• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Sonntag, 3. Mai 2020

    Im Stapel des Grauens verbarg sich heute eine angenehme Überraschung.

    Ansonsten: Marmorkuchen, Apfeltaschen, Nudelsalat, gebratener Reis.

    Samstag, 2. Mai 2020

    Es gab heute ein großes Ereignis, einen Meilenstein, eine Wasserscheide, das Universum stand einen kleinen Moment still:

    Im Hause Novemberregen war gegen 18:37 die komplette Papierablage erledigt.

    Kein Papier mehr, das nicht in seinem Ordner an der richtigen Stelle ruhte. Kein schwankender Stapel, den ich mit schwankender Laune beobachte und mit schwankender Stimme sage "also irgendwo da drin muss die benötigte Information sein". Alles an seinem Platz.

    Ich kann dann jetzt anfangen, die Korrespondenz zu beantworten.

    Donnerstag, 30. April 2020

    Langes Wochenende, hurra! Ich habe schon die Zeitung gekauft, mit der ich, nachdem ich sie gelesen habe, die Fenster putzen werde!

    Mittwoch, 29. April 2020

    Frau Fragmente sitzt an ihrem Schreibtisch und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente.

    Wir sind heute im Schlafzimmer von Frau Fragmente. Abwechslung muss sein. Sie sitzt an einem relativ schmalen Schreibtisch, das weiß ich, weil ich zum einen eben einen kurzen Kameraschwenk durch den Raum sah und weil ich zweitens diesen Schreibtisch auch live kenne. Er steht am Fußende vom Bett an der Wand, so wie in vielen Hotels. Aber wie gesagt, da sitzt sie, das sehe ich eigentlich jetzt gerade nicht. Ich sehe ein Eckchen vom Fußenende vom Bett und eine weiße Kommode. Könnte Hemnes sein. Auf der Kommode: eine Kerze glaube ich, etwas Schwarzes, ein weißes Kästchen mit kleinen Schubladen und oben drauf Gedöns (Schmuck? Parfum?), ein Ding das sicherlich keine Trockenblume ist, das kann ja nicht sein, Bücher, Deo oder so, etwas Zeug. Zwischen Kommode und Wand eingepackte Bilderrrahmen, jeder hat ja irgendwo Bilderrrahmen herumstehen, die er immer mal aufhängen wollte oder in den Keller bringen, Frau Fragmente also dort, zwischen der evtl.-Hemnes-Kommode und der Wand. Unter der Kommode ist auch noch was. Quadratisch mit abgerundeten Ecken, evtl. eine Waage. Über der Kommode ein Sonnenauf- oder -untergangsbild. Wände weiß, Teppich grau (glaube ich, sieht man schlecht), hinter ihr noch eine offene Tür in einen anderen Raum, ich bin im räumlichen Denken ja etwas herausgefordert und kann daher trotz Kenntnis der fragmenteschen Wohnung nicht sagen, wo diese Tür hinführt. Ich sehe irgenwdas, das ausiseht, wie Thermoskannen, aber es könnte auch Haarspray sein, Küche ergibt als Raum jedenfalls überhaupt keinen Sinn, eher Ankleidezimmer.

    Das Schlafzimmer hat auch eine sehr schöne Aussicht, über die Dächer in den Sonnenuntergang, die Aussicht erinnert mich an die Aussicht aus dem Gästezimmer meiner Schwester in Schottland. Auch von der Größe her und weil eine Gardine davor ist. Meine Fenster sind komplett anders geformt und haben keine Gardinen sondern Vorhänge. Ich mag das Gardinenfenster mit der Aussicht.

    Eine schöne Haarffarbe hat Frau Fragmente in diesem Licht - oder ob sie die getönt hat? Kupergold, würde ich sagen. Sehr hübsch. Die Haare sind lang geworden. wem geht das nicht so, seufz, seufz, seufz. Mich selbst sehe ich auch im Bild, habe vergessen, das auszuschalten. Ich finde, ich sehe etwas komisch aus heute, habe ein ganz glattes, irgendwie rosafarbenes Gesicht. Evtl. habe ich versehentlich einen Filter eingeschaltet. An der einen Kopfseite habe ich ein abstehendes Haarbüschel, ich glaube, da hat M. ungeschickt geschnitten, man hätte da wohl einen sanfteren Übergang vom Untercut zu den "langen" Haaren gebraucht. Nunja. Corona-Cut halt.

    Ich habe gerade noch gegessen, heute war wieder alles etwas spät und das obwohl es kein anstrengender Tag war. Nur ein langer und gut gefüllter, ich habe viele Kröten erlegt, berufliche und private und dann habe ich noch Post weggebracht und dabei einen Spaziergang gemacht, plötzlich war es 20 Uhr. Also habe ich schnell gekocht. Passiert es Ihnen auch manchmal, dass Sie sich in der dritten Person wahrnehmen? Manchmal, meistens, wenn es sehr stressig ist, habe ich eine Stimme in meinem Kopf, die das, was ich tue, in der dritten Person vorwegnehmend beschreibt. Ich muss dann nur tun, was beschrieben wird, schon ist es weniger anstrengend, weil ich ja nicht mehr denken muss. Außerdem formuliert die Stimme recht ansprechend, ich fühle mich also zunehmend entspannter und gut unterhalten. Das geht in etwa so:

    "Griechisch, ich mache griechisches Essen heute", dachte sie sich, denn alles, was Schafskäse enthielt konnte man doch pauschal als "griechisch" bezeichnen. Sie nahm die Bohnen aus dem Gemüsefach, sie hatten dort schon etwas lang gelegen, gleichzeitig war die Kühlschranktemperatur aber auf etwas zu kühl gestellt worden, so dass die Bohnen dennoch knackig waren. Anders knackig, aber: knackig.

    So in etwa höre ich das. Danke, geht schon.

    Im Gespräch mit Frau Fragmente gerade eben kam es dazu - ich erinnere mich schon nicht mehr, wie - dass ich einen Staubsaugerroboter gekauft habe. Ich habe ja schon einen, der lässt aber sehr nach, die Saugkraft reicht nur noch für etwa eine halbe Stunde und dann will er auch noch immer dieselben Stellen saugen, nämlich a) die Fußmatte vor der Balkontür, b) genau die Stelle, an der die Katzennäpfe stehen, c) unter dem Aktenschrank. Bei niemandem auf der Welt ist es unter dem Aktenschrank so sauber wie bei mir, das wette ich.

    Jedenfalls, jetzt kommt ein zweiter, ich stelle mir vor, dass die beiden dann total kompetitiv um die Wette saugen, einer mehr und schneller und länger als der andere.

    So, es wird ein bisschen kalt an den Füßen (Balkontür ist auf) und ich muss mir ein wenig Schokolade holen. Zeit, das Bloggen zu beenden.

    Mittwoch, 29. April 2020

    Sehr müde heute, ich sage ja immer, das ist wie beim Fahrradfahren: hat man nicht mehr genug Geschwindigkeit, fällt man um.

    (Gute Nacht)

    Dienstag, 28. April 2020

    Ich bin total aufgeregt, denn es sah heute irgendwann plötzlich so aus, als könnte ich meinen Stapel des Grauens tatsächlich bezwingen. Natürlich nicht sofort, ein paar Wochen (Monate) wird es noch dauern, aber zum ersten Mal überhaupt scheint es möglich zu sein. Glaube ich. Es kommt natürlich immer etwas nach, aber ich halte es nun für nicht mehr ganz ausgeschlossen, dass auch ich irgendwann wieder ein Leben führe, in dem man sich immer nur dem Poststapel von etwa einer Woche widmen muss.

    Ganz sicher bin ich allerdings noch nicht. Bleiben Sie dran!

    Montag, 27. April 2020

    Das war ein entspanntes und ruhiges Wochenende und "die aktuelle Situation" (ich kann diesen Ausdruck nur noch in Anführungszeichen schreiben und sprechen) brachte mir einen ganz unerwarteten Vorteil: es war ja absolut sonniges Wetter und normalerweise verspüre ich an sonnigen Wochenenden einen gewissen sozialen Druck, "nach draußen zu gehen, wenn doch die Sonne so schön scheint!". Aber es ist hier allgemein bekannt: ich mag keine Sonne.

    Heute war die Sache natürlich anders. Klar gingen auch heute in meinem Umfeld Leute raus, aber ich konnte mich, statt mich gewissermaßen aufgefordert aber widerwillig zu fühlen, ich wonniger Überlegenheit suhlen - und das alles vom Sofa aus, von einem der Sofas, teilweise Sessel oder auch Bett oder Fußboden. Jedenfalls alles drinnen.

    Das war schön.

    Sonntag, 26. April 2020

    Unerwartet habe ich einen kleinen Trick gefunden, wie die Katzen mich nachts unterbrechungsfrei schlafen lassen: die Katzen sind jetzt selbst nachts immer sehr müde.

    Das kommt so, weil ich nun auf dem Balkon Vögel füttere. Hinter dem Katzennetz natürlich (bzw. davor, je nach Blickrichtung, also jedenfalls auf der Seite, auf der die katzen nicht sind). Dort habe ich so einen kleinen "Außenseiteblumentopfhalter" aufgehängt eine Schale hineingelegt und sie mit Erdnüssen und mittlerweile auch Rosinen gefüllt. Es hat ein paar Tage gedauert, aber mittlerweile habe ich eine Wildtaube, ein paar Meisen und Hausrotschwänze, eine Amsel, zwei Elstern und eine Krähe gesehen. Und irgendeinen relativ fetten Vogel, von dem ich nur das Hinterteil sehen konnte, denn er saß oben bei den Nachbarn auf der Brüstung und wartete wohl darauf, bis die unter ihm laut gackernde Katze verschwindet - das Hinterteil des fetten Vogels saß von 4 Meter weiter unten aus, als könnte es zu einer Ente gehören, aber das ist ja doch eher unwahrscheinlich.

    Mit der laut gackernden Katze sind wir aber beim Thema: die Katzen finden das natürlich unglaublich spannend. Den ganzen Tag sind sie nun draußen und lauern oder liegen drinnen so, dass sie rausschauen können, und lauern. Sind Vögel in der Nähe, springen sie auf den Balkontisch und drehen die Köpfe wie wild, sind höchst aufgeregt, folgen mit dem Körper dem Kopf und fallen auch schonmal vor Aufregung vom Tisch. Geschlafen wird, so lange es hell ist, kaum noch, es könnten ja Vögel kommen. Dementsprechend erschöpft sind die Katzen in der Nacht.

    Hehe.

    Samstag, 25. April 2020

    Ich hatte heute großen Spaß daran, mit einer anderen Stimme zu sprechen. Nämlich mit der meiner virtuellen Bürokollegin. Im Büro tratscht man ja auch, ich tratschte über eine Mail, die ich erhielt. An einem meiner allerbesten Tage hätte ich auf eine solche Mail vermutlich mit gelassenem Ignorieren reagiert; allerbeste Tage sind im Moment jedoch rar und so reagierte ich mit starkem Augenrollen und einem besonders beherzten Schlag auf die Delete-Taste.

    Die virtuelle Bürokollegin lachte im anderen Bildschirm und fragte nach dem Anlass für so viel Gestik und Mimik, also trug ich vor. Und erhielt als Antwort die Anregung, ich solle doch mal nett sein, gleich mit Formulierungsvorschlag.

    Ich halte mich tatsächlich für einen sehr netten Menschen, denke aber häufig in Situationen "das kann doch nicht ernst gemeint sein, mir dieses Anliegen vorzutragen, meine Güte ruf Mama an oder sprich mit den Sorgenpüppchen!" Dass ich das nicht laut sage sondern einfach die Delete-Taste drücke, finde ich sehr nett. Ich erfuhr heute, dass man sogar noch netter sein kann, wie gesagt, mit Formulierungsvorschlag, den ich gleich auch anwendete. 1:1, ohne Veränderung: was die virtuelle Bürokollegin sagte, tippte ich.

    Was der Empfänger der empathisch-zugewandten sehr netten Botschaft sich dachte, weiß ich natürlich nicht, ich erhielt aber bald eine ebenfalls freundliche Nachricht, die in Richtung ging ich solle mich bitte nicht sorgen, es sei halb so wild und die Angelegenheit bedürfe nun doch nicht meiner Aufmerksamkeit.

    Das war für mich in zweierlei Hinsicht sehr befriedigend. Zum einen war die Angelegenheit ganz klar abgehakt und nichts, das nur bei mir gelöscht ist aber noch anderweitig im Raum herumdiffundiert. Und zweitens war es beeindruckend, ein neues Instrument so unmittelbar anzuwenden und in seiner Wirkungsweise zu betrachten, wie ein neues Spielzeug oder eine neue kleine Maschine. Kill them with kindness, smother them with love, es funktioniert tatsächlich!

    Freitag, 24. April 2020

    Auf die Gefahr, wie eine gesprungene Schallplatte zu klingen: ich bin wirklich sehr sicher, dass ich ein total ruhiges Wochenende haben werde und vermutlich sogar morgen schon einen ziemlich ruhigen Freitag!


    (Hoffe sehr, das wird kein Running Gag. Oder ist es schon einer?)

    November seit 6615 Tagen

    Letzter Regen: 28. April 2024, 22:43 Uhr