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    Dienstag, 7. Juli 2009
    Frau N. hält sich an die Regeln

    Unter der Vielzahl an Dingen, die ich alle noch vor dem Urlaub erledigen möchte, aber keines davon zu einem bestimmten Zeitpunkt, alles auch nichts wirklich Wichtiges, etwa ein Post-Ident, der Erwerb von Bio-Fleisch (ungeahnt umfangreicher Prozess - Huhn nur in ungeraden Wochen mit 14 Tagen Vorlauffrist!), Superduperverpackung für einen Gutschein herstellen, diesen vorab erwerben, Putzfrau mit Besuch koordinieren und dergleichen mehr, stand auch der Punkt "Augenbrauen zupfen lassen" auf meiner nicht vorhandenen Liste. Dies sollte die Frau machen, die das immer so gut kann und die in dieser grünen pc-Kosmetikkette zu finden ist.

    Soweit, so gut, ich ging da also hin, die Frau war da, noch eine Kollegin, sonst keiner, auch kein Kunde, und ich fragte: "Haben Sie gerade Zeit, mir die Augenbrauen zu zupfen?"

    Stille. Beide sahen mich wortlos an.

    Ich wiederholte mein Begehr.

    Ob ich einen Termin habe, wurde gefragt. Nein, den hatte ich nicht. Sonst hätte ich ja auch nicht gefragt, ob sie Zeit hätte sondern wäre wohl selbstverständlich davon ausgegangen. Irgendwann vor ein paar Monaten war mir bei dem Versuch, einen Termin auszumachen, übrigens mitgeteilt worden, man würde keine Termine mehr machen - was ich äußerst ungünstig fand, weil ich doch feste Termine und Listen und sowas so beruhigend finde. Das allerletzte sagte ich nicht, das andere schon.

    Ja, das sei wohl Weihnachten gewesen, da mache man keine Termine.

    Meine Neugier sprang hervor: warum macht man in der Weihnachtszeit keine Termine?? Das sei immer so.

    Mit "immerso" habe ich bekanntlich ein wenig meine Probleme, andererseits fühlte ich mich natürlich auch wieder in Eile, und die Eile-Marotte gewann gegen die Immerso-Marotte weshalb ich nicht weiter in die Tiefen der weihnachtszeitlichen Terminvergabe drang, sondern meine Frage, ob sie denn nun wohl meine Augenbrauen zupfen könne, noch ein drittes Mal stellte.

    Ich hätte ja keinen Termin. Die Kollegin sei gerade ja auch beschäftigt. (Das stimmt, sie ordnete alle Fläschchen mit dem Etikett nach vorn und linear ausgerichtet in den Regalen an). Ich müsse einen Termin vereinbaren. Nein, jetzt nicht hier. Das ginge nur telefonisch.

    Ich hatte heute einen sehr duldsamen Tag und war kein bisschen in Streitlaune. Und letztendlich - wer weiß das schon - wenn die Weihnachtszeit irgendwie anders ist, vielleicht werden die Termine dieses kleinen grünen Ladens ja vielleicht auch in einem weltweiten Callcenter vereinbart, was weiß ich schon, es war mir auch komplett egal. Gab ja auch noch genug andere Punkte, die ich erledigen konnte. Also nahm ich die Nummer zur Terminvereinbarung entgegen, verließ den Laden und dachte, ein paar Schritte weiter: ach - den Termin mach ich jetzt aber gleich, dann ist das abgehakt. Wählte die Nummer, sagte, ich wolle einen Termin zum Augenbrauenzupfen vereinbaren und hörte:

    "Sie können jederzeit vorbeikommen - heute ist noch alles frei!"

    "Ah. Auch jetzt gleich?", fragte ich.

    "Ja, selbstverständlich - wie lange brauchen Sie bis hierher?"

    "Keine 5 Minuten" sagte ich, als ich mit Handy am Ohr den kleinen Laden wieder betrat.

    "Ah.", sagte die Zupföse zu mir, und die Kollegin schaute stumm.

    "Mh.", sagte ich.

    Die Brauen wurden gezupft, ich bekam noch ein Duschgel und eine Stofftasche geschenkt, alles ist gut.

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