• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Dienstag, 17. März 2020

    Der Anlass ist natürlich kein schöner, aber die Dynamik ist überwältigend. Überall brechen Strukturen auf, bröckeln Mauern, gegen die ich jahrelang gerannt bin, alles wird möglich, niemand diskutiert mehr aus Prinzip, es herrscht purer Pragmatismus und das ist eben genau mein Ding: wer sagt "ich kann das" macht das und zeigt es anderen und keiner redet mehr sinnlos gefühlig herum, dafür ist überhaupt keine Zeit.

    Wir werden verändert auf der anderen Seite dieser Krise herauskommen und daran wird auch einiges positiv sein.


    (Dass es wirtschaftlich noch ganz, ganz bitter wird, will ich damit nicht kleinreden. Beide Beobachtungen können aber auch einfach so nebeneinander stehen.)

    Dienstag, 17. März 2020

    Schlafpuppenaugen. Hier geht momentan nix, zu viel Arbeit, rund um die Uhr. Aber mein sehr starker Eindruck ist, dass das in zwei Wochen - maximal einer - gefolgt sein wird von sehr viel Ruhe. So lange halten wir durch.

    (Während ich diese paar Sätze getippt habe, bin ich zweimal zwischendrin eingeschlafen. Gute Nacht!)

    Montag, 16. März 2020

    Heute hat es sich dafür sehr nach Chaos angefühlt.

    Sonntag, 15. März 2020

    Weiß nicht genau, was ich zu diesem Tag sagen soll. Für mich persönlich war er entspannt und schön: unter der Woche ist dieses Mal besonders viel liegengeblieben und das räumte ich - nach angemessenem Ausschlafen - auf. Ich mache das gerne. Sachen verräumen und neu anordnen, Wäsche waschen, frische Sachen in den Schrank etc., also "alles schön machen". Das entspannt mich, gibt mir ein Gefühl von Ordnung und Struktur und hinterher sieht es gut aus.

    Dass "da Draußen" das reine Chaos tobt, war mir zwar die ganze Zeit bewusst (auch, weil ich viel gearbeitet habe heute, unmittelbar durch das Chaos verursacht), aber für mich selbst hat es sich nicht so angefühlt.

    Samstag, 14. März 2020

    Teilweise kommt mir die aktuelle Situation echt vor wie einer meiner bizarren Träume, aber gut, es ist wohl echt und man wird sich damit arrangieren müssen. Das Kind freut sich jedenfalls über 5 Wochen schulfrei, über 5 Wochen Trainingsausfall nicht so sehr aber einfach mal ab jetzt sofort keine Schule ist schon ein ganz unerwartetes Geschenk an Freizeit.

    In Bezug auf Sich-Arrangieren bin ich auch schon ganz gut aufgestellt, glaube ich, jedenfalls habe ich am Sonntag schon eine digitale Kaffeekuchenverabredung mit Leuten, die ich zwar schon viele Jahre kenne, aber teilweise noch nie gesehen habe. Darauf freue ich mich sehr.

    Donnerstag, 12. März 2020

    Frau Fragmente sitzt an ihrem Esstisch und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente. Es handelt sich hier um die "Corona Edition" des Projekts: wir sind über Google Hangout verbunden.

    Frau Fragmente hatte eine sehr harte Woche, sie bat mich, dies zu erwähnen. Sieht man ihr aber nicht an, tatsächlich schmunzelt sie beim Schreiben. Soweit ich das sehen kann - die Internetverbindung holpert und wir sind übereingekommen, dass "Bandbreite" vermutlich das große Thema sein wird, das uns beruflich in den nächsten Wochen sehr zu schaffen machen wird.

    Von rechts oben in der Ecke ragt ein Dings ins Bild, das Dings befindet sich bei Frau Fragmente im Raum, ich vermute, sie hat Blumen, Zweige oder sowas in einer Vase auf dem Tisch aber für mich wirkt es so, als würde irgendein Killer-Alien jeden Augenblick angreifen. Dieser Gedanke amüsiert mich (also nicht der Gedanke, Frau Fragmente könnte von einem Killer-Alien angegriffen werden amüsiert mich, sondern die Tatsache, dass ich das Dings so interpretiere), deshalb erwähne ich es nicht.

    Hinter Frau Fragmente ist ihr Bücherregal, ich habe es schon mehrfach live besichtigt und kenne die meisten Bücher darin, habe viele auch schon ausgeliehen bekommen (und aktuell auch noch mindestens vier bei mir - vielleicht komme ich in den nächsten Wochen dazu, sie zu lesen? Wer weiß, wer weiß!) Im Bücherregal sind auch Ordner und eine kleine Musikanlage und CDs und ein weißes Häuschen, bei dem ich mich schon immer gefragt habe, was es ist. Wenn ich es nicht vergesse, finde ich das heute Abend noch heraus, aber gerade möchte ich Frau Fragmente nicht unterbrechen.

    Das Regal ist mäßig aufgeräumt mit deutlicher Tendenz zu aufgeräumt, ich würde es als "wohnlich" bezeichnen. Frau Fragmente hat eine sehr schöne Wohnung und sie wirkt immer aufgeräumt und gemütlich auf mich. Frau Fragmente selbst beklagt häufig den unaufgeräumten und unsauberen Zustand ihrer Wohnung und spricht von stundenlangen wochenendlichen Putzaktionen.

    Ehrlich gesagt ist mir das ein Rätsel. Wo soll die ganze Unordnung und der Schmutz herkommen? Ich kann mir das nicht richtig vorstellen. Dazu muss man sagen, dass ich noch nie alleine gelebt habe, ich bin in einem Haushalt mit 8 Personen großgeworden, dann wurden es 5, dann 4, dann habe ich in einer WG gelebt, dann mit Freund, dann mit Mann und dann mit Mann und Kind und dann mit Mann und Kind und Katzen und eins kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Schuld sind immer die anderen! An der Unordnung und an dem Schmutz. Wäre ich selbst ganz allein, wäre die Wohnung ganz grundsätzlich in einem perfekten Zustand. Es kann gar nicht anders sein.

    Frau Fragmente tippt heute ein bisschen langsam (das 10-Finger-Schreiben hat sie übrigens trotz Ankündigung im Vorstellungsgespräch nie erlernt!), sie hat eben auch alles nochmal gelöscht, was geschrieben war, das habe ich nicht am Geräusch erkannt, sondern sie hat es mir gesagt. Es habe ihr nicht gefallen. Soso.

    Das erinnert mich daran, dass es mal eine Funktion irgendwo gab, wo man nach dem Schreiben von Kommentaren auf "doch nicht" (oder bedeutungsgleich) klicken konnte und sie wurden dann nicht unter dem Beitrag gespeichert sondern der Kommentar total losgelöst an ein speziell dafür vorhandenes Blog (glaube ich?) geschickt. Oder vielleicht habe ich das auch nur geträumt oder mir ausgedacht? Ich bin unsicher, finde das aber eine gute Idee, so wird man seine unausgegorenen Gedanken los, belästigt aber nicht andere damit. Frau Kaltmamsell hat derzeit etwas ähnliches, nämlich erhält sie immer wieder zwar wohlmeinende, jedoch ausdrücklich unerwünschte Ratschläge zu ihren Schmerzen im Bein. Sie hat nun ein öffentliches Google-Doc mit dem Titel "Konsil" angelegt in das sie alle Ratschläge überträgt, ich schaue dort immer mal wieder hinein in der Hoffnung, es könnte zu einem echten Konsil kommen, dass die Beratenden also untereinander ihre Vorschläge diskutieren, abstimmen, konsolidieren, aber leider ist das bisher nicht der Fall. Die Menschen sind generell nicht engagiert genug, das ist jedenfalls meine Meinung. Ständig werden Dinge angefangen und nicht durchgezogen, ich kann das nicht leiden. Sehen Sie, hier sind Frau Fragmente und ich nach Tagen des beruflichen Krisenmodus und lassen wir das betreute Bloggen ausfallen? Nein, das tun wir nicht, und ganz corona-aware ist unsere Zusammenkunft sogar rein digital. Seien Sie wie Frau Fragmente!

    Die Haare von Frau Fragmente sitzen heute übrigens außerordentlich gut. Meine eigenen so ganz okay, ich mache mir allerdings ja immer mal wieder Gedanken über Quarantäne und die drehen sich zwar meistens um die Steuererklärung, die ich dann endlich machen werde oder darum, dass ich schon immer mal die Fugen im Bad mit der Zahnbürste putzen wollte, aber ab und an bin ich auch besorgt, weil ich dann nicht zum Friseur gehen könnte. Vielleicht muss ich im Ernstfall selbst Hand anlegen, es gibt wenig, das mir schlechtere Laune bereitet, als zu lange Haare, möglicherweise ist mir zu langes Haar sogar unangenehmer als ein Katastrophenhaarschnitt. Dasselbe gilt für Augenbrauen. Wir werden sehen. Frau Fragmente hegt eher Pedikürephantasien beim Gedanken an Quarantäne.

    Die Tippgeräusche klingen heute wirklich enorm langsam, vielleicht liegt das am Hangout. So langsam kann man doch gar nicht schreiben, zumal wir heute auch eine Deadline haben denn um 22 Uhr muss ich auf einen Call.

    Weil Frau Fragmente so langsam tippt, plane ich ein wenig nebenher meinen Einkauf. Ich war vor zwei Wochen das letzte Mal richtig einkaufen, kurz vor den Hamsterkäufen. Daher brauche ich jetzt ziemlich viel, werde also wie ein very late adopter wirken. Frage mich noch, ob ich das morgen Abend erledige (ließe sich mit der Rückfahrt aus dem Büro verbinden - ich fahre morgen mit dem Auto, weil ich eine Notfallkiste nach Hause transportieren muss) oder aber Samstagfrüh (ließe sich mit dem Transport vom Kind zum Sport verbinden).

    Je länger ich Frau Fragmentes Bücherregal betrachte, desto neugieriger werde ich, was da alles so ist. Eine Art Tablett unten rechts auf den Ordnern? Eine Keksdose und blaue Servietten im Fach über ihrem Kopf mittig? Eine kleine, goldene Figur - nein, zwei, eine steht nur im Schatten - vor den CDs, sind es Hunde?? Eine Fliegenklatsche mit gelbem Griff??

    Mit diesem Rätsel entlasse ich Sie in die Nacht.

    Donnerstag, 12. März 2020

    Als ich vorhin nach Hause kam und die Gemüsekiste aus der Garage holte, sprang aus der Garage ein Frosch heraus. Oder eine Kröte, ich weiß nicht, wie man die auseinanderhält, es war keiner dieser kleinen Frösche, die man oft im Wald trifft, sondern ein größeres Exemplar, Handtellergroß. Der hüpfte nun auf dem Garagenhof umher und das fand ich ungünstig.

    Also stellte ich dem Frosch nach, er war erst widerspenstig, aber dann konnte ich ihn einfangen. Wie so ein Frosch sich wohl nochmal anfühlt, überlegte ich, ich hatte sehr lange keine in der Hand, jedenfalls keinen großen. Tatsächlich fühlter er sich sehr angenehm an. Trocken, ein bisschen kühl aber nicht sehr und erstaunlich stabil, keine fluseligen Ecken und Enden am Frosch, die die Hand merkwürdig kitzeln.

    Der Frosch saß ganz ruhig in der Hand und atmete vor sich hin, ich streichelte ihn am Rücken, er wirkte irgendwie entspannt. Ich hätte ihn gerne behalten! Aber wohin mit so einem Frosch, ich weiß ja noch nicht einmal, was er frisst und es wäre mir auch sehr wie Kidnapping vorgekommen. Also kletterte ich vorsichtig (und einhändig, wegen Frosch in der anderen Hand) auf die Mauer zum Nachbargrundstück, dort ist nämlich ein Garten mit Teich. Ich ließ den Frosch dort ins Gebüsch hinab.

    Als ich mich gerade wieder aufrichten wollte, sprang mir etwas in den Nacken. Das alles nachts im Dunkeln! Die absolute Panik blieb aber aus, denn das Gefühl war merkwürdig vertraut. Nach eine paar Millisekunden konnte ich es zuordnen: eine Katze. Ich griff mit dem Arm halb um mich herum, löste mit der einen Hand die Krallen aus meinem Mantel und zog mit der anderen das Tierchen am Nacken zu mir herum. Es war eine fremde Katze, nicht die alte, schwarze Nachbarskatze ohne Schwanz, die mir häufiger begegnet sondern ein jüngeres Tier, auch schwarz aber mit weißer Zeichnung im Gesicht. Ich kraulte sie ein wenig sie schnurrte zufrieden dann entließ ich sie auf die Mauer und von da sprang sie weiter auf die Garagendächer. Frosch in Sicherheit, sehr gut.

    Ich hätte ihn schon echt gerne behalten!

    Dienstag, 10. März 2020

    Als ich heute früh erwachte, fand ich meine Uhr verstellt - nein, aber als ich erwachte, war es schon etwas hell und ich war so unglaublich ausgeschlafen, dass ich mich erschreckte und dachte, es sei bereits Mittag oder so. War es aber nicht, erst 7:15 Uhr. Naja, es ist ja auch schon Mitte März (frage mich gerade, wo eigentlich Januar und Februar geblieben sind, meine letzte deutliche Erinnerung ist im Dezember).

    Im Büro war mir alles zu langsam, das ist aber ja meistens so, deshalb verdränge ich das einfach. Dafür geschah aber auch etwas sehr, sehr schönes: es gab den zweiten Beitrag zu #kunstderwoche, dieses Mal von @jawl. Ich bin so unglaublich begeistert, dass mir (und anderen) andere Menschen Bilder erklären und es funktioniert bei mir bisher gut. Ein Bild pro Woche kann ich verkraften. Ich mache es bisher so, dass ich erst die Beschreibung lese und mir das Bild dazu dann erst einen Tag - oder einen halben Tag - später anschaue, das finde ich spannend. Das Bild dieses Mal war Fuchs von Franz Marc.

    Jetzt kenne ich schon zwei Bilder, mit denen ich etwas anfangen kann. Wobei, drei, eins, das ich von ganz allein kenne, ist "Der Feldhase" von Dürer. Naja, vier, ich kenne noch das Uhrenbild von Dalí (aber finde es ganz grauenhaft und würde es lieber nicht kennen).

    Montag, 9. März 2020

    Wie geplant waren heute morgen um 10:55 Uhr die wichtigsten Angelegenheiten des Arbeitstages abgesprochen. Naja, eigentlich war 10:20 Uhr geplant gewesen, aber wir wollen nicht so sein.

    Der restliche Tag war daher entspannt, nur noch abarbeiten aber nicht mehr viel denken. So kann es gerne eine weile bleiben, dann werden auch die Stapel kleiner.

    Sonst nicht viel erlebt heute und die Stimme, die immerhin so ein bisschen wieder da war, verabschiedet sich schon wieder. Wird schon noch. Dafür waren die Katzen enorm kuschelig. Und sie haaren, meine Güte, verlieren die schon ihr Winterfell?

    Sonntag, 8. März 2020

    Heute war Schlaftag. Erst schlief ich von Mitternacht bis 8 Uhr morgens, dachte, das sollte ausreichen und las im Bett noch in einem Buch. Was dann geschah ist mir nicht bekannt, als nächstes weckte mich M um 11 Uhr weil sie fand, es könnten jetzt mal alle aufstehen. Weil es mir noch nicht so ganz reichte, schlief ich dann von kurz nach 16 Uhr bis 18 Uhr nochmal gemeinsam mit dem Kater auf dem Sofa und ich denke, ich gehe gleich ins Bett

    Das Buch, über dem ich einschlief, heißt "Celestial Bodies" von Jokha Alharti. Das Buch war nicht schuld, es ist allerdings schon recht gemächlich, weshalb ich parallel noch "Death in 10 minutes: The forgotten life of radical suffragette Kitty Marion" von Fern Riddell lese und, weil das mit etwas mehr Konzentration verbunden ist, als ich manchmal zur Verfügung habe, auch noch "Lush Life" von Richard Price. Mal sehen, welches Buch das Rennen gewinnt.

    Sonst ist noch wichtig, dass es heute Kichererbsen-Spinat-Curry gab. Das ist ein Rezept aus der KptnCook-App und weil ich in der App beim Kochen wild herumklicke, lebe ich in beständiger Angst, ich könnte es versehentlich einmal löschen. Das darf keinesfalls passieren, denn nicht nur ist es äußerst schnell gekocht, es schmeckt auch noch allen Familienmitgliedern ganz vorzüglich. Ich schreibe es deshalb hier auf.

    Man braucht für 3 Personen:

    1 Dose gehackte Tomaten, 1 Dose Kichererbsen, etwa gleiche Menge (Volumen) TK-Blattspinat wie Kichererbsen
    1 Zwiebel, 1-2 Knoblauchzehen, Stück Inger nach Geschmack
    Kokosöl, Garam Masala, Cumin, Pfeffer, Zucker, Salz
    Wenn man will: Koriander, Joghurt, Reis

    Zwiebeln hacken und im Kokosöl andünsten, Knoblauch und Ingwer gerieben dazu und anbraten, Garam Masala und Cumin dazu (je ca. 1/2 TL, eher mehr) und weiter anbraten, Kichererbsen dazu und weiter anbraten, Dosentomaten drauf, etwas Zucker, Salz, Pfeffer, Deckel drauf und 15 Minuten köcheln lassen, TK-Blattpinat drauf, nochmal durchkochen, abschmecken, fertig.

    Wenn man will, dazu Joghurt, gehackter Koriander, Reis. Ich hatte noch ein hart gekochtes Ei dazu, das war Zufall aber ich fand es passt erstaunlich gut.

    November seit 6629 Tagen

    Letzter Regen: 13. Mai 2024, 22:27 Uhr