- Die Genugtuung, festzustellen, dass ich quasi aus dem Stand 5,6 km am Stück laufen zu kann. Mal sehen, gegen was ich die morgen gern tauschen würde.
- Die immense Irritation, dass ständig alle hinter mir herrennen wie Küken hinter der Glucke. Wenn ich sage, ich mach jetzt mal dasundas, ist das kein Grund, sich in Zweierreihen hinter mir aufzustellen. Ich heißt nicht wir. Was ihr macht, ist mir egal! Bzw. es wäre mir eigentlich sehr recht, wenn ihr das ab und zu mal selbst entscheiden würdet.
- Die Fremdheit vor mir selbst, wenn ich den Blick des Typen vor dem Kiosk, der mich mit den Augen ausziehen will, so lange halte bis er zur Seite schaut.
- Die Verwunderung, wenn ich feststelle, dass ich auf dem Heimweg, nachts, ganz automatisch die Schlüssel zwischen die Finger der rechten Hand sortiert habe, so dass ich jederzeit damit zuschlagen kann, und dabei leise zu einer inneren Musik summe.
- Die Verletzbarkeit, die ich plötzlich zulassen kann.
- Die Freude, über die ich nicht reden will, einfach so.
- Die Angst, über die ich nicht reden will, einfach so.
...aber besser als Scheiße bis zum Hals, immerhin.
(5,5 Minuten-Stream, gleich nochmal - weils so schön war mit dem dahinrotzen - und zu mehr ist eh keine Zeit)
Und ich hasse es, gedrängt zu werden, in welcher Form auch immer, und wenn ich etwas ernst meine sage ich "Bitte", und wenn ich noch eine Mail mit rotem Ausrufungszeichen dran bekomme fliegt mir die Schädeldecke weg. Unbedingt kurz und knapp und professionell antworten und keinesfalls rechtfertigen, niemals rechtfertigen, und in den nächsten Wochen die Knirscherschiene am besten auch tagsüber tragen.
Draußen wummert die Musik von diesem Lauf, auch das noch, auch der noch, und zwischen den Smalltalk-Parties für dies und das und jenes mit Smalltalk über bla und blubb das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren, hier und da einen Eimer Wasser draufkippen und hoffen, dass es erst wieder anfängt zu schwelen, wenn ich das nächste Mal vorbeihaste.
Dabei natürlich und unbedingt nicht nur auf die Krisen schauen, sondern das Lob da anbringen, wo es hingehört, nicht übertrieben aber auch nicht zu flapsig, keinesfalls zwischen Tür und Angel und mit den Gedanken nicht schon zwei Kilometer weiter oder 200 Kilometer entfernt.
Und das ist erstmal nur das eine, diese drei Stunden am Tag im Rapunzelturm. Von der Biertrinkersuche, den Kaffeetrinkerbegegnungen und den nur-noch-Wasser-trinkenden Netzbegegnungen vielleicht in einem völlig anderen Leben.
Gestern abend beim Laufen von ambitionierten Spaziergängern überholt worden. (Muss an Bowie im Ohr gelegen haben, alte Schlaftablette).
Vielleicht Mittwoch passend zum Chase Lauf Läuse bekommen? Eine verschwommene Erinnerung, vor gefühlten 100 Jahren die Hierarchie bis über den Atlantik breitgeschlagen zu haben, um diesen Lauf als Firmenevent mit allem drum und dran zu etablieren. Meine Güte, muss ich mal jung gewesen sein...
Wie ein leichtes Kribbeln auf dem Hinterkopf plötzlich (in der Bahn mal wieder) die rettende Idee. Wenn es gar nicht geht: Läuse. ich hab Läuse. Das ist die Ausrede überhaupt. So doof, dass sie nur wahr sein kann.
Wird dann doch eine entspannte Woche, mit dem Wissen, dass ich im Notfall Läuse haben könnte.
Gerade das Menü des mp3players auf Koreanisch umgestellt. Verstehe kein Wort, aber bestimmt ist das irgendwie gut fürs Gehirn. Oder so als Erfahrung an sich. Mit Unsicherheiten leben. Klein anfangen, halt.
- Die Zahl der Bekannten, die mich mit "Du siehst ja total beschissen/übernächtigt aus" begrüßt, erhöht sich täglich konstant um 2. Seit Sonntag. Noch unsicher, ob es sinnvoller ist, heute früh schlafen zu gehen oder zu warten, bis die prognostizierte Zahl der Beleidigungen die maximale Anzahl an Bekannten, die ich täglich treffe, übersteigt. So um mal zu sehen, was dann eigentlich passiert. Ob ich dann einen Haufen neue Leute kennen lerne.
- Auf der Heimfahrt einem Mann mit sehr ovalem Kopf, sehr hoher Stirn und sehr hellem Haar gegenüber gesessen. Immer wieder gedanklich beim Sonntagsfrühstück mit der Familie früher gelandet, Eierköpfen. Die Implikation sickert erst nach einiger Zeit ins aktive Bewusstsein. Mir graut vor mir.
- Festgestellt, dass die Spitze des Henninger Turms - bei diesigem Wetter aus der Ferne in der Spiegelung des gegenüberliegenden Zugfensters betrachtet - mich ein bisschen so anschaut wie Freddy Krueger.
(Gegenargument: kühles Hefeweizen vorhanden)
Nach zwei Stunden auf dem warmen Arm entwickelt sich der getestete leicht-frische-sympathisch-unaufdringliche Sommerduft zu einem olfaktorischen Supergau.
(Zurück zur Hausmarke.)

Isjagut ich fass das Ding nicht an...
12 Minuten im Büro, 4 Einladungen zu Speis und Trank. Hach ja. Sommer.
(Notiz an mich: ab Monatsmitte Weltgeschehen verfolgen wegen Smalltalk-Themen)
Ganz genau weiß ich noch, dass ich früher der festen Überzeugung war, wenn ich mit einem Schiff ins Meer schippern würde auf einer Insel zu landen die ich fortan bewohnen könnte, einfach so, mit Blockhaus und Tieren und vielen, vielen Kokosnüssen. Das Schiff hätte ich bauen können, natürlich, indem ich einfach weiter auf dem Spielplatz die heruntergefallenen Kastanienästchen mit langen Gräsern zusammengebunden hätte anstatt aufzuhören, wenn mir langweilig wurde. Meist wollte ich dann nämlich doch lieber einen Wohnwagen bauen oder auch ein Flugzeug, das tat ich im Keller mit Papas Werkzeug. Auch diese Projekte scheiterten nicht an der Physik, sondern an anderen wichtigen Ereignissen im Kinderalltag wie dem Klingeln des Eiswagens oder dem verhaltensgestörten Wellensittich, der wieder einmal davon abgehalten werden musste, sich zu Tode zu schaukeln.
Wie die Landung auf den Boden der Tatsachen herbeigeführt wurde, weiß ich nicht, denn sie war äußerst sanft und hinterließ keine Narben. Und irgendwo, ganz tief in meinem Inneren, ist die Erkenntnis, dass ich vermutlich doch nicht alles kann, was ich will, niemals wirklich angekommen.
Ich wünsche mir, aus meinen Allmachtsphantasien (der Sorte "Ich hab das im Griff") des Erwachsenenlebens ebenso butterweich wieder aufzusetzen. Die Prognose, die mir jedoch immer wieder spontan und ungefragt durch den Kopf wieselt, lautet "Bruchlandung".
- Geradezu unverschämt fit nach einem sehr senkrechten Absturz um halb vier und gut drei Stunden Schlaf.
- Der eine hat seine geplanten 50-Stunden-Dauerfeiern mit unserer Hilfe durchgezogen und wird uns dafür
heute verfluchenauf ewig dankbar sein,
- "Wie, er fährt? Wieso hat er Dich dann mitgebracht??" Das war nicht nett von mir, kam aber so richtig von innen.
- Bitte Daumen drücken für ausgiebigen sturzbachartigen Regen, der den Balkon sauberwäscht. Möglichst bald.

Der Milchtopf ist bei mir der einzige Topf, in dem die Milch anbrennt.
