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    Samstag, 5. Dezember 2015
    Blogging November - 1486

    Als ich heute Einkaufen war - in dem Supermarkt, in dem früher immer die total verrückten Verkäuferinnen waren, aber seit der Renovierung nicht mehr - fiel mir ein, dass am Wochenende wohl Nikolaus ist.

    Nikolaus, herrje, da braucht man ja irgendwas für in den Stiefel vor der Tür. Und Nikolaus, herrje, ich bin ja am Wochenende bei Papa und Mama N., zwecks Weihnachtsbäckerei, da müssen die beiden natürlich auch etwas in ihre Schuhe bekommen, das Kind wird nämlich darauf bestehen, dass sie die geputzt rausstellen, und dass dann am nächsten Morgen nichts drin ist, geht natürlich nicht.

    Also fuhr ich als erstes den Gang mit den weihnachtlichen Schokoladenutensilien an, dabei dachte ich nach. Ich dachte ungefähr: Das Kind isst so Schokoladenzeug sowieso nicht, neulich hat sich noch jemand über die Osterhasen in der Küche lustig gemacht und die Halloweenschüssel steht auch noch herum, also am besten irgendwas, das sie wirklich mag, Traubenzucker oder Gummibärchen, aber das ist nicht nikolausartig, ich könnte den Schuh mit Mandarinen und Nüssen auffüllen, aber es ist albern, Mandarinen und Nüsse nach Düsseldorf zu transportieren, meine Eltern haben sowas doch sowieso da, außerdem isst Mademoiselle die Mandarinen auch nicht mehr, weil sie neulich an einem Nachmittag zwei Netze auf einmal gegessen und seitdem keinen Appetit mehr darauf hat, und die Nüsse würde sie von mir geknackt und filetiert haben wollen, das ist mir zu anstrengend und wenn wir sie nicht essen, schießen die Katzen sie durch die Wohnung. Vielleicht einen kleinen Kinderschokoladenweihnachtsmann, das mag sie ganz gern. Ich mag das auch gern, für mich kann ich auch so einen kaufen. Für mich könnte ich auch Mozarkugeln oder Trüffelpralinen kaufen, auch wenn ich akut mehr Appetit auf Kartoffelchips habe. Oder auf einen Smoothie mit Minze, aber nicht mit Gemüse. Minze und Kiwi wäre gut. Aber ich muss mich ja jetzt um Nikolaus kümmern. Für Mama N. Mon Chérie, das ist gesetzt, das isst sie immer, aber wenig, also eine kleine Packung. Hm, auf der kleinen Packung steht "Vielen Dank", das ist jetzt aber unpraktisch. Vielleicht doch die große. Oder den kleinen Riegel, der an der Kasse liegt. Aber der ist schon sehr klein. Erstmal schau ich nach Papa N. Der mag Geleefrüchte, wie blöd, dass ich die nicht in dem Laden neben dem Büro gekauft habe, da sind sie am allerbesten, es hätte ja auch mal wer sagen können, dass Nikolaus ist! Andererseits isst das Kind ihm die sowieso immer weg. Vielleicht kaufe ich ihm lieber Schumacher Alt, das gibt es aber nur an dem Kiosk weit weg, und dann muss er das Leergut dahin bringen, das ist ihm eigentlich zu weit, und einfach stehenlassen bis ich das nächste Mal komme, das will er nicht. Vielleicht könnte er es sofort trinken, während ich noch da bin, dann kann ich die leere Flasche noch wegbringen, aber das wird er nicht wollen, bzw. dann will er mir etwas abgeben und das will ich wieder nicht, vielleicht doch die Geleefrüchte. Und was ist mit Schwester N., die mag diese rosa Dinger, die sind hier nicht, die mag auch Schokolinsen, aber die sehen so billig aus, vielleicht mag sie auch After Eight Sticks, ach nein, die mag sie nicht, weil sie ja keine Bitterschokolade mag. Vielleicht kommt sie auch gar nicht? Aber wenn sie kommt wird es dann auch Nikolausfrühstück geben. Natürlich gibt es Frühstück in jedem Fall, aber es wird auch immer irgendwie benannt. Im Zweifel: Sonntagsfrühstück. Oder: Familienfrühstück. Oder, wenn viele Kinder da sind: Schwesternfrühstück. Dieses Wochenende werden wir Geburtstagsfrühstück (meiner, nachgeholt) haben, nämlich Samstag, und Sonntag dann wohl Nikolausfrühstück. So viel ist sicher. Und dann wäre es doch schön, wenn so kleine Nikoläuse auf den Tellern säßen, aber jetzt gibt es hier unendlich viele verschiedene kleine Nikoläuse oder Engel der Bären, wieso eigentlich Bären, das ergibt doch gar keinen Sinn. Und alle sind zu 5. gepackt, dabei sind wir doch 6, dann hab ich entweder einen zu wenig, das wäre ok, ich brauche keinen, aber es ist nicht stimmungsvoll, oder ich habe 4 zu viel, ich kann es nicht leiden, wenn Sachen zu viel sind. Achso, wir sind ja doch nur 5. Und hier sind noch Nikoläuse, die irgendwie anders aussehen, nicht rot-weiß sondern grün mit Sonnenbrillen, die finde ich gerade witzig, aber wie werde ich sie Sonntagmorgen finden, ich hab doch gerade neulich festsgestellt, dass ich Dinge morgens ganz anders finde als abends, zum Beispiel auch den Gedanken, noch eine Stunde wach zu bleiben oder noch ein Bier zu trinken, da denke ich abends immer, dass ich morgens bestimmt noch eine Stunde wachgeblieben und ein Bier getrunken haben wollen würde, aber morgens ist es dann ganz anders, enorm verwirrend ist das. Gibt ja Leute, die schreiben Briefe an ihr Ich vor 30 Jahren, dass alles gut wird, vielleicht sollte ich morgens mal einen Brief an mein Abend-Ich schreiben, dass alles furchtbar wird und ich schlafen gehen soll.

    Also so ungefähr dachte ich. Zwischendurch spielte ich, um die Reizüberflutung in den Griff zu bekommen, ein paar Züge Wordfeud, dabei fiel mir auf, dass ich gegen eine Unmenge an Personen spiele und nur bei sehr, sehr wenigen weiß, wo der Anknüpfpunkt ist, also ob sie Blogleser sind oder persönlich bekannt oder zufällig mit mir spielen. Wollen diese ganzen Spielerinnen und Spieler, selbst das weiß ich ja teilweise nicht, sich nicht mal outen? Sowieso die, gegen die ich immer so hoch verliere, dass ich Angst habe, sie werden meiner bald überdrüssig? Wie auch immer, das Denken und Spielen dauerte nicht lang, aber schon so etwa vier bis fünf Minuten, in dieser Zeit stand ich da und machte immer mal kurz einen Ausfallschritt, zuckte zurück, runzelte die Stirn, fuchtelte mit den Händen, murmelte Wortfetzen, ließ den Blick schweifen, wischte übers Handy.

    Vor dem Weihnachtssortiment stand ein älterer Herr mit seiner (vermutlich) Frau und er sprach mich an:

    Herr: Stehe ich Ihnen im Weg - möchten Sie hier hin?

    Frau N: Ou - ich habe ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, was ich überhaupt möchte! Bitte ignorieren Sie mich einfach.

    Herr - zu seiner (vermutlich) Frau: Siehst du, Inge - das hab ich ja in den letzten 50 Jahren von dir nicht gehört, dabei ist das bei euch Frauen doch immer genau so!

    Zwei etwas jüngere Herren, die bis dahin unbemerkt hinter dem Weihnachtsmannpappaufsteller gestanden hatten (oder darunter im Staub herumgekrochen waren, was weiß ich) traten hervor und applaudierten.

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