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    Sonntag, 3. Oktober 2021
    02102021

    Alles ist schlecht, möglicherweise ist es hormonell bedingt aber es kann natürlich auch sehr gut sein, dass die Welt an sich einfach rundherum beschissen geworden ist.

    Zunächst einmal habe ich heute ein schlechtes Buch gelesen. Ich hätte es einfach nicht weiterlesen sollen, aber ich mag sonst die Bücher der Autorin und dachte, das kann doch nicht sein, da muss doch noch was kommen - es kam aber nichts mehr und jetzt fühle ich mich außerordentlich betrogen und rechne, ähnlich wie beim Autofahren, immer wieder die verschwendete Lebenszeit aus.

    Dann warte ich, auf zig Dinge. Auf Post vom Amtsgericht wegen Wohnungsangelegenheiten, die sie da seit April nicht bearbeitet werden. Das ist privat, ich kann aber auch beruflich diverse Institutionen einfach nie erreichen oder wenn, dann wissen sie nichts oder haben zumindest nicht getan, um den Sachverhalt irgendwie voranzubringen - ich habe den Eindruck, dass alles zusehends zerfällt, in dem Zusammenhang wundert mich der Wahlskandal (ich denke, das kann man ruhig so nennen) in Berlin auch nicht. Der Küchenmann meldet sich nicht, die Autoversicherung kann man erst nach Vorstandsbeschwerde zur Übermittlung der Schadensfreiheitsklasse bewegen (und auch dann nur widerwillig), DPD kann keine Pakete ausliefern, es läuft einfach nichts.

    Entsprechend patzig beantworte ich eine Frage des Chefs, er habe da etwas übersehen und ob ich wohl möglicherweise eine Sache, die normal ein paar Wochen Vorlauf braucht irgendwie bis Mittwoch...? mit "warum soll ausgerechnet ich denn jetzt irgendwas zaubern, wenn andere noch nicht einmal das ganz normale tun, der Küchenmann kommt ja auch nicht und meldet sich nicht!" Der Chef kennt den Küchenmann nicht, ist jetzt aber auch schlecht gelaunt, ob in Empathie wegen des Küchenmanns oder wegen seiner eigenen Angelegenheit möchte ich nicht spekulieren, jedenfall ist er aber auch nicht der Typ Mensch, der Kummer schweigend in sich hineinfrisst, er wird ihn weitertragen und so drehen wir uns in einer Spirale der schlechten Laune bis in alle Unendlichkeit.

    Hoffen wir mal, dass es vielleicht doch nur hormonell ist.

    Donnerstag, 30. September 2021
    30092021

    Frau Fragmente ist intrapandemisch zu einer Person geworden, die E-Roller, die falsch stehen oder liegen, an einen geeigneteren Ort verbringt. Ich war fasziniert - wir waren heute am Mittag gemeinsam Steak essen und auf Hin- und Rückweg kümmerte sie sich um glaube ich 5 Roller. Ich stand daneben und gab hilfreiche Tipps.

    Es ist ihr neues Projekt, sagte sie. Ich war zu selbstzentriert, um nach den Hintergründen des Projekts zu fragen, ich habe mir aber generell auch abgewöhnt, allzu vieles zu hinterfragen, wir alle haben aus den letzten 18 Monaten irgendeine Art von Trauma davongetragen und müssen das meiner Ansicht nach eher akzeptieren als ergründen. Fragmentes Projekt sind also die Roller und ich glaube, ich mache da mit. Die Beoachtung hat mich überzeugt, man kann es sich ja so vorstellen: man sieht einen Missstand, begibt sich in Handlung und hat schon nach ca. 5 Sekunden ein sichtbares Erfolgserlebnis. Das tut der Seele gut. In meiner Imagination sind Fragmente und ich schon die Rollerheldinnen von Frankfurt, diese Stadt wird bald die rolleraufgeräumteste in Deutschland sein, vielleicht kommen wir ins Fernsehen. Ich hoffe, wir zerstreiten uns darüber nicht. Besonders nicht, wenn wir zusammen unterwegs sind und das Ganze vielleicht zu einer Art Wettberwerb ausartet, wer die meisten Roller birgt, so wie Legolas und Gimli mit den Orks. Andererseits hat Fragmente nicht diesen sinnlosen Kompetitivitätszwang. Wir werden sehen, das nächste Mal gehen wir am Sonntag gemeinsam durch die Stadt.

    Dann habe ich heute noch zwei Vorstellungsgespräche geführt - Vorstellungsgespräche rangieren auf meiner Skala der vergeblichen Unterfangen ganz weit oben. Keine Ahnung, wie es anderen geht, aber ich habe nie das Gefühl, dass ich weiß, wie jemand ist und arbeitet, nur weil wir eine Stunde lang zusammen Kaffee getrunken haben und in dieser Stunde auch noch beide stark interessengetrieben waren. Ich habe aber auch keine Ahnung, wie ich sonst vorgehen könnte, also führe ich sie halt weiterhin und spannenderweise habe ich heute einen neuen Faktor, sogar messbar (mit 1:0) ausgemacht, an dem ich mich orientieren kann. Nämlich: gelingt es einer Person, in einem Bereich, in dem Maskenpflicht herrscht, mit einer über Mund und Nase gezogenen Maske zu erscheinen.

    Diesen Faktor kann ich jetzt beobachten und als Entscheidungsgrundlage heranziehen. Man sagt ja im Volksmund (oder auf Facebook), dass in jeder Krise eine Chance liegt. Vielleicht war das meine Chance in dieser Krise: mich einmal im Leben in einer Entscheidung zu 100% fair zu fühlen.

    Dienstag, 28. September 2021
    28092021

    Was sehr hilft gegen das Überdrehen ist, alles Mögliche mit Wecker zu tun.

    Wie heißt das eigentlich, wenn man das Gegenteil eines Konzentrationsproblems hat? Wenn man in dem, was man macht, völlig versinkt, sich völlig darin auflöst, das Essen, Trinken, den Körper vergisst - gut, dass er selbstständig atmet, immerhin! - sich selbst vergisst und nur durch Zufall irgendwann wieder zu sich kommt, zitternd und unterzuckert und es ist plötzlich dunkel draußen? Es ist eine Art Flow, aber kein entspannt plätschernder Bach sondern Weißwasser. Diese Art der Konzentration ist furchteinflößend, sie verschlingt mich und lässt keine Luft mehr für die Welt neben dem aktuellen Objekt des Interesses.

    Und da hilft der Wecker. Erst habe ich ihn nur gestellt, um Meetings nicht zu verpassen. Dann auch, um den Feierabend nicht zu verpassen und dann auch, um die Mittagspause nicht zu verpassen und jetzt auch einmal am Tag zwischendrin einfach so, für einen Kaffee und einen Blick aus dem Fenster.

    Das Abtauchen ist noch genauso tief, aber jetzt ohne den großen Schreck zwischendrin "ohgott was ist passiert, wo bin ich und wie spät ist es", ohne die latente Unruhe, etwas zu vergessen oder zu verpassen. Ich habe jetzt die Erlaubnis, mich zu verlieren, jedenfalls bis der Wecker wieder klingelt und das entspannt mich. Bestimmt kommt irgendwann wieder eine Phase, in der ich ganz natürlich ab und zu auftauche. Und bis dahin dient der Wecker als Sicherheitsnetz.

    Montag, 27. September 2021
    27092021

    Gegenüber vom Bahnhof war immer ein Kiosk. Ein etwas größerer, zeitweise war er auch ein Kiosk mit Internetcafé, dann gab es aber ja überall Internet und niemand ging mehr dafür in einen Kiosk. Er wurde zum Kiosk mit DHL, dann zum Kiosk, in dem geraucht wurde, dann zum einzigen Kiosk im Umkreis, der Jever führte, weshalb ich dann doch wieder hinein ging, obwohl darin geraucht wurde.

    Corona, vermutlich, brach ihm das Genick oder vielleicht auch nur irgendwas während Corona, das weiß ich nicht, jedenfalls steht er seit einem guten halben Jahr leer, ist innen ausgeräumt, die große Fensterscheibe verdreckt zusehends.

    Fast jeden Tag komme ich dort vorbei und werfe einen kurzen Blick hinein in der Hoffnung, dass sich etwas Neues dort tut (mein heimlicher Traum: Eiscafé!), so heute auch, ich wechselte die Straßenseite, um einen Blick zu werfen, ging weiter, blieb stehen, besann mich kurz, drehte wieder um und schaute nochmal.

    Im Kiosk steht jetzt ein Bett, ich meine, durch den Dreck auf der Scheibe erkennen zu können, dass es ein Boxpringbett ist. Gut, Wohnraum ist knapp, möglicherweise dient der Kiosk nun als Unterkunft für Studierende, das war mein erster Gedanke, man kann vor das Fenster ja noch Gardinen machen. Allerdings sah ich dann, dass auf dem Bett ein Teddy saß. Ein wirklich riesiger Teddy, sicherlich größer als ich, ich würde schätzen in der Länge eher auf der 2-Meter-Seite von 1,80 und in der Breite so, dass das Bett dem Teddy definitiv nur zur Alleinnutzung dienen kann. Der Teddy, wie gesagt, saß auf dem Bett. Am Kopfende, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, die Beine vor sich ausgestreckt.

    Ich stand und starrte, neben mir blieben zwei junge Männer stehen und starrten auch, wir sahen uns gegenseitig an, ratlos. Dann gingen wir alle grußlos in unterschiedliche Richtungen davon.

    Werde dranbleiben an der Teddy-Sache und berichten!

    Sonntag, 26. September 2021
    26092021

    So, Wahl vorbei, wobei, eventuell wählen Sie in Berlin ja auch noch, was weiß man. Jedenfalls ist ein weiterer Programmpunkt des Jahres abgehakt, jetzt müssen sie sehen, was sie daraus machen. Ich erwarte nichts.

    Ich bin weiterhin damit befasst, mich herunterzubremsen. Heute war das ganz gut, den allergrößten Teil des Tages habe ich damit verbracht, Dinge nicht zu sagen und nicht zu schreiben und den restlichen kleinen Teil saß ich im Café - also davor, Außenbereich, ich sehe mich allenfalls im Innenbereich eines 2G-Cafés, aber sollte hier irgendwo eines sein, verstecken sie das gut und ich bin auch seit langem in keiner Gastronomie mehr nach irgendwas coronamäßigem gefragt worden, so dass mich die Konzepte allgemein nicht überzeugen. Ich sitze deshalb vor den Lokalen und wenn es dazu irgendwann wieder zu kalt ist gehe ich halt nicht hin. Außer, wie gesagt, wenn eins groß 2G an der Tür stehen haben sollte, dann würde es mir sogar sehr nützen, beruflich darf ich ja niemanden nach dem Impfstatus fragen, aber ich ein Café einladen darf ich ja schon. Man behilft sich.

    Wo war ich - ach ja, abbremsen. Geht im Café gut, habe ich festgestellt, der Kopf ist ordentlich damit beschäftigt, alles mögliche zu betrachten und zu beobachten, der Körper ist relativ stationär und es gibt nichts, was es für mich zu regeln gäbe.

    Samstag, 25. September 2021
    24092021

    Dinge, die gegen das Überdrehen helfen: Schwimmen, Kino, vor Mitternacht schlafen gehen, Wasser trinken, den Raum wechseln.

    Dinge, die nicht helfen: Musik, Spazieren.

    Dinge, die ziemlich egal scheinen: Koffein, Zucker

    To be continued.


    Jetzt ist Wochenende. Ich wünsche mir momentan ein Wochenende, an dem ich beide Tage zu Hause verbringe und mir spontan überlege, was ich machen möchte. Das nächste Wochenende dieser Art ist aber voraussichtlich Mitte November. Mit ein bisschen Glück könnte auch noch Mitte Oktober eins kommen. Ich bleibe optimistisch!

    Morgen werde ich von 7 Uhr bis 1 Uhr nachts unterwegs sein, davon rund 7 Stunden im Auto. Es ist so ziemlich mit das Absurdeste in diesem Jahr, dass ausgerechnet ich ständig stundenlang und tausende Kilometer weit mit einem Auto herumfahre. Ich will nie Autofahren, ich wollte nie Autofahren, ich lehne Autos generell ab. Die ersten Wochen habe ich ziemlich unter meiner Autofahrverachtung und Autofahrlangeweile gelitten und die verlorene Lebenszeit und die unnützen Kilometer immer wieder im Kopf in anderen Kombinationen zusammengerechnet und sie für insgesamt einfach sehr schlimm befunden. Das habe ich jetzt aufgehört. Es ist eben gerade so, unter mehreren schlechten Lösungen ist es die beste. Jetzt mache ich mir einen Spaß daraus, herauszufinden, wie lange ich einfach gar nichts tun kann außer Autofahren. Also: nichts hören, nichts singen, nichts essen oder trinken, nicht mit mir selbst reden und auch nicht telefonieren, nur die Tätigkeit des Autofahrens ausüben. Rekord bisher 128 km, danach musste ich anhalten und schreiend um den Wagen rennen. Dennoch kam mir die neu erworbene Fähigkeit schon zugute: Ich hatte heute eine Situation, in der mir eine Person ihre Unzufriedenheit per Blickduell vermitteln wollte. Nun weiß ich aber ja, dass ich 128 km lang starren und nichts tun kann. Und morgen vielleicht schon 157 km lang. Alles easy, es waren letztendlich glaube ich noch nichtmals 20 km, jedenfalls musste ich hinterher nicht schreiend um einen Schreibtisch rennen.

    Viel mehr beschäftigt mich, was ich morgen nach den 157 km mache. Möchte jemand telefonieren?

    Donnerstag, 23. September 2021
    23092021

    Es hat sich heute offenbart - vorerst nur mir - dass das letzte Quartal, das beruflich immer das anstrengendste von allen ist, dieses Jahr nochmal deutlich anstrengender wird. Und zwar durch gleich drei voneinander völlig unabhängige Dinge. Eins davon habe ich vermutlich abgeschmettert, vielleicht kommt es aber auch nochmal zurück. Das zweite ist gut aber kommt zeitlich ungelegen. Das dritte ist in jeder Hinsicht uninteressant aber findet halt statt. Ich bin außerordentlich gespannt, wie das ausgehen wird - momentan scheint es komplett unmöglich, aber es funktioniert ja doch immer alles irgendwie, also vermutlich auch das letzte Quartal 2021.

    Ich werde jetzt schon anfangen, Abendverabredungen zu machen. Das ist mein Trick für pünktlichen Feierabend.


    Ansonsten: heute war die Putzfrau hier. Es war nicht sehr schmutzig, warum weiß ich nicht, vielleicht waren wir viel unterwegs, ich erinnere mich nicht genau. Jedenfalls, wenn nicht viel generell zu Putzen ist macht sie dann einfach immer irgendwas. Macht, dass Backofen, Waschmaschine oder Spülmaschine aussehen wie neu, pflegt Pflanzen, tut irgendwas auf dem Balkon oder sortiert etwas in Schränken. Das ist dann immer ganz toll - ich kommte nach Hause, freue mich über die saubere Wohnung und denke mir nichts weiter dabei. Die ganze Woche über benutze ich dann aber verschiedene Dinge oder öffne verschiedene Türen und freue mich dann plötzlich, weil ich entdecke, dass dort etwas schön gemacht wurde. Es ist wie Ostereiersuche für Erwachsene. Immer, wenn ich was finde, schreibe ich der Putzfrau dann eine Nachricht und sie schreibt zurück, ob ich noch weitersuchen soll oder ob ich alles gefunden habe.

    Viele, die ich kenne, zucken an dieser Stelle zusammen, weil sie nicht möchten, dass Schranktüren geöffnet und ggf. die eigene Ordnung verändert wird. Mir ist das alles völlig egal; so lange die Dinge grob am selben Ort bleiben, spielt es für mich keine Rolle, wie sie angeordnet sind und geheime Dinge gibt es bei mir in der Wohnung nicht. Ich glaube, geheime Dinge gibt es bei mir ganz generell nicht. Wer immer will könnte jederzeit in meine Wohnung oder mein Telefon oder meinen Laptop schauen oder mir beim Arbeiten über die Schulter, es wäre mir (persönlich, beruflich gäbe es andere Hemmnisse) wirklich komplett egal. Vielleicht ist das langweilig. Mir ist Verstecken aber schlicht zu anstrengend.

    Heute habe ich bisher entdeckt, dass nun alle Putzlappen ordentlich gerollt in der Schublade liegen und dass die Taschentuchpackungen, die sonst immer kreuz und quer in einen Schrank gestopft sind, dort nun ganz ordentlich aufgereiht wurden.

    Donnerstag, 23. September 2021
    22092021

    Fast wäre ich an meinem freien Tag Opfer des Konsums geworden!

    Sie wissen ja, dass ich seit Jahren (!!) aussortiere und eigentlich gar nichts mehr kaufen möchte. Ab und zu brauche ich dann doch Dinge, einen neuen Schneebesen, neue Bettwäsche, eine mobile Wand, einen Schreibtischstuhl - ich achte dabei peinlich genau darauf, dass mindestens so viele Stücke die Wohnung verlassen wie neu hineinkommen.

    Häufiger als andere Gegenstände brauche ich Kleidung, aber derzeit auch selten. Zuerst war man ja immer zu Hause, wozu braucht es da eine größere Garderobe. Dann bekam ich von Frau Herzbruch eine Wagenladung voll Kleidung geschenkt und ich musste selbst seit ewig eigentlich nur je eine größere Ladung Pyjamas und Jeans kaufen, weil die sich in der Wäsche irgendwie großgewaschen hatten oder vielleicht lag es auch an meiner kurzfristigen aber intensiven Skyr-Phase, jedenfalls verlor ich sie beim Gehen und das ist unangenehm.

    Ich habe also seit ca. 1,5 Jahren nur im Notfall etwas eingekauft und nur im größten Notfall offline. Außer in Supermärkten, Drogeriemärkten und Bäckereien hatte ich also keinen Anlass, irgendein Ladengeschäft zu betreten und habe es auch nicht getan. Und nicht vermisst.

    Heute allerdings schlenderte ich durch die Stadt, weil das Wetter mir angenehm war (frisch aber trocken) und weil ich darauf wartete, dass meine Augen vom Augenbrauenzupfen aufhörten zu tränen. Lustige Begebenheit beim Augenbrauenzupfen im Salon, den ich seit Jahren sehr regelmäßig frequentiere und in dem ich beim letzten Mal schon gefragt wurde, ob ich zum ersten Mal käme: "Haben Sie das bisher selbst gezupft? Da sind ziemlich viele Fehler drin!" Ich konnte vor Lachen nicht antworten. Meine Augenbrauen sind also wohl fehlerbehaftet. Ich hoffe, das wird mir heute Nacht nicht den Schlaf rauben. Jedenfalls, zurück zum Schlendern, in der Innenstadt sind ja auch Ladengeschäfte, unter anderem Galeria (Kaufhof - ich weiß nicht, ob es Galeria Kaufhof heißt oder nur Galeria, früher hieß es ja mal nur Kaufhof, alles sehr verwirrend, ich glaube, es stand auch nichts dran bzw. es stand so unglaublich viel dran, dass ich keinen Sinn mehr entnehmen konnte, irgendwas mit "Der Herbst kommt!") auch andere Läden, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe, jedenfalls standen alle Türen weit offen und es war niemand darin und ich ging hinein und schaute mir alles an. Man scheint jetzt Strick zu tragen - ich trage kein Strick, ist mir zu warm, ich habe sicher seit 5 Jahren keinen "Pulli" mehr getragen. In einen war aber ganz unglaublich viel Glitzer hineingestrickt, ich hatte die Vorstellung, darin wie eine Diskokugel auszusehen, das gefiel mir und ich hätte Verwendung für diesen Look (Karaoke natürlich). Ich probierte den Glitzerpulli an, er passte perfekt, wirkte mit meiner blauen Jeans und den blauen Stiefeletten aber höchst fehlplatziert. Schnell tauschte ich die Stiefeletten gegen weiße Turnschuhe mit 6 cm Absatz, das passte gut und dann hing da noch ein kurzes Jäckchen ganz aus weißem Kunstfellflausch. Das passte auch gut. Wie wir aus dem Adventskalenderpodcast wissen, begeistere ich mich immer sehr, sehr schnell. Das geschah auch hier, ich ging sofort zur Kasse. Wie wir auch aus dem Adventskalenderpodcast wissen, begeistere ich mich aber auch immer sehr, sehr kurz. Dieser Fall trat ein kurz bevor die Kassiererin kam (es gab keine Kassenschlagen, war ja außer mir niemand da). Die Kassiererin kam von irgendwo zwischen den Regalen herbeigelaufen, streckte die Hände aus, ich streckte die Hände mit Glitzerpulli, Absatzturnschuhen und weißer Plastikjacke aus, in diesem Moment kam der Wendepunkt, ich schaute im Wortsinne entgeistert auf die Sachen in meiner Hand und
    dachte (und sagte auch): "oohhhh nein, ganz sicher nicht!!" Dann musste ich wieder sehr lachen.

    Anschließend kaufte ich in der Drogerie noch zwei Packungen Farbe, um zwei Jeans nachzufärben, die ein bisschen verwaschen waren. Alles ist gut, der Schrank ist voll.

    Mittwoch, 22. September 2021
    21092021

    Schlimmen Büroheld*innenschmiss am Finger (sprich: an Papier geschnitten), möglicherweise sterbe ich daran aber immerhin nicht an Tetanus, dagegen bin ich nämlich relativ frisch geimpft.

    Morgen habe ich freu. Das ist ein Tippfehler, habe ich aber stehen lassen, denn ich freue mich ja auch. Also wie gesagt, morgen habe ich frei, nicht wegen der schlimmen Papierschnittverletzung sondern ohne Grund, nein, auch falsch, der Grund ist, dass ich keine Lust habe, zu arbeiten. Es erschien mir dann angeraten, frei zu nehmen, ich halte ja nichts davon, wenn man sich am Arbeitsplatz aufhält und nicht arbeitet. Das muss ich dann also auch entsprechend durchziehen. Dass ich keine Lust habe, zu arbeiten, liegt wiederum an nichts Speziellem sondern an einer Vielzahl an Kleinigkeiten: ich habe seit ein paar Tagen Appetit auf Rührei aber nie abends (wenn ich es zubereiten könnte), ich hänge seit längerem in einem Buch fest aber schlafe dabei abends immer sofort ein, komme also nicht weiter, ich möchte ein paar aufwändigere private Anrufe machen, die man nur zu üblichen Geschäftszeiten machen kann, ich möchte schwarzen Tee und Kaffee mit Hafermilch trinken, beides schaffe ich aber morgens auf dem Balkon nicht, manchmal geht sogar keins von beiden zeitlichem Abstand zum Eisengebräu und im Büro steht beides nicht bzw. nicht in der von mir gewünschten Qualität zur Verfügung - was ich, bei genauerer Betrachtung, natürlich einfach ändern könnte aber egal, nun habe ich halt Urlaub genommen, statt die Getränkeversorgung im Büro revolutioniert. Und ich hatte mir irgendwie vorgestellt, in den letzten Wochen vor Mitte Oktober (ab Mitte Oktober ist bei mir beruflich traditionell die stressigste Zeit im Jahr) noch Überstunden abzubauen und jeden Tag vielleicht nur so bis 16 Uhr zu arbeiten, aber das hat sich nicht realisiert und wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch bis dahin nicht mehr realisieren, es ist einfacher, einfach einen Tag ganz weg zu bleiben.

    Was ich morgen tun werde, weiß ich noch nicht genau, also außer Rührei essen, Buch lesen, schwarzen Tee und Kaffee mit Hafermilch trinken und ein paar Anrufe machen. Möglicherweise fahre ich kurz ins Büro (haha), nämlich, wenn dort ein Päckchen ankommen sollte und es M sehr wichtig ist, das Päckchen sofort zu erhalten - möglicherweise schicke ich sie aber dann auch dahin, damit sie es selbst abholt.

    Und übermorgen ist dann bestimmt auch die schlimme Verletzung ausgeheilt.

    Montag, 20. September 2021
    20092021

    Der Toaster ist angekommen, es ist ein ganz normaler Toaster, es gibt nichts über ihn zu berichten außer über seine etwas irritierende letzte Meile zu mir. Der Empfang des Büros rief nämlich an. Es sei ein Paket für mich angekommen, auf dem ein Toaster abgebildet sei, ob ich das nun sofort bräuchte oder ob ich es auf dem Heimweg mitnehmen wolle? "Ich benötige jetzt zufällig gerade keinen Toaster in meinem Büro, ich komme später, vielen Dank!", sagte ich vorsichtig. Man hat ja keine Ahnung, wie das eigene Fremdbild ist, vielleicht war ich gerade dabei, irgendeinen speziellen Ruf etwa besonderer Hausfraulichkeit in meinem Raum nachhaltig zu zerstören. Darum ging es aber gar nicht. Vielleicht sei gar kein Toaster drin, alle möglichen Leute würden alle möglichen Umverpackungen wiederverwenden, alles natürlich völlig richtig, niemand konnte ja wissen, dass ich einen Toaster bestellt hatte, ich erklärte also kurz das Verhalten desjenigen Toasters, der in diese Moment im Karton des neuen Toasters im Flur auf den Abtransport in den Elektroschrottcontainers wartet und erklärte auch, dass meinem Kind ein Leben ohne Toaster nicht möglich sei und der Empfang sagte "Das verstehe ich total, bei mir ist es TK-Lasagne!"

    Weiter bekam ich heute neue Masken geliefert. Ich kann dieses OP-Babyblau nicht mehr sehen, ich habe nun ein kräftiges Pink, ein Jeansblau und schwarz. Insgesamt nochmal 300 Stück. Wird das dann mal reichen? Ich habe übrigens einen Lippenstift gefunden, der unter der Maske hält, nicht nur unter der Maske, man kann wohl irgendwas mit Öl und 5 Minuten Einweichen machen aber das mache ich natürlich nicht, wer hat die Geduld zu sowas, ich habe nun also eine Art Permanent-Make-up. Permanent-Lippenstift. Ist doch auch schön.

    November seit 6610 Tagen

    Letzter Regen: 28. April 2024, 22:43 Uhr