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    Donnerstag, 23. März 2023
    23.3.23

    Ich meditiere ja jetzt, also zumindest sagte man mir, das, was ich mache, hieße so, und das ist sehr gut möglich, es ist nämlich genauso grauenhaft, wie ich mir Meditieren immer vorgestellt habe.

    Warum ich das mache: ich bin aktuell immer sehr im Moment, was ich an sich für eine gute Sache halte. Auch gute Dinge werden aber schwierig, wenn man sie übertreibt. Der Moment ist absolut. Ich bin ganz da, nirgendwo anders, es gibt keine Relationen mehr, so geht eine gewisse Anbindung an den Rest des Lebens verloren. Welcher Wochentag ist, wo ich herkomme, wohin ich auf dem Weg bin, solche Dinge. Sich an all das zwischendrin immer einmal mühsam zurückzuerinnern ist stressig, manchmal erschrecke ich mich auch, weil mir einfällt, dass ich etwas sehr Wichtiges - also etwas, das ich außerhalb des exakten Moments für sehr wichtig hielt - beinah vergessen hätte.

    Als Gegenmittel, habe ich mir überlegt, muss ich Tempo rausnehmen aus dem Tag, also immer mal zwischendrin bremsen und mich umschauen sozusagen. Deshalb klingelt jetzt 3x täglich mein Handy, bzw. es klingelt nicht, es erklingt mit einem langsam anschwellenden Ton, damit ich nicht erschrecke. Wenn das Handy sehr plötzlich klingelt bekomme ich nämlich immer noch eine Mischung aus Schweißausbruch-Zittern-Schwindel, weil ich denke, es ist irgendein Arzt, der mir sagen möchte, dass es meiner Mutter sehr schlecht geht. Dass das nicht mehr passieren wird, ist noch nicht richtig angekommen, daher ist Handyklingeln nicht gut, den Klingelton habe ich sowieso geändert aber auch der Weckerton muss langsam losgehen. Er enthält Naturgeräusche, so macht man das, habe ich mal irgendwo gelesen, Naturgeräusche sind gut, sagt man. Ich meine damit Flora und Fauna, nicht Stadtnatur wie Autohupe und Presslufthammer. Ich lasse mir nicht nachsagen, ich würde keine ernsthaften Versuche unternehmen!

    Wenn also dreimal täglich dieser Wecker, sagen wir dieser Gentle Reminder erklingt stelle ich einen Timer und lehne mich zurück, schließe die Augen und besinne mich auf die Basics. Wo bin ich gerade. Wie bin ich dorthin gelangt. Ist mir warm oder kalt. Habe ich Hunger oder Durst. Tut irgendwas weh. Wie ist das Wetter. Mit welchem Verkehrsmittel bin ich unterwegs.Was habe ich heute bisher so gemacht. Was war mein Plan für den Tag, was möchte ich unbedingt noch machen. Ganz so weit komme ich meistens nicht, ich habe bisher 5 Versuche unternommen, bei zweien bin ich eingeschlafen, bei einem musste ich so lachen, dass alles sinnlos wurde, bei einem ging mir nach gut zwei Minuten die Geduld aus und einmal gelang es mir, die gesamte Zeit mit geschlossenen Augen da zu sitzen und mich zu besinnen, allerdings hatte ich bei diesem Versuch die Zeit schon von 5 auf 3 Minuten verkürzt, denn 5 Minuten erschienen mir zu ambitioniert.

    Was ich bisher feststelle: fast immer habe ich Durst. So gut wie nie weiß ich mit geschlossenen Augen, wie das Wetter ist. Ich kann wirklich innerhalb von Sekunden - also jedenfalls deutlich weniger als 3 Minuten - einschlafen, auch im Sitzen, auch in Gegenwart anderer Menschen. Ich fühle mich trotzdem null müde. Ich habe das Gefühl, ein bisschen gesammelter zu sein. Und ich habe heute Abend daran gedacht, das Fahrrad da, wo ich es neulich irgendwann abgestellt und komplett vergessen hatte, wieder abzuholen, darüber habe ich mich gefreut. Und es passt nicht wirklich in meinen Tag, dreimal drei Minuten einfach nur da zu sitzen, es kommt mir vor wie verschwendete STUN-DEN.

    Ich werde das Projekt noch ein wenig weiter verfolgen.

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