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    Sonntag, 20. Januar 2013
    Blogging November - 446

    Die Putzfrau kam ja letzte Woche nicht. Heute Nacht offenbarte mir dann ein Traum, dass sie im Urlaub eingeschneit worden war, mit dem Auto. Rettung nahte zum Glück bald, allerdings in krimineller Form, so dass sie umgehend entführt wurde. Man schickte Beweisstücke für ihre Entführung (zum Glück keine Körperteile, aber es hätten Körperteile sein können, theoretisch!) an mich, weil man wusste, dass ich über diverse Kontakte verfüge, die an einer Freilassung der Putzfrau dringend interessiert sind (tatsächlich sind mir 7 Haushalte, in denen sie tätig ist, bekannt!). Die Beweisstücke kamen aber nicht an sondern landeten in einer Packstation in Berlin. Die Geschichte kennen Sie schon.

    Das erfuhr ich natürlich alles erst später, und auch, dass in Ermangelung des Lösegeldes der Megaschlüsselbund plus Adressliste der Unglücklichen herhalten sollte. Es fuhr also ein Auto mit kriminellen Insassen durch das Rhein-Main-Gebiet - alle Schlüssel waren reich verziert und mindestens unterarmlang, tatsächlich nahm der Schlüsselbund den gesamten Beifahrersitz in Anspruch, das kriminelle Volk musste bis auf den Fahrer hinten sitzen - das konnte ich alles von oben sehen, weil ich über der Stadt herumflog. Während der Fahrt verwandelte es sich von einem Kleinwagen des Typs Opel Corsa über einen Van in einen mittelschweren LKW, der die entsprechenden Wohnungen anfuhr und mitnahm, was sich lohnte - bei uns waren das natürlich die Katzen.

    Gerade, als die Katzen auch wieder über irgendeine Packstation zurückgeschickt werden sollten, wachte ich auf und fand nicht nur beide Katzen unter der Bettdecke, sondern auch eine erkärende SMS der Putzfrau auf dem Handy vor.

    Alles ist gut.




    Heute vor zig Jahren:

    In der Schule ist alles ganz normal, nur machen wir die letzte Stunde blau. Um 14:30 Uhr ruft Ah an und sagt dass sie, also Marco und er, um 17 Uhr kommen und dass wir uns mit ihnen treffen sollen und sie sich nie mehr so benehmen wie vorgestern und auch wissen, dass das total doof war. Um 17:30 Uhr ruft er wieder an und sagt, sie wären um 18 Uhr an der Bahnhaltestelle und wir sollten dahin kommen. Wir springen natürlich. Von der Haltestelle aus gehen wir erstmal zu Marco, wo Ah was ist, dann zu Pe, wo wir den Langhaarschneider holen und dann zu mir, wo Ah Marcos Flat nachrasiert. Dann fahren wir in die Stadt.

    An der Bahn treffen wir ein paar Leute aus der Schule und von vor der Disco neulich, außerdem ist Jana da und der Scooter Steven von neulich, mit dem sie jetzt zusammen ist. Als wir Jana sehen, bekommen wir einen Schreck denn sie sieht plötzlich aus wie Cleopatra - sie hat sich die Haare blauschwarz gefärbt und kleopatrahaft schneiden lassen. Pe und ich verschwinden in einer Seitenstraße, wo wir uns etwas erholen, Pe muss auf den Schock erstmal kotzen und als wir zurückkommen geht Ah mit Jana etwas bereden und weil es uns zu lange dauert, gehen wir in den Irish Pub. Nach und nach kommen da auch alle anderen an, außer Ah und Jana. Steven macht sich Sorgen um Jana, aber nach ungefähr einer Stunde kommt sie mit Ah zurück und will dann mit mir noch irgendwas bereden gehen aber ich habe keine Lust dazu, diese Berederei nervt schon bei den Mädchen in der Schule immer, ich weiß echt nicht, wieso alle so auf dieses "was bereden" stehen.

    Marco soll um 23 Uhr zu Hause sein und ist nicht mehr fähig, dahin zu fahren. Pe ist gerade mit Jana zu einer Unterredung verschwunden und ich beschließe, Marco schnell nach Hause zu bringen, Ah richtet das alles aber nicht richtig aus denn dadurch verpassen Pe und ich uns und ich stehe bei ihr vor dem Haus und weiß nicht genau, was ich jetzt machen soll. Nach einiger Zeit entschied ich mich, zu klingeln, aber da kam gerade Pes Vater aus dem Haus, um Pe, die angerufen hatte, mit dem Auto abzuholen. Ich fuhr mit und wir
    trafen sie an er Haltestelle.

    Freitag, 18. Januar 2013
    Blogging November - 445

    Morgen passiert etwas Spannendes. Also - vielleicht. Morgen holt nämlich Frau Kittykoma ein Paket (oder sowas) aus einer Packstation in Berlin ab.

    Die aufmerksamen Leser wissen, dass ich nicht in Berlin wohne und auch nicht in der Nähe. Ich war zwar neulich mal in Berlin, jedoch nicht für so lang, dass ich dort gleich Post empfangen müsste. Sowieso habe ich auch nichts bestellt, jedenfalls nichts an eine Packstation und alles andere ist auch angekommen, und ich konnte beim groben Überfliegen sämtlicher Konten keine überraschenden Abbuchungen feststellen.

    Es ist also mehr oder weniger mysteriös, warum ich ausgerechnet in Berlin ein Päckchen erhalten sollte. Besser gesagt: zwei. Vor zwei Wochen war nämlich schon einmal eins dort, am Potsdamer Platz. Das habe ich noch weitestgehend ignoriert, anstrengend wurde es erst, als die Packstation am Potsdamer Platz für einen Tag defekt war (was, das wussten Sie nicht?) und mir dies gemailt wurde und weitere Statusupdates über die Verfügbarkeit und alles doppelt und per Mail und SMS, also zig Mal. Nachdem Potsdamer Platz aufgegeben hatte, meldete sich nun Sonnenallee mit einer neuen Sendung. Habe ich gleich mal gegoogelmapt - das einzige, was ich auf dem Bild kannte, war die Hasenheide, aus einem Hörspiel, das ich mal als Kind auf Kassette hatte (Der Sängerkrieg der Heidehasen - seien Sie nachsichtig, es ist lang her).

    Wo war ich, achso: ich wurde neugierig. So überlegte ich laut vor mich hin (lautes Vor-mich-Hinüberlegen läuft bei mir häufig über Twitter), ob ich mir eine gleichermaßen vertrauenswürdige wie abenteuerlustige Person in Berlin suchen sollte und schwupp! hatte sich sich diese seltene Kombination in Gestalt von Frau Kittykoma gefunden!

    Hurra, nun werden wir alles erfahren! Also: ich hoffe hurra. Vielleicht ist auch was ganz Doofes drin oder vielleicht - das wäre wirklich schade - ist die gesamte Geschichte einem technischen Fehler geschuldet. Das wäre besonders langweilig.

    Aber noch bin ich guter Dinge und außerordentlich neugierig!




    Heute vor zig Jahren:


    Ich mache die ersten beiden Stunden blau, weil ich endlich mal wieder ausschlafen will. Schule ist so wie immer. Nach Spanisch steht Marco vor der Schule, um sich nochmal zu entschuldigen, was aber auch nur
    Gelaber ist und besser hätte er sich bei dem Typen entschuldigt. Ich gehe nicht Fechten sondern fahre in die Stadt und kaufe ein Shirt, danach fahre ich zu Pe und rasiere ihre Haare anders.

    Mittwoch, 16. Januar 2013
    Blogging November - 443

    Mysteriöse Zeiten. In Berlin liegen zwei Packstationsendungen für mich, die Putzfrau ist verschollen, die Gemüsekiste enthält immer noch jede Woche einen Kürbis, obwohl ich das schon Anfang Dezember abbestellt hatte und mein Kind schläft unter dem Bett statt darin.

    Vielleicht liegt es ja auch an mir, vielleicht wohne ich in Berlin und habe gar keine Putzfrau, dafür aber ein unendliches Kontingent an Hokkaido bestellt. Und das mit dem Kind ist vermutlich normal.




    Heute vor zig Jahren:

    Schule ist ganz normal. Danach gehe ich nach Hause und mache mich schick und gehe dann zu Pe, denn die Oma hat Geburtstag. Um 16.30 Uhr fahren wir dann nach Köln, wir sitzen mit einem Bundeswehroffizier in einem Abteil, der uns die Welt erklärt. In Köln besichtigen wir den Dom und suchen Pizza oder sowas. Es gibt dort aber nur eckige Pizza, die wir nach langem Zögern kaufen. Sie schmeckt abartig. Wir gehen auch nach McD aufs Klo, McD ist auch abartig dort und das Klo nicht so sauber wie bei uns. Bei Karstadt kaufen wir dann Kinderschokolade, Joghurette und Cola und setzen uns in die Fußgängerzone. Wir warten, bis es dunkel ist, dann gehen wir nochmal zum Dom und gucken hoch und dann gehen wir zum Konzert. Das Konzert ist total genial. Wir lernen ein paar Leute da kennen, die uns teilweise auf den Schultern tragen, weil wir kleiner als die anderen sind und nicht gut sehen können. Danach laden uns die Leute, die wir kennengelernt haben, noch in eine Kneipe ein. Eins der Mädels hat sich beim Tanzen an der Nase verletzt und sie meint, das Nasenbein wäre gebrochen. Wir werden eingeladen, in einem Auto mit Motorschaden zu übernachten und kriegen beide ein T-Shirt geschenkt, aber wir lassen uns dann doch lieber von Pes Vater abholen. Gegen 1:30 Uhr sind wir zu Hause.

    Dienstag, 15. Januar 2013
    Blogging November - 439

    Wenn Sie mal nicht wissen, was Sie kochen sollen, machen sie Dal und Naan. Rezepte kann man googeln, wichtig finde ich am Daal, dass frischer Spinat drin ist und am Naan, dass es viel ist.

    Wir hatten Hähnchen in Sesamkruste dazu. War auch lecker aber passte nicht gut ins Konzept Außerdem, wenn man gerade das Katzenklo sauber gemacht hat, gibt es gedankliche Interferenzen.

    Nächstes Mal gibt es dazu Raita. Das geht immer.




    Heute vor zig Jahren:

    Schule ist ganz normal. Nach dem Geigen fahren Pe und ich zum CD-Verleih, wo wir zufällig Sunny und Ah treffen. Mit den beiden laufen wir so herum, sie wollen unbedingt Bier kaufen und nerven herum, weil sie kein Geld haben, so dass wir sie stehen lassen und nach Hause fahren. Abends gehe ich Fechten.

    Montag, 14. Januar 2013
    Blogging November - 438

    Wir hatten mit Mademoiselle eine lange Krümelmonsterphase, sprich, einen Zeitraum, in dem sie fast ausschließlich mit einer kleinen Krümelmonsterfigur aus Hartplastik spielte, diese “tappi tappi” über alles Erreichbare machen ließ und die beim Essen mitaß und beim Schlafen mitschlief. Sesamstraße hat sie allerdings nie gesehen, nur ein paar Youtube-Clips. Krümel war wohl hauptsächlich deshalb so beliebt bei ihr weil er blau und griffig war. Und sehr klein - ständig haben wir ihn irgendwo gesucht. Und irgendwann hatte er keine Augen mehr, sie waren abgenuckelt - das Kind war auch noch sehr klein.

    Danach folgte eine mehrjährige Urmel-Phase, die noch immer nicht vollständig abgeschlossen ist. Die Version der Augsburger Puppenkiste. Über bestimmt ein Jahr hinweg schaute Mademoiselle ausschließlich die vier Folgen mit den Marionettenpuppen und sonst gar nichts, sie kann sie noch heute alle auswendig. Die zwei Stoffurmels werden heiß und innig geliebt – es sind zwei, weil Urmel I im Kindergartensandkasten verloren ging und daher Urmel II angereist kam, um es zu vertreten. Im nächsten Sommer jedoch baggerte ein Kindergartenkind zufällig Urmel I wieder aus. Es verbrachte einige Zeit in der Waschmaschine, hat seitdem (wie Krümel) keine Augen mehr, ist aber genauso frech wie vorher und erzählt horrende Lügengeschichten aus seiner Zeit als Oberkönig unter dem Kindergartensandkasten. Urmel II ist hübscher, neuer, grüner aber hat nicht das Standing von Urmel I - eine Lektion für's Leben.

    Ganz kurz gab es einen Ausflug in die Lillifee-Welt, der aber nach wenigen Wochen von Jim Knopf beendet wurde. Zum Glück. Denn Lillifee ist zwar nicht ganz so doof, wie viele Außenstehende meinen, aber doch schon ziemlich doof. Die Jim-Knopf-Phase ging einen Winter, den wir mit einem Springseil am Maindamm verbrachten – ich oben mit dem einen Ende des Seils, Mademoiselle in der Mitte mit dem anderen Ende, "Rette mich, Lukas, rette mich!" brüllend. Etwa zeitglich war Mademoiselle Bibi von Bibi Blocksberg / Bibi und Tina (wie perfide von den Machern, die kleine Hexe Bibi eines Tages auf einen Reiterhof verreisen zu lassen, darüber werde ich nie hinwegkommen!!). Aber zum Glück nie ortgleich, denn Bibi und Tina war (und ist) nur mit genau einer Freundin aktuell. Alle anderen mussten für einen Winter Jim Knopf spielen.

    Der Frühling kam und damit SuperMario. Kein Weg mehr durch die Stadt, ohne auf Gullideckel zu springen und „pling!“ zu rufen oder Laternenpfähle hochzuklettern und „Bonuslevel“ zu krähen. Ich hatte die Rolle Luigis inne, der immer mal wieder „oh-oh…“ oder „oh noooo!“ quiekte.

    Aber dann kam Harry Potter. Ich gebe zu: ein bisschen hatte ich Angst, dass die Harry-Potter-Angelegenheit nie abflaut. Zu umfangreich, zu vielschichtig, zu ausgearbeitet. Nichts wie Urmel, wo man, bei aller Zuneigung, einfach irgendwann durch ist. Mein gedanklicher Zeitrahmen war in etwa „bis zum Eintreten der Pubertät“. Jedoch oh höret die Entwicklung nach nur einem Jahr und einem halben: Im Hause Novemberregen featured jetzt Frodo Beutlin, formerly known as Hermine Granger. Wie gut, dass man den Hogwarts-Mantel und den Zauberstab problemlos in Elbenumhang und Schwert umfunktionieren kann! Drachen werden auch weiterhin benötigt. Die Wahrsagekugel von Professor Trewlaney ist nun Palantir, der Sehende Stein. Sämtliche gesammelte Devotionalien sind also weiterverwendbar. Und zwei deutliche Verbesserungen gibt es: während in Harry Potter bekanntlich ständig Festmahle stattfinden, kann ich aktuell das ungeliebte Schulbrot als Lemba verkaufen. Und wenn Mademoiselle keine Lust hat, weitere Wege zu Fuß zurückzulegen, raune ich ihr "Stell Dir vor wir gehen nach Mordor! Du bist Frodo, ich Sam. Die Leute hier sind alle Orks!" zu. Dann läuft sie wie ein Uhrwerk.




    Heute vor zig Jahren:

    Um 12 Uhr steht Marco bei mir vor der Tür und ich fahre mit ihm in die Stadt. Er schlägt vor, Rob zu besuchen, aber als ich zustimme, will er doch nicht mehr. Wir fahren dann mit der Bahn weiter und treffen einen Typen aus meiner Schule, der ein paar Klassen höher ist und immer mit Bomberjacke rumrennt. Marco kenn den irgendwoher. Auf der Rolltreppe pöbeln Marco und die Bomberjacke einen anderen Typen an, weil der angeblich seine Finger an der Bomberjacke abgewischt hat. Ich sage den beiden, die es ja noch nicht wissen, dass in Gegenwart von Pe und mir oder von Pe oder von mir keine Leute angegriffen werden, das ist Gesetz, wobei am besten überhaupt keine Leute angegriffen werden, auch nicht, wenn wir nicht da sind. In der Altstadt laufen wir Ah über den Weg. Ah trägt eine rote Jacke mit „Specials“-Aufnähern, die er von Jana geliehen hat, und sagt, er hat mit Glatze aufgehört und läuft jetzt ska-mäßig rum. Außerdem hat er ein blaues Auge weil sein Bruder ihn weggeschlagen hat und er war auch im Krankenhaus. Wir hängen dann vor einer Tanzschule ab, es ist ziemlich langweilig, lauter Tanzschulenleute kommen raus und alle prollen herum, ich sage, ich wollte mal aufs Klo gehen und fahre dann einfach nach Hause. Dort rufe ich Pe an und erzähle ihr die Neuigkeiten von Ah.

    Montag, 14. Januar 2013
    Blogging November - 437

    Wenn Frau Herzbruch und ich gemeinsam eine Veranstaltung besuchen, ist die Unterhaltung nicht immer so wie erhofft. Das muss man nach dem heutigen Abend wohl sagen. Wir gehen zum Glück gar nicht oft gemeinsam zu Veranstaltungen, meistens sitzen wir am Küchentisch, essen, trinken und reden und machen nebenher was im Internet oder machen was im Internet und reden nebenher. Einmal waren wir allerdings bei Jesper Juul, was eine Katastrophe war, wir mussten hinterher erstmal was trinken gehen. Heute waren wir bei einem Theater mit Essen und das Essen war super, die Getränke auch, insofern sitzen wir nun am Tisch und verarbeiten den Rest.

    Zugegeben: der weit überwiegende Teil, ungefähr 46 von 50 Personen, hat sich köstlich amüsiert, ist mitgegangen, hat gelacht, geklatscht, gejohlt. Nur Frau Herzbruch und ich nicht - ich habe mir erst die Leute angeschaut, verständnislos bis amüsiert-gerührt, dann habe ich Frau Herzbruch in ihrer wachsenden genervten Versteinerung beobachtet und überlegt, woher ich bloß die andere Frau mit ihrem Mann, die beide nicht so mitgerissen waren, kannte. Ich habe es noch immer nicht herausgefunden, Sprechstundenhilfe oder vielleicht auch irgendwas, das mit dem Kind zu tun hat, aus einem dieser Zusammenhänge kenne ich sie, irgendein Zusammenhang, in dem man kompetent-entschlussfreudig und ein wenig distanziert erscheint. Irgendwann wird es mir einfallen.

    Und warum hat es uns nicht gefallen? Ich überlege immer noch. Frau Herzbruch sagt: "Aus allen Gründen." Ich bin unschlüssig. Es ist nicht so, dass ich mich nicht manchmal über die flachesten Witze scheckig lachen könnte, wenn die Situation stimmt. Mein Amüsement muss nicht feinsinnig sein. Hierüber beispielsweise bin ich fast krepiert. Ich weiß es also nicht, vielleicht muss man das einfach so hinnehmen.

    Aber eines Tages werden Frau Herzbruch und ich auch noch ein Unterhaltungsprogramm finden, bei dem wir nicht hinterher kopfschüttelnd vor Lachen auf der Straße zusammenbrechen, weil es alles so absurd war.




    Heute vor zig Jahren:

    In Deutsch streite ich mich mit dem Lehrer über eine Stelle in Don Carlos, in der zweiten Hälfte der Stunde hat dann aber der Referendar Lehrprobe und ich soll still sein. Die Stunde danach fällt aus und in Bio soll die Klassenarbeit besprochen werden, also gehe ich einfach nach Hause denn ich hatte ja eine 1, da muss ich nichts besprechen. Wir gehen einkaufen und danach zu Pe, dann fahre ich nach Hause und Pe fährt mit ihren Eltern zu einer Taufe. Gegen 13 Uhr gehe ich nochmal los, Haarspray kaufen und Briefe einwerfen, dann lese ich. Gegen 17 Uhr klingelte es und zu meiner Überraschung kam Sunny mit einer mir unbekannten Person zu Besuch. Es handelte sich um so einen Marco der mir sagte, er hätte einen Ruf als gefährlicher Schläger aber er sei gar nicht so. Er wirkte auch nicht sonderlich gefährlich, jedenfalls nicht, wenn man ständig einen Z auf den Fersen hat. Geistesgegenwärtig entfernte ich uns aber erst einmal alle aus unserer Wohnung, wir gingen dann in eine Kneipe zum Billiard spielen und Marco war sehr, sehr gut. Es stellte sich heraus, dass Marco gern Ah und Phil kennenlernen würde und mit Rob, also meinem "Zwillingsbruder" in einer Klasse war, bis er sitzengeblieben ist (Marco, nicht Rob). Wir gingen dann zu Marco und er holte aus seinem Zimmer Geld und eine Baseballschläger und dann fuhren wir in die Stadt. Dort trafen wir den Scooterboy, den wir neulich schonmal gesehen hatten, er heißt Steve. Wir gehen in eine Kneipe und später kommen zwei extrem unsympathische Glatzen dazu, die auch beide an dem Tag da waren, als wir Z. kennengelernt hatten, nämlich der H. und der Sonderbare, und setzen sich zu uns. Ich denke die ganze Zeit, dass Steve die vielleicht näher kennt. Der Sonderbare setzt sich zu mir und sagt, dass wir ja Z kennen würden, was ja auch stimmt. Und dass Z Interesse an uns habe. Er war mir etwas unheimlich, so dass ich sagte, ich müsse mal telefonieren, und zu einer Telefonzelle ging und Pe anrief, um mit ihr zu beratschlagen. Sie empfahl mir, einfach nicht zurückzugehen, was ich auch tat, ich spazierte also durch die Altstadt Richtung Bahn, um nach Hause zu fahren. Plötzlich kam mir Marco entgegen und war beleidigt, dass ich einfach verschwunden war. Ich wollte ihm das alles nicht erklären und schlug vor, zur Disco zu fahren, er wollte noch die Leute aus der Kneipe holen aber ich stieg einfach in die Bahn und so kam er mit. Vor der Disco lernte ich noch einen weiteren Scooter nennen, den „Frosch“, der sehr nett war. Es war ganz lustig. Gegen 22:30 Uhr ging ich zur Tankstelle, wo ich Steve zufällig wieder traf. Während ich mich mit ihm unterhielt, gab es einen Skandal, nämlich hatte Marco 3 Bierflaschen geklaut und wurde erwischt und musste sie einzeln abgeben, als viertes zog er dann den Baseballschläger aus der Jacke und dann wurde die Polizei gerufen, alles sehr kompliziert und ich haute mit dem Frosch und Steve ab. Um 23:30 nahm ich die Bahn, vor meiner Haustür stand Marco und war schon wieder beleidigt, wir redeten noch ein bisschen, dass ich keine Lust habe, mit ihm viel zu machen, weil er mit komischen Leuten abhängt und anstrengend ist, und er wollte sich aber unbedingt öfter treffen.

    Samstag, 12. Januar 2013
    Blogging November - 436

    Wir üben gerade, dass das Kind mal allein zu Hause bleiben kann. Haha. Das ist natürlich völliger Schwachsinn. Mademoiselle hat keinerlei Probleme damit, allein zu Hause zu sein. Erstens findet sie, sie ist nicht allein, weil ja die Katzen da sind, zweitens ruft sie an, wenn was ist oder geht zu den Nachbarn. Es ist total einfach.

    Also: ich übe gerade, das Kind mal allein zu Hause zu lassen. Und ich konnte das bis neulich, als quasi die halbe Straße während der 5-minütigen Alleinzeit abgebrannt ist (es war nur ein halbes Stockwerk gegenüber, aber ist in meiner Erinnerung nun schon zu mehreren Straßenzügen angewachsen), fällt mir das schwer. Aber es wird, gestern ließ ich sie sogar allein mit dem Bus nach Hause fahren, das wollte sie schon lange mal, es lief gut und alle waren zufrieden, ich war auch zufrieden, und nassgeschwitzt.

    Heute wollte ich einkaufen, sie nicht, also blieb sie zu Hause. Ich wollte ins Einkaufszentrum, das ist etwa 1 km entfernt. Man kann geradeaus und dann links gehen und durch die Fußgängerzone den Haupteingang hinein, oder geradeaus und dann rechts und dann über eine Nebenstraße durch das Parkhaus hinein. Ich gehe immer hin den einen Weg und zurück den anderen, warum sollte ich auch grundlos zweimal denselben Weg gehen. Nach "geradeaus" muss ich also nur entscheiden, in welche Option ich als erste nehme, eifrig denke ich schon ab der ersten Ecke darüber nach, überlege hin- und her, diskutiere mit mir, spiele die Möglichkeiten durch und komme jedes Mal zum selben Schluss: hin durchs Parkhaus und zurück durch die Fußgängerzone, wobei eben nicht, denn zurück nehme ich immer eine signifikante Abkürzung, die mich durch ein Outlet und über einen Hinterhof fast direkt an der Kreuzung der Entscheidung ausspuckt und den Weg damit auf etwa 600 Meter verkürzt!

    So dachte ich auch heute, und dann dachte ich: Moment! Die Abkürzung kann man doch auch auf dem Hinweg nehmen! Und jetzt ganz im Ernst: das war mir vorher noch nie eingefallen. Das ist doch einfach unglaublich, so etwas simples über Jahre hinweg nicht zu sehen und immer wieder über die optimale Reihenfolge der beiden Wege nachzudenken, die letztendlich beide falsch sind.

    Wie auch immer, jetzt weiß ich es. 400 Meter schneller zurück bei Mademoiselle, hechelhechel, da brennen glatt ein paar Häuser weniger ab. Wir üben das. Ich übe das. Das wird.




    Heute vor zig Jahren

    Schule wie immer und nach der 7. Stunde holen wir mit Papa und dem Vater von Tanja unsere Ski ab und brachten sie zum Skigeschäft. Dann fuhren Pe und ich noch ein bisschen herum und kauften Zugfahrkarten nach Köln. Gegen 18 Uhr war ich zu Hause und spielte mit der Ratte und schrieb Briefe.

    Samstag, 12. Januar 2013
    Blogging November - 435

    Gestern noch den Hausmeisterinnenmann getroffen, als ich abends auf dem Weg zur Garage war, um einen Sack Katzenstreu zu holen. Ich hatte ein Teppichmesser dabei. Mein Teppichmesser. Ich habe ein eigenes Teppichmesser, orange, das eigentlich niemand außer mir anfassen soll, das lässt sich aber nicht gut durchsetzen, also muss es nur auf jeden Fall immer in die Besteckschublade zurückgelegt werden. Ich wurde schon häufiger von Gästen gefragt, warum in meiner Besteckschublade ein Teppichmesser liegt. Das ist ganz einleuchtend: die Küche ist bei uns eine Wohnküche, sämtliche Kartons und Pakete zerrt man also beim Heimkommen in die Küche und möchte sie dort öffnen. Mit Scheren herumzuprokeln ist mir zu albern, ich benutze dazu ein Teppichmesser, und wehe, das liegt nicht in der Küchenschublade. Weiter brauche ich das Messer zur Reinigung des Ceranfeldes, um Katzenknabberstangen in kleine Stücke zu zerteilen, Martinslaternen zu basteln und Plätzchenteig oder Knete in spezielle Formen zu schneiden.

    Das Katzenstreu besteht aber nun aus zwei 14-kg-Säcken in einem Karton, der Karton steht in der Garage, ich wollte nur einen Sack auf einmal tragen, daher hatte ich das Teppichmesser dabei. Alles ganz und gar logisch.

    Der alkoholisierte Hausmeisterinnenmann verkannte jedoch die Lage gründlich. Erst schwankte er erfreut auf mich zu, stolperte dann erschreckt zurück, um nach einem kurzen Moment des Nachdenkens wieder jovial von der Seite angetaumelt zu kommen und "Isch weiß wofür du das Messer has, das is guuuuut!" zu raunen und "Eine Frau mussich verteidign könn. Sollich mitkomm?" "Ähm, wohin, in die Garage?!", fragte ich. "Die sinnich inner Garage", erwiderte er. "Die stehen noch vorrer Türe." Es stellte sich heraus, dass der Hausmeisterinnenmann im Hof torkelte, weil es kurz zuvor einen Klingelstreich gegeben hatte und seine Frau ihn schickte, nach dem Rechten zu sehen. Und in mir glaubte er, bewaffnete Verstärkung gefunden zu haben.

    Das ist aber alles ganz nebensächlich, der springende Punkt ist, dass ich heute wieder mit einem Päckchen nach Hause kam und das Teppichmesser nicht finden konnte. Wo habe ich es nur gestern Abend abgelegt?




    Heute vor zig Jahren:

    In der 2. Biostunde hat Pe Skiausleihe und ich tue einfach so, als hätte ich auch nochmal Skiausleihe und gehe mit. In Mathe gibt es eine Arbeit zurück: 1. Nach der Schule steht plötzlich Z vor der Schule, zusammen mit einer kleinen anderen Glatze. Sie bestehen darauf, uns zur S-Bahn zu begleiten, Z sagt, er hätte Sehnsucht nach uns gehabt. Wir steigen dann in eine ganz andere S-Bahn, als wir eigentlich müssten, und erst, als wir sicher sind, sie abgeschüttelt zu haben, fahren wir nach Hause. Anja ruft an, dass sie meine Bioarbeit mitgenommen hat und ich da auch eine 1 habe.

    Nach dem Essen rief Pe2 an, erzhählte aber nichts interessantes. Spanisch war auch langweilig, zum Fechten ging ich nicht und statt dessen mit Pe spazieren und sie meinte, als wir um eine Ecke bogen, Z an einer Bushaltestelle zu sehen und zog mich schnell zurück. Wir gingen dann einen großen Bogen nach Hause und trafen eine aus unserer Klasse, die uns sagte, heute wäre ein Skin an unserer Schule gewesen, der uns gesucht hätte.

    Donnerstag, 10. Januar 2013
    Blogging November - vielleicht 434

    Im Büro gibt es vielleicht eine Zeitschleife.:Vor ein paar Tagen bekam ich von einem Mitarbeiter eine Mail er habe gerade in der Post Unterlage A und B erhalten, er würde mir A weiterschicken, ob ich B auch bräuchte. Ich bat darum, beides zu schicken.

    Heute kam Unterlage B. Ich kratzte mich am Kopf, suchte die Mail von neulich heraus und schrieb nochmal, es habe vielleicht ein Missverständnis gegeben, B sei jetzt da, aber was wäre mit A?

    Postwendend schickte der Herr ein Flame an seine Sekretärin und mich, es könne nicht sein dass die Hauspost mehrere Tage für ein Stockwerk braucht und er habe exakt am Montag, den 7.1.2013 A in einem Umschlag und B einfach so zum verschicken auf ihren Tisch gelegt, nämlich gerade zu dem Zeitpunkt, als er selbst die Unterlagen druckfrisch erhalten hatte, jemand habe seine Unterlagen gestohlen oder verloren, sowieso würde nie irgendwer irgendwas gut für ihn erledigen, alle wären inkompetent.

    Die Sekretärin und ich dachten angestrengt nach. Sie konnte sich gut erinnern, B verschickt zu haben, hatte A und Umschlag aber nie gesehen. Und die Postverteilungsperson und ich hatten auch keine Erinnerung an einen derartigen Umschlag. Sicherheitshalber schaute ich in meinen Akten nach, manchmal erledigt man bekanntlich mehr, als man je für möglich gehalten hätte. Tatsächlich fand sich dort Unterlage A. Allerdings: abgelegt Anfang Dezember letzten Jahres. Um noch einmal ganz sicher zu gehen, zog ich die Liste hervor, in die ich eintrage wer was abgegeben hat. Der Herr war mit Unterlage A eingetragen, die Liste wird mit automatischem Datumsstempel ausgedruckt, dieser war von Dezember 2012.

    Man sieht sich dann im ersten Moment mit wehenden Fahnen durchs Büro ziehen, eine flammende Rede halten und Beweis A, B, C auf den Tisch des Unruhestifters knallen. Aber so läuft es ja nicht. Tatsächlich schlägt man ein bisschen den Kopf auf die Tischplatte, rollt mit den Augen und murmelt: "Ich habe keine Zeit für so einen Schwachsinn." Dann ruft man den Idioten an und sagt: "Ich habe den Umschlag gerade gefunden. Er lag auf meinem Tisch und hing hinter einem anderen fest. Tut mir leid, dass es so ein Durcheinander deshalb gab." Und dann schweigen alle etwas verblüfft - die Sekretärin, man selbst und nicht zuletzt auch der Angerufene. Vielleicht gibt es doch keine Zeitschleife. Und wenn darüber alle Beteiligten Bescheid wissen, ist alles in Ordnung.




    Heute vor zig Jahren:

    In der Schule ist in der 1. Stunde ein Frühstück und in der 2. eine Projektbesprechung und dann gehen wir ins Theater. Zu Klavier kann ich nicht gehen, weil das Theaterstück so lange dauert.

    Mittwoch, 9. Januar 2013
    Blogging November, ähm, 433?

    Ich bin ganz aufgeregt, heute habe ich nämlich spontan für Mademoiselle und mich eine Kurzreise nach Venedig gebucht. Also: Flug und Hotel. Das Hotel ist, wenn man den Bewertungen trauen darf, mittendrin in allem, hat winzige, aber saubere Zimmer, sehr nettes Personal und ist saumäßig laut. Das passt zu uns, da müssen wir uns nicht zusammenreißen. Und das Frühstück ist schlecht, was ebenfalls zu unserer guten Laune beitragen wird, denn mit Mademoiselle kann man nicht ausgiebig, also eigentlich gar nicht, frühstücken, aber ein schlechtes Frühstück möchte ich ja sowieso nicht, also gibt es keinen Streit. Der Kaffee soll akzeptabel sein. In manchen Ecken der Zimmer gibt es wohl auch kostenfreies WLan. Das war bei der Buchung selbstverständlich nicht ausschlaggebend. Der Flug hat kindgerechte Zeiten und ist ohne Umsteigen. Und zwischen erstem Gedanken und finaler Buchung vergingen etwa 60 Minuten. So muss es sein.

    In den nächsten Wochen möchte ich dann herausfinden, was wir uns in Venedig an drei Tagen am besten anschauen. Was wir unbedingt sehen/machen wollen. Und, ganz wichtig: was man dabei haben muss, um mit einem eigenen Kind, das aber einen anderen Naachnamen trägt, über eine Schengen-Grenze gelassen zu werden.

    Halten Sie sich mit Tipps bitte nicht zurück!




    Heute vor zig Jahren:

    Sport fällt aus, was uns aber erst an der S-Bahn von einer aus unserer Klasse gesagt wurde. Mathe fällt auch aus, weil alle zur Knievermessung und Skiausleihe müssen. Um 15 Uhr gehe ich zu Pe und wir machen Großeinkauf: CD-Verleih, Gutscheinladen, schwarze Hose, Ohrposter für Walkman, vegetarischen Brotaufstrich. Gegen 19 Uhr sind wir zu Hause und ich spiele ganz lange mit der Ratte.

    November seit 6599 Tagen

    Letzter Regen: 17. April 2024, 22:25 Uhr