Ich bin in Bezug auf Haarschnitte wirklich nicht pingelig - wächst ja alles nach, sag ich mir immer - aber beim ersten Mal hab ich gekniffen. Das war, als ich mit Maximal-Viertelkrankem-Kind vormittags in der Fußgängerzone an einem Billigfriseur vorbeikam und spontan hineinstürmte, um Mademoiselle die Haare schneiden zu lassen. Es war leer und das Kind gut gestimmt, so dass ich mich bereits dem Gedanken hingab, mich im selben Zuge mitbeschnippeln zu lassen. Bis mir auffiel, dass der simple Kinderhaarschnitt außerordentlich lange dauerte. Weil der Friseur nicht nur vor jeder Strähne nachzudenken schien, sondern zwischendrin mehrfach zu einem kleinen Schränkchen lief, eine Schublade aufzog und eine laminierte A4-Karte konsultiere, auf der Haarpartien und Schnittrichtungen abgebildet waren. Da hab ich gekniffen.
Beim zweiten Mal, gestern, im Friseursalon des langjährigen Vertrauens, war die mir über Jahre zugeteilte Fachkraft im Urlaub. Das wurde mir aber telefonisch bereits beschieden. Also ging es mit einer Ersatzperson munter ans Werk. Und zum Kneifen war es zu spät, als sie, eifrig in meinen Haaren fuhrwerkend, dauerhaft Selbstgespräche der Art "Ah, hier auch noch. Und diese. Oh, da muss ich auch kürzen. Maaannn sind das viele Haare. Wo ist denn hier jetzt was?? Hier noch... und da... wie mach ich das jetzt?? Man kommt da echt durcheinander..." führte. So ungefähr wie wenn ein Handwerker zu uns kommt und immer erst einmal ruft: "Nä! Das geht gaaar nicht!!" Dann verlasse ich mit "Sie machen das schon" den Raum. Beim Friseur geht das schlecht. Weshalb es ja gerade so wichtig ist, dass Friseure Smalltalk machen. Ein "oh-oh-oh..." beim Auswaschen des Färbeproduktes oder ein "uuups!" beim Schneiden hört der Kunde nicht gern!
Nun denn. Gleich nach dem Duschen wird sich feststellen lassen, was nun tatsächlich aus dem Schnitt geworden ist.