Nach einem halben Tag Räumen hat der Kleiderschrank nun wieder seinen optimalen Zustand erreicht: so, dass man im Dunkeln ein beliebiges Kleidungsstück herausziehen kann, und es wird mir immer gefallen und perfekt passen und in gutem Zustand sein.
In einem Paralleluniversum aus netten Menschen war ich heute am Hauptbahnhof. Der Links von mir stuetzte einen Mann, der nicht gut laufen konnte. Der rechts von mir half einer Frau mit Buggy in den Zug. Vor mir rannte einer auf die Tuer vom Regionalexpress zu und drückte, während es schon piepste, einem Obdachlosen eine frisch gekaufte Tuete Gebaeck in die Hand.
In der Sparkasse:
Mann: Entschuldigung, schauen Sie (hält Rechnung hin), ich muss Geld an die EVO einzahlen. Aber die haben mich im Rathaus weggeschickt, ich soll das hier machen.
Frau N: Tut mir leid, ich arbeite nicht hier.
Mann: Das weiß ich. Aber Sie können mir doch trotzdem helfen.
Frau N: Nein. Da drüben der Mann arbeitet hier, fragen Sie den.
Mann: Ich frage Sie!
Frau N: Bitte. Ich habe aber keine Antwort.
Mann: Sie werden mir ja wohl kurz helfen können!
Frau N: Nein.
Mann: Also das gibt es doch nicht! Ich muss das an diesem Automaten machen und ich weiß nicht, wie das geht!
Frau N: Fragen Sie den Mann da drüben.
Mann: Nein. Hier, hier ist das Geld (holt Bündel Geldscheine heraus). Helfen Sie mir mit dem Automaten!
Frau N: Fragen Sie den Mann da drüben!
Mann: Dem traue ich nicht! Ich will, dass Sie mir helfen!
Frau N: Diese Realität steht nicht zur Verfügung.
Mann: Kommen Sie, kommen Sie! (zupft am Ärmel)
Frau N: Muss ich unfreundlich werden?!
Mann: Sie sind ein freundlicher Mensch. Sie sind ein guter Mensch. Ich weiß das. Sie helfen mir.
Frau N: Sie sind ein Psychopath und ich bin von Ihnen angestrengt. Wenn Sie nicht weggehen, rufe ich den Mann da drüben, damit er mir hilft.
Mann: UNVERSCHÄMT! Sie könnten mir so einfach helfen! Aber Sie wollen einfach nicht!
Frau N: Genau.
Mann: SIE SIND EIN SCHLECHTER MENSCH!
Frau N: (zuckt mit den Schultern)
Mann: Aber Sie können mir trotzdem kurz helfen. Ich frage Sie zum letzten Mal: Helfen Sie mir?
Frau N: Nein.
Mann: Ok. (geht weg)
Alle. Völlig. Irre.
Sehr, sehr gelacht heute über das Sad Cat Diary.
Eine ganz vorzügliche Möglichkeit, einen Nachmittag entspannt zu verbringen, ist (neben Schlafen) auch, zwei Küken, die keine Glucke haben, zu betreuen. Die müssen nämlich einerseits ein bisschen üben, herzumzulaufen, zu balancieren, zu hüpfen und zu picken, andererseits frieren sie aber auch sehr schnell und müssen immer mal wieder in die Hand genommen und gewärmt werden. Dabei schlafen sie dann ein und machen im Schlaf kleine Wohlfühlfiepser.
Wie niedlich so ein Federbausch ist, der sich in die Hand schmiegt, darin immer ruhiger wird und dem schließlich die Augen zufallen - das kann man sich ja auch kaum vorstellen.
Nach mehrwöchigem Grübeln hatte ich mir den Nachmittag heute freigehalten, um - generell ideenlos - durch die Läden zu streifen und nach einem Geburtstagsgeschenk für Herrn N. Ausschau zu halten. Heute verließ ich also das Haus. Gerade war die Haustür hinter mir zugefallen, als mir blitzartig einfiel, was ich schenken wollte. Gleichzeitig war aber auch klar, dass ich dieses Geschenk in keinem der Geschäfte in der Nähe bekommen würde. Also ging ich zurück ins Haus, tätigte eine Internetbestellung, legte mich auf die Couch und schlief vier Stunden.
Es kann alles so einfach sein!
Ich fuhr heute bei dickstem Berufsverkehr und vielen ausfallenden Bahnen mit Bob dem Baumeister S-Bahn. Bob war inkognito unterwegs - er trug zwar seine blaue Latzhose und ein kariertes Hemd; seinen Helm jedoch hielt er in der Hand, leicht hinter dem Rücken versteckt. In der anderen Hand hatte er eine Flasche Bier, wie es natürlich in den Büchern auch ist, sobald wir sie geschlossen haben.
Bob regelte den Passagierstrom in der Bahn. Es begann damit, dass er einer älteren Dame den Weg zu einem Sitzplatz bahnte. Der Sitzplatz war von einem jungen Menschen besetzt, Bob stellte aber unmissverständlich dar, dass sich das in extrem naher Zukunft ändern würde, und siehe da: so war es auch. Bob kehrt zur Tür zurück, fragte vor jedem Stopp, wer aussteigen wolle, organisierte einen Gang ("die Aussteiger nach rechts! die Drinnenbleiber nach links!"), öffnete eigenhändig die Tür, wies die draußen Wartenden in den Ein- und Ausstiegsprozess ein ("Erst raus, dann rein, meine Damen und Herren, und auch die Kinder und die Hunde und die Fahrräder!"), verabschiedete die Aussteigenden, lenkte die Einsteigenden in die ihnen zugedachten S-Bahn-Bereiche und passte auf, dass niemand in der Lichtschranke stand. Während all dieser Tätigkeiten sprach der den Passagieren ununterbrochen "Das kriegen wir hin! Das kriegen wir hin!" zu. Jedem ist klar, dass er eigentlich "Yo, wir schaffen das!" sagen wollte, aber er war ja inkognito.
Jede S-Bahn sollte ihren Bob haben, finde ich.
Im Supermarkt:
Frau N: Hast du den Pfeffer aufs Band gestellt?
Mademoiselle: Ja.
Frau N: Ah. Warum willst du - äh - bunten Pfeffer in der Mühle kaufen?
Mademoiselle: Ich will den nicht kaufen.
Frau N: Warum hast du ihn dann aufs Band gestellt?
Mademoiselle: Ich hatte ihn in der Hand. Und man darf ja nicht klauen.
Frau N: Wieso hattest du ihn in der Hand? Der Pfeffer steht doch ganz da hinten?!
Mademoiselle: Keine Ahnung.
Frau N: Wenn du ihn nicht willst, bring ihn bitte weg, ich will ihn nämlich auch nicht.
Mademoiselle: Okay!
(rennt weg, kommt wieder, legt Packung aufs Band)
Frau N: Was ist das?
Mademoiselle: (zuckt mit den Schultern)
Frau N: Jonglierbälle?!
Mademoiselle: Jo.
Frau N: Du hast doch schon Jonglierbälle.
Mademoiselle: Nein.
Frau N: Doch. Im Bücherregal im Flur. Blau, grün, gelb, rot.
Mademoiselle: Achso. Aber vielleicht brauche ich mehr?
Frau N: Wenn du mit vieren Jonglieren kannst, bekommst du mehr. Bring sie bitte wieder weg.
Mademoiselle: Okay!
(rennt weg, kommt wieder, legt Päckchen aufs Band)
Frau N: Seife?
Mademoiselle: Jau.
Frau N: Warum?
Mademoiselle: Die lag da so rum, zum Kaufen.
Frau N: Kind. Wir sind in einem Supermarkt. Alles liegt hier so rum, zum Kaufen! Bring sie weg. Komm wieder. Bring kein weiteres Produkt mit.
Mademoiselle: Okay.
(geht weg, komm ohne etwas wieder)
9-jährige. Man muss sich sehr exakt ausdrücken.
Relativ gut kann man Leute auch irritieren, wenn man sich morgens um halb 9 eine Stunde mit ihnen zusammensetzt, danach sehr schnell zu einem Friseur radelt und sich rund 40 cm Haarlänge abschneiden lässt und dann zu den Personen von vorher zurückkehrt, sich wieder dazu setzt und tut, als wäre nichts.
Hihi.
Heute zu Ende gelesen:
Seit ungefähr einem Jahr besitze ich einen Kindle. Benutzt habe ich ihn allerdings bis vor ein paar Tagen nicht. Na gut, ein paar kostenlose Sachen habe ich heruntergeladen, aber wie das bei kostenlosen Sachen oft so ist: sie interessierten mich nicht. Was die Beziehung zwischen dem Kindle und mir nicht unbedingt förderte.
Von Frau Merkel haben wir ja alle die Totschlägerphrase gelernt, die man anbringen kann, wen man völlig grundlos etwas, das einem selbst nicht so richtig vertraut ist, ablehnt: „Ich tue mich schwer damit.“ Ich tue mich schwer mit dem Kindle, besonders mit der Haptik. Er ist zwar leichter als ein Buch, aber rutschiger und damit weniger griffig. Außerdem muss man besser darauf aufpassen, als auf ein Buch. (Achtung: Bücher sind bei mir Gebrauchsgegenstände, sie werden nicht geschont). Und nicht zuletzt lese ich eben Bücher nicht unbedingt linear, und das Hin- und Herblättern ist mit dem Kindle schon etwas mühsam.
Richtig, richtig gut ist aber natürlich die Suchfunktion. Das hat man in Büchern ja andauernd, dass man denkt, ähm Moment, dieser Name kam schon mal, aber: wo und wie? Das lässt sich nun leicht lösen.
The Eyre Affair kaufte ich für den Kindle. Das war ein Trick von mir. Ich habe nämlich zig Bücher, die ich lesen könnte, keines davon sprach mich aber gerade an, so dass ich zu mir selbst sagte: diese Bücher sind zu schwer für die Handtasche. Damit hatte ich schon die Legitimation geschaffen, ein anderes Buch zu kaufen, und zwar entweder ein sehr dünnes, leichtes, oder ein elektronisches. Zu dem Zeitpunkt fiel mir dann ein, dass Anne Schüßler mir The Eyre Affair empfohlen oder es zumindest doch erwähnt hatte, und schon war es gekauft.
Das Buch (es war ja keins, es war eine Datei – sagt man dann „die Lektüre“?) war mir angenehm. Die Handlung spielt in einer Gesellschaft ähnlich der unseren, vermutlich eine parallele Realität – Raum und Zeit werden dort flexibler betrachtet, als wir sie ansehen. Außerdem ist Literatur in dieser Gesellschaft sehr geachtet, es gibt verschiedene Bewegungen, die sich mit verschiedenen Schriftstellern oder Epochen befassen. Die Protagonistin Thursday Next ist bei einer Art Literaturpolizei und befasst sich mit Straftaten an (nicht in) Literatur. In "The Eyre Affair" geht es um den Raub eines Originalmanuskripts und einer Erfindung, die es ermöglicht, Personen und Gegenstände zwischen Literatur und Realität hin- un herzutransportieren. Wodurch nicht nur der Weg geöffnet wird, die Erzählung zu verändern, sondern auch die Gegenwart zu beeinflussen.
Eine klare Lesempfehlung: Eine schnelle Geschichte, lustig, ohne dass die Witze umständlich erklärt werden, und stellenweise durchaus überraschend. Sicher hätte man einige Charaktere stärker ausarbeiten können, aber vielleicht kommt das ja in einem Folgeband.
Und das Allerbeste war, dass ich das Buch heute beendete, als ich völlig ungeplant für zwei Stunden auf einem Spielplatz saß, und dann äußerst überrascht feststellte, das sich offensichtlich einen Dreierband erworben hatte und gleich weiterlesen konnte. So etwas wäre mit einem Papierbuch ja nicht passiert, jedenfalls nicht, ohne dass die Handtasche tatsächlich recht schwer geworden wäre.