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    Dienstag, 5. September 2017
    Wmdedgt 9/2017

    (Was das ist und die anderen Beiträge dazu finden Sie hier bei Frau Brüllen.)


    Zum ersten Mal seit mehreren Wochen bin ich heute morgen ganz erholt aufgewacht, was wohl daran lag, dass ich gestern Abend schon um 21 Uhr im Bett war, mir dann nur noch einen kleinen Vortrag von Mademoiselle über das Gesellschaftssystem von Athen vs. das von Sparta anhörte und dann sofort einschlief und wirklich erst um 6 Uhr von Herrn Ns Wecker wieder aufwachte.

    Heute morgen war kein Termin, also keine Krankengymnastik, keine Massage, einfach nur ins Büro gehen. Sehr entspannend. Und in der S-Bahn saßen lauter hübsch gekleidete Menschen um mich. Kein Witz! Eine Frau in schwarzem Etuikleid mit weiß-rosa-hellblauer Stickerei darauf und dazu ein weißes Strickjäckchen. Eine Frau in anthrazit und rosa mit passenden Fingernägeln und Schuhen. Und ein Herr in einem Anzug aus einem sehr schönen Stoff, ich würde Seide-Kaschmirwolle tippen, nicht, dass ich mich da gut auskenne, ich weiß über Anzüge nur, was mir der Bein.v2-Arzt erzählt hat, der trägt jedenfalls Seide-Kaschmir und der Anzug vom Herrn in der Bahn sah sehr ähnlich aus. Gefühlt habe ich aber nicht. Also in der Bahn nicht.

    Ich selbst war, fand ich, auch sehr gut gekleidet. Nadelstreifenhose, sehr helle hellblaue Bluse, schwarzes Jäckchen. Gut, drei Stationen später fiel mir auf, dass ich noch den Fahrradhelm aufhatte, das mag dem Gesamtbild abträglich gewesen sein.

    Im Büro war sehr viel zu tun, was daran liegt, dass der eine Kollege gerade aus dem Urlaub zurückkommt und die Technikerin kurz vor dem Urlaub ist, so haben wir drei viel zu besprechen, und zusätzlich sind erschreckend viele andere im Urlaub oder leider auch krank. Ich selbst bin gerade auch nicht so häufig anwesend, diese Woche nur heute und morgen Vormittag. Aber ich habe mir im letzten Jahr neue Strukturen erarbeitet und muss seitdem zunehmend weniger wirklich selbst machen, gerade die Alltagsaufgaben laufen auch, wenn ich sie einfach jemand anderem übertrage und vielleicht noch die eine oder andere Frage beantworte. Das ist wirklich sehr gut, so kann ich zum einen viel besser in Urlaub gehen und habe zum anderen auch viel mehr Nerven für die Dinge, die ich eben nicht abgeben kann.

    Wie auch immer, schnell war es 15:30 Uhr und ich machte mich auf den Heimweg, denn um 16:30 hatte ich Gesangsstunde. Für Gesangsstunde muss ich neuerdings gar nicht mehr aus dem Haus, der Gesangslehrer ist jetzt nämlich im Computer. Bzw. eigentlich ist er in England, da wohnt er vorübergehend, was aber zur Folge hat, dass der Unterricht per Skype stattfindet. Das ist ein Experiment für beide von uns, wir sind aber beide bisher zufrieden. Wobei ich zunächst dachte, der Unterricht am Computer würde mir total viel Zeit - Wegzeit - sparen. Das trifft aber nicht zu. Ich spare zwar die Zeit für den Weg, die brauche ich aber, um die gesamte Technik in Gang zu setzen (Computer mit LAN-Kabel für gute Verbindung mit Skype einschalten, anderen Computer mit Box verbinden für Musik, Papier und Stift und Noten zusammensuchen, Notenständer aufstellen, den in der Webcam erfassten Bereich des Zimmers aufräumen, alle Türen und Fenster schließen). Der Gesangslehrer räumt übrigens nicht immer so richtig auf. Im Hintergrund sieht man - wie auch bei mir - eine Couch. Aber auf seiner Couch ist immer Krempel, jede Woche unterschiedlicher Krempel. Letztes mal Bademäntel. Heute diverse große Minion-Figuren und ein Handtuch oder eine Decke oder sowas. Ich beobachte das mit Interesse. Der Song, der gerade geübt wird: Stay (Rihanna).

    17:15, nach der Gesangsstunde, checkte ich schnell für meinen morgigen Flug nach Edinburgh ein. Neid ist an dieser Stelle unangebracht, der Flug hat einen traurigen Anlass und ich fürchte, selbst in Schottland sind Bestattungen nicht schön. Immerhin, der Check-in verlief problemlos, der Drucker druckte und die Zweitgeldbörse mit den Pfundnoten fand ich auch sofort.

    Während Mademoiselle das Abendessen kochte und ich nur ab und an den nächsten Schritt zurief, packte ich vorbereitend für morgen meine Tasche - aus diversen Gründen reise ich nur mit Handgepäck, da muss ich immer etwas genauer nachdenken, aber dafür geht das Packen wegen der begrenzten Menge eben auch blitzartig.

    Herrn N gab ich dann gegen 18:30 die Klinke in die Hand, als ich zur Wassergymnastik aufbrach. Normalerweise fahre ich früher los, um mich die Viertelstunde zwischen den Kursen im Becken treiben zu lassen und an überhaupt nichts zu denken, aber das ging sich heute nicht aus, ich war erst eine Minute vor Kursbeginn im Wasser. Damit waren die begehrten Plätze (ich berichtete bereits - falls Sie damals noch nicht hier waren, können Sie hier alles über die Wassergymnastik nachlesen) in der ersten Reihe alle schon belegt - warum die begehrt sind, weiß ich offen gesagt nicht, denn es ist ja ein bisschen wie mit den ersten Reihen im Kino, man bekommt eine leichte Nackenstarre. Allerdings hatte der Trainer in den ersten Stunden darauf bestanden, dass ich in der ersten Reihe turne, damit er mein Knie besser im Blick hat. Wie schon erwähnt ist so ein Kreuzbandriss eine recht prestigeträchtige Verletzung,, auch der Wassergymnastiktrainer blieb davon nicht unbeeindruckt. Mittlerweile sind wir aber ja schon in Stunde Nummer 4, das Bein hat bisher alles mitgemacht und, wie ich seit gestern vom Kaschmir-Seide-Arzt weiß, sind Kreuzband, Innenband und Meniskus auch alle gut geheilt, also war dritte Reihe heute auch okay.

    Der Trainer hatte heute sein Hündchen dabei, das meist neben ihm saß und auf einer Badeente kaute, ab und an warf der Trainer dem Hündchen die Ente und es jagte ihr nach, einmal fiel die Ente dabei ins Wasser, Hündchen war aber zu gut erzogen, hinterherzuspringen und lief höchst aufgeregt am Beckenrand auf und ab. Und als dann jemand die Ente aus dem Wasser wieder nach draußen warf, hatte es die reine Freude im Gesicht, der ganze kleine Hundekörper bebte vor Glück und Begeisterung.

    Um 20 Uhr ist der Kurs aus, um 20:30 war ich dementsprechend zu Hause, dann duschen, Abendessen, diverse Familienmitglieder anrufen, um Dinge zu klären, Mademoiselle und Herrn N noch einige Notizen für die nächsten Tage machen (für das Kind, was auf dem Skiflohmarkt so ungefähr zu kaufen ist, für Herrn N., wen man auf dem Elternabend gut als Elternvertreter wählen kann und wen auf keinen Fall), dann Couch, gleich ein Bier, Postkarten schreiben, dann Bett, denn morgen ist um 7:30 Krankengymnastik und dann Büro und dann Flughafen.

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