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    Sonntag, 15. Mai 2016
    Hawaii

    Der heutige Knallerbeitrag entfällt aus einem völlig unglaubwürdigen, aber dennoch zutreffenden Grund: hier in diesem Teil von Düsseldorf ist um kurz vor Mitternacht kein Bier mehr aufzutreiben. Dadurch verzögert sich die Abendgestaltung.

    Bild folgt.

    Samstag, 14. Mai 2016
    Noch nichtmals nur getrennte Wege!

    Heute Morgen in der Fußgängerzone sah ich zwei Radfahrer, einmal männlich, einmal weiblich, die mit etwas Abstand hintereinander fuhren und so aussahen wie das perfekte Paar. Zwei Hälften von irgendwas, Dings, Ying und Yang, Sekt und Selters oder irgendwie so, jedenfalls fand ich es total schön, dass zwei Leute, die ganz offensichtlich so perfekt zusammenpassen, sich gefunden haben.

    Dann fuhren die allerdings ohne sich gegenseitig irgendwie zu beachten in verschiedene Richtungen davon. Die kannten sich überhaupt nicht.




    Nunja. Etwas zur Aufheiterung:

    Ein Designer namens Gianluca Gimini hat (Laien-)Zeichnungen von Fahrrädern in echt nachgebaut. Sehr spaßig.

    Freitag, 13. Mai 2016
    Ganz entspannt

    Gesangslehrer: Wir machen das heute mal anders. Statt dass ich so motivierend sage, was alles schon total gut war, sagen wir jetzt einfach mal, was noch nicht ganz so...

    Frau N: ...also was echt schlecht war?

    GL: Genau.

    Frau N: Kann ich anfangen? Ich hab zwei Sachen!

    GL: Bitte.

    Frau N: Erstens, in den Höhen. Das war entweder dünn oder aber schrill. Und das in wildem Wechsel. Komplett unkontrolliert. Manchmal beides zugleich! Furchtbar!

    GL: Ja! Was ist das zweite?

    Frau N: Alles war langweilig. Ich hätte es mir nicht bis zum Ende anhören wollen. Tut mir leid für dich.

    GL: Genau! Also - die Töne waren alle richtig. Der Rhythmus auch. Aber wo war das Gefühl?

    Frau N: Das hab vergessen.

    GL: Wie kannst du das Gefühl vergessen?!

    Frau N: Ich hab an die Töne und den Rhytmus und den Text und die Atmung und die Längen und die Konsonanten gedacht. Da ist mir das Gefühl irgendwie durchgegangen.

    GL: Naja, manche machen nur Gefühl, das ist schlimmer, außer man ist betrunken. Aber wo du Konsonanten ansprichst, ich hab auch noch was, das schlecht war.

    Frau N: Was denn?

    GL: Die Vokale. A und E sind gut...

    Frau N: Aber darüber wollen wir jetzt nicht sprechen!

    GL: ... ja - I ist ok, da machst du nichts, das ist besser als was falsch machen. Aber O und U!

    Frau N: Was ist mit O und U?

    GL: O und U sind sozusagen das A und O, also...

    (Frau N und Gesangslehrer brechen vor Lachen fast zusammen)

    GL: Also jetzt nochmal, und denk an die Töne, die Atmung, den Rhythmus, die Konsonanten, die Vokale, also besonders O und U, denk den Text mit und vergiss Gefühl nicht. Und dann: gaaanz entspannt!

    (Frau N und Gesangslehrer brechen wieder vor Lachen fast zusammen)

    GL: Also - das dann bis zum nächsten Mal.


    Zitat aus dem Techniktagebuchshirtfundus: "Kein Aufwand ist zu noch, um die Dinge vollkommen beiläufig aussehen zu lassen."


    Donnerstag, 12. Mai 2016
    Jab - Cross - Jab - Cross

    "Ich finde das lustig, dass wir immer Sachen zusammen machen, die ich allein nicht machen würde!" - so ähnlich hatte die KSP zu mir gesagt, nachdem wir uns - vor glaube ich 3 Wochen- zum Probetraining MMA angemeldet hatten. Seitdem war ich ungefähr 20x kurz davor, das Ganze wieder abzusagen, das vorletzte Mal heute Nachmittag nach 7 Stunden Mentalkampfsport mit dem Oberchef und das letzte Mal, als wird dort vor der Tür standen und die Tür nicht aufging. Sie kennen das aber vielleicht. Es gibt Sachen, wenn man die zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht macht, dann macht man sie gar nicht mehr.

    Also klärten wir die verschlossene Tür per Handy mit dem Weltmeister, der dann auch gleich an den verantwortlichen Mitarbeiter weitergereicht werden wollte, ein etwas aufgeregtes Gespräch ergab sich, zwischen den beiden, man hörte den einen aus der Ferne immer nur "und mach richtig gutes Training, hörst du, mach schönes Training, kümmer dich ordentlich!" rufen und den anderen höchst beflissen "Ja Meister! Mache ich Meister! Ja Meister!" antworten.

    Was wir dann so alles gemacht haben, kann ich gar nicht auschreiben, Kampfsport ist nämlich etwas anstrengender als Kraulschwimmen, so dass ich diesen Text mit der Nasenspitze tippe. Aber nur so viel: irgendwann zwischendrin gab es Zirkeltraining, doch statt den übrigen langweiligen Stationen durfte man gegen Sandsäcke treten, mit den Ellbogen schlagen und lebensgroße Puppen mit dem Knie kicken. Es mag sein, dass sich das mit der Zeit vom Unterhaltungsfaktor her ähnlich abnutzt wie Kniebeugen und Sit-ups, aber zunächst einmal macht das ziemlich viel Spaß. Und ganz fremde Menschen musste man zunächst mal nur relativ wenig anfassen.

    Jetzt müssen wir überlegen, ob wir das weitermachen wollen.

    Mittwoch, 11. Mai 2016
    Optimales Balkonwetter

    Wie schonmal dargestellt sitze ich gar nicht mal so oft und gern auf dem Balkon, was unter anderem daran liegt, dass dieser nach Süden geht bei Sonneneinstrahlung ziemlich warm ist, gleichzeitig durch die Katzennetzkonstruktion ein Sonnenschirm nicht mehr richtig passt (aber auch mit Schirm wäre es zu warm), aber auch daran, dass ich es drinnen tendenziell immer einen Tick besser finde als draußen, was an Insekten, Sitzgelegenheiten, Sonne auf dem Bildschirm, weniger Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Temperatur etc. liegt.

    Es gibt aber ein paar wenige Gelegenheiten, zu denen es auf meinem Balkon enorm cool ist, und zwar ist das an warmen Tagen im Frühjahr oder im Herbst bei Regen ohne Wind. Mit Wind wird man zu nass, aber ohne Wind, wenn der Regen einfach von oben nach unten fällt, ist es perfekt. Bei Regen fliegen auch nicht so viele Insekten umher. Heute sogar mit Gewitter!

    Da der Balkon recht klein ist, gibt es sogar eine optimale Sitzposition: wenn man den Stuhl hinten an die Brüstung schiebt (man kann leicht dagegen kippeln, das ist sehr gemütlich), kann man die Füße, natürlich barfuß, ich bin zwischen April und November zu Hause so gut wie immer barfuß, direkt an der Hauswand abstützen. Die ist vom Tag meist gut aufgewärmt, das ist angenehm, und ein bisschen rau ist sie auch, wer weiß, vielleicht wird das beim Abschubbern der Babyfüßehaut noch gute Dienste leisten. Wer weiß. Hoffentlich muss man nicht hinterher die Fassade streichen.

    Interessant ist auch: ist es sehr warm und sonnig, sitzt immer die Katze draußen und der Kater drinnen und schaut raus. Ist es aber eher trüb, sitzt immer der Kater draußen und die Katze sitzt drinnen und schaut raus. Jetzt könnte man fast meinen, der Kater wäre wie ich, ich glaube aber, das stimmt nicht. Der Kater ist nur da, wo ich bin. Und deshalb wandert er eben mit mir raus und rein. Die Katze hingegen ist tendenziell lieber da, wo ich nicht bin. Und deshalb auch gern in der prallen Sonne auf dem Balkon.



    Ich fürchte, dem Kater habe ich mit meiner Zeichnung ein bisschen Unrecht getan:

    Montag, 9. Mai 2016
    Umfrage

    Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub, mit randvollem Schreibtisch, Inbox und Terminkalender, was können Sie am allerallerbesten gebrauchen??

    Krankes Kind
    Räumungsübung im Rapunzelturm
    (verdammter Dreckstag, fick dich ins Knie!)

      Ergebnis anzeigen

    Erstellt von novemberregen am 2016.05.09, 21:53.



    Sonntag, 8. Mai 2016
    !!!! Muttertag !!!!

    Scheint eine schwierige Sache zu sein, Muttertag, also wenn ich meinem Internetumfeld Glauben schenken darf. Von Hitler gemacht und/oder von der Blumenindustrie und sowieso Opium für das Volk, was soll man denn mit Kuchen und Blumen und Selbstgebasteltem anfangen, wo doch eine strukturelle Benachteiligung zu beseitigen wäre, ein regelrechte Zumutung aus Sicht der Mutter, aus Sicht des Kindes natürlich erst recht, denn: emotionale Erpressung!

    Vatertag ist natürlich genauso schlimm bzw. fast vielleicht noch viel schlimmer, da laufen Väter, bzw. auch solche, die gar keine Väter sind oder sich nicht wie Väter benehmen oder sich nicht benehmen, wie Väter sich benehmen sollten, herum und trinken einfach Alkohol - und haben auch noch Spaß!

    Ich kann mich an Vater- und Muttertag aus Sicht des Kindes nicht so richtig erinnern. Meine Mutter hat einen kleinen Koffer, darin hat sie besonders anrührende Kunstwerke und Erinnerungsstücke von uns Kindern aufbewahrt. Zum Muttertag ist von mir nichts dabei, von meiner ältesten Schwester allerdings ein Gutscheinheft, besonders viele Gutscheine finden sich darin, die anbieten, auf mich aufzupassen. Daraus müssen Sie jetzt nicht ableiten, dass es besonders unbeliebt gewesen wäre, auf mich aufzupassen. Meine Schwester ist ein Fuchs, ich kann mir gut vorstellen, dass sie gerade solche Gutscheine ausgestellt hat, weil es viel bequemer war als Müll runterbringen oder Zimmer aufräumen.

    Heute rufe ich meine Eltern an Vater-/Muttertag an und sage ihnen, dass sie die beste Mama/der beste Papa der Welt sind (was ich auch so empfinde) - ist eins der Kinder in der Nähe, bringt es auch Aufmerksamkeiten vorbei, die Geschwister werden dann per Mail darüber informiert, woraus diese bestanden und dass sie im Namen aller kamen.

    Von Mademoiselle habe ich, glaube ich, meistens etwas Gebasteltes bekommen, der Kindergarten war sehr gewissenhaft in dieser Hinsicht, das Schönste daran finde ich eigentlich, wie das Kind sich freut, etwas schenken zu können. Das ist an Weihnachten/Geburtstagen genauso. Man kann gar nicht anders, als sich freuen, wenn man den Stolz in den Augen sieht, etwas zu Geben zu haben, auch noch etwas, das man total heimlich beschafft hat, das ist einfach toll, selbst, wenn es sich um eine unförmige Krepppapierblume handelt, die aus einem Sandgefüllten Luftballon wächst.

    Ansonsten bin ich an Muttertagen auch schon besoffen umhergezogen, mit Frau @violinista nämlich. Hat auch Spaß gemacht. Insofern verstehe ich die Anspannung um diese(n) Tag(e) nicht so richtig. Klar kann man Hitler, Blumenindustrie und strukturelle Benachteiligung kritisieren, sollte sogar. Aber andere zu kritisieren, die Spaß an der Sache haben, erscheint mir eher kleinlich.


    So, jetzt was wirklich wichtiges, ich suche mich jedes Mal wieder deppig nach dem Rezept, nach dem ich Burger Buns mache. Die Grillsaison beginnt ja erst, ich muss das entstressen, hier werde ich es hoffentlich wiederfinden:

    150-200 ml warmes Wasser
    4 EL Milch
    1 Würfel Hefe
    35 g Zucker
    (ziemlich) gute Prise Salz
    80 g geschmolzene Butter
    500g Mehl
    1 Ei

    Evtl. was obendrauf.

    Wasser/Milch/Zucker Hefe ca. 5 Minuten zusammen, dann Rest, ca. 1 Stunde gehen, Teiglinge, nochmal gehen (max 1 Stunde), 200 Grad vorgeheizter Ober/Unter 15-20 Minuten.



    Sonntag, 8. Mai 2016
    Brokkoli, Zwergenhemdchen, Fußfetzen, Sonstiges

    Man wird eines Tages wieder unter Menschen gehen müssen. Warum also nicht einfach gleich morgen.

    Mit dem Rad herumgefahren. So schön (wenn die Reifen ordentlich aufgepumpt sind)! Ab Montag mit dem Rad zur Arbeit.

    Einen Klotz aus der Welt geschafft. An einem weiteren beiße ich mir die Zähne aus.

    Mademoiselle rief an, von ihrer ersten richtigen Radtour allein (mit einer Freundin) zu einem ca. 10 km entfernten Reiterhof. Sie wären jetzt auf dem Rückweg, noch 6 km, aber hätten keinen Bock mehr. Der Lenker der einen wäre schief von einem Sturz und der Fuß der anderen würde schmerzen wegen irgendwas, ich möge sie abholen. Ich verweigerte natürlich (Erziehungsauftrag), instruierte statt dessen, wie man den Lenker gerade macht und dass für den Fuß eine kurze Pause sicher reicht. Mittendrin legte M auf und rief eine Minute später wieder an, um noch einmal empört zu sagen, sie hätte absichtlich aufgelegt, nicht etwa aus Versehen, und sie wäre jetzt sauer. Ich reagierte tiefenentspannt - schließlich hatte ich mir gerade eine nachmittagsfüllende Radtour nach irgendwo, wo ich gar nicht hinwill, erspart und war statt dessen gerade im Eiscafé - mit "Ich weiß, mein Spatz." Etwa eine Stunde später waren die beiden zurück, an Fuß, Lenker und Laune keine Beeinträchtigungen mehr feststellbar.

    Komisches Ding ganz unten in der Handtasche ertastet. Was mag es sein? Ups. Das Arbeitshandy. Ähja. (Näheres unbekannt, Akku komplett leer.)

    Wie Brokkoli von "Najagut war halt in der Gemüsekiste und vergessen, abzubestellen" zu meinem absoluten Lieblingsgemüse mutieren konnte, das ich tellerweise ohne was dazu esse, ist auch ungeklärt.

    Beschlossen, die von Frau Brüllen getesteten "Babyfüße" auch auszuprobieren. Ist ja bald Sommer und meine Füße sind immer ganz abgelatscht. Es stellt sich nur das Problem des Timings. Für etwa 7 Tage scheint die Fußhaut in Fetzen herunterzuhängen, so dass man sich eher nicht barfuß irgendwo sehen lassen sollte. Und nun habe ich ja mittwochs Barfuß-Kampfsport. Vielleicht kommt das irgendwie hin. Aber ich habe Sorge, den Ringnamen "Leprafuß" zu bekommen.

    Mit den Bildern muss ich mir bald irgendwas anderes ausdenken. Ich schreibe ja fast immer erst direkt vor dem Schlafengehen und kann dann nicht noch malen. Aber früher am Tag habe ich noch keine Ahnung, worüber ich schreiben werde, da geht es also auch nicht. Ich brocke mir hier ganz schön was ein. Text ist ja einfach, aber plötzlich kamen Überschriften dazu und jetzt noch Bild, gleich drei Sachen auf einmal. Hmhm.

    Wie schwer das ist, den Mund zu halten.

    Es gibt wieder Zwergenhemdchen! Frau Fragmente hat sie entdeckt lobet und preiset sie. Sie haben jetzt einen kurzen Arm, aber das ist jahreszeitlich angemessen. Ich habe eins zum Test bestellt, es ist perfekt, also habe ich zwei weitere bestellt, alle schwarz. Blau auch sehr schön, aber blau fällt irgendwie größer aus und wirkt statt wie Zwergenhemdchen wie Sterntalerkleidchen. Das möchte ich selbstverständlich nicht, und die kleineren Größen sind vergriffen. Eine Neuerung allerdings: es enthält nun einen gewissen Anteil Kunstfaser. Das ist einerseits okay, weil es dadurch nicht so schnell aus der Form geht, andererseits besteht dadurch natürlich Geruchsgefahr. Geruchsgefahr ist ein großes Thema derzeit: seit einigen Monaten rieche ich immer häufiger überall Schweiß. So häufig, dass ich mich schon frage, ob ich das selbst bin, kann an mir aber nichts feststellen. Zwei Personen meines Vertrauens habe ich dazu befragt, beide sagen, ich stinke nicht. Kann natürlich Freundlichkeit sein. Also habe ich auch eine Person befragt, die mich nicht so mag. Sie sagte: "Also das kann ich dir nicht vorwerfen." Vielleicht sind es tatsächlich die anderen. Vielleicht hat deren Kleidung auch plötzlich Polyesteranteil.

    Samstag, 7. Mai 2016
    Selbstportrait der Autorin am Brückentag



    Achso, falls Sie etwas lesen wollten, lesen Sie hier einen recht ausführlichen Artikel über den Vortrag von Carolin Emcke, der mir auf der re:publica so gut gefallen hatte.

    Donnerstag, 5. Mai 2016
    WmdedgT 5/2016

    (Was WmdedgT ist und die anderen Beiträge dazu findet sich hier bei Frau Brüllen).

    Heute war mein Rückreisetag aus Berlin. Dank Zugausfall konnte ich ja fahren, wann ich wollte, stellte mir also überhaupt keinen Wecker und wachte einfach irgendwann im Hotel auf. Es war hell und schon betriebsam draußen und auf den Fluren, also öffnete ich die Augen etwas weiter, las irgendwas mit kurz vor 9 auf dem Wecker und beschloss, aufzustehen. Eine halbe Stunde später war ich mit allem fertig - in so einem Hotelzimmer hat man nicht wirlklich viel zu erledigen und Sachen sind schnell in den Koffer geworfen - und folgte dem kurzen Geistesblitz, online noch schnell eine Sitzplatzreservierung für die Rückfahrt zu machen. 11:09 erschien mir eine gute Zeit, ich wollte nämlich gerne im Hotel frühstücken, dazu war ich wegen lang geschlafen und viel vor überhaupt nur einmal gekommen und an dem Tag war ich etwas indisponiert gewesen und hatte mich daher eher auf die Getränke konzentriert.

    Beim Auschecken machte mich die Frau am Empfang dann leicht kirre, es wäre Feiertag und sowieso alles schwierig mit den Bahnen und Taxi echt besser oder zumindest sollte ich mich jetzt wirklich beeilen und nicht noch einen Kaffee trinken, also folgte ich immerhin dem letzten Ratschlag mit dem Erfolg, dass ich mehr als eine halbe Stunde zu früh am Bahnhof stand. War aber nicht schlimm, ich vertrieb mir die Zeit damit, anderen Reisenden Fragen zu beantworten. Wo es zur S-Bahn geht, wie der Wagenstandanzeiger abzulesen ist, wieso der Zug nicht im Aushangfahrplan erscheint, so etwas halt. Kurz dachte ich, mir wächst eine DB-Uniform, aber dann war es doch nicht so.

    Der Zug war rappelvoll, neben mir saß der weibliche Teil eines etwas komplizierten Paares, die sich gegenüberliegende Plätze am Fenster reserviert hatten, es nun aber schwierg fanden, dass der männliche Teil des Paares dann neben einer fremden Frau sitzt (die vierte im Vierersitz war auch weiblich). Es wurden alle möglichen Kombinationen überlegt, ich hielt mich da völlig heraus, sagte nur, ich würde alles mitmachen, Gang, Fenster, gegen oder in Fahrtrichtung, neben Mann, neben Frau, alles egal. Schließlich durfte ich einfach auf meinem Platz sitzenbleiben (Fahrtrichtung, Gang), die meiste Zeit jedenfalls, denn die komplizierte Frau musste auf der Strecke zwischen Berlin und Erfurt (ca. 2 Stunden) 3 Mal aufs Klo und 2 Mal ins Restaurant. Fand ich auch nicht schlimm, sie aber und sie regte sich jedes Mal etwas mehr auf. Es ist mir ein Rätsel, wieso sie sich nicht einfach weniger kompliziert benahm, wenn es sie doch so anstrengte.

    Internet gab es auf der Strecke meistens nicht; ich vertrieb mir die Zeit damit, zu versuchen, Internet zu haben, zu lesen und aus dem Fenster zu schauen.

    Nach 4,5 Stunden stieg ich um, dabei setzte sich dann eine Frau mit sehr wilden Haaren, Schlaghose mit Glitzersteinchen und Glitzerschuhen zu mir und sagte: "Wir sind dann wohl die Exoten hier!"

    Ich nahm das erstmal nur zur Kenntnis, konnte aber an mir überhaupt rein gar nichts Exotisches feststellen, also beschloss ich, nachzufragen. Und tatsächlich: es war nur ein Witz. Die Glitzerfrau erzählte mir, sie würde immer so etwas sagen, denn sie fände es lustig, wie die Leute dann reagieren. Nachgefragt, was sie damit meint, hätte übrigens noch nie jemand. So kamen wir ins Gespräch und sie erzählte, dass sie nach Köln zum Karaoke fuhr. Vielleicht machen wir da bei unserem Frankfurter Karaoke irgendwas falsch. Vielleicht komme ich beim nächsten Mal auch mit wildem Haar und aufgeglitzert.

    Dann war ich auch schon zu Hause und außer mir war dort niemand bis auf die Katzen. Zum einen ist es natürlich sehr entspannt, nach einer Reise erstmal in Ruhe runterzukommen, alles zu verräumen und sich auszustrecken. Andererseits ist es natürlich unschön, überhaupt nicht wild willkommensbejubelt zu werden. Ich bin zwiegespalten, aber nicht unzufrieden.


    November seit 6620 Tagen

    Letzter Regen: 08. Mai 2024, 21:46 Uhr