Ich habe heute leider nur ein Foto für Sie..
Puh, knapp. Und boah, noch nie so lang für einen der letzten 127 Posts gebraucht wie jetzt mit ein Bild hochladen am komischen Rechner von Frau Herzbruch...
Übrigens finde ich es unangenehm, wenn Leute auf mich zugehen. Nicht Fremde - Menschen, die ich kenne, mit denen ich verabredet bin, auf die ich warte oder sie auf mich, und dann kommt der eine oder der andere und man entdeckt sich und geht sich entgegen.
Ich selbst weiß in solchen Momenten plötzlich nicht mehr, wie ich gehen soll. Ich fange an zu stolpern. Ich weiß auch nicht, wie ich gucken soll, probiere verschiedene Gesichtsausdrücke durch und ende zwischen Hasengrimassen und Grinsen. Meine Arme scheinen merkwürdig lang und an ungünstigen Positionen am Körper befestigt.
Der Blick auf mein Gegenüber ist aus der Ferne merkwürdig genau - das, was man sonst nie sieht, ist plötzlich offensichtlich. Mein Vater ist ein alter Mann. Streicht meine Schwester sich schon immer die Haare mit dieser Bewegung aus der Stirn? Wie komisch es eigentlich aussieht, wenn Handtaschen an Leuten baumeln! Wirken die Füße der Kollegin nicht merkwürdig groß?
Das ist mir alles zu intim. Meinem Wunsch und eigentlich auch meiner Überzeugung nach sollte es zur Etikette gehören, dass Personen, die aufeinander zu gehen, die Augen schließen. Oder rückwärts gehen. Oder mindestens den Blick auf den Boden richten, bis sie der Fußspitzen des anderen gewahr werden. Ab da ist man wieder im sicheren Bereich.
Im Supermarkt vor dem Billigalkoholregal vier Jugendliche, vor dem gegenüberliegenden Zeitschriftenregal Frau N., noch mit Fahrradhelm weil in Eile.
Jugendliche: "Ey, was hast Du Helm auf?"
Frau N: (spricht nicht mit Fremden)
Jugendliche: (rempeln gegen Frau Ns Einkaufswagen) "Ey, nimm Helm ab! Hier ist Supermarkt. Ist hier nicht gefährlich!"
Frau N: "Ahhhh, man weiß nie. Scheinen heute verdammt viele Idioten unterwegs zu sein!"
Oberjugendlicher, nach kurzem Nachdenken: "He, Vorsicht. Wenn man Leute beleidigt, kann man schnell auf die Fresse kriegen."
Frau N: "Stimmt, und wenn man Leute nervt kann man verdammt schnell mit dem Wagen ins Flaschenregal gerammt werden, ich glaub das tut Scheiße weh." (nimmt Anlauf mit dem Wagen)
Jugendliche, beiseitespringend/wegrennend: "Voll irre die Frau! Wollte die mich umbringen, ich schwör!!" (krakeel)
Seht Ihr, Jugendliche mit schlecht sitzenden Hosen, das müsst ihr noch lernen: Das vermeintliche Opfer könnte jemand sein, der auf Drohungen mit einem angeborenen und 100% zuverlässigen Aggressionsalgorithmus reagiert. Es könnte auch einfach jemand sein, der einen anstrengenden Tag hatte, mit einem Kind, das zu krank für die Schule aber zu gesund zum im Bett liegen und schlafen ist. Es könnte sogar jemand sein, auf den beides zutrifft.
Man weiß es nie, und deshalb ist es immer besser, einfach freundlich zu sein. Dann kommt ihr auch heile nach Hause.
Als ich ungefähr acht Jahre alt war, bin ich zum ersten Mal in den Urlaub gefahren. In den Jahren zuvor ging es nicht - finanzielle Gründe und auch organisatorische - ich kannte "Urlaub" also nicht. Ich habe vorher sehr geweint, weil ich nicht alle Stofftiere mitnehmen konnte und auch mein Hochbett nicht und auch, weil meine Freunde nicht mitkamen. Am Tag der Abreise wurde ich vor Sonnenaufgang aus dem Bett gerissen und zwischen meine Schwester auf die Rückbank des VW-Käfers gepfercht, dann fuhren wir, was die Reifen hergaben, bevor es sehr warm im Auto wurde und der Käse auf den Broten anfing zu schwitzen. Damals konnte ich es nicht benennen, aber heute, rückblickend, würde ich beschreiben, dass mir das Unterfangen wie die überstürzte Flucht aus einem Kriegsgebiet oder vor einer Naturkatastrophe vorkam. Meine Eltern hatten - in völliger Ignoranz des entstehenden Traumas - ihre jüngste Tochter in keiner Weise mental auf das Unterfangen "Urlaub" vorbereitet.
Am Urlaubsort angekommen wohnten wir - wie sonst auch - mit der Familie meiner Tante zusammen, nur auf deutlich engerem Raum. Und es gab mehr Mücken. Und eine komische Dusche. Draußen gab es natürlich viel zu Sehen und zu Erleben, aber gibt es das für Kinder in den Ferien nicht eigentlich immer? Nach zwei Wochen fuhren wir wieder zurück, alles war wieder wie vorher, ich war sehr froh.
Es mag an dieser Erfahrung liegen, dass Urlaub buchen für mich psychisch ähnlich aufreibend ist wie es für andere Leute, die Steuererklärung zu machen.
Ganz enorm Eindruck geschunden habe ich am späten Vormittag, als ich mit Mademoiselle und dem Leihkind auf einem kleinen Waldparkplatz zwischenstoppte, um die Motorhaube zu öffnen und die Scheibenwaschanlage fachmännisch aus den Trinkflaschen der Kinder neu zu befüllen. Jedes Kind wollte mal was reingießen, und Frostschutz fand sich im Kofferraum sogar auch noch.
Schnell war die Sicht wieder hergestellt und das Fahren das reinste Vergnügen. So sonnte ich mich in meiner Kompetenz, bis beim Höherschalten des Scheibenwischers plötzlich der Hebel desselben in meiner Hand verblieb. Das fand ich schlecht. Die Kinder fanden das egal, denn "auf der anderen Seite ist doch noch so ein Hebel." Immerhin tat der Vorfall also in der Außenwirkung meiner Kompetenz keinen Abbruch. Und dem Fahrvergnügen auch nicht, nachdem ich herausgefunden hatte, wie man den Hebelstumpf manipuliert, um das gewünschte Wischergebnis zu erhalten.
Trotzdem: Warum passiert mir immer so ein absurder Scheiß??
Heute Morgen auf dem Weg zur S-Bahn fragte mich ein mir komplett unbekannter Fußgängerzonenpapierkorb-Entleerer: "Wo is Fahrrad?". Heute Nachmittag habe ich das Fahrrad abgeholt, es müssen sich jetzt also keine fremden Leute auf der Straße mehr über eine Veränderung meiner Lebensumstände sorgen.
Ansonsten Glieder-, Kopf- und Zahnschmerzen, eine kribbelnde Nase und juckende Mandeln. Wochenende, hurra!
Am heutige Kindergeburtstag im Fastfood-Tempel war der einzige amüsante Moment, als das (in meinen Augen sowieso absolut unerträgliche) Geburtstagskind begann, Teller mit Essen zu werfen. Also: für mich. Die Kinder fanden es von vorn bis hinten klasse, die Eltern fanden alles gut außer exakt dem Essenwerfmoment. Ein weiterer Beweis für die Subjektivität dessen, was wir pauschal "Realität" nennen.
Nach diesem Highlight bin ich dann lieber einkaufen gegangen. Und so gab es abends immerhin gutes Essen, nämlich zweierlei Fisch, ein hellerer, ein dunklerer, keiner davon Lachs, mehr weiß ich nicht. Außer, dass die Fischfachverkäuferin mich darauf hinwies, beide Fische seien nicht komplett grätenfrei. Worauf ich - nach meinen ausführlichen Recherchen neulich - natürlich nur ganz lässig "Naja, ist halt Fisch!" antwortete.
Falls es Ihnen einmal passiert, dass Ihnen in einem Hochhaus ein Kugelschreiber zwischen Aufzugboden und Stockwerk fällt, erfahren Sie hier, was dann zu tun ist.
Nehmen wir also an, Sie treten mit Kaffeetasse, Zettelchaos, Codekarte, Handy und Kugelschreiber beladen in einen Aufzug und der Kugelschreiber (immerhin nur der, also die beste aller Möglichkeiten!) fällt Ihnen aus der Hand und genau in den Spalt zwischen Aufzug und Stockwerkfußboden, und es macht "kalongg" und er ist weg. Dann ist Ihnen das sicher zuerst einmal ein Anlass für gemäßigte Verwunderung, wie das nun wieder passieren konnte, und dann für Desinteresse, denn es war ja nur ein Werbekugelschreiber. Dann kommt Ihnen aber während der Aufzugsfahrt der Gedanke, es könne irgendwie zu einem technischen Desaster kommen, durch diesen Kugelschreiber, und im Rahmen der großangelegten kriminologischen Investigationen würde Ihr Werbekugelschreiber aufgefunden, sämtliche Kunden des werbenden Dienstleisters aufgelistet, die im Rapunzelturm befindlichen im Verhör mit auf sie gerichteten Lampen und allem befragt, und so weiter.
Sie entschließen sich also, nachzufragen, ob das wohl schlimm ist, mit dem Kugelschreiber. Sie fragen die Person, die bei Ihnen im Büro für Technik zuständig ist.
Diese Person seufzt nun etwas angestrengt, haben Sie doch neulich das lustige (und immer noch ungelöste!) Computerproblem verursacht und gestern erst eine Tasse Kaffee in Ihre Tastatur gegossen. Deshalb drückt die Technikperson Ihnen die Nummer der Hausverwaltung mit der Anweisung "anrufen!" in die Hand.
Sie rufen dann bei der Hausverwaltung an, erklären, was passiert ist. Die Hausverwaltung nimmt sofort an, dass es das Ziel Ihres Anrufes ist, den Stift zurückzubekommen und verfällt in Lamentieren, Appelle an die Vernunft und so weiter. Als Sie sich nach etwa einer Viertelstunde wieder Gehör verschaffen und mitteilen können, dass es Ihnen nicht um den Stift geht, was für ein Unsinn, sondern um das Desaster und das Verhör und so weiter, sagt man Ihnen, dass "da unten" zig Sachen liegen. Was für Sachen, wolle Sie wissen, und wo ist da unten? Kugelschreiber, Handys, Zugangskarten, alles mögliche liegt offenbar auf dem Grunde des Aufzugsschachtes im tiefsten Kellergeschoss, und ab und an, im Rahmen von Wartungen, wird da auch mal ausgeräumt und die Dinge, die man zuordnen kann, an ihre Besitzer zurückgegeben. Sie könnten eine Beschreibung des Stiftes faxen, dann würde das aufbewahrt und irgendwann käme der Stift zurück. "Mal mit in den Aufzugsschacht gucken, nur so aus Interesse" dürfen Sie nicht.
Es ist also, wenn Sie den Stift nicht zurückhaben wollen, gar nichts zu tun. Vergessen Sie das Ganze einfach.
Heute habe ich zwei Fahrräder zur Reparatur gebracht. Der Fahrradmann ist ein ständig missgelaunter Mensch, der sämtliche Defekte, mit denen man ein Rad bei ihm vorführt, höchst persönlich nimmt. Außerdem klagt er jedes Mal, wenn ich ihm ein Rad bringen will, über das zu gut gehende Geschäft. Zu viel Arbeit, Werkstatt zu voll, kann gerade keine Räder annehmen, weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Das übliche. Je nach Stimmung ignoriere ich das komplett oder mache richtig gut mit im Sinne von "boah, darf ich mal in die Werkstatt gucken? Meine Güte! Wie wollen Sie das je schaffen?? Ich hätte mich schon aufgehängt!!!".
An dem Rad von Mademoiselle ist die Lampe abgebrochen. An meinem, nunja, man kann damit fahren, das ist ja auch das Wesentliche. Nicht so gut kann man bremsen, gar nicht die Gänge wechseln, manchmal fliegen die Griffe während der Fahrt ab, vorn und hinten sind zwei Speichen lose, das Licht geht noch, aber die Kabel habe ich mit Isoband irgendwo befestigt, der Ständer ist verbogen, die Mäntel porös.
Der Fahrradmann schrieb auf den Zettel für Mademoiselle "Lampe" und auf den Zettel für mich "alles". Dann schüttelte er sich vor Lachen und musste sich an seinem Werkstatttor festhalten. Nach einiger Zeit bracht er heraus, dass er es gerade irre witzig fand, dass ich mit so einem Rad unterwegs bin und dann einen Helm trage.
Um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben fragte ich, ob es eigentlich wirklich "Zahnenkranz" oder "Zahlenkranz" hieße, er würde nämlich immer so nuscheln. Er fragte, ob ich irgendwo Zahlen sehe. Sah ich nicht, aber auch keine Zähne. Das läge dran, dass man das Ding eh tauschen, muss, dann würde auch die Gangschaltung wieder gehen, sagte der Fahrradmann. Ich meckerte ein bisschen vor mich hin, das es dann Zähnekranz oder Zahnkranz heißen sollte, Zahnenkranz, was soll das denn sein? Schnell war die Situation gerettet und der Fahrradmann wieder so schlecht gelaunt wie immer. "Schaunsemal in die Werkstatt, was da schon wieder los ist, die kommen alles aus ihren Löchern jetzt wo es über Null ist, wie die Ratten aus ihren Löchern, Sie ja auch! Und kommense bloß gleich am Donnerstag zum Abholen, ich bin keine Überwinterungsgarage!" Ganz vom üblichen Ablauf abweichend muckte ich diesmal auf und sagte spitz: "Wenn Sie in 1,5 Tagen aus einem Schrotthaufen ein nettes Fahrrad zurechtbasteln, kann es ja so schlimm mit der Arbeitsbelastung nicht sein."
"Das mach ich doch nur für Sie!", sagte der Fahrradmann. Ich glaube, wir haben unsere Kommunikationsebene jetzt gefunden.
Letzte Woche rief ich in einem Hotel an, in dem meine Eltern diese Woche Urlaub machen. Nach diversen Hotlines war ein relativ unkoordinierter Herr S. am Telefon, dem ich berichtete, der Hintergrund meines Anrufs sei der baldige Geburtstag des Papa N. Ob das Hotel Kontakt zu einem empfehlenswerten Blumengeschäft am Ort hätte, so dass ich einen Strauß liefern lassen kann. Herr S. sagte, sie hätten einen ganz tollen Blumenlieferanten, leider wüsste er den Namen nicht, aber er würde alles arrangieren und den Frühstückstisch schmücken. Dann wollte er das Gespräch beenden. Mit Mühe und Not konnte ich ihm noch meine Kreditkartendetails und im allerletzten Moment meine Handynummer für Rückfragen aufs Auge drücken. Es klang nicht so, als ob er sich das alles notieren würde.
Wenig später rief ich die direkte Durchwahl des Herrn S. noch einmal an um noch darum zu bitten, eintreffende Geburtstagspost bis zum Ehrentag aufzubewahren und vielleicht zusammen mit den Blumen auf den Frühstückstisch... und landete in einem Hotel der Kette in einer anderen Stadt. Man verband mich weiter in das richtige Hotel, dort war eine Dame am Apparat, ich fragte nach Herrn S. und sie musste lange überlegen bis sich schließlich sagte: "Ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen!". Herr S. sei aber gerade nicht zu sprechen. Sie wüsste nicht genau, wann er arbeitet, aber sie wolle ihm meine Nachricht gern hinterlegen, da fände sich sicher ein Plätzchen.
Ich befürchtete alles.
Heute ist der Geburtstag und eben rief ich Papa N. an. Er berichtet von einem voluminösen und wunderschönen Blumenstrauß, einem Tisch mit Kerzen und Rosen geschmückt und zusätzlich zu den vielen Karten auch noch eine Karte vom Hotel und eine Karte von Herrn S. persönlich.
Gleich morgen rufe ich Herrn S. an, um mich zu bedanken. Und dasselbe noch einmal für Donnerstag zu bestellen. Dann ist nämlich der Geburtstag von Mama N.