• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Mittwoch, 13. Oktober 2021
    13102021

    Ich war heute beim Blutspenden, habe es aber nur bis Schalter 5 geschafft, nicht bis zur tatsächlichen Blutspende.

    Es begann schon einigermaßen aufregend, ich hatte mich nämlich verfahren, dann den Parkplatz nicht gefunden, musste dann in einem Parkhaus nach ganz oben fahren und fand den Aufzug runter nicht, lief also die engen Treppen, die Wände waren frisch gestrichen (hellgrau) und ich trug eine weite Jacke (schwarz). Das alles ließ mich aber unbeeindruckt, wie sich später noch zeigen sollte.

    Schalter 1 war ein Haupteingang, aber der falsche, ich wurde zu einem anderen Haupteingang einmal ums Haus herum geschickt. An Schalter 2 durfte ich meinen Namen nennen, bekam eine neue Maske und durfte eine Treppe hinaufgehen. An Schalter 3 durfte ich wieder meinen Namen nennen, meinen Blutspendeausweis abgeben, dieser wurde zurückgewiesen, weil er von einem anderen Blutspendedienst stammte und fast 100 Jahre alt ist, dann durfte ich statt dessen meinen Personalausweis abgeben, bekam im Austausch mehrere Blätter und eine Mappe und dann den Ausweis zurück und einen Kuli und durfte an einen Tisch gehen und die Blätter dort ausfüllen.

    Als das fertig war ging es zu Schalter 4. Dort wurde ich gefragt, wie ich heiße, wie meine Postleitzahl ist und mein Geburtsdatum. "Das steht doch alles da", sagte ich besserwisserisch und der Herr mit Stethoskop um den Hals erklärte mir, das sei, um festzustellen, dass ich wirklich ich bin. Ich nahm es hin - insgeheim ist mir unklar, welche Rolle es spielt, ob ich ich bin, es geht ja nicht um mich persönlich sondern nur um mein Blut. Das, dachte ich, untersucht man, um festzustellen, was davon man verwenden kann. Wer ich bin ist relativ egal, sowieso würde ich die Rahmendaten einer Person, für die ich mich ausgebe, auswendig lernen, außer ich wäre dumm, dass man Blut von dummen Leuten ausschließen möchte, kann ich mir nicht vorstellen, aber wie gesagt, all das sagte ich nicht, um die Angelegenheit nicht unnötig zu verzögern, ich dachte das alles nur und denke es noch immer. Dann durfte ich mir aussuchen, ob ich den Mittelfinger oder den Ringfinger hinhalte. Ich wählte den Ringfinger, sah zu allem anderen keinen Anlass. Es wurde hineingestochen und hurra, mein Hämoglobinwert war gerade so über der Schwelle, ich war guten Mutes, denn dieser Wert war der Grund, weshalb ich öfters schon einmal beim Blutspenden abgewiesen wurde und ich nehme ja seit 6 Wochen ein Eisenpräparat, das zeigt offenbar die gewünschte Wirkung.

    Es ging also weiter zu Schalter 5. An Schalter 5 wurde ich gefragt, was ich gegessen und getrunken hatte und ich war gut vorbereitet und hatte gefrühstückt und auch 2 Liter Flüssigkeit zu mir genommen (was mir bis morgens um 11 gar nicht so leicht gefallen war!). Dann Blutdruckmessen und damit war meine Reise durch das Blutspendezentrum beendet, der Blutdruck war nämlich zu niedrig. Und das trotz Parkhausaufregung, sehr doof. Er war nur knapp zu niedrig, wenn ich nicht Erstspenderin wäre (was ich ja gar nicht bin, mein Ausweis gilt nur nicht), könnte man kulant sein, ich bot an, einfach einmal durchs Treppenhaus zu joggen aber die Ärztin empfahl mir, beim nächsten Mal lieber einen Termin am Nachmittag zu machen, dann sei der Blutdruck meist höher. Nun gut.

    Einen Beutel mit Keksen, Chips und Saft bekam ich trotzdem, ich wollte weder Beutel noch Kekse, Chips oder Saft, ich möchte ja einfach so gut wie nie irgendwas Gegenständliches bekommen, auch da wollte ich aber wieder keine Missstimmung verursachen, denn es war ja sehr lieb gemeint, als Trost sozusagen, also nahm ich den Beutel mit und gab ihn später in der Stadt an einen Obdachlosen weiter.

    Der nächste Versuch wird am Dienstagmittag stattfinden. So weit, so gut, den Rest des Tages hatte ich nur Mühe, meinen Verstand zu überzeugen, dass ich wirklich kein Blut gespendet hatte. Ich hatte mich offenbar so sehr darauf eingestimmt, dass mir den Rest des Tages fröstelig und nach Süßigkeiten und Sessel war, weil - ich war ja Blutspenden. Aber halt nur bis Schalter 5.

    November seit 6815 Tagen

    Letzter Regen: 17. November 2024, 23:26 Uhr