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    Sonntag, 26. Februar 2023
    26.2.23

    Das Wochenende habe ich damit verbracht, zu Hause wieder eine für mich angenehme Situation herzustellen.

    Sauber ist es zum Glück ja immer, Dank sei der Putzfrau. Es ist aber möglich, trotz Sauberkeit das Gefühl zu haben, im Chaos zu versinken. Ich hatte seit etwa Anfang November keine Zeit mehr, mich zu kümmern, weil es Mama N. nicht gut ging und ich sehr viel Zeit mit Reisen und die übrige Zeit mir Sorgen verbracht habe. So hatte ich keinen Nerv, mir zu überlegen, was in welcher Reihenfolge getan werden muss oder welche Dinge am besten wohin gehören und welche anderen Dinge dafür nicht. Erstaunlich viel Zeug geht ja in so einen Haushalt ein und aus, eher mehr ein als aus, das ist die Wurzel des Problems - ich denke zum Beispiel daran, Lebensmittel einzukaufen, weil das oft ganz unmittelbar wichtig ist, ich denke aber weniger daran, hinten in den Schränken gelagerte Lebensmittel hervorzuholen um sie rechtzeitig zu verbrauchen, weil das eben nicht unmittelbar wichtig ist. Oder ich denke daran, für meine Geburtstagsfeier Getränke zu bestellen, da gibt es einen klaren Termin und eine klare Erwartungshaltung - das Leergut steht aber halt jetzt noch auf dem Balkon, der Leidensdruck ist dahingehend im Februar gering.

    Immerhin war ich dieses Mal klug: ich habe alles, was in den Haushalt einging, zwar nicht richtig verräumt aber den richtigen Räumen zugeordnet. Badezimmerzeug dem Bad, Kleidung dem Schlafzimmer, Papierkram dem Gästezimmer/Büro, leere Kartonagen im Flur, alles rund ums Essen der Küche und das Wohnzimmer blieb von allem verschont, irgendwo muss ich ja entspannt im Sessel sitzen können, ohne dass Dinge mich auffordern, mich mit ihnen zu befassen.

    Die Erfahrung lehrte mich, dass man gut mal 3 Monate lang alles liegen lassen kann aber danach guckt man besser mal, sonst kann es unangenehm werden. Es war nun also an der Zeit und ich bin dieses Wochenende den gesamten Papierkram durchgegangen, habe zwar nicht alles erledigt (so lange ist ein Wochenende dann doch nicht) aber alles, das dringend geworden war und für den Rest habe ich jetzt einen guten Überblick. Um Rücksendungen von Bestellungen habe ich mich auch gekümmert, alles noch rechtzeitig und die Lebensmittelvorräte sind einmal grob durchsortiert. Das ist sehr beruhigend, vielleicht kann ich jetzt auch wieder besser schlafen, das probiere ich heute Nacht gleich aus.

    Als nächstes sind Schränke von innen fällig. Wie gesagt, ich habe die Dinge in den richtigen Räumen untergebracht aber sie sind noch eher in so einer Art Auffanglager hinter irgendeiner Schranktür, haben noch nicht ihre endgültige Bleibe gefunden. Und wie das mit solchen Auffanglagern nun einmal so ist, sind sie überfüllt und schlecht organisiert, was eben auch an der Überfüllung liegt.

    Das Schöne am Aufräumen ist aber nicht nur das gute Gefühl hinterher, auch zwischendrin gab es ganz Wunderbares. Ich habe zum Beispiel meine vermissten Kopfhörer wiedergefunden und mich erst sehr gefreut, dann gesehen, dass sie kaputt sind, das war nicht so schön aber gefreut hatte ich mich ja trotzdem zwischendrin. Ich habe auch Karten und Briefe, die ich vor ein paar Wochen bekommen habe, wiedergefunden und wurde zwar sofort sehr traurig, habe ich mich aber auch wieder sehr darüber gefreut und fühlte mich gut aufgehoben. Ich bin sowieso momentan in einer hormonellen Phase, in der es mich fast zu Tränen rührt, dass die Katze rosa Fußballen hat, der Kater hingegen schwarze. Das ist aber auch enorm niedlich, oder etwa nicht?

    Auch gefunden habe ich meine gesammelten Gutscheine. Schon seit langem möchte ich ja nicht Dingliches mehr geschenkt bekommen, jedenfalls nichts, das sich nicht verbraucht. Deshalb bekomme ich häufig Gutscheine und wegen Pandemie hat sich enorm viel angesammelt, ich habe es schon getröötet aber liste es hier nochmal auf, einfach weil es mich so freut:
    - Teilnahme an einem Escape-the-City Abenteuer
    - Museumsführung (3 Museen zur Auswahl)
    - Privatführung durch das Liebighaus
    - Kaffee und Kuchen und betreutes Lebensmittelshopping in einem italienischen Spezialitätenladen
    - Frühstück mit anschließendem Wellnesstag
    - eine Motorbootfahrt
    - ein Krimidinner
    - ein Abendessen im Steakhaus
    - das "schlechteste Event aller Zeiten"
    - drei Gutscheine für "Eat the world", also kann ich entweder 3x hingehen oder 2 Personen mitnehmen
    - eine gemeinsame Wochenendreise (die haben Schanuf und ich uns gegenseitig geschenkt, wir planen sie also gemeinsam)
    - eine Überraschungswochenendreise

    Für die beiden kleinen Reisen und das Krimidinner gibt es jetzt sogar schon Termine, allerdings noch in gewisser Ferne (1x Frühsommer, 2x Herbst), was aber sehr gut ist, ich kann in der nächsten Zeit nicht allzu oft wegfahren, weil ich zum einen ja noch die Auffanglager mit Zeugs in geordnete Verhältnisse überführen muss und zum anderen viel schlafen muss und drittens eigentlich nichts dringender brauche als ganz normalen ereignislosen Alltag.

    Donnerstag, 23. Februar 2023
    23.2.23

    Die letzten drei Tage habe ich ja von zu Hause gearbeitet wegen Dingen und das Haus auch wegen Dingen überhaupt nicht verlassen, glaube ich, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Irgendwann muss ich aber wohl doch weggewesen sein, GLS konnte mich nämlich bei einer Paketlieferung nicht antreffen. Oder es liegt daran, dass die nicht geklingelt haben, möglicherweise ist GLS noch in einer Zeit verhaftet, in der man immer die Haustür offenstehen hat oder auf dem Haus vor einem Bänkchen sitzt, so ist das bei mir nicht, bei mir muss man klingeln, wenn man mich zu Hause antreffen will, genau deshalb konditioniere ich mich ja positiv auf die Klingel. Jedenfalls war mir nach diesen drei Tagen zu Hause prompt heute Morgen so, als hätte ich das Laufen verlernt, die Beine fühlten sich ganz merkwürdig an, als seien Sie 1-2 cm zu lang. Geschlafen hatte ich schlecht, mit wilden Träumen von schiefgegangenen Beerdigungen und schlecht beleuchten Seniorenheimen und dergleichen.

    Morgens Telefonat mit Papa N. Gestern hatte er mir am Telefon berichtet, eine sehr langjährige Freundin, I., sei gestorben, ihr Mann hatte ihn benachrichtigt, konnte nicht so genau erklären, was passiert war aber Papa N. wolle jedenfalls zur Beerdigung nach Bochum und W, sein Freund, wolle mit, er wüsste aber noch nicht, wann die Beerdigung sei. Am Abend telefonierte ich mit meiner Schwester, um auszuklüngeln, wer an welchen Tagen einen stark gehbehinderten und einen fortgeschritten dementen Senior in ein Auto packen und zur Beerdigung begleiten könnte und an welchen Tagen diese Beerdigung besser mal wirklich nicht wäre, alles höchst kompliziert.

    Als ich heute Papa N. anrief, war alles irgendwie ein Missverständnis und I. nicht verstorben, allerdings sehr krank. Nennen Sie mich unflexibel, ich freue mich natürlich, dass I noch lebt. Sehr durcheinander gebracht hat mich das schon, ich bin eine große Freundin des Ansatzes, nicht zu weit vorauszudenken und offenen Blickes zu bleiben, aber "ist gestorben" war für mich ein Signal für gewisse Verbindlichkeit. Alle Termine aus dem Kalender wieder ausradiert, einen Schnaps auf I., möge sie noch ein langes und glückliches Leben haben.

    Den Arbeitstag über dezent genervt gewesen, weil mir ständig Personen berichteten, was ihnen an einem Gespräch mit anderen Personen nicht gefallen hat. Keine Ahnung, was das mich angeht, ich sagte jeder einzelnen, das müsse sie der anderen beteiligten Person sagen, nicht mir. Das wollten sie alle nicht, das brächte nur Streit. "Auseinandersetzung", sage ich, und nur Auseinandersetzung führt in persönlichen Beziehungen zu irgendwas, natürlich nicht zwingend zum erhofften Ergebnis. Wenn man das nicht möchte, kann man alles so lassen, wie es ist, das ist auch völlig okay.

    Auf dem Heimweg kaufte ich vier Brote. Wir sind keine Brotfamilie, eher eine Haferflocken- und Müslifamilie, aber das Brotfach im Eisschrank war seit gestern aufgegessen, nach einem guten halben Jahr. Ich wollte es wieder auffüllen, dazu kaufe ich Brot, lasse es schneiden und friere die Scheiben ein, man kann das dann bei Bedarf einfach rausnehmen um im Toaster auftauen, das ist sehr praktisch, wenn man immer nur kleine Mengen braucht. Ich kaufte vier unterschiedliche Brote, eins mit Sonnenblumenkernen, eins mit Hafer, eins mit Karotte und eins, das ich nicht kannte, es nennt sich "Brotzeitbrot". Karotte und Brotzeitbrot waren vom Vortag und um 50 % reduziert.

    "Das ist aber nicht in Ordnung, dass Sie gleich vier Brote kaufen", sagte ein Mann hinter mir, "die anderen wollen auch noch was!". "Schauen Sie mal, es ist 19 Uhr und die Regale liegen noch voll und diese beiden Brote hier sind die gestern schon nicht losgeworden", antwortete ich. "Trotzdem!", sagte der Mann. Offensichtlich bekloppt, ich ging mit meinen Broten weg.

    Der nächste Stopp war bei der Augenbrauenzupffrau. Ich gehe morgen zum Frisör, die grauenhaft langen Haare abschneiden, vorher müssen die Augenbrauen gemacht sein, denn sonst will der Friseur das machen und der kann das nicht gut. Während die eine Zupffrau zupfte, ging die andere nach hinten und begann plötzlich bitterlich zu weinen. "Wollen Sie da mal nachschauen gehen, ich kann warten", fragte ich und die Zupffrau antwortete, es sei nicht so wichtig, die Mutter der Kollegin sei nur sehr krank. Ich erzählte, dass meine Mutter auch sehr krank war und kürzlich gestorben ist, wurde dann auch sehr traurig, die Zupffrau murmelte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe, es kam "subhanallah" dabei vor und es klang echt angestrengt, sie holte die weinende Kollegin nach vorne und drückte uns Tee und Mercischokolade in die Hand.

    Jetzt zu Hause suche ich seit über eine Stunde meine Italienisch-Übungsgrammatik. In den letzten Tagen hat irgendwas im Kopf "klick" gemacht und Italienisch ergibt plötzlich Sinn, wird intuitiv, nach fast zwei Jahren, endlich. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, schnell die gesamte Grammatik zu erlernen, dann sprechen wir bald fließend. Cucinacasalinga stimmte mir zu, dass wir jetzt jeden Tag in der Mittagspause ein Kapitel durchgehen, ich glaube, das Buch hat 100 Kapitel oder so, also ca. 4 Monate dann sitzt das. Ich bin gespannt, ob dieser Plan aufgeht.

    Montag, 20. Februar 2023
    Die Türklingel

    Herr Buddenbohm war die Tage offline Kleidung kaufen - ich selbst bin gerade mit online Kleidungskauf befasst. Ich werde im Juni an einigen aufeinanderfolgenden Tagen sehr wichtige berufliche Termine haben, am letzten Tag gibt es dann noch eine festliche Abendveranstaltung. Dazu brauche ich neue Kleidung, also 2 Bürooutfits und eins für den Abend, sei müssen koffertauglich und für den Juni geeignet sein und ich muss mich darin absolut wohl fühlen.

    Ich habe ziemlich genaue Vorstellungen davon, worin ich mich wohl fühle und wie ich das Wohlfühlen gut mit gelassener Eleganz kombinieren kann. "Kombinieren" ist hier aber das Stichwort, ich habe diverse Kleidungsstücke bestellt, die sich hoffentlich wechselseitig aufwerten aber das muss ich natürlich ausprobieren und nun stresst mich der asynchrone Versand - es kommt nicht alles auf einmal, ich muss aber natürlich alles gleichzeitig da haben, um die Kombinationen testen zu können. Wie macht man sowas beim Offline-Kauf? Als ich noch offline eingekauft habe, trug ich ausschließlich Jeans und T-Shirt, ich habe also wirklich keine Ahnung. Nimmt man die Teile zum Kombinieren mit in den Laden und probiert dort alles zusammen an oder trägt man hoffentlich passende Stücke aus dem Laden nach Hause und - wenn es doch nicht passt - am nächsten Tag wieder zurück?

    Nachteil beim Online-Kauf ist, wie auch Herr Buddenbohm erwähnt, dass es ständig an der Tür klingeln wird. Ich versuche, mich in den nächsten Tagen im Kopf umzuprogrammieren und das Türklingeln freudig zu begrüßen. Mir werden ja schöne Dinge gebracht, das ist Grund für Frohsinn, es klingelt, wie schön, wie gut ich es habe! In den letzten 60 Minuten hat es übrigens ungefähr 12 Mal an der Tür geklingelt, ja, nach 21 Uhr, es kamen Freund*innen von M, etwa nach dem dritten Klingeln war ich kurz davor, durch die Wohnung zu brüllen "das sind jetzt genug Leute hier!!" wobei korrekter gewesen wäre "das sind jetzt genug Leute, die geklingelt haben", denn wie viele in der Küche sitzen ist mir annähernd egal. Wäre mir das mit der Umprogrammierung früher eingefallen, hätte ich heute Abend schön üben können. Chance vertan.

    Freitag, 17. Februar 2023
    Ein Update

    Häufig wache ich morgens auf mit dem Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren wird, dann fällt mir ein, dass bereits etwas Schlimmes passiert ist, es kann natürlich jederzeit wieder etwas Schlimmes passieren, die Summe der Möglichkeiten nimmt über die Zeit allerdings ab, die Wahrscheinlichkeit steigt jedoch, mein Kopf beginnt Berechnungen anzustellen, ich stehe lieber schnell auf.

    Manchmal wache ich auch morgens auf und erinnere mich, dass etwas Schlimmes passiert ist und stelle fest, dass es sich dennoch ganz gut lebt und dann stehe ich auch schnell auf.

    Seit 3 Wochen gehe ich wieder zum Chor und nehme wieder Gesangsstunden, nicht einen Tag in diesen drei Wochen hatte ich eine normale, voll funktionsfähige Stimme. Ich habe die dritte leichte Erkältung in Folge, so gut wie jede Person, der ich davon berichte, sagt mir, das sei, weil ja wegen der Masken unser Immunsystem nicht mehr so trainiert ist. Ganz kluge Personen, ganz zugewandte Personen sagen es mir, in allen möglichen Sprachen und mündlich und schriftlich und es ist mir zu langweilig geworden, zu widersprechen, ich kann nicht dasselbe immer und immer wieder sagen.

    Zwischendurch hatte ich durch verkrampfte Schulerhaltung ja noch den verklemmten Kopfnerv, dann bin ich auf der Straße ausgerutschte und hatte - selbstdiagnostiziert aber mit viel Verletzungserfahrung selbstdiagnostiziert - eine Wadenzerrung, durch das Humpeln begann der Ischias im anderen Bein zu zicken. Da hat keiner gesagt, das käme davon, dass wir in den letzten Jahren zu wenig auf der Straße herumgelaufen sind und unsere Muskeln nicht ausreichend trainiert sind. Ist vermutlich zu unbequem, das zu denken, es hätte aber einen gewissen Unterhaltungswert gehabt, statt dessen haben mir schon drei Personen gesagt, möglicherweise müsse ich mich daran gewöhnen, so langsam, dass der Körper nicht mehr komplett schmerzfrei funktioniert. Sehr ununterhaltsam, ich sollte den Kontakt zu diesen Personen abbrechen. Werde natürlich das Gegenteil beweisen, es sind noch nichtmals die Schürfwunden komplett verheilt, wieso sollte innen vor außen alles heile sein - aber verdammt nochmal wieso brauchen denn ein paar Schürfwunden mehr als 2 Wochen zum Heilen??

    Ich bin viel unterwegs, unglaublich viel, so viel, dass ich ab und zu von zu Hause arbeite, nur um mal zu Hause zu sein. "Du machst Homeoffice", sagt Cucinacasalinga. "Du trittst nach", sage ich. "Wann hast du Zeit kurz zu telefonieren", fragt Violinista und ich sage "kurz 2-3 Minuten jetzt", sie fragt, ob ich "in 2-3 Minuten" meine aber ich meine "jetzt und für 2, maximal 3 Minuten".

    Ich glaube, ich bin für andere gerade anstrengend. Ich bin für mich auch anstrengend, ich bin nicht auf meinem gewohnten Energielevel, was nicht heißen soll, dass ich objektiv zu wenig Energie habe, es ist nur nicht MEIN gewohntes Level. Und bevor dann etwas hinten runter fällt, das ich will, fällt lieber etwas hinten runter, das andere wollen.

    Die Arbeit hat sich, als ich kurz nicht hingeschaut habe, sehr verändert. Vielleicht ist es auch so, dass ich sie verändert und es nicht bemerkt habe. Ich habe Personen eingestellt, denen ich zwei große Bereiche, um die ich mich zuvor gekümmert habe, übergeben habe. Dadurch habe ich viel mehr Zeit. Etwa gleichzeitig, aber unzusammenhängend - glaube ich, möglicherweise habe ich auch hier etwas übersehen - habe ich ein komplett neues Spielfeld bekommen, in dem ich mich zurechtfinden muss. Die Spielregeln sind mir noch unklar, gut möglich, dass es gar keine gibt. Und gut möglich, dass ich irgendwann über den Spielfeldrand falle, aber dieser Tag ist nicht heute. Und auch nicht morgen.

    Morgen ist sowieso auch Wochenende, ich fahre zur Geburtstagsfeier der Schwiegermutter und abgesehen, dass ich dazu generell keine Lust habe, habe ich auch noch einmal speziell keine Lust, weil ich gerade ein Thema mit Müttern habe. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass andere Leute keine Mütter haben sollen, das wäre ja gemein, aber ich möchte mich nicht mit anderen Müttern befassen.

    Was mich auch sehr stört, neben anderen Müttern, sind meine Haare. Die sind enorm gewachsen, so dass sie jetzt einen kurzen Bob ergeben und das ist eine Frisur, die ich viele Jahre getragen habe und davon ausging, ich könnte sie dann jetzt einfach nochmal weiter viele Jahre tragen. Leider geht das aber nicht, die ganzen Haare nerven mich unglaublich. Auch wie das passiert ist, weiß ich nicht, ich dachte, ich wäre eine absolute Bob-Person und alles andere nur Intermezzi aber ich bin keine Bob-Person mehr, zumindest derzeit nicht, vielleicht irgendwann anders mal wieder.

    Heute bin ich in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Ich wollte zur S-Bahn fahren, es war so angenehm, ich fuhr einfach weiter. Unterwegs kam mir - auch wegen meines lädierten Körpers - kurz der Gedanke, ob es irgendwie im Rahmen des Möglichen läge, dass ich den Weg gar nicht schaffe. Ich beschloss, dass nicht, und fuhr weiter. Ich hatte Recht.

    Sonntag, 5. Februar 2023
    5.2.23 - WmdedgT 2/2023

    Alles zu WmdedgT und die Links zu den anderen Beiträgen sind wie immer bei Frau Brüllen zu finden.

    Ich wachte heute Morgen ohne Kopfschmerzen auf. Das ist besonders, weil ich nämlich die letzten 2 Wochen jeden Morgen mit Kopfschmerzen aufgewacht bin, allerdings nicht mit Schmerzen im Kopf sondern mit Schmerzen am Kopf. Schwer zu beschreiben, so immer mal ein kurzes Ziepen in der Kopfhaut, wobei Ziepen ein Euphemismus ist, der Schmerz ging schon in Richtung Musikantenknochen gestoßen aber eben immer nur kurz und äußerlich - auch beim Drüberbürsten und Haarewaschen tat es weh, eine Beule bestand aber nicht. Also irgendwie so ein beleidigter Nerv, entweder durch Kälte oder durch Verspannung oder durch beides, ich hatte in gewisser Weise Verständnis, ich bin seit Wochen körperlich wie geistig enorm verspannt und hatte zusätzlich eine Bronchitis, eine Impfung, eine Blutspende mit völlig unplanmäßig zwei Tage danach weiterem Blutverlust durch Periode, da kann man als Körper schonmal beleidigt sein. So richtig an irgendwas festmachen konnte ich den Schmerz nicht, er trat generell nie auf, wenn ich den Kopf hängen ließ, aber dazu neige ich nicht. Er reagierte ab und an auf Ibuprofen, weniger oft auf Paracetamol, trat bei körperlicher Bewegung eher nicht auf, im Liegen allerdings auch selten, hauptsächlich eigentlich im Sitzen. Umso erstaunter war ich, als ich gestern Abend bei Freundin Schanuf am Esstisch saß und später auf dem Sofa und nach einer halben Flasche Sekt völlig schmerzfrei war. Gegen 2 Uhr morgens ging ich angetrunken schlafen und wachte auf, kein Kopfschmerz, innerlich wie äußerlich nicht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Fand es aber gut.

    Ich wachte übrigens vom Wecker auf, um 8, um 9:38 ging nämlich der Zug nach Düsseldorf, um Papa N. zu besuchen. M kam mit, die Zugfahrt war entspannt und pünktlich und als wir ankamen, hatte Papa N. schon das Gemüse für das Essen vorgeschnitten - ich hatte angekündigt, ihm eines seiner Lieblingsgerichte zu kochen und so musste ich die Sachen nur noch in die Pfanne werfen. Es ist einfach, Papa N. zu bekochen aber gleichzeitig schwierig, das so zu tun, dass es auch anderen schmeckt - Gewürze, die über Pfeffer, Salz, Paprika, Muskat, Gemüsebrühe hinausgehen lehnt er nämlich ab. Heute gelang es und als Nachspeise war schon Fruchtquark vorbereitet und für den Nachmittag stand Zupfkuchen bereit.

    Während Papa N. sich nach dem Essen zum Mittagsschläfchen hinlegte, sichtete ich die Post und und M. machte Hausaufgaben. Eigentlich hatte ich geplant, einen kleinen Ausflug zu forcieren, vielleicht mit Abstecher zum Friedhof, aber mir wurde glaubhaft versichert, das Wetter sei für alte Knochen absolut ungeeignet. 1 Grad und Nieselregen, so ganz falsch erschien mir das nicht. Wir blieben also zu Hause, es kamen diverse Anrufe und bei jedem Telefonklingeln (laut! schrill!) bekam ich einen Riesenschreck, man ist sowas ja nicht gewohnt, gut, bei mir ruft ständig anlasslos Frau Herzbruch an, aber mein Telefon brummt dann behäbig und schrillt nicht los wie ein Feueralarm. Am Nachmittag kam noch P zu Besuch und es gab Kaffee und Zupfkuchen, später räumte ich den Badezimmerschrank auf und nahm ein paar Dinge mit, die Papa N. nicht verwendet und um 18 Uhr ging es per Zug zurück. Wieder ohne irgendwelche Zwischenfälle, ich las die gesamt Fahrt über (Claire North: Notes of the burning age).

    Im Zug fror ich sehr und der Kopfschmerz kam nochmal (in verminderter Form) zurück, jetzt im Sessel mit Heizdecke im Rücken ist aber alles wieder okay.

    Sonntag, 15. Januar 2023
    15.1.23

    Heute wird gefragt, wie schwer ich mich mit ernsten Menschen tue.

    Ich bin verblüfft. Wieso sollte sich irgendjemand oder auch ich mit ernsten Menschen schwer tun? Was ist das Gegenteil von ernst? Albern? Wenn ja, dann glaube ich, wenn überhaupt dann tue ich mich zeitweise mit albernen Menschen schwer. Aber auch nicht grundsätzlich, das kommt natürlich auf die Situation an. Aber wenn ich auswählen sollte, ob ich mich lieber lange mit einer Person unterhalte, die immer ernst ist oder mit einer, die immer albern ist, dann würde ich glaube ich die ernste Person bevorzugen.

    Vielleicht sind Sie jetzt auch verblüfft, es ist ja kein Geheimnis, dass ich eine große Freundin des Amüsements bin. Es gibt bei Spaß aber verschiedene Ebenen, es gibt die Witze, die sehr schnell und flach und oft auch wiederverwertbar und allgemein verfügbar daherkommen. Es gibt aber auch die Späße, die tiefer gehen, und die funktionieren ohne eine gewisse Ernsthaftigkeit gar nicht - da muss man erstmal genau hinschauen und wahrnehmen und sich einlassen und dann ein Gespür dafür entwickeln, wie weit es gehen kann und sich hervorwagen und dann einen kleinen Tanz genau auf der Grenze machen, das sind die Sprüche, die man eben nicht bei Hinz und Kunz und so weiter machen kann sondern die genau zwischen zwei Personen funktionieren, die sich dabei in die Augen schauen. Dazu braucht es Ernsthaftigkeit.

    Wenn alles oberflächlich oder unwichtig erscheint, weggelacht werden kann, dann gibt es auch keine Resonanz. Ganz generell brauche ich diese Resonanz in meinem Beziehungen zu anderen Menschen. Wenn Begegnungen und Gespräche an der Oberfläche bleiben langweile ich mich schnell und sehr. Gespräche funktionieren für mich nicht, wenn nicht alle Beteiligten irgendwas reingeben, etwas von sich, nichts beliebig Austauschbares. Gehen Sie davon aus, dass ich selbst ein eher ernster Mensch bin - ich versichere Ihnen, dass ich so gut wie alles, das ich sage, komplett ernst meine. Die Wahrheit kommt nur manchmal in einer befremdlichen Komik daher.

    (Weitere unverbindliche Contentvorschläge sind wie immer hier abzugeben.)

    Samstag, 14. Januar 2023
    14.1.23

    In der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste steht heute die Frage: "Sind Sie in Ihrem Leben da angekommen, wo Sie hinwollten."

    Ich sag mal: seit ich GoogleMaps nutze ist es viel leichter geworden. Mal ganz im Ernst, was soll die Frage, das ganze Weltbild, das dahinter steckt, macht mich schon aggressiv. Bin ich 100 und liege auf dem Sterbebett (in diesem Fall wollte ich da vermutlich nicht hin)? Wenn nicht, was sollte ich ab jetzt den Rest der Zeit machen, wenn ich da wäre, wo ich - ich nehme an "immer schon" - hinwollte, da verharren, mir selbstgefällig den Bauch kraulen und immer mal wieder "achja, ich bin genau da, wo ich hinwollte" in ein soziales Medium seufzen? Was ist das für ein unglaublicher Quatsch?

    Ich wollte "in meinem Leben" überhaupt nie irgendwohin, was ja wohl kaum örtlich gemeint ist sondern im Sinne von "ich habe was erreicht einself!", ich wollte immer da, wo ich bin, eine möglichst gute Zeit haben und wenn ich sie nicht hatte, habe ich versucht, das zu ändern. Was eine gute Zeit genau ist, ändert sich, eben mit der Zeit, ich habe jetzt mit ganz anderen Dingen eine gute Zeit als mit 18 und ich hatte mit 18 mit anderen Dingen eine gute Zeit als mit 8. Da bin ich mir ganz sicher.

    Wie gesagt, ich wollte nie irgendwo speziell hin. Ich wollte nie dezidiert eine Beziehung oder ein Kind oder ins Ausland oder ein Haus irgendwo oder irgendeine Art von Karriere, das sind doch alles nur irgendwelche platitüdenhaften Sammelkarten. So funktioniert das für mich nicht.

    In welchem Alter hätte ich denn entscheiden sollen, wo ich "hin" will? Wann muss man sich da festlegen, damit man hinterher was zum Messen der Zielerreichung hat? Es gibt doch so unendlich viele Möglichkeiten, ich habe jetzt z.B. ein Kind, das ist absolut hervorragend, hätte ich aber nie eins bekommen, wäre es vermutlich auf eine andere Weise hervorragend. Es gibt vermutlich nichts uninteressanteres im gesamten denkbaren Bereich der Kommunikation als "was habe ich erreicht" abzugleichen und zu bewundern oder verachten oder zu neiden, weil doch keine zwei Personen je gleich sind, im Banalitätslevel ist das ähnlich angesiedelt wie der Austausch darüber, ob jemand Rosinen mag, auch diese Gespräch sind immer völlig leer - hhmm süß Rosinen, iih, Rosinen, die sind ja eklig, nein ich mag die, wie kann man Rosinen mögen, blablabla. Tauschen Sie "Rosinen" gegen "Kinder" aus, das Gespräch bleibt inhaltlich gleich. Gleich leer.

    Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden. Ich bin umgeben von Menschen, die ich schätze und habe aber auch die Möglichkeit, für mich zu sein. Ich bin körperlich fit genug, Dinge zu tun, die ich mag und ich habe so viel Geld, dass ich es auch für Dinge ausgeben kann, die nicht unmittelbar erforderlich sind, um das Überleben zu sichern. Das ist ein großer Luxus.

    Ich muss nicht hungern oder frieren außer ich entscheide mich dafür, das ist ein unermessliches Glück. Da bin ich aber nicht irgendwie aus eigenem Antrieb hingekommen sondern das bietet die Gesellschaft, in der wir leben, weil das hier der Basisstandard ist.

    Und ja, wir haben auch Pandemie und Ukrainekrieg und Klimawandel, die Butter ist teurer (Katzenstreu übrigens auch) und es wird zunehmend schwieriger, jeden Tag ein Vollbad zu nehmen und sich gleichzeitig rechtschaffen zu fühlen. Nach wie vor habe ich aber auch wegen Pandemie und Krieg und Klimawandel noch nicht hungern oder frieren oder ganz akut um mein Leben fürchten müssen und ja, wir haben hier ein ethisches Problem den Ländern des globalen Südens gegenüber und natürlich auch den folgenden Generationen, aber zu sagen, dass es mein Leben wesentlich beeinträchtigt, dass ich mich verantwortlich fühlen muss für andere, deren (zukünftiges) Leben wesentlich beeinträchtigt wird, quasi für die Last der Verantwortung Mitleid abzugreifen, halte ich für unfair und heuchlerisch.

    Insofern, vielen Dank, ja, ich bin genau da, wo ich hinwollte: aktuell im Sessel im Wohnzimmer mit einem Laptop auf dem Schoß und schieße Leute schräg von der Seite an, die unbedachte Fragen stellen. Falls Sie weitere haben, das Dokument ist noch nicht voll, fühlen Sie sich frei.

    Sonntag, 8. Januar 2023
    080123

    Ah, da hatte ich gestern noch einen Post begonnen, aber dann brach sehr plötzlich das Impf-Fieber über mich herein. Ich hatte kurz vor der impfung noch überlegt, wie lange das nochmal immer gedauert hatte, konnte mich nicht mehr erinnern, jetzt kann ich mich wieder erinnern: relativ exakt 24 Stunden.

    So auch gestern. Ich saß entspannt-erkältet im Sessel, dann von jetzt auf gleich erst Impfarmschmerzen, dann Kopfschmerzen, Ganzkörperschmerzen und Temperaturanstieg auf knapp 38. Das alles entwickelte sich zwischen 18 Uhr und 18:30 Uhr. Ich brauch also alle Tätigkeiten ab, nahm eine Ibuprofen und ging sofort ins Bett und schlief auch sofort ein. Um 2:30 wachte ich dann wieder auf, sehr sehr hungrig, ich war nämlich am Vortag nur bis Frühstück gekommen. Zum Glück hatte ich tagsüber ausreichend Süßigkeiten und Snacks eingekauft und musste nicht mitten in der Nacht irgendwas kochen. Nach Crackern, Toffifee und Tee rekonvaleszenter Schlaf bis 8 Uhr.

    Was ich gestern begonnen hatte zu schreiben war eine Antwort zur gestrigen Frage in der Täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste - es sind da noch Zellen frei! Tragen Sie ein, um Himmels Willen! Alles, das fett gedruckt ist, ist ja auch schon abgearbeitet, das muss durch was Neues ergänzt werden! Nicht, dass die Themen ausgehen!.

    Die gestrige Frage ging um Aktien - ob ich Aktien habe, mit Aktien handele. Die Antwort ist jein, nicht direkt. Ich habe keine Aktien, was zum einen daran liegt, dass ich lange Zeit überhaupt kein Geld hatte, das ich hätte anlegen können (es gibt in meiner Familie kein Vermögen und ich habe zwar ein gutes Einkommen, habe aber eine Eigentumswohnung im Rhein-Main-Gebiet abgezahlt). Das ist nun anders, ich arbeite aber in einem Umfeld, indem ich zwar Einzelwerte kaufen dürfte, das muss aber vorher in einem Compliance-Prozess genehmigt werden, weil ich beruflich mit Insider-Wissen in Kontakt komme. Das war mir bisher zu mühsam.

    Was ich ohne Compliance-Prozess machen darf ist die Investition in passiv gemanagte ETFs. Das tue ich seit einiger Zeit auch.

    Donnerstag, 5. Januar 2023
    WmdedgT 1/2023

    (Alles über WmdedgT bei Frau Brüllen)


    Der heutige Tag begann gleich mit dem Aufwachen sehr spannend, denn ich wusste ja nicht, in welchem Gesundheitszustand ich mich befinden würde. Die Nacht hatte ich 10 Stunden lang quasi reglos unter drei Decken geschlafen - ich bin eigentlich die Freundin der Antigewichtsdecke, im Sommer lege ich mich ohne irgendwas auf's Bett und schlafe, aber gestern Abend war mir bis auf die Knochen kalt, also legte ich alles, was ich fand, einfach über mich und schlief dann ein. Als ich mich morgens aus all dem Zeug hervorgearbeitet hatte, fühlte ich mich eigentlich ganz gut, mein Körper war aber außerordentlich produktiv in Bezug auf Rotz und Schleim. Ich befürchtete, unter Menschen geächtet zu werden und blieb daher zu Hause.

    Das Aufwachen war gegen 8:30 Uhr, um 9 Uhr saß ich am Schreibtisch, um 10 Uhr musste ich den Schreibtisch verlassen, weil ich so unglaublich irrsinnigen Hunger hatte und sofort Toast mit weichgekochtem Ei essen musste. Ich aß zwei Toast und zwei Eier und es fühlte sich in meinem Magen maximal so an, als hätte ich einmal tief geatmet. Also machte ich einen Coronatest, diesen krass übersteigerten Hunger hatte ich mit Corona ja zuletzt, der Test ist aber negativ und die aktuelle Unpässlichkeit fühlt sich auch komplett anders an, nämlich wie eine leichte Bronchitis mit verstopften Nebenhöhlen, das Gehirn ist aber ganz normal und die Müdigkeit nicht mehr als einem leichten Erkältungszustand angemessen. In einer Übersprungshandlung montierte ich daher den Duschvorhang ab, schrubbte die Wand hinter der Dusche, reinigte den oberen Fenstersims und im ganzen Bad die Kante zwischen Fliesen und Tapete und brachte einen neuen Duschvorhang an.

    Dann kehrte ich an den Schreibtisch zurück, tat so dies und das, zwischen dem dies und das rief der Bestatter wieder an, ich rief meine Schwestern an, meine andere Schwester rief mich an, ich rief Papa N an und ich rief den Bestatter an, was man halt so gut. Dann hatte ich wieder grauenhaften Hunger und bestellte Pizza, schaffte davon aber nur ein Viertel, was nicht schlimm ist, denn ich esse gerne kalte Pizza und muss mich jetzt nicht vor der Nacht sorgen.

    Die Arbeit war trotz Unterbrechungen entspannt, es macht viel aus, wenn man nicht den ganzen Tag "ohgott-ich-muss-das-Wichtigste-jetzt-sofort-machen-weil-wer-weiß-was-passiert-und-evtl-muss-ich-beim-nächsten-Anruf-ins-Auto-springen-und-komme-erst-eine-Woche-später-zurück". Das war ja jetzt schon, jetzt kann ich also ganz normal arbeiten und Sachen, die in drei Tagen dringend sind, in einem oder in zwei Tagen noch machen und nicht unbedingt heute. Also theoretisch, praktisch nicht, übermorgen ist ja Wochenende und da werde ich im Bett liegen und Antikörper ausbrüten denn mein Plan mit der Impfung morgen steht immer noch. Ich habe das recherchiert, bzw. es wurde für mich recherchiert: ein leichter Infekt mit Körpertemperatur unter 38,5 Grad spricht nicht gegen eine Impfung.

    Ich arbeitete so entspannt, dass ich um 16:45 Uhr sogar bemerkte, dass ich plötzlich echt müde war, so richtig erkältungsmüde, also wechselte ich in den Sessel, warf mir die Heizdecke über und schlief wieder eine Runde. Danach fand ich im Sessel heraus, das der Weihnachtsbaum heuer (Achtung, falls Sprachprofiler*innen unterwegs sind, dieses Blog wurde nicht gekapert, ich habe mir nur "heuer" angewöhnt, weil es gefälliger zu Tippen ist als "dieses Jahr", besonders das "ses" fällt mir etwas schwer, weil ich mir beim Fußball mal am linken Ringfinger einen Kapselriss zugezogen habe und dann weder noch richtig Triller auf der Blockflöte spielen konnte noch halt jetzt in mir angenehmen Tempo "ses" tippen), also jedenfalls muss er erst am 19.1. um 6 Uhr morgens vor der Tür liegen. Das kommt mir gelegen, ich habe ihn nämlich noch nicht ausreichend angeschaut, erst haben wir ihn ja selbst gefällt, dann kurz keine Zeit gefunden, ihn aufzustellen und dann noch weniger Zeit als je zuvor gehabt, er stand dann zwar aber wurde nur mit Licht geschmückt und dann war ich halt sowieso gar nicht mehr da. Er ist noch sehr schön, der Weihnachtsbaum, und ich freue mich, dass ich ihn jetzt noch fast zwei Wochen vom Sessel aus anschauen kann, er nadelt nämlich noch gar nicht, oh da fällt mir ein, ich gieße ihn dann jetzt nochmal.

    So. Jetzt habe ich den Baum gegossen und daneben gegossen und kann nun berichten: wenn ich ausreichend enerviert bin, kann ich einen 2,50-m-Baum inklusive gefülltem Ständer mit einer Hand hochheben und quer durch den Raum an eine andere Stelle tragen. Diese Aktion hat mich jetzt wieder hungrig gemacht - zum Abendessen gab es Kartoffel-Kohlrabi-Gratin und es war noch etwas übrig, das esse ich jetzt noch und glaube, dann gehe ich wieder schlafen. Vielleicht nochmal mit drei Decken. Ob ich morgen für die Arbeit das Haus verlasse, entscheide ich spontan je nach Gefahr der Ächtung morgen früh.

    Mittwoch, 4. Januar 2023
    4.1.23 - Ächz

    Der Sitz im Regionalexpress war heute so unglaublich weich und tief und federnd, dass ich kurz dachte, ich sei gar nicht im RE sondern in einem tollen Sessel. Ich weiß nicht, warum das so war, normal sind diese Sitze anders. Härter und die Sitzfläche kürzer. Ich wäre beinah für immer, ich meine wirklich für immer, sitzen geblieben.

    Ich bin nämlich krank, also nicht krank, eher kränkelnd, die letzte Nacht hatte ich Reizhusten und tagsüber fing der Hals an zu jucken, vorhin habe ich Fieber gemessen aber die Temperatur war nicht messbar, das lag aber nur an der Batterie des Thermometers, die ich dann ausgetauscht habe, sie ging aber nicht richtig raus, klemmte irgendwie fest, mit einem Messer ging es dann und sie flog durch die Küche, ich musste sie suchen, damit die Katzen sie nicht finden, Sie sehen, wo das hingeht, es ist alles unangemessen anstrengend. Die kullernde Batterie (LR41 übrigens - ja, ich halte für sowas Ersatz vorrätig, wobei der Ersatz mindestens haltbar bis 2018 war, funktioinert aber noch) erinnerte mich daran, dass mir heute im Büro mein Büroklammerbehälter herunterfiel und daraus eine halbe sehr kleine Pille hervorkullerte. So Büros in der Finanzbranche haben ja den Ruf, dass man da alles mögliche finden kann, ich war schon sehr gespannt aber der Geschmackstest ergab, dass es Süßstoff war. Ekelhaft.

    Ansonsten bin ich vielleicht verrückt geworden. Morgens wachte ich auf und in einer Millisekunde spielte sich in meinem Kopf folgendes ab: ich sorgte mich um Mama N., mir fiel ein, dass sie tot ist, ich war kurz erleichtert, dass ich mich nicht sorgen muss, war dann irritiert über meine Erleichterung und sorge mich dann sofort um M, die im Skiurlaub ist und auch kränkelt. "Hört das irgendwann auf??" fragte ich entnervt Cucinacasalinga. "Ich glaub nicht", antwortete sie.

    Später rief das Bestattungsunternehmen an. Ich sah die Nummer und bekam einen Schreck, es könnte ja etwas passiert sein, dann fiel mir ein, dass ja wirklich alles Schlimme schon passiert ist, jetzt könnten höchstens noch absurde Dinge passieren, auch diese Gedankengänge wieder in Sekundenbruchteilen, ich meldete mich entspannt bis latent amüsiert über meine eigenartigen Gedanken, es war natürlich überhaupt nichts passiert und das Gespräch rein organisatorisch, trotzdem hatte ich danach das Gefühl, ich müsse wieder 100 Jahre schlafen. Statt dessen ging ich mit einer Kollegin Wiener Schnitzel essen. Und zum Nachtisch Kaiserschmarrn.

    Später rief noch das Sanitätshaus an, dort hatte ich die Abholung von einigen Hilfsmitteln beauftragt und um Kontaktaufnahme per Mail gebeten. Der Mitarbeiter war sehr fröhlich. "Schön, dass Ihre Mutter die Hilfsmittel nicht mehr braucht!" sagte er. "Naja, geht so, sie ist halt gestorben", antwortet ich. Es herrschte länger Stille, als am Telefon üblich ist. "Es tut mir unglaublich leid, Ihr Verlust und dass ich das gesagt habe, normal wird mir das aufgeschrieben - ach du meine Güte, hier unten steht es ja, und auch, dass ich nicht anrufen soll, ich bin so ein Idiot!" - "Ist nicht so schlimm, kann ja passieren", sagte ich, der Mitarbeiter fand aber, das könne keinesfalls passieren, er klang, als sei er selbst jetzt kurz vor Weinen. "Also für mich ist alles okay, wenn für Sie nicht, dann machen Sie das bitte irgendwie mit sich selbst aus, ich lege dann jetzt auf", sagte ich, und tat genau das. Meine Güte. Der arme Kerl. Aber nicht meine Baustelle.

    So, und jetzt also Erkältung. Denke nicht, dass es Corona ist, das fühlte sich ganz anders an, es fühlt sich wirklich so an, wie diese Sache, die man vor 2020 immer mal hatte. Ich hatte ja vor, jetzt alles Mögliche zu machen, ablenkendes Amüsement und dergleichen, mein Körper hingegen hat wohl entschieden, jetzt, wo er nach vielen Wochen nicht mehr nonstop auf Adrenalinüberdosis läuft, manches einfach mal nicht zu machen, zum Beispiel Immunabwehr. Damit bin ich nicht einverstanden und gehe mit Wärmeflasche und vielen Getränken dagegen vor.

    Danke für die vielen guten Wünsche und die Anteilnahme.

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