Search request: ich schlafe immer mit einer Strumpfhose an
Also ich nicht. Und ich finde das auch nicht schön. Weder tatsächlich noch stilistisch.
Es ist noch immer so, dass mir jedes Mal beim Sport ein lustiges Ereignis über den Weg läuft. Vielleicht gehe ich deshalb so - für mich - ausdauernd dort hin. Vorletztes Mal, vor Silvester, geschah rein gar nichts, aber als ich dann unter der Dusche stand, fiel mir etwas auf die Nase. Es war grün und als ich es brillen- und kontaktlinsenlos mit zusammengekniffenen Augen untersuchte, sah es sehr nach einem frischen Basilikumblatt aus. Der Geschmackstest bestätigte diese Vermutung und während ich es mit zufriedenen Gedanken an Caprese zerkaute, überlegte ich, wie es wohl dorthin gekommen sei. Ergebnislos.
Beim letzten Mal, an Neujahr, kam ich dann gleich mit etwas auf dem Kopf dort an. "Sie haben noch Konfetti in den Haaren", teilte man mir beim einchecken grinsend mit. Ich musste auch grinsen. In der Umkleidekabine traf ich dann - zum Glück aber erst auf dem Rückweg - die "Stöhnerin". Ihr bin ich schon ein paar mal begegnet, immer in der Umkleide, immer kam sie, wenn ich ging. Und stöhnte beim Umziehen, als sei dies Schwerstarbeit. Besonders beim Herunterbeugen für die Schuhe und Socken. Aber auch beim Hose hochziehen und beim Sportshirt runterziehen. Es ist nicht so, dass die Stöhnerin wahnsinnig viel Körpergewicht zu stemmen hätte, jedenfalls nicht annähernd so viel, dass es dieses Gestöhne bei Alltagsverrichtungen rechtfertigen würde. Sie ist eher zierlich. Vielleicht sind ja mangelnde Muskeln das Problem. Oder die antizipative Anstrengung bei der sportlichen Tätigkeit. Ich weiß nicht, wie es sich dann beim tatsächlichen Training mit dem Stöhnen verhält und möchte es einerseits auch gar nicht so genau wissen (es ist beim Umziehen schon lästig genug. Andererseits bin ich natürlich furchbar neugierig und kann es kaum erwarten, sie einmal zu einem anderen Zeitpunkt zu erwischen.
Huh. 2008.
Nichts mehr zu sagen gegen Jahresende.
Auf der dunklen Autobahn drang er ganz nach innen durch, dieser Gedanke, dass das Leben eines der absurdesten Dinge an sich ist. Angefangen von diesem Zusammentreffen von ein bisschen Gubber, aus dem Leben entsteht, über das Wunderding Organismus (wie viele lasen jetzt hier Orgasmus, bitte?) mitsamt diesem undurchschauberen und unerklärlichen Gehirn.
Diese Anmaßung, das menschliche Leben, diesen skurrilen Zufall, in irgendeiner Weise für bedeutsam zu halten. Kalte sternklare Nacht in einer Welt, für die die Menschheit an sich doch ein Witz ist, und die Erkenntnis ging so tief, dass ich hätte weinen können, wenn ich mich nicht so nichtig und irrelevant gewusst hätte, dass dies ganz irrsinnige und unangebrachte Dramatik wäre.
Was ist das denn schon, mein Leben. Die Absurdität von Bemühungen wie Arbeit, Schuhe putzen oder moralischen Überlegungen. Geradezu himmelschreiend. Ein Gefühl bis ins Mark von wahnsinniger Angst und wahnsinniger Freiheit zugleich.
Alles schnell verdrängt.
Übrigens habe ich heute Kafkas Tagebücher wieder gefunden. Ich meine keine große literarische Entdeckung, sondern meine eigene alte dtv-Ausgabe, die mir vor ca. 8 Jahren nach einer Geburtstagsfeier bei mir zu Hause, auf der zu späterer Stunde daraus gelesen wurde, abhanden kam und über deren Verschwinden ich immer wieder rätselte, denn - wer klaut schon Kafkas Tagebücher??
Ich fand sie bei meiner seriösesten Freundin im Bücherregal und habe gleich am Buchrücken erkannt, dass es meine Ausgabe ist, sein muss, jedenfalls nicht ihre, denn sie behandelt ihre Bücher - im Gegensatz zu mir - sehr pfleglich. Dieses Buch stach hervor, ich nahm es aus dem Regal und öffnete es, darin stand mit schwarzter Tinte in meiner Handschrift oben links 9/91 und mit Bleistift ein paar Seitenzahlen.
Auf den genannten Seiten entdeckte ich nichts, was ich heute noch für bemerkenswert halte. Also stellte ich das Buch kommentarlos zurück ins Regal und lieh mir statt dessen die Autobiographie von Stephen Fry aus.
Heute morgen klingelte meine Schwester mich sozusagen aus der Dusche, weil ihr Auto nicht ansprang und sie einen dringenden Termin hatte. Die Klamotten, die ich hektisch vom Stapel griff, erschienen im ersten Moment nicht allzu anschiebtauglich, erwiesen sich aber als äußerst hilfreich in dem Bemühen, kräftige junge Männer zum mitreisen mitschieben zu bewegen.
Wir hatten das Auto kaum aus der Parklücke bugsiert, als Papa herbeilief. Er hatte beim Einkaufen im nahegelegenen Supermarkt gehört, dass seine Töchter "ein Problemchen" haben. Wenig später brachte eine ältere Dame meinen (kaum deutsch sprechenden) Schwager herbei, der auch irgendwo spazierend unterwegs war und von dem die Bevölkerung offensichtlich meinte, er würde gebraucht. Der arme Mann wusste wohl kaum wie ihm geschah, konnte man ihm dies doch auch sprachlich nicht oder nur unzureichend vermitteln. Die gleichzeitig vorbeischlendernde Polizeistreife erwies sich als mein Grundschulklassenkamerad, mit dem ich damals so gut wie verheiratet war, dann kam noch der Lastwagenfahrer vom Wochenmarkt vorbei und letztendlich gab es nicht mehr genügend Stellen am Auto damit alle mithelfen konnten. Es fuhr dann aber auch, Papa rief "ich fahr nur mal eben um den Block und komme dann wieder" und wir übrigen blieben in der Kälte zurück. Vor lauter Schwatzen bemerkten wir nicht, wie die Zeit verging, aber dann wurde es doch kühl, so dass wir uns zu fragen begannen, wie weit "um den Block" wohl sei. Bevor wir suchend ausschwärmen konnten klingelte aber auch schon mein Handy, es war meine Mutter, der unsere Nachbarin mitgeteilt habe, sie hätte in der Post gehört dass mein Vater mit dem Auto in der magischen Straße mit K (Frau Diagonale kennt die) liegen geblieben sei, weil jemand einfach so ausgeparkt habe, und er würde sich nicht vom Fleck bewegen, weil es eine Auseinandersetzung gab und der Ausparker nun den Wagen fremdstarten müsse, es sei aber kein Überbrückungskabel vorhanden, wir sollten also alle, möglichst mit einem Kabel, in die K-Straße kommen. Wir zogen los, dachten noch über das Kabel nach als ein kleiner Junge um die Ecke bog und uns das Kabel "vom G. aus dem Blumenladen" in die Hand drückte. Prima. Papa und der Ausparker-Beifahrer hatten sich mittlerweile einen Frühshoppen aus der nahegelegenen Kneipe organisiert, die Auseinandersetzung war damit beendet.
Kurz darauf fuhr der Wagen also, alle gingen weg und ich machte mich auf den Weg zu meiner Freundin, reichlich verspätet. Ich musste aber gar nichts erklären, sie wusste schon Bescheid, war doch ihr Mann kurz vorher in der Bäckerei gewesen um Kuchen fürs zweite Frühstück zu besorgen und hatte dort gehört, aus welchen guten Gründen meine Ankunft sich verzögern würde.
Eine Großstadt kann sehr wohl auch ein Dorf sein. Man muss nur lang genug dort wohnen. Ich bin in solchen Situationen ganz hin- und hergerissen. Einerseits ist es ein wunderbares Gefühl von Gemeinschaft und Heimat. Andererseits werden mir die Gründe, warum ich einfach mal wo ganz anders hingezogen bin, in solchen Momenten überdeutlich.
Festgestellt, dass Blackberrynutzung extrem daumenlastig ist, daher momentan quasi ausgeschlossen.
Schon 3x wem geschrieben, dass ich erstmal Kaffee brauche, dann bemerkt: Kaffee steht schon hier.
Was beweist, dass es einen Zeitpunkt für alles gibt, der der für Kaffee holen ist nach PC anmachen, sonst hilfts nicht.
@violinista es lag am Telefon und nicht an mir, ist aber jetzt wieder ok, was aber nichts nützt, weil ich nicht da bin.
Mail vom Chef bekommen. Keine Ahnung, wovon er spricht. Noch nichtmals ansatzweise. Glaube fast, die sollte nicht an mich gehen.
Immer noch eiskalte Hände und eigentlich alles.
Dazu die neuen Daumenverletzungen, schlimmer Handgelenkmuskelkater und Abschürfungen von den Eishockeystiefeln.
Bin ein Wrack.
Ist nach über einem Jahr langsam an der Zeit, dass ich mir meine Handynummer merke.
Esse ein Bonbon mit Mikrogranulaten und einzigartiger Oberflächenstruktur.
Hier im Büro hört jemand "Last Christmas" und es schallt bis zu mir.
Sie ging wohl in dieselbe Klasse wie meine Schwester, genau weiß ich das aber nicht, denn ich war damals noch im Vorschulalter. Zu verschiedenen Zeiten saßen damals die verschiedensten Menschen bei uns am Mittagstisch, bleiben über Nacht oder auch mehrere Wochen oder Monate, und allen war nur gemeinsam, dass sie irgendein Problem hatten. Ihre Mutter war gerade an Krebs gestorben, der Vater natürlich berufstägig und weitere Verwandtschaft nicht in der Nähe, so dass sie, die mit meiner ältesten Schwester und einer weiteren Freundin die drei Musketiere bildete, für längere Zeit die Nachmittage bei uns verbrachte.
Als sich langsam alles wieder einpendelte, verbrachte sie weniger Zeit bei uns, aber die Verbundenheit zur Familie und die Freundschaft mit meiner Schwester blieb bestehen. Die drei Musketiere (sie nannten sich längst nicht mehr so aber in meiner Erinnerung blieben sie immer genau das), machten zusammen ihr Abitur und wählten denselben Studiengang. Während die anderen beiden begannen, auf eigenen Füßen zu stehen, blieb sie in der Wohnung ihres Vaters. Auf Feiern hab ich sie als ewig angespannte Randfigur in Erinnerung und auch bei Begegnungen im kleinen Kreis verließ ihre Nervosität sie nie - obwohl ich sie vor vielen Jahren zum letzten mal sah, habe ich noch ihre so eigenartige Aussprache im Ohr, die ich darauf zurückführe, dass selbst ihre Lippen ständig unter Spannung standen.
Als die beiden anderen Deutschland verließen, blieb sie zurück. Ihr Studium hatte sie mittlerweile aufgegeben, was genau sie den Tag über tat, weiß ich nicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie wieder präsenter in meinem Leben, weil sie mit Macht hineindrängte. Vermutlich sah sie in mir einen Ersatz für meine ältere Schwester und sie schenkte mir Bücher und Musik, lud mich ins Kino ein und zum Essen, zum Trinken, zum Reden. Ich war damals 16, ich konnte mit dieser Aufmerksamkeit nichts anfangen und fuhr in diesen Jahren meinen ganz eigenen Film, so dass ich mich nicht einmal mehr erinnere, wie die Situation sich auflöste. Für mich verschwand sie einfach von meinem persönlichen Radar.
Ich sah sie zwischenzeitlich, wenn sie meine Eltern besuchte. An einem Abend fiel mir auf, dass sie mit bunten Glassteinchen, die auf dem Tisch lagen, spielte, Muster damit legte, aber wenn sie weiter entfernt liegende Steine nehmen wollte, immer wieder daneben griff. Sie bräuchte eine Brille aber würde sie nicht tragen, sagte sie mir, als ich sie darauf ansprach. Ein anderes Mal bat meine Mutter mich, ihr irgendetwas nach Hause zu bringen. Ich saß in ihrem Zimmer, in der Wohnung ihres mittlerweile pensionierten Vaters, sah mich um, sie zeigte mir Zeitschriften, Bilder, es war totenstill in der Wohnung und perfekt aufgeräumt, die Sonne schien hinein, eine Küchenzeile mit Edelstahlspüle und Fenster am Ende und es war warm, der Teppich dunkelgrau und ich fragte mich, wie es wohl sei, in dieser Wohnung zu leben, ich fragte mich, was für ein Leben sie lebt und wieder, was sie den Tag über macht, und ich fragte sie, und sie sagte, sie nehme sich gerade eine kleine Auszeit.
Mehrere Jahre später, als ich meine eigene Wohnung bezog, suchte sie wieder Kontakt. Wir trafen uns an der Straßenbahn, sie roch merkwürdig und ihre Hände zitterten ständig, wir gingen zusammen ins Kino, ihre Unentspanntheit zusammen mit einer Intensität, bei allem, was sie sagte und tat, empfand ich als unangenehm. Sie war bemüht, sehr bemüht, es mir recht zu machen, das Gespräch in Gang zu halten, ich wünschte mich nur weit weg. Sie rief noch oft an oder kam vorbei, bot Hilfe im Studium an (dieselbe Fachrichtung wie die ihre, damals), ich fühlte mich bedrängt und nach einiger Zeit rief ich einfach nicht zurück und verschwand in einer Seitenstraße, wenn ich sie von weitem ah. Sie hinterließ Nachrichten über meine Mutter, aber ich wollte einfach nicht, ich konnte mit dieser übriggebliebenen Freundin aus einem früheren Leben meiner Schwester nichts anfangen und auch kein Gefühl der Verantwortung empfinden. Ihren Vater traf ich oft, einen sympathischen älteren Herrn, der sich nur Glück und Zufriedenheit für seine Tochter wünschte und sie in allem, was sie tat, zu unterstützen versuchte.
Es folgte mein Umzug in eine andere Stadt weiter weg und ich habe sie nie wieder gesehen, nur Grüßen gingen hin und her und kurze Randbemerkungen, von meiner Mutter, von meiner Schwester.
Nach einer Woche im Krankenhaus starb sie gestern abend an Leber- und Nierenversagen, bedingt durch langjähigen Alkokholmissbrauch.
Adios, Aramis.
- Es wackelt noch, aber es ruckelt sich ein. Es gibt ja diesen Unterschied zwischen sich einruckeln und sich sozusagen ausruckeln, der bei allem Geruckele doch meist recht deutlich ist - wenn man es zulässt, ihn wahrzunehmen. Jedenfalls sehe ich ruhigeres Wasser irgendwo weiter da vorne, was mir Gelegenheit für einige Reparaturen und genauso für neue Reisepläne und Ziele und möglicherweise sogar für gemütliches Dümpeln bieten wird. Mein Kopf wird jetzt schon frei, wenn ich nur daran denke.
- Jahresrückblicke verweigere ich gleichermaßen wie das Fassen von Vorsätzen. Was nicht heißt, dass ich nicht gerne andere darüber löchere. Für mich persönlich stelle ich nur fest, dass mir diese Standortbestimmungen widerstreben.
- Die Erkenntnis, dass alle meine Freunde etwas Besonders sind, jeder einzelne für sich eine ganz besondere Eigenschaft oder Begabung hat. Darüber hinaus die Frage, wie ich in dieses Sammelsurium an einzigartigen Menschen passe, mal davon abgesehen, dass es mir offenbar gelingt, sie um mich zu sammeln. Vielleicht ist es ja die Fähigkeit, sie alle ohne abgrundtiefe Abstürze des eigenen Selbstbewusstseins auszuhalten, die mich auszeichnet.
- Thermos-Kaffeekannen, diese weißen, "schönen", sind doch immer wieder etwas, das einer Kaffeetafel dieses "spezielle" verleiht, ein sofortiges Zuordnungsmerkmal sind, ein Erkennungszeichen.
- Ich verstehe auch einfach nicht, wie man so wenig mitdenken und so wenig Verantwortung übernehmen kann. Das muss doch tödlich langweilig sein. Es gibt aber wirklich Leute, die sich selbst scheinbar komplett ausschalten können, die tun, was man ihnen sagt, aber nur das, mechanisch, ohne selbst in irgendeiner Form "dabei" zu sein. Wie eine Maschine mit einer äußerst simpel gehaltenen Programmierung. Da ist nicht sim Kopf, das an offenslichtlichen Stellen ein "aber" oder ein "und" auswirft. Ich finde das so ungeheuerlich, dass es einfach bei mir nicht durchsickert. Ich falle jedes Mal wieder darauf herein.
Im Dunkeln auf dem Weg zum Kindergarten sah ich einen Lebkuchen-Stern-von-Bethlehem regennass auf der Straße glänzen, in exakt dem merkwürdigen ockergelben Zuckerguss, den die Plätzchen aus eigener Produktion auch aufweisen. Eine kleine Irritation. Wie kommt der denn hier her? Dann schon, wenige Meter weiter, der nächste Stern.
Theorien überschlagen sich im Morgengrauen, von Hänsel-und-Gretel Szenarien über subtile Privatdetektivmanöver bis hin zur Weihnachtsgeschichte. Nach einem Mond und einem Herz kam dann eine Ente und somit die Widerlegung sämtlicher mein persönliches Gebäck betreffende Theorien, denn Enten hatten wir keine gebacken in diesem Jahr.
Die Spur führte übrigens zur Krippe.
Ob Zufall im Sinne verlorenen Frühstücks aus einem Kinderwagen oder hintergründige Symbolik oder sogar Kunst, mag jeder selbst entscheiden.