100 Jahre schlafen, irgendwann, anfangen mit ein paar Stunden ab jetzt gleich.
Sehr aufregender Tag, wobei, vielleicht auch nicht, was weiß man, meine Nerven sind ja insgesamt durch. Ich konnte jedenfalls den Vormittag über nichts mit der Hand schreiben, weil die immer so zitterte (es zitterten beide, aber mit der linken kann ich sowieso nie schreiben, also egal). Ich will aber ja gar nichts mit der Hand schreiben, also auch egal. Ich weiß nicht, warum ich das überhaupt erwähne.
Dann rief meine Zahnärztinnenpraxis an, aber die Buchhaltung, deren Nummer ich nicht eingespeichert habe. Wenn fremde Nummern auf meinem Handy anrufen denke ich ja immer sofort, jemand stirbt. Dementsprechend angespannt antwortete ich. Es war, wie gesagt, die Zahnärztinnenpraxis, wenn Ärzte und Ärztinnen anrufen denke ich auch immer sofort, jemand stirbt, also war ich höchst alarmiert, betastete mit der Zunge meinen reparierten Zahn und überprüfte im Kopf die Möglichkeit, ob die Zahnärztin über den aktuellen Zustand dieses Zahnes mehr weiß als ich und er bald explodiert und mich mittels Sepsis tötet oder - noch wahrscheinlicher - dass sie auf dem Röntgen- (ich dachte irgendwie immer, Röntgen würde man ganz schwierig schreiben, dabei schreibt man es einfach nur, wie man es spricht, was ist da passiert??), also jedenfalls, dass sie auf dem Röntgenbild noch einen Zufallsbefund wie Kieferkrebs entdeckt hätte, als sie das Bild meines Zahns Nr. 27 abends im Bett nochmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren ließ.
All das war nicht der Fall. Der Buchhaltung war nur aufgefallen, dass der Kostenvoranschlag für 3 Wurzelkanäle war, mein Zahn Nr. 27 aber 4 hat und es deshalb teurer wird. "DAS IST MIR SCHEISSEGAL!!!" hätte ich beinahe in den Hörer gebrüllt, konnte mich aber gerade noch beherrschen (vielleicht sind die Nerven noch nicht ganz durch, nur fast ganz), die Buchhaltung entschuldigte sich mehrfach, ich war fröhlich beschwingt bis enthusiasmiert, den drohenden leidvollen Tod durch Zahlung von irgendwie um die 100 Euro nochmal abwenden zu können und dann war das Gespräch auch schon beendet.
Beim Weiterarbeiten fiel mir aus dem Büroschrank meine diesjährige Sammlung der empfangenen Weihnachtskarten entgegen, ich schaute sie alle noch einmal kurz an und bekam vor Rührung feuchte Augen bei einer Karte die ganz business-standardmäßig verkündete: "Vielen Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in diesem anstrengenden letzten Jahr. 2022 wird spannend - wir freuen uns, es mit Ihnen gemeinsam anzugehen!" Von einer Maklerfirma. Ich denke, PMS ist da bei mir auch im Spiel.
Im weiteren Verlauf des Tages teilte ich @cucinacasalinga im virtuellen Büro mit, dass ich nun total verrückt geworden sei. Dies wurde mir wohlwollend bestätigt, @cucinacasalinga selbst ist auch in Ansätzen verrückt geworden. Wir kamen aber überein, dass dies im Wesentlichen auch den Umständen geschuldet ist und wir uns nach der Pandemie noch ein Jahr geben und dann, sollte das alles nicht besser geworden sein, einen Therapeuten der eine Therapeutin suchen und sagen "machen Sie uns wieder so eiskalt wie zuvor!". Vielleicht in Paartherapie, mal sehen.
Am Abend kam mein Telefon mit der Post (eher mit einem Paketdienst, aber ich weiß nicht mit welchem, vermutlich nicht DPD denn sonst wäre es ja nicht angekommen) zurück. Es konnte kein Fehler gefunden werden. Es lag aber ein Zettel bei, dass dies häufig vorkäme und dann meist an "Störungen im Umfeld" läge. Dazu könne man sich beraten lassen, der erste Schritt dazu ist, einen QR-Code zu scannen. Das werde ich auf jeden Fall tun, aber in einem ruhigen Moment, wer weiß, ob man gleich in einen Videochat verbunden wird (vielleicht Therapie??) während man man den QR-Code scannt, das wäre mir nicht recht einfach so ohne Vorbereitung, im Pyjama und beim Abendessen.
Ausprobieren konnte ich das Telefon noch nicht, es lagen nämlich frische, völlig leere Akkus bei, die erst einmal laden müssen. Alle Kabel sind übrigens auch neu.
Mit Ms Notebook hatte ich schonmal einen ähnlichen Fall, das schaltete nach ca. 1 Jahr Gebrauch immer mal den Bildschirm aus und er ließ sich auch erst nach kompletten Neustart wiederbeleben. Beim Einsenden konnte man auch damals den Fehler nicht reproduzieren, das Notebook kam aber völlig wiederhergestellt zurück und hat den Bildschirm nie wieder unerwünscht ausgeschaltet. Vielleicht brauchen diese Geräte auch einfach mal Urlaub. Vielleicht natürlich ist es den Firmen aber auch viel zu mühsam, Fehler zu suchen und zu reparieren und sie schicken einfach neue Sachen raus, wollen das aber nicht verraten, damit das nicht alle jedes halbe Jahr so machen.
Ich werde berichten, ob das Telefon geht, wenn ich mal dazu komme, es zu testen. Wenn es nicht geht ist das Gute immerhin, dass dann auch keine Ärzt*innen darauf anrufen können!
Seit 14 Tagen friere ich. Erst dachte ich, ich hätte Corona und würde deshalb frieren, weil: ich fror nach jeder Impfung ab ungefähr Eintritt in den Warteraum, also ca. 5 Minuten nach Spritze und für die nächsten 2 Tage, inklusive Schüttelfrost und Ganzkörpereinhüllung in eine elektrisch betriebene Heizdecke (mittlerweile kaputt, mit dem Schreibtischstuhl über das Kabel gefahren, ein weiterer Beleg dafür, dass zu Hause arbeiten Scheiße ist). Und außerdem hatte ich an dem Tag, an dem ich zu frieren begann, eine Hochrisikobegegnung.
Jetzt sind aber 14 Tage um und ich friere weiter. Am Wetter liegt das nicht - ich habe die letzten ca. 4 Jahre nicht gefroren, vielleicht auch schon länger, das letzte Mal erinnern kann ich mich an ein Ereignis 2001 an einem Bahnsteig in Mainz, danach habe ich an Frieren keine Erinnerung mehr. Ich besitze deshalb übrigens auch keine Pullover und keine Mütze, Schals trage ich nur dekorativ, Handschuhe nur beim Radfahren (und Boxen).
Heute sind aber 14 Tage seit Risikokontakt um mit täglich Schnellstests und einmal PCR und - außer dem Frieren - keinerlei Symptomen, Corona also höchst unwahrscheinlich, dennoch fange ich nach 3 Stunden Autofahrt mit Sitzheizung auf höchster Stufe gerade mal an, aufzutauen. Ich schlafe mit Wollsocken an den Füßen und zwei Decken (und Katze obendrauf) und habe den ganzen Tag eine Wärmflasche im Rücken, meine Füße waren zu keinem Zeitpunkt warm, manchmal sind sie so kalt, dass ich glaube, sie fallen ab.
Eisenmangel ist es nicht, dazu weiß ich dank Blutspende ja Bescheid. Vielleicht Wechseljahre? Aber ich dachte, da hat man eher Hitzewallungen?
Dies soll übrigens keine Beschwerde sein. Ich finde es viel angenehmer, zu frieren als zu schwitzen, gegen Frieren kann ich viel einfacher etwas unternehmen und das meiste, was ich dagegen unternehme, trägt zu genereller Gemütlichkeit bei. Normaltemperatur wäre mir natürlich am angenehmsten, aber müsste ich mich entscheiden, kann es gerne so bleiben, wie es ist.
(Robert Frost, Fire and Ice
Some say the world will end in fire,
Some say in ice.
From what I?ve tasted of desire
I hold with those who favor fire.
But if it had to perish twice,
I think I know enough of hate
To say that for destruction ice
Is also great
And would suffice.)
(still...)
(still waiting...)
Zwei Wochen Urlaub, nicht ein Tag davon ohne Sorgen, dass ich jetzt "erholt" bin würde ich nicht unbedingt sagen. Aber immerhin ausgeschlafen! Ich habe mir angewöhnt, Dinge, die mich besorgen, aber die ich nicht beeinflussen kann, zu verschlafen und so lag ich glaube ich an keinem Tag unter 9 Stunden Schlaf. Letzte Nacht z.B.: 10 Stunden 58 Minuten mit einer Schlafqualität von 89 Punkten. Körperlich bin ich bestimmt doch erholt.
Wenn man andauernd schläft, hat man übrigens keine Zeit zum Essen, es wird Zeit, dass Frau Herzbruch aus ihren Hosen wieder herausschrumpft, ich brauche die jetzt denn meine rutschen.
Ansonsten: jo, weitermachen.
Warte weiterhin auf die Wendung von ALLEM zum Positiven.
Rundum unglaubliche Dienstleistungserfahrung heute.
Mein Festnetztelefon ist defekt. Was mein Leben nicht unbedingt schlechter macht, ich telefoniere nur mit exakt 2 Personen auf dem Festnetztelefon und eine davon kann derzeit nicht telefonieren. Ich hatte das Gerät aber extra im Mai 2021 gekauft (wie mir das Internet verriet), weil die Vorgängerversion beim Telefonieren rauschte und knackte und knarzte, sie war so alt wie M und hatte öfters mal ein Bad in Flüssigkeiten genommen sowie diverse Stürze und Flüge erlebt. Deshalb hatte ich das Gerät erneuert und jetzt ist es ärgerlich, wenn das neue schon nach weniger als einem Jahr gar nicht mehr geht, wobei, das ist übertrieben nur halb. Die anrufende oder angerufene Person kann mich hören, ich sie aber nicht. Das reicht mir nicht aus.
Ich chattete also mit dem Unternehmen, das mir das Gerät verkauft hatte, sie gingen ein paar Features des Geräts mit mir durch (hätte ja sein können, dass ich falsche Knöpfe gedrückt habe), konnten aber nicht helfen und verbanden die technische Hotline des Herstellers auf mein Handy. Davon war ich das erste Mal beeindruckt.
Die technische Hotline setzte das Gerät mit mir auf Werkseinstellungen zurück, das änderte leider auch nichts am Problem. Daher wurde mir angeboten, per Mail ein Retourenetikett zu erhalten und innerhalb von 3 Werktagen nach Eingang würde entweder ein repariertes Gerät oder ein neues zu mir zurückkommen. Für das Retourenetikett wurde mein Name benötigt - mein Name ist kompliziert, es ist unerfreulich, ihn in Hotlines zu buchstabieren, ich bin dann immer schon dezent angestrengt und nehme mir vor, für alle diese Fälle eine Zweitidentität anzunehmen, was ich dann aber jedes Mal auch wieder sehr schnell vergesse.
Ich buchstabierte also meine Namen und die technische Hotline reagierte kompetent, wiederholte alles korrekt laut Buchstabiertafel - hier war ich das zweite Mal beeindruckt - und noch während ich mich bedankte kam die Mail an.
Ich entkabelte das defekte Telefon, steckte es in einen Karton aus meiner umfangreichen Sammlung, die 1/3 des Schlafzimmers einnimmt, aber das nur ganz nebenbei und ich werde das sicher bald aufräumen, klebte das Etikett drauf und ging sofort zur Abgabestelle eine Straße weiter.
Es handelt sich um eine GLS-Abgabestelle. Ich bekomme sehr wenig Dinge, die irgendwie mit GLS zu tun haben, was ich bedaure - die Abgabestelle ist nämlich ein sehr ordentlicher und angenehmer Kiosk mit einem Garagenhof, in dem man parken kann und das Paket bekommt man dann in den Kofferraum getragen. Also jedenfalls geschah das in den zwei GLS-Fällen, die ich in den letzten Jahren hatte, so.
Heute hatte ich ja etwas recht Kleines abzugeben, war also zu Fuß. Vor der Tür des Kiosks war ein Mann, der mir, als ich in den Laden ging, sofort folgte und sich mehrfach entschuldigte - er war der Besitzer. Mir war unklar, warum oder wofür er sich entschuldigte und ich erfragte es: es sei unhöflich, dass er hinter mir her in den Laden geht statt entweder an seinem Arbeitsplatz darin zu sein oder zumindest voranzugehen und mir die Tür aufzuhalten - hier war ich das dritte Mal beeindruckt.
Ich bin ein bisschen glücklich, dass das Telefon kaputt gegangen ist. Sonst hätte ich diese drei schönen Erlebnisse gar nicht gehabt.
Ich würde jetzt dann gern die Wendung von ALLEM zum Positiven nehmen, vielen Dank.
Wie schön es ist, wenn der Weihnachtsbaum nicht mehr in der Wohnung herumsteht! Und jedes Jahr wundere ich mich wieder, wie das sein kann: erst große Freude auf und dann über den Baum, ein paar Wochen später große Erleichterung, wenn er weg ist. Rational ist das nicht.
Rational war auch meine Vorgehensweise bei der Lichterkette nicht. Zur Erinnerung: am 23.12. gegen 23 Uhr funktionierte die Lichterkette beim Test in der Packung, nach Anbringen am Baum dann aber nicht mehr. Die Lichterkette ist die meiner Kindheit, ich habe also eine emotionale Bindung. Auf der Packung steht "84 DM". Vor einigen Jahren habe ich auf Ebay mühevoll Ersatzlichter besorgt, die Kette hat ja natürlich noch Glühbirnchen, kein LED und hat daher ein sehr warmes, festliches Licht.
Ich wollte die Lichterkette daher gern wieder in Gang setzen und zu diesem Zweck so lange Lichter austauschen, bis sie wieder geht (Ersatz, wie gesagt, habe ich genug). Dazu war es aber erst einmal notwendig, die Kette wieder zu entheddern, damit ich weiß, welche Lichter schon getauscht sind. Allein das dauerte ca. 30 Minuten. Bei genauer Sichtung fand ich zwei defekte Birnchen, die tauschte ich aus, die Kette ging nicht, ich wechselte einmal ein frisches Birnchen durch die gesamte Kette ein, sie ging weiterhin nicht, an diese Punkt erschöpfte sich meine Emotion und ich kehrte zur Rationalität zurück. Elektroschrott.
Weiter sortierte ich die Baumkugeln durch, warf sehr hässliche weg und befand auch, dass es keine gute Idee ist, Gebäckanhänger im Keller zu lagern. Die verbleibenden Kugeln passen jetzt in einen Stiefelkarton, das ist schön. Wenn ich irgendwann einmal in der Vorweihnachtszeit wirklich Zeit habe, werde ich Weihnachtskarten schreiben und auch den Baum selbst schmücken mit Schmuck, den ich ausgewählt habe. Ich glaube in Silber. In den letzten 17 Jahren hatte ich aber in der Vorweihnachtszeit keine Zeit, es wäre also übereilt, jetzt schon die alten Kugeln gegen neue auszutauschen.
Ich bekomme selbst jedes Jahr ein paar Weihnachtskarten, über die ich mich immer total freue. Von einer befreundeten Familie eine mit Familienfoto, das ist wunderschön und z.B. dieses Jahr von der Italienischlehrerin eine Karte auf Italienisch. Lange Jahre dachte ich immer, dass ich ganz bestimmt auch Weihnachtskarten schreiben werde, habe daher eine gewisse Menge im Schrank, bis zum Kauf kam ich schon, nur an der Umsetzung scheiterte es bisher. Ich hatte aber schon vor einigen Jahren die Idee, dass ich dann zumindest Neujahrskarten schreibe, besonders aber nicht nur an die, über deren Weihnachtskarten ich mich so gefreut habe. Ich habe daher auch eine gewisse kleinere Menge an Neujahrskarten im Schrank, bin aber auch bei diesem Projekt noch nicht bis zur Umsetzung gekommen. In einem oder in zwei Jahren dachte ich auch, dass ich - wenn ich schon keine Weihnachts- oder Neujahrkarten schaffe - über das Jahr einen dieser schönen Postkartenkalender haben könnte mit einer Karte pro Woche und die würde ich dann jeweils an eine Person schicken, das wäre doch eine Überraschung! Ich glaube, in irgendeinem Jahr habe ich auch tatsächlich drei oder vier solcher Karten verschickt, dann blieben die Kalender unabgerissen. Dieses Jahr kurz vor Weihnachten war ich wieder einmal kurz davor, mir einen Postkartenkalender zu kaufen um in der Phantasie zu schwelgen, über das Jahr hinweg Karten an zu lange nicht getroffene Freund*innen und Bekannte zu verschicken. Aber auch da wurde die Emotion von der Rationalität eingefangen: Irgendwann werde ich eine Lebenssituation mit mehr Muße erreicht haben aber noch ist das nicht der Fall. Ich freue mich aber schon darauf.