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    Mittwoch, 16. Juni 2021
    16062021

    Fragmente sitzt in ihrem Schlafzimmer und bloggt, ich sitze im Gästezimmer an meinem Schreibtisch und blogge über Fragmente.

    Ich weiß gar nicht, so ich anfangen soll, alles ist so unglaublich gut. Zum Beispiel, dass hier keine TARDIS mehr ist, Fragmente bedauert es zwar, dass daher hier auch kein Headset mehr ist aber ich fühle mich ohne Headset viel wohler. Fragmente bemängelt, dass sie hört, wie meine Gabel über den Teller kratzt (es gibt Nudeln mit scharfer Thunfisch-Soße) und wie der Hubschrauber über das Haus fliegt, ich wende ein, dass ich es an Headsets ja gerade so unkomfortabel finde (neben dem störenden Einfluss auf die Frisur, die ich aber derzeit ja sowieso nicht habe, Friseurin ist erst morgen), dass sie mich von der Umgebung abschneiden und dass sie all diese Geräusche ja auch hören würde, wenn wir uns gegenüber säßen, Fragmente sagt, dann klängen sie weniger künstlich. Wir kommen da nicht überein, ich vermute, die Lösung wird sich ergeben, wenn wir uns einfach wieder live treffen. Das finde ich auch gut.

    Ich bin so entspannt, wie seit Monaten nicht, was unter anderem daran liegt, dass mein Berufs- und Privatleben jetzt wieder einer räumlichen Trennung unterzogen sind. Jeden Morgen freue ich mich, das Haus zu verlassen und in Geräuschen zu baden und jeden Abend freue ich mich, nach Hause zu kommen und da nichts arbeitsmäßiges vorzufinden. Ich habe schon immer gesagt, dass mich im Job so gut wie nichts wirklich anficht einzig und allein aus dem Grund, dass ich noch ein zweites, völlig anderes Leben habe. Dass diese zwei Leben plötzlich zu einem großen amöbenhaften Ganzen verschmolzen, war nicht gut für mich.

    Eigentlich wollte ich mein Leben noch ein gutes Stück über das Hervorragende hinaus besser machen und heute Abend Erdbeermarmelade kochen. Ich bekam aber keine dazu dienlichen Erdbeeren. Statt dessen ging ich spontan zur Augenbrauenzupferin, weil aus ihrem Studio Vogelgezwitscher vom Band herausscholl, das gefiel mir, und drinnen lief eine Klimaanlage, das gefiel mir noch viel besser, so gut, das sich länger bleiben wollte und auch noch "Oberlippe" machen ließ. Das führte dazu, dass Fragmente mich vorhin im Video fragte, ob ich eine neue Brille hätte. Vermutlich sieht man die Brille, die ich ja seit Dezember habe, nun erstmals richtig, weil sie bislang zwischen Augenbrauen und "Oberlippe" überwuchert wurde.

    Weitere Abenteuer heute: ich ließ in der Apotheke ein Impfzertifikat ausstellen und lud es in die entsprechenden Apps, das war sehr unspektakulär und ich weiß nicht so richtig, ob ich es jemals brauchen werde, aber ich wollte es mal ausprobieren. Nach so viel Nicht-Erleben sind mir auch kleinste neue Erlebnisse willkommen.

    Fragmente tippt und tippt, ich darf heute auf ihren Bildschirm schauen, er ist zu klein, als dass ich viel erkennen könnte. Aber ich finde es schön, wie ein Absatz nach dem anderen da erscheint.


    Die nächsten Tage sind voller Pläne: Friseur, Karaoke, Fragmente treffen, Gesangsstunde, Lesedings. Jetzt setze ich mich in den Sessel und freue mich darauf.

    Mittwoch, 16. Juni 2021
    15062021

    Vor vielen Wochen habe ich den Balkon umgestaltet und neben den Balkonmöbeln auch noch ein paar andere aussortiert und ersetzt. Und den Sperrmüll bestellt, der aber erst Mitte Juni zur Abholung kommen sollte.

    Irgendwo musste das Zeug natürlich hin in der Zwischenzeit, ein wenig passte in den Keller, anderes räumte ich ins Schlafzimmer und in den Flur. Mehrere Tage fieberte ich auf den Sperrmülltermin hin, konnte ihn kaum erwarten. Nach einiger Zeit begann die kleine Katze, auf der Truhe zu schlafen, die im Flur ihr Zwischenlager fand.

    Irgendwie sind seitdem dann die Sachen mit ihren neuen Stellen in der Wohnung verwachsen, umso überraschender traf mich der vor wenigen Minuten auf meinem Handy erscheinende Reminder, dass der Sperrmüll morgen abgeholt wird, ab 6 Uhr!

    Mit M habe ich nun alles runter getragen und vor das Haus gestellt. Es wirkt nun irgendwie leer hier. Und ich glaube, die kleine Katze ist beleidigt.

    Dienstag, 15. Juni 2021
    14062021

    Am Freitag bekam ich einen dicken Umschlag mit vielen Dingen zum Unterschreiben. Ich bearbeitete den gesamten Inhalt, steckte ihn wieder in den Umschlag zurück und stellte fest, dass darauf die vielen vorgesehenen Zeilen für Empfänger*innen eigentlichs chon alle voll waren. Einen anderen Umschlag hatte ich aber nicht zur Hand, daher nahm ich ein gelbes Post-it, schrieb den Namen der Empfängerin gut sichtbar darauf und befestigte es an zwei Seiten mit Klebeband darauf.

    Weil ich das Büro dann sowieso verließ, es war ja Abend, nahm ich den Umschlag ein Stockwerk nach unten mit und legte es der Abteilung, die für die Postverteilung zuständig ist, auf den Tisch. Das Zimmer der Empfängerin ist nur ein paar Räume weiter, es war aber abgeschlossen und ich habe zwar einen Generalschlüssel aber den benutze ich nur, wenn es dringend notwendig ist.

    Heute gegen Mittag fragte die (theoretische) Empfängerin mich nach den Unterlagen. Ich war verwundert, rief in der Postverteilungsstelle an, dort wurde mir gesagt, ja, man habe den Umschlag wohl morgens dort gesehen, er sei aufgefallen wegen des Post-its, aber wo er jetzt sei wüsste man nicht, vermutlich habe man ihn der Empfängerin ausgehändigt. Es hob ein großes Palaver zwischen der Empfängerin und dieser Abteilung an, bis sie sich gemeinsam einigten, ich solle mich doch bitte erinnern, was genau in dem Umschlag war, damit man es möglicherweise reproduzieren könne und ich das alles nochmal unterschreibe. Worauf ich antwortete, es sollte jetzt umgehend das Reden eingestellt und statt dessen der Umschlag wieder aufgefunden werden, meinetwegen unter Zerlegung des gesamten Büros in seine einzelnen Atome, jedenfalls wolle ich garantiert nichts mehr von dieser Angelegenheit hören.

    Gehört habe ich folglich auch nichts mehr, wüsste jetzt aber zu gern ob und wo das Ding wieder aufgetaucht ist. Aber fragen will ich auch nicht.

    Sonntag, 13. Juni 2021
    13062021

    Gestern habe ich nichts geschrieben, aus sehr gutem Grund, ich hatte nämlich Besseres zu tun!

    Ich war mit Violinista beim Karaoke und damit seit sehr vielen Monaten erstmalig mit einer haushaltsfremden Person gemeinsam in einem Innenraum, der weder ihr noch mein Zuhause ist, zu Freizeitzwecken und natürlich unter Einhaltung diverser medizinischer und hygienischer Maßnahmen. Was für Begrifflichkeiten das allein schon sind.

    5 Stunden waren wir beim Karaoke und das hat eigentlich noch immer nicht gereicht, ich hatte das Gefühl, ich sei ein ausgetrocknetes Stück Schwamm, das Begegnungen und Erlebnisse aufsaugen muss, um wieder lebendig zu werden und die gestern aufgesaugte Begegnung&Erlebnis reichte zwar aus, mich so mit Energie zu füllen, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte (also, als wir dann um halb 3 ins Bett gingen auch noch nicht) aber dennoch ist der Schwamm jetzt schon wieder so gut wie ausgetrocknet.

    Ich werde, "wenn die Pandemie vorbei ist" (meint in diesem Text: wenn es wieder üblich ist, sich im Alltag keine Kontaktbeschränkungen mehr aufzuerlegen) mehr Begegnung&Erlebnis benötigen, große Mengen und in hoher Schlagzahl, quasi eine Begenungs&Erlebniskur, um wieder wirklich lebendig zu werden. Da werden wir noch Spaß bekommen, behaupte ich mal.

    Samstag, 12. Juni 2021
    11062021

    Es war so gut wie antizipiert und noch viel besser: als ich heute Morgen das Haus verließ fühlte ich mich so, wie ich - aus der Lektüre von Büchern und dem flüchtigen Mitansehen von Fernsehen - mir vorstelle, wie sich Leute fühlen, die gerade aus dem Knast kommen. Geradezu übermütig ging ich sowohl in einen Supermarkt als auch zu einem Bäcker (Grundausstattung an Pausenverpflegung besorgen) und dann ins echte Büro.

    Dort herrschte himmlische Ordnung, alles hatte seinen Platz, alles ging schnell und reibungslos und wenn was hakte (Papierstau, fehlendes Material, Belange rund um die Kaffeemaschine) konnte ich wen anrufen, der sich darum kümmerte. Und am Nachmittag stellte jemand eine Tasche mit coronakonform einzeln verpacktem Eis am Stil in die Küche.

    Noch besser war nur das Nachhausekommen: auch da alles ordentlich, kein Arbeitskrempel weit und breit und damit ganz definitiv Feierabend.

    Donnerstag, 10. Juni 2021
    10062021

    Heute gegen 19 Uhr kam es zu einem historischen Moment, nämlich: ich schaltete den Arbeitscomputer bei mir zu Hause aus, schaute höchst zufrieden zu, wie er runterfuhr, riss dann das Zettelchen mit der "1" von meinem Post-it-Block ab und warf es in den Müll.

    Dann zog ich die Tischplatte vor, entstöpselte alle Kabel, füllte 3 IKEA-Taschen mit Technik und drei Umzugskartons mit anderem Bürozubehör und schob alles vor (hinter - von drinnen meine ich) die Wohnungstür. Ich nahm ein feuchtes Tuch und wischte die Tischplatte, holte den Staubsauger und saugte den Boden, kroch unter den Tisch und saugte mit dem Staubsaugerrohr in alle Ritze. Verstaute die TARDIS in einer Nische, stellte den Gaming-PC wieder auf, verkabelte ihn und schaltete ihn ein. Der zieht jetzt die Updates von einem halben Jahr, viel Vergnügen.

    Morgen fahre ich ÖPNV. Ich bin ein wenig aufgeregt, nicht ängstlich-aufgeregt sondern eher gespannt aufgeregt. Seit der 5. Klasse fahre ich täglich ÖPNV mit Pause halt in den Ferien/zur Urlaubszeit oder wenn ich phasenweise Rad fahre. Ich fahre sehr routiniert ÖPNV, in bisher jeder Großstadt, ich schaue einmal auf einen Liniennetzplan und weiß dann so ungefähr Bescheid, ich fühle mich - und wirke dadurch - so sicher, dass mich in Ländern, deren Sprache ich noch nicht einmal beherrsche, Einheimische nach der besten Verbindung fragen. Ich liebe ÖPNV ungefähr so sehr wie ich Autofahren hasse, man könnte sagen: der ÖPNV ist mein safe place.

    Das letzte Mal saß ich, wenn ich mich richtig erinnere, Ende September in einem öffentlichen Transportmittel. 8 Monate ist das her. So lange bin ich, wie gesagt, seit der 5. Klasse nicht mehr nicht ÖPNV gefahren.

    Wenn ich dazu betrachte, dass ich die letzten 6 Monate an einem Ort gearbeitet habe, an dem ich nie arbeiten wollte fühlt es sich gerade so an, als sei ich sehr lange sehr krank gewesen. Und jetzt wieder gesund.

    Mittwoch, 9. Juni 2021
    09062021

    Frau Fragmente hat 0 Kommentare, 2 Wochen nicht gebloggt und niemand hat sie vermisst. Sagt sie. Egal, heute bloggt sie wieder, sie ist in ihrem Arbeitszimmer, war frisch beim Friseur und die Sonne scheint durch die Jalousien auf die neue Frisur. Und ich sitze in meiner TARDIS - es ist der vorletzte Tag!! - und blogge über Frau Fragmente.

    Frau Fragmente wollte ein Spiel mit mir spielen, "klick mal einen Tag im Juni 2016 an" sagt sie. Wir klicken auf den 09.06.2016 und da steht:

    "4. Wenn Du wählen könntest: HomeOffice oder jeden Morgen ins Büro oder und?
    Wie oder und?! Tendenziell muss ich jeden Morgen ins Büro, ich verlottere sonst leider. Ich brauche Struktur von außen. Ich kann kein Homeoffice, dann arbeite ich schlichtweg nicht."

    So. Jetzt bin ich unsicher, ob ich das mit Genugtuung zitieren soll ("Ich habe es vor 5 Jahren schon gewusst!!!") oder ob ich mit distanzieren soll ("Natürlich arbeite ich auch von zu Hause!!!"). Vielleicht kann man zusammenfassend sagen, dass mich die Arbeit von zu Hause so ankotzt, dass ich das übliche Wort dafür aus meinem Wortschatz gestrichen habe. Und auch gar nichts mehr darüber schreiben will, es nervt mich viel zu sehr, sollten Sie (warum auch immer) doch noch Näheres darüber erfahren wollen, müssten Sie mich zu einem Bier einladen.

    Frau Fragmente schreibt jetzt auch was, statt weiter in alten Einträgen zu wühlen.

    So, was gibt es zu berichten? Ich trage heute ein langärmliges Herzbruch-Oberteil, das eigentlich der Witterung nicht angemessen ist, mir aber so gut gefiel. Es ist hochgeschlossen, sehr kleinkariert schwarz-weiß gemustert und hat Verzierungen an den Ärmeln. Da es eigentlich nicht luftig genug ist, konnte ich ihm gleich noch ein weiteres Lob aussprechen: auch wenn man den ganzen Tag ein wenig überhitzt darin verbringt, riecht es am Abend noch taufrisch. Sowas ist wichtig!

    Dazu trage ich eine schwarze dünne Jeans, die, wie ich lernte, eine Sommerhose ist, sie ist nämlich 7/8 lang. Ich hatte befürchtet, sie sei zu kurz, Frau Herzbruch ist ja kleiner als ich. Aber man hat das wohl so. Da will ich dann nicht widersprechen, brauche nur noch Schuhe zu der Hose, so führt eines zum anderen.

    Ansonsten bin ich heute vom vielen Sprechen ermattet. Ich habe, glaube ich, von 8 Uhr an bis vorhin durchgeredet. In vielen langen Telefonaten und Videokonferenzen, alles eher ungeplant, ich hatte für heute nicht so viel Redebedarf vorausgesehen aber ich glaube, es war gut und ich bin gespannt, was sich daraus ergibt.

    Für den Rest des Abends möchte ich aber gerne schweigen.

    Mittwoch, 9. Juni 2021
    08062021

    Komme gerade von einem Parkplatztreffen mit Frau Herzbruch zurück - ich habe auf diesem Parkplatz schon Teile meiner Jugend verbracht und auch im Erwachsenenleben bietet er zahlreiche positive Aspekte, nämlich:

    a) er ist der bessere von zwei schlechten Parkplätzen, der andere ist aber extrem schlecht, so schlecht, dass Frau Herzbruch das Parken dort mal verweigerte
    b) er hat Altglascontainer auf sich drauf
    c) er hat eine Packstation
    d) es ist immer was frei
    e) man darf eigentlich nur 2 h da stehen aber ich habe noch nie ein Knöllchen bekommen
    f) er ist eine Abkürzung auf dem Weg von meinen Eltern zu meiner Schwester und von meiner ehemaligen WG zu meinen Eltern

    Auf dem Parkplatz - ich kam aus Gründen des Tagesablaufs in meiner eigene Kleidung, nicht in Herzbruch-Kleidung, hatte das aber vorher telefonisch so angekündigt (Erwartungsmanagement) und Frau Herzbruch und ich sind so verblieben, dass sie nie beleidigt sein wird, wenn ich mal doch nicht Kleidung von ihr trage sondern etwas anderes - übergab sie mir endlich die Schuhe, ich zog sie sofort an, man könnte annehmen, um zu probieren, ob sie passen, in Wirklichkeit war es, damit es Frau Herzbruch unmöglicher wird, sie mir wieder wegzunehmen. Man kann jemandem ja viel schneller einen Karton aus der Hand oder aus dem Kofferraum reißen als einen Schnürschuh vom Fuß.

    Ansonsten wurden mir noch 4 Blazer übergeben, anmoderiert wie folgt:

    1. Blazer "der ist sehr schön und nie getragen"
    2. Blazer "der ist noch schöner und ich werde ihn ab und zu von dir ausleihen"
    3. Blazer "das ist das Modell Angela-Merkel-im-Winter"
    4. Blazer "den haben wir zusammen gekauft, wir sind extra für ihn zurückgegangen, weil wir ihn aus Gründen, die ich vergessen habe, nicht beim ersten Mal mitnehmen konnten, er passt dir perfekt" (Ergänzung ich: wir hatten vermutlich zu viel anderes Zeug gekauft und konnten ihn nicht mehr tragen)

    Ich werde also demnächst sozusagen Geschichte tragen. Und noch schönere Schuhe!

    Dienstag, 8. Juni 2021
    07062021

    Un-glaub-lich genervt gewesen in meiner TARDIS, es war ungelogen alle 10 Minuten irgendwas Störendes, ich hab von 8 bis 19:30 Uhr gestrampelt und nix auf die Reihe bekommen.

    Noch zwei Tage. Hallelujah.

    Montag, 7. Juni 2021
    06062021

    Heute Morgen (also mittags) um 12 verkündete ich dem Gesangslehrer auf seine Frage hin, ob ich ihm vor dem nächsten Unterricht noch eine Aufnahme schicken könnte: naja, klar, das Wochenende kommt ja erst!

    Irgendein Wochenende kommt natürlich immer. Belassen wir es einfach mal damit.

    Ich war heute nirgendwo, saß aber, um private Dinge zu erledigen, viel an meinem mit Bürozeug vollgemüllten Schreibtisch, blablablablablablablablabla (Sie können die folgenden Absätze selbst schreiben, Sie wissen Bescheid).

    Highlights des heutigen Tages: Rhabarbermarmelade gekocht. Gerade eben, weil ich sie eigentlich mit M kochen wollte, M aber keine Zeit fand und dies erst halt gerade eben mit letzter Sicherheit sagen konnte. Dabei stellte ich fest, dass ich einen neuen Pürierstab brauche. Eine Empfehlung dazu benötige aber ausdrücklich nicht, ich weiß ganz genau, welchen ich möchte, nämlich Braun Multiquick 7 "für die härtesten Zutaten". Jawohl, ich habe Pläne. Bisher möchte ich Braun Multiquick 7 aber nicht bezahlen, ich habe schließlich einen Pürierstab, der vor den Zutaten der Härtestufe "lapschige Rhabarberstange" aber mittelweile eher zurückschreckt. Ich hoffe, er geht bald kaputt.

    Weil ich ja jetzt auch nachts wieder raus darf spazierte ich danach noch zum Auto und holte die letzte Kiste mit Herzbruch-Kleidung. Weitere (im Sinne von "mehrere", ansonsten genau das Gegenteil von "weitere") Hosen. Ich habe jetzt mal aus Spaß gezählt (natürlich nicht in Wirklichkeit aus Spaß, das sagt man nur so, ich mache nie irgendwas aus Spaß, ich wollte ein Gegengewicht zu dem Feinstrumpfhosenübermaß schaffen, das zuzugeben sie mich im Podcast genötigt hatte) und es handelt sich um exakt 30. Naja plus die, die ich trug und die zwei, die ich gestern und vorgestern trug. Heute war es eine normalblaue Jeans mit doppelter Beinnaht, saß perfekt, nicht büro- aber durchaus freizeitgeeignet. Man benötigt ja auch Freizeitkleidung. Glaube ich. Ich erinnere mich nicht genau, wie ich das mit der Kleidung präpandemisch gehandhabt habe, musste mich heute auch kurz vergewissern, wann es Zeit ist, sich von einem geliebten Kleidungsstück zu verabschieden, wenn man nur zu Hause herumschlurft merkt man das ja alles nicht genau. Einstimmige Meinung im virtuellen Büro: wenn man das Kleidungsstück beim Einkauf im Supermarkt mit einer Hand festhalten muss, damit es nicht runterrutscht, ist die Zeit für den Abschied gekommen. Auch wenn dies nur manchmal und nicht bei jedem Schritt geschieht.

    (Nachgedanke hier: vielleicht folgt man in Bezug auf den Pürierstab derselben Logik wie bei der Hose, sprich, wenn er nicht mehr richtig passt, ist es Zeit für den Abschied? Sollte ich irgendwann mal nachts wachliegen, werde ich es bedenken.)

    Jedenfalls, ich möchte diese Freizeithose behalten und das graue Freizeitshirt, das ich dazu trug, auch. Entsorgt habe ich dafür ein T-Shirt Größe XS mit diesen gelben konischen Figuren drauf, ich habe vergessen, wie sie heißen, es gab mal einen Film von ihnen (den ich aber nicht gesehen habe) und danach steckten sie in Überraschungseiern und man kann GIFs mit ihnen bei Twitter posten. Da sind Sie überrascht, dass ich ein solches T-Shirt mein eigen nenne, was? Zurecht, ich auch. Das T-Shirt lag heute bei uns auf dem Badezimmerfußboden, M bestritt, dass es ihres sei, Herr N bestritt, dass es seines sei, beide waren sich vollkommen sicher, die Katzen tragen keine Kleidung, Besuch kommt nicht, die logische Schlussfolgerung ist, dass es mein T-Shirt sein musste, denn ich bin mir nie über irgendetwas vollkommen sicher, da ist immer so eine kleine Restunsicherheit, ein kleiner Riss im Horizont, der mir einen Blick in eine andere Realität ermöglicht, in der ich möglicherweise ein T-Shirt XS mit gelben konischen Figuren, bekannt aus Film- und Fernsehen, trage. Oder trug, ich habe es nämlich jetzt entsorgt. Und einen Kissenbezug, der kleine Löcher von Katzenkrallen hatte.

    So eine 100%-Sicherheit in sich zu tragen stelle ich mir übrigens unglaublich entspannend vor. Dann gibt es ja nichts mehr zu denken. Mir begegnet das (für mich erstaunlich) oft, gerade auch beruflich, so gut wie alle wissen immer ganz genau, wie etwas ist und wie etwas kam und wer was falsch macht und was in Wirklichkeit richtig wäre. Ich weiß das nie, ich habe immer nur Näherungswerte.

    Jetzt habe ich den Faden verloren. Ist aber ja auch egal. Vermutlich.

    November seit 7041 Tagen

    Letzter Regen: 04. Juli 2025, 08:29 Uhr