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    Donnerstag, 30. März 2023
    30.3.23

    "Alles hat einen Preis und du hast meistens das Glück, dass du dich entscheiden darfst, ob du ihn bezahlen willst oder lieber verzichten", sagte ich neulich zu Fragmente und ich selbst entschied mich noch am selben Abend, dass ich 50 Dollar im Jahr für einen Bibliotheksausweis der Queens Public Library bezahlen möchte, weil man dort auch als Ausländerin ohne Wohnsitz in New York ohne komische Umwege oder Pfuschereien Kindle-Bücher aus dem Bibliotheksbestand ausleihen darf. Der Preis erschien mir fair, also eben diese 50 Dollar und der Aufwand, ein Onlineformular auszufüllen und mich anschließend mit der Vorgehensweise vertraut zu machen.

    Was ich nicht eingepreist hatte war, dass ich beim Eintippen meiner Angaben einen Tippfehler in meiner Mailadresse machen würde. Ich habe einen Nachnamen, der so kompliziert ist, dass ich ihn selbst öfters falsch schreibe. Oder vielleicht lag es auch an der Zeitumstellung, daran liegt ja alles. Sowieso ist es etwas bekloppt, die Mailadresse im Formular nicht nochmal bestätigen zu lassen, okay, vielleicht war es auch so und man musste sie zweimal eingeben und ich habe Copypaste gemacht, das möchte ich heute nicht mehr beschwören, es ist schon ein paar Tage her. Und eine Telefonnummer sollte man auch angeben, das habe ich aber nicht getan, denn ich möchte nicht von der Bibliothek angerufen werden. Dachte ich an diesem Punkt der Geschichte.

    Als ich jedenfalls die Bestätigung auf dem Bildschirm sah, dass nun mein virtueller Bibliotheksausweis an die Mailadresse TIPFPEHLER@gmail.com geschickt würde, war ich nur ganz kurz geknickt, denn sicher könnte ich ja zur Bibliothek rasch Kontakt aufnehmen, um den Sachverhalt aufklären.

    Auf der Bibliotheksseite war ein Kontaktformular, dieses Kontaktformular sah vor, dass eine Telefonnummer eingetragen wird, sonst konnte man es nicht abschicken. Nun waren ich an einem Zeitpunkt der Geschichte, in dem ich die Angabe der Telefonnummer für einen akzeptablen Preis hielt. Sie sehen, alles ist irgendwie Verhandlungsmasse und alles im Fluss, 3 Minuten später die Einschätzung schon eine andere als zuvor, man könnte sich generell die Frage stellen, wie im Leben überhaupt etwas schwer zu nehmen ist, wenn es doch kurz später schon wieder ganz anders sein kann. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls, das Formular akzeptierte keine deutschen Telefonnummern und meine Befindlichkeit rückte an dieser Stelle ein wenig in Richtung "angestrengt". Ich dachte darüber nach, ob 50 verbrannte Dollar pro Jahr (es ist ein Abo) ein akzeptabler Preis ist, mich nicht mehr befassen zu müssen.

    Die Antwort lautete an dieser Stelle "nein". Es ist nicht so, dass ich keine Ressourcen hätte: ich überlegte, mir am Arbeitsplatz vorübergehend eine amerikanische Telefonnummer zuweisen zu lassen, das ist recht einfach umsetzbar und ich könnte sofort eine Weiterleitung auf meine deutsche Nummer einrichten. Die Mail, um das zu veranlassen, hatte ich schon fast geschrieben, als mir eine noch viel einfacherer Variante einfiel: Ich legte mir nämlich einfach eine Emaildresse mit Tippfehler im Namen an. Niemand heißt wie ich, was auch ein Grund ist, warum ich sehr gegen Klarnamenpflicht irgendwo bin, man kann gut Klarnamenpflicht machen, wenn man Michaela Müller heißt aber wenn man so heißt wie ich, schicken dann alle immer Kuchen und Geschenke und dann muss man sich bedanken und das ist mir zu anstrengend. Jedenfalls, da schon niemand so heißt, wie ich, heißt erst recht niemand wie ich mit Tippfehler, die Adresse war schnell angelegt und dann konnte ich auf "Passwort vergessen" klicken und an die neue falsche Mailadresse gingen alle Daten nochmal heraus und das Problem war gelöst.

    Ich habe Fragmente übrigens auch noch mitgegeben, sie solle nicht für andere atmen. Das fand sie unempathisch.

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