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    Donnerstag, 6. September 2018
    WmdedgT 9/2018

    (Was WmdedgT ist und die weiteren Beiträge dazu finden Sie - wie immer - hier bei Frau Brüllen)

    Der Wecker klingelt um 6, das kommt mir recht gelegen, denn ich bin sowieso schon wächelnd - wächelnd habe ich mir in dieser halben Stunde vor 6 Uhr als Wort ausgedacht, in Anlehnung an "schwächelnd" versteht sich, denn ich bin zwar genau genommen wach aber nicht in dem kompletten Sinne, den das Wort nahelegt - egal, wie auch immer, ich bin wächelnd, denn das letzte halbe Jahr hat mir eine veritable Schlafstörung verpasst.

    Es folgt das übliche Morgenprogramm. Mademoiselle war die letzten zwei Tage krank aber ist heute wieder fit und halbwegs ausgeschlafen, die Katzen sind ebenfalls fit (das gilt es momentan jeden Morgen zu überprüfen, denn die kleine Katze war sehr, sehr, sehr krank und es geht ihr nun zwar seit einigen Wochen wieder besser, die Ursache für die Erkrankung ist aber weiterhin trotz zig Laborproben schlicht unklar). Die kleine Katze frisst den Magenschoner, den sie in Vorbereitung auf die spätere Dosis Cortison bekommt, widerspruchslos in ein Stück Katzenwurst eingewickelt.

    Um 7:30 verlasse ich mit Herrn N das Haus, wir nehmen dieselbe S-Bahn aber ich steige ein paar Stationen früher aus und gehe ins Büro, heute vorher bei Starbucks vorbei, dort gibt es wieder Pumpkin Spice Latte und die mag ich sehr gerne. Und außerdem habe ich in den letzten Wochen begriffen, dass ich nicht mehr dazu komme, mich mit Kaffee zu versorgen, wenn ich erst einmal am Schreibtisch angelangt bin. Mit Essen schon sowieso nicht, deshalb nehme ich auch noch einen Muffin mit.

    Im Büro arbeite ich stupide meine Liste ab, die Liste der zu erledigenden Dinge ist ohne besonderen Grund auf um die 100 Positionen angewachsen, alle sind irgendwie gleich wichtig, immerhin nur weniges wirklich ganz zeitkritisch. Um 10 Uhr kommt aber bereits eine Bewerberin für eine offene Stelle - immerhin auch nicht zeitkritisch - das Gespräch ist angenehm, der anschließende Einstellungsttest sieht aber auf den ersten Blick nicht allzu vielversprechend aus, die komplette Auswertung bekomme ich aber erst morgen.

    Danach weiter Dinge abarbeiten, ein paar skurrile Telefonate, schon ist es 15 Uhr und ich muss dringend aufbrechen, bzw. es ist 15:17 und ich hätte um 15 Uhr aufbrechen müssen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich rund 40 Punkte der Liste abgehakt und 10 neue daraufgesetzt. In diesem Tempo wird es noch ein Weilchen dauern, bis ich überflüssig geworden bin.

    Mein Zug fährt mir leider vor der Nase weg, der nächste kommt so, dass ich um 16:00 Uhr zu Hause sein werde und genau um 16:00 Uhr habe ich auch Gesangsstunde. Ich schreibe deshalb kurz Mademoiselle, damit sie den Rechner schon einmal hochfährt und die Verzögerung nicht allzu groß wird. Dann kommt aber ein verspäteter Zug von über einer Stunde vorher und es geht doch noch alles irgendwie auf.

    Von 16 - 17 Uhr ist Gesangsstunde, danach habe ich noch Erledigungen abzuwickeln: zwei Pakete mit aussortierten Dingen fahre ich in den Versandshop und dann weiter zum Supermarkt wegen Abendessen. Es gibt Möhrengemüse mit Frikadellen - wollen wir doch mal sehen, ob ich den Herbst mit Gewalt herabeikochen kann, im Rhein-Main-Gebiet sind nämlich immer noch völlig unangemessene 25 Grad und Sonne, es ist widerlich.

    Während des Kochens mache ich Formulare. Formulare, Formulare, Formulare, ich weiß nicht, wo die alle herkommen. Die Krankenkasse fragt, ob ich an einer Genstudie teilnehme, ich frage die Krankenkasse, welche Kosten sie für eine Zahnbehandlung übernimmt (ich werde mich leider von einem meiner Milchzähne verabschieden müssen), ich frage die Krankenkasse von Herrn N, welche Kosten sie für seine Behandlungen übernimmt, die Rentenversicherung fragt irgendwas, ein Bausparvertrag ist zuteilungsreif und die Trulla aus dem Service-Center hat die Formulare falsch ausgefüllt, das Amtsgericht möchte auch etwas wissen und es sind Rechnungen zu zahlen. Das Essen kocht heute etwas länger.

    Zwischendrin bekommt die kleine Katze noch ihre Tablette und es ist völlig unspekatkulär, was an sich spektakulär ist. Bei den ersten Tablettengaben verwandelte sich die komplette Katze nämlich ein einen eingespeichelten, fauchenden Schleimball und einmal musste ich sogar um 18 Uhr noch mit ihr zur Tierklinik fahren, weil es mir unmöglich war, das Medikament ins Tier zu befördern - in der Klinik brauchen sie auch fünf Anläufe, das hat mich etwas getröstet. Mittlerweile, also nach nun etwa 6 Wochen, sind die Katze und ich ein eingespieltes Team. Sie weiß jetzt, dass es die Tablette geben wird, egal was kommt, lässt sich also von mir im Nacken packen, Finger oder Tablettengeber zwischen die Lücke in den Seitenzähnen und die Tablette dann einfach ganz nach hinten in den Rachen schleudern. Das Tier würgt kurz indigniert, aber mehr pro forma, schluckt dann und nimmt im Anschluss sofort die dargebotenen Leckerli. Seid einigen Tagen brauche ich noch nicht einmal mehr Mademoiselle als Katzenfesthalterin, so einfach ist es geworden.

    Mittlerweile ist auch Herr N eingetroffen, es gibt Abendessen und dann Abhängen auf der Couch. Seit Tagen versuche ich, mein aktuelles Buch zu Ende zu lesen, aber komme nie so recht dazu, jetzt ist es auch schon wieder zu spät, es ist ein einziges Dilemma und im Grunde nur entstanden, weil es ein Papierbuch ist, ein Hardcover auch noch, und damit viel zu schwer, um es herumzutragen. Ein Buch, das man im Grunde nur auf dem Sofa oder im Bett lesen kann, enorm unpraktisch so etwas.

    Sind jetzt aber nur noch an die 20 Seiten, vielleicht schaffe ich das ja jetzt doch noch, Mann und Kind sind schon im Bett aber ich kann ja eh nicht schlafen.

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