Gestern saß ich bei der Nachbarin, die nun eine Stelle sucht. Nach vielen, vielen Jahren berufsunspezifischem Studium, aus guten Gründen wie Kindern, pflegebedürftigen Angehörigen, Geldmangel so vielen. Und sie sucht einen Job und weiß gar nicht was. Nur dass das Studium nicht umsonst gewesen sein soll und dass die Tätigkeit sinnvoll sein soll oder im Verlag. Ich fand es sehr schwierig, da zu beraten. Vielleicht bin ich dazu auch (beruflich) einfach zu abgeklärt. Bleibt zu hoffen, dass das Zuhören, Nachfragen und Glück wünschen zumindest eine Hilfe war. Ansonsten ist es mir lieber, wenn andere das Desillusionieren übernehmen.
Ein anderer glaubt wohl, mich als den lang gesuchten Gesprächsparter für HR-Theorien gefunden zu haben. Ich vertrete hartnäckig die Ansicht, dass diese ganzen Theorien nur dazu formuliert wurden, eine präsentable Aufmachung für ein Bauchgefühl zu haben. Herzberg war hier der Aufhänger und letztendlich stritt ich dafür, dass doch Theorien nur die Wirklichkeit begreifbar machen können, also vielleicht, aber doch nicht dazu dienen sollen, die Realität zu formen, zumindest doch keinesfalls da, wo es um Menschen geht. Mein Gegenüber holte Buch um Buch um Buch, scheinbar um mir aufgrund der reinen Fülle an Theorien deren Bedeutsamkeit eindringlich zu machen. Ich bleibe bei Bauchgefühl.
Gin Tonic bekam ich gestern noch. War lauwarm und hat nicht geschmeckt, warum ich es trotzdem getrunken habe, ist mir unklar, aber viel interessanter ist, dass ich es trinken konnte. Früher mal haben wir uns nämlich mal sehr auf "erwachsen" geschminkt um eine Flasche Gin im Supermarkt erwerben zu dürfen, und diese mit zu einer Party genommen. Später nachts landete man im Freibad nebenan und machte geringfügig bekleidete spaßige Sprünge vom 3-Meter-Brett. Was mich im Nachhinein immens irritiert, da ich Stein auf Bein geschworen hätte, in Bezug auf Abwesenheit von Kleidung in Gesellschaft damals eher unentspannt gewesen zu sein. Und das war alles noch vor meiner wilden Phase. Vielleicht wurde ich aber auch erst angestrengt, als ich anstrengend wurde. Oder umgekehrt. Vielleicht gibt es dafür auch eine Theorie... Ganz untheoretisch wurden wir jedenfalls polizeilich aus dem Schwimmbad entfernt und am nächsten Morgen hatte ich den ersten Kater meines Lebens. Und seither nie mehr Lust auf Gin.