessel, um im Tag anzukommen.

    Als ich dann angekommen war, war ich voller Tatendrang, denn gestern hatte ich die Kiste des Grauens einmal durchsortiert, vieles davon weggeräumt und den Rest in zwei andere, viel kleinere Kisten umgepackt zur weiteren Bearbeitung, dabei hatte ich auch noch einmal gesehen, dass wirklich nichts an sich Grauenhaftes dabei war. Heute wäre der ideale Tag gewesen, richtig durchzuziehen und eine der beiden Kisten mindestens zu halbieren.

    Wenn die Kopfschmerzen nicht immer wieder gekommen wären und dann hatte ich noch ein Bauchgefühl, dass etwas, das das Gehaltsbüro mir mitgeteilt hatte und das eine größere berufliche Entscheidung beeinflusst hatte nicht stimmt. Bauchgefühl ist ja nicht so mein Ding, aber es kam mir einfach komisch vor, ich hätte davon gehört, wenn es so wäre wie mitgeteilt, dacht ich mir, aber das hatte ich nicht, Schweigen im Walde, keine Erwähnung nirgendwo, keine Aufregung, kein Gerede, das konnte einfach gar nicht sein, mache Dinge geschehen nicht still. Also recherchierte ich und naja, die Auskunft war falsch und dadurch explodierte mein Tag und der Rest der Woche gleich mit. Urlaub beendet, ein anderes Mal wieder. Immerhin, die Kopfschmerzen waren dann weg. Vielleicht kamen sie vom Bauchgefühl, wer weiß?

    Jetzt ist also die Wohnung noch immer unordentlich und auch schon ein bisschen schmuddelig, der Kühlschrank ist nicht sortiert, ein mitteldringender Anruf nicht gemacht, die beiden Stapel sind unverändert und ich warte noch ein Weilchen länger auf die Entschleunigung.

    Mittwoch, 15. April 2020

    Frau Fragmente sitzt an ihrem Homeoffice-Esstisch-Wohnzimmertisch und bloggt. Ich sitze an meinem Homeoffice-Schreibtisch am am Gamer PC und blogge über Frau Fragmente.

    Heute habe ich wieder eine leicht andere Perspektive. Ich sehe die Tischplatte, darauf ist das Blogging-Setup (Ipad auf einem Ständer mit Bluetooth-Tastatur), im Hintergrund zu sehen: ein Ring oder Kronkorken (undeutliches Bild), eine rot-durchsichtige Hülle von irgendwas, ein externer Akku mit Ladekabel, zwei weiße Dingsdas (Fernbedienungen?) und eine schwarze Tastatur auf ein paar Papieren. Ein weiterer Reil des Raumes spiegelt sich in der Glasscheibe, die Spülmaschine jedoch nicht.

    Frau Fragmente hat heute eine ganz andere Perspektive, ich habe als Hintergrund nämlich eine Herde Alpakas gewählt. Diese Idee hatte ich heute Nachmittag und geriet dann in einen Hintergrundbildstrudel, aus dem ich erst nach mehr als einer Stunde wieder auftauchte (ich habe ja heute Urlaub). Dafür habe ich jetzt aber Hintergründe für alle Videokonferenzgelegenheiten: intelektuelle, nüchterne, lokale, phantastische und so weiter. Die Sicht aus meinem Bürofenster habe ich auch hochgeladen, wenn ich diesen Hintergrund verwende, sieht man mich eigentlich ganz genauso, als käme man gerade in mein Büro. Den werde ich beruflich verwenden.

    In Bezug auf die Videokonferenzhintergründe kann Corona also jetzt noch ein wenig dauern. Frau Fragmente hat sich mit ihrem Home Office jetzt (laut eigenen Worten) eingegroovt, von ihr aus kann es also auch noch etwas dauern. Insgesamt bin ich aber dezent genervt.

    Wie gesagt, dezent. Mir ist ja klar, dass es mir sehr gut geht und mich einer höchst entspannten Situation erfreuen kann - keine Erkrankungen im Umfeld, keine kleinen Kinder, Job läuft derzeit auch. Mir fehlen eigentlich nur die zufälligen Begegnungen mit Menschen, so auf Dauer. Die drei Leute, die mir mit im S-Bahn-Vierer sitzen, die Leute, denen ich im Supermarkt und auf der Straße begegne. Im Grunde also die Personen, auf die alle anderen eh wenig Wert legen, ich aber schon, denn ich mag ja Menschen, sie geben mir Input, ich habe Spaß an ihren Merkwürdigkeiten und Eigenarten. Ich werde noch gedulden müssen. Und auch können, natürlich.

    Bin gespannt, was Frau Fragmente schreibt, sie ist heute irgenwie schnell, schon bei 75% sagte sie eben leicht vorwurfsvoll. Ich glaube, sie hat bemerkt, dass ich nebenher andere Dinge getan habe: erst für das Kind eine Konsole bestellt, dabei festgestellt, dass das Kind mir einen Fake-Shop empfohlen hat, daher kurz Erziehungsaufgaben absolviert: wie gehe ich bei einer Bestellung eines mir bis dahin unbekannten Shops vor? Wie kann ich ihn überprüfen?

    Dann musste ich noch eine berufliche Videokonferenz einrichten, das hatte ich delegiert aber vergessen, dass der Kollege nur ein normales Account hat und da ist die Zeitdauer begrenzt. Wir wollen aber eine Art Stammtisch machen, da reichen 40 Minuten vermutlich nicht, also musste ich das nochmal von meinem Account einrichten.

    Und dann hatte ich meine allabendliche Frage auf Twitter nicht gestellt, das musste ich auch noch tun und werde ich wohl ebenfalls noch eine Zeit lang machen - ich weiß gar nicht mehr seit wann und ich weiß auch nicht mehr, wie es dazu kam, aber seit ein paar Wochen (?) frage ich allabendlich auf Twitter "was habt ihr heute gemacht?" (in wechselnden, aber mangels Kreativität immer ähnlichen) Formulierungen. Die Antworten interessieren mich sehr, jede einzelne, vielleicht sind sie für mich ein bisschen der Ersatz-Input, der mir an zufälligen Begegnungen im Alltag derzeit fehlt? Wobei ich nach den ersten 8 oder 9 Tagen, als mir klar wurde, dass ich diese Frage nun vorerst dauerhaft stelle, etwas Angst bekam. Was, wenn über uns wirklich die ganz große Welle hereinbricht mit vielen, vielen Kranken und Toten, wenn jeder jemanden in der Familie oder im Freundeskreis hat (so wie meine KollegInnen in New York momentan), was mache ich dann, wenn diese Antworten auf meine Frage kommen? Dazu viel mir nichts, ein, außer, dass nicht fragen auch nichts ändern würde und dass es immer besser ist, das Schlimme zu benennen, als es nur zu erahnen.

    Das war heute wenig über Frau Fragmente, aber eine Sache fällt mir noch ein: zum einen wird sie noch über ihre Kerzen bloggen, aber nicht heute - ah, und jetzt sie mir noch die offene Spülmaschine gezeigt - und zum anderen hat sie einen kritischen Kommentar bekommen und mich gefragt, ob sie ihn freischalten soll. Natürlich soll sie das! Ich fand ihn auch gar nicht so kritisch, eher fragend, aber das ist jeder anders, ich persönlich liebe kritische Nachfragen, das zeigt, dass der/die andere mitdenkt. Vielleicht fehlt mir nicht nur der Input der anderen Menschen draußen, sondern auch die Reibung mit ihnen, fällt mir bei dieser Gelegenheit ein. Das kann schon sein.

    Mittwoch, 15. April 2020

    Ich habe das Gefühl, als hätte ich letzte Nacht überhaupt nicht geschlafen, weiß aber sicher, dass dieses Gefühl trügt, denn ich hatte neben schlechtem Schlaf auch noch Alpträume. Bzw. einen Alptraum, auch noch ohne richtigen Plot, ich hasse es doch ganz besonders, wenn es in Büchern keinen Plot gibt, dasselbe gilt auch für Träume!

    Der Traum bestand lediglich darin, dass viele fremde Leute in ihm vorkamen die alle "Unglück!! Unglück!! Unglück!!" riefen. Sonst nichts. Überall diese Leute und sie riefen das. Auch recht wenig subtil, dieser Traum, möchte ich mal sagen. Ich bin von meinem Unterbewusstsein besseres gewohnt. Ich konnte auch noch nichtmals fliegen, das kann ich sonst immer.

    Ich muss aber sagen, dass diese Situation im Traum meine Nerven doch angriff. Es zog sich ja über Stunden (also: im Traum) und sonst geschah nichts. Darüber dachte ich auch im Traum nach, wie minderwertig und uninteressant dieses Erlebnis im Grunde gerade ist und wie sinnlos, denn: es gab ja gar nichts, es gab kein Unglück, die Leute blökten es nur doof vor sich hin. Aber schön war es dennoch nicht.

    Irgendwann wachte ich auf. Also muss ich wohl auch geschlafen haben.


    Die am Mittwochabend erahnte Migräne kam übrigens tatsächlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag und hielt sich (medikamentös unterdrückt, so dass sie keine Schmerzen machte, nur etwas dümmer) bis heute Nachmittag. Seitdem ist sie weg, Halleluja. Vielleicht auch, weil es endlich mal wieder regnete? Ich glaube nicht, aber ich finde es einen schönen Zufall.

    Im Neubesitz meiner gewohnten geistigen Kapazitäten war der Tag daher vielfältig, ich schaute erst einen Film an (weil darin der Song vorkommt, den ich für die Gesangsstunde übe, ich hätte mir denken können, dass dann in dem Film insgesamt reichlich gesungen wird, was ich generell gar nicht mag, wenn man überhaupt sagen kann, dass ich an Filmen etwas mag oder auch nicht, so welten, wie ich mal einen anschaue, also jedenfalls war ich etwas unterwältigt), ich kochte gut und machte die Steuererklärung 2017, das ist sozusagen ein Großereignis. Dann las ich noch viel, weil ich endlich nicht mehr müde war und wunderte mich zwischen amüsiert und verärgert über einen Mailwechsel mit Galeria Kaufhof.

    Es ist so: ich hatte dort im Online-Shop Ostersüßigkeiten bestellt. Drei Tage nach Bestellung bekam ich eine Nachricht, dass leider nicht alles verfügbar sei, aber man habe nun das geschickt, was man halt habe - was das war konnte ich anhand der Nachricht nicht identifizieren.

    Ich schrieb dann folgendes:

    "Sehr geehrte Damen und Herren,

    über Ihre Nachricht vom 3. April bin ich überrascht und enttäuscht. Daher möchte ich Ihnen eine Rückmeldung geben.

    Überrascht bin ich, da Sie als namhaftes Unternehmen offenbar nicht über einen Online-Shop verfügen, aus dem die Produktverfügbarkeit eindeutig hervorgeht. Enttäuscht bin ich über Ihre Reaktion auf diesen Vorfall. Ich hätte mir erhofft, in diesem Fall telefonisch kontaktiert zu werden, um den fehlenden Artikel ggf. durch einen anderen ersetzen zu können, denn genau für solche Fälle ist doch sicherlich meine Telefonnummer bei Ihnen hinterlegt (zu welchen Zwecken sonst, ich hoffe, keine Werbeanrufe)? Statt dessen senden Sie mir einen Gutschein über 5 Euro, dessen Sinn sich mir nicht erschließt. Zum einen ist der Gutschein exakt 27 Tage gültig, kann also doch nur dazu dienen, dass ich mir selbst einen Ersatzartikel bestelle. Dann aber wiederum deckt der Wert des Gutscheins noch nicht einmal die Versandkosten ab und kann zudem erst bei einer Bestellung in Höhe von EUR 30,00 angerechnet werden. Sicher verstehen Sie meine Verwunderung.

    Mit freundlichen Grüßen"


    Als Antwort erhielt ich heute dies:

    "vielen Dank für Ihre Anfrage.

    Leider können wir Ihren Anliegen aus Datenschutz Gründen nicht bearbeiten. Daher bitten wir Sie, sich mit der E-Mail Adresse welche in der Bestellung genutzt wurde uns erneut zu kontaktieren.
    Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns an die Datenschutz Regelungen zu Ihren Schutz halten müssen um Ihren Anliegen ordnungsgemäß zu bearbeiten.

    Wir bedanken uns sehr für Ihr Verständnis und stehen Ihnen bei weiteren Fragen gerne zur Verfügung.


    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr Team von GALERIA Karstadt Kaufhof"


    Ich wollte meine überrascht-enttäuschte Nachricht dann erst noch einmal von der "E-Mail Adresse welche in der Bestellung genutzt wurde" versenden mit dem Zusatz "wollen Sie mich verarschen?".

    Zwischenzeitlich habe ich aber noch eine Nachricht von einem Menschen erhalten, die nicht wirklich mehr erklärt, aber jetzt ist es mir egal

    Ich habe allerdings einen 5-Euro-Gutschein abzugeben, noch ca. 2 Wochen gültig und mit diversen Einschränkungen belegt. Falls den jemand möchte, gerne melden, ich kaufe dort garantiert nichts mehr.

    Montag, 13. April 2020

    Soweit ich mich erinnern kann, war das mein erstes Osterfest ohne erweiterte Familie. Aber zum Glück hatte Mama N. am Vorabend noch den WhatsApp-Videochat gemeistert, so dass wir M beim Eiersuchen live übertragen konnten. "Aber ich hab doch noch die Lockenwickler drin!", klagte Mama N. zunächst, dabei war es schon 11 Uhr, vor Ort hätten wir schon zwei Stunden lang am Frühstückstisch gesessen. Um 11 Uhr noch Lockenwickler, wo kommen wir denn da hin?

    Mein erster Hefezopf (als Kind eines Bäckers kommt man normalerweise nicht in die Verlegenheit, sowas zu Feiertagen selbst anfertigen zu müssen) gelang vorzüglich und die Steaks auf dem Grill später am Tag auch.

    So richtig Grund zum Klagen gibt es also nicht.

    Sonntag, 12. April 2020

    Heute alles ohne Plan und nur nach Lust und Laune gelebt und dennoch nicht wirklich blendend gelaunt. Oder vielleicht deswegen? Es ist zu beobachten.

    Lust und Laune trieben mich zu folgenden Tätigkeiten:

    Ostereier färben. Vorher, auf der Suche nach den Farben, räumte ich noch im Keller Dinge hin und her und seufzte viel, dann färbte ich mit M unter den kritischen Blicken von Herrn N 30 Ostereier und bin absolut überzeugt dass wir die alle essen werden.

    Lesen. Ich lag lange im Sessel und fing ein Buch nochmal von vorn an, weil ich zwischenzeitlich den Faden verloren hatte. Richtig weit kam ich darin aber nicht, es war mir wieder einmal zu sonnig im Buch und draußen ja dann auch noch, zu viel Sonne für mich.

    Fernsehen. Fragen Sie nicht was, ich habe nix verstanden, ein Paar bekam ein Kind, der Mann war schon älter (die Frau sah eigentlich auch schon älter aus, aber das war in der Sendung kein Thema), das Alter das Vaters schien dann unglaublich viel Diskussionspotential in die Familie zu bringen aber am Ende war - glaube ich, genau verstanden habe ich das auch nicht alles gut, weil ein Haus gekauft wurde. Ich war nicht überzeugt von dieser Sendung. Danach kam im Fernsehen ein Herrenfußballspiel, das wohl ursprünglich 2014 in Rio stattfand. Alles sehr merkwürdig.

    Fußkosmetik. Vor ein paar Jahren machte "Baby Foot" im Internet die Runde, eine Plastiktüte voll Chemiepampe, die man sich über die Füße zieht, eine Stunde dran lässt und nach ein paar Tagen schält sich die Hornhaut an den Füßen ab und es sieht aus, als hätte man Lepra. Danach war mir mal wieder.

    Osterzopf. Ich weiß natürlich, wie man einen Zopf backt, aber mein Zopf kann nie wie der von Papa N. schmecken, ist also sowieso schon einmal immer falsch. Ich musste mich von der Vorstellung, einen Papa-N-Zopf zu bekommen, verabschieden und habe statt dessen das Rezept von Nathalie verwendet, der ja dann natürlich gar nicht so wie der von Papa N. schmecken muss. Außerdem habe ich Dinkelmehl verwendet, das aber nicht wegen irgendeiner revolutionären Anwandlung sondern einfach, weil ich kein Weizenmehl bekommen konnte. Dinkelmehl finde ich aber auch ganz okay. Probleme bereitet auch noch der Zubereitungszeitpunkt: Papa N. seht ja früh auf, der macht den Zopf halt irgendwann morgens und wenn ich dann ausgeschlafen habe, ist er fertig. Jetzt kann ich die zwei Funktionen - die der Ausschlafenden und die der Zopfbäckerin - aber nur vereinen, wenn es Zopf zum Nachmittagskaffee geben soll, nicht aber, wenn zum Frühstück. Es Leben ist eine hochkomplizierte Angelegenheit, es wird nur dadurch vereinfacht dass ich sowieso ganz gern etwas älteres Hefegebäck mag. Ich buk den Zopf also heute.

    Osterhasenaktivitäten: darüber muss geschwiegen werden.

    Nächtlicher Briefkastenbesuch: das bürgert sich hier für die Coronazeit langsam ein. Jeden Abend gegen 22 Uhr bekomme ich eine Art Rappel und muss RAUS, unbedingt, raus-raus-raus. Ich habe mir angewöhnt, dann die Post zum Briefkasten zu bringen, erst hatte ich unter der Woche ja immer mal HomeOfficePost, dann habe ich ja leider auch einen Stapel grauenhafter Erledigungen, die auch immer gerne mal in Briefpost münden, und da ich diesen Stapel ja nun ernsthaft abzutragen gedenke, bietet es sich an, um 22 Uhr einfach zum Briefkasten zu gehen. Nicht zu dem hier schräg gegenüber natürlich sondern zu dem ein paar Stadtviertel wieder. Aber egal, Briefkasten ist Briefkasten.

    Von dort bin ich nun gerade zurück.


    Gerade einen Tag Urlaub und schon das Bloggen vergessen!

    Freitag, 10. April 2020

    So, ab jetzt habe ich Urlaub, wobei: nicht ganz, ich bin nämlich nicht fertig geworden. Das ist mir ja auch noch nie passiert. Natürlich liegt das alles an "der gegenwärtigen Situation". Tut es tatsächlich, würde ich nicht von zu Hause arbeiten, wäre ich nämlich einfach so lange im Büro geblieben, bis es fertig gewesen wäre. Also schätzungsweise bis 21:30 Uhr, weil ich keine Lust gehabt hätte, am nächsten Tag nochmal hinzufahren. So, wie es ist, habe ich aber, als ich um 19:00 Uhr ein Frühabendtief hatte, den Rechner ausgeschaltet und mir gedacht, ich mache das einfach morgen irgendwann.

    Danach ist dann aber Urlaub. Ich freue mich sehr, körperlich hatte ich Urlaube schon deutlich nötiger, mental aber wohl nicht - glaube ich, sicher bin ich nicht, weil ich gar keine Zeit habe ,darüber nachzudenken. Das sagt vermutlich schon alles.

    Was wird im Urlaub passieren? Ich habe Millionen Pläne. Natürlich endlich Bücher lesen. Ich würde auch gerne ein paar Folgen Dr. Who schauen, dazu muss ich aber erst einmal richtig ausschlafen, sonst gelingt das nicht, sonst schlafe ich dabei ein. Also auf jeden Fall will ich auch zunächst einmal immer schlafen, wenn ich müde bin, damit diese Müdigkeit vergeht. Ich möchte ein paar Freunde anrufen, zu denen der Kontakt in den letzten Wochen hinten runtergekippt ist vom Berg der Erledigungen. Dann diverse Aussortierungen im Haushalt, ich hatte in der letzten Zeit keine Gelegenheit, mich um auffällige Ecken zu kümmern. Und ich habe gerade einen Erledigungs-Run, deshalb möchte ich den Papierkram in Ordnung bringen. Ja, den ganzen Papierkram, alles, was sich in der riesigen Kiste befindet, denn sobald man wieder Übernachtungsgäste haben kann, muss die Kiste verschwunden sein. Endlich mal wieder für die Gesangsstunde üben (also mehr als "äh ja hab ich im Auto ein paar Mal gesungen und ups, stimmt, ich wollte noch den Text runterladen!"). Spazieren gehen unbedingt auch! Und die Vorräte in Ordnung bringen, da habe ich durch ständiges Umwerfen des Kochplans den Überblick verloren und die Schränke sind zu voll. Ein paar Termine hab ich auch: Reifenwechsel, KaffeeKuchen, Blogtermin mit Frau Fragmente zum Beispiel.

    Mehr fällt mir gerade nicht ein. Aber ich glaube, die 10 Tage werden gut gefüllt sein.

    Mittwoch, 8. April 2020

    Frau Fragmente sitzt an ihrem Home-Office-Esstisch und bloggt, ich sitze an meinem Home-Office-Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente. Ich habe beim Schreiben dieses Satzes schon 3 unterschiedliche Fehler gemacht (keine Tippfehler, Sprachfehler) und vier Mal statt e eine 3 geschrieben und weiß nun daher, dass ich vermutlich in den nächsten 24 Stunden einen Migräneanfall bekommen werden, auch wenn es mir im Moment absolut blendend geht. Das Gehirn ist ein faszinierendes Ding.

    Frau Fragmente sieht heute, hm, ich kann es nur uncharmant sagen: ein wenig vom Tag zerrauft aus. Ich weiß nicht warum, ich habe vergessen, es in unserem einleitenden Gespräch zu erfragen. Ich habe noch nichtmals gefragt, wie es ihr geht. Entschuldigend möchte ich anfügen, dass das daran liegt, dass ich nebenher noch Pizza backen musste, es ging sich zeitlich nicht anders aus. Und dabei gab es Verzögerungen, weil ich bemerkte, dass der Thunfisch aus ist und nun muss ich doch noch einmal einkaufen vor dem übernächsten Wochenende. Ich habe mir überlegt, dass ich das morgen früh mache, vor der Arbeit, ich werde dann so tun, als ginge ich zur Arbeit, ich zeihe mich also an, gehe zu Hause los, erst zur Packstation, dann zum Briefkasten, dann zum Supermarkt, dann zurück nach Hause an den Schreibtisch. So, als wäre ich zur Arbeit gegangen halt. Ich finde das eine hervorragende Idee, habe das Fragmente vorhin auch schon erzählt, sie sah mich längere Zeit an und schwieg. Ich dachte erst, das Bild wäre eingefroren, aber dann sah ich, dass sie blinzelte.

    Gerade fällt mir auf, dass ich Fragmente heute von der anderen Seite sehe als sonst. Vielleicht sieht sie gar nicht zerrauft aus sondern das ist nur ihre zerraufte Seite und die andere ist die zackig-professionell-schicke. Vielleicht habe ich das nur noch nicht bemerkt. Sie trägt heute auch nicht die Kette, die sie sonst immer trägt und eine Brille, die mir nicht vertraut ist. Man weiß echt doch immer viel weniger über die Leute, als man denkt.

    Neues in der Fragmente'schen Wohnung ist heute für mich nicht zu entdecken. Auch die Spülmaschine ist nicht im Blickfeld (evtl. hat sie deshalb die Kamera umgestellt?). Das Bücherregal kenne ich schon aus der Frontalansicht so gut wie auswendig, ich schaue mal gerade, ob sich irgendwas nennswert verändert hat: hm hm hm. Nein, ich denke nicht. Kein Blick auf den Schreibtisch möglich heute, im Hintergrund noch ein Stuhl, der Esstischstuhl, den Frau Fragmente beiseite geschoben hat, um statt dessen einen Schreibtischstuhl dorthin zu schieben. Sie haben keine Ahnung, wie viel ich über Schreibtischstühle gesprochen, ich gebe zu: diskutiert habe in den letzten Wochen. Über anderes Mobiliar auch. Ich bin irgendwann dazu übergegangen diese Gespräche abzukürzen, indem ich sage "Die Schwierigkeiten der Situation sind verstanden, ich kann dir anbieten, wieder vom Büro aus zu arbeiten."

    Huh, vom Balkon kommt jetzt frische Luft hinein aber mittlerweile riecht sie eindeutig nach Frühling, nach Pflanzen, nach Erde, nach lauwarmer Luft. Ich vermisse die Flugzeuge, die sonst alle paar Sekunden hier über das Haus fliegen und im Anflug wie Glühwürmchen aussehen.

    Bei Frau Fragmente hingegen scheint es warm zu sein (ich kann auch nicht sehen, ob die Balkontür offen steht), sie hat gerade mit einem lauten Rumms ihre Jacke (also so ein Oberbekleidungsjäckchen) ausgezogen und irgendwo hingeworfen. Offenbar hat sie sich in Wallung geschrieben, wir dürfen gespannt sein.

    Über Fragmente sehe ich übrigens in einem kleinen Videofenster mich selbst. Da schaue ich heute recht oft hin, ich habe nämlich frisch geschnittene Haare. Gestern kam eine Haarschere an, die ich bei Amazon bestellt habe, und heute schnitt Mademoiselle mir die Haare. Es ist erstaunlich gutgeworden - ich hatte insgesamt nur geringe Sorge, die Frisur war nämlich so herausgewachsen, dass es nicht mehr viel schlechter werden konnte, aber hatte eher mit einem Ergebnis gerechnet, das durchaus tolerabel aber ein bisschen lustig ist. Statt dessen habe ich eine völlig tadellose Frisur, die ich mir nur im Nacken etwas stärker durchgestuft und angeschrägt gewünscht hätte, aber das kriegen auch oft die Friseure nicht so hin, wie ich will. Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Und zufrieden. Eine der Hauptsorgen des Lockdowns habe ich heute für mich gelöst.

    Es ist wirklich schade, dass ich nicht mehr über Frau Fragmente berichten kann heute. Ihre Haare sind auch sehr lang geworden. Sitzen aber noch gut, man darf sicher dazu sagen, dass sie auch einen dankbaren Schnitt hat, einen ganz leicht asymmetrischen Bob. Den kann man gut etwas wachsen lassen, ohne dass es gleich wild aussieht. Ich habe ja einen Undercut, das sieht schnell mal so aus, als habe man auf dem Kopf ein kleines, felliges Nagetier versteckt und mit dem längeren Haupthaar zu verdecken versucht. Unschöne Situation. Sehr interessiert beobachte ich ja auch PolitikerInnen in Bezug auf ihre Frisuren, wobei mein Interesse nachließ, als mir auf Twitter jemand sagte, die würden schon für ihre Auftritte noch gepudert und so und Maskenbildner könnten auch mal eben kurz nachschneiden. Seitdem schaue ich mehr die Leute in meinen Videokonferenzen daraufhin an. Wie machen die das wohl, war hat auch eine Fünfzehneinhalbjährige mit einem überraschenden Händchen für Kurzhaarschnitte daheim? Auch in dieser Hinsicht werde ich sicher noch viel lernen in der nächsten Zeit.

    Mittwoch, 8. April 2020

    Eine der besten Ideen der letzten Zeit war die "regelmäßig-unregelmäßige" Verabredung mit zwei Freundinnen zum Erledigen von privatem Papierkram. Heute war der dritte Termin, jeder dauerte bisher so ca. zwei bis zweieinhalb Stunden. Wir treffen uns (in eine Google-Hangout) und dann nimmt sich jeder ein paar Papier vom "Stapel des Grauens" und erledigt sie halt. Bei Unschlüssigkeit zur Vorgehensweise wird einfach in die Runde gefragt und man erhält sofort eine qualifizierte Antwort wie "Wegwerfen!", "Anrufen!", "Mailen!". Und so geschieht es.

    Mein Akutstapel (also der, in dem Dinge sind, bei denen es noch auffällt, wenn man nicht reagiert) ist jetzt schon weg. Heute habe ich daher erstmals DIE KISTE geöffnet - es handelt sich dabei um einen Pappkarton mit den ungefähren Dimensionen 100x60x20 cm und darin ist das Papierzeug der letzten 1,5 Jahre, darunter hoffentlich nicht allzu viel, das zu bearbeiten wäre, aber einiges dann doch, einiges muss kontrollierte werden, anderes muss abgelegt werden und wieder weiteres brauche ich für die Steuererklärungen 2018 und 2019 (und evtl. auch 2017, mal sehen).

    Trotz DER KISTE bin ich aber schon jetzt entspannt. Ich kann jeden Tag an den Briefkasten gehen, ohne sofort angestrengt zu sein, denn ich lege die Post einfach um den Stapel und bearbeite sie zum nächsten - ja bereits vereinbarten - Termin. Mails ebenso, Rechnungen auch, was das Kind aus der Schule (wenn sie mal wieder stattfindet) und von den Vereinen mitbringt auch. So spukt es nicht mehr in meinem Kopf herum als "ich kann es heute Abend wirklich nicht erledigen denn ich bin so erschöpft aber ich habe Angst, ich vergesse es".

    Alles ist unter Kontrolle. Beste Idee des Jahres bisher!

    Dienstag, 7. April 2020

    Ich hätte vorher auf die Idee kommen sollen, dass ich bei Telefonkonferenzen, bei denen ich nur zuhören muss, auch spazieren gehen kann. So lief ich heute eine Stunde lang durch die Stadt.

    Vielleicht kann ich auf diese Weise auch Podcasts und Hörbücher hören?

    Montag, 6. April 2020
    WmdedgT 4/2020

    (Alles dazu hier bei Frau Brüllen.)

    Zum ersten Mal wachte ich heute um kurz nach 6 Uhr morgens auf, weil die Wohnungstür ins Schloss fiel. Herr N. lag neben mir, also stand ich auf, schaute mich um und bemerkte, dass das Kind die Wohnung unbefugt verlassen hatte. Bzw. unbefugt natürlich eigentlich nicht, mit fünfzehneinhalb darf man ja durchaus allein aus der Wohnung, nur überraschend, denn wo geht man denn um 6 Uhr sonntagsmorgens hin? Und das noch während Corona? Ich war verwirrt. Die Verwirrung löste sich aber auf, weil das wohlerzogenene Kind an strategischen Stellen in der Wohnung (Küchenblock, Bett, Flur vor der Wohungstür) sowie auf einem Handy Nachrichten zu seinem Verbleib hinterlassen hatte, die mir schlüssig erschienen. Also ging ich wieder schlafen.

    Das nächste Mal wachte ich um 10 Uhr auf, vom Wecker, das Kind war auch schon zurück, schnell duschen und frühstücken, schon wieder Eile, Eile, denn um 11:15 Uhr war Gesangsstunde. Meine Stimme ist zur Zeit ganz gut, das ist erwähnenswert, weil sie ja mehrere Wochen lang durch die Erkältung im Januar arg in Mitleidenschaft gezogen war. Ganz okay ist es noch immer nicht, die Höhen sind etwas heiser, dafür die Tiefen voller als vorher. Wir werden das beobachten. Der Gesangslehrer wünscht sich als nächstes Projekt "Speechless", den Song aus dem Aladdin-Film (den ich natürlich nicht gesehen habe, ich habe ja nie was gesehen).

    Im Anschluss fuhr ich mit M Dinge mit dem Auto erledigen, dann war es auch schon Zeit, Kuchen zu backen. Die Bananen mussten weg, es gab also Bananenbrot, das ja eigentlich Bananenkuchen ist, ich bin jedes mal etwas enttäuscht, weil ich Bananenbrot eigentlich viel besser fände als Bananenkuchen. Dieses Mal hatte ich noch nicht einmal Dinkelmehl, das war nicht zu bekommen. Ich nahm also Weizenmehl, ersetzte die Hälfte durch Haferflocken und ließ die Hälfte Zucker weg, damit es nicht ganz so kuchig würde. Dann noch Walnüsse hinein, mit dem Ergebnis war ich zufrieden.

    Nun war die Zeit gekommen, ein Buch zu lesen! Endlich, endlich, endlich. Ich saß dabei im Lesesessel, die Beine hochgelegt, nahm das Buch, begann zu lesen - und schlief ein. Am Buch lag das nicht. Ich hoffe wirklich, diese ständige Schlaferei lässt wieder nach. Das geht nicht, dass ich nun auch beim Lesen sofort einschlafe, es reicht völlig aus, dass mir das bei Fernsehen und Hörbüchern passiert, weitere Einschränkungen in dieser Hinsicht sind inakzeptabel!

    Nach einer guten Stunde, um kurz vor 4, wachte ich wieder auf und um 4 war ich zum digitalen Kaffee&Kuchen verabredet. Währenddessen genossen die Katzen die warme Sonne auf dem Balkon, schauen Sie hier:





    Ich glaube, das ging so etwa bis 19 Uhr, also nahtloser Übergang von Kaffee&Kuchen zum Abendessen. Nebenher überlegte ich, was es nächste Woche bis einschließlich Dienstag nach Ostern zu Essen geben solle, denn "das Internet" hatte mich darauf aufmerksam gemacht, ich solle weder Donnerstag noch Samstag einkaufen gehen, weil das alle täten. Seufz, seufz. Mittwoch werde ich auch nicht einkaufen können, da habe ich schon zu viele andere Termine, also bleiben Montag und Dienstag und ich mache es nun einfach gleich morgen, daher musste nun der Plan und der Einkaufszettel her, sehr anstrengend alles. Aber jetzt ist es geschafft und ich werde dann bis zum 14. April nicht mehr über Einkäufe nachdenken müssen, das hat natürlich viel Schönes! Und ab dem 14. April habe ich eine Woche Urlaub und dann auch sicher Energie, um neu nachzudenken und neu einzukaufen.

    Abendliches Elterntelefonat, sie sind noch gut gelaunt, das ist schön, ich habe schon wieder vergessen, zu erzählen, dass mir ein Ostergeschenk für M eingefallen ist. Aber es sind ja noch ein paar Tage und ein paar Telefonate bis Ostern.

    Anschließend muss das Kind nochmal was ausliefern und sowieso auch das Auto umgesetzt werden, ich hatte es mittags versehentlich im Hof stehen lassen und da muss es bis morgen früh um 8 verschwinden - glaube ich, ich bin nicht sicher, ob die Firma im Hinterhaus derzeit arbeitet, darauf werde ich morgen von meinem Home Office aus mal achten.

    Mittlerweile - jetzt 22:48 Uhr - bin ich wieder auf dem Sofa angekommen, würde gern nochmal eine Runde Lesen probieren aber habe eine Ahnung, dass ich weiß, wie das endet.

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