Heute morgen in der S-Bahn sah ich eine Frau, die es sich sehr gemütlich machte. Wenige ziehen ja im Berufsverkehr die Jacke komplett aus (erstaunlich wenige öffnen sie - das mache ich ja fast immer, ich lege auch immer den Schal ab) - sie tat das aber. Jacke aus, an einen Haken, Schal zusammenfalten (ich knülle), Handschuhe ordentlich am Haken zusammenhaken und in die Tasche legen (ich lass meine Handschuhe in der Bahn an - gerade, seit ich touchscreenfähige Handschuhe habe - was mehrere Gründe hat: erstens, ich bilde mir ein, weniger Erkältungskrankheiten einzufangen, zweitens, ich habe im Winter extrem trockene und daher oft sehr stark eingecremte Hände, was ich eklig finde, und wenn ich Handschuhe trage, merke ich es nicht, drittens, ich bilde mir ein, ich könnte vielleicht auch, wenn nötig, plötzlich als Geheimagent tätig werden, weil ich ja keine Fingerabdrücke hinterlasse). So weit, so gut.
Dann zog sie die Schuhe aus. Das ist im oberen mittleren Bereich ungewöhnlich - Mademoiselle macht das aber manchmal auch. Und dann wurde es richtig gemütlich: sie nahm nämlich ein kleines Spitzendeckchen aus der Tasche und legte das auf den kleinen S-Bahn-Mülleimer, an dem sie saß. Hatte sie das Deckchen extra genäht? Vermutlich, oder? Auf das Deckchen legte sie eine Serviette, dann nahm sie eine Tasse aus der Tasche, goss aus einer Thermoskanne Kaffee ein, legte eine Serviette daneben und auf die Serviette ein belegtes Brot.
Dann schloss sie eine Station lang die Augen, die zweite Station aß sie das Brot, eine dritte Station lang trank sie den Kaffee und danach räumte sie alles wieder ein, zog sich wieder ihre Wintersachen an und stieg an der nächsten Station aus.
Das fand ich das Allerunglaublichste - es sich gemütlich machen, schön. Aber für eine Handvoll Stationen?! Das wäre mir zu anstrengend!
Mademoiselle: Mama, ich hab auf morgen gar keine Lust.
Frau N: Ach? Wieso das denn? Wegen der Schule?
Mademoiselle: Nein, doch nicht wegen der Schule!!
Frau N: Wegen Geigen?
Mademoiselle: Quatsch, ich freue mich auf Geigen! (hüpft etwas)
Frau N: Wieso dann?
Mademoiselle: Das darf ich nicht sagen.
Frau N: Achso. Ist es den was Schlimmes?
Mademoiselle: Wie, was Schlimmes?
Frau N: Etwas, das dir Sorgen macht meine ich.
Mademoiselle: Sorgen nicht. Ich habe doch überhaupt nichts von Sorgen gesagt. Ich muss etwas tun, wozu ich keine Lust habe!
Frau N: Aber außer Schule und Geigen musst Du doch morgen gar nichts tun.
Mademoiselle: Mama, sorry, Du hast ja keine Ahnung. Es steht geschrieben, dass ich das tun muss.
Frau N: Wo steht das denn geschrieben? In der Bibel?!
Mademoiselle: In einem Buch natürlich.
Frau N: Also, das einzige Buch, dass dir was vorschreiben darf, ist das Grundgesetz.
Mademoiselle: Jajaja, aber in Amerika gilt das auch nicht.
Frau N: Das ist wohl wahr, aber du bist ja nicht in Amerika.
Mademoiselle: Ich halte mich aber häufig in anderen Welten auf. Wo das auch nicht gilt.
Frau N: Ah.
Mademoiselle: Und da ist morgen eben dieses Fest. Passah.
Frau N: Ich kenne Passah nur als jüdisches Fest.
Mademoiselle: Das heißt nur gleich. Bei uns ist das ein anderes Fest.
Frau N: Ist das, weil morgen Vollmond ist?
Mademoiselle: Das hat damit natürlich eigentlich überhaupt nichts zu tun, aber der Vollmond ist der Grund, warum ich keine Lust dazu habe. Weil ich mich dann nicht in einen Werwolf verwandeln und durch die Wälder streifen kann.
Frau N: Kann man als Werwolf nicht an dem Fest teilnehmen?
Mademoiselle: Natürlich nicht, kann ein Werwolf etwa vorlesen? Ich muss da vorlesen. Die 14jährigen werden da volljährig und müssen vorlesen.
Frau N: Aber du bist doch 9!
Mademoiselle, bemüht geduldig: Hier bin ich 9. Dort bin ich 13. Und morgen werde ich 14.
Frau N: Und was liest du dann vor?
Mademoiselle: Ach, so dies und das.
Frau N: Aha. Und wann findet das statt?
Mademoiselle, genervt: Mor-gen!
Frau N: Aber wann morgen? Du bist doch den ganzen Tag in der Schule und dann beim Geigen und dann zu Hause.
Mademoiselle, genervt: Den ganzen Tahaaaag!!
Frau N: Gleichzeitig mit den anderen Sachen?
Mademoiselle: Natüüüür-liiiiich. Ich muss doch auch irgendwas denken den ganzen Tag.
Frau N: Das findet also in deinem Kopf statt?
Mademoiselle: Das, Mama, kann man nie so genau wissen. Es könnte auch sein, dass es nur in deinem Kopf stattfindet, dass ich in der Schule und beim Geigen bin.
Oha. Das altbekannte Problem mit der Matrix.
So, ich wurde mit einem Stöckchen beworfen, hätte Oma gesagt, heute heißt es anscheinend ich wurde getagged. Oder vielleicht auch schon wieder nicht, wer weiß das so genau. Blogs sind ja sowieso auch tot.
Aber wir wollen uns nicht allzu sehr mit der Metaebene befassen. Vielen Dank jedenfalls an Anja von "mamafraumensch" die möchte, dass ich 11 Fragen beantworte und noch einige darüber hinausgehende Dinge unternehme, bei denen ich gerade noch nicht sicher bin, wie ich mit denen umgehe, das wird mir aber sicher in wenigen Minuten unmittelbar nach Beantwortung der Fragen einfallen. Eins nach dem anderen. Hier die Fragen:
1. Wo bist/bloggst du gerade und wie bloggst du (Smartphone, Tablett, PC…)?
Ich blogge so gut wie immer von meinem Platz auf der Couch aus. Ungefähr 87 % aller Einträge entstehen hier. Ca. 10 % am Küchentisch, 2 % im Büro, 1 % mobil.
2. Wenn du jetzt aus dem Fenster schaust, was siehst du?
Nichts, es ist dunkel draußen. Normal würde ich einen Baum sehen und dann die Häuser gegenüber, aber da hat keiner Licht. Was machen die wohl um 22:11 Uhr ohne Licht?! Die haben ihre Wohnzimmer hier raus und mehrere haben kleine Kinder, dass die alle ausgegangen sind, bezweifle ich. Vielleicht ist Stromausfall auf der anderen Straßenseite? Nein, wenn ich mich nach schräg vorne beuge und nach oben gucke, sehe ich Licht im Dachfenster. Da wohnte mal die Kassiererin vom Pennymarkt und verbrachte sehr, sehr viel Zeit rauchend am Fenster. Wer da jetzt wohnt, weiß ich nicht, es raucht niemand mehr am Fenster. Vielleicht hat sie aber auch nur das Rauchen aufgehört.
3. Bist du eher Frühaufsteher oder Morgenmuffel (alternativ Lerche oder Eule)?
Frühaufsteher. Wie sehen Lerchen eigentlich aus? Ich muss das mal eben googeln. Ach die sind aber hübsch, die haben einen kleinen Puschel auf dem Kopf. Wussten Sie das? Googlen Sie auch mal, falls Sie nicht wissen, wie Lerchen aussehen. Offenbar gibt es auch ein Gebäck namens "Leipziger Lerche", was ursprünglich eine Pastete mit Singvogelfleisch drin war, jetzt ist es süß mit Mandeln und Nüssen.
4. Welchen Lebenstraum willst du dir als nächstes erfüllen?
Hm. Jetzt habe ich gar nicht immer zufällig einen Lebenstraum in petto. Ich lebe einfach so zufrieden vor mich hin. Ich glaube, ich hatte überhaupt noch nie einen Lebenstraum. Also klar, ich möchte/will/plane oft Dinge, und entweder kann ich sie realisieren oder nicht. Aber eine goße Sache, auf die ich, zumindest zeitweise, alle Bemühungen ausrichte - nein. Hab ich nicht. Hatte ich nie.
5. Welches Thema wird man wahrscheinlich nie auf deinem Blog finden?
Da würde ich nichts ausschließen. Über Sachen, die man nicht mag, kann man ja immerhin schlecht reden. Hier steht ja jeden Tag etwas, wenn ich mich nun auch noch thematisch eingrenze, liegt die Latte übermäßig hoch.
6. Was war das Schönste, dass dir heute passiert ist?
Der schönste Moment war, als der Weihnachtsbaum stand und die Bratäpfel im Ofen dufteten und die Kopfschmerztablette endlich ihre Wirkung entfaltet hatte.
7. Was hat dich heute am meisten geärgert?
Ich habe mich heute über nichts geärgert.
8. Kunstbaum oder echte Tanne zu Weihnachten?
Echte Tanne.
9. Hast du schon alles weihnachtlich dekoriert?
Im Rahmen meiner Möglichkeiten: ja.
10. Welches Geschenk möchtest du nicht unter deinem/eurem Baum finden?
Ach, auch da bin ich nicht so streng. Wenn es nett gemeint war macht das einiges wett.
11. Wie wirst du Silvester 2013/2014 verbringen?
Mit Freunden aus Schulzeiten.
Vor zwei Wochen gab es dazu eine Situation. Und zwar war Frau Herzbruch verwundert, dass wir nicht mit ihnen Silvester verbringen werden. Letztes Jahr hatten wir gemeinsam bei uns gefeiert, so dass sie davon ausging, dass wir dieses Jahr gemeinsam bei ihnen feiern. Was ich natürlich auch gerne getan hätte, nur hatte ich letztes Jahr die Herzbruchs gefragt, ob wir zusammen feiern wollten, und sie mussten recht lange überlegen, ob sie das möchten, und teilten mir dann so ungefähr mit, dass sie gerne wollen, es aber kompliziert sei, weil man jedes Jahr und immer mit denselben Freunden von Frau Herzbruch feiere und das eigentlich nie im Leben ändern wollen würde, zumal wenn man das doch jemals änderte dann erst einmal Freunde von Herrn Herzbruch an der Reihe wären, die auch schon seit Jahrzehnten auf eben diese Gelegenheit warteten - trotz all dieser Widrigkeiten würden sie sich aber dazu hinreißen lassen, den Jahreswechsel 2012/13 mit uns zu feiern. Ich freute mich sehr, nahm aber - man mag es mir verzeihen - die gemeinsame Feier als eine Ausnahme wahr.
Frau Herzbruch kann sich nun an diese erläuternden Worte aus dem letzten Jahr nicht erinnern. Sie hält es aber für möglich, dass wir damals an einem Zeitpunkt in unserer Beziehung waren, an dem sie etwas Abstand gewinnen wollte und deshalb diese Komplikationen erwähnte. Genauso hält sie es aber für möglich, dass ich mir das alles nur einbilde und ein solches Gespräch nie stattfand.
Wir werden das Thema 2014/15 noch einmal aufgreifen.
Jetzt soll ich mir eigene 11 Fragen ausdenken, gut, das kann ich machen.
1. Ganz ehrlich: trinken Sie Wasser mit oder ohne Kohlensäure oder etwa "medium"??
2. Über welches Geschenk würden Sie sich wirklich freuen?
3. Über welches Getränk würden Sie sich jetzt wirklich freuen?
4. Was machen Sie als nächstes, worauf Sie sich richtig freuen?
5. Genug der Freude - was erledigen Sie als nächstes, worauf Sie keine Lust haben?
6. Was haben Sie als letztes weggeworfen?
7. Können Sie so richtig mit 10 Fingern tippen (nur ja/nein, keine Ausflüchte!)
8. Wofür finden Sie, sollen sie häufiger gelobt werden?
9. Wie viele Stunden Schlaf sind für Sie optimal?
10. Gibt es was, das Sie nächstes Jahr unbedingt machen wollen?
11. Haben Sie noch irgendein Anliegen, das Sie hier kurz schildern möchten?
Jetzt soll ich noch 11 Blogs mit der Beantwortung dieser Fragen beauftragen, die alle weniger als 200 Lesser haben sollen. Das kann ich leider nicht genau so machen, ich weiß nämlich gar nicht, wie viele Leser welche Blogs haben. Ich bitte daher einfach alle Leser herzlich, sich angesprochen zu fühlen, und vertraue ansonsten auf die Selbstregulierungskräfte des Universums.
Mail 13:14: Herzbruch an Novemberregen:
“Gerry Weber Sale - brauchst du was? ich hab nämlich vielleicht doch gar nicht genug kleidung..."
Mail 15:35: Novemberregen an Herzbruch:
„weiche, weiche!"
(nein, danke!)”
Mail 14:02: Herzbruch an Novemberregen:
“nicht einmal die 'offene longjacke' in holunder?“
Mail 14:06: Novemberregen an Herzbruch:
„ist das das Jäckchen?! Ja, unbedingt“
Mail 14:09: Herzbruch an Novemberregen:
„geh mal ans telefon. ich muss mit dir über holunder sprechen!“
Mail 14:10: Novemberregen an Herzbruch:
„Ich kann gerade nicht - mache Videokonferenz. 15 Minuten!“
14:20: Anruf Novemberregen an Herzbruch:
Herzbruch: Du weißt über Holunder Bescheid?
Novemberregen: Holunder ist pink.
Herzbruch: Ich sehe, du hast dich informiert. Du willst das haben?
Novemberregen: Ja.
Herzbruch: Ich bestelle.
…
Herzbruch: JETZT muss ich mich sehr aufregen, es fehlen genau 0,05 Cent* für den Rabatt. Ich finde es sehr schlecht, dass die das so gemacht haben! Brauchst du nicht noch Pullover?
Novemberregen: Ich habe mir gerade gestern mehrere schwarze Pullover gekauft.
Herzbruch: Du hast also mehrere Pullover gekauft, aha, sonst würde ich nämlich den 'Basic Pullover mit drapiertem Ausschnitt' empfehlen.
Novemberregen: Nein, nein.
Herzbruch: Ich trage den sehr gern.
Novemberregen: Der sieht aber sehr kurz aus.
Herzbruch: Nein, gar nicht, ich finde ihn sogar für mich fast etwas zu lang.
Novemberregen: Und der Kragen oben ist so hoch.
Herzbruch: Aber der fällt doch.
Novemberregen: Aber der ist zu zu. ich brauche offene Ausschnitte.
Herzbruch: Gut, als ein Dekolleté hat der natürlich nicht…
Novemberregen: Ich will den nicht.
…
Novemberregen: Ich schau mal bei Accessoires – da gibt es einen 'Schönen Ringelschal'.
Herzbruch: Aber einen Schal kann ich dir natürlich viel besser nähen.
Novemberregen: Aber nicht so billig.
Herzbruch: Das weiß man nicht.
…
Herzbruch: Ich muss übrigens in 5 Minuten überstürzt aufbrechen und das Kind aus der Kita holen. Ich habe deshalb folgenden Vorschlag: Ich habe Dir ja die Mail weitergeleitet, du überlegst in Ruhe und bestellst dann für uns.
Novemberregen: Ja, nur ist es so, dass ich in exakt 6 Minuten überstürzt aufbrechen muss, das bringt uns also nicht ganz so viel.
Herzbruch: Verstehe.
Novemberregen: Um wie viel Rabatt geht es eigentlich?
Herzbruch: Wir bekommen jetzt 10 Euro, wenn wir noch für 5 Cent mehr bestellen, bekommen wir 20.
Novemberregen: Dann ist es aber ja Unsinn, noch mehr zu bestellen, weil es gar ein Teil für unter 9,95 gibt.
Herzbruch: Stimmt.
Novemberregen: Komm, bestell.
Herzbruch: ok.
14:28 Anruf Herzbruch an Novemberregen
Herzbruch: Ich wollte bestellen aber im Warenkorb ist jetzt ein rotes Ausrufungszeichen und der Bestellvorgang nicht möglich. Ich soll mich an den Kundendienst wenden.
Novemberregen: Oh.
Herzbruch: Das schaffe ich jetzt in 2 Minuten aber nicht mehr. Wir müssen das verschieben.
Novemberregen: Kein Problem.
Herzbruch: Ich melde mich um 17 Uhr.
19:00 Uhr: Frau N. kommt nach Hause und findet auf dem Anrufbeantworter die Nachricht vor dass es eine unvorhergesehene Situation gibt.
19:10: Anruf Novemberregen - Herzbruch:
Herzbruch: Es ist jetzt folgendes eingetreten: Die Kundenberatung war nicht erreichbar und das Problem ging nicht weg, also habe ich einmal alles ausgemacht und wieder an und jetzt gibt es das, was ich wollte, nicht mehr.
Novemberregen: (kichert)
Herzbruch: Ich war aber fair und habe geschaut, und deins gibt es noch.Aber das Problem mit dem Bestellvorgang ist immer noch nicht gelöst.
Novemberregen: Dann lassen wir das die haben uns jetzt geärgert.
Herzbruch: Und Holunder ist auch sehr pink.
Novemberregen: Aber mit den ganzen schwarzen Pullovern, die ich gekauft habe, wäre es gegangen.
Herzbruch: Aber nur damit!
(...)
Novemberregen: Siehst du - jetzt haben wir viel mehr als 20 Euro gespart, das ist ja auch irgendwie schön!
(Und siehst du, Gerry Weber Shop - mach nicht komische Ausrufungszeichen an Sachen und geh dann nicht an die Hotline. Dir ist ein Geschäft durch die Lappen gegangen!)
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*Euro natürlich - Korrektur speziell für @violinista
Es mag schon das eine oder andere Mal angeklungen sein: ich interessiere mich nicht so brennend für Fotos. Zwar mache ich manchmal welche, die lungern dann aber ein halbes Jahr auf dem Kamerachip herum, bis sie auf eine Festplatte überführt werden, bis in alle Ewigkeit.
Das ist ja total egal und kann jeder halten, wie er will, grundsätzlich, aber wenn man ein Kind hat, wächst der familiäre Druck, in regelmäßigen Abständen Fotos desselben zu liefern. Am geschätztesten sind wohl Abzüge in schönen Klappkarten verschickt, aber nunja, die klappkartenschickende (Schwieger-)tochter, das bin nicht ich. E-Mail-Anhänge sind aber mittlerweile auch akzeptabel. Tatsächlich hatte ich zum Zwecke der familiären Bilderverbreitung ursprünglich ein (passwortgeschütztes) Blog für Mademoiselle angelegt. Jaha, das war mein allererstes, aber auch da war mir das hochladen-klick-hier-klick-da schon zu aufwendig und es schlief ein.
Um die Fotosituation nicht eskalieren zu lassen, gehe ich den folgenden Weg: einmal im Jahr bekommen die Großeltern ein Fotobuch vom Kind. So habe ich erstens den Rest der Zeit Ruhe, und zweitens immer ein schönes Weihnachtsgeschenk.
Dieses Verfahren geht nun in die 9. Runde. In den ersten 3 Jahren war ich enorm angestrengt und das Fotobuch wurde immer deutlich nach dem im Netz angezeigten letzten Abgabetermin für eine Lieferung bis zum 24.12. eingereicht - immer aber pünktlich fertig. In den Jahren 4 - 7 hatte ich mich so weit wieder organisiert, dass mir eine Abgabe exakt am Stichtag möglich war. Und dann im letzten Jahr etwas ganz abgefahrenes: Ich war ein paar Tage zu früh fertig! Das war dann übrigens das erste Jahr, in dem das Fotobuch nicht rechtzeitig in der Filiale lag. Alle Beteiligten entschuldigten sich wortreich, aber das hilft dann ja auch nicht.
Jetzt müssen Sie aber nicht denken, dass ich mich davon beeindrucken lassen würde. Im Gegenteil. Letztes Jahr war ich 2 Tage zu früh fertig, so dass ich dieses Jahr 3 Tage vor Fristablauf abgebe! Ha! Was wird nun geschehen? Kommt das Buch dann noch später als letztes Jahr? Oder wird das Fotolabor implodieren? Man weiß es noch nicht. Ich bin aber sehr gespannt.
Die Sache mit den Weihnachtsgeschenken läuft außerordentlich gut dieses Jahr. Ich besaß nämlich die unglaubliche Weitsicht, als allererstes - schon im August oder so - für meinen Vater einen Koffer einzukaufen. Also online natürlich, Lieferung ins Büro.
Im Januar schon sprachen Schwester N. und ich bereits mit den Eltern über einen Koffer. Das Thema kam auf, weil Mama N. Geburstag hatte und einen Koffer erhalten sollte - einen Rollkoffer mit vier Rollen, der Bequemlichkeit wegen. Papa N. war dagegen. Sie hätten schon Koffer, vielen Dank, und sowieso wäre es besser, zu Hause zu bleiben. Reisen sei unbequem. Drei Kinder versuchten, dagegen anzureden und zu preisen, in welch unermessliche Höhen ein Rollkoffer den Reisekomfort steigern würde. Vergeblich. Papa N. hat nämlich schon einen Rollkoffer, so einen aus den 80er Jahren, also ein normaler länglicher Koffer mit so einem ausfahrbaren Metallriegel an der Seite, mit dem man den Koffer anheben und dann auf zwei an der langen, schmalen Seite befestigten Rollen balancieren kann. Wir wissen alle: die Kofferentwicklung hat seitdem Fortschritte gemacht. Papa N. aber wollte das nicht wissen.
Nun kann Papa N. aber natürlich nicht bestimmen, was wir Mama N. zum Geburtstag schenken - daher bekam sie den Koffer. Wenig später verreisten beide, kamen mit vielen Bildern zurück und auf jedem Bild steht Papa N. da mit dem roten, vierrädrigen Rollkoffer von Mama N., in eleganter Pose vor internationalen Sehenswürdigkeiten, während Mama N. sich mit dem Unterbettkommodentrumm im Hintergrund schweißüberströmt an Bordsteinen abmüht.
Wir teilten Papa N. also im Frühsommer schon die Tatsache mit, dass er einen eigenen neuen Koffer zu Weihnachten erhalten würde. Zunächst verhielt er sich unnatürlich ruhig, um nur ein paar Wochen später völlige Amnesie in der Kofferangelegenheit vorzutäuschen und telefonisch anzuregen, dass die Erwachsenen sich einfach gar nichts mehr schenken sollten. Oder jedenfalls ihm nicht. Oder den Eltern nicht. Wir Kinder waren nicht einverstanden, besonders meine Schwester nicht, die meist schon auf Jahre im Voraus Geschenke organisiert. Aber nicht nur deshalb: bei uns wird Weihnachten zelebriert. Natürlich gibt es Geschenke!
Die Sache ging also hin und her, statt "Bis bald, und pass auf dich auf." sagte Papa N. bis in den Herbst hinein nur noch "Bis bald, und kauf keinen Koffer!" Und beim Plätzchenbacken verlor ich dann die Nerven und versuchte den Befreiungsschlag, in dem ich sagte: "Ich kaufe auch keinen. Ich hab ihn schon!"
Papa N. fand das schlecht. So schlecht dass er zum Killerargument ausholte: "Ihr könnt ja machen, was ihr wollt, aber ich sag euch: Das lohnt nicht mehr. Ich lebe nicht mehr so lang, dass sich ein neuer Koffer noch lohnt!" Worauf meine Schwester, Expertin für Mediation und Streitschlichtung, gelassen antwortete: "Das macht nichts. Frau N. möchte ihn dann erben. Das haben wir alles schon besprochen."
Erstaunlicherweise hat Papa N. seither seinen Frieden mit der Kofferangelegenheit gemacht. Man unterschätze nie die Experten.
Das alles aber nur als kurze Vorbemerkung. Eigentlich wollte ich berichten, wie überaus geschickt es von mir war, diesen Koffer schon im August in mein Büro liefern zu lassen. Seit einigen Wochen nämlich trudeln nun die weiteren Geschenke, besonders die fürs Kind ein. Und ich stecke einfach alles in den Koffer, den ich am am 20.12. elegant auf vier Rollen aus dem Büro und in die Nachbarstadt überführen werde.
Chrchr.
Neues Hobby:
Wenn ich richtig erkältet bin, liege ich möglichst viel mit geschlossenen Augen unter warmen Decken herum, trinke viel und unternehme zwischendurch längere, aber sehr ruhig gehaltene Ausflüge an die frische Luft und wenn ich davon genug habe, nehme ich viele Medikamente und tue so, als wäre ich gesund.
Wenn Herr N. erkältet ist seufzt und jammert er sehr viel und liegt ebenfalls möglichst viel herum, jedoch so, wie ihn die Erkätung gerade getroffen hat - das mag auch mal ohne Decke, Socken und nur im T-Shirt sein. Dann klagt er, dass er friert, dass er Kopfschmerzen hat oder Halsschmerzen und wartet geduldig ohne jegliche Beeinflussung der Situation, bis es besser wird. Also unter der Woche. Am Wochenende vergisst er seine Erkrankung und geht aus, um sich am Sonntagabend doppelt krank wieder am Anfang der Schleife einzufinden.
Wenn Mademoiselle richtig erkältet ist, verbringt sie Intervalle von etwa 45 Minuten mit weit aufgerissenen glasigen Augen reglos auf der Couch, springt dann auf und turnt an einer Reckstange/vollführt Bodenübungen/verwendet den Badewannenrand als Schwebebalken/macht mit den Katzen wilde Wettrennen durch die Wohnung, entwickelt dann plötzliche SEHR STARKE Schmerzen, bricht quasi auf der Stelle zusammen und lässt sich zur Couch zurücktragen, sitzt dann dort wieder reglos mit glasigen Augen und reagiert nach etwa einer halben Stunde auf die mehrmalige Aufforderung, doch einfach ins Bett zu gehen, indem sie sich auf den Boden fallen lässt und zum Bett liegestützhopst (diese Fortbewegungsart war mir bis heute auch fremd - man geht in den Liegestütz, hüpft dann mit allen Armen und Beinen gleichzeitig hoch und ein Stück nach vorn, landet wieder im Liegestütz und so weiter), dort vom Boden aufspringt und versucht, auf das immerhin ca. 1,30m-hohe Hochbett ohne Verwendung der Leiter oder sonstiger Hilfsmittel allein durch Sprungkraft vom Boden aus zu springen. Nach unzähligen Anläufen inklusive Abprallen an der Bettkante ist es geschafft, dann liegt sie im Bett und klagt: "Mein ganzer Körper tut mir weh!"
Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Leute sind.
Das größte Ereignis an diesem Wochende war, dass mir der Jackenkauf geglückt ist. Genau gesagt, der Kauf einer Jacke und eines Mantels.
Der Mantel ist ein Duffel Coat, schwarz und innen petrol-schwarz-kariert, ein minibisschen zu weit, aber kleiner gab es nicht mehr und wer weiß, was man im tiefsten Winter da noch alles drunter tragen will. Die Jacke ist okaaaaaaay, also eine relativ unauffällige schwarze Jacke ohne Ringe und ohne Rettungskragen, dafür mit etwas Fell und diversten Taschen, mehr kann man in dieser Saison nicht erwarten. Etwas dicker könnte die Jacke noch sein dachte ich nach abendlichem Probetragen. Einen Outdoortrip durch die Nordwestpassage würde ich damit vermutlich nicht überstehen. Hatte ich aber ja auch gar nicht geplant, insofern ist das okay. Und falls das wider Erwarten doch in diesem Winter nötig sein sollte, kannn ich vielleicht die Jacke unter dem Duffelcoat tragen.
Unter dem Duffel Coat tragen könnte ich auch die wunderbare hellblaue Strickjacke mit weißem Teddyfutter, die zufällig noch den Weg in meinen Rucksack fand. Kurz darauf sah ich eine Frau mit ähnlicher Strickjacke, die darüber eine schwarze Daunenweste (ohne Ringe!) trug. Daunenwesten hatte ich mental bislang in der Nähe von "Reihenhaus", "Evangelischer Kirchentag", "Sprühsahne" abgelegt. Vielleicht muss ich da umdenken.
Letzte Nacht wurde ich 7 Mal geweckt. Dreimal von zwei Kindern (Nase verstopft, Bauchweh, Angst im Dunkeln), zweimal von den Katzen (Kater: Bällchen ins Bett getragen und wild gesucht; Katze: Kuschelanfall mit dem Versuch, in mein Pyjamahosenbein zu kriechen), zweimal von Herrn N. (einmal scheppernd etwas in der Küche fallen gelassen, einmal sich schwungvoll aufs Bett geworfen, aber genau dahin, wo ich schon lag). Das verteilt auf eine "Schlaf"zeit von Mitternacht bis 7:20 Uhr.
Ich bin unzufrieden. Und müde. Gute Nacht.