(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.)
Heute morgen um halb 9 wachte ich auf und war - wach. Das ist neu und ungewohnt, üblicherweise bin ich um halb 9 am Wochenende nicht annähernd wach und stelle mich tot, wenn mich jemand (üblicherweise eine Katze) vor 11 Uhr wecken will. Vielleicht das Alter, da schläft man kürzer, vielleicht reichen mir im Alter 8,5 Stunden pro Nacht. Das wäre ein gigantischer Zeitgewinn im Alltag! Ich müsste mal ausrechnen, ob dann nicht eventuell doch die Hälfte meines Lebens noch vor mir liegt, wenn ich die Stunden genau ausrechne. Spannende Sache.
Ich setzte mich mit Kaffee und Tee in den Sessel und versuchte, mein Innenleben vom festsitzenden Schleim zu befreien. Der Rest der Familie schlief noch (sind auch alle jünger als ich).
Gegen 11 setze ich mich an den Rechner und begann, Dinge zu erledigen. Es waren verschiedene Reisen zu buchen: Zugfahrt und Unterkunft zum Seminar, Zugfahrt zu einer Geburtstagsfeier, Zugfahrt und Hotel für ein verlängertes Wochenende mit M. in Paris, Zahlung von verschiedenen Rechnungen und Überweisung für Ms Abschlussfahrt. Danach verschaffte ich mir grob einen Überblick über die Finanzlage, letzten Monaten hatten wir ja auch noch ein Auto gekauft. Alles im grünen Bereich.
Dann Italienisch-Hausaufgaben. Vor zwei Wochen hatte uns eine Aufgabe zum ersten Mal überhaupt irgendwie herausgefordert, diese Woche geschah das wieder, es gab einen Textauszug aus einem "echten" Buch zu lesen, also kein Buch speziell für Lernende: Io non ho paura von Niccolò Ammaniti. Es ging - wir verstanden nicht alle Einzelheiten aber die Story und die Zusammenhänge durchaus. Die Grammatik war nicht problematisch, eher das Vokabular, das kann man natürlich nachschauen aber das ist nicht, wie Sprache lernen funktioniert, also meiner Ansicht nach. Meiner Ansicht nach funktioniert es so, dass Begriffe aus dem Zusammenhang klar werden, man kann Worte ja sowieso nicht 1:1 übersetzen und sich schon gar nicht alles, was mit ihrer Verwendung zusammenhängt durch Nachschlagen aneignen. Das ist indirektes Wissen, das eben durch lesen, zuhören, eintauchen entsteht.
Über all dem wurde es Nachmittag. Ich verließ das Anwesen, um ein Paket aus einem Paketshop zu holen und den Rest des Einkaufs von Freitag aus dem Kofferraum hochzuschlappen. Danach Telefonat mit Schwester und Papa N., weitere Planung der Parisreise, mehrere Wäschladungen, Grundreinigung des Katzenbrunnens und der übrigen Trinkgelegenheiten, das alles begleitet von literweise Tee.
Zwischendurch freute ich mich mehrfach sehr, einmal über den Inhalt des Pakets, das waren nämlich Schuhe zur Vervollständigung des Outfits für die Abendveranstaltung in New York und sie passen optisch und auch in Bezug auf die Größe perfekt, nun ist dieser Punkt also schon einmal gesichert, denn auch, wenn es sicher noch eine perfektere Hose und ein perfekteres Shirt gäbe, ist beides schon sehr gut, also kann ich mich überraschen lassen, ob mir noch etwas begegnet aber wenn nicht, dann eben nicht, alles sehr chillig. Dann freute ich mich über die endlich gebuchte Parisreise. Wir waren im Oktober 2015 ja schon einmal gemeinsam in Paris, also M und ich mit noch einer Freundin von M, das war auch schon sehr schön und mit 18 macht man aber ja nochmal andere Sachen als mit 10.
Und dann freute ich mich noch auf morgen. Morgen Nachmittag darf ich nämlich mit jemandem um viel Geld verhandeln. Mehrere Tage hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich vorgehen sollte, was ich überhaupt will, was eigentlich die wesentlichen Punkte sind und hatte keine Vorstellung von dem Gespräch. Dann bin ich es letzte Woche mit Cucinacasalinga durchgegangen und während wir sprachen sagte sie plötzlich "Nein, ich würde das ganz andersherum machen, ganz anders anfangen!" und sie sagte mir wie und plötzlich ergab alles Sinn. Mit dem "anders herum anfangen" ist jetzt alles logisch und richtig, die Einzelheiten greifen perfekt ineinander, ich brauche noch nicht einmal Notizen, weil die Story total klar ist und - noch wichtiger - total ich ist, ich muss da nichts ausdenken oder zu erreichen versuchen. Es ist perfekt. Und das Spiel kann ich morgen spielen, also: wenn mein Gesprächspartner kommt, er hält sich mit seiner Zusage noch etwas bedeckt, auch das gehört zum Spiel, ist aber egal, wenn er morgen nicht kommt, dann an einem der nächsten Tage. Achja, und schön wäre, wenn meine Stimme morgen zurückgekehrt wäre, aber es ist alles so perfekt, dass es auch mit Sprecheinschränkung ganz hervorragend sein wird, also egal.
Für den Abend hatte ich zufällig noch Gulasch im Gefrierschrank gefunden, also schon fertig zubereitetes Gulasch, von Weihnachten glaube ich. Dazu Klöße und Rotkraut, ein schnelles Essen. Und der Speiseplan für die nächste Woche steht auch, alles eher schnelle Gerichte, denn die nächste Woche ist absolut vollgepackt.