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    Montag, 20. September 2010

    Kennen Sie so Tage, an denen alles ein bisschen unrund läuft? Morgens kommen Sie z.B. kindbedingt recht spät erst am Bahnhof an, so spät, dass es allerdingslichste Zeit für einen Kaffee ist, den man gut mit Karamellsirup abrunden kann. Der Sirup, den der Kaffeeausschank verwendet ist irgendwie dickflüssig und sinkt nicht richtig ein. Das Holzstäbchen zum Umrühren haben Sie aber längst entsorgt. Also überprüfen Sie den festen Sitz des Deckels, halten den Zeigefinger über die Trinköffnung und Schütteln beherzt - um alsdann mit Schrecken beobachten zu können, wie sich eine kleine Fontäne aus dem stecknadelkopfgroßen Belüftungsloch in der Mitte des Deckels über Ihre Jacke ergießt.

    Sowieso, die Jacke. Morgens, als Sie das Haus verließen, war es ja mit 6 Grad auf dem Fahrrad recht kühl. Nun an der Bahn ist die Fleece-Jacke schon eher grenzwertig, tragen Sie doch darunter auch noch eine Strickjacke. Bis ins Büro zur Klima-Anlage wird man es aber wohl noch aushalten, denken Sie - so ist es auch, ab der zweiten Tageshälfte ist die Klima-Anlage im Büro aber abgeschaltet, da sie den Qualm eines nahgelegenen Dachstuhlbrandes im Rapunzelturm herumgewirbelt hatte. Durch bodenhohe Glasfenster wird es bei Sonnenschein recht warm. Insbesondere auf der Südseite und wenn man neben einer Strickjacke auch noch Winterstiefel trägt.

    Sowieso war im Büro alles doof - stellen Sie sich vor, Sie hätten sich nach gut zwei Jahren endlich ein Herz gefasst, die Akte zu einem sehr, sehr umfassenden und noch sehr viel nervigeren Vorgang noch einmal (elektronisch) zu sichten, um Wesentliches zu Archivieren und den Rest zu entsorgen. Stellen Sie sich vor, dies hätte mehrere Werktage in Anspruch genommen - durch eine Tücke der Technik stünden Sie aber am Ende nicht mit einem schlanken Stapel relevanter Dokumente da, sondern mit einem schlanken Stapel Druckerfehler. Was Sie aber erst beim Lochen bemerken, so dass Ihnen nichts anderes übrig bleiben wird, also den gesamten Vorgang noch einmal zu sichten. Irgendwann. Außer, Sie suchen sich vorher einen anderen Job, was in diesem Moment eine sehr realistische Option erscheint.

    Und stellen Sie sich vor, Sie raffen sich dann noch einmal aus der umgehend eingetretenen katatonischen Starre auf, um eine hervorragende Idee zu haben und diese auch gleich an die richtige Stelle zu tragen, die richtige Stelle Ihre Gedankengänge nachvollziehen kann, dazu jedoch plötzlich eine eigene Idee entwickelt und diese eigene Idee dann auch noch viel besser findet - was natürlich nicht den Tatsachen entspricht. So dass man sich nicht einig werden kann, weshalb eine dritte Stelle hinzugerufen wird, diese dritte Stelle aber, anstatt sich für Ihre, also die richtige, Idee zu entscheiden, dann noch eine dritte in den Raum stellt und nachhaltig vertritt, die natürlich genauso absurd wie die zweite ist. So dass Sie nun drei völlig abweichende und unvereinbare Lösungswege haben und jeder den eigenen Vorschlag für den einzigen akzeptablen hält.

    Dann ist es definitv an der Zeit, heimzugehen und das Kind ein bisschen früher aus der KiTa abzuholen um mit ihm irgendwas Lustiges zu machen. Das Kind ist aber gar nicht da, als Sie an der KiTa ankommen, sondern auf einem Fest, und als es später kommt, möchte es sofort auf das Fest zurück. Gut, das könnte ja auch lustig sein, also fahren Sie dort hin. Es ist aber überhaupt kein bisschen lustig, Sie stehen erst mit dem Kind an einem Schminkstand an, der dann kurz bevor Sie an die Reihe kommen schließt, und dann bei einer Gasluftballonwerbeaktion, die aber - kurz bevor Sie an der Reihe sind - Pause macht weil nun eine Vorführung beginnt. Ihnen wird zugesichert, nach der Vorführung einen Ballon erhalten zu können, und die Vorführung besteht aus Tanzdarbietungen von verkleideten Kindern zu fremdländischer Musik. Nach dem dritten Stück beschließen Sie, dass Sie sich dieser Situation nicht länger aussetzen können. Offenbar hat Ihr Kind das aber schon einige Zeit vorher beschlossen, ist nämlich nicht mehr auffindbar. Sie erfahren jedoch von Umstehenden, dass Ihr Kind mit den Sprösslingen der beiden allernervigsten Kindergartenmütter auf und davon ist, so dass sie die Suche nun auch noch mit diesen Damen koordinieren müssen. Schließlich finden Sie Ihr Kind in einem nahegelegenen Gebüsch und es ist in Hundescheiße gefallen. Sie lassen sich Ihr Kind in einer nahegelegenen Wasserfontäne säubern und werden von unzähligen Passanten angesprochen, die eine dazu Meinung haben und diese zwingend äußern müssen.

    Zu Hause fällt Ihnen eine Dose mit Rattenfutter um. Beim Auffegen stellen Sie fest, dass sich kleine getrocknete Maden (oder dergleichen) darin befinden. Sie glauben erst an einen neuerlichen Mottenbefall, erinnern sich dann aber dunkel, etwas von "Tier" auf der Zusammensetzungsliste gelesen zu haben. Während Sie sich an Genaueres zu erinnern versuchen, pickt das Kind im verstreuten Futter herum und steckt sich ausgewählte Stücke in den Mund. Auf Ihre beäußerten Bedenken zu dieser Verhaltensweise hin fragt das Kind, ob das Futter denn giftig sei. Sie verneinen und erhalten einen frisch-madigen Kuss mit der Empfehlung "dann besteht doch kein Grund zur Aufregung, Mama".

    Wie gesagt, an manchen Tagen läuft alles etwas unrund. Kennen Sie das?

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