Kurz mal Katzen.
Freitag ist Beschwerdebrieftag:
Lieber Klamottenversand,
im Juli habe ich bei Ihnen ein T-Shirt bestellt. Es gefiel mir so gut, dass ich es noch zweimal nachbestellt habe. Diese Bestellung kam heute.
Eins der beiden nachbestellten Shirts (selbe Farbe, Größe, Bestellnummer) ist schön und sitzt gut, das andere ist ein Sack mit mindestens doppelt so großem Ausschnitt. Zusätzlich ist der Stoff des ersten Shirts zwar leicht, aber fest, der des zweiten labberig und schlabberig.
Ich behalte das gute Shirt und schicke Ihnen das schlechte zurück. Vielleicht möchten Sie es wem anders andrehen, vielleicht möchten Sie aber auch Ihre Produktionswege überprüfen. Es interessiert mich, wie Sie sich entscheiden!
Gruß,
Frau N.
Zweitens:
Lieber Carsharing-Anbieter,
am Hauptbahnhof OF haben Sie vor ein paar Wochen auf neue Fahrzeuge umgestellt. Das ist natürlich grundsätzlich toll.
Bei der Umstellung sind aber leider die Kindersitze aus den Autos verloren gegangen. Oder ist das Absicht? Ich fahre meistens mit Kind, diese Änderung ist deshalb für mich sehr unpraktisch. Können Sie das rückgängig machen? Ich würde mich freuen!
Herzliche Grüße
Frau N.
So. Ich harre gespannt der Antworten.
Ich denke gerade über ein neues Büroablagesystem nach. Eines für laufende Angelegenheiten wofür sich nämlich, wie ich finde, keine Aktenordner anbieten, weil sie viel zu schwerfällig sind. Tatsächlich habe ich ja den Verdacht, dass meine immer mal wieder aufflammenden Handgelenkprobleme gar nicht vom Mausklicken herrühren, sondern vom Aktenordner stemmen. Aber das nur nebenher.
Ich würde sagen, im Durchschnitt habe ich 30 offene Vorgänge. Momentan sind die in einzelne dünne Mappen gepackt und liegen in einer tiefen Schublade. Morgens hole ich den Packen raus, suche dann immer das, was ich gerade brauche, dann das nächste etc. Dabei gerät der Stapel natürlich jedes Mal wieder durcheinander. Dazu kommt, dass ich natürlich oft auch irgendwas aus dem Stapel brauche, was ich gar nicht geplant hatte. Weil es zum Beispiel eine Rückfrage gibt oder eine überraschende Besprechung. Dann kommt alles noch mehr durcheinander.
Eine Zeit lang habe ich das für mich optimale System gefunden - ich habe morgens einfach alles auf dem Fußboden ausgebreitet und hatte auf meinem Schreibtischstuhl thronend den totalen Überblick. Auch bei ganz spontanen Fragen zu irgendwas musste ich nur schnell von oben auf den Vorgang zustoßen und hatte alles parat - während des Gesprächs den Telefonhörer von zwischen Kopf und Schulter geklemmt zu verlieren und ihn auf die Tischkante knallen zu lassen, ist übrigens eine meiner anerkannten Spezialitäten im Rapunzelturm, auch wenn ich jedes Mal wieder so tue, als sei es mir noch nie zuvor passiert. Das aber auch nur nebenher. Leider fand dieses optimale Verfahren keinen generellen Anklang und zu Zeiten mit besonders vielen laufenden Angelegenheiten auf dem Fußboden wurde es auch schwierig, mich selbst durchs Büro zu navigieren um zum Beispiel Kaffee zu holen.
Die Schublade mit dünnen Mappen ist es also derzeit, die weit besser ist als Ordner, aber durchaus verbesserungsfähig. Ich stelle mir als optmiale Lösung gerade etwas in Form einer mit transparenten Einstecktaschen tapezierten Längswand des Büros vor. Ob es so etwas schon gibt? Wie haben Sie denn Ihre Sachen sortiert?
Beim ersten Schwimmen verlor das Besuchskind seine Schuhe. Beim zweiten Schwimmen seine Schwimmflügel und die Schwimmbrille. Beim dritten Schwimmen den Rucksack und heute, beim vierten Schwimmen, hatte es nicht nur von vornherein die Schwimmsachen vergessen sondern schaffte es dann auch noch, das ausgeliehene Handtuch zu verbummeln.
Es ist wirklich sehr gut, dass die Ferien nun zu Ende sind. Ich glaube, sonst wäre als nächstes das Kind weg.
Letzte Woche hat das Kind das bronzene Schwimmabzeichen gemacht. Das ist schön, man muss sich jetzt nicht mehr sorgen, dass es irgendwo einfach untergeht und wir waren auch alle sehr stolz. Auf einer anderen Ebene ist es aber ganz und gar schrecklich, nämlich: morgen gehen wir wieder schwimmen und dann muss natürlich das Abzeichen auf dem Badeanzug prangen.
Irgendwann muss ich ja auch mal das Seepferdchen auf Badebekleidung aufgebracht haben. Wann und wie das geschah habe ich allerdings verdrängt, das passiert bekanntlich, wenn man ein Trauma erleidet. Ungelogen habe ich heute bestimmt 2 Stunden mit dem Bronzeabzeichen verbracht. Es ist mir absolut unbegreiflich, wie man an Handarbeiten Freude empfinden kann - bei mir regt sich da nichts, also nichts Positives, im Gegenteil, meine Körperhaltung verkrampft, eine leichte Schweißschicht überzieht meinen Körper und unflätige Worte verlassen meinen Mund. Man fummelt da einen Faden in ein pieksiges Dings und soll damit zwei schlabberige Dinge haltbar und optisch ansprechend zusammenfügen? Ja meine Güte, wieso kann man sowas denn heutzutage noch nicht kleben? Oder allenfalls noch aufbügeln?? Das kann doch alles nicht ernst gemeint sein!
Jedenfalls, die Pizza war schon kalt und die Laune auf dem diesjährigen Tiefpunkt und dann war das Ding auch drauf. Good riddance. Ich hoffe, bis Silber dauert es noch ein paar Jahre und dann kann sie es selbst aufnähen.
Tipp: Sollte ich jemals von Nähtätigkeiten schwärmen - also dass das irgendwie schön oder entspannend oder sonstwie gut für mich wäre - dann können Sie absolut sicher sein, dass ich von Aliens entführt und ausgetauscht wurde.
Dass ich heute den ganzen Tag nur geschlafen habe, lag an dem guten Traum, der sich jedes Mal - selbst wenn ich zwischendurch kurz eine Waschmaschine bestückt hae - wieder fortsetzte: Und zwar war ich in einem Zelt und dieses Zelt schaukelte sanft auf dem Meer. Ich träumte also, ich würde schlafen, auf einer Art Wasserbett mit Meerblick. Zwischendurch träumte ich, ich würde aufwachen und im Zelteingang sitzen und die Beine ins Wasser baumeln lassen oder mal eine Runde schwimmen. Danach kletterte ich wieder ins Zelt (in das natürlich kein Wasser eindrang) und schlief weiter. Übrigens war das Meerwasser auch Süßwasser, so dass nichts klebte - das ist sowieso einer dieser Weltverbesserungsvorschläge, den ich unter anderem noch hätte.
Ein Junggesellenabschied und eine Geburstagsparty. Und jetzt schlafen, schlafen, schlafen...
Die Katzen sind außerordentlich froh, dass die Besuchskinder nach 3 Tagen und 2 Nächten wieder verschwunden sind. Und Mademoiselle ist auch froh, sie ist nämlich müde und will in Ruhe was Lesen ohne dauernd angequasselt zu werden.
Überraschenderweise bin ich dann wohl diejenige, die sich recht gut an die Situation gewöhnt hatte, und das aus einem einfachen Grund: man ist ja so viel klarer mit drei Kindern! Wenn ich bei einem Kind noch denke, ach, komm, sind Ferien, ich lasse es noch etwas länger aufbleiben, käme ich bei dreien ja gar nicht auf die Idee - die springen dann ja alle hier rum! Und wenn eines eine überteuerte Süßigkeit haben will, schwanke ich kurz - fällt ja nicht so uns Gewicht und wenn es ihr Freude macht - aber für drei Kinder knapp 10 Euro für Schund auf den Tisch legen? Ich bin doch nicht bekoppt!!
Insofern scheint man bei drei Kindern weniger Nachdenken zu müssen als bei einem. Was aber auch nur fair ist, denn: es ist ja so laut. Man kann sich gar nicht denken hören.
Es war also für mich okay, so lange sie da waren. Es ist aber auch okay, dass sie wieder weg sind.
Als wir mit den Autositzen auf dem Weg zum Carsharing-Auto um die Ecke aus dem Haus treten, taumelte uns der Nachfolger von Suff-Andy entgegen.
Suff-Andy v2, die Hand jovial ausstreckend: "Sachma - seit zweiiiii Tagen lauft ihr hier ständig mit so Autositzen vorbei! Das ist doch nich normal!! Warum is das so??"
Frau N, der Hand elegant ausweichend: "Gegenfrage: Seit mehreren Monaten stehen Sie hier täglich strunzbesoffen an der Ecke und labern Leute an. Das ist doch nicht normal! Warum ist das so??"
Suff-Andy v2: "Ey, also das geht dich doch jetzt echt mal gar nix an!"
Frau N: "Sehen Sie."
Ts.
Anstrengende Tage. Im Büro Besprechungen der Sorte, aus der alle Beteiligten mit feuchten Augen rausgehen. Weil weit nach Ende der Arbeitszeit mit dem Taxi zurück, das Taxi fährt auf der Suche nach der schnellsten Strecke in ein lieferwagenverstopftes Gässchengewirr und lässt es sich nicht nehmen, über Fußwege und schräg auf dem Bordstein irgendwie doch ganz schnell durchzukommen, immer mit ruckartigem Anfahren und heftigsten Abbremsen, und als ich "Sie fahren ja schon sehr impulsiv, nicht wahr?" sage ist die Antwort "Ei, Sie wolln doch nach Owwebach, da ist des doch nix dagegen!"
Aus dem Taxi in die Kirche, in der die Ferienbetreuung stattfindet - das finde ich jedes Jahr wieder nett, es ist so pragmatisch - und dann mit drei Kindern auf Fahrrädern wie eine Entenfamilie quer durch die Innenstadt nach Hause. Der Taxifahrer hatte recht.
Zu Hause umsteigen ins Carsharing-Auto und ins Schwimmbad. Die Zeit für die Autobuchung ist großzügig geplant - vier Stunden, wobei das Schwimmen nur 2 Stunden und der Weg nur 15 Minuten umfasst. Nach dem Schwimmen hat allerdings das eine Kind seine Schuhe verloren. Wie kann das passieren? Wann wurden sie zuletzt gesehen? Wie sehen sie überhaupt aus?! All diese Fragen konnten nicht beantwortet werden. Ich trank erstmal einen Kaffee, ganz in Ruhe, in der Erwartung, drei 8-jährige könnten dieses Problem selbst lösen. Konnten sie auch, was für ein Glück, irgendjemand hatte die Schuhe in einem Schrank gefunden und an die Kasse gebracht. Alles weitere bleibt unklar außer: es sind blasslila Ballerinas in Größe 31.
Die Kinder haben dann Hunger und dort, wo es meinen Kaffee gab, gab es auch kleine Speisen und sie essen und essen. Pommes, griechischen Bauernsalat, gebackenen Schafskäse, Brot mit Butter, wir bestellen einmal die Speisekarte hoch und runter und sie sind immer noch hungrig, es ist fast ein bisschen alptraumhaft, was, wenn die Kinder noch anfangen, die Möbel, die anderen Badegäste, die Kleidung, mich zu verschlingen in ihrem unstillbaren Hunger? Die Atzung der Brut findet jedoch ein jähes Ende als mir auffällt, dass das Carsharing-Auto in exakt 30 Minuten abgegeben werden muss.
Die Rückfahrt gestaltet sich jedoch außerordentlich chaotisch, die halbe Stadt hatte sich in eine Baustelle verwandelt und am Ende fuhr ich quasi den Taxifahrer channelnd. Es ist so schön, wenn Kreise sich schließen!
5 Minuten vor Ziel schwor ich die Kinder ein: Wir haben noch exakt 7 Minuten bis Autorückgabe. Wenn ich das erste Mal anhalte, bleiben alle still sitzen und bereiten sich mental vor (ich muss dann den Parkpoller lösen). Wenn ich das zweite Mal bremse und "JETZT!" rufe, schnallen sich alle ab, springen aus dem Wagen, reißen die Autositze raus, raffen alles Gepäck aus dem Kofferraum und stellen sich neben dem Auto auf. Ich werfe einen letzten Kontrollblick, schalte alles aus, hake den Schlüssel im Handschuhfach ein, schließe die Türen und beende die Buchung per Codekarte. Zeitraum dafür: 2 Minuten.
Vor dem Schlafengehen sagten die Kinder, dieses Spiel wäre das Lustigste heute gewesen.