Man sagt, einer der besonderen Vorteile des Joggens wäre es, so gut wie keine spezielle Ausrüstung zu benötigen.
Ich kann das bestätigen. Heute morgen beobachtete ich zwei dem Laufsport nachgehende Herren die - ich schwindele nicht - ganz genau so bekleidet waren:
Herr 1: Blaumann, kariertes, kurzärmliges Hemd, Schuhe mit Stahlkappe
(hier hätte man noch denken können, jemand hat sich auf dem dringlichen Weg zum Bau verspätet, aber jetzt kommmt...)
Herr 2: Turban, weißes T-Shirt, schwarze Ballonseidenhose, Flip-Flops
Beide trugen eine Armmanschette - ich vermute, mit irgeneinem läuferischen Messgerät. Für Musik hätten sie ja Kopfhörer gehabt. Und sie waren noch nicht einmal langsam, es dauerte schon ein paar Minuten, bis ich sie mit dem Fahrrad eingeholt und überholt hatte. Was natürlich auch daran gelegen haben kann, dass ich vor Verblüffung vergaß, in die Pedalen zu treten.
Auf dem Weg zur Arbeit heute Morgen überholte mich mit dem Fahrrad ein älterer Herr mit Käppi, Shorts, Socken, Sandalen, kurzärmligem Karohemd und Satteltaschen - Sie können sich ein Bild machen. Am Lenker baumelten zwei Eimerchen. Ganz klar wollte der ältere Herr als Brombeeren pflücken.
Deshalb war ich gar nicht angestrengt, als er mich schnaufend überholte um dann ungefähr genau 0,1 kmh langsamer als ich vor mir herzufahren, sondern ich folgte ihm, als er seitlich in einen kleinen Weg abbog, den ich bis dahin noch nie bemerkt hatte. Derartig ausgestattete ältere Herren kennen die besten Brombeersträucher, das weiß ich aus Erfahrung. Und tatsächlich kannte dieser Herr nicht nur Brombeersträucher (die ich mir für einen späteren Besuch merken werde - die Brombeersaison beginnt ja gerade erst), sondern auch einen Radweg auf meiner morgendlichen Bürostrecke, den ich noch gar nicht entdeckt hatte und der in einem Ortsteil, in dem ich immer quer durch den Hafen fahre, am Fluss entlangführt. Die gesamte Gegend wurde umgebaut, der Radweg neu angelegt, es ist also nicht ganz so erstaunlich, dass ich ihn noch nicht kannte, aber ein bisschen erstaunlich schon.
Als ich auf dem Rückweg wieder dort vorbeikam und den neu gefundenen Weg fahren wollte, war er allerdings gesperrt. Warum stand dort nicht, es gab aber viel rot-weißes Band und sogar einen kleinen Bauzaun und ein Schild, handgeschrieben: "Raduferweg gesperrt, benutzen Sie den Radweg an der Straße". Es passet mir natürlich überhaupt nicht, dass ich morgens einen neuen Weg entdecke, der dann nachmittags schon wieder verschwunden ist.
Es war aber definitiv zu warm, um das Fahrrad über den Bauzaun zu hieven und der Sache auf den Grund zu gehen.
So. Der Urlaub ist vorbei, ich habe drei Paar Sandalen zerlaufen, die Nachbarn, deren Wohnungen ich urlaubsbetreue, kehren alle im Laufe der nächsten Woche zurück, auf dem Balkon ist alles verdorrt, die Katzen gehen auch schon nicht mehr raus, das Kind hat keine Lust mehr auf Freibad und gegrillt habe ich dieses Jahr so ausführlich, dass mir allein bei dem Geruch mittlerweile schon übel wird.
Ich habe diesen Sommer mit großer Fassung getragen, habe sogar heute noch, als Personen, die im Herbst und Winter dauernd herumjammern, sich nun plötzlich über Hitze echauffierten, nur milde gelächelt und auch, als ein anderer mit "ach, komm, wir haben noch früh genug wieder Regen und sitzen drinnen" hineingrätschte, sprang ich nicht auf, hieb ihm nicht den Sonnenschirm über den Kopf und brüllte nicht "eben NICHT, sonst säßen wir ja jetzt nicht bei Scheißgluthitzte auf der Scheißterrasse und würden von Schweißwespen umschwirrt!!" - nein, das alles habe ich natürlich nicht getan und es mir auch nur ganz kurz im Kopf ausgemalt, während ich gelassen einen Eiswürfel mit den Backenzähnen zertrümmerte.
Aber ich denke, wenn die Wassermelone, die ich noch im Kühlschrank habe, aufgegessen ist, wird es so langsam Zeit für einen Wetterwechsel.
Ich wusste damals ja gar nicht, dass es Pferdemädchen gibt. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis kam sowas nicht vor, meine eine Schwester war Winnetou und die andere war Teens-Fan und sowieso wohnten wir ja mitten in der Stadt.
Aber als ich aufs Gymnasium kam, war da plötzlich ein Mädchen, das hatte ein Pferd. Ilka. Ilkas Vater rief nach den ersten Klassenarbeiten meine Mutter an und fragte, ob Ilka und ich Freunde werden könnten, weil wir beide gut in der Schule seien. Ilka hatte aber immer nur kurz und selten Zeit, weil sie zum Pferd musste - den Namen des Pferdes habe ich vergessen, aber es war ein schwarzer Hengst, ihr ganzes Zimmer hin voller Bilder von ihm. Unsere Freundschaft gedieh aber nicht gut, der Pferdefunke sprang nicht so recht zu mir über und für anderes hatte Ilka ja keine Zeit.
Im nächsten Frühsommer gab es eine Klassenfahrt ins Allgäu. Vor der Jugendherberge gab es einen Bach, in dem herumgeplantscht werden durfte. Hier teilte sich die Klasse in Jungen und Mädchen, die Mächen spielten irgendwas und die Jungen spritzten die Mädchen nass. Daraufhin teilten sich die Mädchen wiederum in drei Gruppen - die eine Gruppe rannte kreischend weg, die zweite Gruppe machte eine Wasserschlacht, die dritte Gruppe war Ilka, und Ilka saß regungslos und mit entrückter Miene auf einem Stein mitten im Bach. Ich lief zu ihr und fragte sie, was los sei, ob sie mitmachen wollte bei der Wasserschlacht (ich war natürlich in Gruppe zwei - wenn man ältere Geschwister hat, von denen einer Winnetou ist, ist das so). Ilka erklärte mir, Wasserschlacht sei falsch, so gehe man nicht an das Problem des Nassspritzens heran, man müsse vielmehr cool sein und das komplett ignorieren. So wie sie. Ilka hatte zu Vielem sehr genaue Ansichten, wie auch dazu, dass man sich die Haare nur Überkopf waschen dürfte, weil sonst der Nacken nicht richtig ausgespült würde. Handelte man abweichend, schnalzte Ilka abschätzig mit der Zunge. So schnalzte sie auch, als ich ihr sagte, dass dieses "Coolsein" mir langweilig erschien und ich lieber zur Wasserschlacht zurückkehren würde.
Ein paar Jahre später hatten die Mädchen, die am Bach kreischend weggerannt waren, sich zu einer Clique formiert. Diese Clique begann, etwas mit Pferden zu tun zu haben. Was genau weiß ich nicht, es äußerte sich aber darin, dass sie im Unterricht heimlich Pferdeleckerli aßen. Sie versuchten nun auch häufiger, Ilka in ein Gespräch über Pferde zu verwickeln, aber Ilka schnalzte auch da nur mit der Zunge und drehte sich weg. Offenbar gab es hier eine pferdemädcheninterne Kluft, die sich mir aber genausowenig erschloss wie der Verzehr von Tierfutter, Coolness und Cliquen.
So war das bei mir also. Näher an Pferde bin ich nicht herangekommen. Nunja - bis Mademoiselle. Aber das ist eine andere Geschichte.
Fast hätte ich die Juli-Bücher vergessen!
Ich habe mich entschieden, die Dark-Tower-Serie (Stephen King) weiterzulesen. Im Juli waren das nun die Bände 2 (The Drawing of the Three) und 3 (The Waste Lands). Ich kann mir nun gut vorstellen, im August die Bände 4 und 5 zu lesen, denn bisher wird es immer besser: 2 gefiel mir besser als 1 und 3 besser als 2. Vielleicht schlägt das aber auch noch um - ich bin nicht sehr beständig was Serien angeht, bei Game of Thrones bin ich auch nicht über Band 3 hinausgekommen.
Wir werden sehen.
Irgendein geeister Aperitif mit Erdbeeren
Lauwarmer Büffelmozzarella mit schwarzen Trüffeln
Pappardelle mit gemischten Pilzen
Rinderfilet in Salzkruste und Rotweinsauce
Espresso
Dessertplatte mit Tiramisu, Tartufo und Zuppa Inglese (?)
Hmmmm.
Was macht man an so einem Urlaubstag?
Der Wecker klingelte um 7:15 Uhr, denn trotz Urlaub kam die Putzfrau um halb 8. Ein kleines bisschen Fehlplanung vielleicht, allerdings kann sie zu keinem anderen Termin und so hatte ich die Wahl zwischen einmal im Urlaub früh aufstehen oder selbst putzen. Ich stehe dann lieber früh auf.
Eigentlich hatte ich gedacht, nach etwa zwei Stunden wäre das Putzen beendet. Frau Herzbruch hatte mir das so erzählt, weil sie einmal wissen wollte, ob ich es in Ordnung finde, dass ich für vier Stunden bezahle, aber nur zwei Stunden geputzt wird. Ich fand das in Ordnung, weil ich für das Reinigen der Wohnung bezahle, was jedes Mal absolut perfekt geleistet wird. Ich halte vier Stunden für eine angemessene Zeit; wenn die Putzfrau das in zwei Stunden schafft, hat sie meine volle Bewunderung und das Geld definitiv verdient. Heute kam allerdings die Vertretungsputzfrau und brauchte - obwohl sie auch sehr zügig zugange war - 4,5 Stunden. Das war blöd, weil ich mich sowieso immer unwohl fühle, wenn um mich herumgeputzt wird, das ist ein Pubertätstrauma aus der Zeit, als Mama N. morgens wiederholt den Staubsauger vor die Tür meines Zimmers gefahren hat, während ich noch im Bett lag.
Mademoiselle hatte sich gewünscht, das Haus nicht verlassen zu müssen und den ganzen Tag spielen zu können. Das tat sie auch. Ich umsorgte unterdessen die Wohnungen zwei verreister Nachbarn und telefonierte etwa eine halbe Stunde mit einem Geigenverleih, deren Mailbestellformular nicht funktioniert, weshalb wir verschiedene Tests machten bis ich dann eben telefonisch die Geige bestellte. Danach telefonierte ich 1,5 Stunden mit Frau Herzbruch über Bekleidung. Und dann noch etwa fünfmal für jeweils zehn Minuten mit Malermaurerparkettmeister Bart, wobei es um die Rechnung für die geleistete Arbeit ging, aber nicht etwa um Unstimmigkeiten sondern darüber, wie diese zu mir käme. Ganz einfach per Post, sollte man meinen. Meister Bart sah das aber ganz anders, am Ende trafen wir uns aus für mich nicht ganz nachvollziehbaren Gründen im Einkaufszentrum, wo ich sowieso gerade war, und er bestand darauf, mir noch einen Briefumschlag zur Rechnung zu schenken, damit ich es etwas einfacher habe, diese an die Versicherung weiterzuleiten. Ich habe es mir schon vor längerer Zeit zur Gewohnheit gemacht, die Bälle, die mir das Leben zukickt, einfach weiterzuspielen, auch wenn ich nicht genau weiß, wie oder warum sie nun gerade vor meinen Füßen gelandet sind. Da nehme ich meine Handwerkerrechnungen eben im Untergeschoss eines Drogeriemarktes entgegen, plus unbeschrifteten, zerknitterten Fensterbriefumschlag. Warum auch nicht.
Dann dachte ich noch geraume Zeit über ein Geburtagsgeschenk nach. Frau Herzbruch hatte ja kürzlich Geburtstag und ich war zunächst in einer Geschenkbredouille. Also tat ich das Naheliegende: ich googelte "Geschenk Professor". Die Ergebnisse waren aber unbefriedigend. Also tat ich das danach am nächsten liegende, nämlich nichts. Zwei Tage vor Aufbruch in den Urlaub, an den sich sofort der Geburtstag anschloss, geriet ich unter Druck, auch das war vorhersehbar und gewollt, denn unter Druck kann ich besser denken. Das Problem: mein Gehirn spuckte unter Druck nicht eine Geschenkidee aus, sondern acht. Zwei davon fand ich aber langweilig, sechs weitere ließen sich in der Kürze der Zeit nicht mehr umsetzen, ich hatte also zwei Ideen übrig, die beide Erlebnisse betrafen, also Gutscheinform hatten. Dann konnte ich mich nicht entscheiden, hatte aber dafür auch schon eine Lösung, nämlich bereitete ich beide Ideen vor in der Annahme, nach meinem Urlaub mit klarerem Kopf binnen Sekunden die richtige Entscheidung treffen zu können.
So war es auch. Jedoch: ich hatte die Gutscheine schon verpackt. Natürlich markiert, ich bin ja nicht dumm - im selben Papier (weil es so gut zu Frau Herzbruch passte, farblich), aber einmal längs- und einmal quergestreift. Nun müssen Sie aber wissen, dass ich geometrisch herausgefordert bin. Oder konkret: ich konnte mich partout nicht erinnern, welcher Gutschein nun längs- und welcher quergestreift war. Also schenkte ich Frau Herzbruch beides mit dem Hinweis, sie könne sich eins aussuchen und ich hätte mich auch darauf hinaushandeln lassen, dass sie beides nimmt, aber Frau Herzbruch, immer für eine Überraschung gut, nahm etwas Drittes, was ich gar nicht offeriert hatte. Wir pflegen keinen zimperlichen Umgang miteinander.
Der wirkliche Fehler geschah aber danach: ich nahm die verschmähten Gutscheine nicht mit nach Hause. Und den einen davon könnte ich nun so außerordentlich gut am Wochenende anderweitig gebrauchen. Sehr, sehr ärgerlich. Jetzt aber schon nicht mehr, wohl dem, der ein gutes Backoffice hat: der Gutschein, der in digitaler Form noch irgendwo auf den Büroservern weilt, wird mir von einer Kollegin (IT natürlich, was sonst) morgen zum Abendessen mitgebracht.
Über all das dachte ich also nach, während ich regungslos auf der Couch lag und man auf die Ferne hätte denken können, ich hielte einen sehr ausgiebigen Mittagsschlaf.
Sonst war gar nichts heute. Urlaub halt.
Barcelona ist eine Stadt, von der man nach einer Woche noch so voll ist, dass man gar nicht weiß, wo mit dem Erzählen anzufangen wäre.
Vielleicht kommt das ja noch.
Meine Heldentat für heute: Die Wohnung wieder auf 24 Grad heruntergekühlt. Hurra.
Heute Nacht - also letzte Nacht, ich sage schon immer "heute Nacht" wenn ich die letzte Nacht meine - hatte ich im Hause Herzbruch einen unangenehmenTraum. Es war nämlich so, dass wir abends auf der Terrasse standen und das Nachbarhaus betrachteten - dort, im obersten Stock, gibt es einen Balkon, auf dem viel blaues Licht flackerte. Ich vermutete zunächst einen Fernseher, dann schwenkte ich aus aktuellem Anlass auf "Wespenvernichtungsgerät" um, wie es sie häufiger in Bäckerein gibt. Frau Herzbruch meinte, das müsse dann aber schon ein sehr großes Wespenvernichtungsgerät sein, das würde auch sowieso nicht stimmen, denn das wäre etwas Zen-artiges, diese Nachbarn wären nämlich so, und dann wechselte das Gespräch zu den Nachbarn auf der anderen Seite mit der Weihnachtsbeleuchtung und den japanischen Nachbarn und so weiter. Es bietet sich ja immer an, abends laut im Garten über die Nachbarn zu sprechen.
Mein Unterbewusstsein setzte die Sache mit dem Wespenvernichtungsgerät - mit dem großen Wespenvernichtungsgerät - im Traum fort. Vielleicht auch verursacht durch das Surren der Klimaanlage im Schlafzimmer, ich weiß es nicht. Es war kein schöner Traum, aber am Ende wurden die Nachbarn befragt und die sagen, sie hätten das ja nicht gewusst, sie hätten gedacht, das sei Zen. Zen, ja, ist klar. Ungläubiges Lachen in der Livereportage der Tagesschau um 20:00 Uhr.
War zwar nur ein Traum, aber Zen, haha. Wir werden schon noch sehen.