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    Samstag, 15. August 2009

    Nach 3 Monaten habe ich mich heute einem weiteren Friseurtest unterzogen - es passte gerade so gut, denn es war Zeit, ein 50%-Gutschein und ein freier Termin vorhanden. Zwar konnte niemand aus meinem Bekanntenkreis mit Erfahrungen mit dem Salon aufwarten, aber die Internetrecherche ergab nicht durchweg Entmutigendes.

    Die angestellten Damen waren in kurze, ballonartige Rüschenkleider gewandet, die sie grellgelben und pinkfarbenen Vogel Sträußen gleichen ließen und waren zunächst mal fürs Waschen zuständig. Der Meister selbst, der mich - wenn ich saß - um etwa einen halben Kopf überragte, gehörte zu den Jammerern seiner Zunft. Haben Sie sicher auch schon erlebt: zunächst wird eine Strähne hochgehalten, kritisch beäugt und gefragt: "wer hat das denn beim letzten Mal geschnitten?". Nach der Absprache, was gemacht werden soll, folgt ein stummer, aber ausdrucksstark-schwerer Blick und dann die Worte: "Sie haben sehr feines/schweres/widerspenstiges/sprödes/empfindliches/schütteres/viel (1-2 Optionen auszuwählen) Haar. Ich finde mein Haar absolut normal, angenehm und unkompliziert, verstehe aber, dass diese Taktik der Erhöhung des eigenen Arbeitsproduktes dient: Je schwieriger der Fall vorab dargestellt wird, umso höher ist im Nachhinein der fertige - selbstverständlich immer gelungene und absolut passende - Schnitt zu preisen. Ich habe also Verständnis und antworte stets "Jaja".

    Der gute Mann seufzte noch ein bisschen und schnitt dann wie im Comic: schnipp-schnipp-schnipp - die Haare flogen nach allen Seiten, brrrrrrrrrrp, zapp, fertich. Föhnen macht der gelbe Vogel Strauß. Mit einer Menge Bürsten und der Frage, ob sie mir die einzelnen Schritte für zu Hause erklären soll. Nein danke, ich habe nämlich überhaupt keine einzige Rundbürste zu Hause. Außerdem hatte schon der Vogel Strauß Probleme, die Bürsten überhaupt wieder aus den Haaren zu kriegen. Zwischenzeitlich hatte ich mehr Haare als Kopf, quasi ein mindestens 30cm hoch aufgetürmtes (Straußen?-)Nest aus Haar. Der kleine Meister griff nochmal ein, schnalzte die Bürsten mit einer Handgelenksdrehung elegant heraus, verscheuchte den Vogel Strauß, grabbelte mit den Händen wüst in der Frisur und machte mit den Fingern einen Scheitel, brrrrrp, zapp, fertich.

    Ging alles sehr schnell. Der Kaffee war gut. Beim Waschen saß man in einem Massagesessel. Geh ich vielleicht wieder hin.

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