Guten Tag, mein Name ist Frau N. und ich bin nasensprayabhängig.
Jaha, lachen Sie nur. Ich freue mich für Sie, denn Sie kennen dieses Problem offensichtlich nicht und halten es für spaßig.
Was es nicht ist! Na gut, ein bisschen...
Aber von vorn: Meine Mutter litt als Kind unter schlimmen Ohrenentzündungen, die man damals (Kriegskind) nicht richtig behandelt hat und die enorm schmerzhaft waren. Deshalb war es meiner Mutter immer sehr wichtig, dass ihre Kinder nie Ohrenschmerzen bekommen. Weshalb bei Erkältungen unbedingt immer die Nase freigehalten werden musste, wegen der Eustachischen Röhre und so, jedenfalls gab es - auch auf Rat des Arztes - bei den kleinsten Schupfenanzeichen sofort Nasentropfen. Man wusste damals noch nicht, dass die abhängig machen können. Und dass sie zu einer verstopften Nase führen können, die dann wieder mit Nasentropfen behandelt wird, was wieder zu einer verstopften Nase führt. Und so weiter.
Jetzt kann man sagen: verstopfte Nase, ja, schlimm, mimimi, nicht so anstellen bitte. Das geht aber ja ein bisschen weiter. Nasenbluten ist an der Tagesordnung und daneben gibt es Panikattacken, wenn die Nase zuschwillt und kein Spray zur Hand ist. Herzrasen, Schweißausbrüche, an Schlaf ist nicht zu denken. Wenn Nasensprayabhängige ausgehen, packen Sie ihr Nasenspray vor Geldbeutel und Haustürschlüssel in die Tasche - ich spreche aus Erfahrung.
So war es etwa 15 Jahre lang und dann hatte ich genug. Also so richtig die Schnauze gestrichen voll. Und ging mit dem rechten Nasenloch auf kalten Entzug. Im Urlaub, Bayerischer Wald. Ein paar Nächte nicht geschlafen, danach ließ die Panik nach (ich war ja auch müde genug). Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich durch das rechte Nasenloch überhaupt wieder atmen konnte. Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich nicht mehr gerne mal was reingesprüht hätte.
Dann war das linke an der Reihe. Das war einfacher, weil das rechte ja nun schonmal dauerhaft funktionsfähig war. Und weil ich wusste, es geht vorbei. Ich weiß nicht wie lang die linke Seite gedauert hat, ich habe nicht darauf geachtet. Aber mit Abschluss meines Studiums war ich definitiv clean.
Es folgten ein nasenspray- und damit problemfreies Jahrzehnt. Kritisch wurde es nur bei Erkältungen denn Xylometazolinhydrochlorid und Verwandte sind natürlich für alle Zeiten tabu. Hier wurde die Nasendusche mein Freund - wenn es ganz arg wird, gehen auch mal Tabletten mit einem abschwellenden Wirkstoff, die dann ja nicht so ganz unmittelbar auf die Nasenschleimhaut einwirken. Aber Nasendusche ist Pflicht und in der Heizperiode täglich Meerwasserspray.
Soweit, so gut, ich war glücklich, während der Rest meiner Familie das Problem immer noch leugnet ("Nee, Kind, ich hab da kein Problem, ich brauche immer nur abends vor dem Einschlafen was. Ja und mittags, wenn ich auf der Couch liege. Morgens nur manchmal, also heute nicht, da erst nach dem Kaffee!") und kistenweise Spray aus britischen Supermärkten importiert.
(Ja, das alle ist sehr absurd!)
Diesen Winter aber hatte ich die Mutter aller Erkältungen, über lange Zeit und auch mit verstopften Ohren. Da musste die Nase freigehalten werden. Und die Energie zum regelmäßigen Nasenduschen hat die Monstererkältung gleich mitgeraubt. Tja.
Es ist (noch) nicht wie früher. Aber es ist sowas von unbequem, auf der Couch zu sitzen und nicht richtig atmen zu können. Oder im Büro vor sich hinzuröcheln. In der Bahn den Mundatmer zu geben. Nachts vom eigenen Schnarchen aufzuwachen.
Und nur ein kleiner Sprühstoß und alles wäre gut.
Wie ich das hasse!
Heute vor zig Jahren:
Nachmittags hole ich ein Geburtstagsgeschenk für meine Schwester (ein Buch). Ah ruft an und will um 16:30Uhr mit Mig kommen. Wir gehen dann Pe abholen und zum Karl und dann zum Löwen, den wir neulich nicht gefunden hatten. Ah und Mig haben eine Flasche roten Genever. Ah zieht mal wieder ein Theater ab, weil er nicht in die Stadt gehen will, also in die Altstadt, also nicht mit uns, weil wir da ja Ärger haben, den wir schon lange nicht mehr ernst nehmen aber Ah ist echt ein Schisser. Wir gehen dann im Endefekt ohne ihn und treffen Stefan-dass-das-klar-ist, mit einem Mädel, das etwas sonderbar zu sein scheint, den Stefan-dass-das-klar-ist hat sie aber trotzdem nicht verdient, armes Ding. Er läd uns zum Sat1-gucken ein, wir lehnen ab und er sagt, wir wären immer willkommen, wir sollten nur dreimal klingeln, den einmal wäre immer die Post und zweimal immer die Bullen. Wir verabschieden uns so schnell es geht, holen eine Pizza und fahren nach Hause.
Immer wieder höre ich, dass Personen es beim Bahnfahren als problematisch empfinden, wenn andere Personen ihre Taschen auf Sitzplätze gelegt haben. Da ich seit nunmehr 30 Jahren werktäglich Bahn fahre - Schulferien/Semesterferien/Urlaub ausgenommen also Pi ma Daumen über Bahnfahrerfahrung in Höhe von 200 Tagen pro Jahr mit je 2 Fahrten, sprich: 12.000 (das kann nicht sein, oder?? Wie krass ist das denn?!) Fahrten verfüge - bin ich geradezu prädestiniert, das ein für alle Mal zu erklären.
Szenario: Sie steigen in eine Bahn und möchten auf einem Platz sitzen, auf dem eine Tasche steht.
Nun gibt es diese speziellen Tage. An diesen Tagen nehmen Menschen, sobald die Bahn sich füllt oder spätestens, wenn Sie sich nähern, die Tasche proaktiv vom Sitz. Das sind die Tage, an denen die Eisverkäuferin sagt "Ich gebe Ihnen noch eine Kugel zum Probieren mit", die Haare sagen "natürlich legen wir uns genau so wie gewünscht, auch ohne Föhnen" und das Nutellabrot sagt "ich falle auf die Brotseite". Es gibt diese Tage, aber sie sind nicht die Regel und es besteht kein Anspruch darauf.
Normalerweise sind aber auch an anderen Tagen gar nicht viele Worte nötig. Bewegen Sie sich auf den angestrebten Platz zu und sagen Sie etwas wie "darf ich?" oder "Entschuldigung". In etwa 80 Prozent aller Fälle reicht das aus. Die Tasche wird entfernt und Sie setzen sich. Anmerkung: natürlich ist die taschenbesitzende Person eventuell mit der neuen Situation unzufrieden. Das ist in Ordnung, die Veränderung stellt für sie schließlich eine Verschlechterung dar. So lange Sie sich aber nicht aus reiner Schikane in einer fast komplett leeren Bahn auf den einzigen taschenbesetzten Platz gesetzt haben, muss Sie das nicht bekümmern.
Was jedoch in den 20 Prozent der Fälle, in denen "darf ich?" nicht ausreicht? Wenn irgendeine Art von Widerspruch die Antwort ist, sei es "nein" oder "es ist doch anderswo noch was frei" oder "ich brauche den Platz"? Sie brauchen darauf inhaltlich nicht einzugehen, es gibt eine einfach Formel. Sie sagen: "Ich bestehe darauf!" Das ist sozusagen eine Zauberformel, nach der es wirklich nicht mehr viel zu besprechen gibt. Die Lage ist klar, der Platz wird geräumt.
Und wenn nicht? Wie oft passiert das? Was macht man dann?
In meinen 30 Jahren Bahnfahrerfahrung kam es dazu genau zwei Mal. Ich würde sagen, im Schnitt setze ich mich bei jeder fünften Bahnfahrt auf einen Taschenplatz. Also bisher 2.400 Mal. Zwei Taschenkrisenereignisse entsprechen somit weniger als 0,1 Prozent wirklich schlechten Benehmens, denn der Rest ist Gedankenlosigkeit, oder auch Versunkenheit in Gedanken, in Musik, in Bücher.
Dennoch, was macht man bei Taschenkrisen? Das kommt auf das eigene Temperament an. Vielleicht bricht man in Tränen aus. Vielleicht beginnt man zu schimpfen, Vielleicht setzt man sich einfach auf die Tasche drauf. Es ist eigentlich total egal, 0,1 Prozent, darüber muss man sich keine vorbereitenden Gedanken machen, das kann man spontan entscheiden und wenn es daneben geht, naja. 0,1 Prozent. Das ist auszuhalten.
Ich war beide Male zunächst höflich-gefasst und sagte: "Bitte nehmen Sie die Tasche weg, sonst muss ich es tun." Einmal hat das gereicht, das war gut. Einmal nicht (wir sind nun bei 0,05 Prozent. No Fear!). Als es nicht gereicht hat, habe ich getreu dem Erziehungsgrundsatz "nie etwas androhen, das man nicht umzusetzen bereit ist" die Tasche weggenommen und in den Gang gestellt. Also, ich wollte sie in den Gang stellen, war aber plötzlich nicht mehr höflich-gefasst sondern enerviert und habe sie folglich nicht ordentlich gestellt sondern geworfen.
Flugs waren zwei Plätze frei, einer für mich und einer für meine Tasche, also theoretisch, praktisch dachte ich, dass sich da vielleicht jemand, also jemand anders als zuvor, hinsetzen möchte; ich bin ein höflicher und vorausschauender Bahnfahrer (außer, ich bin gerade gedankenversunken oder bei 0,05 Prozent). Ich würde dieses Ereignis eher in der Mitte zwischen Erfolg und Misserfolg einstufen.
Aber wie gesagt, 0,05 Prozent. Alles ist gut. Taschen auf Sitzplätzen sind kein Problem auf dieser Welt.
Heute vor zig Jahren:
Nach Spanisch habe ich total Ärger mit meinen Eltern, weil ich mir einen Termin falsch aufgeschrieben und vergessen habe.
Um 18 Uhr kommen Ah, Marco und Mig, wir gehen zur Haltestelle und treffen Turek, der gerade von der Polizeiwache kommt, weil er da aussagen sollte wegen der Aktion von Sunny im Februar. Wir holen Pe ab und gehen dann zum karl, wo wir einen leeren Kasten abholen, den wir für ihn wegbringen. Dann gehen wir zur Pommesbude, wo die Jungs total rumprollen und sich peinlich benehmen. Deshalb gehen Pe und ich um 20 Uhr nach Hause.
Wenn Sie mal so richtig provozieren wollen, besorgen Sie sich irgendwo zwei Kinder und nutzen sie den nächsten Schneetag, um in der Fußgängerzone Eis in der Waffel zu kaufen und schneespazierend zu verzehren. Das scheint die Leute deutlich mehr aufzuregen als jede Subkultur oder Hundekacke oder was einen sonst noch eben aufregt.
Der Heimweg betrug etwa 1 km, mit Schneespringen, Eisschliddern und was so dazugehört also maximal 20 Minuten. Wie viele Leute haben uns angesprochen? Ich weiß es nicht, ich habe aufgehört, zu zählen. Eigentlich jeder. Zwanzig? Fünfundzwanzig? So Pi mal Daumen. Ob es nicht zu kalt sei (nein). Ob's schmeckt (ja). Ob denn auf der Straße noch nicht genug Eis sei (hä?). Das könnte ich ja jetzt nicht (macht nix). Das ist doch nicht gesund (Schwachsinn). Eis, bei dem Wetter... (offensichtlich). Konnten Sie nicht auf den Frühling warten (warum denn)? Und so weiter. Und dann wieder von vorne. Was treibt diese Leute?! Neulich fragte mich ja auch eine Frau auf der Straße, ob es wirklich notwendig sei, dass ich jetzt, dort, unterwegs, Kaffee trinke. Aber ja, natürlich war das notwendig, nicht, dass es die Frau etwas anginge, aber ob es wirklich notwendig sei, dass sie fremde Leute schräg anquatscht, musste ich dann auch noch fragen. Darüber hat sie sich dann echauffiert. Man begreift es nicht.
Heute war ich natürlich zu allen ganz nett und habe die Fragen geduldig beantwortet. So dass das Besuchskind am Ende "Du kennst aber viele nette Leute hier!" sagte.
Naja.
Heute vor zig Jahren:
Die Bio-Klausur ist okay. Russische fällt aus. In Englisch habe ich eine 1-. Ich treffe mich mit Pe und wir erledigen Einkäufe. Um 19 Uhr gehen wir nach Hause.
Jo. Hat geschneit. Von oben nach unten, von unten nach oben und auch waagerecht. Morgens fuhr keine S-Bahn, es gab aber auch keinerlei Informationen, so dass ich auf gut Glück zum Bahnhof ging (Achtung: die S-Bahn fährt in dieser Stadt nicht am Bahnhof. Am Bahnhof fahren nur ein paar Züge pro Stunde, die diversen S-Bahnen fahren alle paar Minuten an einer Haltestelle woanders los). Dort kam gerade ein 80 Minuten verspäterter Regionalexpress, in dem ich der einzige Fahrgast war.* Nachmittags konnte ich das Kind mit dem Schlitten von der Schule abholen - alle anderen Kinder fanden das ganz toll und wollten das auch, so dass mich alle anderen Eltern jetzt hassen.
Schneit immer noch. Vielleicht kann ich morgen mit dem Schlitten ins Büro. Muss mir nur noch ein paar Hunde beschaffen, die den ziehen können. Vielleicht lerne ich morgen früh kurz wen mit Schlittenhunden kennen. Dann ist das alles gar kein Problem.
*Den gesamten Weg über hatte ich einen Ohrwurm, und zwar "I will survive", wobei es in meinem Kopf als "I will arrive" ablief, mit entsprechend modifizierten Text. Als der Zug am Rapunzelturm eintraf, war der gesamte Text fertig, im Büro habe ich aber sofort alles wieder vergessen, was soll man sich lange mit nervigen Bahnerlebnissen aufhalten. Trotzdem schade...
Heute vor zig Jahren:
Alles wie immer. Vor Sport treffe ic an er Bahn Ah, Turek und Marco ujnd erozähle ihnen die Odyssee von Samstag. Abends lerne ich Bio weil morgen eine Klausur ist.
Die Straße ist immer noch gesperrt, man merkt es aber am Geräuschpegel nicht mehr, denn nun fahren alle einfach verkehrt herum in die Einbahnstraße rein. Nicht, dass es mich stören würde. Nachdem die gesamte Familie inklusive Besuch die vier Wecker, die die Kinder sich zum Zwecke einer Mitternachtsparty gestellt hatten überhört hat, machen so ein paar Autos nichts aus. Und tatsächlich kann ich mich bei Lärm besonders gut konzentrieren und verbrachte den Vormittag lesen und schreibend in der Küche, während die Kinder von mir völlig unbemerkt einen Raum nach dem anderen verwüsteten. Manchmal kommt hier ein Freund zu Besuch und einer der ersten Sätze ist meist, welche Windrichtung derzeit herrscht und dementsprechend aus welcher Richtung die Flugzeuge kommen, mit welcher Lärmentwicklung. Und wir wissen immer von nichts.
Selig sind die, die eine selektive Wahrnehmung haben.
Heute vor zig Jahren:
Nach einiger Zeit weckt Pe Steven und mich, weil es zu kalt ist, ujnd wir gehen zum MacD zurück, aber das hat schon zu. Als ich das sehe, kacke ich vollkommen ab und lege mich einfach auf die STraße. Irgendwie kommen wir dann zum Hauptbahnhof und setzen uns in den Warteraum. Steven, Mig und ich schlafen, mir ist es zu hell aber dann gibt mir Steven einen Handschuh von sich den ich mir übers Gesicht lege, dann geht es. Pe wird von einem Typen zugelabert der ihr nicht glaubt, dass sie nicht aus einem Land (Portugal oder Spanien oder so) kommt, weil sie so südländisch aussieht. Morgens um 6 kommt die Polizei und macht einen Kontrollgang, wir sagen, dass wir Frühaufsteher sind und auf einen Zug warten und der eine Polizist meint, er käme gleich nochmal zu uns, wir sollen sitzen bleiben und warten und als er sich umdreht rennen wir weg und verstecken uns in Passfotoautomaten. Um 7 Uhr gehen Pe und noch irgendwer Brötchen holen. Morgens um 9 Uhr fahren wir dann nach Hause, mir geht es total schlecht. Ich schlafe sofort und kann kein Wasser trinken. Das Mittagessen hilft ein bisschen. Später bade ich, Ah ruft an, aber ich kann mich heute mit keinem mehr treffen. Um 16 Uhr rufe ich Pe an, habe dann Kopfschmerzen und gehe um 18:30 Uhr schlafen.
In der Nachbarschaft wird ein kleiner Hund vermisst, Chihuahua, schwarz-weiß gefleckt, dies wurde Anfang letzter Woche auf Zetteln inklusive niedlichem Foto an Laternen und Ampeln um die Schule herum bekannt gegeben.
Es ist nur logisch, dass bei der ersten Gelegenheit, sprich: heute, Mademoiselle mit einer Freundin im strömenden Regenaufbrach, um diesen Hund zu finden. Für die Rettungsexpedition wurden zunächst Rucksäcke gepackt, nämlich mit Fernrohr, Katzenleckerli, Springseil, Mineralwasser, Haribo-Colafläschchen, Heftpflaster und Handy. Ich entschied mich, das Vorhaben zu begleiten. Zwar können zwei Achtjährige durchaus zwischen Wohnung und Schule unbeaufsichtigt flanieren, aber wer weiß, welchen gefleckten Hunden sie bis in die Tiefen des Flughafenbannwaldes hinterherlaufen würden.
Um gleich die unterträgliche Spannung zu nehmen: den Hund fanden wir nicht. Dafür gingen die Kinder aber auf dem kleinen Stück Weg zwischen Park und Haus verloren. Weil ich dachte, wir machen noch Hundeexpedition, während ich doch in Wirklichkeit schon ein gefährlicher Nazgul war, so dass sie Abstand hielten und dann nicht mitbekamen, wie ich ein eine Seitenstraße einbog und auch vor lauter Quasseln nicht auf den Weg achteten. Immerhin war aber ja die Ausrüstung vorbildlich, so dass zunächst eiin kleines Picknick in einem Torweg abgehalten und dann das Handy bemüht wurde. Das Telefonat verlief recht philosophisch:
Mademoiselle: "Mama?!"
Frau N: "Ja?"
Mademoiselle: "Wo ist du?!"
Frau N: "Vor unserer Haustür."
Mademoiselle: "Na das ist ja typisch!"
Frau N: "Ja, nicht? Wir wollten ja nach Hause gehen. Und wo seid ihr?"
Mademoiselle: "Also, das ist jetzt so eine Sache."
Frau N: (schweigt mittelmäßig geduldig)
Mademoiselle: "Also ich würde mal sagen, wir sind auf dem Weg nach Hause, und ich weiß auch, an welcher Stelle wir sind. Nur wie wir von hier weitergehen müssen, habe ich vergessen."
Frau N: "Was war denn der letzte Punkt, den du gut kanntest?"
Mademoiselle: "Die Steine, wo wir gehüpft sind."
Frau N: "Findest du dahin zurück?"
Mademoiselle: "Mama, ich bin nicht doof!"
Frau N: "Dann geht dahin zurück, und da denkt ihr dann mal scharf nach und konzentriert euch auf den Weg und kommt nach Hause."
So hat es dann auch geklappt.
tl;dr: Bei Scheißwetter stundenlang mit Fernrohr einen unbekannten Hund gesucht und dabei die Kinder verloren - was für eine bekloppte Aktion.
Heute vor zig Jahren:
Um 17 Uhr gehe ich zu Pe. Unterwegs treffe ich Ah und einen Typen nahmens Jaro, den ich mal vorher irgendwo kennen gelernt hatte und die ich bis zur Pommesbude begleite. Auf dem weiteren Weg zu Pe treffe ich Turek und Marco. Sie kommen dann alle mit zu Pe. Wir warten vor dem Haus und es kommen noch ein paar Bekannte von Marco dazu. Als Pe endlich fertig ist, ist sie etwas erstaunt, dass mehr als 10 Leute vor ihrer Tür stehen und wir gehen zur Bahn.
Als die Bahn endlich kommt, wollen die anderen nochmal zur Pommesbude, Pe und ich fahren aber schonmal zur Disco, wo wir den Frosch treffen, der aber bald wieder wegfährt.
Um 20 Uhr kommen die anderen und wir gehen nochmal zur Haltestelle, um auf Jana zu warten. Sie kommt kurze Zeit später mit Steven und Mig. Wir holen einen Kasten, Gummitiere, gehen aufs Klo, der übliche Ablauf. Der Schrank kommt noch und der Öttes, der sich komisch verkleidet hat. Dann entscheiden einige, zum Öttes nach Hause zu gehen, wir wollen da aber nicht hin und fahren in die Stadt und der Schrank, Steven und Mig kommen mit uns.
An der Tanke in der Stadt holen wir noch einen Kasten, als wir wieder draußen sind sehen wir, dass Mig noch eine Flasche Appelkorn mitgehen lassen hat und nehmen sie ihm weg und bringen sie zurück, weil es nicht erlaubt ist, unseren Lieblingstankwart abzuzocken. Mig ist total sauer auf uns, Pe, Jana und ich gehen dann zu MacD aufs Klo und treffen dort Rob und Oh, die wir zur Tanke zu den anderen schicken. Auf dem Klo gerät Jana plötzlich total in Panik. Der Schrank hat ihr in der Bahn ein g zur Aufbewahrung gegeben, weil Polizei in der Bahn war und er meinte, sie könnten sie nicht durchsuchen weil sie keine Frau dabei hatten. Nun kann sie es nicht mehr finden. Schließlich zieht sie sich komplett aus und wir durchsuchen jedes einzelne ihrer Kleidungsstücke und finden es in ihrer Strumpfhose.
Der Schrank hat unterwegs noch ein Mädel aufgesammelt, das er "Torte" nennt. Wir gehen dann wieder zur Tanke, wo Rob und Ah sind und mittlerweile auch der ekelhafte Stefan-dass-das-klar-ist mit seinen Freunden. Gegen Mitternacht gehen Rob und Ah, Jana ruft Zett an und will dringend zu ihm, sie ist, wie wir alle, total breit. Wir setzen sie in ein Taxi, das Zett bezahlt, und gehen dann wieder zur Tankstelle. Steven ist schon weg, dann fällt uns irgendann ein, dass wir zu spät sind, um nach Hause zu gehen. Wir rufen an, dass wir bei Mig schlafen, dann gehen wir in eine Kneipe und trinken ein Bier und gehen aufs Klo und verlieren Steven fast, und fotografieren den Schrank und seine Torte und tauschen mit ihr Adressen aus. Als wir vom Klo kommen werden wir fast rausgworfen, weil wir so taumeln.
Dann macht die Kneipe zu und wir gehen noch woandershin und verlieren auf dem Weg dahin Mig, gehen aber davon aus, dass er uns irgendwie wiederfinden wird, denn Pe hat seine Jacke mit Haustürschlüsseln und so drin an. Wir gehen noch in eine anderen Kneipe und Pe verliert einen Ohrring, ich finde ihn aber er fällt mir immer wieder runter und dann bücken sich alle danach und wir knallen alle mit den Köpfen zusammen, so findet uns Mig dann wieder und Pe und ich gehen ein bisschen an die frische Luft.
Als wir gerade wieder reinwollen, macht die Kneipe zu, also gehen wir woanders hin und lernen da vier Erwachsene kennen, einen aus Wien, einen mit Bart und zwei andere. Die labern uns zu von wegen versauter Zukunft und so und füllen uns ab. Sie geben Pe und mir Sekt und Tequila und daraufhin kotzt Pe und ich bringe sie schnellstens raus. Pe hat aber irgendeine Störung und begreift nicht, dass sie schon längst draußen ist, sie rennt immer hin und her und sagt "Bring mich hier raus, ich muss kotzen!". Als das ausgestanden ist gehen wir wieder rein, also wir wollen reingehen, aber finden die Tür nicht mehr. Pe findet sie schließlich. Irgendwann stehe ich mit Steven wieder draußen und wir wissen beide nicht mehr, warum wir rausgegangen sind, wir wollten irgendwas besprechen aber es fällt uns einfach nicht mehr ein, was. Also gehen wir auch wieder rein, wo der Schrank gerade mit einem der Erwachsenen Ärger hat, weil der die Torte angefasst hat und alles eskaliert und Steven holt so ne Mini-Gasknarre raus und wir rennen und sind plötzlich im Park. Da verlieren wir den Schrank und die Torte, weil es so dunkel ist. Schließlich schlafen Steven und ich auf einer Treppe ein und Pe hält Wache.
Es war heute ganz, ganz ruhig hier, denn wir wohnen in einer Einbahnstraße und die zuführende Kreuzung war ab morgens komplett gesperrt.
Warum das so war, ist mir noch unklar. Die Nachbarschaft spricht von irgendwas mit Gas, von irgendwas mit Kanal, von irgendwas mit Kabel. Leider habe ich mich nicht getraut, die diversen Overallträger, die auf der Kreuzung beschäftigt waren, zu fragen. Ich habe nämlich immer einen unglaublichen Respekt vor Personen, die auf Baustellen arbeiten, die dort also dieses schier unglaubliche Chaos überblicken und wissen, an welcher Stelle man nun ein Loch graben oder irgendetwas hinstellen muss, und wer was zuerst, damit daraus z.B. ein Haus entsteht oder eine Brücke. Ich kann nicht gut dreindimensional denken, zusätzlich würde es mich komplett wahnsinnig machen, dass überall Utensilien herumliegen und Stapel von irgendwas von dem ich nicht weiß, wan es an die Reihe kommt (oder manchmal auch, was es überhaupt ist), und man hat keinen Tisch, um die kleinen Sachen wie Hammer, Schraube, Taschenlampe abzulegen, alles trägt man bei sich oder es liegt eben verteilt auf dem Boden. Ich würde wahnsinnig.
Ich kam dreimal dort vorbei. Beim ersten Mal stand mitten auf der Kreuzung ein Auto, das einem Müllwagen ähnelte, und ließ aus einem dicken Schlauch weißen Schaum in einen Gulli laufen. An einer komplett anderen Stelle der Kreuzung buddelte ein roter Bagger ein tiefes Loch. An einer dritten Stelle taten Männer etwas mit einem Spaten und ein zweiter Bagger, gelb, war auch noch anwesend, stand aber nur herum.
Beim zweiten Mal war das Schaumfahrzeug weg. Dafür waren zwei Polizeiwagen gekommen, ein weißer Lieferwagen und ein blauer VW-Bus. Das tiefe Loch war tiefer und größer geworden, ein weiteres kleines Loch war vorhanden und an einer vierten Stelle - von beiden Löchern und dem Gulli mit dem Schaum entfernt - war ein weiterer Gullideckel angehoben und es fanden Gespräche mit einer vermutlich darin stehenden Person statt, von denen ich aber leider nichts verstand, weil der Bagger zu laut war.
Beim dritten Mal war der rote Bagger noch da und eine wirklich skurril kleine, konservendosenartig glänzende Teerkochmaschine auf Rädern leistete ihm Gesellschaft. Mir fehlt hier leider die Fachterminologie, aber man kennt doch diese großen Teerdinger, immer schmutzig und stinkend. Diese hier sah genauso aus aber in Miniatur, und ganz sauber, sie trug das Logo der Stadtwerke und es schien mir ein bisschen so, als hätte man sie in ERmangelung "richtiger" Teerkocher zu diesem Notfall an einem Samstagnachmittag irgendwo hervorgezerrt, wo sie zu Museumszwecken oder wegen der Niedlichkeit immer hübsch poliert ausgestellt war. Sie sah ganz genau aus, wie aus einem Bilderbuch, wie eine Verwandte von Henriette Bimmelbahn oder der Lokomotive Emma. Ich habe sie Tilda genannt. Offenbar war es Tilda gelungen, das kleine Loch und auch das große Loch wieder völlig zu verschließen, ohne sich auch nur im geringsten schmutzig zu machen. Das hat mich am meisten erstaunt. Dafür war nun die ganze Straße nass, mit Rinnsalen und Pfützen und allem. Welche Maschine das zuwege gebracht hatte, konnte ich nicht klären.
Ich muss am Montag mal eine Lokalzeitung kaufen.
Heute vor zig Jahren:
Nach der Schule ruft Ah an, erzählt aber nichts besonders interessantes. Ich mache Hausaufgaben und abends gehen wir ins Steakhaus Essen. Es schmeckt total gut und ist schön. Um 21 gehen wir nach Hause und gucken Fernsehen.
Morgens vor den ausgehungerten Katzen aus der Wohnung geflohen. Nach Schulablieferung des Kindes und Kaffee im Café zurückgekehrt, die Kätzin schnell in die Transporttasche zu stopfen (Lerneffekt: dauerte nur 2 Sekunden!) und unter Protest zum Tierarzt zu bringen zwecks Kastration. Zurück, um mir zwei Stunden lang vom Kater die Ohren vollmaunzen zu lassen (vermutete Bedeutung: "was hast du mit der Katze gemacht"??!). Kind abholen und mir drei Stunden lang vom Kind Geheule, Gemecker und Ausraster (nervositätsbedingt) anhören. Die Katze zurückholen und drei Stunden lang Kotze aufwischen und den Kater fernhalten.
Jetzt ist das Kind im Bett, die Katze unterm Bett und der Kater auf der Couch. Hurra, Ruhe!
Heute vor zig Jahren:
Russisch fällt aus und dem Stufenleiter fällt ein, dass ich Geschichte nicht hätte abwählen können und deshalb jetzt ab heute in den Geschichtskurs gehen muss. Da wird sofort eine Klausur geschrieben und ich raffe rein gar nichts.
Nach der Schule spiele ich Klavier, um 15 Uhr ruft Steven an und wir verabreden uns für heute Abend. Um 16 Uhr gehe ich zu Pe und um 17 Uhr sind wir vor MacD, wo wir Steven, der mal wieder zu spät kommt, die Fotos zeigen. Steven fährt dann wieder und wir gehen in den Irish Pub und schreiben Briefe an alle möglichen Leute. Um 21 Uhr fahren wir nach Hause. auf dem Bahnsteig treffen wir noch so einen Typen, der für eine Unterschriftenliste Unterschriften sammelt.
Und plötzlich mittendrin einfach so vier Tage frei, die ich komplett vergessen hatte. Gut, es ist nicht einfach so Urlaub sondern die Katze wird kastriert, dann ist Wochenende und dann fällt Montag die Schule aus, aber was soll's, frei ist frei und bedeutet, dass ich keine Büroklamotten waschen und keine Schuhe putzen und keine Tasche packen muss.
Sehr entspannt.
Heute vor zig Jahren:
Deutsch-Klausur zurückbekommen – 1. Abends Klavier. Um 20:15 ruft der Boxer an.
Im Büro gibt es ein neues, großes Projekt. Fest steht bereits das Budget, die Deadline und die Verantwortlichen, dummerweise nur hat man versäumt, das Ziel zu formulieren. Das heißt, es gibt verschiedene Varianten des Ziels, die aber eigentlich alle sehr unterschiedlich sind.
Da auch bereits Liefer-/Monatagezeiten und Ähnliches bekannt sind, ist abzusehen, dass die Deadline nur noch eingehalten werden kann, wenn sozusagen gestern richtig angefangen wird. Wir, also die Projektverantwortlichen, sind nun damit beschäftigt, gemeinsame Nenner aller bisher angedachten Zielzustände herauszufinden, um auf diese Weise zu einem ungefähren Plangerippe zu kommen.
Parallel dazu ist in meiner Fortbildung gerade die Einheit "Projektmanagement" dran. Es ist lustig, wie Theorie und Praxis auseinanderklaffen können. So als ob die eine von der Existenz der anderen überhaupt nicht wüsste.
* * *
In der Schule gibt es eine Frau, die einen Schulkiosk macht. Das hat sie sich selbst ausgedacht und ein Konzept entwickelt und die Schulleitung hat es genehmigt. Mit dem Kiosk sind - aus diversen Gründen - alle (außer den üblichen paar Mimimi-Eltern) sehr glücklich, es gibt dort belegte Brote, Obst und Selbstgebackenes, manchmal Müsli, manchmal Joghurt, manchmal Suppe oder Hotdogs. Wenn einem also mal übers Wochenende das Obst geschimmelt und das Brot ausgegangen ist oder umgekehrt, man also mal keine Lust hat, ein Schulbrot zu machen, oder ein Kind hat, das sowieso noch nie ein Schulbrot gegessen sondern es seit fast zwei Jahren täglich unberührt wieder nach Hause getragen hat, egal wie viel Mühe sich die liebende Mutter gemacht hat, die sogar fast schon Sternchen und Herzchen ins Gemüse geschnitzt hätte bis sie sich auf ihre Kernkompetenz, nämlich Pragmatismus, besann - aus unerklärlichen Gründen bin ich jetzt gerade abgeschweift und habe nun den Faden verloren.
Die Frau macht jedenfalls den Kiosk, gleichzeitig bezieht die Frau Hartz IV oder ALG II, das weiß ich nicht genau, was bedeutet, dass ihr Verdienst auf dieses Geld angerechnet wird und sie hinterher nicht mehr hat als vorher. Bis auf eine Pauschale, die irgenwie berechnungsfrei bleibt und sich, glaube ich, zwischen 100 und 200 Euro irgendwo befindet. Nun gibt es eine Gruppe von Eltern, die möchten, dass die Frau hinterher mehr Geld hat als vorher. Wie das mit legalen Mitteln zuwege gebracht werden soll, konnte aber keiner davon sagen. Woraufhin besagte Eltern dann radikal umschwenkten: wenn die Frau sowieso nicht mehr Geld hinterher hätte, könne man ihr auch gleich nur die Pauschale geben und der Rest Geld geht an die Schule.
Nur: warum sollte das so sein? Warum sollte die Frau nicht für den Teil ihres Lebensunterhaltes, für den ihr das möglich ist, selbst aufkommen und statt dessen die Schule (also: der Förderverein, die Schule kann das gar nicht, aber egal) eine Zusatz"spende" aus - über einen Umweg - Soziallseistungen beziehen?
Muss ich das verstehen?
Heute vor zig Jahren:
Schule ist nervig. Nach dem Geigen treffe ich Mig vor unserem Haus. Kurz danach kommt auch Ah und wir verabreden uns für nach Sport beim Karl. Nach Sport gehen wir auch dahin. Es ist irgendwie skurril: Ahs Vater ist da, der Skelett und seine Tante (Stewardess, besoffen, erkältet) mit einem kläffenden Hund. Wir reden mit Ah darüber, dass er über uns gelästert hat, aber er gibt es nicht zu. Außerdem zeigen wir ihm ein paar Photos.
Auf dem Rückweg lasen wir uns Migs Telefonnummer geben und reden mit Ah noch über Jana.