Karneval hatte ich wirklich komplett vergessen. Dabei war ich ja gestern noch beim Bäcker in Frankfurt, und er beklagte, dass „Karneval nicht mehr so viel ist“, das sei früher mehr gewesen. Ich kann das nicht beurteilen, ich habe noch nie in Frankfurt Karneval betrieben, ich komme ja aus Düsseldorf, wenn, dann mache ich das da, sonst ist es ja Quatsch. Jedenfalls: kein Gedanken an Karneval kam mir in den Kopf, als ich Papa N. ankündigte, ihn am Wochenende besuchen zu kommen.
Im Zug dann erstaunlich viele schlecht gekleidete Menschen. Der Groschen fiel bei mir am HBF Köln.
Papa N. war guter Dinge. Als ich kam, machte er gerade ein Vormittagsschläfchen. Nach dem Mittagessen kam das Nachmittagsschläfchen, ich tat es ihm gleich bzw. ich übertrumpfte ihn, denn als ich wieder aufwachte, saß er schon im Sessel und las ein Buch. Anschließend schauten wir zusammen Bares für Rares und lästerten über die vermeintlichen „Verhandlungen“, das machen wir gern, Papa N. ist ein unfassbar guter Händler. Ansonsten sind sein Thema beim Fernsehen häufig Bärte der Herren, tendenziell lehnt er Bart ab und empfindet es als persönlichen Affront, wenn ein Moderator, den er häufig sieht plötzlich seine Gesichtsbehaarungsmode ändert. Da ich die Herren alle sowieso nicht kenne, fällt mir nichts auf, ist mir auch alles egal aber schimpfe gern gemeinsam mit Papa N. „Schweinehunde!“ ist eines unserer liebsten Schimpfworte.
Die Zugfahrten waren relativ ereignislos, die Hinfahrt pünktlich, auf der Rückfahrt erwischte ich einen Anschlusszug, der eigentlich schon weggewesen wäre, aber der Verspätung hatte, dadurch war ich eine halbe Stunde früher als geplant zu Hause. Ich hatte schon den Gedanken, dass die Bahn sich aktuell ein bisschen zusammenreißt, damit man den nächsten Streik überhaupt auch merkt. Dann schrieb mir allerdings meine Schwester, in ihrem Zug sei gerade durchgesagt worden, man habe sich leider verfahren und müsse jetzt wieder zurück, es würde länger dauern. Ich habe ja schon vieles im Zug erlebt, „Verfahren“ allerdings noch nicht. Das ist mir nur mal mit dem Bus passiert.
Die tägliche Contentvorschlagliste fragt: „Was haben Sie heute (oder zuletzt – falls heute nicht ergiebig ist) gelernt?“
Nunja, was heißt ergiebig. Ich habe heute gelernt, Pirogi mit Kartoffelfüllung zuzubereiten, das war so ergiebig, dass ich die mitgenommene Portion eingefroren habe, weil ich mir nicht vorstellen kann, in nächster Zeit wieder Pirogi zu essen.
Bei Bares für Rares habe ich etwas über Schmuckdesign gelernt, dass man zu einer bestimmten Zeit (wann das war habe ich vergessen) aufgehört hat, die Mechanik des Schmucks zu verbergen und sie statt dessen mit als Kunst zu betrachten begann, und dass es zu einem etwas späteren Zeitraum besonders üblich war, die Dreifaltigkeit der Edelsteine (Rubin, Saphir, Smaragd) einzuarbeiten, wegen der Farben. Außerdem habe ich einen Blauen Heinrich (den wir aus dem Zauberberg kennen) erstmalig live, bzw. im Fernsehen, gesehen, falls Sie das nicht kennen: es ist ein Taschenfläschchen „für Hustende“, bei Tuberkulose z.B. und es ist stark blau gefärbt, damit der Auswurf darin nicht so eklig aussieht. Wusste ich alles vorher nicht.
Ein paar polnische Ausspracheregeln habe ich noch mitgenommen im Zusammenhang mit einem Rezept für Quarkbällchen.
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