Mademoiselle besitzt eine kleine Gießkanne in Schneckenform, von der Oma geschenkt. Die Oma neigt dazu, hübsche Sachen zu schenken, die leider völlig unfunktional sind. Die Schnecke ist insofern eine Ausnahme, als dass sie weder funktional noch hübsch ist. Sie war mal aus billigem rosa Plastik, ist jedoch in der Sonne ausgeblichen, so dass sie nun aus billigem madenfarbigen Plastik ist. Sie hat vorn, also am "Mund", eine Öffnung, etwa so groß wie ein Locherloch. Klar, dass es mir viel zu lange dauert, bis da mal ausreichend Wasser herausgekommen ist. Nun mag diese Minimalöffnung für Kinder super sein, weil nur wenig daneben geht (es sei denn die Kinder werfen die Kanne wutentbrannt auf den Boden, weil sie die Geduld verlierent). Jedoch hat die Schnecke am anderen Ende, am Häuschen, oben, aber unsinnigerweise weiter unten als die Mundöffnung, ein ca. 2-Eurostück großes Loch zum Befüllen. Hält das Kind die Schnecke also nicht nach vorn, zum gießen, sondern waagerecht, zum tragen - aber nicht ganz exakt waagerecht, schwappt hinten alles raus. Aber einfach hintenheraus gießen klappt wiederum nicht wegen der schneckenanatomischen Rundung, es läuft dann alles an der Schnecke herunter. Ich betrachte die Gieißschnecke also seit geraumer Zeit mit einem gewissen Hass.
Heute musste ich aus handwerklichen Gründen die komplette Treppenhausfensterbank (auf welche verbannt die Gießschnecke ihr Dasein fristet) abräumen. Ich schleppte also diverses Grünzeug nach oben und hatte die halbleere Schnecke dabei unter den Arm geklemmt. Und beim Hochsteigen jeder Stufe rülpste die Schnecke und ergab sich dann in einem kleinen Schwall genau in den Blumentopf, den ich in der linken Hand trug.
Es kommt jetzt beim Erzählen nicht so rüber, war aber schon enorm witzig!
Heute vor zig Jahren:
Nachdem wir fertig geduscht und uns fertiggemacht haben (ca. 13 Uhr) begannen wir mit den Vorbereitungen, den Phil anzurufen. Wie immer konnten wir uns nicht entscheiden, wer von uns, weil jeder dachte: „Wieso gerade ich?“. Um ca. 14:45 Uhr hat Pe dann angerufen. Phil kannte uns natürlich nicht mehr, erst als Pe ihm das Stichwort „Verfahren, Bundesbahn“ gab wusste er, wer wir sind. Er erinnerte sich an die mit der Geige und die mit den schwarzen Haaren. Insgesamt haben wir erfahren, dass Phil jetzt meistens raucht und deshalb verblödet ist, dass Illy und er sich psychisch ähnlich sind, d.h. niemandem nachlaufen aber schon zuschlagen, dass er jetzt ganz normal rumläuft und sich die Haare abgeschnitten hat und dass wir dringend in 15 Minuten mit Strapsen bei ihm sein sollen, weil er uns etwas verkaufen wolle. Er geht nur noch kurz mit dem Hund raus und repariert sein Fahrrad.
Wir gingen sofort los und trafen dort Phil, einen Fischli (sah aus wie die Fischlis aus den Knabberzeugpackungen) und einen anderen an. Zuerst hatten wir die Wohnung nicht gefunden, aber eine aus dem Fenster hängende Frau wies uns den Weg durch ein halbvermodertes Treppenhaus ohne Fensterscheiben. Das Haus sah von innen aus wie eine Müllhalde und das Zimmer von Phil war unbeschreiblich. Nachdem wir aus einer Blubber geraucht hatten, wollten wir gehen, was sich als schwer durchführbar bewies. Irgendwann schubsten wir kurzerhand mit Gewalt den den Weg versperrenden Phil zur Seite, der daraufhin verwirrt war und bahnten uns den Weg nach draußen, vorbei an dem bissigen Hund, den Phil bändigte. Das „etwas“ haben wir nie gesehen, was vielleicht fair ist weil wir ja auch keine Strapse trugen. Zu Hause haben wir Dire Straits gehört.
Das große Fest ist vorüber und ich muss mal sagen: das war eine richtig coole Party.
Die Gäste waren für 13:13 Uhr geladen - zwei kamen allerdings gut eine Stunde früher, unangekündigt, was mir leichte Schweißausbrüche verursachte, denn Mademoiselle war noch außerhäusig unterwegs. Es hat sich aber alles gefunden. Die Zauberschüler wurden dann mit Zauberstäben (angemalte asiatische Ess-Stäbchen), magischen Kreaturen (Stofftiere) und Schulsachen (Marmeladenglas als Zauberkessel, Plastikrührlöffel, Schulheft und Bleistift) versorgt. Danach konnten sie sich im Gemeinschaftsraum kennenlernen (Flaschendrehen und Blinzelmörder bis alle fertig waren).
Ich erteilte sodann eine Unterrichtsstunde im Fach "Alte Runen", was ich sehr knapp gehalten hatte, ist ja Party und nicht Schule. Die etwas älteren konnten sich von dem Thema aber kaum losreißen und folgen den jüngeren nur widerwillig zum Fach "Zaubertränke". Zaubertränke war der Knaller, was mich nicht erstaunte, denn in Wirklichkeit musste mich mich schon die ganze letzte Woche zusammenreißen, um nicht selbst mal was auszuprobieren: geschälte Litschis (Konserve) als Augäpfel, Graupen als Maden, Tapiokakugeln als Schneckeneier, grünes Wackelpuddingpulver als geriebene Krokodilhaut, Zucker als Glassplitter, getrockneter Ingwer als Knochensplitter, Vanillepudding mit grüner Lebensmittelfarbe als Krötenschleim, verdünntes Malzbier als Sumpfwasser und so weiter kamen wir auf insgesamt 40 Zutaten und 14 Zaubertrankrezepte.
Dann hatte Hagrid in seine Hütte (Garage) zu Kaffee und Kuchen geladen. Keiner weiß, wie es kam, aber im Kuchen steckte ein Brief von Dumbledore, in dem er die Schülerschaft zur Mithilfe aufforderte: eine Prophezeiung musste gefunden werden. Die Suche begann mit Aufstellaufgaben (der Größe nach, dem Alter nach, der Schuhgröße nach etc.), wobei es für jede gelöste Aufgabe Schlüsselbünde gab. Dann musste ein Rätsel gelöst werden, das zu einem grünen Plastikhaus auf einer Fensterbank führte. Dort fand sich der Hinweis, dass in jedem Schulheft ein Buchstabe versteckt ist (auf Post-it), und sich daraus das nächste Lösungswort ergibt. Das Lösungswort lautete "Kühlschrank" und konnte - das hat mich sehr erstaunt - ohne Tipp nicht gefunden werden. Im Kühlschrank fand sich ein Umschlag mit einem Logikrätsel, für das ich ca. 20 Minuten veranschlagt hatte. Beim Ausprobieren habe ich selbst etwa 5 Minuten gebraucht. Umso irritierter war ich, als die Kinder nach wenigen Sekunden mit der Lösung vor mir standen und verlangten, dass ich den Briefumschlag mit der richtigen Zahl unter den sechs am Kronleuchter aufgehängten Umschlägen anreiche. Darin war nun der Hinweis, Proferssor McGonagalls Handtasche müsse durchsucht werden, und zwei Kinder lenkten mich mit versiertem Smalltalk ab, während die übrigen neun die (mit einem Vorhängeschloss gesicherte) Handtasche öffneten und einen weiteren Hinweis und eine Schachtel Stecknadeln entnahmen. Der führte in ein abgeschlossenes Zimmer, dort lagen Unterlagen in Runenschrift auf einem Tisch, diese mussten entschlüsselt werden und ergaben ein weiteres Rätsel. Die Lösung dazu, Handtuch, wurde nach etwas Hin und Her erraten, an ein Handtuch angesteckt der nächste Brief, der ein Symbol enthielt, gefunden. Das Symbol fand sich ebenfalls auf einem Buch in der Bibliothek (verbotene Abteilung, logisch). Darin der Tipp, im Koffer von Mad Eye Moody nachzuschauen. Den Koffer fanden die Kinder im Schlafzimmer (ebenfalls Vorhängeschloss), darin Leuchtstäbe und die Erklärung, die Prophezeiung befände sich an einem sehr dunklen Ort und könne mit den Stecknadeln vernichtet werden.
Ein mit Alufolie umwickelter und mit Glitzer gefüllter Luftballon wurde also aus dem Keller geholt und im Hof zerpiekst.
Die johlende Meute wurde im Anschluss im Hof behalten, dort fand "Verteidigung gegen die dunken Künste" (Völkerballvariante) statt, während die Hauselfen das Abendessen vorbereiteten. Während/nach dem Essen konnten sich Schüler auf Wunsch einzeln oder in Zweiergruppen die Karten legen lassen.
Zum Abschluss wurde im Honigtopf eingekauft - da die Eltern schon Sturm klingelten, wurde dieser Teil der Veranstaltung etwas hektisch. Leer ausgegangen ist aber natürlich niemand, und die Kinder, die verspätet abgeholt wurden, brauten noch eine Runde Zaubertränke.
Heute vor zig Jahren:
Sowi-Klassenarbeit – das ist genauso schlimm wie eine Doppelstunde Sowi, eigentlich noch schlimmer weil man in einer Doppelstunde an was anderes denken kann und bei der Klassenarbeit nicht und da muss man dann Sachen aufschreiben, die man sowieso schon weiß, zwei Stunden lang, ich wäre vor Langeweile beinah gestorben. Und wenn man nichts weiß, ist es auch nicht besser, dann guckt man zwei Stunden lang auf ein leeres Blatt. Ich verstehe dieses System „Schule“ nicht.
Nach der Schule läd Marco uns zu einer Fete bim Kuli ein. Wir gehen hin.
Da gibt es einiges zu hören, nämlich dass der Ah mit Glatze aufhören will und er mit einer Jana zusammen ist die er aber verprügelt hat, weil sie schlecht über Illy gesprochen hat, und dann war Ah nämlich wieder mit Illy zusammen und dann wieder nicht und doch und nein. Und jetzt hat er Ärger mit „seinen Leuten“ und, hahaha, Altstadtverbot und deshalb läuft er jetzt mit „so ner“ (Handbewegung 50 cm) Gaspistole rum und tritt Scheiben ein und ist ein Schlimmer und wird von den Skins gehetzt, wenn sie ihn sehen. Außerdem ist Marco mit dem einen Kind aus zwei Klassen unter uns zusammen (sieht jedenfalls so aus) und die anderen sind alle wie früher. Der Kuli hat auch eine Freundin, eine Popse die ganz lustig ist. Wir übernachten beim Kuli und hören die ganze Nacht seine Razzia-Platten als Schlaflieder. Im Allgemeinen nervt es uns, dass der Ah jetzt der „arme Verfolgte“ ist uns unsere Probleme keiner ernst nimmt. Aber in die Altstadt will mir uns keiner, sehr sonderbar. Am nächsten Morgen fahren wir zu Pe und essen erstmal.
Morgen ist die große Party. Natürlich ist alles noch sehr geheim, fest steht nur, dass dies den krönenden Abschluss bilden wird:
Ansonsten bin ich gerade ein wenig erschöpft.
Heute vor zig Jahren:
Wir gucken uns nochmal genau den Stadtplan an und welche Häuser in Frage kommen dass Illy da wohnen könnte, eigentlich sind es nur drei. Also gehen wir in eine Telefonzelle und rufen die drei Nummern an und jetzt haben wir sie.
Langsam verdichten sich die Angstzustände, mich irgendwo übers Jahr verzählt zu haben und am 1. November dazustehen und es sind keine 365 Tage um. Und dann geht die Suche los...
Das mit der Numerierung war eine ziemlich schlechte Idee.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Es gibt auf dem Schulweg neuerdings einen Hundeautomaten. Der Hudeautomat ist ein Kaugummiautomat, der anstelle von Kaugummis kleine Hunde in einer Plastikkapsel enthält.
Vorgestern kam uns der erste Hund ins Haus - Mademoiselle hatte ihn auf dem Heimweg von der Schule vom Restfrühstücksgeld (in der Schule gibt es jetzt einen Kiosk, der Frühstück verkauft - einer der wenigen guten Aspekte der nervigen Gesundes-Frühstück/Zuckerfreier-Vormittag-Bevormundungsaktionen der Grundschule. Am Kiosk gibt es interessanterweise u.a. Brote mit Putenwurst, Brote mit Geflügelwurst, Brote mit Aufschnitt (Geflügel) und Brote mit Wurst, Sternchen an Wurst und "Aus Rücksicht unserer muslimischen Mitmenschen bieten wir nur Geflügelwurst an", vielen Dank für die Rücksichtnahme an die "muslimischen Mitmenschen". Nein, ich habe das nicht thematisiert. Ich kann durchaus mal den Mund halten und wenn jemand Frühstück verkauft und sich gleichzeitig um den Genitiv bemüht wollen wir mal mit Grammatik und Logik nicht so sein) gekauft.
Wo waren wir, Hunde, Hundewurst gibt es nicht, aber es war Geld übrig und davon kaufte Mademoiselle einen Hund. Ich wusste davon nichts. Gestern dann meldete sie, sie würde mit dem Mittwochskind mal kurz zum Kaugummiautomaten gehen. Sie kehrten mit 10 Hunden zurück. Heute fragte das Kind nach dem Einkauf, ob wir beim Hundeautomaten vorbeilaufen könnten:
Frau N: Was wollen wir denn da?
Mademoiselle: Vielleicht einen Hund kaufen?
Frau N: Haben wir nicht schon ausreichend Hunde?
Mademoiselle: Ich möchte, dass Du das mal siehst.
Vor dem Hundeautomaten:
Frau N: Aha. Ja, nett, oder?
Mademoiselle: Können wir einen Hund kaufen? Oder drei?
Frau N: Warum denn einen oder drei?
Mademoiselle: Lieber drei.
Frau N: Aber wozu denn, wie viele Hunde brauchst Du denn noch?
Mademoiselle: Eigentlich möchten wir ALLE Hunde befreien. Ginge das?
Frau N: Wer ist denn wir??
Mademoiselle: Ich und meine Hunde!
Ich bat mir aus, darüber zu schlafen. Seitdem rechne ich, wie viele Plastikkapselhunde wohl in dem Automaten sein mögen - halb leer ist er immerhin schon. In den finanziellen Ruin stürzen würde der Hundekauf uns nicht, ist aber andererseits natürlich überhaupt nicht sinnvoll. Jedoch: wer kann schon von sich behaupten, alle Hunde aus einem Kaugummiautomaten gerettet zu haben? Ich gebe zu: ein wenig reizt mich der Gedanke.
Heute vor zig Jahren:
Streit mit Pe, ich habe echt keinen Bock mehr, dauernd nur mit ihr irgendwas zu machen und finde, wir sollten mal wieder neue Leute kennenlernen und dazu ist die Altstadt eben der beste Ort. Ich finde ich die Altstadt nämlich genial. Wenn man so ne geile Altstadt hat, muss man doch auch hingehen, sonst ist man doch schon blöd. Da hängt man im Park rum wo man in der Stadt so gut Leute beobachten könnte. Pe will da nicht hin wegen Illy aber ich lasse mich doch nicht von einer hysterischen Skin-Tusse tyrannisieren. Die macht auch sowiso nichts. Ich will jedenfalls wieder mit Pe in die Altstadt, weil man da noch am ehesten Leute trifft, im Park und am Bahnhof sind ja nur Gestalten. Wenn wir die Illy treffen sagt sie halt, wir sollen „mal schnell gehen“ und von mir aus können wir das dann ja machen, ich habe Pe auch versprochen dann keine Bockigkeitsanfälle zu haben, wobei wir sehr gerne von mir aus auch dann NICHT gehen können, die kann ja gehen.
Auf dem Weg zum Büro gibt es einen Gemüsehändler, der es wirklich drauf hat. Ja, tatsächlich, ich habe einen Gemüsehändler neben dem Gemüsemann. Zum einen reicht die Kiste manchmal nicht für eine Woche, zum anderen vergesse ich manchmal, etwas für die Pause mitzunehmen und drittens sieht es bei dem Büroweggemüsehändler immer so lecker aus. Und< er hat es drauf, was man daran merkt, dass er auf den Wunsch "5 Feigen bitte" erst einmal "wann essen?" fragt. Und wenn man "3 heute, 2 morgen" antwortet, sucht er genau die passend reifen Früchte heraus, legt die einen in Papiermanschetten und die anderen nicht oder legt eine Serviette als Trennlinie zwischen die für heute und die für morgen oder sonst irgendwie was, damit man auch bloß nicht in der falschen Reihenfolge isst. Ich weiß das sehr zu schätzen, Obst sollte immer genau richtig reif sein.
Übrigens haben derzeit die griechischen Feigen Saison. Die finde ich besonders lecker.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes, außer dass Pe und ich versehentlich und ohne das abgesprochen zu haben ganz genau gleich angezogen in der Schule erscheinen.
Tagesanfang heute: ich mache Mademoiselle eine Frisur. Das ist schwierig, mit einer Hand muss man bürsten, mit der anderen Mademoiselle festhalten, damit sie nicht davonhuscht. Das Haargummi klemme ich mir aus diesem Grund beim Bürsten zwischen die Zähne - es muss sofort greifbar sein, sonst ist das Kind weg, es ist aber auch keine Hand frei. Das Haargummi hinterlässt einen sehr penetrant-fremden Geschmack an meinen Zähnen. "Was ist das eigentlich für ein Haargummi, das schmeckt total fies!", sage ich. "Das hab ich neulich in der Turnhalle auf dem Boden gefunden", sagt mein Kind.
Unschön.
Heute vor zig Jahren:
Wir waren Trödeln und haben ganz schön viel Geld eingenommen. Pe2 kam und hat total viel erzählt. Sie hängt jetzt öfters mit dem Oh rum und man hört es ihr an. Am See und so und sie kann uns auch was besorgen, aber psssst.
Nachmittags kam Pe noch.
Eine Schatzuche/Schnitzeljagd für 11 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren zu entwickeln, bei der sich die Älteren nicht langweilen, aber die Jüngeren nicht auf der Strecke bleiben, ist eine Herausforderung. Die Herangehensweise erinnert ein bisschen an Binnendifferenzierung im Schulunterricht und so scheint es, als würde sich tatsächlich für alles, was man mal gelernt hat, im Leben noch eine Anwendungsmöglichkeit finden. Die Planung umfasst gut vier Seiten und es wird mit verteilten Infos und verschiedenen Schlüsselbünden gearbeitet, die es erfordern, an zentralen Punkten eine geschlossene Gruppe zu sein. Gleichzeitig sollte die Tour so liegen, dass den Erwachsenen ausreichend Zeit bleibt, die Winkelgasse in ein düsteres Arbeitszimmer und anschließend in den Honigtopf zu verwandeln (Bettlaken zum Abdecken diverser Zimmerecken hilfreich) sowie den Unterrichtsraum "Zaubertränke" in die "Große Halle" samt Abendessen umzudekorieren.
Ich bin sehr gespannt.
Heute vor zig Jahren:
Bei uns machen wir Salat. Um 21 Uhr fahren wir zum HBF. Da sind wir rumgerannt und haben zu allem Unglück noch die nervige Diana aus unserer Klasse getroffen, worauf wir das rumrennen einstellten, um sie nicht nochmal zu treffen. In Sachen Illy: Wir kaufen einen Stadtplan, holen aus einer Telefonzelle ein Telefonbuch und wir haben eine Info über die Schulbezirke, die wir aus dem Sekretariat haben. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie man ihren Nachnamen schreibt. Trotzdem, wer weiß wozu man das mal braucht. Man kann nie genug über seine Feinde wissen. Auf dem Bahnsteig meditieren wir, vom Nebenbahnsteig tönten die Hosen. Am S-Bahnhof sind plötzlich Neonazisprüche gesprüht, also holen wir unsere schwarzen Sprühdosen und übersprühen das alles bis man es nicht mehr lesen kann. Dann gehen wir nach Hause und finden wir haben uns eine Mitternachtsmahlzeit verdient.
Es ist ganz komisch ohne Haustier. Ein bisschen befreiend und ein bisschen leer, vermutlich ist es ähnlich, wenn das Kind mal auszieht.
Wie der Tag ansonsten herumging, kann ich gar nicht sagen. sie würden mich ja für völlig verrückt halten, wenn ich sagte, dass wir ununterbrochen Zaubertrankrezepte bearbeitet und Schachteln für Bertie Botts Bohnen gebastelt haben.
Kommen wir zum Wetter: kalt ist es hier noch immer nicht. Wo ist denn dieser Temperatursturz, von dem alle reden? Als ich abends mit T-Shirt und Sandalen auf dem Rad unterwegs war merkte ich aber doch diesen gewissen scharfen Unterton des lauen Sommerwindes. Was ich in diesem Zusammenhang gerne noch wüsste: seit wann machen wir eigentlich so ein Gedöns um "meteorologische Jahreszeiten"? Ist die Sache mit dem Sonnenstand nicht viel besser? Mir geht das auf die Nerven und ich will das nicht mehr hören, es ist total redundant wenn doch der meteorologische Herbst immer am 1.9. anfängt, ständig zu sagen, dass heute, am 1.9., Überraschung, der meteorologische Herbst anfängt, weil der 1.9. ist. Bla. Mit sowas kann man mich ärgern.
Heute vor zig Jahren:
Ich habe Pe2 angerufen, sie will mal mit uns reden. Sie geht nicht mehr in die Altstadt, dafür ist Illy jetzt bei ihr auf der Schule, aber sie hat kaum noch mit ihr zu tun -> findet sie scheiße.
Abends sind wir in den Park gefahren und zuerst waren wir am Spielplatz, auf dem wir immer sind, wenn wir blau machen und haben uns auf der Platte da gedreht. Irgendwann sind wir dann zur Holzburg gegangen, woraus Onkelz-Krach ertönte und auf einmal drei Prolls herauskamen und fragten, ob wir nicht mitfeiern wollten. Sie hätten alles zum Rauchen und Trinken da. Unter der Bedingung, dass sie die peinliche Musik ausmachen, sind wir mitgegangen. Um ca. 10 Uhr wollten sie in ne Kneipe und uns mitnehmen, aber in der Öffentlichkeit wollten wir dann doch nicht mit denen gesehen werden, also gingen wir zum Bahnsteig und fuhren nach Hause.

Heute vor zig Jahren:
Nix besonderes.