Bei Novemberregens gab es ja neulich eine Änderung im Familienablaufplan: Frau N. kann nicht mehr bis in in den späten Vormittag mit Mademoiselle N. im Bett kuscheln, um danach noch ein entspanntes Lesestündchen einzulegen und dann die Füße Richtung Kaffee schluren zu lassen. Neinein. Mademoiselle N. muss nun pünktlich um 7:30 Uhr in der KiTa sein, damit Frau N. nach morgendlichem Triathlon (Rad zur KiTa, rennen zur Bahn, schwimmen im eigenen Schweiß) ihren Rapunzelturmausblick genießen kann. So muss die Gesamtfamilie N. das Haus gemeinschaftlich um 7:15 Uhr verlassen - ein nie zuvor dagewesener Zustand und äußerst gewöhnungsbedürftig!
Der Hauptengpass am Morgen ist natürlich das Bad. Frau N. benötigt zehn Minuten für die Pflicht (Duschen, Haarewaschen, Anziehen) und fünf Minuten für die Kür (Föhnen, Anmalen, Einsprühen). Diese beiden Elemente können gern unterbrochen werden von einem längeren Zeitraum ausgefüllt durch folgende Tätigkeiten: ziellos durch die Wohung irren, aus dem Fenster schauen, überprüfen, ob in den sechs Stunden Schlaf hochwichtige Nachrichten auf dem Blackberrydingens eingegangen sind, planlose Blicke in den Kühlschrank zu werfen bis Frösteln einsetzt, eine Tasse Tee aufbrühen, den zu trinken später die Zeit fehlen wird.
Herr N. benötigt 25 Minuten für irgendwas - für was exakt, kann nicht überliefert werden, denn: "wie lang ich für waaaaas brauche? Du hast doch ne Macke ich stopp doch nicht die Zeit wenn ich auf dem Klo sitze!" Außerdem dürfen diese 25 Minuten durch nichts, auch nicht durch wichtige organisationsbedingte Fragen der Frau N. ("wann kommsedennheuteabend?", "hamwanochbier??"), unterbrochen werden. Sonst kommt Herr N. nämlich durcheinander. Und dann dauert es länger.
Mademoiselle N. braucht keine Zeit für irgendwas. Die ziehen wir überhaupt nicht mehr um, so dass wir sie um 7:15 einfach nur - komplett gekleidet - aus dem Bett reißen müssen um ihr mitzuteilen "wir sind jetzt eine Falkenfamilie und fliegen alle huuuuuiiiiiii innen Hof und auffes Fahrrad und nix wie zum Kindergarten, hurraaaa!" (irres Lachen inklusive).
Knackpunkt der Angelegenheit: Das Altbaubad ist für zwei Personen zu klein. So steht derzeit Frau N. (mit Mutter-Theresa-Lächeln und sämtliche-Märtyrer-Leidensmine) um 6:35 Uhr als erste (alle Bekannten wissen das mittlerweile, dass sie als erste aufsteht, und der Bäcker und die Müllabfuhr auch) auf, um Richtung Bad zu irren. Nach der Pflicht knufft sie Herrn N. mit den liebevollen Worten "jetzt isses schon 6.45 losrausausmBett ich steh doch nicht so früh auf damit Du hier rumgammelst!!" in die Seite. Frau N. irrt dann durch die Wohnung, schaut aus dem Fenster und aufs Blackberrydingens und in den Kühlschrank und kocht Teewasser. Exakt 25 Minuten später (7:10 Uhr) stürmt Frau N. das kleine Altbaubad mit den Worten "schnell schnell ich muss loooos, ich muss loooohoos!!". Und um 7:15 fliegen die Falken aus dem Horst und hinterlassen auf dem Küchentisch eine dampfende Tasse Tee.
Keine Ahnung, wie andere Leute das mit Frühstück und Zeitung lesen und derartigen Dingen hinbekommen...