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    Dienstag, 14. März 2023
    14.3.23

    Heute eine Erzählung aus der Mottenkiste (also in Wirklichkeit aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste), nämlich: warum ich mich für Russisch als 3. Fremdsprache entschieden habe, ob ich es noch kann, ob ich mal in Russland war.

    Warum ich Russisch gelernt habe: das war ab der 9. Klasse und ja, im Westen Westdeutschlands nicht unbedingt naheliegend. Meine erste Fremdsprache war Englisch, die zweite Latein, in der 9. Klasse konnte man dann irgendwas ganz anderes wählen, also ganz andere Fächer, aber ich habe mich ja immer nur für Sprachen interessiert, also wollte ich eine Sprache wählen und es gab Französisch oder Russisch zur Auswahl. Ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern, welche Gründe das alles hatte, ich war aber einfach interessiert, weil ich über Russisch nichts wusste, kein Wort Russisch konnte, andere Buchstaben fand ich auch super, ich glaube, das Fremde hat mich gereizt. Meine beiden Schwestern hatten als 3. Fremdsprache Französisch, da hatte ich schon häufig Vokabeln abgefragt oder irgendwas mitgehört aber niemand, den ich kannte, sprach Russisch. In Wirklichkeit doch, mein Patenonkel nämlich, der war in Russland in Kriegsgefangenschaft, er sprach fließend Russisch aber das erfuhr ich erst einige Jahre später, als er auf einer Familienfeier plötzlich mit mir Russisch sprach. Ich weiß nicht, ob das vorher überhaupt jemand wusste, dass er das konnte.

    Der Lehrer war ein Herr mit Doppelnamen, sehr engagiert, ich habe ihn in guter Erinnerung. Er forderte uns häufig auf, zu Demonstrationen zu gehen und wenn jemand wem anders vorsagte, regte er sich unfassbar auf und sagte "Sie nehmen Ihren Klassenkameraden die Chance, Fehler zu machen und daraus zu lernen!" Einmal habe ich von ihm eine regelrechte Predigt gehört, da hatte ich in einer Klassenarbeit auf Nummer sicher gespielt, mich recht einfach ausgedrückt, dadurch natürlich so gut wie keine Fehler gemacht. Er fand das unsäglich, eine Respektlosigkeit der Sprache und meinen Fähigkeiten gegenüber, ich solle mich gefälligst ausprobieren, die Sprache ausprobieren, versuchen, meine Gedanken elegant abzubilden, auch wenn es möglicherweise schief geht. In der nächsten Klassenarbeit hatte ich eine 3-, er war begeistert, ich eher nicht so sehr.

    In Russland war ich nie. Es gab die Möglichkeit eines mehrwöchigen Austauschs, das konnten sich mein Eltern aber finanziell nicht leisten, zumal wir auch keinen Platz gehabt hätten, das russische Kind dann im Austausch bei uns aufzunehmen. Ich lernte aber ein paar der anderen Austauschschülerinnen kennen, hatte auch später noch Kontakt zu ihnen und eine kam zum Studieren noch einmal nach Deutschland zurück und wir hatten lange Zeit, also auch noch während des Studiums, ein Sprachtandem.

    Das ist natürlich sehr lange her und ich habe noch diverse andere Sprachen seitdem gelernt (in der Schule noch Spanisch, an der Uni dann, weil ich eine zweite romanische Sprache brauchte, Französisch), dann Türkisch und jetzt Italienisch, ich hatte schon irgendwann kurz vor dem Abitur einmal eine schlimme Sprachverwirrung und schrieb eine Spanischklausur zwar in unseren Buchstaben aber in russischer Sprache, es war für alle Beteiligten sehr verwirrend und dauerte etwas, bis wir herausgefunden hatten, was da eigentlich passiert war.

    In Russland war ich aber auch später nicht - während des Studiums musste ich mir dann ja noch schnell richtig Spanisch (ich hatte in der Schule nur 2 Jahre) und Französisch aneignen, danach hatte ich Russisch erst einmal vergessen und jetzt ist ja schon seit längerem nicht so die Zeit, in der man nach Russland reisen möchte.

    Ich kann heute kein Russisch mehr sprechen, außer um mich herum sprechen Personen Russisch, dann je länger es geht um so besser wieder. Lesen kann ich es in großen Teilen noch, schreiben aber überhaupt nicht mehr, glaube ich, ich habe es lange nicht mehr ausprobiert. Vor ein paar Jahren hatte ich überlegt, meine Kenntnisse mit Duolingo aufzufrischen, aber das war mir mit dem Tastaturwechsel zu mühsam. Ich glaube sowieso, dass ich Sprachen am besten lerne, wenn ich Bücher lese und Musik höre, durch die Bücher lerne ich die Wörter und Strukturen und durch die Musik die Intonation und den Rhythmus der Sprache. Grammatik an sich ist völlig nebensächlich, die kann man nachlesen und sich bei so gut wie jeder Sprache in einem (anstrengenden) Wochenende aneignen, wenn man es darauf anlegt.

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