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    Sonntag, 29. Oktober 2006
    Systemausfall

    Wenn man eines morgens aufwacht und ohne ersichtlichen Grund an der rechten Hand einen auf das Dreifache der normalen Größe (schmerzhaft) angeschwollenen Mittelfinger entdeckt, so ist das an sich schon ärgerlich. Am selben Tag noch aufgrund vermehrter Amalgambrösel im Mund einen dringenden Zahnarzttermin wahrzunehmen und von dort mit drei nachhaltig betäubten Mundquadranten zurückzukehren, ist dann schon zu gar nichts mehr gut, wohingegen man den Finger ja zumindest dazu gebrauchen kann, der Welt die eigene Haltung zum Tagesverlauf in besonders expressiver Gestik zu signalisieren. Kommen dann noch weitere kleine Ärgernisse hinzu, so ist man geneigt, diese am Abend in Vergessen zu ertränken - was jedoch durch die bereits erwähnte Gesichtsstarre auch nur unzureichend gelingt, aber doch genau in dem Maße, dass zwar die gewünschte trunkene Leichtigkeit ausbleibt, die Schwere des Kopfes am nächsten morgen jedoch gewährleistet ist. Gut für die Gestik, dass der Finger noch nicht abgeschwollen ist, denkt man sich und möchte fast lachen, hätte sich nicht über Nacht eins der Provisorien im Mund verabschiedet so dass es Klappe halten heißt. In den folgenden Schlaf mischen sich Alpträume von in Zukunft nur noch 9fingrigem Tastentippen, die sich als Fieberträume aufgrund der fortschreitenden Infektion am Finger erklären lassen.

    Beim nächsten Erwachen hat der Voodoo-Meister sich wohl ein anderes Opfer gesucht, denn der Körper befindet sich wieder weitestgehend in Normalzustand. Der kinderfreie Samstag wird genutzt, ein achtarmiges Leuchtermonstrum zwecks Restauration zum Fachmann für Elektroarbeiten des Vertrauens zu transportieren. Dass die Firma in den Betriebsräumen just an diesem Tag ihr 60. Firmenjubiläum mit reichlich Speis und Trank feiert, ist nach Schilderung der vergangenen Tage (und der Kenntnisnahme des Kostenvoranschlags für die Restauration) eine hinlängliche Erklärung für den folgenden zunächst harmlosen Frühschoppen auf dem Betriebsgelände, der nach einer alkoholischen Verbrüderungsaktion mit den Söhnen des Inhaberehepaares zum späten Nachmittag in einer Karaoke-Darbietung auf vier eilends zur Bühne zusammengeschobenen Waschmaschinen gipfelte.

    Heute morgen dann die Erkenntnis, dass mir trotz Zeitumstellung mindestens drei Stunden fehlen. Und einen Teil des Ganzen habe ich auch nur geträumt. Ganz bestimmt.

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