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    Donnerstag, 4. April 2024
    4. April 2024

    14 Mal habe ich mich in den letzten sechs Monaten unvermittelt sehr gefreut und Verursacherin dieser Freude war Joriste.

    Sie wissen schon, ich habe immer so wenig Gepäck wie möglich. Als ich also letztes Jahr im Oktober mal eine Tasche dabei hatte, weil ich Joriste traf und wir den gesamten Tag unterwegs sein würden, war ich sehr unglücklich, weil ein großer heller Fleck auf dieser schwarzen Tasche war. Im besten Fall Milchschaum, ich glaube an diesen besten Fall, denn der schlechtere Fall wäre Vogelkacke gewesen. Ich wollte eine Toilette suchen, um mit den dort hoffentlich vorhandenen Materialen wie Wasser, Seife, Papierhandtuch Abhilfe zu schaffen, Joriste riet aber, lieber Feuchttücher aus der Drogerie zu verwenden.

    Feuchttücher, seufz seufz, alles sehr lästig mit Feuchttüchern, klobige Packungen die nie mehr richtig schließen und die man daher nie aufbraucht, ich erinnerte mich dunkel an das Wickelalter von M, doch Joriste pries mir den vielfältigen Nutzen und kleine Reisepackungen an und außerdem standen wir gerade vor einer Drogerie. Ich kaufte eine 15er-Packung, der Fleck verschwand sofort und für immer, die übrigen 14 Tücher steckte ich ein und vergaß sie.

    Im Verlauf der letzten sechs Monate grub ich zu mehreren Zeitpunkten entnervt bis verzweifelt oder resigniert in meiner Tasche, um irgendwas, hilfsweise ein schonmal benutztes Taschentuch zu finden um etwas aufzuwischen, stieß dabei auf die Feuchttücher und war sehr, also enorm, glücklich.

    Die Fälle, an die ich mich erinnere:

    Im Café, wo ich einen Tisch sauberwischte, der mir zu schmutzig/klebrig war (2)

    An einem Bahnhof. Ich hatte eine Armlehne berührt und dabei in Rotz oder Spucke oder dergleichen (auch hier nicht weiter nachdenken) gefasst. (3)

    In einer Zugtoilette. Ich hatte schon Seife an den Händen und das Wasser ging nicht. Klugscheißen Sie nicht einmal in Gedanken, ich weiß natürlich, dass man im Zug immer erstmal schaut, ob das Wasser überhaupt geht und danach erst die Seife betätigt. Das hatte ich durchaus auch getan und das Wasser ging. Vorher. Nachher nicht mehr. So selten vom Leben verarscht wurde ich selten, seit exakt diesem Tag prüfe ich vorher nicht mehr, ob das Wasser geht, exakt diese Situation passiert mir nicht nochmal. (4)

    In der Bahnhofshalle, ich habe einem mir unbekannten Herrn Kaffee von den Schuhen gewischt, den er verschüttet hatte, weil es vor einer Bäckerei zu einem Eklat kam, der Herr war schwerst bepackt und die Situation für ihn sehr misslich. Ich brauchte dafür zwei Tüchlein. (6)

    Als ich auf dem Weg zu einem recht wichtigen Termin war und kurz vor Ankunft entdeckte, dass ich mich offensichtlich zu Hause noch kurz mit der schwarzen Hose in Katzenkotze gekniet hatte. Es ging ganz rückstandslos raus. (7)

    Im Zug, nachdem ich eine klebrige Nussschnecke gegessen hatte. (8)

    Auf dem Weihnachtsmarkt, um einer Kollegin Senf aus der Jacke zu wischen. (9)

    Dann bei der legendären Kneipentour, auch hier brauchte ich zwei Tücher, eins für meinen Mund und eins für die Spritzer auf den Schuhen. (11)

    Um Vogeldreck vom Fahrradsattel zu entfernen. (12)

    Eins hab ich vergessen (13)

    An einer Mülltonne, nachdem ich etwas hineingeworfen hatte und dann mit der Innenseite des Deckels in Berührung kam (14)

    Heute das letzte Tuch vor einem Termin mit dem Chef – also nicht bei ihm sondern gemeinsam mit ihm und meine Schuhe waren (von der Baustelle im anderen Stockwerk) völlig verstaubt und verdreckt. (15)

    Ich habe heute eine neue Packung gekauft. Nicht dieselbe kleine Packung wie zuvor, leider, weil beide Mitarbeiterinnen bei Rossmann, mit denen ich sprach, nicht in der Lage waren, mich zum Regal mit den Reisegrößen zu dirigieren. Vielleicht ist irgendwas mit meiner Sprache. Die erste schickte mich zur Quengelware an der Kasse, die zweite zu Miniaturbürsten und Haarspangen. Ich nahm also die kleinste verfügbare Packung, 20 Stück oder 25, ich bin nicht ganz sicher, mit einem anderen Verschluss, auch da bin ich noch nicht sicher, ob der mich glücklich macht. Sollte ich die andere Packung nochmal finden, werde ich wechseln und die jetzige im Büro lassen, dennoch, ohne Tüchlein will ich nicht mehr sein, ich sehe ganz neue Marketingcampagnen für diese Dinger vor mir und eigentlich sollte man sie in „Schutzengel“ umbenennen.

    In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt: „Haben Sie nach Corona immer noch ein Virtuelles Büro und warum?“

    Ich habe so oft wie möglich ein virtuelles Büro, leider geht das jetzt verhältnismäßig selten.

    Warum. Ja, was kann man sich da vorstellen. Ich hatte mir viele Dinge dazu ausgemalt, die ich erzählen könnte, warum um Himmels Willen man auf die Idee kommt, ein virtuelles Büro zu haben. Von Erpressung über Unfähigkeit hin zu Bedürftigkeit. Dann hätte ich Sie raten lassen. Nur wird das der Sache nicht gerecht.

    Mein Job ist inhaltlich eine einsame Angelegenheit. Zwar sind überall um mich herum Menschen, doch ich habe im Büro keine Person, mit der ich mich fachlich auf gleicher Ebene austauschen kann und schon gar keine Person, bei der es bei jedem Austausch nicht auch um eigene Interessenlagen und um wie auch immer geartete Hierarchieverhältnisse ginge. Und selbst wenn das nicht so wäre: ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie auf eine Person stoßen, die nicht nur auf demselben Fachkompetenzlevel (oder darüber) liegt sondern die Sie auch allgemein intellektuell nicht kleinkriegen, von der nie die bequeme Antwort sondern immer die angemessene Kritik kommt und da haben wir die „Pausengespräche“, die Spaß machen und im richtigen Maßen anregen oder entspannten, bereichern und glücklich machen, wie halt unter guten Freundinnen, noch gar nicht erwähnt? Und – jetzt stellen Sie sich das mal vor – die Sie wie einen Flaschengeist auf Knopfdruck herbeirufen können? Wie toll ist das denn? Und wie absolut verrückt wäre es, das aufzugeben, nur weil eine Pandemie vorbei ist?

    Fragen Sie lieber CucinaCasalinga, warum sie das virtuelle Büro noch hat, das ist der rätselhaftere Teil an dieser ganzen Geschichte.

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    3. April 2024

    Das Auge tränt immer noch, sehr lästig, allerdings weniger invasiv als eine laufende Nase, was vielleicht damit zusammenhängt, dass Tränen bei Augen eher vorgesehen und gesellschaftlich akzeptiert sind als Rotz, der aus der Nase läuft. Soweit meine Theorie.

    Im Job kam ich heute mehrfach zu dem Schluss, dass die gesamte Welt dabei ist, zu verblöden. Das gipfelte, als ich bei einem Amtsgericht anrief, weil ich ein Schreiben etwas unklar fand insbesondere, weil von zwei Anlagen die Rede war, aber nur eine Beilag. Der Verdacht, dass da etwas fehlte, verdichtete sich, als ich sah, dass auf dem Anschreiben „Seite 1 von 3“ stand und auf der Anlage 1 „Seite 2 von 3“ und dann eben nichts weiter im Briefumschlag war.

    Also rief ich bei Gericht an, sprach mit Frau P, die um 15:50 fröhlich sagte „Na da haben Sie aber Glück, dass Sie mich so kurz vor Feierabend noch erwischen!“

    „Ja wirklich, ich bin immer so ein Glückskind“, erwiderte ich und fragte dann nach dem Schreiben und nach Seite 3. Es gibt aber keine Seite 3. „Die Seitenzahlen gibt das System aus, wie es will, das hat nichts zu bedeuten“, ließ Frau P wissen. Ich gab diese Antwort im exakten Wortlaut an meinen Chef weiter, es ist manchmal einfach besser, ganz geradeaus zu gehen und keine Beschönigungen zu versuchen.

    Heute wird in der täglichen Contentvorschlagliste folgendes gefragt: „Mich interessiert diese Augenbrauen-Zupf-Location: Ist das ein normaler Frisörsalon oder so etwas Spezielles für Wimpern und Augenbrauen? Wann waren Sie zum ersten Mal dort und wie kam es dazu?“

    Nein, das ist kein normaler Friseursalon, es ist ein Kosmetikstudio, wobei ich noch nie gesehen habe, dass da jemand etwas anderes machen lässt als Augenbrauen zupfen. Ich würde da auch nichts anderes machen lassen, das Ambiente lädt mich nicht dazu ein, die Art von Vertrauen in mir hervorzurufen, die mich zum Beispiel zu Permanent Make-up bewegen würde.

    Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal die Augenbrauen zupfen ließ und wie ich auf die Idee kam. Absolut keine Erinnerung daran. 2007 war es für mich schon ein normaler Ablauf, das konnte ich Twitter bei einer kurzen Recherche entnehmen. Damals ließ ich schon mit Faden zupfen. Ganz am Anfang irgendwann war ich in Läden, die das mit Pinzette machten, Parfümerien machen das häufig, im Body Shop ging das auch, dann war ich aber neugierig, wie das mit Faden funktioniert und probierte es aus und finde das seitdem viel besser. Für das Zupfen mit Faden bin ich mittlerweile im vierten Kosmetiktudio, was nicht daran liegt, dass ich unzufrieden war woanders sondern daran, dass diese Läden irgendwann geschlossen wurden und ich mir Ersatz suchen musste.

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    Dienstag, 2. April 2024
    2. April 2024

    Der Tag begann etwas ruckelig gegen 2 Uhr nachts, als ich nämlich aufs Klo ging und nasse Füße bekam. Das hatte nichts mit mir persönlich zu tun. Das Wasser kam – sehr sachte – aus dem Schränkchen unter dem Waschtisch und zwar sehr sachte, weil ich dort ein Paket Binden aufbewahrte und meine Güte, die sind wirklich sehr saugstark!! Als das Schränkchen aufgeräumt war und ich das Wasser wieder anstellte, sprudelte es wie eine lustige kleine Fontäne an der Seite aus dem Abflussrohr. Lochfraß oder Rost oder sowas, keine Ahnung, es war 2 Uhr nachts, ich war nicht an Gründen interessiert, nur an Lösungen. Die Lösung war Panzertape und zur Sicherheit in Litermaß darunter. Die Lösung ist hinlänglich, der Installateur bereits verständigt, er hat aber erst noch Notfälle abzuwickeln „und Sie haben sich ja schon selbst geholfen, Sie sind kein Notfall“. Das hat man von der ganzen Selbstwirksamkeit.

    Ich schlief dann nochmal bis halb 8, dann war der Schnupfen auch anweisungsgemäß weg, nur war die Welt noch sehr, sehr leise, die Ohren sind nämlich dicht. Sonst nahm ich selbst keine Veränderungen an mir wahr. Andere sagten, meine Stimme sei rau und mein Auge träne. Ich selbst sehe da keine Verbindung zum Gesundheitszustand und denke, das war eher dem Tagesgeschehen geschuldet.

    Eine Nebenbemerkung, die in mir noch nachhallte, fiel in einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin. Wir hatten uns gemeinsam über einen Sachverhalt geärgert und ich hatte herausgefunden, an welcher Stelle die Sache schief gelaufen war – die Stelle lag außerhalb unseres Einflussbereichs. Die Mitarbeiterin sagte darauf „das ist ja immer schonmal gut, wenn wir da nichts machen können!“ worauf ich sagte „Nein, das ist doch genau immer erstmal schlecht, wenn wir nichts machen können!“ und sie erwiderte „ich meine nur, ich bin froh, wenn der Fehler nicht bei uns lag“, worauf ich wieder sagte „Nein, dann können wir ihn doch nicht korrigieren sondern sind darauf angewiesen, dass andere das tun und das ist superlästig!“ Wir kamen nicht gut überein, es scheinen zwei völlig unterschiedliche Weltsichten vorzuherrschen. Was kann denn bei etwas, das nicht funktioniert, besser sein, als die Stellschraube zu finden, die noch gedreht werden muss und es selbst tun zu können? Das ist doch der absolute Idealfall. Finde ich.

    Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Was schmeckt besser: 1 Frankfurter Traditions-Frikadelle oder 1 Kalbfleischpflanzerl?“

    Insgesamt würde ich das Kalbfleischpflanzerl im Spatenhaus nochmal essen, die Traditionsfrikadelle nicht. Was daran liegt, dass ich bei der Traditionsfrikadelle zweimal auf einen Bestandteil biss, der nicht nachgab. Beim ersten Mal nahm ich es als „kann mal sein“ hin, beim zweiten Mal war ich raus und der Rest blieb liegen.

    In Bezug auf den Geschmack fand ich das Kalbfleischpflanzerl fein, für mich war es aber nicht scharf genug gebraten, es fehlten Röstaromen. Die waren bei der Traditionsfrikadelle definitiv vorhanden, dafür war sie auch etwas im Übermaß gewürzt. Ich würde im Spatenhaus das nächste Mal Schweinsbraten oder Spanferkel essen und im Frankfurter Traditionslokal das Spiegelei mit Schinken und Kartoffelsalat. Frikadellen brauche ich die nächsten Jahre in keiner Form mehr.

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    Montag, 1. April 2024
    1. April 2024

    Es ist keine Auto-Allergie, gut, das wäre vermutlich das größere Problem gewesen, Heuschnupfen sowieso. Wir haben es mit einem völlig normalen Schnupfen zu tun, der sich heute schon so weit eindämmen ließ, dass er ignorierbar war. Bis auf gelegentliche Schweißausbrüche bei körperlicher Bewegung, aber nun gut, das ist dann morgen auch weg. Dann wieder Nasensprayentzug. Wobei, das erst, wenn ich wieder Druckausgleich mit den Ohren machen kann.

    Der Tag war dementsprechend ruhig. Ich begann ein Buch zu lesen, von dem ich eine Leseprobe regelrecht verschlungen hatte. Zwanzig Seiten weiter wurde es aber dann sehr durcheinander und düster. Ich habe kein Glück mit den Büchern in diesem Jahr. Vielleicht lese ich einfach erst 2025 wieder. Oder halt irgendwann anders. Was weiß ich. Vorher wird es sowieso eng, heute habe ich drei neue Verabredungen gemacht und allzu viel Platz ist dieses Jahr im Kalender nicht mehr. Zumal ich die Zeit von Ende Mai bis Mitte September ja immer ausklammern muss, da ist Sommer, da bin ich scheintot.

    Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Welche Sportarten haben Sie schon ausprobiert bzw. möchten Sie noch ausprobieren? Und dann noch: Was ist aus Ihrem Einstieg in das Kraulschwimmen und dem Kampfsport geworden?“

    Ich verstehe das „bzw“ in der Frage nicht. Was ich schon ausprobiert habe und was ich noch ausprobieren möchte sind doch völlig unterschiedliche Themen?

    Was ich mit einer gewissen Regelmäßigkeit über einen gewissen Zeitraum mal gemacht habe: Turnen (als Kind), Fechten (vermutlich längste einzelne Sportart, wenn man Florett und Degen zusammenrechnet, ca. 10 Jahre), diverse weitere Kampfsportarten (Aikido, Judo, Karate, Jiu Jitsu, Kickboxen, kurzer Ausflug ins Boxen, Wing Tsun), Joggen (inklusive Stadtläufen und so), Krafttraining, Wassergymnastik. Mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein.

    Was ich gerne ausprobieren möchte: Krav Maga und Paartanz.

    Kraulschwimmen kann ich jetzt, das ist sowas, das man nicht verlernt. Regelmäßiges Schwimmen bekomme ich in meinem Alltag nicht unter, ich bräuchte ein Schwimmbad, das unter der Woche bis 22 Uhr geöffnet ist und das habe ich bisher nicht gefunden – wobei es sich jetzt lohnen würde, nochmal zu schauen, weil ich zeitlich flexibler bin als vor der Pandemiezeit und auch durch das Deutschlandticket in andere Richtungen fahren könnte. Vielleicht schaue ich nochmal. Das mit dem Schwimmen ist immer etwas lästig wegen Zeug herumschleppen und Kontaktlinsen einsetzen und hinterher Chlorschnupfen etc., ich schwimme ausnehmend gern aber der ROI stimmt irgendwie dann doch nicht.

    Beim Kampfsport hatte ich eine längere Pause durch den Kreuzband-Innenband-Außenband-Meniskusriss, den ich mir dabei zugezogen hatte, dann hatte ich gerade wieder mit etwas Ruhigerem angefangen als die Pandemie losging. Jetzt geht das natürlich alles wieder nur jetzt habe ich mich irgendwie anders organisiert und den Kalender voll mit Lesedings-Terminen und Event-Terminen und Online-Unterricht und Seminaren. Sport habe ich vergessen. Danke für die Erinnerung, ich schaue mal, ob sich da über die Zeit durch natürlichen Wegfall anderer Dinge wieder ein Slot findet. Es soll ja, ähem, für die Ausgeglichenheit auch ganz gut sein.

    Sonntag, 31. März 2024
    31. März 2024

    Irgendwann heute Morgen sehr sehr früh klingelte der Wecker. Welche Zeit es genau war, weiß ich nicht, ich konnte das alles nicht umrechnen und hatte auch keinerlei Lust, mich damit zu befassen. Jedenfalls waren wir zum Frühstück (und Ostereiersuche) dann in Düsseldorf.

    Die Fahrt über war ich sowieso noch mehr oder weniger benommen (ich war Beifahrerin), im Verlauf des Tages entwickelte ich Niesanfälle. So blieben wir nicht ganz so lang – durchaus aber lang genug, nämlich bis Beginn der Rosenheim Cops, was Papa N ja immer schaut und fuhren dann wieder zurück. Im Verlauf der Rückfahrt verwandelte sich das Fahrzeug in ein Seuchenmobil: alle drei Insassen niesten und schnieften um die Wette. Vielleicht ist es auch eine Auto-Allergie. Morgen wissen wir mehr.

    Besonders übel nehme ich die ganze Sache, weil ich mich ja gerade neulich frisch von Nasenspray entwöhnt hatte. Es befindet sich also keinerlei Nasenspray in diesem Haushalt. Auch kein Paracetamol, schon gar kein Aspirin oder, mein Favorit, Wick DayMed. Gerademal Augentropfen sind noch da, denn die habe ich vorsorglich für den Kater eingekauft. Ansonsten behelfe ich mir mit der Nasendusche und Blistex MedPlus. Es ist wirklich alles eine Zumutung.

    Bei Papa N fand großer Essenstausch statt. Wir hatten etwas mitgebracht, meine Schwester auch, Papa N hatte etwas vorbereitet/vorbereiten lassen. So reisten wir mit Osterlamm mit Buttercreme, Parmesan und gefärbten hart gekochten Eiern an und kamen mit Hefezopf, Schokoeiern, Gulaschsuppe und einen großen Stück Schnittkäse zurück. Niemand wird hier morgen unter unablässigem Niesen kochen müssen, wobei ich sowieso fordere, dass die Schnupfensituation über Nacht ein Ende findet.

    Deshalb, also um dazu beizutragen, sitze ich nun auch im Sessel. Also statt herumzulaufen und Dinge zu machen, wie ich es eigentlich vorhatte. Ich bin sehr unzufrieden.

    In der täglichen Contentvorschlagliste ist heute eine Frage, die mich zunächst komplett ratlos machte. Sie lautet: „Wie sähe Ihr Plan B heute aus? Und was, wenn Ihre Tochter zu einer Auszeit bei psychedelisch gemusterten orangefarbenen Vorhängen starten würde?“

    „Plan B zu welchem Plan A“, schoss es mir durch den Kopf und „um was für Vorhänge geht es hier?“ Ich sah die Frage live in der Liste erscheinen, als ich gerade mit Cucinacasalinga und Excellensa in einem Videocall war und sagte so etwas wie „alle sind völlig verrückt, ich habe keine Ahnung, worum es hier geht“. Excellensa, eine kluge Frau, half mir nach kurzem auf die Sprünge, sie hatte nämlich gegoogelt und es geht um irgendein uraltes Blogposting von mir. 2006 oder so, ich habe es schon wieder vergessen und es jetzt auch nicht auf Anhieb ergoogeln können. Genau erinnern kann ich mich schon gar nicht.

    Sie müssen verstehen, das sind hier Momentaufnahmen, es handelt sich bei diesem Blog nicht um ein Buch, das Religionen begründet hat und das daher immer wieder gelesen und neu interpretiert werden muss. Was 2006 (oder meinetwegen auch 2008 oder so) war, ist für mich heute völlig irrelevant. Wenn Sie Freude an den Texten haben, weil sie Sie unterhalten oder erheitern oder Ihnen irgendwelche Impulse setzen, freue ich mich sehr. Ich selbst habe das alles schon erlebt, gedacht, getan und deshalb ist es für mich nicht mehr sinnvoll, mich noch einmal damit zu beschäftigen.

    Stand heute kann ich Ihnen sagen, dass ich keinen Plan A habe, daher auch keinen Plan B. Ich lebe zufrieden vor mich hin, „zufrieden“ meine ich dabei völlig ernst,ich möchte mich den „oohhh wir haben es so schwer und die Welt ist so schlecht und alles ist so anstrengend“-Clubs ausdrücklich nicht anschließen. Es ist, wie es ist, ich schaue, was ich damit mache, wir stehen hier alle gerade nicht komplett mit dem Rücken zur Wand, es gibt Optionen. Ich bin – abgesehen vom Schnupfen – ziemlich gut gelaunt und zuversichtlich.

    Orangefarbene Vorhänge, auch psychedelische, sind derzeit vermutlich sogar wieder „in“. Ich habe mir kürzlich noch einen Blazer gekauft, der in etwa so gemustert ist wie unsere orange-braune Kinderzimmertapete aus den 70ern. Fühle mich auch darin sehr wohl.

    M darf machen, was sie will, sie ist erwachsen und nicht nur das, sie ist (schon lange) ein eigener, kompletter Mensch. Ich wünsche mir natürlich, dass sie tut, was ihr Freude macht. Selbst das kann ich aber nicht beeinflussen und auch, wenn sie entscheidet, dass sie lieber Dinge macht, die ihr nicht gut tun, bin ich natürlich gleichermaßen für sie da.

    Samstag, 30. März 2024
    30. März 2024

    Mein Gehirn hat ausgeworfen, worum es bei „seta denaro“ geht, also für mich, und ich kann in gewisser Weise Entwarnung geben: ich habe letzte Nacht gegen 3 nicht eine Rückführung in ein vorheriges Leben, in dem es noch Geld aus Stoff gab oder so, erlebt. Die Notiz bezieht sich auf ein Buch, das ich vor etwa einem halben Jahr gelesen habe, Alessandro Baricco: Seta. Und auf eine bestimmte Szene, die mir wohl – nachts um 3 – in den Kopf kam. Warum sie mir in den Kopf kam und warum es mir wichtig genug war, das zu notieren, finde ich wohl nicht mehr heraus. Ich habe die Szene vorhin nochmal gelesen (die Verknüpfung im Kopf entstand erst beim Abendessen) und sie geht so:

    Baldabiou era l’uomo che vent’anni prima era entrato in paese, aveva puntato diritto all’ufficio del sindaco, era entrato senza farsi annunciare, gli aveva appoggiato sulla
    scrivania una sciarpa di seta color tramonto, e gli aveva chiesto:

    – Sapete cos’è questa?
    – Roba da donna
    – Sbagliato. Roba da uomini: denaro.

    Schon sehr schön formuliert, die Art Humor mag ich. Aber nachts um 3? Gehirn, meine Güte.

    Ansonsten war der Tag ruhig. Nacht hatte ich nicht ganz so gut geschlafen, unter anderem war ich morgens in einem Alptraum aufgewacht, der Kater war draußen und wurde dort von einem fremden Kater zerbissen, ich versuchte, ihn zu retten, wachte auf und wurde selbst gerade von meinem Kater – warum auch immer – gebissen, dann war ich der Kater, dann war alles sehr durcheinander, dann war ich ganz wach, der Kater lag auf mir, ob er mich wirklich gebissen hatte oder nicht kann ich nicht zweifelsfrei sagen, ich habe Kratzer an den Händen, aber die habe ich immer. Sehr verwirrend, ich hatte keine Lust mehr, weiterzuschlafen. Irgendwas ist los mit den Nächten gerade.

    Später suchte ich eine Ostertischdecke und fand dabei zwei Schubladen, die mit Dingen gefüllt sind, die ich dort nicht erwartet hatte. Das muss in allernächster Zeit ausgeräumt werden. Heute wollte ich die Schubladen aus einer mir an mir eigentlich fremden konservativen Haltung heraus nicht ausräumen: ich stelle aussortierte Dinge ja immer erst einmal zum Verschenken ins Treppenhaus und es hätte mich gestört, wenn da nun am Ostersonntag Dinge stehen. Und in meiner Wohnung herumstehende Dinge stören mich natürlich noch viel mehr. Also müssen die Sachen zunächst noch in den Schubladen verbleiben, bis entweder Ostern vorbei ist oder meine kleine konservative Phase abgeklungen ist.

    Das Osterlamm ist gut gelungen, ich hoffe, es übersteht morgen auch die Autofahrt. Es ist mit Buttercreme dekoriert – amerikanische Variante. Ich habe ein merkwürdiges Faible für amerikanische Buttercreme auf Kuchen, der nicht allzu süß ist, habe also beim Lämmchenteig etwas Zucker weggelassen und dann kann die Buttercreme so richtig knallen.

    Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Thema Durchsetzungsstärke: Haben Sie schon in Ihrer Schulzeit gerne Ihre Lehrenden in Grund und Boden diskutiert?“

    Ich wollte in der Schule eigentlich gar nicht sprechen, ich fand das immer sehr uninteressant, wenn alle möglichen Leute herumstümpern, statt dass man die richtige Antwort gesagt bekommt oder nachschaut und wenn ich die richtige Antwort wusste, hat mir das eigentlich ausgereicht und ich war nicht so motiviert, sie anderen mitzuteilen. Das hat mir alles immer ein wenig zu lang gedauert, die Themen zu ausufernd besprochen etc, ich habe mich da gerne geistig entfernt. Für die mündlichen Noten war das natürlich nicht so gut, ich erinnere mich an eine Situation, in der ich erfragt habe, wie oft ich denn in einer Stunde etwas sagen müsste für eine gute Note und dann habe ich ab da eine Strichliste geführt und in jeder Stunde exakt so oft (ich glaube, es war 4x) etwas sinnvolles beigetragen. Das war der Lehrerin dann auch nicht recht.

    Insgesamt bin ich ganz gerne zur Schule gegangen, fand den Unterricht meistens interessant und das Lernen ist mir nicht schwergefallen. Ich war aber nicht so richtig „drin“, nicht richtig involviert, Schule war für mich mehr Zweck. Ab ca. 16 Jahren lag mein Freundeskreis komplett außerhalb der Schule, das hat sich dann später nochmal geändert, ich habe mich aber in keiner irgendwie zusätzlichen Sache (Schulzeitung, Schüler*innenvertretung, AGs und was es da alles gibt) engagiert und habe mich auch nicht so sehr für Noten interessiert, was ich zum Glück auch nicht musste, denn die waren eh immer gut.

    Es gab deshalb nichts, worüber ich mit den Lehrenden hätte diskutieren wollen.

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    Freitag, 29. März 2024
    29. März 2024

    In der letzten Nacht, genau gesagt um 3:08 Uhr, habe ich mir selbst eine Mail geschickt. In dieser Mail steht „seta denaro“. Ich habe an den gesamten Vorgang keine Erinnerung und nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten soll, auch nicht, was das heißt. Sollte es Italienisch sein, so schlägt GoogleTranslate die Übersetzung „Seidengeld“ vor. Wenn ich Bilder suche, kommen Geldbörsen aus Stoff in Blumenoptik. Den halben Tag hat mich diese Mail ein kleines bisschen wahnsinnig gemacht, dann habe ich nochmal genau nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass mein Gehirn auch mal Dinge ohne mich tun kann, das ist kein Grund, ewig darüber nachzudenken. Ich habe die Mail in der Inbox gelassen. Vielleicht möchte ich mir in einer der nächsten Nächte etwas ausführlicher darauf antworten.

    Ansonsten war der Tag heute ruhig und unterbrochen, ich glaube, es gab keine zusammenhängende 60 Minuten, in denen nicht irgendwer ein Anliegen an mich richtete. Auch da habe ich irgendwann nicht nur akzeptiert sondern quasi umarmt und aufgefordert, nun wirklich mit allen Anliegen herauszurücken, denn morgen werde ich nicht zur Verfügung stehen. Mal sehen, ob das alle, inklusive der Katzen, richtig verstanden haben.

    Zum Essen gab es Reste. Ich habe nun mein allerliebstes indisches Essen herausgefunden, es ist nämlich Chicken Tikka Massala gemischt mit Chicken Korma und einem Rest Dosenerbsen und das Hühnchenfleisch bekommt jemand anders. Das muss ich mir merken.

    In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute nach den Katzen gefragt: „Ich wüsste gerne mehr zu Ihren Katzen: Wie sind sie zu Ihnen gekommen, wer kümmert sich hauptsächlich, sind sie (abgesehen vom Matschauge des Katers) gesund?“

    Die Katzen kommen aus dem Tierheim Hattersheim. Wir hätten auch gerne welche von einem näheren Ort genommen, aber die wollten uns alle keine geben bzw. nur in einem so komplizierten Verfahren, dass sich das nicht mit Kindererziehung und Berufstätigkeit vereinbaren ließ. Das Tierheim Hattersheim war mit einem Besuch von uns dort, einem Besuch vom Tierheim bei uns und mehreren Telefonaten zufrieden. Die beiden sind jetzt etwa 11 Jahre alt. Beide waren einmal – im Abstand von einem Jahr – schwer, also lebensbedrohlich, erkrankt mit Aufenthalt in der Tierklinik, bei beiden konnte nicht herausgefunden werden, woran das genau lag. Der Kater berappelte sich einfach so, die Katze bekam auf Verdacht hochdosiert Kortison, das schlug gut an und sie bekam das dann noch inklusive Ausschleichen etwa ein halbes Jahr. Seitdem sind beide gesund. Der Kater war von Anfang an sehr auf Nähe aus, möglicherweise, weil er noch als Baby gefunden und mit der Flasche aufgezogen wurde. Er folgt mir seit er da ist wie ein kleiner Hund und schläft nachts auf mir. Die Katze wurde etwas später auf der Straße gefunden, sie war sehr scheu und ließ sich die ersten ca. 5 Jahre bei uns nur von M anfassen. Dann gewann sie langsam Zutrauen, mittlerweile kommt auch sie manchmal zum kuscheln und lässt sich besonders gerne bürsten. Der Kater spricht sehr viel und möchte immer dabei sein, gerade auch, wenn Besuch da ist. Die Katze ist mehr für sich, hat aber einige Dinge erstaunlich gut für sich geregelt. So hatte sie einmal drei verschiedenen Personen (die nicht miteinander darüber gesprochen haben) beigebracht, dass bitte neben der Spüle in der Küche ein Glas Wasser stehen möge, aus dem sie trinken kann. Außerdem hat sie uns klar gemacht, dass sie (im Winter) – genau wie M – abends eine Wärmflasche möchte, auf der sie dann liegt. Wenn ich den Wasserkocher einschalte und den Raum verlassen, den Wasserkocher natürlich vergesse, kommt sich mich suchen, wenn das Geräusch für „fertig gekocht“ macht und schreit mich an, bis ich die Wärmflasche fülle.

    Herr N wollte anfangs keine Katzen haben, stimmte dann aber zu unter der Bedingung, dass er sich nicht um sie kümmern muss. Deshalb werden sie im Wesentlichen von M und mir versorgt, hauptsächlich von mir. Ich mache morgens standardmäßig Futter, Klo und Wasser frisch. Mehr muss man für Katzen ja nicht tun. Wenn sie ansonsten etwas wollen – gebürstet werden, Wärmeflasche etc. – melden sie sich und M oder ich kümmern uns dann darum. Futter und Streu bestelle ich online, wenn das irgendwo anders landet als zu Hause, holt M es normalerweise ab, weil sie tagsüber ja mehr Zeit hat als ich. Tierarztbesuche machen wir gemeinsam.

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    Donnerstag, 28. März 2024
    28. März 2024

    Ein seltsam ruhiger Tag und voller Kuchen. Mir ist ein bisschen schlecht. Ob von der Ruhe oder vom Kuchen weiß ich nicht genau, vielleicht auch von den Eisentabletten, denn damit gab es einen Zwischenfall. Ich bekomme von den Eisentabletten ja immer Magenschmerzen, also nehme ich sie unmittelbar vor dem Schlafengehen und schlafe dann ja ein, bemerke also von den Magenschmerzen nichts. Nun bin ich letzte Nacht aus unerfindlichen Gründen – vermutlich weil M nach Hause kam – 90 Minuten nach dem Einschlafen wieder aufgewacht und das ist eben die Magenschmerzenzeit. Also war ich dann wach und hatte Magenschmerzen, ENORM lästig so etwas und außerdem hatte ich Eisengeschmack im Mund und bilde mir ein, den immer noch zu haben. Vielleicht sind meine Eisendepots auch schon wieder komplett aufgefüllt, ich fühle mich sowieso total fit.

    Nach Feierabend ging ich noch einkaufen, es war nicht viel notwendig, nur Toast, Tampons, Tempos, konnte ich mir sogar ohne App merken, und hätte auch bis Samstag warten können. Da ich nun schon eingekauft habe, habe ich für Samstag absolut null Aufgaben, darauf hatte ich Lust, das ist ein guter Zustand.

    Vorhin habe ich dann noch die Chornoten für morgen zusammengebastelt, Ansage ist immer, dass wenn das Stück nicht mehr als 2 Seiten hat, keinesfalls mittendrin geblättert werden soll und insgesamt so wenig wie möglich, manchmal muss ich mir aber noch Dinge abfotografieren und ausdrucken und irgendwo einfügen, aus dem „Gotteslob“ nämlich, das ich nicht besitze und auch nicht besitzen will und dessen Format ich sowieso völlig unschmeichelhaft für die Hand finde, wie so ein Ziegelstein, eine Zumutung, dieses „Gotteslob“, das Inhaltsverzeichnis nervt mich auch. Bei dieser Chorbastelei gerate ich jedes Mal an meine intellektuellen Grenzen, schlimmer als Schulbucheinschlagen ist das, ich brauche immer mindestens zwei Anläufe, bis ich alles richtig herum geschnitten und geklebt habe. Ich denke, in absehbarer Zeit werde ich diesen Vorgang für mich digitalisieren.

    Außerdem rege ich mich über den Lesekreis auf, obwohl ich ja gar nicht da war gestern, das ist aber auch der Grund, CucinaCasalinga berichtete mir nämlich, es herrsche nun Aufregung. Grund ist, das ich nächstes Mal die Sitzung moderiere, das ist so abgemacht, und was nun, wenn ich da auch kurzfristig beruflich verhindert bin?? Das wird natürlich nicht passieren, ich kann ja sehr gut abschätzen, ob meine Teilnahme bei irgendwas eher komplett egal ist (so wie gestern) oder für das Wohlbefinden aller eher erforderlich (so wie beim nächsten Mal), mein Ausfallen ist also nicht wahrscheinlicher als bei jeder anderen erforderlichen Person, Notfälle können ja bei allen eintreten. Meine Güte.

    Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Wie gehen Sie damit um, wenn Kolleginnen offensichtlich schlechte Laune/Abneigung/man weiß es nicht zeigen?“

    Wieso sollte ich damit umgehen? Die Laune meiner Kolleg*innen ist für mich nicht unbedingt relevant und zuständig bin ich dafür schon gar nicht, wie neulich schon gesagt, es ist ein Arbeitsplatz, keine Tagespflege. Ausnahmen davon gibt es, wenn ich zum Beispiel mit jemandem gemeinsam in ein Meeting mit Dritten gehe. Da sage ich gelegentlich vorher eine Stimmungslage an, die bitte vertreten werden soll.

    (Kommentare)

    Mittwoch, 27. März 2024
    27. März 2024

    Wie verrückt das manchmal läuft. Ich hatte heute einen komplett vollen Tag, drei längere Besprechungen zu komplexen Themen mit vielen Personen waren angesetzt. Noch bevor ich im Büro eintraf, wurden die aber alle wegen Krankheit der Gäste abgesagt. Der Tag schien komplett leer, ich ließ den Morgen sehr langsam angehen, ging später als üblich los und war sehr gechillt. Letztendlich hatte ich dann noch nicht einmal eine Mittagspause und stolperte erst gegen 20:30 Uhr aus dem Turm, weil alle möglichen Dinge eskalierten.

    Dafür bin ich heute zum ersten Mal Uber gefahren. Das gab es längere Zeit in Frankfurt nicht, dann fahre ich sowieso höchst selten Taxi oder dergleichen und wenn doch winke ich meistens ein Fahrzeug heran und steige da ein, also ein Taxi, Ubers erkenne ich ja nicht. Heute also Uber. Sehr unspekatkulär, nur erkannte das Navi des Fahrers nicht, dass hier in der Straße schon seit längerem ein Kreisverkehr gesperrt wurde, da ist jetzt ein Sitzbereich mit Slackline, Gartenkräutern und dergleichen. Neulich hatte das schonmal ein Taxi nicht so im Navi, ich habe echt keine Ahnung warum, in GoogleMaps ist das längst reflektiert.

    Etwas sehr lustiges war heute noch, ein Mitarbeiter hatte eigentlich mit mir einen Termin, ich stand schon neben ihm, da fiel ihm ein, dass der noch einen Dienstleister anrufen muss. Einen bestimmten, den ich nicht sonderlich mag, weshalb wir uns so aufgeteilt haben, dass ich immer die Nörglerin bin und der Mitarbeiter quasi der Nette. Ich war etwas genervt, dass ich jetzt warten musste wegen des Telefonats, sagte also „dann mach wenigstens auf Lautsprecher sonst ist mir langweilig“ und so geschah es. Das Gespräch ging fast 10 Minuten und der Dienstleister beklagte sich die meiste Zeit über mich, wie schwierig und anspruchsvoll ich sei und der Mitarbeiter stimmte – er behauptete später ausschließlich zum Zwecke der Verbrüderung – in das Lamento ein, ich gestikulierte wild und empört aber konnte natürlich nichts sagen. Gelangweilt habe ich mich nicht.

    Heute wird in der täglichen Contentvorschlagliste gefragt: „Haben Sie schon mal einen Preis gewonnen (also Preis als Auszeichnung, nicht etwa ein Preisausschreiben mit Verlosung)?“

    Puh, das muss ich sehr nachdenken. Ich glaube übrigens, ein Preisausschreiben habe ich überhaupt nie gemacht, gibt es sowas heute noch? Egal, das ist ja hier nicht die Frage, es geht um Preise wohl so wie Pokale für ein Pferdchen, das gut hüpft, so verstehe ich das. An zwei kann ich mich erinnern, das ist aber sehr lang her, eins war bei einer Spracholympiade, die Sprache war Russisch, man fuhr irgendwo hin, der Rest verschwimmt im Dunkeln, jedenfalls habe ich gewonnen in irgendeiner Kategorie (Altersklasse? Lernjahr?), ich weiß nicht mehr, was der Preis war. Bücher vielleicht oder Geld/Gutschein für Bücher oder sowas? Es ist viele Jahrzehnte her. Und fast genauso lange her, bei meiner Abschlussprüfung der Ausbildung, war ich unter den besten im entsprechenden Kammerbezirk und dazu gab es dann eine Bildungsreise nach Brüssel. Und Urkunden vermutlich, vielleicht habe ich die noch irgendwo. Von einem „richtigen“ Preis habe ich dann noch ca. ein 560tel, nämlich mit dem Techniktagebuch zusammen, das Autor*innenkollektiv wurde 2016 bei den Golden Bloggern als bestes Techblog ausgezeichnet und bekam 2019 den Grimme Online Award in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“.

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    Dienstag, 26. März 2024
    26. März 2024

    Im Büro war für mich heute so eine Art „Housekeeping“-Tag. Erst einmal habe ich das gesamte Papierzeugs, das sich so angesammelt hat, abgeheftet oder gescannt oder was auch immer, jedenfalls dafür gesorgt, dass es aus meinem unmittelbaren Umfeld verschwindet.

    Als nächstes versank ich ein einem Arbeitszeugnis-Tunnel. Seit mehreren Jahren sind unsere Arbeitszeugnisse so, wie sie nun einmal sind, nur die Tätigkeitsbeschreibungen wurden immer mal angepasst, nur auch das nicht so ganz konsistent. Sprache, Ausdrücke, Konventionen entwickeln sich aber weiter und da habe ich heute Ordnung reingebracht und neue Templates erstellt. Die dann bei Bedarf natürlich angepasst und ergänzt werden; es ist jetzt aber nicht mehr nötig, quasi jedes Mal das Rad neu zu erfinden und sich gleichzeitig über Dinge zu grämen, die total ausgelutscht klingen.

    Als das fertig war, war schon Mittag und ich machte weiter mit dem Aufräumen im System, in dem Auslagen, Reisekosten etc. abgerechnet werden. Da bleiben immer mal Dinge hängen, entweder zwischen der Person, die das eingereicht hat und der Buchhaltung oder zwischen der Buchhaltung und mir bei der Freigabe, weil irgendwas fehlt, irgendwas offen ist, irgendwer nicht richtig klickt und immer, wenn ich mal Zeit habe, schaue ich mir das, was älter als einen Monat ist genauer an und schicke es dann in die richtige Richtung weiter. Heute hatte ich Zeit dafür und nun ist dort auch wieder Ordnung.

    Dann war plötzlich Nachmittag. Den verbrachte ich dann damit, mit Projektteams zu verschiedenen Themen zu besprechen, dass es sehr misslich ist, dass ihre Projekte nicht umgesetzt werden können, weil sie sich nicht zu einem Zeitpunkt, als es sinnvoll gewesen wäre, über die Gegebenheiten und Notwendigkeiten in anderen Ländern informiert haben. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum das nicht gemacht wird, also warum man nicht entweder eine Person ins Team holt, die Erfahrung mit internationalen Projekten hat oder aus den eigenen Standorten dann jeweils wen mit dazu nimmt. So, wie es jetzt ist, endet es meist in viel Frustration (verständlicherweise, weil viel Arbeit für die Katz) und viel rausgeworfenem Geld. Ich habe auch nachgefragt, warum das denn nicht gemacht wurde und die Antwort – sehr verblüffend – war: dann wird es immer so kompliziert. Nunja. Wenn in der Abwägung „es wird kompliziert“ und „wir scheitern“ letzteres präferiert wird, dann passt es ja auch wieder.

    In der täglichen Contentvorschlagliste steht heute (und ich könnte schwören, gestern stand da noch was anderes?): „Wie konkret stellen Sie sich eine Senkung der Nebenkosten (nicht der Vorauszahlungen – wohlgemerkt) vor? Weniger Wachpersonal, weniger Reinigung? Weniger Stromverbrauch? Weniger Versicherung? Weniger Grundsteuer? Ich bin sehr interessiert. Frdl. Grüße“

    Sie beziehen sich auf meine Thematik mit dem Vermieter, daher muss ich konkretisieren: ich schrieb nicht, dass ich mir eine Senkung der Nebenkosten vorstelle. Ich stelle mir eine Minderung der Nebenkosten vor. Ich habe die Miete und die Nebenkosten gemindert, zahle also monatlich weniger Miete und weniger Nebenkostenvorauszahlung. Nun gibt es aber ja irgendwann (üblicherweise hundert Jahre später) dann auch die Nebenkostenabrechnung. Und – das ist mein Anliegen – bei dieser Nebenkostenabrechnung muss meine Minderung berücksichtigt werden. Wenn da die geminderte Vorauszahlung angesetzt wird gegen die tatsächlichen Kosten, dann bringt es mir ja genau gar nichts, ich zahle die Minderung bei der Vorauszahlung dann schlicht hinterher nach. Ich möchte, dass die Minderung der Nebenkosten in der Nebenkostenabrechnung reflektiert wird, indem die Fläche, für die ich Miete und Nebenkosten mindere, bei der Nebenkostenabrechnung (die nach Fläche geschlüsselt ist) entsprechend nicht berücksichtigt, also abgezogen wird. Dann passt alles. Logisch, oder?

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    Montag, 25. März 2024
    25. März 2024

    Gleich heute Morgen um 8 traf ich die erste komplett verrückte Person. Kurz eine Gedankenschleife – seit ich in München war, bin ich etwas nachdenklich in Bezug auf meine Behauptung, dass mich immer alle möglichen Leute ansprechen. Mir wurde dort – nach einigen Stunden des Beisammenseins in der Öffentlichkeit – gespiegelt, dass ich es bin, die die Personen anspricht. Also so eine Form von „selbst schuld“ oder, wie wir heute sagen, vielleicht auch „victim blaming“, ich spreche die Leute ja nicht ohne Grund an und zwinge sie auch schon gar nicht dazu, sich verrückt zu benehmen.

    Die Frau heute stand in der Fußgängerzone, morgens um 8, keine äußeren Auffälligkeiten erkennbar und rief „Hilfe! Kann mir jemand helfen?“ Ich hielt mit dem Rad an und sagte „Guten Morgen, wie kann ich Ihnen denn weiterhelfen?“ Es stellte sich heraus, dass sie eine Post, also ein Postamt, heißt das heute noch so, sagen wir eine Postfiliale suchte, weil sie einen Nachforschungsantrag stellen wollte oder vielmehr musste. Und die Postfiliale, vor der sie stand, hatte noch geschlossen, das war ein Problem.

    Es gibt eine weitere Postfiliale im Innenstadtbereich, das sagte ich der Frau, sie kannte sich aber nicht aus und der Weg war für mich nicht ganz einfach zu erklären, also sagte ich „ich zeige Ihnen den Weg mal im Handy auf der Karte und dann können wir auch gleich schauen, ob die schon auf hat, sonst laufen Sie ja umsonst hin“. Während ich also auf dem Handy tippte, begann die Frau herumzunörgeln, „also wenn die jetzt auch nicht auf hat, das ist ja ein Armutszeugnis für eine Stadt, die Infrastruktur ist sowieso blablablabla“ – weiter wollte ich nichts hören, hob die Hand und sagte „Stopstopstop ich habe keinen Bock, mir Ihre miese Laune anzuhören, ich suche Ihnen den Weg und die Öffnungszeiten raus und Sie halten einfach so lange den Mund, wenn Sie nichts normales sagen können.“ „Ich verzichte auf Ihre Hilfe!“, sagte die Frau empört, also steckte ich das Handy wieder ein und fuhr weiter. Irgendwas rief sie mir noch nach, habe ich aber nicht mehr verstanden, das Fahrrad ist ja nach der Reparatur jetzt so schnell.

    Der Arbeitstag war voll mit Gesprächen. Zunächst mit dem Chef, ungeplant, daraus ging so viel Zeugs hervor, dass ich mein Meeting danach vergaß – das ist auch eigentlich Mittwochs, war nur auf den Montag vorgeschoben, Freitag wusste ich das noch und hatte mich vorbereitet, nunja, Haben wir dann mit einer halben Stunde Verspätung nachgeholt. Dann einen Mitarbeiter, der im Urlaub war in Bezug auf die Bauthematiken auf den aktuellen Stand gebracht, Mittagspause mit ein paar anderen, ein Grundsatzgespräch über Vorgehensweisen, dass der Versuch, bei etwas, das man sich wünsche Probleme wegzureden nicht zuträglich ist sondern – meiner Meinung nach – die Variante, die Probleme zu benennen, klarzustellen, dass der Wunsch dennoch besteht und folglich Lösungen anzubieten zielführender ist. Dann ein Makler-Meeting, spannende Dinge erfahren und im Tausch ein paar für den Makler (vermutlich) spannende Dinge erzählt und danach noch ein Personalgespräch. Ich glaube, ich habe heute überhaupt gar nichts geschrieben, kann das sein? Vielleicht so ein paar Sachen nebenher.

    Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Ist es so, dass in ihrer Familie viele Menschen gerne Dinge ordnen oder ist Ihnen das ohne genetische oder sozialisationsbedingte „Vorbelastung“ einfach zugefallen?“

    Alle Personen in meiner Herkunftsfamilie sind ordentlich. Ob sie gern Dinge ordnen, weiß ich nicht. Ob das genetisch ist, weiß ich auch nicht. Ich bin mit Eltern und zwei Geschwistern auf 65 qm aufgewachsen und einen Teil meiner Kindheit hatten wir – wegen einer Notsituation – noch drei Cousinen und zweitweise eine Tante im Haushalt, also acht bis neun Personen. Auf 65qm, ein Kinderzimmer, ein Wohnzimmer, eine Wohnküche, ein Schlafzimmer, ein Bad. Das geht nicht, wenn Leute ihren Krempel herumliegen lassen und wenn nicht alles seinen Platz hat. Insofern ist es vermutlich weniger genetisch als vielmehr sozialisationsbedingt, es ist für mich völlig normal, Ordnung zu halten und ich finde Unordnung unattraktiv und habe dafür auch keine sonderliche Toleranz in meinem eigenen Haushalt. Herr N ist mit mehr Platz und weniger Menschen um sich aufgewachsen, wir sind da anfangs manchmal aneinander gerasselt, wenn zum Beispiel Dinge, die ja alle einen festen Platz haben, dort nicht aufzufinden sind. Das hat sich schnell eingependelt und nur bei einigen wenigen Gegenständen hartnäckig gehalten – die habe ich dann noch einmal für mich separat angeschafft und irgenwie markiert und die darf halt niemand außer mir überhaupt anfassen, sonst eskaliere ich. Ein Cuttermesser beispielsweise. Wir haben eines für den Haushalt, keine Ahnung, wo das ist und wir haben ein orangefarbenes, das ist meins und das liegt in der obersten Schublade vom Küchenblock relativ weit rechts in einem der vorderen Fächer. Außer, ich habe es gerade in der Hand, dann liegt es in meiner Hand. Dazwischen gibt es nichts. Dasselbe gilt für einen bestimmten Zollstock und einen bestimmten Inbus-Schüssel und für eine bestimmte Taschenlampe. Das ist hier allgemein bekannt, auch bei sämtlichen jungen Erwachsenen, die hier ein und ausgehen. Man kann hier alles Mögliche machen, den Kühlschrank leer essen, alle Kosmetik verwenden, immer ein Bett finden oder ein Transportmittel oder Kondome oder vorübergehende Finanzhilfe, aber wenn das Cuttermesser, der Zollstock, der Inbus-Schlüssel oder die Taschenlampe fehlen brennt der Himmel über Offenbach.

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