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    Mittwoch, 30. November 2016
    Das ist mir zu anstrengend.

    Frau Herzbruch sagt, wenn man sie nach dem Grund für eine ablehnende Antwort fragt, sehr gerne "aus allen Gründen". Ich habe nun für mich eine ähnliche Formel gefunden, von der ich bis vor kurzem gar nicht wusste, dass sie überhaupt existiert und dann niemals gedacht hätte, dass sie akzeptiert wird. Nämlich: "Das ist mir zu anstrengend!"

    Viel zu anstrengend war es mir heute zum Beispiel, vor dem Weihnachtsmarktbesuch mit drei Kindern diese drei Kinder auch noch in die Eislaufhalle zu begleiten. Und ebenfalls zu anstrengend war es mir, nach dem Weihnachtsmarkt noch für Abendessen zusorgen, das konnte ich schon absehen und ich freute mich über meine eigene Cleverness Einsicht und kaufte Kartoffelpuffer zum Mitnehmen auf dem Weihnachtsmarkt. Einmal mit Apfelmus, einmal mit Preiselbeeren, einmal mit Knoblauchsoße. Sie dürfen raten, was für wen war.

    Der nach mir wartende Herr wies mich darauf hin, dass die Alufolie, mit der die Kartoffelpuffer verpackt wurden, durch die Wärme Aluminiumoxid ausströmen und damit die Kartoffelpuffer verunreinigen und uns alle dann vermutlich irgendwie töten würde. Ob mich das denn gar nicht scheren würde, und die Kinder, und überhaupt warum zum Mitnehmen und warum man nicht ein Behältnis mitbringt, wenn man etwas mitnehmen möchte und die Umwelt und so weiter und dann zupfte er mich am Ärmel und auch da sagte ich nur die neue Zauberformel: "Lassen Sie mich in Ruhe, das Gespräch mit Ihnen ist mir zu anstrengend." Schon war er mucksmäuschenstill. Naja vielleicht trug dazu bei, dass ich ihm dabei mit einer Plastikgabel mittelfest warnend in die Hand piekste. Wer weiß was so eine Plastikgabel alles ausströmt.

    Für meine Geburstagsparty habe ich auch keinen Kuchen gebacken. Das wäre nur abends nach 21 Uhr möglich gewesen. "Das ist mir echt zu anstrengend" - mit diesen Worten lud ich zwei tiefgefrorene Sorten auf den vollgepackten Einkaufswagen, den Herr N. geschickt durch die Gänge navigierte. Ich kann ja seit neuestem wieder freihändig gehen.

    Sogar im Büro klappt das. Erst gestern plante ich mit dem Oberchef eine Veranstaltung, er wühlte durch Speise- und Weinkarten und Bestuhlungsmöglichkeiten und dann sagte ich "Wissen Sie was, warum machen wir es uns nicht leicht und nehmen einfach ganz genau den Vorschlag vom Restaurant? Das ist doch alles viel zu anstrengend!". So wurde es dann gemacht. Der Oberchef ist glaube ich zum Jahresende hin auch latent angestrengt.

    Und so bleibt unter dem Strich mehr Zeit, um aus dem Fenster zu gucken, auf der Couch zu sitzen und dann vielleicht möglicherweise doch auch zu bloggen.

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