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    Sonntag, 9. März 2008

    Von den drei neuen skurrilen Fitness-Studio-Begegnungen wollte ich eigentlich noch schreiben, die am Freitag geballt auf mich trafen, so, als hätten sie meine 2wöchige Abwesenheit nur ausgesesssen und abgewartet, bis ich zurückkehre.

    Von der Instruktorin, die mir etwas von der Seele meiner Muskeln erzählte, und warum ich die Übung, bei der der Kopf mit Druck nach unten geneigt wird und man ihn, gegen das Gewicht der Maschine, wieder anhebt bis der Blick gerade ist, vor fünf Jahren nicht ausführen konnte, gar nicht, schon Unwohlsein bekam, wenn das Kopfpolster nur meinen Hinterkopf berührte, und nun ein recht hohes Gewicht damit stemme.

    Von der jungen Frau, die von sich immer als "wir" spricht, wenn sie in der Umkleide telefoniert und mich darauf ansprach, dass ich wohl die "Seiten" gewechselt hätte, womit sie die Seite der Umkleidemöglichkeiten meinte, also die Schrankreihe rechts oder links von der Tür aus gesehen. Ich habe da gar keine Präferenz und steuere, glaube ich, spontan immer auf die jeweils weniger besetzte Seite zu. Dies fand sie sehr abwegig. Wie finden Sie das?

    Und als ich dann ging war da noch die etwas ältere Frau in der rosa-rot-orangefarbenen Unterwäsche, die mich ansah und plötzlich einen linierten Schreibblock und einen Füller mit roter Tinte aus der Tasche zog, und zu schreiben begann, mich beim Ausziehen, Duschen, Anziehen, Kämmen, Föhnen beobachtete und immer, immer weiter schrieb. Die, als ich "kann ich jetzt gehen oder brauchen Sie noch was" passend zur Unterwäsche errötete und "es stört Sie doch nicht, oder?" fragte. Naja, was soll ich denn da sagen. Sie lesen ja gerade hier, was ja schon alles sagt, ich mache mir nur vorher keine Notizen. Dass es mich nicht stört, sondern nur irritiert, hätte ich sagen können, aber dann hätte sich vielleicht ein richtiges Gespräch entwickelt, und manchmal, ohne benennbaren Grund, der sich an der Situation oder an Äußerlichkeiten festmachen würde, ist es bei mir so, das ich manche Leute nicht näher kennen lernen möchte. Vielleicht ist es eine Körperhaltung oder auch ein Geruch, eine Geste oder ein Blick, ich weiß es nicht. Ich bin immer neugierig, auf Menschen, und meistens interessiert mich, was sie tun, und sei es auch noch so belanglos. Trotzdem möchte ich manche nicht näher kennen lernen, obwohl von außen gesehen nichts dagegen spräche.

    Dann wollte ich noch irgendwas über diese Tarnhose schreiben, die ich mir bestellt habe. Ich weiß aber nicht genau was. Vielleicht wollte ich nur zugeben, dass ich sie nun besitze, damit mich dieses Outing nicht in einem unpassenden Moment erwischt. Denn ich befinde mich ja in keiner Lebensphase mehr, in der man so ein Kleidungsstück ohne Gesichtsverlust öffentlich tragen könnte. Allerdings wollte ich immer so eine Hose haben, leider kam es nie dazu, nur eine Domestos-Jeans trug ich, und diese Tarnhose nun, die lief mir gerade über den Weg, vor einem Jahr hatte ich sie schonmal in der Hand und auch über den Beinen, nur weiter hoch ging sie leider nicht. Und jetzt sitzt sie schnuckelig und schnackelig und kostet nur noch 1/3 des damaligen Preises, ja, was soll ich denn tun? Vielleicht muss ich ja demnächst mal irgendwo handwerkern. Oder gehe zum Karneval. Oder lasse sie für immer hinten im Schrank vergammeln. Für manche Dinge ist der richtige Zeitpunkt ja einfach vorbei.

    Aber andererseits: wer weiß das schon so genau.

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