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    Sonntag, 9. November 2025
    8. November 2025 - Ein Tag für die Katz

    Gestern hatte ich einen schlauen Moment, als ich nämlich abends fertiggearbeitet hatte und mir überlegte, dass ich ein komisches Gefühl im Kopf und eine leichte Unsicherheit in Bezug auf räumliche Verhältnisse habe und daher lieber nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehme. Das Schlausein ging leider nicht den ganzen Weg: zwar ließ ich das Rad stehen und nahm ein Uber, allerdings nicht nach Hause sondern direkt zur Chorprobe, die bis 22:30 Uhr ging. Das wäre anders vermutlich besser gewesen.

    Ich hatte erst einen Fahrer zugewiesen bekommen, dessen Ankunftszeit dann von 4 Minuten auf bis zu 17 Minuten hochzählte, bis ich die Reißleine zog und umbuchte. Zum neuen Fahrer sagte ich nebenher, dass wohl um den Bahnhof herum sehr viel los sei und er besser eine andere Strecke nähme, der Fahrer vermutete dann allerdings, der andere Kollege habe die Fahrt nicht machen wollen und daher "Stau gespielt", das würde man manchmal tun, um Fahrten nicht ausführen zu müssen, ohne dass der Chef denkt man sei faul.

    "Auch egal, jetzt sitze ich ja hier und wir fahren, ich wünsche dem Kollegen einfach alles Gute!", sagte ich und der Fahrer sagte "Man merkt, dass Sie ein gläubiger Mensch sind!" Kurz war ich irritiert. Dann fiel mir ein, dass mein Fahrziel ja eine Kirche war. Ich beschloss, die Situation unaufgeklärt zu lassen. Ich bin schon schlimmeres genannt worden als "gläubiger Mensch". Die Fahrt über versuchte ich mich in meine Rolle einzufühlen: ein gläubiger und auch vergebungsvoller Mensch, gegen 19:45 Uhr vom Büro aus unterwegs in eine Kirche, um dort ein Abendgebet zu sprechen. Es fühlte sich ruhig und kontrolliert an, wie eine Person, die weiß was sie tut und warum. Sehr schön. Am Zielort sang ich Arvo Pärt statt zu beten und selbst das war nicht kontrolliert, denn eigentlich hatte ich aufgrund der Stimmsituation nach Schnupfen nur zuhören und passiv lernen wollen, nicht singen. Aber das hatte ich vergessen. Wie gesagt, die Schlauheit reichte nicht den ganzen Weg.

    Zu Hause reichte Herr N mir Abendessen an doch ich schlief dabei ein - im Sessel mit Teller auf dem Schoß, so dass er mich wachrüttelte und ins Bett schickte. Heute morgen um 4 wachte ich dann mit einem ausgewachsenen Migräneanfall auf, nahm Schmerzmittel, schlief weiter, wachte zu einer ganz leichten Besserung gegen 10 Uhr wieder auf, nahm Lebensmittel- und Frühstückslieferung entgegen und verbrachte eine Stunde wach im Sessel, bevor ich wieder einschlief, um 14 Uhr erneut aufwachte und dann endlich Triptan einzunehmen.

    Dann war mir zwei Stunden schwindlig,also irgendwie ein Tag für die Katz, die es genoss, dass ich so viel im Sessel saß und sie neben mir schlafen konnte. Alles, was ich für heute geplant hatte, blieb liegen: Betten neu beziehen, die ganze Wäsche waschen, Katzenbrunnengrundreinigung, Küchenschränke obendrauf wischen, zwei große Pakete auspacken und verräumen, und diverser Papierkram, den ein Haushalt so abwirft. Weder wollte der Körper sich über Zeitlupentempo hinaus bewegen, noch war der Verstand bereit für irgendeine kognitive Performance.

    So beschloss ich, einen ausgedehnten Spaziergang zu machen und das Fahrrad abzuholen. Dabei kam ich an diversen Läden vorbei, die sich für Einkäufe von Adventskalendermaterial für M und meine Schwester eigneten. Für M habe ich jetzt alles für 26 Türchen beisammen (ich habe mich nämlich verzählt, wie gesagt, kognitive Performance schwierig) und für meine Schwester immerhin 9 Türchen.

    Woran ich auch vorbeikam: ein Mann, der mich gleich an der ersten Straßenecke - also noch in Offenbach - ansprach: ich sähe so aus, als wüsste ich über alles Bescheid. Ob ich ihm sagen könnte, wie lange in Frankfurt auf der Zeil die Kaufhäuser geöffnet seien, er müsse für eine Feier morgen noch eine Hose kaufen und fragte sich, ob es noch lohne, loszufahren (es war 17 Uhr). Ich konnte ihm sagen, dass er bis mindestens 20 Uhr noch fündig werden kann, erwartete dann eigentlich ein Umschwenken des Gesprächs auf irgendein abseitiges Thema, doch das geschah nicht. Der Mann bedankte sich und ging Richtung S-Bahn.

    Jetzt sitze ich schon wieder im Sessel. Die Katze findet es gut.

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    Donnerstag, 6. November 2025
    6. November 2025 - Ein aufregender Termin!

    Ich habe einen Indikator, der mir zeigt, ob ich mental ausgeglichen bin: Wenn ich morgens an einem Fuß den Socken und den Schuh in einem Durchgang ohne zwischendurch abzusetzen oder zu kippeln im Stehen anziehen kann (ggf. inklusive Schnürsenkel), dann ist alles top. Je mehr ich wackele, desto unausgeglichener bin ich.

    Heute schlug der Indikator völlig fehl. Ich bin nämlich sehr ausgeglichen, habe jedoch vom Schwimmen gestern noch Wasser im Ohr und dann geht mir immer der Gleichgewichtssinn flöten. Schon allein deshalb kann ich nicht mehrfach pro Woche schwimmen gehen, ich würde nur noch taumeln.

    Ich nahm heute zwei Termine wahr. Der erste war der spannendere. M hat eine alte Kleinbildkamera, an der sie sehr hängt und die ist ihr leider neulich heruntergefallen. Seitdem löst sie nicht mehr aus. Es ist keine Kamera, die man irgendwie einschicken oder in einen Kameraladen bringen könnte, die reparieren so etwas nicht.

    Also informierte ich mich online und fand in Frankfurt einen Menschen, der mir geeignet erschien. Die Internetrezensionen weckten mein Interesse: "unangenehmer Typ", "unfreundlicher Umgang", "respektlos und unverschämt" aber auch "fachlich absolut versiert", "in echter Profi und Fachmann", "Gentleman alter Schule" und schließlich zusammenfassend "ein Individualist" und "ein Original".

    Ich war sehr gespannt, wie ich mich mit dem Herrn verstehen würde, schon seit Wochen, so lange dauerte es nämlich, bis ich hingehen konnte. Denn er hat nur an drei Tagen pro Woche geöffnet und dann nicht morgens, nicht mittags und auch nicht abends, sondern zwei Stunden mitten am Vormittag und zwei Stunden mitten am Nachmittag.

    Heute war der große Tag! In den ersten Minuten des Gesprächs hatte ich meinen Robert-Frost-Moment, sah die Gabelung zu den beiden Wegen, auf denen es weitergehen könnte, sehr klar vor mir. Da ich mental so ausgegleichen war, konnte ich mich mit dem Herrn gut einschwingen, letztendlich plauderten wir eine Dreiviertelstunde. Ob die Reparatur gelingen wird, ist noch offen, doch er versucht es und ich bin überzeugt: wenn er es nicht kann, gibt es niemanden auf der Welt, der das kann.

    Der zweite Termin war am Abend: Friseur oder Friseurin, das ließ sich vorher nicht erkennen, das Buchungssystem ist eigensinnig. Vor Ort stellte ich fest, dass es heute der Friseur war, zum ersten Mal seit langem wieder. Und zum ersten Mal überhaupt hatte ich einen Abendtermin, er war schon sehr erschöpft und ging erstmal raus "einen durchziehen", damit er sich wieder konzentrieren könne. Ich verschickte in dieser Zeit ein paar Wordfeud-Einladungen - gestern vor dem Einschlafen hatte ich versehentlich eine Spielanfrage angenommen, eigentlich spiele ich ja gar nicht mehr, also: spielte ich ja gar nicht mehr. Keine 24 Stunden später hänge ich wieder komplett am Haken.

    Jedenfalls konnte der Friseur sich dann trotz Müdigkeit noch einmal aufraffen und ich bin wieder gut geschoren. Während des gesamten Haareschneidens plauderten wir über Filme und Serien, was für mich eine Art Kommunikationsexperiment war, da ich bekanntlich weder Filme noch Serien schaue. Ich wollte mal ausprobieren, wie weit ich mit Sekundärwissen, das ich aus überhörten Unterhaltungen und aus mitgelesenen Konversationen in Social Media erworben habe, komme. Nun weiß ich: für ein Friseurgespräch reicht es locker aus, ich konnte ihm ein paar Tipps geben, denen er nachgehen wird und ein paar Filme überzeugend kritisieren. Andererseits: vielleicht machte der Friseur selbst auch ein Experiment. Eine Person, die den ganzen Tag mit allen möglichen Leuten Smalltalk machen muss, verfolgt dabei ganz sicher immer irgendwelche Ziele, die nur ihr selbst bekannt sind. Sonst würde sie ja wahnsinnig.

    Abends noch eine Mail eines Mitarbeiters im beruflichen Postfach, die ich nur als kurzsichtig und reaktiv - kurz: dumm - bezeichnen kann. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, ohne gleich die ganze Welt zu erklären. Gleichzeitig weiß ich auch nicht, wie ich sie ignorieren könnte. Ein Dilemma.

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    Mittwoch, 5. November 2025
    5. November 2025 - WmdedgT

    Der Fünfte, wie schön (auch das noch)!

    Ich wachte recht früh auf, um 20 nach 6 ungefähr, und hätte noch weiter schlafen können, doch mir war nicht danach. Für "ab 8" hatten sich Personen vom Heizungsbauunternehen angekündigt zwecks "Hydraulikabgleich", was immer das ist. Sie verspäteten sich ein wenig, wegen eines Notfalls, wie sie erklärten, kamen aber doch früher, als ich erwartet hatte, denn der Zettel im Hausflur sagte "zwischen 8 und 12 Uhr" und ich hatte zwar angerufen um zu sagen, sie sollten bitte zuallererst zu mir kommen, weil ich Arbeiten von zu Hause hasse, und sie hatten das auch zugesagt, doch ich bin ein erstaunlich pessimistischer Mensch was Zusagen von Handwerksbetreiben betrifft. Woher kommt das wohl? Ich vermute, es ist eine Art Übertragungspessimismus durch sogenannte Terminvereinbarungen von Telefon- und Internetanbietern.

    Jedenfalls, die Herren kam schon gegen halb 9, sie waren lustig und sie hatten gute Vorschläge, von mir aus hätten sie länger bleiben können. Da jedoch alles schnell ging, war ich schon um 10 im Büro. Die Budgetphase ist vorbei, ich habe wieder Luft zum Atmen. Gestern hatte ich für Ordnung in meinem Raum gesorgt, also auf dem Schreibtisch, in den Schränken und Regalen und überhaupt generell alle Gegenstände einer kritischen Sinnfrage unterzogen und zum Beispiel eine Palme jemand anderem angedreht. Es sah in Videocalls nämlich immer so aus, als wüchse die Palme aus meinem Kopf. Und ein anderer Standort bot sich nicht an. Zusätzlich war das Gießen für mich ein Problem, ich goss sie mit Resten aus meinen Sprudelwasserflaschen und dabei spritzte immer etwas an die weiße Wand und ich musste die Abwischen, alles sehr unerfreulich, sowieso die ganze Sache mit dem Gießen. Und wie ich die Palme so betrachtete wurde ich gewahr: es ist wohl die letzte Möglichkeit, sie loszuwerden ohne sie zu fällen. Denn sie ging bis 30 cm unter die Decke, nicht mehr viel Platz bis zu den Sprinklern, gerade wenn man sie - wie wohl notwendig, denn hochheben kann man sie ja nicht mehr - auf einem Wägelchen transportieren will. Ich ließ sie ein paar Räume weiter zu drei Personen bringen, die ein Pflanzenasyl haben.

    Nach dem Aufräumen gestern konnte ich seit heute wieder den Blick nach Außen richten und Abläufe ordnen. An ein paar Stellen rappelte es etwas. Meine immer noch etwa anderthalb Oktaven tieferliegende und sehr raue Stimme verlieh der Sitaution eine gewisse Atmosphäre. Meine Anregungen wurden dann sehr schnell umgesetzt, sofort sichtbar und spürbar.

    Gegen 19 Uhr verließ ich das Büro und fuhr zum Schwimmbad. Zum Üben. Im Kraulschwimmworkshop gab es Übungskärtchen und die Trainerin empfiehlt, die Übungen gründlich durchzuarbeiten, und zwar mindestens zweimal pro Woche mit voller Konzentration auf ein paar wenige Fokuspunkte und ansonsten nicht wie sonst kraulzuschwimmen, weil das neu erlernte sonst vom alten Stil überschrieben wird. Das etwa drei Monate lang. Ich habe das für mich mal hochgerechnet, zweimal pro Woche schwimmen gehen 3 Monate lang sind 26 Übungseinheiten. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass ich jede Woche zweimal schwimmen gehe, dazu habe ich zu viele andere Interessen. Gleichzeitig habe ich aber ein gutes Körpergedächtnis und lerne erfahrungsgemäß auch sehr gut durch Visualisierung - beim Gesangsunterricht zum Beispiel, was ja auch eine körperliche Angelegenheit ist, habe ich manchmal überhaupt gar keine Zeit zum Singen und doch reichlich Zeit zum denken, zum Beispiel in verspäteten Zügen. Dann denke ich genau durch, was ich wie singen würde und worauf ich achten würde und vieles davon klappt dann auch in der nächsten Gesangsstunde. Also habe ich bezüglich des Schwimmens mit mir jetzt 30 Übungstermine ausgehandelt, bevor ich das Wunder eines perfekt elegant-gleitenden Schwimmstils erwarte.

    Heute war 1/30 und ich befasste mich hauptsächlich mit Übungen zur Arm-Recovery und zum Timing, daneben ein wenig Atmen. Zur Entspannung zwischendrin schob ich ein paar Übungen zur Wasserlage ein, die mir sehr leicht fällt, ich liege von Natur aus so im Wasser, wie es für den Schwimmstil sein soll. Weil ich ja nur üben und nicht richtig schwimmen wollte, blieb ich ganz an der Seite des Beckens - es waren zum Glück keine Parfümdamen anwesend. Die äußere Bahn teilte ich mir mit einer stark frierenden Frau (erkannte ich an Zittern und blauen Lippen) und einem Mann, der ausdauernd und konzentriert Brust schwamm.

    Mittlerweile sitze ich im Sessel. Zur weiteren Übung wollte ich mir noch ein paar Videos anschauen, musste dieses Vorhaben aber abbrechen. Das geht mir alles zu sehr in eine quasi religiöse Richtung mit dem entsprechenden Ausschließlichkeitsanspruch. Das ist nicht mein Ding. Ich möchte einfach nur so schwimmen, dass es für mich gut funktioniert, ob dann irgendwas noch ein paar Zentimeter höhe oder tiefer oder in ein paar Grad mehr oder weniger in irgendeinem Winkel ist, interessiert mich nicht. Wie bei dem allermeisten denke ich mir auch bei einem Schwimmstil, dass 80% Zielerfüllung vollkommen ausreichen.

    (Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.)


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    Montag, 3. November 2025
    3. November 2025 - Endlich im richtigen Monat!

    Nun. Den 1. November habe ich verpasst. Und den 2. auch. So ist das nun einmal derzeit.

    Ich habe natürlich nur verpasst, zu bloggen. Erlebnisse habe ich keine verpasst, ganz im Gegenteil. Stand letzter Eintrag war ich kurz vor den Toren Hamburgs, als ich ausstieg, dachte ich zunächst einmal „Ach sieh an, doch irgendwie eine andere Mode als in Frankfurt!“ Dann fiel mir ein, dass Halloween war. Die mitternächtliche Reise vom Hauptbahnhof nach Altona war ganz unspektakuär und das Intercity-Hotel eine gute Wahl. Mein Fenster ging direkt auf einen Bahnsteig, ich hätte gern die ganze Nacht hinausgeschaut und alles beobachtet, nur gab es leider nichts zu Beobachten, niemand da, nur ein paar Tauben, also ging ich schlafen, schließlich standen große Ereignisse bevor.

    Am nächsten Morgen wachte ich auf und war voller Tatendrang. Meine Nase leider auch, sie hatte sich entschlossen, permanent zu laufen. Sehr unangenehm. Ich kaufte in einer Apotheke Nasenpray ein, freute ich dabei, dass ich gerade eigentlich nasensprayclean bin und daher nicht eine Situation habe, in der ich in verschiedene Städte fahre, um meine Vorräte ohne unangenehme Gespräche abzudecken sondern einfach nur für eine akute Situation ein Spray benötige. Ich wurde ganz ausführlich beraten und über die Risiken der Nasensprayverwendung aufgeklärt und statt zu sagen, dass ich das Negativbeispiel in persona bin und man mich als Mahnmal in der Apothekenzeitschrift interviewen und abbilden könnte, kaufte ich einfach auch noch eine kleine Tube Nasensalbe.

    Dann ging es in ausnehmend guter Gesellschaft zum Frühstück in einem Lokal und von da in die Wildnis zum Kraulschwimmworkshop. Auf den Wegen hielt ich Ausschau nach Dingen, die bemerkenswert anders sind, die Wege waren leider kurz und doch sah ich gleich einen Mann mit Mütze und Gummistiefeln auf einem Fahrrad, die Angelrute konnte man sich dazu sofort vorstellen, ich erinnerte mich sofort, dass Herr Buddenbohm schon häufiger beschrieben hatte, dass er Menschen begegnet, die so aussehen, als seien sie Statisten in seinem eigenen Film (er hat es bestimmt anders ausgedrückt, aber so habe ich es mir gemerkt) und nun, dieser Mann war Statist in meinem Hamburg-Film.

    Ich sah insgesamt mehrere Menschen in Gummistiefeln und sehr viele Menschen mit Mützen. Auch abseits von Halloween gehen die Moden zwischen Hamburg und Frankfurt auseinander. Im Vergleich sah ich auch mehr große Menschen, besonders mehr große Frauen. Und Personen, die nicht Deutsch sprachen, sprachen in Hamburg häufiger slawische Sprachen als in Frankfurt eher der türkisch-arabisch-iranische Sprachraum ist.

    Der Kraulschwimmworkshop hat sich absolut gelohnt. Es gab theorie, dazwsichen waren wir zweimal für gut zwei Stunden im Wasser und es wurden viele Videoaufnahmen gemacht und detailliert ausgewertet. Ich habe eine Menge Dinge verstanden und kann jetzt einüben, sie umzusetzen. Meine größte Erkenntnis – deutlich zu sehen auf einer Videoaufnahme: ich muss den Mund zum Atmen nicht über die Wasseroberfläche bringen, denn mein Kopf bildet eine Bugwelle, mein Mund ist im Wellental, so dass ich atmen kann, obwhol er eigentlich unterhalb der Wasseroberfläche ist. Und mein größtes Erstaunen: ich war zu keinem Zeitpunkt angestrengt oder außer Atem. Meine ersten zwei Kraulschimmkursen in Frankfurt vor ungefähr 6 Jahren fand ich enorm anstrengend, hatte am nächsten Tag eigentlich immer Muskelkater oder zumindest schwere Arme und Beine. Das war jetzt nicht so, im Gegenteil, ich war erholt und entspannt und hätte abends gut nochmal schwimmen gehen können!

    Statt dessen war ich aber schon wieder an Bahnhöfen und in Zügen. Ganz erstaunlich: die Gegend um den Hamburger Hauptbahnhof wirkt um Mitternacht viel pittoresker als am frühen Abend. Gegen 18 Uhr war dort etwa soviel Geschrei und Gewühl wie am Frankfurter Bahnhof. Lustig fand ich, dass es nur einmal über die Straße und ums Eck vom Bahnhof eine Tankstelle gibt. Of all places! Die Zeit bis der Zug kam ging schnell um, es gibt in Bahnhöfen immer so viel zu entdecken. Hamburg hat schöne Emporen über den Gleisen, man könnte aus dem ersten Stock der Wandelhalle (falls dieser Teil noch zur Wandelhalle gehört, das war mir nicht ganz klar) zum Volk sprechen. Ob das hin und wieder jemand tut? Eventuell under influence? Das kann ich mir gut vorstellen. Ich war auch ganz ohne Influence kurz versucht, es hat so eine Atmosphäre dort.

    Rund 48 Stunden nach Abreise war ich schon wieder zu Hause. Und da bleibe ich jetzt auch zunächst einmal!
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    Donnerstag, 30. Oktober 2025
    30. Oktober 2025 - Immer noch Alltag!

    Es ist ganz merkwürdig, morgens aufzustehen und einen normalen Tag vor sich zu haben. Also einfach ins Büro zu gehen, ohne Termine back-to-back, ohne Reisen durch die Gegend und Abendtermine, die überhaupt nicht mehr zum Tag passen.

    Heute hatte ich mir keinen Wecker gestellt. Gegen halb acht saß ich unschlüssig im Sessel, legte dann zwei Körbe Wäsche zusammen. Kein Koffer, keine Handwerker, nur Routine. Immerhin kam die Putzhilfe. Um 8 brach ich auf ins Büro, um 20 nach 8 kehrte ich schon wieder zurück nach Hause, denn Handy und Zugangskarte lagen dort noch. Um 9 war ich dann am Arbeitsplatz und arbeitete einfach so Dinge ab, ohne ständig unterbrochen zu werden. Ich kündigte einigen Teams an, dass ich jetzt wieder mehr Zeit habe und mich mehr involvieren werde. In den Gesichtern sah ich gemischte Gefühle.

    Ich hatte sogar Zeit für eine Mittagspause. Es gab Gemüsepakora, geröstete Pastinakenwürfel und gekochte Möhren. Sehr lecker!

    Am Morgen hatte ich ein leichtes Kribbeln in der Nase verspürt, am Nachmittag wechselte diese zu leichtem Halskratzen. Ich nehme derzeit keine Erkältungskrankheiten an, ich gehe ja übermorgen zum Kraulschwimmworkshop. Mittlerweile ist auch das Halskratzen verschwunden. Vielleicht habe ich morgen früh dann kurz etwas Husten, das ist der übliche Ablauf bei Erkältungen bei mir: Nase, Hals, Lunge. Normal jeweils zwei Tage, wenn sich das dieses Mal in zwei Stunden pro Station äußert, ist das in Ordnung.

    Am Abend war ich kurz im Supermarkt. An den Einkaufswagen stand ein Mann, der kein passendes Geldstück hatte. Ich löste ihm einen Einkaufswagen mit meinem Einkaufswagenbefreier. Da kam die Security und sagte, ich dürfe das nicht, es sei verboten. „Ich glaube, Sie reden Quatsch“, sagte ich, und dass ich jetzt einkaufen gehe und wenn ich fertig bin nochmal vorbeikomme, bis dahin könne er gerne nach einem Gesetzestext oder einer Hausordnung suchen, die verbietet, anderen Kunden oder Kundinnen einen Einkaufswagen zugänglich zu machen. Als ich später an der Kasse stand, drehte ich mich nach der Security um und nickte kurz um anzudeuten, dass ich gleich da bin. Als ich fertig eingepackt hatte, war die Security verschwunden. Tja.

    Die morgige Reise habe ich gerade eben – bis 23 Uhr ging das noch – in Teilen geändert. Ich wollte ursprünglich in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes übernachten, weil ich dort halt ankomme. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass ich am Samstag in Altona frühstücken möchte. Und dann schickte mir das Hotel eine Nachricht, die sich leider durch unglückliche Formulierungen in meinem Kopf verkantete und ich kam auf die Idee, umzubuchen. Ein kurzer Check ergab, dass die Hotels in Altona günstiger sind und die Wegstrecke S-Bahn nach Altona und dann zu einem möglichen Hotel nur sehr geringfügig länger ist als die zu dem Hotel, das für Hamburg Hbf geplant war. Mit dem angenehmen Vorteil, dann morgens schon am richtigen Ort aufzuwachen.

    Stand heute denke ich, ich reise lieber morgen Abend gegen 23 Uhr noch ein paar Stationen weiter als übermorgen gegen 9 Uhr. Gute Wünsche, dass ich mich da nicht irre, werden entgegen genommen.

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    29. Oktober 2025 - Hurra, Alltag

    Heute ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal aus einem Gespräch mit dem Chef ging und das Gefühl hatte, dass – wie sage ich – die Gesprächsführung bei mir lag. Konventionell würde man sagen: dass ich das Gespräch gewonnen habe. Ich glaube aber nicht, dass man Gespräche gewinnen kann oder sollte, Gespräche sind zum Austausch da. Früher ging ich mit einem Anliegen hinein und kam mit einem anderen (meist gegenteiligen) hinaus. Irgendwann begann ich, mir einen Zettel mit dem ursprünglichen Anliegen in die Hosentasche zu stecken. Der große Moment war, als ich noch im Raum bemerkte, dass es mir schon wieder entglitt. Seitdem versuche ich kontinuierlich, das, was ich will erst gar nicht mehr aus dem Blick zu verlieren und so nicht zwingend mit einer Zusage, aber genauso wenig zwingend mit einer Einigung auf etwas anderes aus dem Gespräch zu gehen sondern eben mit zwei unterschiedlichen Positionen, die ausgetauscht wurden und dadurch dennoch nicht gleich werden. Ich glaube, mein Chef mag das nicht, ist kein Fan der ausgetauschten Differenz.

    Im Verlauf des heutigen Termins hat er mir – wie mir aber erst im Nachhinein klar wurde – zwei- oder dreimal eine Art „Verbündung“ über Nebenthemen angeboten, ich habe sie jedes Mal ignoriert. Was nichts mit ihm zu tun hat, ich bin eben kein Fan der Verbündung, auch wenn ich das Prinzip verstehe, eine Art von psychologisccher Sicherheit zu schaffen um dann entspannter die Differenzen beleuchten zu können. Nur denke ich, niemand von uns benötigt diese psychologische Sicherheit und die Art, wie sie mir angeboten wurde, war ein bisschen, naja, unterkomplex. Das Gespräch endete ohne Auflösung. Bzw. er brach es ab – er könne jetzt nichts weiter dazu sagen, müsse erst über das Gesagte nachdenken. Ich bin gespannt, wohin das führt. Also nicht das Nachdenken sondern die Situation, die sich da heute ergab.

    Heute ist auch der Tag, an dem ich zum ersten Mal einen Spaghetti-Kürbis zubereitet habe und meine Güte, was für ein Quatsch! Also lecker war es durchaus. Ich buk den Kürbis erst halbiert im Ofen (dauerte fast eine Stunde), währenddessen briet ich Zwiebeln, Knoblauch, einen Rest Hackfleisch, Pilze und Blattspinat an, holte dann das Fruchtfleisch aus den Kürbishälften (wobei ich mich fragte, wie andere Leute das so machen, die Dinger sind ja viel zu heiß, um sie anzufassen und viel zu rutschig, um es ohne Festhalten zu machen?), mischte es mit dem anderen Zeug und noch mit Schafskäse und dann füllte ich das alles in die Kürbisschalenhälften zurück und überbuk es mit Parmesan. Wir aßen dann aus den Kürbisschalenhälften, natürlich auf einen Teller gelegt.

    Ich sehe hier viele Möglichkeiten, den Prozess zu vereinfachen zum Beispiel indem ich wieder wie sonst Hokkaido kaufe und in Spalten auf dem Blech backe, dann mit dem Rest vermische und von Tellern esse.

    Ansonsten: meine beiden Reisetage gingen gut rum, in Stuttgart habe ich im Manufactum Brot und Butter sehr gut gefrühstückt (tatsächlich auch Brot und Butter) und war dann zum Arbeiten in der Stadtbibliothek, sehr schön da, Bibliotheken haben sich auch sehr verändert, seit ich zum letzten mal in einer war. Allerdings war es da unfassbar warm, hat Stuttgart Geothermie oder was ist da los? Ich fühlte mich hinterher komplett ausgedörrt. Zum Glück hat es draußen geregnet, sonst wäre ich wohl vertrocknet.

    Zwischenzeitlich hat die Zahnärztin auch die Fäden aus dem Mund gezogen, dieser Schritt fand mit 5 Tagen Verzögerung statt, weil ich es halt zeitlich nicht einrichten konnte vorher. Das war am Dienstag. Also gestern? Es kommt mir so vor, als sei diese Zahn-OP schon mehrere Wochen her und das Fädenziehen mehrere Tage. Jedenfalls erhielt ich auch die Freigabe, meinen Alltag ab sofort wieder ganz normal aufzunehen, auch alles wieder zu essen, nicht nur Schlabber. Sofort ging ich abends schimmen und knabberte danach beim Lesen rohe Möhren.

    Jetzt noch zwei Tage ganz normal arbeiten. Normalität kehrt ein. Ich fand heute in einem Call sogar Zeit, mir die Nägel zu lackieren, die – ich könnte mir vorstellen, wegen der allmählichen Behebung des Vitamin-D-Mangels – gar nicht mehr beim bloßen Anschauen absplittern. Und dann geht es zum Kraulschwimmworkshop nach Hamburg, hurra hurra!

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    Sonntag, 26. Oktober 2025
    25. Oktober 2025 - Ruhetag

    Ich habe die Schutzfolie auf dem Handy erneuert. Die alte war an zwei Stellen gesprungen, schon seit Monaten, so lange, dass ich schon zweimal neue Folien bestellt habe, weil ich mich beim zweiten Mal nicht mehr erinnern konnte, dass ich es bereits getan hatte. Das Aufkleben stresst mich sehr, weil ich immer Staub oder Luftblasen darunter habe, ich habe den Gedanken, dass ich mir ein spezielles Labor für diese Tätigkeit irgendwo einrichten müsste und einen Tag erwischen, an dem ich ganz besonders gut drauf bin - ruhige Hände, ruhiger Geist. Gestern ertappte ich mich bei diesen Gedanken. Ich wurde ein wenig traurig, dass ich wohl nie wieder eine neue Folie auf das Handy machen kann, denn weder sehe ich die Laborsituation vor mir noch die Sache mit der Ruhe. Ich könnte natürlich M fragen, sie ist ja nun ausgezogen und es gehört, denke ich, zum guten Ton, dass Kinder dann gelegentlich am Wochenende zum Essen kommen und Technikprobleme der Eltern lösen, und sei das das Aufbringen einer Schutzfolie. Ich horchte in mich hinein, so hat es mir die Therapeutin aufgetragen, und kam zu dem Ergebnis: I don't feel it. Also wusch ich mir die Hände, machte die alte Folie ab, wischte beherzt mit den Minitüchlein "wet" und "dry" einmal drüber, brachte die Folie in einem Rutsch auf und alles war perfekt. Unklar, was mir jemals daran Schwierigkeiten bereitet hat. Egal.

    Gestern war Ruhetag, beruflich nichts mehr zu erledigen, privat auch nichts Superdringliches, also nichts, das ausgerechnet an diesem Wochenende stattfinden müsste. Ich schlief aus bis kurz vor 10, saß dann im Sessel bis kurz vor 12, um 13 Uhr war ich mit M bei der Augenbrauenzupferin verabredet, sie kam direkt von einem "Nails" Termin dorthin. Ich hingegen hatte nur Anschlussangelegenheiten, nämlich eine kleine Einkaufsrunde: Blumen, Brot, eine bestimmte Bodylotion, Tomatenmark. Es ist wahr: das Tomatenmark ist im Haushalt fast aufgebraucht. Wir haben einen unfassbaren Bedarf an Tomatenmark, ich kann das gar nicht richtig erklären, Ms Freund*innen finden es auch sehr befremdlich, in ihren Familien ist das anders. So bestelle ich bei jeder Lebensmittelbestellung per se schon einmal 5 Tuben Tomatenmark mit. Wir haben eine große braune Papiertüte, darin ist ausschließlich Tomatenmark. Also normalerweise. Jetzt nicht mehr, denn weil M nur ausgezogen ist, habe ich beschlossen, Vorräte zu reduzieren, ich brauche erst einmal alles auf und kaufe dann bedarfsgerechter nach. Das erste, was aufgebraucht war: Tomatenmark.

    Blumen sind für mich jetzt wirklich schwer zu finden, also die Kombination "gefällt mir" und "katzensicher". Noch einen Monat muss ich herumbringen, dann endlich Adventskranz. Ich behalf mir dieses Mal mit bunten Rosen.

    Als ich am späteren Nachmittag zurückkam, wollte ich endlich die Fallobstwiesenäpfel, die ich als Dankschön für die sehr kurzfristige Genehmigung eines Urlaubstages für die Ernte eben dieser bekommen hatte, zu Kuchen verarbeiten. Streuselkuchen. Weil ich noch ein halbes Päckchen Vanillpuddingpulver von irgend etwas anderem übrig hatte, schütte ich das in die Apfelmasse, so dass sie ein wenig gebunden wurde und der Boden dadurch etwas knuspriger. Sehr lecker!

    Danach wollte M einmal mit mir gemeinsam die Bulgur-Frikadellen von Herrn Grün machen, damit sie genau weiß, wie das geht. Dieses Rezept ist also nun auch in der nächsten Generation verankert. Wir machten eine doppelte Portion, diese zusammen mit der Hälfte des Apfelkuchens sowie ein Schraubglas mit Waschmittel schleppte M wie kleines Eichhörnchen in ihren Bau.

    Was ich sonst noch tat, weiß ich gar nicht, es war pötzlich 21 Uhr und ich war unglaublich müde, also ging ich einfach schlafen.

    so ging ich einfach schlafen.

    Eigentlich wollte ich nur sagen: das Handy fühlt sich jetzt sehr fremd an. Die Haptik stimmt nicht mehr. Mehrfach habe ich schon ohne gucken in der Tasche danach gesucht und befüchtet, es sei verloren, weil ich es zwar ertastet hatte, aber nicht erkannte.

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    Samstag, 25. Oktober 2025
    24. Oktober 2025 - Letzter Tag der Chaostage!

    Als ich morgens aufwachte, war ich sehr müde. Es war auch noch dunkel - das habe ich lange nicht mehr erlebt. Und als ich mir meinen Kalender für den Tag anschaute, war schnell klar, dass ich keine Zeit für den Weg ins Büro haben würde.

    Ich loggte mich also am heimischen Schreibtisch ein und ließ während des Duschens etc. schon einmal alle Updates durchlaufen. So wurde ich nach 7:30 Uhr dann nur noch zweimal für einen Neustart unterbrochen.

    Die unaufschiebbaren Aufgaben heute waren die Nachricht an den Vermieter zur Nebenkostenabrechnung und die Fertigstellung der Budgetplanung. Mit dem Vermieterschreiben war ich mittags fertig, zahlreiche Nebentätigkeiten, die nicht auf meinem Mist gewachsen waren, hatten für Verzögerung gesorgt. Dann war erst einmal Mittagspausenitalienischstunde und im Anschluss kam der Gesangsslehrer zu Besuch.

    Erst um 16 Uhr war ich wieder am Schreibtisch - vorher wäre es aber auch nicht sinnvoll gewesen, denn das einzige, was noch fehlte, war Rückmeldung von verschiedenen Personen in den USA. Die hatten bis dahin ja noch geschlafen. Ein paar Stunden und unendlich viele Telefonate später machte ich eine weitere längere Pause und fuhr mit dem Rad zur Chorprobe. Auch wenn die Fäden noch nicht gezogen sind, fühlt sich der Mund ausreichend gesund zum Singen an. Dass sie noch drin sind, ist eher organisatorischen als medizinischen Umständen geschuldet: Sie hätten gestern entfernt werden können, da war ich aber in London. Heute war die Zahnärztin nicht da, Montag bin ich wieder nicht verfügbar – also bleiben sie bis Dienstag drin. Dann aber wirklich.

    Die Chorprobe tat gut, ich dachte beim Singen nicht an Zahlen. Allerdings stellte ich fest, dass meine Stimme ein wenig belegt ist. Es wäre ein recht günstiger Zeitpunkt, eine Erkältung zu bekommen - noch günstiger natürlich, keine zu bekommen, aber wenn es eben sein muss, ist es jetzt nicht katastrophal, ich habe bis nächsten Samstag keine mir wichtigen Pläne, die körperliche Fitness erfordern.

    Zurück zu Hause dann wieder an den Schreibtisch und um kurz vor Mitternacht war dann alles fertig und ich schickte es ab. Jetzt fehlt noch der Compensations-Teil, zu dem hatte ich von vornherein mitgeteilt, dass ich die Deadline nicht halten kann, da der Chef bis dahin nicht verfügbar ist. Eine Antwort habe ich darauf nicht bekommen. Allerdings hatte ich ja auch gar nichts gefragt, insofern OK.

    Und - das fällt mir gerade erst auf: die Chaostage sind jetzt vorbei. Der Compensation-Teil ist eher ein halber Tag, natürlich ist jetzt sehr viel zu erledigen, das die letzten 2 Wochen liegengeblieben ist aber der ganz große Brocken ist weg. Jetzt kann alles ausplätschern und ab November - meinem Lieblingmonat - erwarte ich Tiefenentspannung!

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    Donnerstag, 23. Oktober 2025
    23. Oktober 2025 - Tag 11 der Chaostage


    Die Nacht war durchwachsen, man konnte im Hotel die Fenster nicht öffnen und obwohl ich die Klimaanlage laut Anzeige auf angenehme 18 Grad gebeten hatte, war es viel zu warm. Und die Bettdecke wieder so groß, dass es schwierig war, Körperteile hinauszustrecken, ohne Gefahr zu laufen, unter dem Gewicht eines Deckenberges elendig zu ersticken. Gegen 5 Uhr wachte ich zum ersten Mal auf, weil ich geträumt hatte, meine Wange sei da, wo die Zahn-OP war, angeschwollen. Ich untersuchte das im Spiegel und ja, irgendwie ist man ja morgens um 5 immer verquollen und das Gesicht nicht so ganz grade. Ich konnte beim Bestasten aber nichts spüren und sowieso tat auch nichts weh, also beschloss ich, weiterzuschlafen und wachte erst um 8 zum zweiten Mal auf.

    20 Minuten nach dem Aufwachen war ich dann auch schon mit allem fertig, denn was soll man machen in so einem Hotelzimmer? Am längsten von allem hatte es gedauert, den Föhn zu finden (in einem der Nachttische). Dann machte ich mich auf den Weg ins Büro, nun kam ich aber wirklich zu meinem Spaziergang, der am Vortag ja leider ausgefallen war. Ich bemerkte: England riecht für mich nach Röstaromen – nach Kamin und nach Toast. In London weniger als in anderen Gegenden, aber durchaus auch.

    Unterwegs bekam ich einen Anruf vom Fahrradladen, sie wollten das Rad von Herrn N zurückbringen und fragten mich, ob es „jetzt“ passen würde. Völlig auf dem falschen Fuß erwischt fragte ich zurück, welcher Wochentag denn sei und welche Uhrzeit. „Geht es Ihnen gut?“, fragte der Fahrradmensch und ich erklärte, dass ich einfach nur gerade ganz wo anders sei, geografisch wie mental. Also nannte er mir Wochentag und Uhrzeit und wir fanden ein gutes Arrangement.

    Im Büro waren meine Mitreisenden alle schon da – der eine sogar seit 7 Uhr, ich war völlig irritiert und dann beruhigt, denn sie mussten alle noch Arbeiten am Budget vornehmen, die ich ja am Sonntag schon gemacht hatte. Den Vormittag über ließen wir uns dann Neuigkeiten zeigen: neu ausgebaute Flächen, neue Möbel, neue Technik, neuen SWAG, was es eben so alles in einem Büro zu zeigen gibt. Und besuchten die Bereiche, mit denen wir viel zusammenarbeiten. Dann war gemeinsames Mittagsessen, ich beschloss, dass Fish&Chips ein zahnfreundliches Essen ist. Der Backteig war allerdings ziemlich knusprig – aber meine Güte, die OP ist jetzt eine Woche her, da wird das ja wohl eher mehr als weniger zugeheilt sein. Beim Mittagessen bekam ich eine Nachricht, dass mein Flug storniert wurde, zum Glück konnte das Reisebüro mich umbuchen auf einen zwei Stunden früheren – was bedeutete, dass ich eigentlich sofort losmusste. Traurig war ich nicht, denn ich hatte den Vormittag über bemerkt, dass es mir nur noch mit unverhältnismäßig großer Mühe gelang, meine Rattenfängerpersönlichkeit aktiv zu halten.

    Also beschloss ich, nachdem ich am Tisch eingecheckt hatte, noch aufzuessen und dann ein Taxi zu nehmen. Dann war noch Stau und ich kam ein weiteres Mal sehr knapp am Flughafen an – und hatte wieder Glück, die Sicherheitskontrolle war quasi leer und dann hatte der Flug sowieso Verspätung und ich saß noch über eine Stunde einfach nur herum. Und beim Herumsitzen fiel mir auf, dass ich mich gar nicht vor dem bevorstehenden Flug fürchtete. Das hatte ich schon auf dem Hinweg nicht, es da aber einfach auf Zeitmangel zurückgeführt. Jetzt hatte ich durchaus Zeit für Angst, spürte sie aber nicht in mir. Ich spürte nur leichte Freude, bald frei von jeglichen Aufgaben oder Gesprächsanliegen ein einstündiges Nickerchen machen zu können.

    Im Flugzeug saß allerdings ein älterer Herr neben mir, der zum einen eine sehr schöne Jacke trug und zum anderen Kreuzworträtsel machte. In Rostock habe ich durch Violinista meine Liebe zu Kreuzworträtseln entdeckt, also zu der etwas verschlungeneren Variante. Der Herr löste solche Rätsel auf Englisch, wir kamen ins Gespräch und er schilderte mir einige Problemfälle. Viel konnte ich allerdings nicht beitragen. Nur „narwhal“ und „Pompeii“. Dann schlief ich doch ein, während ich über eine weitere Frage nachdachte.

    Meinen Handgepäckskoffer hatte ich aufgeben müssen – die Maschine war komplett ausgebucht und so wurden diejenigen, die in Frankfurt keinen Anschluss mehr erwischen mussten, am Gate gebeten, das Gepäck aufzugeben. Nach der Wanderung durch den Flughafen setzte sich das Gepäckband aber gerade in Bewegung, und mein Koffer war gleich der zweite, der ausgespuckt wurde. Nachdem der Taxifahrer dann erst in die falsche Richtung davonfuhr und dann auch noch nicht richtig zuhören wollte, stritten wir, bis er mir sein Handy nach hinten gab, damit ich die Adresse ins Navi eingebe. „Haben Sie echt ein Bild von sich selbst auf dem Sperrbildschirm?!“ kam aus meinem Mund, bevor ich es verhindern konnte. Es hätte ja auch ein geliebter Zwillingsbruder sein können. War es aber nicht. „Naja ich finde das Bild ganz gut, das war direkt nach Friseur!“, wand sich der Fahrer ein wenig. Warum auch nicht, ich mache ja auch fast jeden Tag ein BeReal. Nach dem etwas unglücklichen Start war die – nun ja recht lange Fahrt – dann doch angenehm.

    Und dann war es Zeit für den Sessel!


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    22. Oktober 2025 - Tag 10 der Chaostage

    Selten bin ich so unvorbereitet gereist. Morgens um 8 den Koffer gepackt, um 8:30 kam die Leckortung, um 9 Uhr saß (stand) ich im Zug ins Büro. Dort war wieder "Tag der Anliegen" - Personen meckern darüber, dass andere Personen ständig meckern und es sind halt alle möglichen Leute krank und alle möglichen Leute finden das doof. Meine These ist, dass die Auslastung einfach zu niedrig ist, wäre sie höher, wäre keine Zeit zum meckern und doof finden. So geht es mir ja. Ich habe dem Alltag gegenüber derzeit eine freundlich-gelassene Neutralität, weil ich wirklich nicht noch Energie aufwenden kann, mich über Unabänderliches aufzuregen. So hatte ich vor diesem Flug auch keine Flugangst. Einfach mangels Zeit dafür.

    Um 12:45 Uhr wollte ich eigentlich los Richtung Flughafen, kam aber erst um 13:15 aus dem Turm und hatte um 13:45 einen Security-Slot gebucht. Der Taxifahrer fuhr Schleichwege und wir plauderten über seine kürzliche Reise nach Russland - er fand es nicht schön dort, natürlich tolle Häuser in den großen Städten doch die Wohngebiete sehr trostlos und schmutzig und zusätzlich waren die Menschen dort zu ihm überwiegend unfreundlich, er vermutet, weil er kein Russisch sprach. Drei Wochen lang sei er in den Frühstücksraum gegangen und habe "Good Morning!" geschmettert und nie kam eine Antwort. Ich fragte natürlich, wie er auf die Idee gekommen war, ausgerechnet in Russland Urlaub zu machen. Er verstand meine Frage nicht. Ich wurde konkreter: was ist mit der gesellschaftlich-ethischen Perspektive und was mit der Sicherheitslage? Er verstand weiterhin nicht. "Überall ist doch immer irgendwas", sagte er. Ich nahm das als Erinnerung mit, wie selbstverständlich man die eigene Sicht für die naheliegende hält, und dass andere natürlich ebenso denken – nur eben aus einer ganz anderen Richtung heraus.

    Am Gate fand ich endlich Zeit, nachzuschauen, in welche Hotel ich nun eingebucht wurde und wo die abendliche Feier stattfindet und wie ich dahin kommen könnte. Einen Fahrer hatte ich abgelehnt, die Strecke von Heathrow nach London City mit dem Auto zu fahren, ist nur etwas für geduldige Menschen. Die Bahn ist viel schneller und als ich sah, dass die Picadilly Line quasi vor dem Hotel hält, freute ich mich sehr. Zur Abendveranstaltung wollte ich dann laufen, denn sie fand eine halbe Stunde entfernt statt und das Wetter war angenehm.

    Zunächst einmal wurde ich aber schon auf dem sehr kurzen Weg ins Hotel fast überfahren, weil ich nämlich vergessen hatte, dass in England Linksverkehr ist. Und noch etwas hatte ich vergessen, und war deshalb höchst irritiert, als mein Kalenderwecker losbrummte, als ich gerade nass aus der Dusche kam: Zeitverschiebung! Und die Einladung für abends war ohne Zeitzonenlogik eingestellt worden, so dass sie auf 19 Uhr beharrte, obwohl hier 18 Uhr die korrekte Zeit gewesen wäre. So fehlte mir eine volle Stunde und statt 30 Minuten gemütlich zu Fuß zu gehen sprintete ich zurück zur U-Bahn, diesmal Central Line, wie ich im An-den-Schildern-vorbeilaufen herausfand. Man kann in London sehr gut intuitiv U-Bahn fahren, es ist sehr übersichtlich und gut beschildert und um Fahrkarten muss man sich nicht kümmern, nur das Handy mit irgendeinem Zahlungsding vor eine Säule halten.

    Das Essen war hervorragend, ich hatte als Vorspeise gratinierten Ziegenkäse, als Hauptgericht eine gebratene Blumenkohlscheibe mit Kapern und karamellisierter Butter und als Dessert einen Lemon-Meringue-Pie. Alles auch mehr oder weniger zahntauglich. Wein ließ ich weg, ich mag ja keinen Wein - hier ein etwas irritierendes Erlebnis, denn als ich dem Kellner gesagt hatte, er könne das Glas abräumen, schlossen sich noch drei Personen an. Ich sagte kurz, dass es mich nicht stört, wenn andere Wein trinken - darum ging es aber nicht, alle drei sagten, sie würden eigentlich sowieso keinen wollen und wollten nur nicht die einzigen sein. Nun. Ich bin oft gerne die einzige mit irgendwas. Eine andere Herangehensweise, scheint mir.

    Nach dem Essen übergaben wir die Abschiedsgeschenke. Die Kuckucksuhr, die ich mitgebracht hatte, sorgte für Freude. Aus Belgien gab es wirklich eine riesige Menge Pralinen, es ist sehr gut, dass ich nicht noch weitere Süßigkeiten mitgebracht habe.

    Jetzt bin ich in einem völlig überdimensionierten Hotelzimmer, das ich eigentlich gern angemessen bewohnen würde, doch habe ich wirklich nur Minimalgepäck dabei, also vermutlich gar nicht ausreichend Gegenstände, um auf jeder Ablagefläche irgendwas abzulegen. Und ich verbringe hier ja auch nur ungfähr 8 Stunden.
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