Der Kopf ist leider noch auf Abwegen, Sie kennen das vielleicht, dass die Tage so voll sind mit Planungen und Regelungen, dass man sich möglichst gerade hält, damit nichts aus dem Gehirn hinausfällt, aber gleichzeitig passiert da drin auch nichts, es ist so vollgestopt, dass keine Bewegung mehr möglich ist. Dabei war heute eigentlich ein ruhigerer Tag, der erste seit irgendwann, und angenehmes regnerisches Wetter, dabei blühe ich auf. Ein paar Verrücktheiten über den Tag verteilt aber größtenteils schon wieder vergessen, hervorzuheben vielleicht die Frage, warum um alles in der Welt auf dem Zettel, der um Kuchenspenden für das Sommerfest bittet, draufsteht, diese sollten bitte selbstgebacken sein. Es erschließt sich mir nicht, es gibt einen Berufszweig, der sich mit der Produktion von Kuchen befasst und dieses Handwerk umfassend beherrscht, was an einem solchen Kuchen nun schlechter sein soll als an einem, an den ich mich am Vorabend eines Sommerfestes irgendwann nach 20 Uhr völlig entnervt erinnere und mich mit so schlechter Laune von der Couch erhebe, dass ich am liebsten in den Teig rotzen würde, erschließt sich mir nicht, es konnte mir auch niemand erklären, ich habe den leisen Verdacht, dass es um den Aufwand geht, niemand soll es sich einfach leicht machen, wo kämen wir denn da hin. "Noch drei Monate", murmele ich in solchen Fällen leise, "noch drei Monate", dann kommt nämlich der Schulwechsel und es wird mir in diesem Leben nicht noch einmal passiern, Elternvertreter für irgendwas zu sein, 8 Jahre habe ich das jetzt gemacht und nie gewollt, sondern immer, weil es keine Freiwilligen gab und ich nach Hause wollte, 4 Jahre Kindergarten, 4 Jahre Grundschule, immer dasselbe Theater und alle verrückt und es ist jetzt einfach endgültig genug. Egal. Am Mittwoch ist wieder Kraulschimmkurs, die Tasche ist dieses Mal vorsorglich schon perfekt gepackt (aber der Mitliedsausweis, fällt mir gerade ein, der steckt noch im Handy...), außerdem muss ich neue Kontaktlinsen bestellen aber vergesse immer, wo ich die letzten bestellt habe und vergesse ebenfalls seit zwei Wochen den Bestellakt an sich, deshalb habe ich nun die leere Packung in die schöne neue Tasch gesteckt, wo sie mir morgen irgendwann wieder in die Finger fällt, wenn ich mehr Energie habe, das alles herauszufinden, und in der Packung stecken Zettel mit den Terminen, die alle diese Woche irgendwann mitgeteilt wurden, Fußballturnier, Wettkampf, Citylauf, Packliste für die Klassenfahrt, pädagogischer Tag, Kindergeburtstag, Nachholstunde in der Musikschule, Friseur, Gesamtkonferenz, und wenn das alles drin ist, kann ich vielleicht auch endlich, endlich, endlich Pe Bescheid geben, an welchem Wochenende ich zum einen ihr Geburtstagsgeschenk einlösen kann und wir zum zweiten die jährliche Wanderung mit Kindern und Omas machen, bei der die Kinder es am tollsten finden, an den Wegen seitlich die Berge hochzuklettern und die Omas sich dann veranlasst sehen, in Pumps den Kindern hinterherzukraxeln, damit diese sich nicht verletzten. In den ersten Jahren waren Pe und ich noch beunruhigt, weniger wegen der Kinder, aber irgendwann in den letzten 6 oder 7 Jahren haben wir auch unserem Platz in diesem Szenario gefunden, dieser ist an der Böschung des Flusses, wo wir dann sitzen und die Beine ins Wasser baumeln lassen. Und jetzt trage ich diesen Kopf vorsichtig ins Bett, damit nichts rausfällt, aber ich bin ganz sicher: in absehbarer Zeit wird sich das alles sortieren.
Leider haben sich bei mir Körper und Kopf vorübergehend getrennt (nicht in physischem Sinn, immerhin, nur übertragen). Bekannterweise war mein Kopf die letzen Tage noch immer im Kraulschwimmkurs verhaftet, während der Körper sich schon munter ins Büro schleppte und logistische Meisterleistungen im Kindestransport vollbrachte. Gestern Abend vereinten sich Körper und Geist dann kurzfristig durch die Einnahme einiger hervorragender Cocktails in einer Bar, aus der der Köper zurückkehrte, gegen 3 Uhr im Bett lag und schlief und sich heute morgen um 8 bereits deutlich auf der Autobahn nach Saarbrücken befand. Dort verblieb er auch den ganzen Tag, ist erst vor kurzem wieder auf dem heimischen Sofa eingetroffen. Wo der Kopf ist, ist derzeit unklar. Ich erwarte aber, spätestens am Mittwoch im Kraulschwimmkurs wieder auf ihn zu treffen. Bis dahin müssen wir alle nun etwas Geduld haben.
Ups. Heute lassen wir einfach mal sacken.
Was mich im Alltag zunehmend mehr nervt ist die Sache mit Kindern und „Medien“.
Dabei ist „Medien“ ja schon ein schwieriger Begriff, jedenfalls wenn man das Ganze in Gut und Böse einteilen will. Bücher zählen meistens zu „gut“, wobei viele Mit-Kindern-beschäftigte-Personen leichte Abstriche bei Comics machen. Zeitschriften werden schon kritischer gesehen, natürlich nicht Geolino und Konsorten, aber das aktuelle Filly-Heft oder die Bravo Girl, nunja. Hörbücher sind mittel, es sind zwar Bücher, aber man liest ja nichts, Achtung, Berieselungsalarm! Richtig böse ist aber, etwas zu gucken – DVD geht noch, Fernsehen ist schon echt schlimm. Und die Ausgeburt der Hölle ist – wie wir alle wissen: Internet!
Mademoiselle hat mit Internet angefangen, als sie 1 Jahr alt war. Zu ihrem ersten Geburtstag hat sie nämlich von ihrer Tante eine animierte Online-Karte von der Maus bekommen. Die Maus rutschte irgendwo runter und wenn man klickte, dann auch Elefant und Ente. Mademoiselle saß auf meinem Schoß. Sie starrte. Auf die Karte. Ich ließ Maus, Elefant und Ente rutschen. Sie starrte. Sie war wie versteinert. Dann fuhr sie den Zeigefinger aus, deutete auf den Bildschirm und rief „Mauf!!!“ Und dann „Nokma!!!!!“
„Mauf!!!“ und „Nokma!!!!“ und auch „Nok eiiiiiiiimaj!!!“ wurden Teil unseres Alltags. Also die gesamte Maus-Seite. Und Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig. Und das Sandmännchen. Und Vulkanausbrüche auf Youtube.
Als Mademoiselle 4 Jahre alt war, bekam sie zu Weihnachten einen Nintendo - das hatte sei bei einem Mädchen auf einer Party (im Februar!) gesehen, war sofort begeistert und ließ sich die nächsten 10 Monate nicht mehr davon abbringen. Die Verwandtschaft war irritiert bis schockiert. Mademoiselle spielte etwa 3 Wochen lang ununterbrochen, danach war Ruhe. So ist es bis heute, wenn sie ein neues Spiel bekommt: 2 – 3 Wochen spielt sie in jeder freien Minute, dann ist die Sache durch. Genauso, wie wenn sie ein neues Buch hat: dann liest sie tagelang wann immer es geht und dann ist sie fertig.
Am PC spielt sie gerne Wimmelbildspiele. Manchmal macht sie auch Online-Spiele, solche, bei denen man Tiere großzieht oder solche, bei denen man Burgen oder Städte baut oder Gärten anlegt. Manche dieser Spiele haben eine Chatfunktion, so hat sie ihre erste Online-Community kennengelernt, wir haben viel darüber gesprochen, wer diese Leute sein könnten, mit denen sie sich unterhält (mit dem Fazit: wir haben keinen blassen Schimmer, es könnte der schrumplige Nachbar von oben sein oder auch die Schulfreundin, die in der Klasse neben ihr sitzt, oder Tiger021 könnte auch wirklich 19 Jahre und Mechatronikerazubi sein) und was diese Leute von ihr erfahren. Sie schaut gerne Youtube-Videos und es gibt in ihrem Bekanntenkreis einige Jugendliche, die selbst Videos machen und andere, die Videos kommentieren. Sie hat etwa ein halbes Jahr lang immer mal wieder mit einem Online-Tastschreibkurs geübt. Sie hat mit zwei Freundinnen einen dreiviertelstündigen Film gedreht – also deutlich mehr Stunden Material aufgenommen, zusammengschnitten, mit Musik und Texten unterlegt. Mit Klassenkameraden hat sie eine Fotostory gemacht. Für ihr Buchreferat in der 3. Klasse hat sie die Autorin gegoogelt, ist auf eine Homepage gestoßen, hat eine Mail mit Fragen zur Entstehung des Buches geschickt und schon wenige Stunden später eine sehr ausführliche Antwort bekommen. Nach dem letzten Sommerurlaub hat sie ein Kindle bekommen – wir waren in Schottland, die mitgebrachten Bücher waren nach 3 Tagen gelesen und kein deutschsprachiger Nachschub zu bekommen. Ein Hoch auf WLan und Amazon, noch in keinem Urlaub konnten Herr N. und ich so entspannt in Restaurants und Pubs abhängen wie mit dem lesenden Kind nebendran. Seit letztem Weihnachten hat sie auch ein Smartphone, auf dem sie Musik hört, „Violetta“ im Disney Channel schaut und eine Whatsapp-Gruppe mit ihrer Schulklasse, mit ihrer Trainingsgruppe und mit der erweiterten Familie hat.
Für erstaunlich viele Leute in meinem Bekanntenkreis ist das mit den Kindern und den Medien ein erstaunlich schwieriges Thema. Da werden komplizierte Zeitregelungen getroffen, die möglicherweise durch Leistung (Schule oder Haushalt) erweitert werden können oder technische „Lösungen“ implementiert. Beides finde ich schwierig – haben Sie schon einmal 20 Minuten Mensch-Ärgere-Dich-Nicht gespielt, oder doch eher „eine Runde“? Was ist wenn die Elektrospielzeugzeit aufgebraucht ist, aber sich das Buch, das das Kind gerade liest, auf einem E-Reader befindet? Was hat eine 2 in der Klassenarbeit in Mathe damit zu tun, ob man nachmittags Lego baut oder Minecraft? Und zu den technischen Lösungen, um Himmels Willen, haben wir nicht schon mehr als genug Überwachung am Hals? Und können – wollen! – wir uns auf technische Spielereien zur Kindererziehung verlassen?
Ich reglementiere die Mediennutzung meiner Tochter überhaupt nicht.
Und zwar aus den folgenden Gründen: Zum einen finde ich, dass sie ihre Freizeit selbst gestalten darf. Ich halte es für respektlos, ihr für die Zeit, die neben Schule, Sport, Geigenunterricht und anderen Verpflichtungen bleibt, Vorschriften zu machen. Wir sprechen hier über etwa 1-2 Stunden am Tag und ab und an ein Wochenendtag (wenn keine Wettkämpfe, Aktivitäten oder Besuche geplant sind).
Zweitens finde ich nicht, dass es „wertvolle“ und „wertlose“ Möglichkeiten gibt, sich zu entspannen und Spaß zu haben. Wieso soll es besser sein, Playmobil zu spielen oder ein Bild mit Stiften auf Papier zu malen, als online eine Burg zu bauen oder einen Film zusammenzuschneiden? Was spricht eigentlich dagegen, mein Kind in allen seinen Interessen zu fördern und zu unterstützen?
Und drittens sehe ich meinen Erziehungsauftrag auch gerade darin, nicht zu verbieten, nicht zu reglementieren sondern zu begleiten und zu erklären. Und Achtung, das Zeitfenster, in dem das möglich ist, ist verdammt klein! Einer Vierjährigen kann ich nämlich noch nicht viel über problematische Inhalte, Datenschutz und das Gedächtnis des Netzes, Risiken im Chat, Abofallen, Cybermobbing und natürlich auch Urheberrecht erzählen. Und eine Vierzehnjährige hört mir schon nicht mehr zu! Ich muss – das ist meine Verantwortung als Elternteil – also den Zeitraum irgendwo dazwischen abpassen, in dem die intellektuellen Voraussetzungen schon da sind, und die emotionalen Vorausetzungen noch da sind. Und das ist bei uns jetzt. Jetzt ruft Mademoiselle mich, wenn sie ein besonders interessantes Gespräch im Chat führt, damit ich für sie tippe, weil ich so viel schneller bin. Jetzt zeigt sie mir die Videos ihrer Bekannten und fragt, ob ich es gut fände, wenn sie etwas kommentiert, jetzt fragt sie vor jedem Download, ob ich einverstanden bin, ob sie auf OK klicken darf, ob sie noch irgendetwas beachten muss. Das wird in ein, zwei, drei Jahren wesentlich anders aussehen und – machen wir uns nichts vor – technische Sperren nützen dann auch nichts. Denn dann ist sie mit ihrem Handy mit ganz anderen Freunden in ganz anderen Wlans unterwegs.
Der Schwimmkurs beschäftigt mich offenbar stärker, als ich erwartet hatte, jedenfalls bin ich letzte Nacht im Schlaf noch ordentlich weitergeschwommen und habe proaktiv schonmal die Armbewegungen geübt, die noch gar nicht an der Reihe waren im richtigen Kurs. Vielleicht aus diesem Grund, vielleicht aber auch, weil man in einem Bett liegend den Bewegungsablauf nicht optimal darstellen kann, ging es nicht gut, mein Arm steckte komisch im Wasser fest, aber ich höre ja nicht so gerne auf, nur weil etwas nicht geht. Dann machte es bzzzzp und ich wachte von einem stechenden Schmerz in der Schulter auf. So gegen 2 Uhr.
Bis etwa 3 Uhr lag ich dann wach, weil ich mit meinen Schulterschmerzen keine gute Schlafposition mehr fand. Dann stand ich entnervt auf, nahm eine Schmerztablette, wartet nochmal eine halbe Stunde auf die Wirkung und schlief wieder ein - um wenig später aufzuwachen, weil Herr N. an mir rüttelte und mir in einer für mich völlig unverständlichen Sprache sehr viel mitzuteilen hatte. Ich habe keinen blassen Schimmer, worum es ging, so dass das Gesamtszenario etwas beunruhigend wirkte. Herrn Ns Stimme klang aber zufrieden, sogar fröhlich, und ich ließ mich von seinem Monolog wieder einschläfern, behindert allerdings durch die Tatsache, dass er mich immer mal wieder anstupste um mich auf einen besonderen (aber nach wie vor unverständlichen) Punkt seines Vortrags aufmerksam zu machen.
Ich glaube, so gegen halb 5 schlief ich wieder ein. Um 6 klingelte der Wecker. Jetzt bin ich sehr, sehr müde, die Schulter ist okay und für den Fall, dass nachts wieder geredet wird, egal wie zufrieden, liegt Oropax bereit.
Dreimal die Mitgliedskarte für den Sport-/Schwimmverein gesucht. Beim ersten Mal, weil ich dachte, sie läge noch im Kalender, von der Buchung des Kurses. Lag sie aber nicht. Kurze Panik, dann im Portemonnaie aufgefunden, wo ich sie - vorausschauend - schon untergebracht hatte. Nur sollte das Portemonnaie gar nicht mit. Beabsichtigt, die Karte in die Tasche zu stecken.
Tasche fertig gepackt. Überlegt, dass die Karte besser in die Hosentasche sollte. Tasche komplett ausgeräumt und die Karte nicht gefunden. Herumgemeckert und von Herrn N. darauf hingewiesen worden, dass die Karte in der Küche liegt. Karte in die Hosentasche gesteckt.
Schonmal umgezogen. Tasche wieder ausgeräumt, um den Badeanzug schon drunterzuziehen. Frische Wäsche eingepackt. Jeans wieder angezogen. Karte nicht mehr in der Hosentasche, nicht auf dem Boden, nicht auf dem Bett. Tasche wieder ausgeräumt und hektisch gesucht. Aus dem Augenwinkel die Karte auf dem Nachttisch gesehen. In die Handyhülle gesteckt.
Im Schwimmbad Mitgliedskarte gegen Schrankschlüssel getauscht. Tasche wieder ausgepackt und bemerkt, dass Duschgel, Badelatschen und - haha! - die Schwimmbrille das mehrfache aus- und einpacken nicht überstanden haben und zu Hause geblieben sind. Immerhin ist die Karte noch da. Schrankschlüssel erhalten. Shampoo im Schrank mit eingeschlossen.
Nach dem Schwimmen Shampoo geholt. Umgezogen. Schrankschlüssel gegen Mitgliedskarte zurücktauschen wollen, aber: Schlüssel nicht da. Zurück ins Schwimmbad, Schlüssel vom Schrank abziehen, zurück zur Anmeldung, kurz die Schuhe nicht wiederfinden, Schlüssel gegen Karte, Karte in die Handyhülle (nicht vergessen! Karte ist in der Handyhülle!!).
Geschafft (in mehrfacher Hinsicht).
Mit der Freundin Kind 1 vom Turnen, Training draußen, abgeholt.
Freundin: Und, was habt ihr gemacht?
Kind 1: Training.
Freundin: (seufzt)
Kind 2 vom Turnen, Hallentraining, abgeholt.
Frau N: Und, was habt ihr gemacht?
Kind 2: Turnen.
Frau N: (seufzt)
Kind 3 vom Fußballtraining abgeholt.
Freundin: Und, was habt ihr gemacht?
Kind 3: Training.
Frau N: Was für Training?!
Kind 3: Fußball.
Seufz.
Im Kaufhaus.
Frau N: Guten Tag - wo haben Sie denn Ihre Schwimmbrillen versteckt? Die hingen doch vor etwa 5 Jahren noch genau hier?
Verkäuferin, schon was älter: Schwimmbrillen?
Frau N: Ja, Schwimmbrillen.
Verkäuferin: Was für Schwimmbrillen?
Frau N: Schwimmbrillen. Taucherbrillen. Chlorbrillen. Sowas. Für vor die Augen beim Schwimmen, damit kein Wasser reinkommt.
Verkäuferin: Das braucht man gar nicht!
Frau N: Hm?
Verkäuferin: Das braucht man gar nicht!
Frau N: Jaja, das habe ich verstanden. Ich möchte das aber trotzdem gerne.
Verkäuferin: Das braucht man aber gar nicht!
Frau N: Ich bin ehrlich gesagt etwas in Eile. Haben Sie noch irgendwo Schwimmbrillen oder nicht?
Verkäuferin: Schauen Sie: Sie machen einfach den Kopf etwas höher beim Schwimmen, ungefähr so. (macht Brustschwimmbewegungen um die Bikinis herum, mit hochgerecktem Hals). Da kriegen Sie kein Wasser in die Augen.
Frau N: Aber ich möchte Kraulen lernen, schauen Sie, so: (macht das, was sie für Kraulbewegungen hält, um die Badeanzüge und hält den Kopf dabei runter). Und dabei trage ich Kontaktlinsen. Deshalb die Brille, damit die nicht rausfliegen, wenn ich irgendwann total schnell werde.
Verkäuferin: (mustert schräg über die Brille vorn auf der Nase) Das wollen Sie lernen?
Frau N: Ja.
Verkäuferin: Das glaub ich nicht!
Frau N: Ja. Naja. Gut. Ich möchte so eine Brille für einen Freund.
Verkäuferin: Ah. Ahahahaha!
Frau N: Ja.
Verkäuferin: Ein guter Freund? (zwinkert)
Frau N: Äh. Ja. Sehr gut. Quasi seelenverwandt.
Verkäuferin: Sagen Sie das doch gleich.
Frau N: Ja, beim nächsten Mal sage ich das gleich.
Verkäuferin: Da hab ich Sie ertappt, was?
Frau N: Oh. Ja. Wie Sherlock Holmes.
Verkäuferin: Hier an der Seite. Neben den Badekappen.
Puh. Das is ja gerade nochmal gut gegangen.
(Alle irre.)
Heute Katze:
und Kater:
Heute zu Ende gelesen:
Es gibt ja diese Bücher, die den Leser für nicht ganz so clever halten. Die ihm alles erklären, von vorn bis hinten, alles wird ausformuliert, nichts bleibt offen, gut, das wir drüber gesprochen haben. Das ist das eine Ende der Skala und diese Bücher kann ich leider nicht lesen.
Dann gibt es ein weites Feld.
Und am anderen Ende der Skala ist The Game of Kings.
Zum ersten Mal gelesen habe ich dieses Buch, als ich etwa 14 war, und zwar, weil es der Grund dafür ist, dass meine Schwester nach Schottland auswanderte. Daher stammt nämlich ihr Interesse an einem Studienfach, dem man hier nicht nachgehen konnte. Vermutlich bin ich nur deshalb über die ersten 100 Seiten hinausgekommen - verstanden habe ich nämlich mit Sicherheit nichts und, dass muss ich ehrlich sagen, der Anfang ist nicht an sich spannend, leistet eher viel Grundlagenarbeit für die spätere (komplexe) Entwicklung der Handlung.
Es handelt sich um einen historischen Roman und grob gesagt geht es um einen Antihelden - einen schottischen Adligen, der wegen Hochverrats gesucht wird und versucht, seinen guten Namen wieder herzustellen, dies aber auf Wegen, die krummer nicht sein könnten. Das ganze vor dem geschichtlichen Hintergrund des 16. Jahrhunderts in Schottland und England (grob umrissen die Zeit nach der von Schottland verlorenen Schlacht von Solway Moss, Heinrich VIII auf dem englischen Thron, Maria Stuart nach dem Tod von Jakob V Königin von Schottland, aber zu diesem Zeitpunkt noch ein Baby) - es ist historisch sehr akkurat und sehr tiefgehend, denn Politik spielt eine große Rolle für die Handlung, auch wenn der Protagonist frei erfunden ist.
Das Problem an dem Buch: wie eingangs erwähnt, ist es kein Buch, das erklärt. Der Protagonist ist ein Mann der Renaissance und spricht so gut wie keinen Satz gerade aus, “I wish to God,” said Gideon, with mild exasperation, “that you’d talk – just once – in prose like other people.” heißt es an einer Stelle im Buch. Und auch sonst ist alles voll mit Zitaten in verschiedenen Sprachen: Althochdeutsch, Französisch, Spanisch, Mittelenglisch, Latein, Italienisch, Niederländisch, Scots, und es schadet sicherlich nicht, sich mit griechischen Sagen, antiker Philosophie und Kunst der Renaissance auszukennen, wenn man alle Anspielungen verstehen möchte.
Und trotzdem lese ich es immer wieder. Weil die Geschichte unglaublich spannend und mitreißend ist (wenn man denn zu ihr durchgedrungen ist), weil die Charaktere berühren, weil der Protagonist ein einen unglaublichen Wortwitz und die schärfste Zunge der mir bekannten Literatur besitzt. Wie gesagt, ich lese es immer wieder, aber ob ich es empfehlen würde, kann ich nicht sagen. Das kommt darauf an, wem.
Der Band ist der Auftakt zu einer 6-teiligen Reihe. Band 2 mag ich noch lieber. Die restlichen vier fallen dagegen - meiner Meinung nach - stark ab.