Plötzlich beim Regenspaziergang dann von Antworten auf unterschwellig schon länger schwelende Fragen überfallen worden. Und die Antworten sind so simpel, so klar, dass sie einen Moment lang absoluten Seelenfrieden geben.
Eine Millisekunde etwa.
Ganz genau so lang, bis der Denkprozess wieder einsetzt.
Großzügigkeit. Emotionale, nicht finanzielle. Ein bisschen mehr, vielleicht, wir alle.
Häufig kommt es mir so vor, als ob in meinem Kopf eine sehr vernünftig-seriöse und eine sehr durchgeknallte Person zusammen einen Film drehten. Dazu brüllt noch jemand Regieanweisungen oder hält Schilder mit Text hoch.
Ich könnte mich scheckig lachen darüber.
(Welche der beiden Personen welche ist, ist mir noch nicht abschließend klar).
Selbstgerechtigkeit ist tatsächlich noch unerträglicher als abgrundtiefe Dummeheit.
[edit: Dummheit falsch zu schreiben, hat irgendwie was kaltblütiges...]
Einfach mal irgendwas nicht machen. Nicht. N.I.C.H.T. Nicht sagen, nicht schreiben, nicht tun. Kann doch nicht so schwer sein.
Manchmal weiß ich gar nicht, was die dagegen haben, in dieser Matrix zu sein. Echt jetzt. Ist doch prima.
Akutes "blah"-Syndrom.
Manche Leute bräuchten mal so eine Art emotionales Peeling. Zur Entfernung der abgestorbenen oberen Schicht und Verfeinerung...
Y aunque intenté guardar la ropa
al mismo tiempo que nadar
me he resignado a ir en pelotas
mientras dure el mar.
(Mecano - Quédate en Madrid)
dieses Blogdings, das in letzter Zeit so eine Art Eigenleben entwickelt hat. Fast wie ein Haustier, das sich plötzlich selbst sein Futter aus dem Kühlschrank nimmt und anfängt, ans Telefon zu gehen.
Warum es mir ansatzweise den Magen umdreht, wenn man mir versichert, hier alles ganz genau gelesen zu haben. Obwohl das ja offensichtlich erstmal als Zweck der Übung anzusehen wäre. Warum es mir trotzdem so scheint, wie an Ostern einen Adventskalender auszupacken und ratzfatz alle Türchen leer zu futtern. Was nicht schlimm ist, aber irgendwie nicht so gedacht. Weil die Texte hier in Form von Gedankenschluckauf entstehen. Weil ich sie selbst nicht nachlese.
Auf der anderen Seite lese ich dann ja selbst Bücher nicht so, wie vom Autor gedacht. Und wenn sich darüber jemand mokiert lache ich laut. Und natürlich lese ich auch in Blogs so wie es mir gefällt. Wem das nicht passt, der möge seine Beiträge halt offline setzen. Darüber kann man dann belustigt sticheln.
Die Lösung für dieses Dilemma ist natürlich die Speziallogik, dass es etwas ganz anderes ist, ob ich etwas mache oder jemand anders. Speziallogik ist auch, dass meine Vorstellung, dass dies alles irrelevant und anonym ist, weiterhin mit wilder Überzeugung aufrecht erhalten wird. Über Kommentare zur gesammelten Irrelevanz freue ich mich natürlich trotzdem. Und die Anonymität ist längst aufgeweicht. Das hab ich aber jetzt nicht gehört.
Ich muss nochmal nachdenken, über dieses Blogdings.
Der verlorene Gedanke:
Gedacht, dass dieses ganze Grenzen austesten wahrscheinlich, letzten Endes, Unsicherheit ist. Natürlich. Das Bestreben, da wo Ungewissheit ist, Gewissheit zu schaffen - mit welchen Mitteln auch immer. Und "bis hierhin und nicht weiter" ist Gewissheit, ein Punkt zum Markieren auf der Landkarte. Hier bin ich, so weit kann ich gehen, da ist Ende. Prima.
Und dass mir der Gedanke deshalb immer wieder abhanden kam. Weil unerwünscht. Man kann ja niemanden so gut bescheißen wie sich selbst - wo wüsste man schon besser, welche Knöpfchen zu drücken sind.
Wo der Gedanke jetzt wieder herkommt, ist dann auch erklärt - die Barrieren sind unten, nach dem Bier, da wagt er sich vor.
Vermutlich Zeit, schlafen zu gehen.
Och nö...