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    Donnerstag, 21. August 2014
    Blogging November - 1024

    Morgens, 7:30 Uhr, S-Bahn. Frau N. hält noch kurz ein Schläfchen.

    Ältere Frau: (stupst an den Arm) - Sie! Hallo! Sie! Entschuldigen Sie!

    Frau N: Hmja?! (öffnet die Augen)

    Ältere Frau: (beugt sich vor und starrt in die Augen) Ah! (schreibt etwas mit Bleistift in eine schwarze Kladde mit roten Ecken, Format A6). Nee. Wartense! (beugt sich weiter vor) - Ist das blau oder grau?!

    Frau N: Meine Augen??

    Ältere Frau: Was sonst. Ihre Nase? Phf.

    Frau N: Beides sehen Sie besser als ich, hier, gucken Sie! (setzt Brille ab und reißt Augen weit auf)

    Ältere Frau: Blau. Aber grau ist auch mit drin. (schreibt wieder ins Buch)

    Frau N: Schreiben Sie das auf?

    Ältere Frau: Ich kann mir ja nicht alles merken.

    Frau N: Natürlich. (macht die Augen wieder zu)

    Ältere Frau: Schlafen Sie?

    Frau N: Ich ruhe.

    Ältere Frau: (Bleistiftgeräusche auf Papier)

    Frau N: (macht die Augen wieder auf) Warum schreiben Sie das auf?

    Ältere Frau: Für mein Buch. Ich schreibe ein Buch.

    Frau N: Über Leute in der S-Bahn?

    Ältere Frau: Phf. Die Handlung steht noch nicht fest. Ich sammele erst Material. Figuren.

    Frau N: Und die nehmen Sie aus der S-Bahn?

    Ältere Frau: Wo sie mir begegnen ist doch egal. (schreibt wild)

    Frau N: Schreiben Sie jetzt auf, was ich sage?

    Ältere Frau: Nein, wie Sie genau aussehen und gekleidet sind und Ihre Mimik.

    Frau N: Ah.

    Ältere Frau: Sind die Socken schwarz?

    Frau N: Ähm - anthrazit. Ich hatte keine schwarzen, weil ich gerade erst aus dem Urlaub...

    Ältere Frau: Reden Sie doch nicht so viel!

    Frau N: Ich ruhe dann jetzt wieder. (schließt die Augen)

    Ältere Frau: Nach der Unterwäsche frage ich nicht.

    Frau N: GUT!!

    Ältere Frau: Phf.

    (Bleistftgeräusche auf Papier)

    Ältere Frau: Ich habe dann jetzt alles. Auf Wiedersehen.

    Frau N: Auf Wiedersehen.

    (Schritte entfernen sich)


    (Also, wenn Sie irgendwann mal ein Buch lesen, Thema unbekannt, mit einer blonden Frau, blaue Augen mit grau drin, weiße Jeans, pinkfarbenes Shirt, schwarze Jacke, schwarze Sambas, anthrazitfarbene Socken - das bin ich. Bitte Bescheid geben.)

    (alle irre!!)


    ____________________
    Heute weggeworfen: 1 leere Digestives-Metalldose (so schöööön!) und 7 leere Bodybutter-Dosen (kann man bestimmt noch mal brauchen...)

    Mittwoch, 20. August 2014
    Blogging November - 1023

    Sie müssen nicht denken das ich das mit den Fotos vergessen habe. Im Gegenteil, ich denke ununterbrochen daran, also fast. Ich habe auch schon Fotos ausgesucht und in einen Ordner gepackt, nur bin ich niemand, der findet, ein Bild spricht für sich - im Gegenteil: ich finde, zu Bildern muss sehr viel gesagt werden. Das mag an meinen Fotos liegen. Ich fotografiere nämlich nicht, ich knipse. Ja, es kann gut sein, dass ich deshalb immer so viel zu meinen Bildern sagen will, weil sie nie genau das zeigen, was ich gesehen habe.

    Ansonsten konnte ich die Urlaubsentspannung durch den heutigen Bürotag retten - der Oberchef, der eine Woche vor mir zurückkehrte, prohpezeite, nach 7 Tage sei man schon wieder aufgerieben, so wäre es bei ihm und bei mir nächsten Dienstag dann auch. Ich bemühe mich, das zu widerlegen und außerdem habe ich die erste Septemberwoche gleich schon wieder frei, das habe ich aber nicht verraten.

    Was mich besonders entspannt, ist momentan auch, Dinge wegzuwerfen. Man verreist ja mit einem kleinen Köfferchen und da sind dann noch zwei paar Socken zu viel drin - wie wenig man eigentlich wirklich braucht! Ich werfe jetzt jeden Tag etwas weg, habe ich mir überlegt. Heute war es die Umverpackung der Moulinette - die Moulinette habe ich vor 2 Jahren gekauft und wollte die Verpackung nur gerade so lange aufbewahren, bis ich weiß ob sie funktioniert. Irgendwie kam dann wohl was dazwischen. Im Küchenregal neben der Moulinettenpackung lag die Verpackung vom iPad. Die nahm ich auch herunter. Herr N. wollte sie erst noch davontragen und an einem anderen, vor mir sicheren Ort, aufbewahren, für den Fall, dass man das iPad einmal bei eBay versteigert, und es dann mit Original-Verpackung mehr bringt. Nun ist es aber so, dass a) das iPad vermutlich sowieso jetzt schon so gut wie keinen Wiederverkaufswert hat und b) ich in diesem Leben nichts mehr versteigere und Herr N. seit ca. 4 Jahren vorhat, Autolautsprecher zu versteigern, diese Versteigerung müsste zunächst umgesetzt werden, bis er sich dem iPad widmen könnte, wir sprechen also von einem Zeitraum bis etwa 2024 und dann wird das iPad auch mit Originalverpackung keinen Preis erzielen, der mich auch nur zwei Schrite Richtung Post - falls es die Post dann noch gibt - treibt. Kurz war ich davor, noch die anteiligen Miet- und Heizkosten, die auf die Lagerung der iPad-Umverpackung entfallen würden, zu errechnen, um diesen die angenommene Preissteigerung, die das iPad durch die Originalverpackung auf eBay im Jahre 2024 vermutlich erfaren wird, gegenüberzustellen. Doch Herr N. hatte mir den Karton schon ausgehändigt, bevor es dazu kam. Und gerade hat er ihn beim Bierholen in den Müll entsorgt. (Oder??) Zusammen mit dem seit mehreren Monaten defekten CD-Player von Mademoiselle, der auf unerklärliche Weise plötzlich einen festen Platz auf dem Schränkchen im Büro/Gästezimmer gefunden hatte.

    Morgen mehr von unnötigen Utensilien im Hause Novemberregen.

    Dienstag, 19. August 2014
    Blogging November 1022

    Heute ist Reisetag, den ganzen Vormittag habe ich eingepackt und Katzen dort gekrault, und wenn ich gleich - ENDLICH - zu Hause bin, muss ich ein bisschen auspacken und sehr viel Katzen hier kraulen. Ich habe daher heute keine Zeit. Das versteht ja wohl jeder!

    Montag, 18. August 2014
    Blogging November - 1021

    Morgen ist der Rückflug, was einerseits sehr schade ist, andererseits aber auch gut, weil ich die Katzen vermisse. Hier sind zwar auch Katzen, sehr nette Katzen, aber das ist ja nicht dasselbe.

    Außerdem vermisse ich besonders eine Frisur. Heute morgen dachte ich schon, ich müsse sehr schnell mal wieder zum Friseur, dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass ich dort war. Und nach einiger Reflexion glaube ich: es liegt auch gar nicht am Schnitt. Es liegt ein bisschen daran, dass sich die Haare mit dem anderen Wasser anders anfühlen, aber sehr, sehr stark auch am Wind. Ich föhne mich ja, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, nicht (zu laut, zu warm) sondern lasse lufttrocknen, manchmal auch windtrocknen. Der schottische Wind hat aber im Durchschnitt eine andere Qualität als der deutsche Wind und verursacht mir eine Frisur, die sich am besten als kreisrunder Scheitel mitten auf dem Kopf beschreiben lässt, so dass Haarfransen gleichmäßig in Auge, Nase, Ohren und Mund hängen. Die klassische Frisur eines schottischen Hochlandrindes! Und meine jetzt auch!

    Aber ja nur noch bis morgen.

    Sonntag, 17. August 2014
    Blogging November - 1020

    Heute 480 Teebeutel und ungefähr genauso viele Grußkarten gekauft. Geburtstags- und Abschiedskarten, und in dem mir eigenen Optimismus deutlich mehr von ersteren Sorte. Obwohl man die auch in Deutschland gut bekommt, nur eben billiger aussehend zu teurerem Preis. Die Geburtstagskarten. Die Abschiedskarten bekommt man zu Hause nicht so gut, ich habe bei meinen Streifzügen in der letzten Zeit genau zwei entdeckt, von denen ich dann eine ein bisschen okay fand. Nun bin ich versorgt.

    Früher habe ich immer noch reichlich Aspirin, Paracetamol und Nasenspray mitgenommen. Die Migräne reagiert aber mittlerweile nur noch auf Ibuprofen, das ist hier sogar teurer als zu Hause. Und was das Nasenspray angeht, bin ich ja nun clean. Und was die Lebensmittel angeht - Bran Flakes, Oatmeal, Bagels und Shortbread: das gibt es mittlerweile auch alles in deutschen Supermärkten.

    Egal. Mehr Platz für die Teebeutel im Koffer.

    Samstag, 16. August 2014
    Blogging November - 1019

    Mit Faszination stelle ich fest, dass man in Schottland die Bäume an den Straßen ganz anders schneidet als bei uns. Bei uns wird ja, wenn Äste in die Straße hängen, der entsprechende Ast abgeägt. Oder die Zweige, eben so, wie es notwendig ist. Dazu lässt man einen Wagen mit Hebebühne kommen.

    In Schottland steht einer unten auf der Straße jemand mit einem Gerät an einem langen Stil. Diesen Stil hält er in eine bestimmte Höhe und geht damit unter dem Baum auf und ab. Es fällt alles herunter, was überschüssig ist, Blätter, Zweige, aber eben nur genau so viel, wie nötig, damit ein LKW oder Caravan unter dem Baum durch passt. Das heißt: wenn nur ein halbes Blatt weg muss, dann eben das.

    Und so ergeben sich am Rande der Fahrspuren in Schottland lauter rechtwinklige Dreiecke in LKW-Höhe in den Bäumen und Hecken. Das ist ein bisschen, als würde man im Garten von Frau Herzbruch Autoscooter fahren.

    Freitag, 15. August 2014
    Blogging November - 1018

    Die heutige Route führte erst nach Glenfinnan, wo wir Harry Potter und Konsorten nach Hogwarts fahren sahen (Bild folgt).

    Dann zurück und weiter durch die Berge und vorbei am Eilean Donan Castle an einen anderen Flecken der Westküste, Kyle of Lochalsh. Von dort führt eine Brücke auf die Insel Skye.

    Und wenn wir Glück haben, kann ich morgen hier exklusiv ein Foto von Nessie Posten. Seien Sie dabei, wenn ich durch den finalen Beleg der Existenz des Ungeheuers von Loch Ness zu Weltruhm gelange!

    Donnerstag, 14. August 2014
    Blogging November - 1017

    Der Laptop verblieb im Basislager. Deshalb kann ich heute nur die Route anteasern: von Stirling über Callander, Crianlarich und Bridge of Orchy durch Rannoch Moor und Glencoe nach Fort William. Sehr hässlicher Ort, Fort William, aber nunmal verkehrstechnisch günstig gelegen.

    Heute nach diversen Staun- und Fotostopps unterwegs im Glen Nevis die Wanderung zum Steall Waterfall: hier wurde das Kind der Familientradition unterzogen, über eine aus drei Drahtseilen bestehende Brücke zu gehen (Arme sind nun endlich lang genug).

    Fotos werden möglicherweise nachgereicht.

    Mittwoch, 13. August 2014
    Blogging November - 1016

    Nach dem doch recht ausführlichen Ausflug gestern schlief Mademoiselle heute morgen bis knapp 11 Uhr. Insofern waren die weiteren Optionen etwas eingegrenzt und wir entschieden, uns eher vor Ort die Beine zu vertreten.

    Dies hier ist die Stirling Bridge.



    Die Stirling Bridge war Schauplatz einer der großen Schlachten des ersten schottischen Unabhängigkeitskrieges. Allerdings nicht genau diese Brücke, diese ist viel neuer. Die alte Brücke ging nämlich im Verlauf der Schlacht kaputt oder wurde von der schottischen Armee (angeführt von William Wallace, Ihnen vielleicht als Braveheart bekannt, und Andrew de Moray) aus strategischen Gründen zerstört, man weiß es nicht. Sicher ist aber, dass dort am 11- September 1297 die englische Armee (rund 10.000 Personen, unter John de Warenne, dem 6. Earl of Surrey, und Hugh de Cressingham) von nur ca. 2.300 Schotten venichtend geschlagen wurde, was wohl einer Mischung aus Fehleinschätzung der Situation auf Seiten der Engländer und sehr guter Taktik auf Seiten der Schotten zu verdanken war.

    Nun gewannen die Schotten zwar diese Schlacht, aber den Kampf um die Unabhängigkeit (bislang) nicht. Und tatsächlich ist dieses Thema sehr aktuell, am 18. September in diesem Jahr wird in Schottland nämlich per Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von England abgestimmt. Referendum nennt sich das, und auch, wenn das Thema in Deutschland meines Wissens nicht sehr präsent ist, sind hier die Straßen, Fassaden, Fenster und Autos übersäht mit "YES" oder "NO" Aufklebern und es wäre ganz praktisch möglich, dass hier mitten in Europa und von uns bislang recht unbeachtet ein komplett neuer Staat entsteht, mit allen staats- und völkerrechtlichen Konsequenzen. Das ist schon sehr spannend.

    Nach der Brücke kamen wir zum Schloss. Leider steckte die Speicherkarte der Kamera noch im Laptop, das Handy machte eher bedrohliche Bilder, die aber zur Geschichte des Schlosses passen. Nicht nur war es - auch im Zuge der Unabhängikeitskriege - hart umkämpft, auch passierten viele traurige Dinge dort: Mary de Guise verlor hier als zweite Frau von Jakob V im April 1541 beide Söhne (und Thronfolger) an ein Fieber, auch Jakob starb wenig später. Damit war die damals 6 Tage alte Maria Stuart Königin.



    Was man in Schlössern übrigens sehr gut mit 9-jährigen machen kann, ist, ihnen einen Audioguide zu verpassen. Eigentlich kann man sich dann für die nächste Zeit ins Café setzen, das war aber (völlig überraschend - schottische Cafés sind üblicherweise großartig!) enorm schmutzig und unansprechend. Also trotteten wir dem Kind fast 3 Stunden lang hinterher, während es aufmerksam lauschend von Raum zu Raum wandelte und uns, wenn wir das Wort an es richteten, mit unwirschen Handbewegungen wegfuchtelte.

    Und ein Friedhofsbild habe ich auch mitgebracht.

    Dienstag, 12. August 2014
    Blogging November - 1015

    Zufall brachte uns heute auf die Insel Lismore. Lismore zählt zu den Inneren Hebriden und ist zweimal täglich per Autofähre ab Oban oder jeweils zur vollen Stunde per Personenfähre ab Port Appin erreichbar. Wir haben die Personenfähre genommen, es gibt auf Lismore nämlich eigentlich nur eine Straße und keine Tankstelle, da lohnt das Auto nicht.



    Man braucht es auch nicht, denn Lismore ist klein: ca. 1,5 km breit und 15 km lang.

    Früher, also um 1200, war Lismore Bischofssitz und noch um 1800 lebten dort rund 1.000 Menschen. Aber die Zeiten in denn man einfach überall per Boot hinfährt, sind vorbei, und nun hat Lismore weniger als 200 Einwohner. Man versucht mit verschiedenen Mitteln, der Abwanderung besonders junger Menschen entgegen zu wirken und so gab es 2002 ein Projekt "Digital Communities", bei dem den Bewohnern von Lismore Computer und Internet zur Verfügung gestellt wurden. Ein interessantes und nicht unumstrittenes Konzept. Bis 2007 gab es keine offizielle Trinkwasserversorgung und eine weiterführende Schule ist natürlich auch nicht vorhanden.

    Wenn man von der Anlegestelle der Fähre eine Stunde die Straße entlang läuft, kommt man zu einem Cafe, einem Museum und etwas weiter zu einem Laden. Wir haben aber gar nicht die Straße genommen, sondern sind anhand einer Wanderwegbeschreibung querfeldein gegangen, erst einmal über den Klippen an der Küste entlang:



    Und über Gras einfach so:



    Und dann auch am Meer einfach so:



    Bis hierher - Das ist Castle Coeffin, im 13. Jahrhundert erbaut, vielleicht von den McDougalls, Genaues weiß man nicht.



    Und dann sind wir da noch hochgeklettert und haben von oben runtergeguckt:



    Die Legende sagt, dass dort Caifen, ein Wikingerprinz, mit seiner Schwester Beothail lebte. Caifen musste aber nach Norwegen segeln, er kam dort um und die Schwester starb vor Kummer auch. Natürlich spukt sie seitdem dort, erst sehr intensiv, bis man ihre Gebeine nach Norwegen zu denen Caifens brachte, dann noch ein bisschen, weil man einen Knochen vergessen hatte, und nun nur noch sehr wenig, einfach so weil doch alles sehr traurig war: man hört ihr Seufzen, wenn man in den Ruinen des Schlosses steht, ganz leise unter dem Seewind, der um alte Mauern durch Efeu und über Moos streicht.

    November seit 6632 Tagen

    Letzter Regen: 13. Mai 2024, 22:27 Uhr