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    Montag, 25. März 2024
    25. März 2024

    Gleich heute Morgen um 8 traf ich die erste komplett verrückte Person. Kurz eine Gedankenschleife – seit ich in München war, bin ich etwas nachdenklich in Bezug auf meine Behauptung, dass mich immer alle möglichen Leute ansprechen. Mir wurde dort – nach einigen Stunden des Beisammenseins in der Öffentlichkeit – gespiegelt, dass ich es bin, die die Personen anspricht. Also so eine Form von „selbst schuld“ oder, wie wir heute sagen, vielleicht auch „victim blaming“, ich spreche die Leute ja nicht ohne Grund an und zwinge sie auch schon gar nicht dazu, sich verrückt zu benehmen.

    Die Frau heute stand in der Fußgängerzone, morgens um 8, keine äußeren Auffälligkeiten erkennbar und rief „Hilfe! Kann mir jemand helfen?“ Ich hielt mit dem Rad an und sagte „Guten Morgen, wie kann ich Ihnen denn weiterhelfen?“ Es stellte sich heraus, dass sie eine Post, also ein Postamt, heißt das heute noch so, sagen wir eine Postfiliale suchte, weil sie einen Nachforschungsantrag stellen wollte oder vielmehr musste. Und die Postfiliale, vor der sie stand, hatte noch geschlossen, das war ein Problem.

    Es gibt eine weitere Postfiliale im Innenstadtbereich, das sagte ich der Frau, sie kannte sich aber nicht aus und der Weg war für mich nicht ganz einfach zu erklären, also sagte ich „ich zeige Ihnen den Weg mal im Handy auf der Karte und dann können wir auch gleich schauen, ob die schon auf hat, sonst laufen Sie ja umsonst hin“. Während ich also auf dem Handy tippte, begann die Frau herumzunörgeln, „also wenn die jetzt auch nicht auf hat, das ist ja ein Armutszeugnis für eine Stadt, die Infrastruktur ist sowieso blablablabla“ – weiter wollte ich nichts hören, hob die Hand und sagte „Stopstopstop ich habe keinen Bock, mir Ihre miese Laune anzuhören, ich suche Ihnen den Weg und die Öffnungszeiten raus und Sie halten einfach so lange den Mund, wenn Sie nichts normales sagen können.“ „Ich verzichte auf Ihre Hilfe!“, sagte die Frau empört, also steckte ich das Handy wieder ein und fuhr weiter. Irgendwas rief sie mir noch nach, habe ich aber nicht mehr verstanden, das Fahrrad ist ja nach der Reparatur jetzt so schnell.

    Der Arbeitstag war voll mit Gesprächen. Zunächst mit dem Chef, ungeplant, daraus ging so viel Zeugs hervor, dass ich mein Meeting danach vergaß – das ist auch eigentlich Mittwochs, war nur auf den Montag vorgeschoben, Freitag wusste ich das noch und hatte mich vorbereitet, nunja, Haben wir dann mit einer halben Stunde Verspätung nachgeholt. Dann einen Mitarbeiter, der im Urlaub war in Bezug auf die Bauthematiken auf den aktuellen Stand gebracht, Mittagspause mit ein paar anderen, ein Grundsatzgespräch über Vorgehensweisen, dass der Versuch, bei etwas, das man sich wünsche Probleme wegzureden nicht zuträglich ist sondern – meiner Meinung nach – die Variante, die Probleme zu benennen, klarzustellen, dass der Wunsch dennoch besteht und folglich Lösungen anzubieten zielführender ist. Dann ein Makler-Meeting, spannende Dinge erfahren und im Tausch ein paar für den Makler (vermutlich) spannende Dinge erzählt und danach noch ein Personalgespräch. Ich glaube, ich habe heute überhaupt gar nichts geschrieben, kann das sein? Vielleicht so ein paar Sachen nebenher.

    Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Ist es so, dass in ihrer Familie viele Menschen gerne Dinge ordnen oder ist Ihnen das ohne genetische oder sozialisationsbedingte „Vorbelastung“ einfach zugefallen?“

    Alle Personen in meiner Herkunftsfamilie sind ordentlich. Ob sie gern Dinge ordnen, weiß ich nicht. Ob das genetisch ist, weiß ich auch nicht. Ich bin mit Eltern und zwei Geschwistern auf 65 qm aufgewachsen und einen Teil meiner Kindheit hatten wir – wegen einer Notsituation – noch drei Cousinen und zweitweise eine Tante im Haushalt, also acht bis neun Personen. Auf 65qm, ein Kinderzimmer, ein Wohnzimmer, eine Wohnküche, ein Schlafzimmer, ein Bad. Das geht nicht, wenn Leute ihren Krempel herumliegen lassen und wenn nicht alles seinen Platz hat. Insofern ist es vermutlich weniger genetisch als vielmehr sozialisationsbedingt, es ist für mich völlig normal, Ordnung zu halten und ich finde Unordnung unattraktiv und habe dafür auch keine sonderliche Toleranz in meinem eigenen Haushalt. Herr N ist mit mehr Platz und weniger Menschen um sich aufgewachsen, wir sind da anfangs manchmal aneinander gerasselt, wenn zum Beispiel Dinge, die ja alle einen festen Platz haben, dort nicht aufzufinden sind. Das hat sich schnell eingependelt und nur bei einigen wenigen Gegenständen hartnäckig gehalten – die habe ich dann noch einmal für mich separat angeschafft und irgenwie markiert und die darf halt niemand außer mir überhaupt anfassen, sonst eskaliere ich. Ein Cuttermesser beispielsweise. Wir haben eines für den Haushalt, keine Ahnung, wo das ist und wir haben ein orangefarbenes, das ist meins und das liegt in der obersten Schublade vom Küchenblock relativ weit rechts in einem der vorderen Fächer. Außer, ich habe es gerade in der Hand, dann liegt es in meiner Hand. Dazwischen gibt es nichts. Dasselbe gilt für einen bestimmten Zollstock und einen bestimmten Inbus-Schüssel und für eine bestimmte Taschenlampe. Das ist hier allgemein bekannt, auch bei sämtlichen jungen Erwachsenen, die hier ein und ausgehen. Man kann hier alles Mögliche machen, den Kühlschrank leer essen, alle Kosmetik verwenden, immer ein Bett finden oder ein Transportmittel oder Kondome oder vorübergehende Finanzhilfe, aber wenn das Cuttermesser, der Zollstock, der Inbus-Schlüssel oder die Taschenlampe fehlen brennt der Himmel über Offenbach.

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    Sonntag, 24. März 2024
    24. März 2024

    Ich bin nicht sicher, ob ich dieses Wochenende mehr geschlafen habe oder mehr wach war. Das Gute: ich habe den größten Teil des Nasensprayentzugs gleich miterledigt, immer, wenn die Nase im Bett verstopfte war ich nämlich schlicht zu müde, den Arm zu heben und das Sprayfläschchen zur Nase zu führen. Jetzt ist die Sache so gut wie durch.

    Heute morgen noch döste ich im Sessel beim Lesen immer weg, während die kleine Katze auf meinen Beinen schlummerte. Das ist ganz neu – also dass sie dort schläft. Es war insgesamt erst das zweite Mal und weil ich es mir ja schon immer wünsche, wollte ich keinesfalls aufstehen und die Katze runterschmeißen, also schlummerte ich mit und merkte dann – ausgerechnet dann! – dass ich plötzlich wieder fit war und aufstehen und Sachen machen wollte.

    Die Katze war gegen 12 Uhr ausgeschlafen. Seitdem machte ich Sachen und bin auch jetzt immer noch wach und munter, immerhin schon 9 Stunden am Stück! Ich habe noch Kuchen gebacken, 4 Maschinen Wäsche verarbeitet, gekocht, den privaten Schreibtisch unter Kontrolle gebracht, die Buchhaltung vom Chor für Februar erledigt und zum ersten Mal Hafermilch pur (und gekühlt) getrunken, dabei festgestellt, dass sie mir sehr, sehr gut schmeckt. Ich war unsicher, Kaffee mit Hafermilch schmeckt mir oft bitter. Bei Lebensmitteln ist es bei mir ganz oft so, dass ich ein paar mal bewusst in den Geschmack reingehen muss, bis ich ihn „verstanden“ habe und dann zumindest eine Mahlzeit lang problemlos essen kann (also wenn ich irgendwo eingeladen bin zum Beispiel) und manchmal dann sogar auch mag. Bei Fenchel war es bei mir genauso und bei Thymiantee.

    Jetzt ist jedenfalls Abend und ich bin topfit, könnte jetzt gut ausgehen und die Nacht durchfeiern, hm, auch nicht ganz ideal, nunja, es wird sich schon wieder einpendeln.

    Die tägliche Contenvorschlagliste fragt heute:

    „Wenn Sie Lösungen parat haben, die in Ihrem Unternehmen ganz und gar ungewohnt sind und deshalb erst einmal auf Ablehnung stoßen, wie gehen Sie vor, um das durchzubekommen?“

    Zunächst einmal: ich habe grundsätzlich überhaupt kein Interesse daran, irgendwas „durchzubekommen“, so als Selbstzweck. Das ist doch überhaupt nicht meine Aufgabe. Und auch: eine Lösung, die nicht zu den Gegebenheiten passt, ist überhaupt keine Lösung.

    Zweitens: jede Maßnahme stößt bei irgendwem inhaltlich auf Ablehnung. Ein Unternehmen besteht aus mehreren Bereichen, aus mehreren Ebenen, aus mehreren Einzelpersonen. Jegliches Handeln hat Auswirkungen auf das Gesamtkonstrukt. Fangen wir bei einer ganz simplen Sache an: es soll Kaffee geben. Wenn ich sage, Person A soll den kochen, findet das Person B super, Person A jedoch blöd. Umgekehrt wäre es umgekehrt und möchte ich Person A und Person B gleichzeitig glücklich machen und stelle eine/n Barista ein, findet das der Chef blöd. Wenn Ablehnung etwas ist, das Sie beunruhigt, versuchen Sie bloß nicht, irgendwas zu leiten.

    Drittens: Lösungen für Problemstellungen – nicht nur ungewohnte Lösungen – sind immer gleichzusetzen mit Veränderung. Der aktuelle Zustand ist ja, dass es eine wie immer geartete Situation gibt, mit der – bei allen, bei vielen, bei manchen – Unzufriedenheit herrscht. Gleichzeitig hat man sich oft mit der Unzufriedenheit auch irgendwie arrangiert, sie ist vertraut, also man weiß jedenfalls, was man hat und schlimmer geht ja immer, nicht? Vereinzelt werden Menschen regelrecht wild, wenn man ihnen den Grund zum Jammern unter den Füßen wegzieht, diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Jedenfalls: eine Lösung ist immer eine Veränderung mit allem, was Veränderungen so mit sich bringen. Wer zukünftig etwas anders macht, muss sich damit eingestehen, dass es vorher nicht so gut war. Das tut weh, dahin muss man erst einmal bereit sein, zu gehen. Und dann soll was anderes kommen, wer weiß, was das genau ist und wie das genau klappt, da ist viel Unsicherheit, viele Ängste. Was bedeutet die Veränderung für mich, ich hab das doch immer so gemacht, hab mich gesehen als eine Person, die xy macht, möglicherweise sogar als eine Person, die xy ist, wer bin ich denn jetzt? Veränderungen sind im Grunde eine Zumutung gegenüber der Identität.

    Wenn ich Maßnahmen (hoffentlich Lösungen aber wer weiß das schon) umsetze, ist es für mich wichtig, das im Hinterkopf zu haben. Unbedingt auch dann, wenn es gar keine offensichtlichen Widerstände gibt, denn häufig merkt man gar nicht, dass das in einem so abläuft, oft ist es auch nicht die einzelne Situation sondern erst ein Sammelsurium an Dingen, die in einem Zeitraum passieren und plötzlich stehen wir da und denken „Ja sag mal, wo bin ich hier überhaupt, ich erkenne das alles kaum noch wieder und mich selbst auch nicht!“ Kennen Sie sicher alle aus irgendeinem Kontext, dieses Gefühl. Das resultiert aus Veränderungen, die noch nicht ordentlich verarbeitet wurden.

    Wir hatten hier neulich schon den gemeinsamen Weg, das ist im Grund dasselbe. Ich muss die Leute irgendwie mitnehmen auf diesem Weg. Und jetzt nehmen Sie mal nicht an, dass die, die bei einer Maßnahme gewinnen, automatisch mitlaufen oder gar vorwegstürmen, so ist das nicht, denn es ist ja trotzdem Veränderung, also wer weiß, was da dann noch alles kommt, was „die“ sich als nächstes ausdenken!

    Ob Personen Veränderungen an sich eher ablehnen oder eher gern mal was Neues ausprobieren hat häufig keine inhaltliche Komponente sondern ist eher Typsache oder vielleicht auch mit Vorerfahrungen mit Veränderungen verbunden, jedenfalls sehr individuell. Wichtig ist meiner Erfahrung nach, einen Kontext zu schaffen. Warum haben wir das vorher so gemacht und jetzt anders, wo ist da eine Logik, ein roter Faden. Wie war der Ablauf dahin, wurden alle Stimmen ausreichend gehört, nach welchen Grundannahmen/Regeln wurde das entschieden, das ist besonders für die wichtig, die nicht dabei gewinnen – wenn man verliert, muss ja zuallermindest fair zugegangen sein. Kurz gesagt: die Maßnahme muss verständlich werden. Und dann muss noch ein Bild der Zukunft geschaffen werden, also wie das aussehen soll, was jetzt entsteht. Wenige möchten einfach in den Nebel rennen.

    Und ob dieses Bild der Zukunft und der aufgezeigte Weg überzeugen ist natürlich eine Frage der Glaubwürdigkeit, des Vertrauens, kurz: der Macht, egal ob durch Expertise, durch Identifikation, durch Stellung oder was auch immer.

    Das ist die Theorie. In der Praxis ist es Ausnahmefälle, bei denen ich das so geplant angehe, aus ganz diversen Gründen: Ablehnung nicht gesehen, ihr nicht genug Bedeutung beigemessen oder sie absichtlich ignoriert, keine Zeit gehabt und/oder zu viele offene Fronten, oder ich habe es versucht und es ist nicht gelungen. Und es ist auch wirklich nicht notwendig und schon gar nicht praktikabel, jede Veränderung minutiös durchzumoderieren. Ich tue aber gut daran, die Thematik um Veränderung-Ablehnung-Widerstände irgendwie auf dem Schirm zu haben, zum einen, damit ich in jeder auch zufälligen Gesprächssituation klar und konsistent sein kann und zum anderen zum Abschätzen, wie weit ich noch gehen kann, bevor mir etwas um die Ohren fliegt. Auch das natürlich alles mit sehr wechselnder Gelingsicherheit.

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    Samstag, 23. März 2024
    22. März 2024

    Ich war heute Mittag verabredet, eine Frankfurter Traditions-Frikadelle zu essen und als wir das Lokal betraten, saßen ungelogen nur Männer darin. Neulich ist mir das in einem Steakhaus schonmal passiert. Nur Männer. Und einmal in einem Österreichischen Lokal noch zwei andere Frauen, sonst nur Männer. Was ist da los? Wo essen die Frauen? Haben die alle was besseres gefunden und mir nicht Bescheid gesagt? Wir sprengten jedenfalls die Männer-Lokalrunde heute, wir waren zu sechst, nächstes Mal nehmen wir noch mehr (Frauen) mit. Außer, dass ich ja jetzt wieder 20 Jahre keine Frikadelle mehr essen möchte. Aber da gibt es auch Spiegelei auf Kartoffelsalat. Ich denke, wir sollten da einen Stammtisch gründen.

    Der Tag ansonsten war beschaulich, so beschaulich, dass ich in den letzten zwei Arbeitsstunden den Zeitschriftenstapel abarbeitete. Der war auf ca. 40 cm angewachsen, nun ist er weg bis auf drei herausgerissene Artikel, die ich nochmal in Ruhe lesen möchte.

    Was gut ist: eine mögliche Ursache für die diversen Problemchen der mit Magen/Fingernägeln/rissigen Händen und Mundwinkeln und für die krasse Müdigkeit der letzten Woche wurde gefunden, nämlich, Zitat: „krasser“ Eisenmangel. Ich habe ja sogar schon Tabletten dafür, nur halt seit etwa einem Jahr vergessen, die zu nehmen. Nunja. Ich lege die jetzt mal raus.

    Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „In den Kommentaren zum 18.12.23 (Kaffeetassenperson) schrieben Sie über eine große Zerrissenheit. Was genau macht diese aus?“

    Das war nicht am 18.12.23. Am 18.12.23 haben wir in den Kommentaren festgestellt, dass ich ohne Fehl und Tadel bin.

    Es war am 15.12.23, lesen Sie ruhig nach, ich musste das auch tun. Die Zerrissenheit ergibt sich aus der Abwägung und Entscheidung für das Streben nach einem möglichen Zustand unter viele unterschiedlichen. Eine Entscheidung für etwas ist meist eine Entscheidung gegen etwas anderes, die Entscheidung für eine Vorgehensweise und daraus folgende neue Realität bedingt den Abschied von anderen möglichen Realitäten. Ich sagte, dass es mein Fokus ist, dass Dinge funktionieren. Ich erfahre in Situationen häufig, dass ich nicht einen Aspekt, der zum Funktionieren beiträgt, zur Perfektion bringen kann, weil dies auf Kosten anderer Aspekte geht und im Zusammenspiel dann eben keine Funktionsfähigkeit mehr gegeben ist. So läuft im Ergebnis alles und gleichzeitig ist nichts vollkommen, es gibt nie einen Endzustand und dafür immer Zweifel.

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    Donnerstag, 21. März 2024
    21. März 2024

    Ich reagiere möglicherweise empfindlich auf die ersten von den drei koreanischen Sonnencremes, zu denen ich mich influencen ließ, was sehr schade wäre, denn es ist die erste Sonnencreme, die ich verwende und nicht sofort superekelhaft finde. Ich hatte sie jetzt zweimal im Gesicht und beide Mal den ganzen Tag leich tränende und brennende Augen, beim ersten Mal dachte ich noch, das käme vom Radfahren (Sonne und Wind und Pollen halt), heute aber fuhr ich erst abends Rad und trotzdem bestand das Problem schon ab ca. 8 Uhr morgens. Ich werde es nochmal an einem Tag testen, an dem ich gar nicht raus gehe, und dann mit „Augenpartie aussparen“, wie es ja auf Cremes immer steht und was ich nie beachte und auf dieser steht es wenn, dann auf koreanisch, dann kann ich es ja halt auch gar nicht lesen.

    Sowas von Laune hatte ich heute, meine Güte. Dafür war ich nicht mehr erschöpft. Menschen ziehen ja aus den unterschiedlichsten Dingen Energie, ich unter anderem aus schlechter Laune. Da blühe ich regelrecht auf!

    Im Büro suchte ich Crémant. Vor 6 Wochen war eine Feier, dafür hatte ich den bestellt. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich die Trinkmenge von ca. 100 Personen so einschätzen kann, dass exakt alles aufgeht, also: keine Reste bleiben und auch niemand klagt, dass die Getränke vorzeitig aufgebraucht sind. Genau so stellte es sich aber dar: niemand hatte sich im Verlauf der Feier beschwert und es waren gleichzeitig keine Flaschen inventarisiert worden. Ich explodierte dezent und kündigte an, nun für eine Stunde einen Videocall zu haben, im Anschluss würde ich erwarten, die Menge von [entgegenkommend niedrig geschätzte Zahl der Restflaschen] im Keller vorzufinden. Das Spiel ging auf. Nicht alle Flaschen waren von der Sorte, die ich ursprünglich bestellt hatte, aber man kann natürlich in der Frankfurter Innenstadt innerhalb einer Stunde Crémant in angemessener Qualität erwerben. Ich werde dem also nicht weiter nachgehen müssen, zumal es ein paar Flaschen mehr waren, als ich angesagt hatte. Das werte ich als Entschuldigung in einem Kontext, in dem eine Entschuldigung nicht ausgesprochen werden kann.

    Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Hätten Sie gerne Paralleluniversen, zwischen denen man springen kann und wenn ja, inwiefern würden sich Ihre Leben bevorzugt unterscheiden?“

    Paralleluniversen finde ich etwas hochgegriffen. Wenn da dann andere Schwerkraft ist, andere Lebensformen und Kommunikationswege wäre das schon immer ein ziemlicher Akt, da hin- und herzuspringen, bei aller Liebe zur Flexibilität. Ich werde ja schon immer halb überfahren, wenn ich aus Großbritannien komme und dann hier wieder Rechtsverkehr ist.

    Ich hätte allerdings gerne ein Parallelleben, zu dem ich ab und zu springen kann. In diesem Parallelleben wäre ich komplett ungebunden und würde in einer 1-Zimmer-Wohnung in irgendeinem Hochhaus wohnen, ziemlich weit oben, mit Fahrstuhl und kleinem Balkon. Die Wohnung wäre klein, weil ich dort ja sowieso nie bin, es befänden sich daher auch nicht wirklich viele Dinge darin, definitiv kein Reiskocher. Ein Bett (1,40 denke ich, evtl. 1,60), eine Küchenzeile mit Kühlschrank, Wasserkocher, 2 Kochplatten reichen, ein kleines Duschbad. Ein Tisch mit vier Stühlen, sehr schnelles Internet. Kein Schreibtisch, keine Bücherregale etc aber ein Kleiderschrank. Vielleicht ein Fernseher! Ich wäre in diesem parallelen Leben eine Person, die ab und an einen Fernseher einschaltet, nachts beim Nach-Hause-Kommen für während des Zähneputzens. Ich würde so gut wie immer erst nachts nach Hause kommen, an den meisten Abenden hätte ich Verabredungen oder würde Veranstaltungen, Lokale, Feste frequentieren.

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    Mittwoch, 20. März 2024
    20. März 2024


    Ich habe etwas super-aufregendes. Frau Herzbruch hat mir einen Reiskocher empfohlen. „Mein Reiskocher macht Milchreis, sehr guten Asiaimbissstyle-Reis, ist klein und nach einem niedlichen Tier benannt.“ schrieb sie mir.

    Ich will schon ganz lange einen Reiskocher, denn außer mir kann in diesem Haushalt niemand Reis so kochen, dass man hinterher nicht den Topf abkratzen muss. Das nervt mich, weil sehr viel Reis gegessen wird. Habe keinen gekauft, weil die, die ich kannte, keinen Milchreis machen konnten und ich esse auch außerordentlich gerne Milchreis und ein Ding kaufen, das nur eine einzige Sache kann und noch nicht einmal ein Kompositum dazu, naja, ich weiß nicht, sogar der Milchaufschäumer kann auch Butter schmelzen und Wasser für Hefe erwärmen, die Waschmaschine und die Spülmaschine können eine Milliarde Programme und vermutlich in Wirklichkeit sogar zum Mond fliegen und sagen sie nichts von der Kaffeemaschine, wenn es nach mir ginge hätten wir nämlich keine. Wo war ich. Reiskocher. Also der Reiskocher von Frau Herzbruch begeisterte mich, Frau Herzbruch schickte einen Link mit und ich saß gerade mit Leuten im Restaurant und dann konnte ich den Reiskocher da auf den Tisch platzieren, auf meinem Handy, also in so einer virtuellen Umwelt. Ich dachte, ich mache das mal kurz heimlich und widme mich dann wieder dem Gespräch, nur stand der Reiskocher falsch, auf meinem Teller mit der Carbonara nämlich, ich rückte ihn zur Seite, dann saß ich zu nah dran, also stand ich auf, ging halb um den Tisch und schaute dabei ins Handy, spätestens ab da fragten sich alle, was ich da eigentlich mache und fragten folglich auch mich. Ich erklärte. Wir schauten alle den Reiskocher an. Little Panda heißt der. Wenn er morgen ausverkauft ist weltweit liegt es daran, dass die ganze in der L’Osteria zur Mittagszeit versammelte Frankfurter Finanzszene den jetzt gekauft hat. Vielleicht gilt das schon als Marktmanipulation. Und ich habe noch nicht einmal bestellt, meine Güte, ich wollte mich erst mit Herrn N und M besprechen, denn hier darf ja niemand ohne Absprache Herumstehdinge in den Haushalt einbringen. Ich werde leer ausgehen, fürchte ich, M. ist noch tanzen, meine Güte, ich habe Puls. Und Hunger. Porridge kann der auch!

    In der täglichen Contentvorschlagsliste heute wieder eine verblüffende Frage: „Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Garderobe für den Tag aus?“

    Ich dachte, das machen alle Leute halbwegs gleich. Ich überlege mir, was ich an dem Tag so mache. Habe ich Termine, bei denen gute Kleidung wichtig ist? Sitze ich in Verkehrsmitteln, in denen praktische Kleidung mich glücklich macht? Werde ich viel draußen sein und bin der Witterung ausgesetzt? Werde ich abends durch Kneipen ziehen? Besteht Zigarettenrauch- oder Frittierfettrisiko? Besuche ich Leute, bei denen es außerordentlich warm oder kalt ist oder erwarte ich über den Tag aus welchen Gründen auch immer einer größeren Temperaturspanne ausgesetzt zu sein? Werde ich sehr viel laufen (dann keine Schuhe mit Ledersohlen), regnet es (dann keine Chucks)?

    Ist das festgestellt, fange ich entweder bei den Schuhen an oder beim Oberteil, und zwar ist das Kriterium dann, worauf ich Lust haben. Also auf welche Schuhe habe ich Lust oder auf welches Oberteil. Daran angepasst folgt der Rest. Ich habe nur Kleidung, die ich mag und die keine Schäden oder offensichtliche Alterungserscheinungen hat, darauf muss ich also nicht achten, ich schaue dann nur noch, dass alles zusammenpasst und ein Bild ergibt, das für mich an dem Tag passt.

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    Dienstag, 19. März 2024
    19. März 2024

    Der Tag täuschte übel an. Ich wachte auf, war noch sehr müde aber musste aufs Klo, im vorbeigehen meinte ich, auf dem Wecker von Herrn N. die Zahl 2:23 erblickt zu haben. Nachdem ich im Bad war, stolperte ich in der Küche halb über eine Katze, die mir enthusiastisch gefolgt war, „es ist doch noch viel zu früh!“ flüsterte ich, während mein Blick an der Uhr in der Küche hängenblieb, die 7:10 Uhr anzeigte. Ich stand kurz fassungslos, denn es war völlig undenkbar, es gab keine einzige mögliche Realität, in der ich mich nun anziehen und ins Büro fahren könnte. Ich war einfach unglaublich müde, so müde, dass ich gleich auf dem Küchenfußboden hätte weiterschlafen können.

    Es ist bei mir so: ich bin glaube ich weder eine Eule noch eine Lärche. Ich kann immer schlafen und so gut wie immer wach sein, nur gibt es ein Zeitfenster so ca. zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr, in dem geht bei mir nichts. Absolut gar nichts. Wenn es mal so ist, dass ich in diesem Zeitraum wach sein muss, ist meine einzige Chance bis dahin aufzubleiben. Dann bin ich allerdings nicht verkehrstüchtig. In diesem Zeitfenster aufzustehen, wegen Urlaubsreisen zum Beispiel, ist für mich nicht möglich. Wirklich, über alle anderen Uhrzeiten können wir sprechen, ich hole Kinder um 1:30 Uhr von einer Party ab oder um 5 Uhr, ich kann in beiden Fällen – wenn ich schon geschlafen habe – problemlos aufstehen und hinterher problemlos weiterschlafen. Nicht jedoch zwischen 2:30 Uhr und 4:30 Uhr. Da bin ich in Wirklichkeit tot.

    Nun war es meiner Annahme nach zwar 7:10 Uhr, ich war aber trotzdem tot. Deshalb ging ich wieder schlafen. Vermutlich war ich ja krank und auch wenn nicht, hätte es keinerlei Sinn ergeben, in diesem Zustand arbeiten zu gehen. Als ich wieder im Bett lag, sah ich auf Herrn Ns Wecker 2:26 stehen. Ich schaute auf meinen Wecker, der zeigte 2:27. Die Uhr in der Küche war offenbar am Vorabend stehengeblieben.

    Der Tag war dann okay. Ich fuhr Rad, ich tat Dinge, insbesondere war heute einer der Tage, den ich mir freigehalten hatte, um Unzufriedenheiten, die andere mir vor einiger Zeit mitgeteilt hatten, nochmal aufzugreifen um zu schauen, wie es damit weitergegangen ist, ob wir die Situation verbessern konnten oder wie der Stand ist. Ich habe elf solcher Gespräche auf meiner Liste, zwei schaffte ich heute, das eine mit recht positivem Fazit, im anderen habe ich heute nochmal ein bisschen angeschubst.

    Achja, die Batterie in der Uhr habe ich auch getauscht. Seitdem aber nicht mehr drauf geschaut, vor dem Schlafengehen mache ich das noch, nicht, dass die Uhr an sich kaputt ist und mich morgen wieder verwirrt. Ein bisschen beleidigt bin ich auch, dass die Uhr nicht noch die paar Tage bis zur Uhrenumstellung abwarten konnte, ich muss für den Batteriewechsel (wie für die Umstellung) nämlich auf eine Leiter klettern.

    Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Gibt es Bösewichter in Realität oder Fiktion, die Sie faszinieren?“

    Ja klar. Allerdings nicht, weil sie Bösewichter sind. Mich interessieren Personen, die Dinge machen, die Ideen haben, die sich ungewöhnlich verhalten. Nun ist es so, dass ungewöhnliches Verhalten ganz naturgemäß eine Abweichung von der Norm ist und da geht es eben in mehrere Richtungen. Ich glaube zusätzlich, dass – wenn man sich einmal von der Norm entfernt hat – nicht mehr unbedingt immer komplett klar ist, welche Richtung welche ist.

    Insofern: Bösewichter faszinieren mich nicht, weil sie böse sind. Das Böse an sich birgt für mich keinen Reiz. Gleichzeitig interessieren mich komplexe Sachverhalte, auch in Menschen.

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    Sonntag, 17. März 2024
    17. März 2024

    Ein Tag des Erledigtseins, nicht der Erledigungen. Sehr ungewohnt, Ursache unbekannt. Es begann schon gestern Abend, gegen 22:30 schaffte ich gerade noch den Weg ins Bett, schlief dort traumlos bis 8 Uhr und fühlte mich dann fit. Nach Gesangsstunde und Frühstück allerdings nicht mehr, es folgte ein 3-Stunden-Schläfchen, danach Kreislauf und halbherzige Handgriffe hier und da, sogar ein Spaziergang brachte den Kreislauf nicht nennenswert in Schwung. Ich denke, ich gehe gleich einfach wieder schlafen. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder Lust habe, das Haus zu verlassen, habe diese Woche aber gleich zwei Abendverabredungen. Wir werden sehen.

    Frage heute in der täglichen Contentvorschlagliste: „Erleben Sie in Ihrem Umfeld noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen?“

    Keine Ahnung. Ich erlebe Unterschiede zwischen Menschen, meistens frage ich sie nicht danach, wo sie geboren wurden. Ich weiß auch nicht so genau, was für Unterschiede ich zwischen Ost- und Westdeutschen in meinem Umfeld konkret wahrnehmen könnte. Der Mauerfall ist jetzt über 30 Jahre her, da kommt ja nun niemand mehr mit dem Trabi vorgefahren oder staunt über Südfrüchte im Supermarkt.

    Ganz generell bin ich unsicher, ob es hilfreich ist, mich nach der Herkunft von Personen zu erkundigen, mit denen ich nicht wirklich eng verbunden bin, also so eng, dass ich sie gut als Mensch kennenlerne. Wir hatten innerfamiliär einen kleinen Running Gag – Sie wissen ja, wir leben in Offenbach, 41 % der Menschen hier haben keine deutsche Staatsangehörigkeit und zusätzlich noch 24 % der Menschen einen Migrationshintergrund, wir sprechen also von rund 65 %, die vermutlich keinen vertrauten deutschen Vornamen haben. Hier im Innenstadtbereich, wo M zur Kita und Schule gegangen ist, natürlich noch einmal mehr. Und wenn M von ihren Freund*innen erzählt hat, bei den Großeltern zum Beispiel, kam immer mal die Frage „Ah, wo kommt Zelalem/Hibba/Quong/Nenad denn her?“ und M hat immer „aus Offenbach“ geantwortet – erst, weil sie (im Kindergartenalter) den Hintergrund der Frage nicht verstanden hat, später, weil es halt so ist, die gehen in Offenbach zur Schule, also kommen sie jetzt aktuell zunächst einmal aus Offenbach. Bei allen Informationen darüber hinaus ist absehbar, dass bei den Zuhörenden sofort irgendwelche Schubladen im Kopf aufgehen und selten führt es zu zutreffenden Erkenntnissen, die jeweiligen Kinder da einzuordnen. Wenn man sich näher kennenlernt, natürlich, dann ist es interessant und für das gegenseitige Verständnis auch wichtig, die Geschichte einer Person kennenzulernen. Ganz sicher aber nicht, wenn es nur darum geht, zu erzählen, wer mit wem auf einer Party getanzt hat oder wer im Bus beim Schulausflug neben wem saß.

    Mit dieser Vorrede: in meinem erweiterten Freundeskreis sind ein paar Personen, die in Ostdeutschland geboren wurden. Ich nehme an ihnen keine Unterschiede wahr, die ich auf diesen Umstand zurückführen würde.

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    Samstag, 16. März 2024
    16. März 2024

    Wir haben heute den Geburtstag meiner Schwester gefeiert. Sie hat erst morgen Geburtstag, da feiert sie aber mit Freund*innen, wenn wir uns das nächste Mal sehen ist schon Ostern an der Reihe und ich fand es blöd, so viel Zeit bis zur Feier vergehen zu lassen. Also überzeugte ich Papa N und sie, dass wir uns nun wirklich nicht von einem Kalender vorschrieben lassen müssen, wann wir feiern, wo kommen wir denn da hin? Wir haben also heute gefeiert. Das war schön.

    Vor und nach der Feier fuhr ich völlig ereignislos Zug, das war entsprechend langweilig, also schlief ich die meiste Zeit, alle Verspätungen bewegten sich im Unter-20-Minuten-Rahmen. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr, war aber natürlich auch in Ordnung.

    Trotz Zugschläfchen bin ich sehr müde heute, der Wecker klingelte nämlich um 6 Uhr, ich war erst um 1 Uhr im Bett und dann geriet der Morgen noch durch einen gerissenen Mülleimerbeutel in Hektik. Dafür freute ich mich, als ich vor die Wohnungstür trat: gestern hatte ich drei Lampen zum Verschenken dahin gelegt und alle drei waren mitgenommen worden.

    In der täglichen Contentvorschlagliste steht heute: „Wie erleben Sie Führungskultur in Ihrem Unternehmen? Sind Sie (nach Meinung Ihrer Mitarbeitenden) eine gute Vorgesetzte? Welche Noten würden Sie ihren aktuellen Chefs geben?“

    Ich stehe nicht sonderlich darauf, geführt zu werden und das Wort „Führungskultur“ macht mich schon dezent nervös. Ich bin ja erwachsen, ich verkaufe eine Arbeitsleistung gegen Geld und möchte da nicht angeleitet oder seelisch betreut, gar „motiviert“ werden oder ständig in Gespräche verwickelt werden, die sich mit der Beziehungsebene befassen. Es ist ja ein Arbeitsplatz, keine Tagespflege.

    Im Unternehmenskontext halte ich es für die zentrale Aufgabe von Führung, für das Überleben des Unternehmens zu sorgen, sonst gehen eh alle Bemühungen ins Leere. Darüber hinaus tut Führung gut daran, strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Erfolg möglich ist. Das fängt natürlich bei der Personalauswahl an, denn wenn man Personen einstellt, die für den Job nicht geeignet sind, wird es schwierig mit den Erfolgserlebnissen. Schwierig wird es auch, wenn das Unternehmen sich kein geeignetes Arbeitssetting schafft, also zum Beispiel den Zugang zu geeigneten Arbeitsmitteln erschwert oder Strukturen ausbildet, die die Arbeit verkomplizieren, – endlose Abspracheschleifen, Verselbstständigung der Verwaltung und so weiter. Für mich persönlich passt das an meinem Arbeitsplatz. Noten vergebe ich keine, das fände ich völlig unangemessen.

    Als Führungskraft ist es übrigens nicht meine Aufgabe, von meinen Mitarbeitenden für eine gute Vorgesetzte gehalten zu werden. Ich werde dafür bezahlt, im Sinne des Unternehmens zu handeln. Das kann natürlich auch implizieren, für eine gute Vorgesetzte gehalten zu werden, muss es aber nicht und schon gar nicht immer und von allen gleichzeitig, die Mitarbeitenden sind ja auch keine homogene Masse. Es geht viel mehr darum, sich immer wieder über den gemeinsamen Weg auseinanderzusetzen. Jegliche Erwartung von Harmonie ist da völlig fehl am Platz.

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    Freitag, 15. März 2024
    15. März 2024


    Heute früh war ich also in der Schule. Ich war ganz verwundert, dass nicht überall Schüler*innen zu sehen sind, aber ich war um 8:10 Uhr da, da waren sie vermutlich in den Klassenräumen. Aber lungerte nicht früher Oberstufe immer irgendwo herum? Egal, ich fand das Schulsekretariat und Herrn M ohne Hilfe, eine Lehrerin (vermute ich, weil: Person über ca. 30 Jahre) war auch da. Ich schwenkte mein Plakat, sagte ich wolle es gern aufhängen und hätte von einem strengen Reglement bezüglich Klebeband gehört. Herr M bestätigte dies, fügte hinzu, auch die Größe des Plakats sei zu bestimmen und zu beurteilen, meines würde den Anforderungen wohl genügen, daher dürfte ich mir eine Rolle Klebeband und eine der vielen Scheren mit abgerundeten Ecken, die bereitlagen, nehmen und bitte natürlich beides zurückbringen.

    In meinem Enthusiasmus wischte ich mit dem Plakat mehrere Scheren zu Boden, hob sie natürlich auf, die Lehrerin sagte „oh-oh das wird Punktabzug im Abitur geben“, „ich habe ja schon Abitur“ antwortete ich und Herr M sagte „bei Ihrem Kind natürlich!“. „Dann müssen Sie den Namen notieren, meine Tochter ist M.“, sagte ich. M und Herr M kennen sich, das weiß ich. „Ach du mein Güte“, sagte die mir unbekannte Lehrerin, „ich muss los“.

    Ich hatte mir unter dem Klebeband ein hochwertigeres Produkt vorgestellt, eines, dass sich gut von Glasscheiben ablösen lässt zum Beispiel. Es sah aber nach dem billigsten Klebeband aus, das mir je in die Finger gekommen ist und schon, als ich das Poster an einer Ecke nochmal ablösen und glattziehen wollte, löste sich das Klebeband nicht mehr vom Glas sondern riss ab. Komische Geschichte, insgesamt.

    Im Büro wartete eigentlich ein Gespräch auf mich, das mir als „sensibel“ angekündigt worden war. Dann war die entsprechende Person aber gar nicht anwesend. Dafür war die neue Mitarbeiterin wieder da, die gestern plötzlich 1,5 Stunden vor Feierabend spurlos verschwunden war. Wir konnten das aufklären, es handelte sich um ein Missverständnis. So richtig in Schwung kam ich den ganzen Tag nicht. Nach wie vor warte ich auf das Protokoll des IT-Calls, in dem ich über die deutschen Aufbewahrungsfristen referiert habe, sie scheinen das nicht so gern verschriftlichen zu wollen. Gegen Abend bekam ich noch eine Mittelfinger-Mail vom Vermieter, telefonisch erreichbar war er danach nicht mehr. Also schrieb ich vor Feierabend noch kurz zurück und bog dabei den Mittelfinger um.

    Dann war es schon dunkel und ich wollte das Rad eigentlich nur in die Nähe der S-Bahn-Station fahren, es fuhr sich aber so gut, dass plötzlich eine knappe halbe Stunde vergangen und ich schon zu Hause war, bzw. beim Chor, also da, wo ich hinwollte. Wahnsinn. Ich bin gar nicht so außer Kondition, wie ich gestern morgen dachte, als ich mit platten Reifen im 1. Gang unterwegs war.

    In der täglichen Contentvorschlagliste findet sich heute eine für mich unwartete Frage: „Simone de Beauvoir und Sartre hatten in ihrer Zeit als junge Erwachsene die Idealvorstellung von einem total extravertierten Charakter, den sie im „kleinen Bost“ verwirklicht sahen (so weit meine Erinnerung an S.d.B.s Schilderung). Ist Ihre eigene Extraversion für Sie auch ein Idealzustand?“

    Zunächst einmal: ich bin froh, dass ich diesem Auskunftsersuchen intellektuell gewachsen bin. Mit dem kleinen Bost ist wohl Jacques Bost, Schüler von Sartre und Liebhaber von Simone de Beauvoir gemeint. Über seine Gemütshaltung weiß ich nichts, seine Beziehung zu Simone de Beauvoir ging allerdings über Jahrzehnte, also wird er wohl angemessen unterhaltsam gewesen sein, Simone de Beauvoir war ja immer sehr beschäftigt, sie hat bestimmt keine lästige Verbindlichkeit über die Jahre geschleppt.

    Ob Jacques Bost sich über seine Psyche Gedanken gemacht hat, weiß ich nicht. Ich selbst mache das nicht. Also weder stehe/sitze/liege ich irgendwo und ergründe in mir „ah, ich bin ja soundso“ und angenommen ich täte das, also ich säße jetzt im Sessel, würde einen Big-Five-Persönlichkeitstest oder was auch immer machen und zu dem Schluss kommen, dass ich extravertiert bin, warum sollte ich diese Erkenntnis dann mit einem Werturteil belegen? Warum sollte es mich freuen oder warum sollte es mich stören? So, wie ich bin, bin ich ja offensichtlich nun einmal, völlig egal, wie es benannt wird. Wäre ich zum Beispiel ein Mensch, der nicht so gerne mit anderen spricht, würde ich ja einfach nicht so viel mit anderen sprechen. Würde ich lieber Beobachten als Handeln, würde ich nicht ständig „hier!“ schreien, wenn irgendwas zu tun ist. Es wird also wohl schon passen, so wie es ist, denn sonst wäre es nicht so – ist das nicht eine viel vernünftigere Annahme als die, dass ich mir überlegen könnte, ob ich so bin, wie ich es gut finde?

    Und selbst, wenn ich mir nun das Persönlichkeitsmerkmal „extravertiert“ zuschreibe, erlaube ich mir trotzdem jederzeit, mich von Menschen zurückzuziehen, Zeit alleine zu verbringen oder in Gesellschaft zu schweigen. Wir sind alle nicht verpflichtet uns nach irgendwelchen Labeln, die uns jemand aufklebt, zu verhalten, noch nicht einmal sind wir dazu verpflichtet, wenn wir uns das Label selbst irgendwann einmal aufgeklebt haben. Wir dürfen uns jederzeit ändern. Und wir dürfen – um zur Frage zurückzukommen – jederzeit annehmen, uns in unserem eigenen Idealzustand zu befinden, völlig egal, was für einer das gerade in diesem Moment ist.
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    Donnerstag, 14. März 2024
    14. März 2024

    Nachdem ich gestern mehrfach lang und breit lamentiert hatte, warum ich das Fahrrad diese Woche nicht reparieren lassen kann – nämlich aufgrund einer Vielzahl an hochkomplexen Gründen – entschied ich heute, damit ins Büro zu fahren und in einer späten Mittagspause einen Reparaturtermin wahrzunehmen, den ich auch gleich erklickte. Anschließend fuhr ich in Gang 1 – dem einzigen verbleibenden Gang von 7 – acht km ins Büro. Diese Prozedere dauerte 47 Minuten, ich hatte jede einzelne davon sehr schlechte Laune. Nach Ankunft verzehrte ich zunächst ein Brot mit Käse und Spiegelei, um wieder zu Kräften zu kommen.

    Gegen 15 Uhr hatte ich mich ausreichend erholt, um zum Reparaturtermin weiterzufahren. 2 km entfernt. Ich hatte nach der Erfahrung vom Morgen mit einer Fahrzeit von einer halben Stunde gerechnet, kam aber schon nach 10 Minuten an, vor verschlossener Tür, es war Mittagspause da. Also wer macht denn um diese Zeit Mittagspause? Ich machte Grimassen vor der Tür, entdeckte zu spät, dass jemand im Laden war, über meine Grimassen lachte und öffnete.

    Ich habe ja ein Leihfahrrad, ein Swapfiets, und der Laden – das Durchdachte der Einrichtung, die maximale Effizienz – erinnern mich an Mr. Wash. Wer hätte gedacht, dass gleich zwei meiner Happy Places fahrzeuggebunden sind. Zwanzig Minuten später war das Rad wie neu, es fährt jetzt so leicht, dass ich sofort googlete, wann die nächste Tour de France stattfindet.

    Dennoch fuhr ich nicht mit dem Rad wieder nach Hause, ich hatte nämlich noch eine ganz andere Aufgabe. Vor sehr kurzem wurde mir zugerufen, ich könne ab morgen ein „Abi-Poster“ in der Schule aufhängen, jedoch nur mit dem Klebeband von Herrn M., alles andere sei verboten. Ich wusste die Information zunächst nicht einzuordnen. Was um alles in der Welt ist ein Abi-Poster, wer ist Herr M und was hat es mit dem Klebeband auf sich? Gestern, als M, der Kater und ich bei der Tierärztin warteten, war endlich Zeit, nach den Details zu fragen. Ein Abi-Poster ist ein Poster, auf dem den Prüflingen Mut zugesprochen wird und Eltern, die ihr Kind lieben, machen so eins, no pressure. Herr M ist der Schulsekretär und das Klebeband muss ein Spezielles sein, weil die Poster an Glaswände geklebt werden und das Klebeband später rückstandslos wieder entfernt werden muss. So viel erfuhr ich, dann rief die Tierärztin den Kater auf – die Aufrufart fand ich sehr komisch, habe ich so auch schon in der Tierklinik gehört, es wird „für [Name des Tieres]“ aufgerufen, also in unserem Fall „für Charly bitte!“. Verstehe ich nicht.

    Egal, ich hatte mir jedenfalls einen Reminder „Abi Poster machen“ gemailt, den ich heute im Büro vorfand und gegen 16:20 war es so weit, dass ich einen Moment Ruhe fand und, nunja, ein Abiposter erstellte. Um 16:32 ging die erste Korrekturfassung an Cucinacasalinga und während sie Zeichensetzung und Grammatik bemängelte fügte ich in einer überarbeiteten Fassung noch etwas Kitsch hinzu, machte einen Probedruck und rief um 16:51 den Copyshop an, der bei Google die Bewertung „bester Copyshop der Welt“ hat. Am Telefon versicherte man mir, man sei versiert in Abi-Postern, ich solle nur kommen und 5 Minuten Zeit (und etwas Geld) mitbringen, bis 19 Uhr ist geöffnet.

    So traf ich pünktlich im Copyshop ein und wurde sofort informiert, dass ich für Abi-Poster am richtigen Ort sei, man wüsste alles. Die Schule wurde abgefragt, zu den Konventionen (Größe, Papierart) dort beraten, meine Datei auf passende Auflösung untersucht und dann durfte ich den Laden verlassen, um irgendwo Bargeld zu suchen, man kann da nämlich nicht mit Karte zahlen. 15 Euro kostet die Version in A1. Während ich wartete, holten zwei Personen eine gebundene Bachelor-Arbeit ab, beiden wurde sie beidhändig mit festem Blick und „Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg!“ überreicht.

    Morgen früh werde ich Herrn M kennenlernen. Und sein Klebeband. Ich werde berichten.

    Heute wird in der täglichen Contentvorschlagliste gefragt: „Reisen Sie gerne alleine oder lieber in Gesellschaft? Wie hat sich Ihr Reiseverhalten in den letzten Jahren verändert?“

    Ich reise überhaupt nicht sonderlich gern, ich habe es mir ja zu Hause schön eingerichtet, warum soll ich da ständig wegfahren? Gleichzeitig reise ich außerordentlich gern, weil ich dann Dinge sehe, die ich noch nicht kenne und weniger Zeug um mich herum habe, also zu Hause, den Kopf freier habe. Am Liebsten reise ich allein, weil ich mich dann mit niemandem absprechen und auf niemanden Rücksicht nehmen muss, am Liebsten reise ich auch mit Leuten, die ich mag, weil ich dann immer gleich wen zum Reden über das Erlebte habe und andere mich auf noch mehr Ideen bringen, als ich sowieso schon habe.

    Wie mein Reiseverhalten sich in den letzten Jahren verändert hat, liegt am Lauf der Zeit:

    Vor 2020 hatte ich ein 15jähriges Kind, das lässt man noch nicht ständig allein zu Hause, um zu verreisen. Nach 2020 war eine weltweite Pandemie, da reiste man nicht so sehr herum. Als die Pandemie halbwegs beendet war, war mein Kind 18, das ist eine völlig andere Situation. Dafür sind mittlerweile die Katzen älter, die Putzhilfe hat gewechselt und das Leben anderer, unter anderem meiner Eltern, so weiterentwickelt, dass sie nicht mehr zum Katzensitting in eine andere Wohnung einziehen. Ab diesem Sommer bin ich – für Familienreisen – nicht mehr an die Schulferien gebunden. Ich habe vor 2 Jahren entschieden, dass ich nie wieder im Sommer in den Süden reisen werde. Ich habe zum meinem 50. Geburtstag von Fragmente eine Reise geschenkt bekommen und mir mit Schanuf gegenseitig eine Reise geschenkt, ich habe vor 2 Jahren begonnen, mit Frau Herzbruch einmal im Jahr zu verreisen, wie es dazu kam, erinnern wir beide nicht mehr, jedenfalls hat sich das Konzeptin allen Fällen so bewährt, dass wir es fortgeführt haben und zwei weitere Freundinnen dieses Jahr mit mir Wochenendreisen machen möchten.

    Die letzten zwei Sommerurlaube haben wir mit Herzbruchs verbracht, den ersten, weil Frau Herzbruch meine gebuchte Reise mir einfach mit „du hast doch nichts dagegen oder?“ nachgebucht hat, weil ich nicht nur nichts dagegen hatte, sondern es für alle Beteiligten schön war, haben wir im nächsten Jahr gleich zusammen gebucht und für dieses Jahr auch wieder – vielleicht bleiben wir einfach dabei, so, wie wir ja auch Silvester immer zusammenfeiern, weil niemand sich jemals mehr den Stress machen will, zu überlegen, was man mal Silvester machen könnte. Das mit den Sommerurlauben haben wir vor 2020 nicht gemacht, aus keinem speziellen Grund, wir kamen einfach nicht auf die Idee, es hätte vielleicht aber auch nicht so gut geklappt, weil es bestimmt einfacher ist, die Interessen einer 19jährigen mit einem 15jährigen zu koordinieren als einer 15jährigen mit einem 11jährigen.

    Also, schlicht, Lauf der Zeit, natürliche Entwicklungen. Außer das mit Frau Herzbruch, das ist, weil sie so warmherzig ist und ich schreibe das nicht nur, weil sie mich schriftlich dazu aufgefordert hat nur, weil ich ein paar Daten bei ihr nachfragen musste.

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