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    Freitag, 12. Oktober 2007
    Die Effizienz der Gebrechen

    Ich finde, wenn man schon irgendein Leiden hat, sollte man auch unbedingt ausführlich darüber berichten. Wozu ist das sonst gut. Insofern werden hier nun Wochen Tage des Gebrechenscontents ausgerufen.

    Kommen wir daher zur aktuellen Lage den Fuß betreffend. Als ich das Ding gestern abend gegen acht Uhr dann artig hochlegen und schonen wollte, erwies sich dies als so unangenehm, dass ich doch eine Amputation ins Auge fasste. Aber keine Sorge - ich bin ja vernünftig, und beschloss, die Sache im wahrsten Sinne des Wortes auszusitzen. Also für den Abend jetzt. Lediglich eine Pizza erhumpelte ich mir noch, schön wäre auch noch ein Bier dazu gewesen, doch hätte das den doppelten Weg bedeutet, musste ich mich doch mit einer Hand an Möbelstücken abstützen während ich in der anderen die Nahrung balancierte.
    Später im Bett konnte ich zwischen den Schmerzen, die die aufgelegte Decke verursachte und den Schmerzen beginnender Erfrierungen wählen. Der Entscheidung entging ich, indem ich kurzerhand einschlief. Achja, das Stöckchen dazu kommt noch.

    Bei Weckerklingeln war der Fuß - so ohne Brille und im Dunkeln - gefühlt monströs und absolut unbeweglich. Nachdem ich mich laut fluchend und Verwünschungen ausstoßend warmgehumpelt hatte, ging es aber dann doch ganz gut. Sah mich jedoch nicht in der Lage, mich stante pede (Kalaueralarm) zu den streikbetroffnenen S-Bahn-Wartenden zu gesellen sondern ging den Arbeitsweg lieber per Fahrrad an. Da braucht man den Fuß ja gar nicht wirklich. Und als ich auf halbem Wege schlapp machen wollte, fiel mir auf, dass ich just an dieser Mainbiege im 8. Monat schwanger beschlossen hatte, das Joggen bleiben zu lassen und erst zu einen späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen. Eine Frau, ein Wort. Später ist irgendwann. Jetzt erstmal Rad fahren.

    Mir begegnete dann ein Boxer - also kein Hund, sondern ein menschlicher Boxer, was ich daran erkannte, dass auf seinem T-Shirt die Aufschrift "Boxcamp Dingensstraße" (Dingensstraße ist die, wo ich wohne) stand. Tatsächlich erinnerte ich mich, das Gebäude schon einmal von außen gesehen zu haben. So eine Sportgelegenheit gleich um die Ecke ist ja immer etwas Tolles, und so sah ich mich bereits als Boxcampmitglied wie Rocky Balboa durch den Morgennebel joggen-boxen. Achja - wichtig: wir sprechen hier von konditionellem Boxen! Auch in meinem Morgennebelfantasien hab ich keine Lust, was auf die Nase zu bekommen. Ich erinnerte mich daran, dass ich sogar einmal mit einer Freundin darüber sprach, gemeinsam konditionell zu boxen. Die regelmäßigen Gespräche darüber entwickelten sich jedoch eher Richtung konditionelles Biertrinken.

    Egal, irgendwann war ich an dieser Mainbiege vorbei und sah einen Statuensockel auf der Wiese stehen, mit Treppchen, Gewächs davor und einer Plakette, auf der stand "ICH". Das fand ich prima. Werde bei Gelegenheit dort vorbeijoggen gehen und mich auf dem Sockel fotografieren lassen.

    Kurze Zeit später - ich wollte gerade wieder schlapp machen - tauchte dann die Skyline aus dem Nebel auf. Das hat ja schon was. Ich kam mir gleich vor wie beim New York Marathon, ach, was sag ich, wie beim Ironman mindestens! So strampelte ich beschwingt im niedrigesten Gang die Brückenauffahrt hinauf (im Stehen fahren geht mit so einem Fuß nicht) und war kurze Zeit später im Rapunzelturm.

    35 Minuten hat die Fahrt gedauert. Ich war die allererste im Büro. Alle, wirklich alle anderen steckten im Stau oder im Streik. Goldmedaille. Zur Belohnung die erste Stunde Telefonzentrale, bis irgendwer eintraf dem ich das aufdrücken konnte. Herzlichen Dank!

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